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Vorrichtung zur vergrößerten Anzeige kleiner Neigungen und Vorrichtung
zur Stabilisierung der Visierlinien von Fernrohren
Zur Bestimmung der lotrechten
Stellung von Geräten verwendet man in der Regel Libellen, die jedoch durch kleine
Temperaturunterschiede schon relativ große Störungen erfahren und zudem auch keinen
automatischen Ausgleich einer etwaigen Geräteneigung gestatten. Man hat ferner zur
Horizontierung auch schon Pendel- oder Peilwaagen benutzt, die gewöhnlich mit Zielmarken
oder einem Diopter versehen waren, doch sind diese Pendel in der üblichen Ausführung
ungenau und unempfindlich.
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Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung zur vergrößerten Anzeige
kleiner Neigungen eines Körpers oder zur Bestimmung der Lotrichtung mit Hilfe einer
Pendelwaage, die sich gegenüber bekannten Anordnungen dieser Art durch außerordentlich
große Empfindlichkeit und Genauigkeit auszeichnet. Erfindungsgemäß wird an dem Körper
(Neigungskörper) mittels mindestens zweier Schwingen ein weiterer Körper (Schwingkörper)
an Gelenken angehängt, derart, daß ein Gelenkviereck gebildet wird, wobei der Schwerpunkt
des Schwingkörpers dicht unterhalb der für indifferentes Gleichgewicht des Schwingkörpers
maßgebenden Schwerpunktslage gelegt ist, so daß die zu bestimmenden kleinen Neigungswinkel
des Neigungskörpers Neigungswinkel des Schwingkörpers zur Folge haben, die über
das durch das Abstandsverhältnis der Gelenkpunkte am Neigungskörper und am Schwingkörper
allein gegebene Maß an Winkelvergrößerung vergrößert sind. Die Neigungswinkel sind
dabei gegebenenfalls an einer Anzeigevorrichtung ahzulesen.
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Es ist bekannt, daß reibungsfreie Verschwenkungen beispielsweise
bei waageartigen physikalischen Instrumenten technisch am besten mit Hilfe von Band-
oder Drahtgelenken verwirklicht werden.
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Von dieser bekannten Tatsache kann auch bei der praktischen Verwirklichung
der erfindungsgemäßen Gelenkvierecke Gebrauch gemacht werden. Die Ausführung der
Gelenke ist für das Prinzip des Gelenkvierecks gemäß der Erfindung jedoch belanglos,
weshalb im folgenden nur von Gelenken allgemein ohne Rücksicht auf die Ausführungsform
als Schneiden- oder Spitzen- bzw. Band- oder Drahtlagerung die Rede ist. Die schneidenloseAufhängung
als solche ist unter anderem auch bei einem Instrument zur absoluten Messung der
Erdschwere mit Hilfe eines Reversionspendels bekanntgeworden, die auf Grund einer
Zeit- und Längenmessung durch die genaue Messung der Schwingungsdauer des Pendels
ermittelt wird. Dabei ist die Aufhängung mittels sogenannter Rollbandgelenke vorgesehen,
bei der an Stelle der Schneidenlagerung am oberen Teil des Pendelkörpers und am
Instrument selbst je ein halbzylindrischer Körper angebracht und der Pendelkörper
durch über Kreuz geführte Bänder derart aufgehängt ist, daß bei Pendelbewegungen
des Pendelkörpers die Bänder auf den Zylinderflächen abrollen können.
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Der Schwerpunkt des Reversionspendels liegt dabei weit unterhalb der
Aufhängebasis, um unabhängig von kleinen Änderungen des Gelenks eine möglichst genau
definierte Schwingungsdauer zu erhalten.
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Bei der Aufhängung des Schwingkörpers gemäß der Erfindung ist der
Schwerpunkt dicht unterhalb der für indifferentes Gleichgewicht des Schwingkörpers
maßgebenden Schwerpunktslage, d. h. also im Gegensatz zu derjenigen bei den obenerwähnten
Pendeln, sehr hoch gelegt, um die Neigungswinkel des Neigungskörpers in noch stärkerem
Maße zu vergrößern, als es durch die Größe des Abstandsverhältnisses der Aufhängepunkte
allein bestimmt ist. Die Schwingungsdauer ist dadurch zwar ungenau, sie ist aber
für die Bestimmung kleiner Neigungen eines Gerätes oder für die Bestimmung der Lotrichtung
ohne Bedeutung.
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Die Erfindung kann überall da Verwendung finden. wo man bisher zur
Festlegung der Lotrichtung Libellen oder Peilwaagen, Pendelwaagen u. dgl. benutzt
hat. Sie erlaubt ferner mit besonderem Vorteil die Stabilisierung, d. h. die selbst
tätige Einrichtung einer Visierlinie von Fernrohren und Ablesemikroskopen, insbesondere
bei geodätischen Instrumenten, wie Nivellieren, Theodoliten, Tachymetern od. dgl.,
indem die durch Neigung des Gerätes bewirkte Verlagerung der Ziellinie durch das
Gelenkviereckpendel wieder rückgängig gemacht wird. Zu diesem Zweck wird gemäß einem
weiteren Erfindungsgedanken die obengenannte Vorrichtung mit einem geodätischen
Instrument vereinigt, wobei auf dem Schwingkörper optische Elemente, wie die Okularstrichplatte
oder Prismen, Linsen, planparallele Platten od. dgl., angebracht sind, die im optischen
Strahlengang des Fernrohres bzw. Mikroskops liegen und bei Neigungsänderung des
Fern rohres bzw. Mikroskops infolge der entsprechend vergrößerten Neigungen des
Schwingkörpers die Zielstrahlabweichung wieder rückgängig machen. In gleicher Weise
kann bei Höhenwinkelmeßgeräten mit Ablesemikroskop z. B. die Einstellung des Höhenindex
jeweils selbsttätig erfolgen.
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Eine andere Art der Stabilisierung ergibt sich unter Verwendung einer
derartigen Pendelwaage ferner dadurch, daß durch Bewegen des Schwingkörpers Stromkreise
eines Verstärkers beeinflußt werden, die ihrerseits über Relais od. dgl. eine Nachführung
des Gesamtgerätes hervorrufen. Das kann z. B. bei nautischen Höhenwinkelmeßgeräten
(Sextanten) wertvoll sein.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist bei astronomischen, nautischen
und geodätischen Geräten aller Art, wie z. B. Astrolabien, Passageinstrumenten,
Meridiankreisen, Schachtlotgeräten, Nivellieren, Theodoliten, Tachymetern, Sextanten
u. dgl., von besonderer Bedeutung.
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Bei einer solchen Pendelwaage erfolgt die Bewegung des Schwingkörpers
so, als ob er sich um einen Punkt, den sogenannten Momentanpol, drehen wird, der
sich selbst in Abhängigkeit von der Pendelbewegung verlagert. Unter dem Momentanpol
ist der Punkt zu verstehen, in dem sich die beiden Schwingen oder deren Verlängerungen
schneiden. Näheres hierzu ist bei der Erläuterung der Figuren ausgeführt.
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Um eine Verwindung des Pendels zu vermeiden, ist es zweckmäßig, Neigungskörper
und Schwingkörper durch mindestens drei Schwingen miteinander zu verbinden, die
in verschiedenen Ebenen liegen. Vorteilhaft ist die Verwendung von zwei in zwei
verschiedenen Ebenen angeordneten Schwingenpaaren. Auch drei Schwingen sind vielfach
zweckmäßig, wobei dann eine Schwinge in einer anderen Ebene liegt als die beiden
anderen.
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Gemäß einem weiteren Erfindungsgedanken werden bei mindestens drei
Schwingen diese so angeordnet, daß sie die Kanten einer Pyramide bilden.
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Damit können Neigungen in allen Richtungen bestimmt oder ausgeglichen
werden. Das Vergrößerungsverhältnis der Winkelneigungen zwischen Neigungskörper
und Pendelkörper kann dabei in verschiedenen Schwingungsebenen verschieden sein.
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Eigenschwingungen des Schwingkörpers sind bei der Ermittlung kleiner
Neigungen eines Gerätes, der Lotrichtung, oder bei der Stabilisierung einer Visierlinie
störend. Es ist deshalb zweckmäßig, eine Einrichtung zur Dämpfung derartiger Schwingungen
anzubringen.
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Die Erfindung sei näher an Hand der in Fig. I bis S der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispiele und der nachfolgenden Beschreibung erläutert.
Dabei sind auch noch weitere Einzelmerkmale der Erfindung aufgeführt.
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In Fig. I ist schematisch eine Pendelwaage in Form eines Gelenkvierecks
dargestellt. Mit I ist das Standglied des Gelenkvierecks bezeichnet, das im vorliegenden
Fall als Neigungskörper dient und mit dem Gegenstand, dessen Neigung bestimmt
werden
soll, fest verbunden ist. Es kann aber auch selbst unmittelbar ein Teil dieses Gegenstandes
sein. Das Koppelglied 2 des Gelenkvierecks dient nach der Erfindung als Schwingkörper.
Beide Körper sind miteinander gelenkig durch hier starr ausgebildete Schwingen 3
und 4 verbunden. Am Schwingkörper ist ein Zeiger 5 befestigt, der über einer nicht
mit dargestellten Skala den Winkel anzeigt, um den sich der Schwingkörper 2 bei
Neigung des Standgliedes I dreht. Der Schwerpunkt des Schwingkörpers möge bei masselos
gedachten Schwingen 3 und 4 im Punkt S in der Zeigerspitze liegen.
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Das Pendel ist, unabhängig von der jeweiligen Schwinglage des Schwingkörpers,
stets im Gleichgewicht, wenn das vom Schwerpunkt S des Schwingkörpers 2 gefällte
Lot durch den Schnittpunkt P (Momentanpol) der beiden Schwingen 3 und 4 oder - wie
in der Figur - deren Verlängerungen geht. Schwingt das Pendel um diese Gleichgewichtslage,
dann bleibt der Schwingkörper nicht parallel zu sich selbst, sondern erfährt eine
Drehung, deren Drehpunkt im Momentanpol P liegt. Dabei ist aber zu berücksichtigen,
daß auch dieser Punkt P ebenso wie der Schwerpunkt S beim Pendeln auswandert, und
zwar in gleicher Richtung. Die Gleichgewichtslage ist stabil, wenn bei kleiner Schwingungsweite
der Punkt P in der gleichen Zeit eine größere Strecke seitlich auswandert als der
Schwerpunkt S, d. h. die Wanderungsgeschwindigkeit des Punktes größer als die des
Punktes S ist. In diesem Falle erzeugt nämlich der SchwerpunktS ein Drehmoment,
das das Pendel stets wieder in die Gleichgewichtslage zurückbringt. Das Gleichgewicht
ist indifferent, wenn S und P in bezug auf das Lot in der Zeiteinheit um gleiche
Beträge auswandern, und es ist schließlich labil, wenn beim Pendeln der SchwerpunktS
um ein größeres Stück als P wandert. Im letzteren Fall kippt die ganze Anordnung
um. Welches Gleichgewicht vorliegt, hängt von der Lage des Schwerpunktes S ab. Je
höher dieser über den Gelenkpunkten am Schwingkörper liegt, desto mehr nähert sich
die Anordnung dem indifferenten Gleichgewicht und wird schließlich labil.
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Das erfindungsgemäß ausgebildete Pendel wird vorzugsweise in einer
stabilen Gleichgewichtslage verwendet. Dabei liegt der Schwerpunkt je nach der geforderten
Vergrößerung mehr oder weniger in der Nähe der Lage, in der indifferentes Gleichgewicht
herrschen würde.
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Zur näheren Erläuterung der Wirkungsweise des Pendels als ein auf
Neigungen ansprechendes Gerät sei in Fig. I angenommen, daß das Standglied I durch
Anheben des Gelenkpunktes A und A' bei festgehaltenem Punkt B und zunächst festgehaltener
Schwinge 3 geneigt wird. Dabei sind die Verhältnisse zur Verdeutlichung übertrieben
gezeichnet. In der Praxis wird das dargestellte Pendel nur für wesentlich kleinere
Neigungswinkel benutzt. Bei der Neigung möge sich die stark strichlinierte Einstellung
der einzelnen Elemente des Pendels ergeben. Der Schwerpunkt S liegt nicht mehr senkrecht
über dem Punkt P, der nach P' ausgewandert ist, sondern etwas weiter rechts, bei
3".
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Er erzeugt dadurch ein Drehmoment im Uhrzeigersinne, durch das bei
jetzt freier Schwinge 3 eine Pendelbewegung hervorgerufen wird. Diese beginnt zunächst
mit einem Auswandern des Pendelkörpers sowie des Schwerpunktes S' und des Punktes
P' weiter nach rechts. Da die Anordnung so gebaut ist, daß stabiles Gleichgewicht
herrscht, wandert, wie oben erläutert, der Punkt P' schneller als der Punkt S' und
holt diesen nach einer gewissen Drehung des Pendelkörpers schließlich ein. In dieser
Stellung S" und P" liegen beide Punkte wieder lotrecht übereinander. Wird die Pendelbewegung
z. B. durch eine Dämpfungseinrichtung aufgehalten, so bleibt das Pendel in dieser
Lage, welche die neue Gleichgewichtslage ist, in Ruhe. Die Teile 2, 3, 4 und 5 nehmen
dabei die dünne strichlinierte Stellung ein. Der Schwingkörper 2 hat sich gegenüber
seiner Ursprungslage um einen Winkel fl geneigt, der größer als der zu bestimmende
Neigungswinkel a des Neigungskörpers ist. Und zwar ist die Vergrößerung um so höher,
je größer das Verhältnis der Längen von Neigungskörper I und Schwingkörper 2 und
ferner je kleiner der Unterschied in der Auswanderungsges chwi ndi gkei t der Punkte
S und P beim Pendeln um die Gleichgewichtslage ist, da bei kleinen Unterschieden
in der Wanderungsgeschwindigkeit der Punkt P eine große Strecke - und damit eine
große Drehung des Schwingkörpers - benötigt, bis er den PunktS eingeholt hat. Dieser
Unterschied in der Wanderungsgeschwindigkeit wird um so kleiner, je höher der SchwerpunktS
liegt, d. h. je näher die Anordnung, die sich im stabilen Gleichgewicht befindet,
an das indifferente Gleichgewicht herankommt.
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Durch entsprechende Bemessung der einzelnen Glieder des Gelenkvierecks
und geeignete Wahl der Lage des Schwerpunktes läßt sich die gewünschte Vergrößerung
des Neigungswinkels des Körpers I am Schwingkörper 2 erreichen. Damit werden an
der Skala des Zeigers 2' auch noch ablesbare Ausschläge für sehr kleine Neigungswinkel
a möglich.
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Die Skala kann unmittelbar in Winkeln a geeicht sein. Die Anordnung
läßt sich aber selbstverständlich auch ohne geeichte Skala verwenden, wenn sie nach
Art einer Libelle lediglich zur Horizontierung dient. Gegenüber der Libelle hat
sie den Vorteil wesentlich größerer Genauigkeit und Empfindlichkeit. Selbstverständlich
lassen sich auch Vergrößerungen kleiner als Eins erhalten.
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Durch Anbringen von Zielmarken am Neigungskörper wird das Pendel
zu einer einfachen, aber genauen Peilwaage.
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Die Gelenke, mit denen die Schwingen 3 und 4 am Neigungskörper und
am Schwingkörper befestigt sind, können in jeder an sich bekannten Form ausgebildet
sein, sollen jedoch, um die Genauigkeit nicht zu beeinträchtigen, möglichst geringe
Reibung besitzen. Als besonders zweckmäßig haben sich daher Gelenke erwiesen, die
aus einem dünnen Band oder dünnen Draht bestehen. Vorteil-
haft
ist es, die Schwingen überhaupt als unstarre Gebilde in Form von Bändern oder Drähten
auszubilden. In diesem Falle besteht aber unter Umständen die Gefahr, daß das Gelenkviereck
eine Verwindung erfährt, wodurch seine Genauigkeit beeinträchtigt wird. Durch Verwendung
von mehr als zwei Schwingen läßt sich dieser Nachteil vermeiden. In Fig. 2 ist eine
solche Anordnung perspektivisch und schematisch dargestellt, und zwar sind drei
Schwingpaare zur Verbindung von Neigungskörper 7 und Schwingkörper 8 vorgesehen.
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Der Schwingkörper ist mit einem Zeiger g versehen, der über der am
Neigungskörper 7 befestigten Skala 10 spielt. Es werden Neigungen um eine zur Pendelebene
senkrechte Achse angezeigt.
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In der gezeichneten Ausführungsform liegen die durch die einzelnen
Schwingenpaare gebildeten Ebenen zueinander parallel. Verwendet man z.B. nur zwei
Schwingenpaare und ordnet diese so an, daß die Ebenen dieser beiden Paare zueinander
geneigt sind oder, mit anderen Worten, die Schwingen die Kanten einer vierseitigen
Pyramide bilden, so kann der Schwingkörper in zwei zueinander senkrechten Ebenen
schwingen, und die Bestimmung der Lotrichtung wird dadurch in vielen Fällen erleichtert.
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Die Gelenkbänder können auch über Kreuz angeordnet sein, wie das
z. B. in Fig. 3 an einem Pendel mit zwei Gelenkbänderpaaren 6 dargestellt ist. Der
Schnittpunkt der Gelenkbänder, d. h. also der Momentanpol, liegt dann zwischen Neigungskörper
7 und Schwingkörper 8, und der Drehsinn des Schwingkörpers hat das entgegengesetzte
Vorzeichen wie der des Neigungskörpers. Im übrigen ist die Wirkungsweise die gleiche,
wie an Hand der Fig. 1 und 2 beschrieben. Die Anordnung arbeitet auch mit nur drei
Schwingen, ohne Gefahr einer Verwindung, einwandfrei, indem man z. B. in Fig. 3
die beiden parallelen, innenliegenden Schwingen so weit zusammenrückt, bis sie zu
einer Schwinge verschmelzen.
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Fig. 4 stellt eine vorteilhafte Ausführung dar, bei der Neigungs-
und Schwingkörper aus Zylindern II und I2 bestehen, die durch zwei Gelenkbänderpaare
13 und Iq verbunden sind. Die Gelenke befinden sich hier jeweils in den Berührpunkten
der Bänder mit den Zylindern II und 12.
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Der Neigungskörper II ist mit einer zu seiner eigenen Achse senkrechten
Achse 15 versehen und mit dieser am Gerät I6, dessen Neigung bestimmt oder ausgeglichen
werden soll, gelagert. Durch diese Lagerung wird erreicht, daß Neigungen des Gerätes
in einer zur Schwingungsebene des Pendels senkrechten Ebene kein Abscheren der Bänder
I3 und I4 bewirken. Das Gerät zeigt dann unbeeinflußt Kippungen um Achsen an, die
senkrecht auf der Schwingungsebene des Pendels stehen. Am Schwingkörper 12 ist der
Zeiger 17 befestigt, der über der am Neigungskörper angebrachten Skala I8 spielt.
Die Durchmesser von Neigungs- und Schwingkörpern sind im vorliegenden Fall praktisch
gleich gewählt, so daß die Vergrößerung des Neigungswinkels durch Übertragung auf
den Schwingkörper nicht geometrisch, sondern rein physikalisch durch entsprechende
Lage des Schwerpunktes des Schwingkörpers I2 erfolgt. Dieser Schwerpunkt liegt hier
wegen der Anordnung des Zeigers oberhalb der Achse des Schwingkörpers 12.
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Die Lage der Befestigungslaschen 19 und 20 für die Gelenkbänder I3
und 14 am Umfang von Neigungs- und von Schwingkörpern richten sich danach, welcher
Drehwinkelbereich bestrichen werden soll.
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Die zylinderförmigen Körper erlauben die Beherrschung auch großer
Neigungswinkel des Körpers 11 und entsprechend großer Auslenkungswinkel des Schwingkörpers
I2, also auch stärkere Vergrößerungen. Dabei sind die Auslenkungswinkel des Schwingkörpers
vom Neigungswinkel des Körpers 11 linear abhängig, solange ihr Sinus gleich dem
Arcus gesetzt werden kann. Auch größere Neigungen sind noch ohne weiteres möglich,
nur sind die Beziehungen dann nicht mehr linear. In den Fällen, in denen es vorteilhafter
ist, die Gelenkbänder in ihrem ganzen Arbeitsbereich frei liegen zu haben, wird
man keine Zylinder verwenden.
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Fig. 5 zeigt eine Anordnung mit frei liegenden Bändern schematisch
im Schnitt, und zwar für ein Fernrohr, dessen Visierlinie sich selbsttätig stabilisiert.
Das Fernrohr 29 besitzt ein Objektiv 27 und ein Okular 28 und kann z. B. mit Hilfe
einer Dosenlibelle 26 grob justiert werden. Die Feinjustierung und der Ausgleich
von geringen Neigungsschwankunden erfolgt durch ein Gelenkviereckpendel, das im
Innern des Fernrohres angeordnet ist. Es besteht aus dem an der Fernrohrwandung
festgeschraubten Neigungskörper 49 und dem Schwingkörper 50, die miteinander durch
die gekreuzten Gelenkbänder 5I verbunden sind. Auch hier sind zwei Paare solcher
Gelenkbänder in zueinander parallelen Ebenen vorgesehen, von denen das zweite hinter
dem dargestellten liegt und hier nicht sichtbar ist. Die Befestigung der Bänder
geschieht mittels Flansche 2I und 22, und zwar mit den Körpern 49 und 50 abschließend,
so daß die Gelenkstellen der Bänder 20 völlig frei liegen. Am Schwingkörper ist
ein Hebelarm 24 starr befestigt, der senkrecht zu seiner Achse die im Strahlengang
liegende Strichplatte 23 trägt. Zum Ausgleich des Gewichts der Strichplatte ist
am anderen Ende des Hebels 24 ein Gegengewicht 25 vorgesehen. Die Anordnung ist
so justiert, daß Neigungsschwankungen des Fernrohres innerhalb eines bestimmten
Bereiches durch Auswandern der mit dem Pendel verbundenen Strichplatte 23 wieder
ausgeglichen werden, so daß die Visierlinie des Fernrohres stets in der eingestellten
Lage bleibt. Eine im allgemeinen zweckmäßige Dämpfungsvorrichtung ist hierbei nicht
dargestellt.
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Fig. 6 zeigt eine andere, ähnliche Anordnung mit einem Fernrohr.
Neigungskörper 30 und Schwingkörper 3I sind hier als Zylinder ausgebildet und ebenfalls
wieder durch zwei Paare gekreuzter Gelenkbänder 32 miteinander verbunden. Die Strichplatte
33 ist hier fest angeordnet, jedoch wird der Blickstrahl hinter dem Fernrohrobjektiv
durch die Pendel anordnung abgelenkt. Zu diesem Zweck ist
an dem
starr mit dem Fernrohr verbundenen Neigungskörper ein Spiegelprisma 34 und ferner
am Schwingkörper ein Spiegelprisma 35 befestigt. Die Justierung ist wieder so getroffen,
daß innerhalb eines bestimmten Bereiches Neigungsänderungen des Fernrohres ausgeglichen
werden. Um das Einstellen der Visierlinie in der neuen Fernrohrlage zu beschleunigen,
ist ein Dämpfungszylinder 36 vorgesehen, in dem sich der mit dem Schwingkörper 3I
verbundene Kolben 37 bewegt. Solche und ähnliche Dämpfungseinrichtungen sind auch
bei der vorher beschriebenen Anordnung zweckmäßig.
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In Fig. 7 ist ein Fernrohr dargestellt, bei dem die Gelenkbänder
38 ungekreuzt am Neigungskörper 39 und am Schwingkörper 40 befestigt sind.
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Auch hier sind zweckmäßig wieder zwei Paare von Gelenkbändern vorgesehen.
Neigungs- und Schwingkörper sind wieder als Zylinder oder als Teile von Zylindern
ausgebildet. Jeder Körper trägt ein Spiegelprisma 41 bzw. 42. Der Neigungskörper
39 ist zur Aufnahme des Prismas 41 entsprechend ausgespart. Durch das Prisma 42
wird bei Änderung der Gleichgewichtslage des Pendels 40 eine Ablenkung des Strahles
wie bei den früheren Ausführungsb ei spielen ermöglicht und dadurch eine etwaige
Neigung des Fernrohres in bezug auf die gewünschte Lage wieder ausgeglichen. Ob
man gekreuzte oder ungekreuzte Bänder verwenden wird, richtet sich danach, welchen
Auslenkungssinn man erhalten will. Das hängt wiederum häufig von der Art der optischen
Anordnung, z. B. von der Zahl der spiegelnden Flächen im Fernrohr usw., ab.
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Auch hier ist eine Dämpfungseinrichtung, wie vorher beschrieben, zweckmäßig.
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Die Erfindung kann auch zur Stabilisierung der Visiernchtung oder
der Ableserichtung von Mikroskopen, z. B. zur selbsttätigen Höhenindexeinstellung
von Höhenwinkelmeßgeräten, dienen. Fig. 8 zeigt eine solche Anordnung. Der mit dem
Höhenwinkelfernrohr 48 verbundene Höhenkreis 43 wird mittels des Mikroskops 44 abgelesen.
Im Mikroskop ist wiederum ein Pendel aus dem zylinderförmigen Neigungskörper 45
und Schwingkörper 46 und zwei Schwingenpaaren 47 (davon nur das eine dargestellt)
vorgesehen. Neigungskörper und Schwingkörper tragen wieder Spiegelprismen; der Neigungskörper
enthält wieder einen Ausbruch, in dem das Prisma 53 liegt. Die Wirkungsweise ist
die gleiche wie bei den vorhergehenden Anordnungen.
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PATENTANSPRCHE: 1. Vorrichtung zur vergrößerten Anzeige kleiner Neigungen
eines Körpers oder zur Bestimmung der Lotrichtung, dadurch gekennzeichnet. daß an
dem Körper (Neigungskörper) mittels mindestens zweier Schwingen ein weiterer Körper
(Schwingkörper) an Gelenken angehängt ist, derart, daß ein Gelenkviereck gebildet
wird, wobei der Schwerpunkt des Schwingkörpers dicht unterhalb der für indifferentes
Gleichgewicht des Schwingkörpers maßgebenden Schwerpunktlage gelegt ist, so daß
die zu bestimmenden kleinen Neigungswinkel des Neigungskörpers Neigungswinkel des
Schwingkörpers zur Folge haben, die über das durch das Abstandsverhältnis der Gelenkpunkte
am Neigungskörper und am Schwingkörper allein gegebene Maß an Winkelvergrößerung
vergrößert sind, und daß die Neigungswinkel gegebenenfalls an einer Anzeigevorrichtung
abzulesen sind.