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Die
Erfindung betrifft einen Reitsattel mit einer Sattelbaumformschale
und einer auf die Sattelbaumformschalenoberseite aufsetzbaren Efterschale
für den
Englischreitsport sowie Fork und Cantle bei einer Westernausführung.
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Bekannte
Patente im Vergleich stützen
meist Erfindungen, die aufwändige
Konstruktionen aufweisen und viele verschiedene Bauteile aus verschiedenen
Materialien zusammenfügen.
Beim bisher üblichen
Sattelbaum kommen Einzelteile zur Anwendung, wie Kopfeisen, Kopfbleche,
Stahlfedern, Efterbleche, Sturzfedern, Efterkränze, Holzteile, Stoßdämpfer, Gelenke
aus Stahl, angesetzte Ortenden und Trachten, sowie Kunststoff- und
Lederteile. Zusätzlich
werden die Sattelstrupfen für
den Sattefbauchgurt direkt am Sattelbaum befestigt oder sind zumindest
mit einer Gurtbandverbindung mit dem Sattelbaum verbunden. Des weiteren
werden häufig die
Sitzlederteile und die Sattelblätter
getrennt von einander um den Sattelbaum gespannt und an der Innenseite
des Sattelbaumes, an der zum Pferd zugewandten Seite, angenagelt
oder verschraubt. Bei der Verbindung dieser Einzelteile kommt es
zu einer Anhäufung
von Nagelreihen, Verschraubungen, Materialverdickungen und Materialschwächungen.
Durch die Verarbeitung entstehen, bereits ohne Nutzung durch den
Reiter, starke Zug- und Biegekräfte
auf den Sattelbaum. Somit stützen
bekannte Patente meist Erfindungen, die eine Auswechselung des Sattelbaumes
erschweren. Reitsättel
ohne Zubehörteile und
herkömmlicher
Bauart weisen meist ein Eigengewicht von 5 kg, bis zu 15 kg und
mehr auf.
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So
ist im Einzelnen beispielsweise aus der
GB 1 022 701 A ein Sattel
bekannt, der einen Rahmen aus flexiblen, laminierten Hickory Holz
besitzt. Bei dem Sattel nach der
US 2002/0174631 A1 kommen ebenfalls Holzschichten
zur Anwendung, und zwar abwechselnd mit Kohlefaserschichten. Ein
weiterer Sattelaufbau, ebenfalls in Leichtbauweise, ist aus dem
DE 19 39 952 U bekannt,
wobei hier Aluminium bzw. Kunststoff angewandt werden.
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Schließlich sei
noch auf die
US 2004/0182051
A1 , die
US
6 588 185 B1 und die
EP 1 489 043 A1 verwiesen, die Reitsättel mit
Sattelbäumen
zeigen, wobei für
die Herstellung dieser Kohlefasern verwendet werden. Der Sattelkopfbereich
ist nicht ausgespart.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, einen Reitsattel mit möglichst
geringem Gewicht und mit möglichst
wenigen Bauteilen zu schaffen, der aber eine ausreichende Stabilität gewährleistet,
sowie Pferd und Reiter beim Reitvorgang Vorteile verschafft.
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Die
Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Im
Wesentlichen wird dies dadurch erreicht, den Sattelbaum möglichst
leicht auszubilden und an Bereichen, die für die Auflage auf dem Pferderücken nicht
notwendig sind, Material zu reduzieren, aber an den für die Auflage
wichtigen Stellen, die dem Pferd zugewandte Fläche, zu erweitern. Es entsteht
eine vergleichsweise große
und ebene Auflagefläche
für den
Pferderücken.
Dazu kommt, dass die Individualität von Pferd und Reiter dadurch
unterstützt
wird, dass bei diesem Reitsattel der Sattelbaum kostengünstig nach
Maß angefertigt
und ausgetauscht werden kann.
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Der
Sattelbaum besteht hauptsächlich
aus einer Sattelbaumformschale und einer aufgesetzten Efterschale,
hergestellt mit Leichtbautechnik aus Kohlefaser im Guss oder Laminierverfahren.
Die Sattelbaumformschale weist keine Hohlräume auf. Dadurch kann die Sattelbaumformschale
dünn verarbeitet
werden und der Reiter kann möglichst
dicht am Pferd sitzen.
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Die
Efterschale ist möglichst
dünnwandig ausgebildet
und wird mit der Sattelbaumformschale verklebt oder anlaminiert.
Eine aufgesetzte Efterschale ermöglicht
die einmalig stufenlose Einstellung der Sitzgröße und ist in der Schalenausführung gewichtsreduzierend.
Sattelbaumformschale und Efterschale bilden mit einer Schaumstoffeinlage
die Sitzform für
den Reiter.
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Um
das Eigengewicht des Reitsattels weiter zu vermindern ist vorgesehen,
dass die Sattelbaumformschale ohne Kopfeisen, Stahlfedern, Sturzfedern,
Efterblech, Stoßdämpfern,
Gelenken aus Metall oder Kunststoff, Vorderzeugringe, angesetzten Trachten
und angesetzten Ortenden auskommt. Gegenüber herkömmlichen Sattelbäumen wird
eine deutliche Gewichtsreduzierung ermöglicht. Die Aufgaben der herkömmlich zusammengesetzten
Sattelbaumbauteile werden bei dieser Erfindung in einer Sattelbaumformschale
ebenflächig
und ohne zusätzliche
Bauteile integriert.
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Die
zur Stabilität
wichtigen Kräfteverhältnisse
von Biege- und Zugkräften
beim Reitvorgang sind durch minimale Materialverdickungen an bestimmten Stellen
in der Sattelbaumformschale integriert und stellen einen festen
Verbund dar. Dadurch werden unerwünschte Unebenheiten und Materialschwächungen
durch Verschrauben und Annieten unterschiedlicher Materialien und
Zusatzteilen an der dem Pferd zugewandten Seite vermieden.
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Der
wesentliche Vorteil, welcher mit der Erfindung gegenüber dem
Stand der Technik erreicht ist, besteht darin, dass die Sattelbaumformschale keinen
Vorderzwiesel aufweist. In der Branche wird der Vorderzwiesel auch
vordere Efterkante, Sattelkopf oder Kammer genannt. Aufgrund der
Materialien und so der Bauweise der Sattelbaumformschale ist der
Kopfbereich des Sattels nicht mehr notwendig. Dadurch ist ein hoher
Widerrist beim Pferd nicht mehr länger das Haupthindernis beim
Anpassen des Sattels. Der Sattel muss nicht unnötig hochgepolstert oder in
der Kammer enger gestellt werden um dem Widerrist ausreichend Platz
zu gewähren,
da der Kopfbereich des Sattels nicht mehr vorhanden ist.
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Bei
diesem Sattelbaum sind alle Bestandteile beim Reitvorgang materialtypisch
mitschwingend, aber in sich formstabil. Dadurch kann auf Verstärkungen,
Nietverbindungen und Stahlfedern zur Verstärkung weich-flexibler Sattelbaumteile
verzichtet werden.
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Bei
einer Ausgestaltung der Erfindung können für einen Westernsattel Fork
und Cantle nachgerüstet
werden. In diesem Fall sind Fork und Cantle ebenfalls aus Leichtstoffmaterialien,
wie bei der Sattelbaumformschale, hergestellt und werden auf die Sattelbaumformschale
aufgesetzt. Das Aufsetzen kann für
einen festen Verbund durch Verkleben oder Anlaminieren erfolgen.
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Eine
bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die zum Reitvorgang
in der Regel vorgesehenen Steigbügelriernen
durch die Sattelbaumformschale durchgeschlauf werden. Die Lage des
Steigbügelriemendurchlasse
kann so gewählt
werden kann, dass der Steigbügelriemen
den Reiter beim Reitvorgang in eine vorteilhafte Sitzposition verhilft.
Dafür wird
der Steigbügelriemendurchlass
so weit wie möglich
in Richtung Hinterzwiesel, auch hintere Efterkante genannt, zurückversetzt.
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Die
Sattelbaumformschale eröffnet
die Möglichkeit,
die Lage des Steigbügelriemendurchlasses auch
nach oben zu versetzen, damit der Steigbügelriemen im Schnallenbereich
nicht am Reiterbein scheuern kann.
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Bei
einer zweckmäßigen Weiterbildung
der Erfindung können
Hilfszügel,
Vorderzeuge und weitere Riemen durch die Sattelbaumformschale durchgeschlauft
werden. Dafür
ist vorgesehen, im vorderen Bereich mindestens einen Vorderzeugdurchlass
auszubilden. Dafür
sind keine gewichtbringenden Beschläge notwendig.
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Bisher
wichtige Lederteile eines Reitsattels können ganz oder teilweise weggelassen
werden, um weiter Gewicht zu reduzieren. Teile der Sattelbaumformschale
können
sichtbar bleiben. Dafür
ist vorteilhaft vorgesehen, dass Sitzlederteile, Sattelblätter und
Sattelbauchgurtstrupfen miteinander direkt verbunden sind. Dabei
können
die zum Halten des Reitsattels auf dem Pferdekörper benötigten Sattelbauchgurtstrupfen
an den Sattelblättern
rechts und links befestigt werden.
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Sattelbauchgurt,
Sattelbauchgurtstrupfen und Sitzleder bilden damit einen den Pferdekörper und
die Sattelbaumformschale umlaufenden Verbund. Die verbundenen Lederteile
bilden somit eine Haube, die über
die Sattelbaumformschale gestülpt wird.
Umfangreiche Befestigungen an der Sattelbaumformschale sind nicht
nötig,
da beim Verschnallen um den Pferdebauch die Lederteile über die
Sattelbaumformschale gespannt werden. Dadurch können weitere unvorteilhafte
Verschraubungen und Verbindungen für die branchenübliche Befestigung der
Sitzlederteile und der Sattelbauchgurtstrupfen an der Sattelbaumformschale
vermieden werden.
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Die
Sattelbauchgurtstrupfen haben somit keine direkte Verbindung zur
Sattelbaumformschale, auch nicht durch eine Gurtbandverbindung.
Dadurch wird zweckmäßig vermieden,
dass ein punktueller Zug auf die Verbindungsstellen der Sattelbauchgurtstrupfen
an der Sattelbaumformschale entsteht. Der vorteilhaft umlaufende
Verbund der Sitzlederteile, der Sattelblätter und der Sattelbauchgurtstrupfen
verteilt die Zugkräfte
auf die gesamte Breite der Verbindungen von Sattelblättern, Sitzlederteilen
und Sattelbaumformschale.
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Es
ist vorgesehen, dass die individuelle Anpassung und Veränderung
der Sattellage in herkömmlicher
Weise über
die Sattelkissen erfolgen kann. Der Aufbau des Reitsattels wird
dadurch stark vereinfacht,
dass der branchenübliche obere
Sattelnagel gleichzeitig die Aufhängung für die Sattelkissen darstellt und
leicht zugänglich,
jederzeit geöffnet
und wieder verschlossen werden kann. Für weitreichende Änderungen
der Passform ermöglicht
der bereits aufgezeigte vereinfachte Sattelaufbau der Lederteile,
ein einfaches und somit kostengünstiges
Auswechseln der Sattelbaumformschale.
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Der
Erfindung außerordentlich
dienlich erweist sich, dass für
die Erstellung der Sattelbaumlaminierformen analoge Messdaten zur
Anwendung kommen können,
die im späteren
Verlauf der Herstellung digitalisiert werden.
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Die
Messdaten können
zu jeder zeit an jedem Ort auch vom Reiter selbst erstellt werden..
Dabei werden mit einem Kurvenlineal Rückenlinien in Querrichtung
erstellt und auf DIN A3 Papier mit einem Stift aufgezeichnet. Für die Messungen
der Rückenlinie
in Längsrichtung
kann das Kurvenlineal mit einer Wasserwaage verbunden werden. Wasserwaage
und Kurvenlineal bilden eine Kurve und eine Gerade.
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Es
kann vorgesehen sein, dass die entstandenen Messdaten mit Hilfe
eines digitalen Zeichenboardes, vorzugsweise DIN A3, die aufgezeichneten Messdaten
digitalisiert werden können.
Des weiteren können
die entstandenen Daten Grundlage für eine Sattelbaumlaminier-
oder Gussform sein. Dafür
stehen branchenübliche
Rapid-Prototyping-Verfahren zur Verfügung.
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Diese
Messdatenerstellung können
ohne stationäre
Anlagen und Kamerainstallationen erstellt werden, und der Reiter
kann kostengünstig
den Messvorgang jederzeit wiederholen. Dies ist vorteilhaft und
zweckmäßig, da
ein Pferd keinen festen Körper
besitzt und sich je nach Alter und Training in der Sattellage und
vom Gebäude
her stark verändern kann.
Zudem lassen sich Pferde nur mühsam
transportieren.
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Für die individuelle
Maßanfertigung
der Sattelbaumformschale können
kostengünstig
Einmalformen erstellt werden. Da sich Messdaten für die Sattelbaumformschale
hauptsächlich
auf den Pferderücken
beziehen, ist es zweckmäßig, lediglich
die Unterseite der teilbaren Form jeweils neu zu erstellen.
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Zeichnungen:
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1 Sattelbaumformschale
und Efterschale;
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2 Sattelbaumformschale
und Efterschale, Frontransicht;
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3 Sattelbaumformschale
ohne Efterschale, Seitenansicht;
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4 Sattelbaumformschale
mit Fork und Cantle-Schale;
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5 Reitsattel
mit Lederteilen, Sattelkissen und Steigbügelriemen;
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6 Kurvenlineal
mit Wasserwaage;
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7A, 7B Messlinien
analog und digitalisiert;
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Die 1 verdeutlicht
die ausgeprägte
Widerristfreiheit durch das Aussparen des gesamten Sattelkopfbereiches
(9). Auch wird deutlich, wie alle übrigen Bestandteile eines Sattelbaumes
in einer Sattelbaumformschale (1) mit Efterschale (2),
verbunden sind. Ortenden (25) und Trachten (26)
müssen
nicht angesetzt und verbunden werden. Die Vorderzeugringe und Sturzfedern
werden durch einen Durchlass (15, 14) ersetzt.
Die aufgesetzte Efterschale (2) ermöglicht eine stufenlose Einstellung
der Sitzgröße und ist
in der Schalenausführung
gewichtsreduzierend.
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1,2 zeigt
die komplette Aussparung des Sattelkopfbereiches (9). Materialzugaben
an bestimmten Bereichen (5, 6, 7, 8)
wirken Zug- und Biegekräften
stabilisierend entgegen. Ebene Oberflächen (27) an der dem
Pferd zugewandten Seite ermöglichen
eine angenehme Gewichtsverteilung des Reiters.
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3 verdeutlicht,
welche sonst üblichen Bestandteile
eines Sattelbaumes nicht zur Anwendung kommen. Der Vorderzwiesel
(9), oder Sattelkopf (9), entfällt, Kopfeisen (10),
Sturzfedern (12), Stahlfedern (11), auch Längsfedern
(11) genannt, sowie Efterbleche (13) werden nicht
benötigt
und entfallen. Die punktuellen Verbindungen der Sattelbauchgurtstrupfen
direkt oder mit Gurtband (19) werden vermieden.
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4 zeigt
die Möglichkeit,
dass für
eine Freizeit oder Westernausführung
des Reitsattels Fork (3) und Cantle-Schale (4)
auf die Sattelbaumformschale (1) aufgesetzt werden können. Fork
und Cantle-Schale sind aus Leichtbaumaterialien erstellt und werden
für einen
festen Verbund nach Möglichkeit
anlaminiert.
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5 zeigt
den Reitsattel beispielsweise mit Dressurschwerpunkt und verdeutlicht
die leichte Ausführung.
Die Sattelkissen (28) werden mit dem Sattelnagel (29)
verbunden. Zubuße
(30) und Vorstoß (30) am
Sattelkopfbereich (9) entfallen. Die Sitzlederteile (17)
sind direkt mit dem Kammerleder (31) verbunden. Die Steigbügelriemen
(23) sind beispielsweise mit einer Schließe ohne
Dorn (32) verbunden und durch die Sattelbaumformschale
(1) durchgeschlauft. Sitzlederteile (17) und Sattelblätter (18)
sind direkt mit einer Sitznaht (33) verbunden. Die Sattelblätter (18)
und die Kniepauschen (34) bilden im oberen, vorderen Bereich
den Ortschuh (35). Die Sattelbauchgurtstrupfen (16)
sind mit einem breiten Nahtbereich (36) mit den Sattelblättern (18)
verbunden und bilden mit den Sitzlederteilen (17) und dem
Sattelgurt (24) einen umlaufenden Verbund.
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6 zeigt
eine Kurvenlineal (20) mit Wasserwaage (21) mit
einer Feststellschraube (37) miteinander verbunden. Damit
können
analoge Messlinien (7A) vom Pferderücken abgezeichnet
werden. Die Wasserwaage (21) ist wichtig, wenn die Linien
am Computer beim digitalisieren (7B) wieder
zusammengefügt
werden. Mit den Messdaten können
maßgenaue
Sattelbaumformschalen (1) hergestellt werden.