Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben
gemäss Oberbegriff von Anspruch 1. Sie bezieht sich auch auf eine
Webmaschine mit einer solchen Vorrichtung.
Aus der 1928 erschienen Patentschrift DE 466 340 C, beispielsweise, ist eine
Vorrichtung zur Herstellung von Drehergeweben bekannt. In dieser
Vorrichtung werden einerseits ein Stecherblatt zur Führung von Steherfäden
(nachfolgend mit Nadelbarren bezeichnet) und andererseits ein Schaft, der
auf und ab bewegt wird, für eine Bewegung von Dreherfäden eingesetzt. Die
vertikale Bewegung der Dreherfäden ist eine erste Bewegungskomponente.
Mit Hilfe eines geeignet ausgebildeten Schaftrahmens und eines
Einlegeelements werden die Dreherfäden seitlich verschoben, d. h. es wird
eine Versatzbewegung ausgeführt, wobei durch diese zweite
Bewegungskomponente die für Drehergewebe typische Bindung entsteht.
Das Konzept, den Bewegungsablauf der Dreherfäden mittels
Webschaftrahmen und unter Verwendung von Schaftmaschinen sowie
entsprechenden Schafttrieben auszuführen, ist auch bei jüngeren
Webmaschinen beibehalten worden. Wenn eine solche Webmaschine
ausschliesslich zur Herstellung von Drehergeweben verwendet wird, so weist
diese Webmaschine ein nicht ausgenutztes Potential auf, das unnötig Kosten
verursacht.
Aufgabe der Erfindung ist es, für Webmaschinen, die nur zum Herstellen von
Drehergeweben vorgesehen sind, eine Vorrichtung zu schaffen, mit welcher
der für die Steher- und Dreherfäden notwendige Bewegungsablauf ausführbar
ist, wobei diese Vorrichtung aufgrund einer zweckmässigen Konstruktion den
Bau von kostengünstigeren Webmaschinen ermöglichen soll. Diese Aufgabe
wird durch die im Anspruch 1 definierte Vorrichtung gelöst.
Die Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben in einer Webmaschine
umfasst eine Nadelbarre für Steherfäden, mindestens ein Einlegeelement für
Dreherfäden und Mittel zum Eintragen von Schussfäden. Eine
Schwenkanordnung ist direkt an einen Hauptantrieb der Webmaschine
angeschlossen. Mit dieser Schwenkanordnung lassen sich das
Einlegeelement sowie die Nadelbarre bewegen, so dass sich der für die
Steher- und Dreherfäden notwendige Bewegungsablauf ergibt.
Die abhängigen Ansprüche 2 bis 8 betreffen vorteilhafte Ausführungsformen
der erfindungsgemässen Vorrichtung. Gegenstand des Anspruchs 9 ist eine
Webmaschine mit dieser Vorrichtung.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Illustration zwecks räumlichem Veranschaulichen eines
Verfahrens zur Herstellung von Drehergeweben,
- Fig. 2
- ausschnittsweise eine erfindungsgemässe Vorrichtung in einer
Schrägbilddarstellung,
- Fig. 3
- eine Seitenansicht auf die gleiche Vorrichtung,
- Fig. 4 - 6
- drei Arbeitsphasen, dargestellt anhand der Positionen eines
Webblatts, einer Nadelbarre und eines Einlegelelements,
- Fig. 7
- eine erste Variante zu einem Mittel, mit dem eine seitliche
Versatzbewegung des Einlegelements ausführbar ist, und
- Fig. 8
- eine zweite Variante zu einem solchen Mittel.
Bei der Herstellung eines Drehergewebes 1 aus Schussfäden 12 und
Kettfäden, nämlich Steherfäden 13 sowie Dreherfäden 14, werden - siehe die
Figuren 1 bis 3 - die Steherfäden 13 mit einer Nadelbarre 3 und die
Dreherfäden 14 mit einem Einlegeelement 4 geführt. Die Nadelbarre 3 trägt
Nadeln 31 mit Ösen 32. Das Einlegeelement 4 enthält eine Einlegeschiene
41, die eine Lochschiene mit Löcher 42 ist. Eine Folge von regelmässig
angeordneten Löchern 42 ist strichpunktiert als Streifen 42' angedeutet. In
Fig. 1 verläuft die Transportrichtung 10 der Kettfäden 13 und 14 (Pfeile 10a
bzw. 10b) und des Gewebes 1 (Pfeil 10c) von hinten nach vorne. In der
entsprechenden Anordnung der Fig. 2 ist die Transportrichtung 10 umgekehrt,
in der Fig. 3 von rechts nach links.
Ein Webblatt 2 zwischen der Nadelbarre 3 und dem Gewebe 1 wird zum
Anschlagen eines frisch eingelegten Schussfadens 12' betätigt: Doppelpfeil
20. Die Nadelbarre 3 mit Nadeln 31 und das Einlegeelement 4 mit der
Einlegeschiene 41 werden gegenläufig auf und ab bewegt: Doppelpfeile 30
bzw. 40a. Der ersten Bewegungskomponente 40a der Einlegeschiene 41 ist
als eine zweite Bewegungskomponente eine Versatzbewegung 40b
überlagert. Der Hub der Versatzbewegung 40b ist so gewählt, dass der
Dreherfaden 14 jeweils zwischen benachbarten Lücken 34 der Nadelbarre 3
hin und her bewegt wird. Er ist mindestens gleich dem Abstand zwischen zwei
benachbarten Nadeln 31. Wird er grösser als dieser Abstand gewählt, so
müssen zwischen den Stehernadeln Anschlaglamellen angeordnet sein,
welche die Stehernadeln überragen und somit das Eintauchen in die richtige
Lücke 34 erzwingen (vgl. die oben genannte DE 466 340). Damit die erste
Bewegungskomponente 40a des Einlegeelements 4 ausserhalb des Bereichs
der Steherfäden 13 erfolgen kann, sind diese über eine Umlenkstange 33
nach unten umgelenkt. Die Herstellung der Dreherbindung wird weiter unten
anhand der Figuren 4 bis 6 erläutert.
Die erfindungsgemässe Vorrichtung mit einer besonders ausgebildeten
Schwenkanordnung, bestehend aus Komponenten 5, 6 und 7, ist in den
Figuren 2 und 3 dargestellt. Diese Schwenkanordnung, mit der das
Einlegeelement 4 und die Nadelbarre 3 bewegt werden, ist über eine Welle 51
der Komponente 5 direkt an den Hauptantrieb der Webmaschine
angeschlossen. Die Antriebsleistung wird von der Welle 51 (Drehbewegung
50) über Kurvenscheiben 52a, 52b an einen Kurvenscheibentrieb 6
übertragen.
Die Schwenkanordnung umfasst eine erste Achse 61 und eine zweite,
gegenläufig bewegbare Achse 71, die parallel zum Eintragsweg der
Schussfäden 12 (Fig. 1) ausgerichtet und raumfest in nicht gezeigten
Seitenwänden der Webmaschine gelagert sind. Die erste Achse 61 wird durch
den Kurvenscheibentrieb 6 über die Kurvenscheiben 52a, 52b und
entsprechenden Rollen 62a, 62b in eine Pendeldrehung 60 versetzt. Die
Nadelbarre 3 ist an einem ersten Kniehebel 36, 37 zwischen der ersten Achse
61 und einem raumfesten Gelenk 38 (Fig. 3) angeordnet. Die zweite Achse 71
wird über einen zweiten Kniehebel 76a, 76b in eine bezüglich der ersten
Achse 61 umgekehrte Pendeldrehung 70 versetzt. Eine Verbindung 74
zwischen der zweiten Achse 71 und dem Einlegeelement 4 überträgt auf
dieses die Schwenkbewegung und erzeugt so die vertikale
Bewegungskomponente 40a der Einlegeschiene 41.
Der Kurvenscheibentrieb 6 ist mit Vorteil in einem mittleren Bereich der ersten
Achse 61 angeordnet. Ein nicht dargestelltes Lager der Hauptantriebswelle 51
kann unmittelbar neben dem Kurvenscheibentrieb 6 angeordnet sein. Es kann
ein Antrieb durch zwei oder mehr Kurvenscheibentriebe 6 vorgesehen sein.
Dann werden diese Kurvenscheibentriebe 6 über den Innenbereich der ersten
Achse 61 verteilt angeordnet.
An der zweiten Achse 71 ist eine Dreherfaden-Umlenkstange 714 angebracht,
die zum zeitweisen Spannen der Dreherfäden 14 dient: vgl. Fig. 3.
Zur Ausführung der seitlichen Versatzbewegung 40b ist das Einlegeelement 4
an der Schwenkanordnung beweglich angeordnet. Die Versatzbewegung 40b
wird mittels wenigsten einem am Einlegeelement 4 angreifenden Motor 8
angetrieben.
Im Ausführungsbeispiel der Fig. 2 ist das Einlegeelement 4 über Elemente 74,
die als Blattfedern ausgebildet sind, an der zweiten Achse 71 befestigt. Der
Motor 8 ist über ein Kabel 80 an eine nicht dargestellten Steuerung und eine
Energiequelle angeschlossen. Er ist auf einem Sockel 78 montiert, der an der
zweiten Achse 71 fest angebracht ist. Zur Ausführung der Versatzbewegung
40b ist ein vom Motor 8 antreibbarer Steuerhebel 84 mit dem Einlegeelement
4 verbunden. Eine Verbindung 84a am Einlegeelement 4 besteht aus einer
Gabel am Steuerhebel 84 und einem Stift, der am Einlegeelement 4 befestigt
ist und in den Zwischenraum der Gabel hinein ragt.
In den Figuren 4 bis 6 sind durch eine Darstellung der Positionen, die das
Webblatt 2, die Nadelbarre 3 und das Einlegelelement 4 einnehmen, drei
Arbeitsphasen gezeigt. In der Phase der Fig. 4 wird der frisch angeschlagene
Schussfaden 12' eingebunden, indem das Einlegeelement 4 eine
Versatzbewegung 40b' in horizontaler Richtung und eine vertikale Bewegung
40a' macht, während die Nadelbarre 3 eine vertikale Bewegung 30' in
umgekehrter Richtung macht. Das Webblatt 2 entfernt sich von der
Webkante: Pfeil 20'. Das Fach zwischen den Steherfäden 13 und
Dreherfäden 14 öffnet sich; ein neuer Schussfaden 12 kann eingetragen
werden: Fig. 5. Der Schussfaden 12 wird durch das Webblatt 2 angeschlagen:
Pfeil 20". Das Einlegeelement 4 geht - siehe Fig. 6 - wieder nach oben: Pfeil
40a"; die Nadelbarre 3 nach unten: Pfeil 30'. Es stellt sich die Situation der
Fig. 4 ein. Beim nachfolgenden Einbinden des Schussfadens 12, jetzt wieder
mit dem Bezugszeichen 12', ist die Versatzbewegung 40b" des
Einlegeelements 4 gegenüber der vorangegangenen Versatzbewegung 40b'
umgekehrt gerichtet.
Fig. 7 zeigt eine zweite Möglichkeit, wie die Versatzbewegung auch
ausgeführt werden kann. Das Einlegeelement 4 ist über starre Elemente 74
an der zweiten Achse 71 befestigt. Die Einlegeschiene 41 lässt sich in einer
Nut im Einlegeelement 4 verschieben. Ein Motor 8' (Anschlusskabel 80') ist
raumfest angeordnet. Der Motor 8' ist ein Linearmotor, mit dem im
Zusammenspiel mit einer Feder oder einem zweiten Linearmotor (nicht
gezeigt; vgl. nachfolgendes Beispiel der Fig. 8) eine Hin- und Herbewegung
40c ausführbar ist. Zur Ausführung der Versatzbewegung 40b ist eine vom
Motor 8' angetriebene Wippe 84' mit der Einlegeschiene 41 verbunden. Die
Wippe 84' ist gelenkig an einem Teil 79 angebracht, das mit der zweiten
Achse 71 fest verbunden ist. Sie wird also zusammen mit dem
Einlegeelement 4 auf und ab verschwenkt.
Ein rein mechanisches Mittel 9 zum Ausführen der Versatzbewegung 40b ist
in Fig. 8 dargestellt. Die Hauptantriebswelle 51 treibt über einen
Transmissionsriemen 90 eine Axialkurvenscheibe 91 an, die frei drehend auf
der zweiten Achse 71 läuft. Durch die Transmission wird die Drehzahl
halbiert. Durch ein Profil 92 der Axialkurvenscheibe 91, eine Rolle 93, einen
Steuerhebel 94, auf dem die Rolle 93 drehbar befestigt ist, und im
Zusammenspiel mit einer Zugfeder 49 wird die Versatzbewegung 40b am
Einlegeelement 4 erzeugt. Die Drehachse 95 des Steuerhebels 94 wird mit
Vorteil als Exzenter ausgebildet, so dass der Hub der Versatzbewegung 40b
verändert, insbesondere für eine Feinabstimmung verändert werden kann.
Eine Verbindung 94a zwischen dem Steuerhebel 94 und dem Einlegeelement
4 ist gleich wie die Verbindung 84a des in Fig. 2 gezeigten Beispiels
ausgebildet. Wie in diesem Beispiel wird das Einlegeelement 4 auch mittels
Blattfedern 74 an der zweiten Achse 71 befestigt (in Fig. 8 nicht dargestellt).