Verfahren zur hydrothermalen Herstellung von Natriumsilikatlösungen
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur hydrothermalen Herstellung von Natriumsilikatlösungen mit hohem Siθ2 : Na2θ-Mol- verhältnis durch Umsetzung von Quarzsand mit wäßrigen Natrium¬ hydroxidlösungen und anschließender Umsetzung dieses Zwischenpro¬ duktes mit einer weiteren kristallinen Siθ2- odifikation.
Eine allgemeine Übersicht über die Herstellung von wäßrigen Natri¬ umsilikatlösungen geben die Monographien Winnacker, Küchler, Che¬ mische Technologie, Band 3, Anorganische Technologie II, 4. Aufla¬ ge, 1983, S. 54-63 und Ull anns Encyklopädie der technischen Che¬ mie, Band 21, 4. Auflage, 1982, S. 409-412.
Von den unter der Bezeichnung "Wasserglas" bekannten Alkalimetall¬ silikaten finden für technische Zwecke am häufigsten Natriumsili¬ katlösungen - allgemein als Natriumwasserglas bezeichnet - Verwen¬ dung. Derartige Natronwassergläser weisen überwiegend einen Fest- stoffgehalt von etwa 30 bis 40 Gew.-% sowie ein Molverhältnis Si- liciumdioxid zu Natriumoxid von 3,4 bis 3,5 : 1 auf. Die Herstel¬ lung von Natronwassergläsern im technischen Maßstab erfolgt im all¬ gemeinen durch Zusammenschmelzen von Quarzsand und Soda in hierfür geeigneten Öfen bei Temperaturen im Bereich von 1400 bis 1 500 °C unter Abspaltung von Kohlendioxid. Die beim Abkühlen er¬ starrende Schmelze, das Festglas, wird anschließend in einem wei¬ teren Verfahrensschritt unter Verwendung von Druck und erhöhten Temperaturen in Wasser gelöst und die erhaltene Lösung - je nach Qualitätsanforderung - gegebenenfalls filtriert.
Dieses Hochtemperatur-Schmelzverfahren ist jedoch sowohl apparativ als auch hinsichtlich der erforderlichen Energiemengen sehr auf¬ wendig und führt weiterhin zu nicht unerheblichen Emissionen, wie Staub, Stickoxiden und Schwefeloxiden.
Neben diesem in der Technik hauptsächlich angewandten Hochtempera- tur-Sch elzverfahren sind ferner hydrothermale Verfahren zur Her¬ stellung wäßriger Natriumsilikatlösungen bekannt, die in einer Rei¬ he von Patentanmeldungen beschrieben werden.
Diese Verfahren gehen zum einen von amorphem Siliciumdioxid aus, im wesentlichen also von Flugstäuben und natürlich vorkommenden amor¬ phen Siliciumdioxid-Modifikationen.
Die hierbe-i erhaltenen Verfahrensprodukte sind durch die üblichen Verunreinigungen der Flugstäube und der natürlichen amorphen Sili- ciu dioxidverbindungen, die als Eingangsstoffe eingesetzt werden, nur von geringer Qualität und können somit nur eingeschränkt für technische Produkte verwendet werden.
Die DE-AS 2826432 betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Was¬ serglaslösungen durch Umsetzung von Flugstäuben, die bei Gewinnung von Silicium bzw. von Ferrosilicium-Legierungen anfallen, mit wä߬ rigen Alkalimetallhydroxidlösungen bei erhöhten Temperaturen und anschließendem Filtrieren der enthaltenen Lösungen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man Flugstaub mit einer 6- bis 15-gew. -% igen wäßrigen Alkalimetallhydroxidlösung bei Temperaturen von 120 °C bis 190 °C und einem Druck von 2,9 bis 18,6 bar im Autoklaven behandelt, wobei das Gewichtsverhältnis von Alkalimetallhydroxid¬ lösung zu festem Flugstaub 2 : 1 bis 5 : 1 beträgt. Die Verfahrens¬ produkte weisen ein Molverhältnis Siθ : a2θ von 2,2 bis 4 : 1 auf. Die als Ausgangsstoffe eingesetzten Flugstäube weisen einen
Siliciumgehalt von 89 bis 98 Gew.-% auf, der gemäß den Ausführungs¬ beispielen stets bei 90 Gew-% liegt; der Rest besteht aus Verun¬ reinigungen.
Die DE-OS 26 09 831 betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung von Siliciumdioxid enthaltenden umweltbelastenden Abfallflugstäuben aus der Siliciurnmetall- und Siliciumlegierungs-Herstellung zu Kiesel¬ säuren oder Silikaten, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die fol¬ genden Verfahrensschritte I bis III kombiniert werden:
I Auflösen der Flugstäube in Alkalihydroxidlösungen unter Bildung von Alkalisilikatlösungen;
II Reinigung der Alkalisilikatlösungen von organischen Bestand¬ teilen durch Behandlung mit Aktivkohle und/oder Oxidationsmit- teln und Abtrennung des nicht aufsehließbaren Rückstandes von der Lösung;
III Umsetzung der Alkalisilikatlösungen mit anorganischen oder or¬ ganischen Säuren und/oder deren Salzen zwecks weiterer Reini¬ gung.
Die auf diese Weise erhaltenen Alkalisilikatlösungen weisen im all¬ gemeinen ein MolVerhältnis Siθ2 : Na2θ im Bereich von 3,3 bis 5,0 : 1 auf.
Die DE-OS 26 19604 betrifft ein Verfahren zur Herstellung von flüs¬ sigem Wasserglas aus amorphem Siliciumdioxid und Alkalihydroxid, das dadurch gekennzeichnet ist, daß Siliciumdioxidstaub in Form von Flugasche, die von den Abgasen von Ferrolegierungs-Industrien und anderen mit Siliciu öfen arbeitenden Industrien abgeschieden worden ist, Alkalihydroxid und Wasser in einem bestimmten Gewichtsverhält¬ nis gemischt werden und daraufhin unter Umrühren auf eine Tempera¬ tur zwischen 75 und 100 °C gebracht werden, wonach die erzielte Flüssigkeit abgekühlt wird. Die als Ausgangsstoff für diese Wasser¬ glasherstellung benutzten Siliciumdioxidstäube weisen im
allgemeinen einen Siliciumdioxidgehalt von 94 bis 98 Gew.-% auf, der Rest besteht aus Verunreinigungen.
Die DE-AS 23 28 542 betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Al- kalimetallsilikaten durch Behandlung von Perlit mit einer Alkali¬ lauge und hydrothermale Behandlung der erhaltenen Pulpe im Autoklav unter nachfolgender Filtration, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man zur Behandlung des Perlits eine Alkalilösung mit einer Kon¬ zentration von 40 bis 140 g/1 Na2θ in einer Menge einsetzt, bei der das Verhältnis der Flüssigphase zur Festphase 0,7 bis 1,5 : 1 be¬ trägt. Bei dem Perlit handelt es sich um ein im wesentlichen amor¬ phes, glasartiges Berggestein vulkanischen Ursprungs, welches hauptsächlich aus (in Gew.-%) Siliciumdioxid 73, Aluminiumoxid 15 und sonstigen Oxiden 8 besteht.
Wie die vorstehenden Ausführungen zeigen, liefern die in der Pa¬ tentliteratur beschriebenen, aus amorphem Siliciumdioxid erhaltenen Wassergläser stets nur Verfahrensprodukte mit minderen Eigenschaf¬ ten, die einer weiteren Reinigung unterzogen werden müssen.
Der im folgenden beschriebene Stand der Technik betrifft Verfahren zur hydrothermalen Herstellung von Natriumsilikatlösungen aus kri¬ stallinem Siliciumdioxid, also Sand, und Natronlauge, die nach den Verfahren des Standes der Technik allerdings nur bis zu einem S O2 : a2Ü-MolVerhältnis von weniger als 2,89 : 1 umgesetzt werden kön¬ nen.
Die DE-OS 3002857 betrifft ein Verfahren zur hydrothermalen Her¬ stellung von Natriumsilikatlösungen mit einem Molverhältnis SiÜ2 : Na2θ von 1,03 bis 2,88 : 1 durch Umsetzung von Sand mit wäßriger Natriumhydroxidlösung unter Druck und bei erhöhten Temperaturen sowie nachfolgender Filtration, das dadurch gekennzeichnet ist, daß
man die wäßrige Natriumhydroxidlösung einer Konzentration von 10 bis 50 Gew.-% mit einem Überschuß an Sand von bis zu 300 %, bezogen auf die Molverhältnisse von S1O : a2θ im Ansatz, bei Temperaturen im Bereich von 150 bis 250 °C und den diesen Temperaturen entspre¬ chenden Drücken von gesättigtem Wasserdampf umsetzt und den nicht umgesetzten Sandüberschuß vollständig oder teilweise als Filterme¬ dium für die gebildete Natriumsilikatlösung verwendet. Nach den Ausführungsbeipielen dieser Offenlegungsschrift wird allerdings maximal ein Siθ2 : Na2θ-Molverhältnis von 1,68 : 1 erreicht.
Die DE-OS 34 21 158 betrifft ein Verfahren zur hydrothermalen Her¬ stellung von Natriumsilikatlösungen mit einem Molverhälntis Siθ2 : Na2θ von 1,96 bis 2,17 durch Umsetzung von überschüssigem Sand mit wäßriger Natriumhydroxidlösung, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man das einen Sandüberschuß und eine mit Prozeßwärme vorgeheizte wäßrige Natiumhydroxidlösung enthaltende Reaktionsgemisch in einem rotierenden, zylindrischen, geschlossenen Druckreaktor bis zum Er¬ reichen eines bestimmten Molverhältnisses Siθ2 : Na2θ umsetzt und daraufhin unter Verwendung des überschüssigen Sandes und gegebe¬ nenfalls eines zusätzlichen Filterhilfsmittels filtriert. In den Ausführungsbeispielen werden wäßrige Natriumsilikatlösungen mit einem Molverhältnis Siθ2 : Na2θ von bis zu 2,27 : 1 offenbart.
Die DE-OS 33 13 814 betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer klaren Lösung eines Natriumsilikats, dessen MolVerhältnis Silicium¬ dioxid : Natriumoxid höchstens gleich 2,58 : 1 ist, durch Aufschluß von kristallinem Siliciumdioxid einer mittleren Korngröße zwischen 0,1 und 2 mm, bei dem eine wäßrige Lösung von Natriumhydroxid ein Bett aus Siliciumdioxid durchläuft, das in einem senkrechten rohr- förmigen Reaktor ohne mechanische Bewegung ausgebildet und von oben nach unten mit Siliciumdioxid und der wäßrigen Lösung des Natrium¬ hydroxids gespeist wird.
Die belgische Patentschrift 649 739 betrifft ein Verfahren und ein Gerät zur Herstellung von klaren Natriumsilikat-Laugen durch Auf¬ lösung eines kieselsäurehaltigen Materials bei hoher Temperatur und unter Druck in wäßriger Ätznatronlauge, das dadurch gekennzeichnet ist, daß das Produkt von dem überschüssigen kieselsäurehaltigen Material und/oder von den unlöslichen verunreinigten Stoffen mit¬ tels Filtrierelementen getrennt wird, die in der Nähe des Reaktor¬ bodens angebracht sind, wobei die besagte Filtration vorteilhaft unter den Temperatur- und Druckbedingungen erfolgt, die den Reak¬ tionsbedingungen sehr ähnlich sind. Die auf diese Weise erhaltenen wäßrigen Natriumsilikatlösungen besitzen ein Molverhältnis Siθ2 : Na2θ von etwa 2,5 : 1.
Derartige hydrothermale Verfahren zur Herstellung von Natronwas¬ sergläsern aus Sand und Natronlauge werden auch zusammenfassend in den bereits vorstehend zitierten Monographien von Winnacker, Küchler und Ullmann erörtert. Bei Winnacker, Küchler heißt es hier¬ zu (Seiten 61 und 62), daß sich jedoch im Hydrothermalverfahren bei den üblicherweise angewendeten Temperaturen nur ein Natriumwasser¬ glas mit einem Verhältnis Siθ2/ a2θ von kleiner als 2,7 : 1 erzie¬ len läßt. Ullmann erwähnt in diesem Zusammenhang, daß sich auf diese Weise nur Natriumsilikat-Lösungen mit MolVerhältnissen Siθ2/ a2θ bis herauf zu 2,5 : 1 gewinnen lassen (Seite 412, linke Spal¬ te) .
Aufgrund der vorstehend zitierten Literatur bestand somit ein di¬ rektes Vorurteil hinsichtlich der Gewinnung von Natriumsilikat-Lö¬ sungen mit höheren Siθ2/Na2θ-MolVerhältnissen im Hydrothermalver¬ fahren aus Sand, d.h. aus kristallinem Siθ2» und Natronlauge.
Der vorliegenden Erfindung liegt demgegenüber die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur hydrothermalen Herstellung von
Natriumsilikatlösungen durch Umsetzung von kristallinem Silicium¬ dioxid mit wäßriger Natriumhydroxid-Lösung bereitzustellen, bei welchem als kristallines Siliciumdioxid unter anderem Quarz, d.h.
Sand, eingesetzt wird und wobei als Endprodukt Natriumsilikat-Lö¬ sungen mit Siθ2/Na2θ-Molverhältnissen von mehr als 2,9 : 1 erzielt werden.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch hydrothermale Umsetzung von Quarz, d.h. Sand, mit wäßrigen Natriumhydroxid-Lösungen und an¬ schließender hydrothermaler Umsetzung der hierbei als Zwischenpro¬ dukt erhaltenen Natriumsilikat-Lösungen mit einem speziell getemperten Quarz erreicht.
Die vorliegende Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur hydro¬ thermalen Herstellung von Natriumsilikat-Lösungen mit hohen Siθ2 : Na2θ-Molverhältnissen, durch Umsetzung von Quarzsand mit wäßrigen Natriumhydroxid-Lösungen bei Temperaturen im Bereich von 150 bis 300 °C und den diesen Temperaturen entsprechenden Drücken von ge¬ sättigtem Wasserdampf in einem Druckreaktor, das dadurch gekenn¬ zeichnet ist, daß man die hierbei erhaltenen Natriumsilikat-Lösun¬ gen, die Siθ2 : Na2θ-Molverhältnisse von weniger als 2,9 : 1 auf¬ weisen, anschließend mit einem bei Temperaturen im Bereich von über 1100 °C bis zum Schmelzpunkt getemperten Quarz umsetzt, wobei gleichfalls Temperaturen und Drücke in den genannten Bereichen ein¬ gehalten werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist durch seine einfache Verfahrens¬ führung technisch problemloser zu handhaben und somit kostengün¬ stiger als die technisch aufwendigen, große Energiemengen erfor¬ dernden und die Umwelt stark belastenden Verfahren des Standes der Technik, also die Hochtemperatur-Schmelzverfahren mit anschließen¬ dem Lösungsschritt.
Gegenüber den Hydrothermalverfahren des Standes der Technik besitzt das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil, daß durch den Einsatz des speziell getemperten Quarzes als kristalline Siliciumdioxid-Kom- ponente in dem nachfolgenden Verfahrensschritt auch Natriumsilikat- Lösungen mit einem Siθ2 : Na2θ-Molverhältnis von mehr als 2,9 : 1 erhalten werden, was, wie vorstehend diskutiert, nach den hydro¬ thermalen Verfahren des Standes der Technik unter Verwendung von Quarz, d.h. Sand, bislang nicht möglich war.
Weiterhin wurde überraschend gefunden, daß aus getempertem Quarz als Siliciumdioxid-Komponente und einer Natriumsilikat-Lösung im Rahmen einer Hydrothermalsynthese unter den vorstehend angegebenen Bedingungen schon bei kurzen Reaktionszeiten die direkte Herstel¬ lung von wäßrigen Natriumsilikat-Lösungen als Endprodukt möglich ist, die ein Molverhältnis Siθ2 : Na2θ von mehr als 2,9 : 1 auf¬ weisen.
Schließlich ist es ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens, daß man auf technisch einfache und sehr wirtschaftliche Art Natriumsilikat-Lösungen mit hohen Siliciumdioxid-Natriumoxid- Molverhältnissen erhält, indem man für die Durchführung der Basis¬ reaktion, also der Umsetzung von Quarz (Sand) und wäßriger Natrium¬ hydroxid-Lösung zunächst die preisgünstigere Siliciumdioxid-Kom¬ ponente, also Sand, einsetzen kann und nur für eine "Aufkieselungs- reaktioπ" die durch Tempern von Quarz erhaltene, kostenaufwendigere kristalline Siliciumdioxid-Komponente einsetzt. Auf diese Weise kann man aus einer Natriumsilikat-Lösung mit einem Molverhältnis Siθ2 : Na2θ von weniger als 2,9 : 1 unter Zugabe des getemperten Quarzes als kristalline Siliciumdioxid-Komponente je nach Zu¬ satzmenge des getemperten Quarzes Natriumsilikat-Lösungen mit einem S θ2 : Na2θ- olVerhältnis von 2,9 bis 3,6 : 1 herstellen. Vorzugs¬ weise besitzen die so erhaltenen Natriumsilikat-Lösungen SiÜ2 :
Na2θ-Molverhältnisse von 3,0 bis 3,5 : 1 und besonders bevorzugt von 3,3 bis 3,5 : 1.
Die bei der hydrothermalen Umsetzung von Quarz, d.h. Sand, mit Natriumhydroxid-Lösungen zunächst als Zwischenprodukt gewonnenen Natriumsilikat-Lösungen können in an sich bekannter Weise nach ei¬ nem entsprechenden, beliebigen Verfahren des Standes der Technik erhalten werden. Im Sinne der vorliegenden Erfindung ist es bevor¬ zugt, Quarzsand mit wäßriger Natriumhydroxid-Lösung in einem Kon¬ zentrationsbereich von 10 bis 50 Gew.-%, insbesondere von 15 bis 30 Gew.- , in einem Druckreaktor umzusetzen, wobei Temperaturen im Bereich von 150 bis 300 °C, insbesondere im Bereich von 200 bis 250 °C, sowie den diesen Temperaturen entsprechenden Drücken von gesät¬ tigtem Wasserdampf eingehalten werden.
Die auf diese Weise gewonnenen Natriumsilikat-Lösungen weisen Siθ2 : Na2θ-MolVerhältnisse von weniger als 2,9 : 1 und im allgemeinen Feststoffkonzentrationen im Bereich von 20 bis 55 % auf. Im Sinne der Erfindung werden solche Natriumsilikat-Lösungen als Zwischen¬ produkt bevorzugt, die Feststoffkonzentrationen im Bereich von 25 bis 40 %, insbesondere von 30 bis 38 %, aufweisen.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden die - wie vorstehend beschrieben - als Zwischenprodukt er¬ haltenen Natriumsilikat-Lösungen anschließend mit einem bei Tem¬ peraturen im Bereich von 1200 bis 1700 °C unter Zusatz katalyti- scher Mengen an Alkali getemperten Quarz, welcher sich unter die¬ sen Temperbedingungen im wesentlichen in Cristobalit umwandelt, im Rahmen der HydrothermalSynthese unter den vorstehend angegebenen Bedingungen umgesetzt.
Cristobalit ist, wie Quarz, eine Kristallmodifikation des Silicium- dioxids. Dieser wird praktisch ausschließlich synthetisch durch Calcinierung von Quarz hergestellt, indem man Quarzsand bei Tempe¬ raturen von ca. 1500 °C unter Zusatz von Katalysatoren (Alkaliver¬ bindungen) kontinuierlich umwandelt. Bezüglich näherer Informatio¬ nen zu Cristobalit wird auf Ull anns Encyklopädie der Technischen Chemie, Band 21, 4. Auflage, 1982, Seiten 439 bis 442, verwiesen.
Im Sinne der Erfindung ist es daher besonders bevorzugt, einen bei Temperaturen im Bereich von 1300 bis 1600 °C unter Zusatz kataly- tischer Mengen an Alkali getemperten Quarz einzusetzen, der sich unter diesen Temperbedingungen im wesentlichen in Cristobalit um¬ wandelt. Besonders vorteilhaft ist es ferner, ein frisch getemper¬ tes, noch warmes Cristobalit-Material für das erfindungsgemäße Ver¬ fahren zu verwenden.
Bezüglich der Mengen an getempertem Quarz, d.h. insbesondere an Cristobalit, die den als Zwischenprodukt gebildeten Natriumsilikat- Lösungen zugesetzt werden, gilt das Folgende: Generell kann die stöchio etrisch erforderliche Menge an Cristobalit, bezogen auf das erwünschte Siθ2 : Na2θ-Molverhältnis in der als Endprodukt angestrebten Natriumsilikat-Lösung, zugesetzt werden. Darüber hinaus können jedoch auch Überschüsse von bis zu 100 % an Cristobalit, wiederum bezogen auf das Soll-Verhältnis Siθ2 : Na2θ im angestrebten Endprodukt, eingesetzt werden. Generell läßt sich die Umsetzung auch mit höheren Überschüssen als 100 % an Cristobalit durchführen; dies ist jedoch im allgemeinen technisch nicht sinnvoll. Im Sinne der Erfindung ist es besonders bevorzugt, die hydrothermale Umsetzung mit einem Überschuß von 1 bis 10 % an getempertem Quarz, d.h. insbesondere Cristobalit, bezogen auf das gewünschte Siθ2 : Na2θ-MolVerhältnis im Endprodukt, durchzuführen.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung führt man die hydrothermale Herstellung der als Endpro- dukt angestrebten Natriumsilikat-Lösungen mit hohem Siθ2 : Na θ- Molverhältnis in der folgenden Weise durch: Zunächst werden Quarzsand und wäßrige Natriumhydroxid-Lösung (Natronlauge) bei einem bestimmten Temperatur- und Druck-Niveau im Druckreaktor umgesetzt. Der getemperte Quarz, d.h. insbesondere der Cristobalit, welcher der hierbei als Zwischenprodukt gebildeten Natriumsilikat- Lösung zugesetzt werden soll, wird auf das gleiche Temperatur- und Druck-Niveau gebracht und so im Druckreaktor mit der darin vorliegenden Natriumsilikat-Lösung vereinigt. Anschließend wird die HydrothermalSynthese unter den gleichen Temperatur- und Druckbedingungen bis zum Erreichen des Soll-Molverhältnisses SiÜ2 •• Na2θ im Berei-ch von 2,9 bis 3,6 : 1 des Endproduktes weitergeführt.
Andererseits kann man nach Durchführung des ersten Verfahrens¬ schrittes den Druckbehälter zunächst entspannen und bis zu einer praktikablen Arbeitstemperatur sich abkühlen lassen, sodann den - gegebenenfalls auch vorgewärmten - Cristobalit in den Druckbehälter einspeisen und - nach Wiederherstellung der erwünschten Temperatur- und Druckbedingungen - die HydrothermalSynthese zu Ende führen. Demgegenüber weist die vorstehend geschilderte, bevorzugte Verfah¬ rensführung, die im Hinblick auf die konstanten Temperatur- und Druckbedingungen bei der HydrothermalSynthese als praktisch ein¬ stufig bezeichnet werden kann, besondere wirtschaftliche Vorteile hinsichtlich hoher Raum-/Zeit-Ausbeuten bei minimalem Energiever¬ brauch auf.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens können generell alle für die HydrothermalSynthese von Natronwasserglas gebräuch¬ lichen Reaktoren Verwendung finden. Hierzu gehören z.B. rotierende Löser, stehende Löseranordnungen, Reaktoren mit Rührwerk,
Strahlschlaufenreaktoren, Rohrreaktoren und im Prinzip alle Reak¬ toren, die zur Umsetzung von Feststoffen mit Flüssigkeiten unter Druck geeignet sind. Derartige Reaktoren sind beispielsweise in der DE-OS 30 02857, DE-OS 34 21 158, DE-AS 28 26 432, BE-PS 649 739, DE-OS 33 13814 und in der DE-PS 968034 ausführlich beschrieben.
Zur Durchführung der vorstehend geschilderten "einstufigen" Ver¬ fahrensvariante ist ein geeigneter separater Druckbehälter erfor¬ derlich, in welchem der der als Zwischenprodukt gebildeten Natrium¬ silikat-Lösung zuzusetztende Cristobalit auf das gewünschte Tempe¬ ratur- und Druck-Niveau gebracht werden kann. Dieser separate Druckbehälter ist mit dem eigentlichen Reaktor entweder durch ent¬ sprechende, mit Absperrorganen versehenen Leitungen direkt verbun¬ den, oder er wird - beispielsweise im Falle rotierender Reaktoren - mit dem eigentlichen Reaktor über entsprechende Leitungen im Be¬ darfsfall in Verbindung gebracht. Die hier erforderlichen Vor- bzw. Einrichtungen sind dem Fachmann gleichfalls geläufig.
Das fertige Endprodukt - die Natriumsilikat-Lösung mit hohem Siθ2 : Na2θ-Molverhältnis - wird nach Entspannen des Druckreaktors aus diesem ausgeführt und kann gewünschtenfalls zur Reinigung noch einer Filtration unterzogen werden. Hierzu können alle Filterein¬ richtungen Verwendung finden, die zur Filtration von Wasserglaslö¬ sungen dem Fachmann bekannt sind.
Die in der erfindungsgemäßen Weise hergestellten Natriumsilikat- Lösungen (Natronwasserglas-Lösungen) können für alle üblichen Ver¬ wendungszwecke eingesetzt werden, die dem Fachmann bekannt sind und in der einschlägigen Literatur beschrieben werden, beispielsweise für die Herstellung von Füllstoffen (gefällten Kieselsäuren), als Klebstoffe, als Bindemittel in Farben, Gießereihilfsstoffen,
Katalysatorträgern, als Komponente in Wasch- und Reinigungsmitteln, sowie als Bestandteil für feuerfeste Materialien.
Der Anmeldungsgegenstand wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert, ohne darauf beschränkt zu sein. Für "Hydrothermal- verfahren" wird dabei auch die Abkürzung "HT"-Verfahren benutzt.
Als getemperter Quarz wurde in den Ausführungsbeispielen ein durch Tempern bei 1300 bis 1600 °C und Alkalikatalyse erhaltener Cristo¬ balit verwendet.
Als Reaktor für die Durchführung der Versuche diente ein waagerecht angeordneter zylindrischer Druckbehälter aus Stahl mit einer Nickelauskleidung mit einem Volumen von ca. 0,5 1. Der Druckbehäl¬ ter drehte sich mit einer Drehzahl von ca. 60 Umdrehungen pro Minute um seine horizontale Achse. Die Beheizung erfolgte von außen über einen auf Reaktionstemperatur aufgeheizten Wärmeträger.
Natriumsilikatlösungen mit einem Siθ2 : Na2θ-MolVerhältnis von 2,0 : 1 und 2,5 : 1 wurden aus Sand und Natronlauge hergestellt, unter Zusatz von Cristobalit in den Druckreaktor eingefüllt und bei 215 bzw. 225 °C und Reaktionszeiten zwischen 20 und 60 min zu Natrium¬ silikat-Lösungen mit einem S1O2 : Na2θ-MolVerhältnis von 3,33 bis 3,50 : 1 umgesetzt.
Einzelheiten hierzu sind den nachstehenden Beispielen 1 bis 7 zu entnehmen. Beispiel 1 betrifft die Herstellung einer Natriumsili¬ kat-Lösung mit einem Molverhältnis Siθ2 : a2θ von 2,0 : 1; die Beispiele 2 bis 7 betreffen die Umsetzung einer solchen "Basis"- Natriumsilikat-Lösung, d.h. einer solchen mit Molverhältnissen Siθ2 J Na2θ < 2,9 : 1, mit Cristobalit.
In einer besonders wirtschaftlichen Form kann das Verfahren der Herstellung der Basisnatriumsilikatlösung mit einem Molverhältnis < 2,9 : 1 direkt kombiniert werden mit der Anschlußreaktion der Umsetzung dieser Natriumsilikatlösung unter Zusatz von Cristobalit zu der als Endprodukt gewünschten Natriumsilikatlösung mit einem Siθ : Na2Ö-MolVerhältnis von 2,9 bis 3,6 : 1. Dieser Prozeßablauf wird nachfolgend beschrieben:
Die Stoffmengen (Sand bzw. Cristobalit und Natronlauge) werden über Wägevorrichtungen erfaßt. Die Rohstoffe Sand und Natronlauge werden in den Reaktor eingefüllt, dieser dann verschlossen und in Rotation versetzt. Danach wird das Reaktionsgemisch auf eine Reaktionstem¬ peratur von ca. 215 °C aufgeheizt und bei dieser Temperatur belas¬ sen. Nach einer Reaktionszeit von 30 min bei dieser Temperatur wird der Reaktor zum Sti lstand gebracht.
Aus einem an den Reaktor angeflanschten, mit Cristobalit gefüllten Druckbehälter, der auf den gleichen Druck wie der Reaktionsbehälter gebracht wird, wird die erforderliche Menge Cristobalit in den Reak¬ tor, der die zuvor gebildete Natriumsilikat-Lösung mit einem Mol¬ verhältnis Siθ2 : Na2θ von ca. 2,5 : 1 enthält, eindosiert. Danach wird der unter Druck stehende Vorratsbehälter wieder geschlossen, entspannt und vom Reaktor abgetrennt. Die zugesetzte Cristobalit- menge entspricht dem zusätzlichen Siθ2-Anteil, der zum Erreichen eines MolVerhältnisses Siθ2 '• Na2Ö von 3,46 : 1 in der als Endpro¬ dukt angestrebten Natriumsilikat-Lösung erforderlich ist. Danach wird der Reaktor weitere 20 bis 60 min bei Reaktionstemperatur be¬ lassen. Die Aufarbeitung der Natron-Wasserglaslösung kann dann an¬ schließend entweder über einen Sedimentationsbehälter zur groben Abtrennung von Feststoffen oder - bei höheren Anforderungen an die Klarheit der Lösung - über ein Filter vorgenommen werden.
Es ist jedoch grundsätzlich möglich, die unter Druck stehende flüs¬ sige Phase der Natriumsilikatlösung in einen zweiten gegebenenfalls vorgeheizten Reaktionsbehälter zu überführen, in dem die berechnete Cristobalitmenge vorgelegt wurde, und die Reaktion dort zu Ende zu führen.
In einer besonderen Ausführungsform kann der Hydrothermal-Prozeß auch bei relativ hohen Feststoffkonzentrationen im Reaktor ablau¬ fen, da unter Reaktionsbedingungen, beispielsweise 215 °C/20 bar, die im Reaktor befindliche Natriumsilikatlösung einen für den Pro¬ zeß ausreichenden Viskositätsbereich aufweist. Nach Abschluß der Reaktion kann dann zusätzlich Wasser entweder
- unter Druck direkt in den Reaktor oder
- in die Ausblaseleitung zu einem Vorlagebehälter während des Ausblasevorganges eingespeist werden, so daß die über die Ausblaseleitung in den Vor¬ lagebehälter gelangte Natriumsilikatlösung in der Weise ausreichend verdünnt wird, daß in der Vorlage bei Temperaturen von ca. 100 °C die Natriumsilikatlösung vor der weiteren Aufarbeitung durch Sedi¬ mentation/Filtration eine fließfähige, ausreichend niedrigviskose Konsistenz aufweist.
Beispiel 1
Dieses Beispiel betrifft die Herstellung einer "Basis"-Natrium- silikat-Lösung, die als Ausgangsstoff für die weitere Umsetzung mit Cristobalit diente.
47 g Sand und 100 g einer 30 Gew.-%igen Natronlauge wurden in den waagerecht angeordneten zylindrischen Druckbehälter eingefüllt und dieser druckfest verschlossen. Nach einer Reaktionszeit von 30 min bei 215 °C/20 bar wurde der Reaktor abgekühlt und die gebildete
Natriumsilikat-Lösung analysiert: Sie wies ein Siθ2 : Na 2O-M0IVer¬ hältnis von 2,0 : 1 auf.
Diese Natriumsilikat-Lösung wurde weiter mit Cristobalit umgesetzt, wie in Beispiel 2 beschrieben ist. Die Natriumsilikat-Lösungen, die als Ausgangsstoffe für die weiteren Umsetzungen gemäß Beispiel 3 bis 7 dienten, wurden analog Beispiel 1 bei entsprechend veränderten Ansatzverhältnissen (Siθ2 : Na2θ = 2,5 : 1) und verlängerten Reaktionszeiten (90 min) gewonnen.
Beispiel 2
Ausgehend von einer Natriumsilikatlösung mit einem Siθ2 : Na2θ-Mol- verhältnis von 2,0 : 1 wurde unter Zusatz von Cristobalit bei 215 °C und einer Reaktionszeit von 30 min eine Natriumsilikatlösung mit einem Siθ2 : Na2Ö-Molverhältnis von 3,37 : 1 erhalten.
Beispiele 3. 4 und 5
In den Beispielen 3, 4 und 5 wurden, ausgehend von einer Natrium¬ silikatlösung mit einem Molverhältnis Siθ2 : Na2θ von 2,5 : 1, bei 215 βC und Reaktionszeiten von 20 min und unterschiedlichen Zugabe- engen von Cristobalit (Überschuß bezogen auf ein Sollverhältnis Siθ2 : a2θ = 3,46 : 1 im Endprodukt) von 0 % (Beispiel 3), 3 % (Beispiel 4), 5 % (Beispiel 5) Natriumsilikatlösungen mit steigen¬ dem Molverhältnis Siθ2 : Na2θ von 3,33 bis 3,43 : 1 erhalten.
Beispiele 6 und 7
Ausgehend von einer Natriumsilikatlösung mit dem Molverhältnis Siθ2 : Na2θ = 2,5 : 1 wurden unter Zusatz von Cristobalit bei Reaktions-
Zeiten von 60 min und unterschiedlichen Reaktionstemperaturen (215 °C/225 °C) Natriumsilikatlösungen mit einem Molverhältnis von 3,46 bis 3,50 : 1 hergestellt.
Die Beispiele 3, 4 und insbesondere 5 zeigen, daß die Umsetzung von Natriumsilikatlösungen mit einem Molverhältnis Siθ2 : Na2θ < 2,9 :1 mit der kristallinen Siθ2-Komponente Cristobalit schon bei kurzen Reaktionszeiten (< 30 min) und relativ niedrigen Reaktionstempera¬ turen zu Natriumsilikatlösungen mit MolVerhältnissen Siθ2 : Na2Ü zwischen 3,33 und 3,43 : 1 führt.
Die Ergebnisse der Beispiele 2 bis 7 sind nachstehend in einer Ta¬ belle zusammengefaßt.