Verfahren zur Herstellung von partikelförmigen Homo- und Copolymerisaten aus Mikrosuspensionen in einem Rohrreaktor
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von partikelförmigen Homo- und Copolymerisaten in Technik der Mikrosuspensionspolymerisation.
Bei solchen Verfahren werden als Monomere unter anderem Derivate des Styrols und der (Meth)acrylsäure zusammen mit einem Suspendierhilfsmittel in einer mit den Monomeren nicht mischbaren Flüssigkeit, üblicherweise Wasser, sehr hohen Scherkräften ausgesetzt und die so erhaltene Mikro- suspension unter Einwirkung eines hydrophoben, d.h. öllöslichen radikalischen Polymerisationsinitiators polymerisiert.
Die Polymerisation in einem dispersen System wie einer Emulsion oder einer Suspension ist ein technisch erprobtes Verfahren zur Herstellung von partikelförmigen Polymerisaten. Bedeutende Produkte solcher Verfahren sind Polyvinylacetat, Polyvinylchlorid und Polytetrafiuorethylen.
Für die Herstellung bestimmter Produkte wird im industriellen Herstellverfahren der Einsatz von besonders fein dispergierten Monomeren angestrebt. Daher gewinnen Methoden wie das Miniemulsions- oder Mikrosuspensions- verfahren, die beide die intermediäre Erzeugung und Polymerisation solcher besonders fein dispergierter Monomerer erlauben, zunehmende Bedeutung. Beim letztgenannten Verfahren wird zunächst die Mischung eines oder mehrerer Monomeren und eines stabilisierenden Suspendierhilfsmittels - üblicherweise werden Schutzkolloide oder tensidische Emulgatoren verwendet - in Wasser sehr hohen Scherkräften ausgesetzt, was zur Bildung einer sehr
feinen Emulsion von Tröpfchen mit einem Durchmesser von etwa 0, 1 - 2 μm führt. Diese Emulsion, im folgenden Mikrosuspension genannt, wird dann in einem zweiten Schritt mit einem hydrophoben radikalischen Polymerisationsinitiator versetzt und nach Aufheizen auf die erforderliche Reaktions- temperatur zu Partikeln eines Durchmessers von etwa 0,1 - 50 μm polyme- risiert, (siehe z. B. 'Handbuch der Technischen Polymerchemie', VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim, 1993, S. 450).
Die Bezeichnungen Emulsion, Suspension und daraus abgeleitete Begriffe wie Miniemulsion, Mikrosuspension, emulgieren, suspendieren und andere werden in der Literatur im Zusammenhang mit Polymerisationen teilweise unterschiedlich benutzt. Das führt unter Umständen zu unklaren Beschreibungen. Zur Definition der hier verwendeten Begriffe Emulsions-, Suspensions- und Mikrosuspensionspolymerisation siehe 'Handbuch der Technischen Polymer- Chemie', VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim, 1993, S. 316 und S. 450.
Beim hier relevanten Verfahren handelt es sich um eine Mikrosuspensionspolymerisation. In Einklang mit den Definitionen der oben zitierten Literatur werden daher die Begriffe wie folgt verwendet:
unter der Mikrosuspension ist die fertige feinverteilte Mischung der zu polymerisierenden Stoffe zu verstehen emulgieren bedeutet die Mischung der zu polymerisierenden Stoffe in eine Mikrosuspension zu überführen.
Als Nachteile von Rohrreaktoren - als einer von mehreren Reaktorvarianten - werden gesehen
- die geringere Flexibilität bei einem Produktwechsel
die Gefahr einer Verstopfung des Reaktors und im Falle einer schlechten radialen Durchmischung eine größer werdende Verweilzeitenverteilung und damit einhergehend eine breitere Verteilung der Teilchengrößen.
Insbesondere auf Grund der beiden letztgenannten Punkte sind bislang nur wenige Polymerisationen in Rohrreaktoren bekannt geworden.
So ist in US-A 4,713,434 die kontinuierliche Polymerisation von Emulsionen verschiedener Monomerer beschrieben, wobei die Reaktion in Rohrreaktoren verläuft, die innen mit Polyethylen oder Polypropylen beschichtet sind.
In zwei Artikeln von D.A. Paquet, Jr. et al. in J. American Inst. Chem. Eng. , Vol. 40, No. 1, S. 73 bis 88 und S. 88 bis 97, 1994 wird ein Überblick über einige kontinuierlich betriebene Emulsionspolymerisationen gegeben, in denen durch verschiedene Methoden versucht wird die oben genannten Nachteile zu überwinden. So wird zum Beispiel die Ausführung als Kreislaufreaktor beschrieben, bei dem das Verhältnis von neu eingespeister Monomeremulsion zur Gesamtmenge der im Kreislauf gefahrenen Emul- sion sehr klein ist. Weitere Möglichkeiten sind die sogenannte gepulste Fahrweise des Reaktors und die Verwendung von Einbauten in den Reaktor, zum Beispiel Schikanen, die für eine gesteigerte Verwirbelung und Durchmischung sorgen.
Eine ähnliche Methode wird von J. Meuldijk et al. in Chem. Eng. Sei. , Vol. 47, No. 9-11, S. 2603 -2608, 1992 beschrieben. Dort wird zur Emulsionspolymerisation von Vinylacetat ein mit Raschigringen gepackter Rohrreaktor verwendet, der zusätzlich noch mit einem Pulsator versehen ist.
In EP-B 0 443 609 wird ein Mikrosuspensionsverfahren offenbart, bei dem verschiedene Monomere in Wasser unter Anwendung eines sehr hohe Scherkräfte erzeugenden Hochgeschwindigkeitsrührers emulgiert werden. Die Gesamtmenge der Mikrosuspension wird anschließend in einem Rührkessel in diskontinuierlicher Herstellweise zum Polymerisat mit einer Teilchengröße von 5 - 50 μm Durchmesser umgesetzt.
In der prioritätsälteren nicht-vorveröff entlichten DE-A 196 33 626 wird die Polymerisation einer Mikrosuspension von unter anderem (Meth)acrylsäurede- rivaten sowie von gegebenenfalls als Comonomere einsetzbaren weiteren (Meth)acrylsäure- und Styrolderivaten vorgeschlagen. In dem dort genannten halbkontinuierlichen Verfahren wird nur ein Teil der Monomeres enthaltenden Mikrosuspension im Rührkesselreaktor vorgelegt und der Rest kontinuierlich mit fortschreitender Reaktion zudosiert.
In einem Übersichtsartikel von G. W. Poehlein et al. in Trends in Polymer Science, Vol. 1, No. 10, S. 298-302, 1993 und einem aktualisierten Artikel derselben Zeitschrift in Vol. 4, No. 6, S. 173-176, 1996 wird über kontinuierlich verlaufende Polymerisationen in Emulsionen und in Miniemulsio- nen berichtet. Mit der kontinuierlich verlaufenden Polymerisation in Miniemulsionen ist hier ein kontinuierlich gerührter Kesselreaktor gemeint, dem eine in einem rohrförmigen Vorreaktor erzeugte Miniemulsion kontinuierlich zudosiert wird.
Hingegen sind weder auf dem Gebiet der Miniemulsions-, noch auf dem der Mikrosuspensionspolymerisation kontinuierlich in Rohrreaktoren betriebene Verfahren bekannt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung eines industriell durchführbaren Verfahrens zur Polymerisation von Mikrosuspensionen unter-
schiedlicher Monomerer in einem kontinuierlich betriebenen Rohrreaktor unter Vermeidung der Nachteile des Standes der Technik.
Die Lösung der Aufgabe geht aus von den bekannten Verfahren zur Her- Stellung von partikelförmigen Homo- oder Copolymerisaten mindestens eines polymerisierbaren Monomeren in Technik der Mikrosuspensionspolymerisation bei einer Temperatur von mindestens 0 °C in Anwesenheit mindestens eines hydrophoben radikalischen Polymerisationsinitiators. Das erfindungsgemäße
Verfahren ist dann dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrosuspension kon- tinuierlich oder diskontinuierlich hergestellt wird, die Polymerisation mit mindestens 50 % des Umsatzes in einem Rohrreaktor verläuft, die Verfah- rensprodukte einen mittleren Teilchendurchmesser d50 von weniger als 50 μm aufweisen und der Rohrreaktor aus einem Rohr oder Schlauch mit einem Verhältnis von Länge zu Durchmesser (L/D) von mindestens 20 besteht.
Hierfür geeignete Monomere sind beispielsweise (Meth)acrylsäure, (Meth)acrylamid, (Meth)acrylnitril, Alkyl(meth)acrylate, Butadien, Isopren, Alkylenoxide, Styrol, substituierte Styrole, Vinylacetat und Vinylchlorid. Unter Alkyl(meth)acrylaten sind Ester der (Meth)acrylsäure mit linearen Ci- C32- oder verzweigten C3-C32-Alkylresten zu verstehen, insbesondere Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, n-Butyl, Isobutyl oder 2-Ethylhexyl. Diese Alkyl- reste können unsubstituiert oder durch funktioneile Gruppen, zum Beispiel durch Hydroxy-, Amino-, Ether-, Epoxid-, Sulfonsäuregruppen oder durch Chlor substituiert sein. Bevorzugte Monomere mit solchen funktionellen Gruppen im Alkylrest sind 2-Hydroxyethylacrylat, 2-Hydroxyethylmethacrylat, 3-Hydroxypropylacrylat, 2-Hydroxypropylmethacrylat, 4-Hydroxybutylacrylat, Ethyldiglykolacrylat, tert-Butylaminoethylmethacrylat, Diethylaminoethylacrylat, n-Butoxymethylaminomethacrylat, Glycidylmethacrylat, 2-Acrylamido-2-methyl- propansulfonsäure und 3-Chlor-2-hydroxypropylacrylat.
Durch Einsatz von Monomeren mit polaren, sauren oder basischen Gruppen können den Polymerisaten bestimmte Gebrauchseigenschaften verliehen werden. So macht zum Beispiel die Mitverwendung von sauer oder basisch funktionalisierten Alkyl(meth)acrylaten die Polymerisate geeignet als Mattie- rungsmittel für thermoplastische Formmassen.
Wird im Polymerisationschritt die Mikrosuspension nur eines Monomeren eingesetzt, so entstehen Homopolymerisate. Zur Herstellung von Copolymerisaten kann nach der Polymerisation eines ersten Monomeren, die zur Bil- düng des sogenannten Kern des Polymerisats führt und die zweckmäßig zu mindestens 50 % abgelaufen ist, die Mikrosuspension eines weiteren Monomeren beziehungsweise eines Monomerengemischs in den Rohrreaktor gespeist werden, so daß dieses Monomere beziehungsweise diese Monomeren zum Teil schalenförmig auf den zuerst gebildeten Polymerteilchen polymeri- siert beziehungsweise polymerisieren. Dieses Verfahren kann auch mit anderen Monomeren oder Gemischen unterschiedlicher Zusammensetzung mehrmals wiederholt werden, um Teilchen mit mehreren Schalen zu erhalten.
Dabei kann die Zudosierung weiterer Monomerer auch ohne vorhergehende Herstellung einer Mikrosuspension erfolgen, indem das Monomere beziehungsweise Monomerengemisch, Wasser, Suspendierhilfsmittel und gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe direkt zudosiert werden. Ebenfalls ist es möglich, das zuvor gebildete Polymerisat erst in einen anderen Rohrreaktor zu über- führen und dann mit der Zudosierung mindestens eines weiteren Monomeren zu beginnen.
Als Comonomere eignen sich bi- und poly funktioneile Monomere, beispielsweise Butadien, Isopren, Divinylester von Dicarbonsäuren wie Bernstein- und Adipinsäure, Diallyl- und Diviny lether sowie Bis-acryl- und Bis-methacryl-
säureester bifunktioneller Alkohole wie Ethylenglykol und Butan- 1,4-diol, 1 ,4-Divinylbenzol und Triallyecyanurat. Besonders geeignet sind die Acryl- und Methacrylsäureester des Allylalkohols sowie der Acrylsäureester des Tricyclodecenylalkohols (Dihydrodicyclopentadieny lacrylat) .
Der Rohrreaktor kann auch in Form eines Kreislaufreaktors betrieben werden, wobei die Mikrosuspension in dem rohrförmigen Reaktor im Kreislauf gefahren und polymerisiert wird. Dabei wird ein Teil der bereits polymeri- sierten Mikrosuspension kontinuierlich dem Kreislauf entnommen und ein äquivalenter Teil neuer Mikrosuspension zudosiert. Das Verhältnis zwischen der Menge an Mikrosuspension, die in einem bestimmten Zeitintervall einen Rohrquerschnitt passiert und der Menge an Mikrosuspension, die im selben Zeitintervall dem Kreislaufreaktor zudosiert wird, ist im allgemeinen größer 5, bevorzugt größer 10 und besonders bevorzugt größer 20.
Im erfindungsgemäßen Verfahren sind, sofern nichts anderes angegeben, unter dem Ausdruck "Rohrreaktor" sowohl ein Kreislaufreaktor als auch ein nicht kreislaufbetriebener Reaktor zu verstehen.
Gegebenenfalls kann der Rohrreaktor mit Elementen gefüllt sein, die für eine bessere radiale Durchmischung sorgen. Als Elemente eignen sich zum Beispiel Raschig-Ringe, Schikanen oder andere Einbauten und statische Mischer. Eine bessere radiale Durchmischung kann ebenfalls durch eine sogenannte pulsierende Fahrweise des Reaktors erzielt werden. Darunter versteht man in der Regel eine pulsierende Einspeisung der Mikrosuspension in den Rohrreaktor. Bevorzugt ist eine pulsierende Fahrweise mit einer Einspeisungsrate von einmal in 30 Sekunden bis zehnmal in einer Sekunde, insbesondere von einmal in 2 Sekunden bis fünfmal in einer Sekunde.
Die mittlere Verweilzeit der Mikrosuspension im Rohrreaktor hängt unter anderem von den zu polymerisierenden Monomeren ab und liegt üblicherweise zwischen 10 Minuten und 10 Stunden, bevorzugt zwischen 10 Minuten und 4 Stunden.
Die Dimensionen des Rohrreaktors richten sich nach den gewünschten Eigenschaften der herzustellenden partikelförmigen Polymerisate. Bevorzugt ist ein L/D- Verhältnis von größer 5000, insbesondere von größer 10000. Die Wahl der geeigneten Reaktordimension hängt unter anderem von der Polymerisa- tionsgeschwmdigkeit der Monomeren, von der Form des Rohres und von der Fahrweise des Reaktors ab. Bei einer im Kreislauf betriebenen Fahrweise liegt das Verhältnis L/D im allgemeinen zwischen 50 und 1000 und ist damit kleiner zu wählen als bei einer nicht kreislaufförmigen Fahrweise.
Die Wahl des Reaktormaterials hängt von der Art der zu polymerisierenden Monomeren. Bevorzugt werden nichtmetallische Materialien, zum Beispiel Polytetrafluorethylen, und metallische, zum Beispiel Stähle nach DIN 17440, die innen beschichtet sein können, zum Beispiel mit Emaille oder Polymeren, insbesondere mit fluorhaltigen Polymeren.
Der Rohrreaktor kann temperiert werden, indem er in ein wärmeübertragen- des Medium taucht oder vorzugsweise einen mit einem wärmeübertragenden Medium gefüllten Doppelmantel besitzt. Solche geeignete Medien sind beispielsweise Wasser, Sole, Öle und andere Flüssigkeiten.
Die für die Polymerisation im Rohrreaktor gewählte Temperatur hängt im wesentlichen von der Art der eingesetzten Monomere und Polymerisationsinitiatoren und liegt in der Regel zwischen 0 und 140 °C, bevorzugt zwischen 20 und 130 °C. Selbstverständlich kann der Rohrreaktor auch mit einem Temperaturprogramm betrieben werden. So kann zum Beispiel die
Polymerisation mit einer Temperatur von 70 °C begonnen und mit 100 °C beendet werden.
In bevorzugten Ausführungsformen verläuft die Polymerisation zu mindestens 60 %, insbesondere zu mindestens 80 % im Rohrreaktor. Selbstverständlich kann der Teil der noch nicht abreagierten Monomeren nach Verlassen des Rohrreaktors teilweise oder vollständig auspolymerisieren, sofern die Suspension eine für die Polymerisation noch ausreichende Temperatur aufweist. Bei nicht vollständigem Umsatz können die Polymerisate, sofern dies gewünscht ist, problemlos von den nicht umgesetzten Monomeren und gegebenenfalls von den anderen Bestandteilen der Suspension abgetrennt werden, zum Beispiel durch Sprühtrocknung oder durch Koagulation und Trocknung.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Polymerisate weisen einen mittleren Teilchendurchmesser d50 auf, der bevorzugt zwischen 0,03 und 50 μm, insbesondere zwischen 0,1 und 30 μm liegt. Die Ermittlung des mittleren Teilchendurchmessers kann dadurch erfolgen, daß licht- oder elektronenmikroskopische Bilder angefertigt werden, und die Teilchen dann gemessen und gezählt werden. Eine weitere Methode ist die Fraunho- fer-Laserbeugung.
Als Suspendierhilfsmittel eignen sich solche wasserlöslichen Verbindungen, die in der Lage sind, die feinen Monomerentröpfchen und die daraus gebildeten Polymerteilchen zu umhüllen und auf diese Weise vor einer un- erwünschten Koagulation zu schützen. Dazu zählen beispielsweise Cellulose- derivate, wie Carboxyl- und Hydroxymethylcellulose, Poly-N-viπylpyπolidin, Polyvinylalkohol und Polyethylenoxid, anionische Polymere wie Polyacrylsäu- re und deren Copolymere und kationische Polymere wie Poly-N-vinylimidazol in Konzentrationen von vorzugsweise 0,02 bis 5 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse der Mikrosuspension. Als Suspendierhilfsmittel eignen sich auch
Emulgatoren wie die Alkalisalze von Aryl- und Alkylsulfonsäuren sowie von Aryl- und Alkylcarbonsäuren, beispielsweise Natriumstearat, Kaliumstearat, Natriumoleat und Kaliumoleat, sowie ethoxylierte oder propoxylierte Alkohole und Phenole. Diese Emulgatoren werden ebenfalls in Konzentrationen von vorzugsweise 0,02 bis 5 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse der Mikrosuspension, eingesetzt.
Besonders bevorzugt ist die Verwendung eines oder mehrerer Polyvinylalko- hole mit einem Hydrolysegrad von weniger als 96 Mol-%, bevorzugt zwi- sehen 60 und 94 Mol-%, insbesondere zwischen 65 und 92 Mol-%. Die bevorzugten Polyvinylalkohole weisen eine Viskosität von 1 bis 100 mPa/s, insbesondere von 2 bis 60 mPa/s, gemessen als 4 Gew.-%ige Lösung in Wasser bei 20° C nach DIN 53015 auf.
Als vorteilhaft hat sich in vielen Fällen die Zugabe von kolloidaler Kieselsäure in Konzentrationen von 0,2 bis 5 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Mikrosuspension, herausgestellt.
Wird die Herstellung von Teilchen mit einem Schalenaufbau gewünscht, so erfolgt nach der Polymerisation eines ersten Monomeren, die zweckmäßig zu mindestens 50 %, bevorzugt zu mindestens 75 %, insbesondere zu mindestens 85 % abgelaufen ist, die Zugabe der Mikrosuspension mindestens eines weiteren Monomeren beziehungsweise die Zugabe mindestens eines weiteren Monomeren. Dieser Schritt kann mehrfach wiederholt werden, um Polymeri- säte mit einem mehrschaligen Aufbau zu erhalten. Wie bereits oben genannt, kann die Herstellung von Copolymerisaten auch so erfolgen, daß nach der Polymerisation eines Monomeren oder Monomerengemischs dieses so hergestellte Polymerisat in einen zweiten Rohπeaktor überführt wird, und dann die Zudosierung mindestens eines weiteren Monomeren erfolgt. Selbstver- ständlich ist auch die Verwendung eines Rührkesselreaktors statt eines
zweiten Rohrreaktors möglich, ebenso wie die umgekehrte Vorgehensweise, d.h. zuerst Herstellung eines Polymerisats in einem Rührkesselreaktor und dann Zudosierung mindestens eines weiteren Monomeren in einem Rohrreaktor.
Der Übergang vom Kern zur Schale, beziehungsweise der Übergang von einer Schale zur nächsten Schale ist dabei um so schärfer, je vollständiger ein Monomer bereits polymerisiert ist, bevor mit der Zudosierung mindestens eines weiteren Monomeren als solchem beziehungsweise in Form einer Mikrosuspension begonnen wird.
Darüber hinaus kann durch entsprechende Wahl der Monomere und der Reaktorbedingungen ebenfalls die Teilchenmorphologie beeinflußt werden. So können zum Beispiel neu eingespeiste Monomere nicht nur schalenartig auf die bereits fertig polymerisierten Teilchen eines zuvor eingesetzten anderen Monomer-Typs aufpolymerisieren, sondern auch zu einem beträchtlichen Anteil in diese Teilchen hineinpolymerisieren, sodaß der Kern-Schale-Aufbau weniger stark ausgeprägt ist.
Werden vernetzend wirkende Monomere zu einem Kern oder einer Schale polymerisiert, so können noch reaktions-, d.h. polymerisationsfähige C-C- Doppelbindungen verbleiben, auf die im nächstfolgenden Polymerisationsschritt ein weiteres Monomer aufgepfropft werden kann. Solche Pfropfungs- reaktionen sind dem Fachmann bekannt.
Als radikalischer Polymerisationsinitiator sind freie Radikale bildende Verbindungen geeignet, sofern sie öllöslich sind. Dazu zählen Peroxide, Azover- bindungen und Verbindungen mit labilen C-C-Bindungen. Sollen solche Monomere polymerisiert werden, die bei erhöhter Temperatur spontan zur Polymerisation neigen, so kann auf die Zugabe eines radikalischen Polymeri-
sationsinitiators verzichtet werden. Zu dieser Gruppe Monomerer zählen insbesondere Styrol und seine Derivate.
Aus der Gruppe der Peroxide sind diejenigen mit einem Verhältnis von Kohlenstoff zu Sauerstoff von größer als 3 zu 1 wie Dilaurylperoxid, Dibenzoylperoxid, Diacetylperoxidicarbonat, Dimyristilperoxidicarbonat und Bis-(3,5,5-trimethylhexanoyl)peroxid bevorzugt, insbesondere Dilaurylperoxid. Unter den Azoverbindungen sind 2,2'-Azo-bis-(isobutyronitril) und 2,2'-Azo- bis-(2-methylbutyronitril) bevorzugt. Aus der Gruppe mit labilen C-C-Bindun- gen werden bevorzugt 3,4-Dimethyl-3,4-dipherrylhexan und 2,3-Dimethyl-2,3- diphenylbutan verwendet.
Diese Polymerisationsinitiatoren werden in einer Menge von 0,05 bis 4 Gew.-%, bezogen auf die Menge des Monomeren, bevorzugt 0, 1 bis 2 Gew.-%, insbesondere 0,3 bis 1,0 Gew.-% , eingesetzt. Diese Mengenangabe gilt natürlich nicht für den Fall, daß das Monomer zugleich Initiator ist. Ebenso können Mischungen der genannten Polymerisationsinitiatoren eingesetzt werden.
Je nach Aggregatzustand des Polymerisationsinitiators und seiner Löslichkeits- eigenschaften kann er als solcher, bevorzugt jedoch als Lösung, Emulsion oder Suspension entweder der zu einer Mikrosuspension zu emulgierenden Mischung, der bereits fertigen Mikrosuspension oder der im Rohπeaktor befindlichen zu polymerisierenden Mikrosuspension zudosiert werden. Als Lösungsmittel beziehungsweise als flüssige Phase für den Polymerisationsinitiator eignen sich organische Lösungsmittel, wie Benzol, Toluol, Xylol, Ethylbenzol, Cyclohexan und die Monomeren selbst.
Je nach gewünschtem Verwendungszweck der Polymerisate können der zu emulgierenden Mischung oder der bereits fertigen Mikrosuspension mehr als
0, 1 Gew.-% , bevorzugt mehr als 1 Gew.-% , insbesondere mehr als 5 Gew.- % mindestens eines Feststoffes in gelöster, gequollener oder suspendierter Form zugegeben werden. Diese Feststoffe können Polymere, farbgebende und ferromagnetische Pigmente sowie andere Substanzen, wie Mineralien, sein. Bei Verwendung von Ruß entstehen schwarze partikelförmige Polymerisate, die insbesondere als Kopier-Toner Verwendung finden. Der Einsatz von ferromagnetischen Pigmenten führt zur Bildung von partikelförmigen Polymerisaten mit ferromagnetischen Eigenschaften. Solche Polymerisate sind zur Herstellung von Magnetbändern und Magnetfolien besonders geeignet.
Wie bei Polymerisationen üblich können auch beim erfindungsgemäßen Verfahren je nach gewünschten Eigenschaften der Polymerisate weitere die Produkteigenschaften beeinflussende Zusatzstoffe zugesetzt werden. Dazu zählen - Molekulargewichtsregler, zum Beispiel t-Dodecylmerkaptan oder 2-
Ethylhexylthioglykolat,
Puffer um den pH-Wert zu regulieren, zum Beispiel Citratpuffer, Dinatriumhydrogenphosphat und Natriumdihydrogenphosphat, Inhibitoren, die den bei der Mikrosuspensionspolymerisation gleich- zeitig als unerwünschte Konkurrenzreaktion ablaufenden Prozeß der
Emulsionspolymerisation, bei der im wesentlichen unerwünschte kleinere Polymerisate entstehen, zurückdrängen, zum Beispiel Chrom-(VI)-Salze, insbesondere Kalium- und Natriumdichromat.
Diese weiteren Zusatzstoffe können kontinuierlich oder diskontinuierlich zu Beginn und/oder während der Herstellung der Mikrosuspension und/oder während der Polymerisation zudosiert werden.
Die in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Mikrosuspension wird aus Monomer, Suspendierhilfmittel, Wasser, gegebenenfalls den weiteren
oben angegebenen Fest- und anderen Zusatzstoffen sowie gegebenenfalls Polymerisationsinitiator hergestellt, indem man auf die Mischung dieser Stoffe sehr hohe Scherkräfte einwirken läßt. Methoden um sehr hohe Scherkräfte ausüben zu können sind dem Fachmann bekannt.
Sie können erzeugt werden durch intensives Rühren
Scherung mit einem Rotor-Stator-System Homogenisierung mit Ultraschall - einen Druckhomogenisator, bei dem die Mischung der zu emulgierenden Stoffe unter hohem Druck durch einen engen Spalt oder durch enge Düsen gepreßt wird.
Als Beispiele geeigneter Rührer und Homogenisatoren seien genannt: - Labordissolver Dispermat, Fa. VMA-Getzmann, Reichshof, DE
Ultra-Turrax, Fa. Janke und Kunkel, Staufen, DE Cavitron-Homogenisator, Fa. v. Hagen & Funke, Sprockhövel, DE Homogenisatoren der Firma Kotthoff, Essen, DE Druckhomogenisator der Firma Gaulin, Lübeck, DE
Die Herstellung der Mikrosuspension erfolgt üblicherweise bei Raumtemperatur, kann jedoch auch je nach Art der Monomere und anderen Stoffe bei tieferer oder höherer Temperatur erfolgen.
Die Rührer werden üblicherweise mit Drehzahlen zwischen 1000 und 25000 Umdrehungen pro Minute (Upm), vorzugsweise zwischen 2000 und 15000 Upm bei einer Rührzeit, die zwischen 0,1 Sekunden und mehreren Stunden liegen kann, betrieben.
Üblicherweise beträgt die Menge Wasser, in dem die Monomere und die Suspendierhilfsmittel dispergiert werden, 15 bis 95 Gew.-%, bevorzugt 35 bis 85 Gew.-%, und besonders bevorzugt 40 bis 75 Gew.-%, bezogen jeweils auf die Summe aus Monomeren, Wasser und Suspendierhilfsmittel.
Die Herstellung der Mikrosuspension erfolgt entweder diskontinuierlich oder kontinuierlich. Bei der erstgenannten Methode wird die Mischung der zu emulgierenden Stoffe in einem Behälter mit einem der oben genannten Rührer oder Homogenisatoren zur Mikrosuspension verarbeitet. Der Homoge- nisator kann auch parallel zum Behälter angeordnet sein, und die Mischung wird dann im Kreis durch den Homogenisator geführt. Bei der zweitgenannten Methode werden die zu emulgierenden Stoffe dem Homogenisator kontinuierlich zugeführt, und die entstehende Mikrosuspension wird dann ebenso kontinuierlich dem Rohrreaktor zugeführt.
Die kontinuierliche Herstellweise der Mikrosuspension kann auch so ausgeführt werden, daß nur ein Teil der Mikrosuspension dem Rohrreaktor zugeführt wird und der Rest erneut den Homogenisator passiert. Diese Kreisfahrweise empfiehlt sich vor allem dann, wenn bei einem einmaligen Durchsatz durch den Homogenisator die absolute Tröpfchengröße oder die Größenverteilung der Tröpfchen unbefriedigend sein sollte.
Für eine industrielle Anwendung ist auch die Kombination der beiden genannten Herstellmethoden vorteilhaft: Darunter ist zu verstehen, daß die zu emulgierenden Stoffe in einem ersten Schritt diskontinuierlich emulgiert werden, dann in einem zweiten Schritt kontinuierlich durch einen Homogenisator gefahren und in den Rohrreaktor eingespeist werden. Diese Kombination bietet den Vorteil
- Mikrosuspensionen hoher und gleichmäßiger Qualität herzustellen
die flächenintensive diskontinuierliche Herstellung der Mikrosuspension von der eigentlichen Polymerisation räumlich zu trennen und die Mikrosuspension dem Rohrreaktor bedarfsgerecht zuzuführen.
Nach Beendigung der Polymerisation liegen die partikelförmigen Polymerisate in Wasser dispergiert vor und können, falls erforderlich, direkt sprühgetrocknet oder nach Abtrennung der wässrigen Phase, zum Beispiel durch Sieben, Filtrieren, Dekantieren oder Zentrifugieren, in üblicher Weise weiter getrocknet werden, zum Beispiel durch Warmluft oder mit Hilfe eines Stromtrock- ners. Je nach gewünschtem Verwendungszweck kann diese Polymerisat enthaltende Dispersion, die im allgemeinen eine Viskosität von 100-500 mPa/s aufweist, auch als solche weiterverarbeitet werden.
Im Vergleich zum Stand der Technik ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren eine stabile, d.h. ohne Verstopfung des Reaktors verlaufende Fahrweise. Dies trifft auch für sehr lange Betriebszeiten des Rohrreaktors zu, die ein vielfaches der mittleren Verweilzeit der Mikrosuspension im Rohrreaktor betragen. Die eingesetzte Mikrosuspension neigt unter den gewählten Reaktionsbedingungen nicht zu Koagulationserscheinungen. Die erfindungsgemäß hergestellten Homo- und Copolymerisate weisen gute anwendungstechnische Eigenschaften auf. Sie finden beispielsweise Verwendung als Zusatzstoffe für thermoplastische Formmassen, als Bestandteile von Kopier- Tonern, Papier- und Lederhilfsmitteln, Beschichtung für Magnetbänder und Magnetfolien und als Färb- und Anstrichmittelkomponenten.
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung näher.
Beispiele
Zur Durchführung der Versuche wurden folgende Stoffe eingesetzt:
Es wurde entionisiertes Wasser verwendet.
Acrylnitril, Butylacrylat, Dihydrodicyclopentadienylacrylat und Styrol sind Produkte der BASF AG, Ludwigshafen, DE und wurden ohne weitere Reinigung verwendet. Die Polyvinylalkohole vom Typ Mowiol® sind Produkte der Hoechst AG, Frankfurt am Main, DE. Die erste Zahl hinter dem Markenname gibt die Viskosität einer 4 gew. -% igen Lösung des Polyvinylalkohols in Wasser bei 20 ° C in [mPa/s], gemessen nach DIN 53015 an. Die zweite Zahl charakterisiert den Hydrolysegrad des Polyvinylalkohols in mol %. Die Polymerisationsinitiatoren sind handelsübliche Produkte.
Beispiel 1
Zur Herstellung eines Homopolymerisats wurde in einem Behälter eine Mi- schung aus
784,0 g Butylacrylat 16,0 g Dihydrodicyclopentadienylacrylat 1500,0 g Wasser 160,0 g einer 10 gew.-%igen Lösung des Polyvinylalkohols Mowiol® 8/88 in Wasser und 6,4 g Dilaurylperoxid
vorgelegt und mit einem Homogenisator des Typs Dispermat CV der Fa. Getzmann 20 Minuten bei einer Drehzahl von 7000 Upm zu einer Mikrosuspension emulgiert. Diese Mikrosuspension wurde dann mit Hilfe einer Kolbenpumpe Typ KP 2000 der Fa. Desaga, Heidelberg, DE in einen aus Polytetrafluorethylen bestehenden Rohrreaktor mit einem L/D-Verhältnis von 8300 und einem Innendurchmesser von 3 mm dosiert. Die Dosiergeschwindigkeit betrug 500 ml/h. Die Temperatur des Reaktorinhalts wurde mit Hilfe eines Wasserbades auf 75 °C gehalten. Nach 20 minütiger mittlerer Verweilzeit im Rohrreaktor wurde die polymerisierte Suspension gesammelt. Der Rohrreaktor wurde insgesamt 5 Stunden und 45 Minuten unter diesen Bedingungen betrieben. Die Suspension zeigte kein Koagulat und der Rohrreaktor zeigte keine Anzeichen von Verstopfung. Der Feststoffanteil betrug 33 Gew.-%. Der mittlere Teilchendurchmesser d50 betrug 2,5 μm.
Beispiel 2
Zur Herstellung eines Copolymerisats wurde der Versuch aus Beispiel 1 wiederholt und die so hergestellte Butylacrylatpolymerisat enthaltende Suspension wurde in einen zweiten Rohπeaktor dosiert, der dieselben Dimensionen und dieselbe Materialzusammensetzung aufwies wie der in Beispiel 1. Bei einer Temperatur von 75 °C wurden die beiden unten angegebenen Mischungen A und B getrennt in kontinuierlicher Weise zudosiert. Die Dosierrate wurde so gewählt, daß das Gewichtsverhältnis der Mischung B zu Polybutylacrylat 20 zu 80 betrug.
A: 600,0 g Wasser
264,2 g einer 10 gew.- igen Lösung des Polyvinylalkohols Mowiol® 8/88 in Wasser
B: 495,5 g Styrol 165, 1 g Acrylnitril
Nach 20 minütiger mittlerer Verweilzeit wurde die polymerisierte Suspension gesammelt. Der Rohπeaktor wurde insgesamt 5 Stunden unter diesen Bedingungen betrieben. Die Suspension zeigte kein Koagulat und der Rohπeaktor zeigte keine Anzeichen von Verstopfung. Der mittlere Teilchendurchmesser d50 betrug 2 μm.