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Verfahren zur Herstellung von Vulkanisaten aus natürlichem oder synthetischem
Kautschuk Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Vulkanisaten
aus natürlichem oder synthetischem Kautschuk, bei dem als Füllmittel vorzugsweise
hochaktive feinverteilte Stoffe benutzt werden.
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Bekanntlich führt die Verwendung von hochaktiven Ftillstoffen, wie
z. B. pyrogen gewonnener Kieselsäure oder Aluminiumoxyd oder auch von Silikaten,
zu Vulkanisaten, die sich durch besonders gute kautschuktechnische Eigenschaften
auszeichnen. Es können jedoch mit der Verwendung derartiger Füllmittel auch gewisse
Nachteile verbunden sein, die in der vorzeitigen Verstrammung der Mischungen während
der Bearbeitung liegen. Außerdem setzt bei derartigen Mischungen die Vulkanisation
nach verhältnismäßig sehr langer Zeit ein, so daß in der Verarbeitung eine gewisse
Unsicherheit auftritt, die im allgemeinen als störend und nachteilig empfunden wird.
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Es ist schon vorgeschlagen worden, diesen Schwierigkeiten bei der
Verwendung hochaktiver Füllmittel dadurch zu begegnen, daß man der zu vulkanisierenden
Mischung gewisse basische Komponenten, insbesondere aliphatische Amine, zusetzt
bzw. die Füllmittel mit solchen Stoffen belädt. Dadurch läßt sich zwar der vorzeitigen
Verstrammung der Mischung, die sich als starker Anstieg der sogenannten Defohärte
kenntlich macht, wirksam begegnen, jedoch wird die Zeit bis zum Beginn der Vulkanisation
des öfteren in untunlicher Weise so weit verkürzt, daß die Gefahr der vorzeitigen
Vulkanisation in erhöhtem Maße besteht.
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Es wurde nun gefunden, daß man zu Vulkanisaten mit ausgezeichneten
kautschuktechnischen Eigenschaften und normalen und sogar guten Verarbeitungseigenschaften
unter Vermeidung der vorzeitigen Verfestigung der zu vulkanisierenden Mischung selbst
bei der Verwendung höchst aktiver Füllmittel gelangt, wenn den zu vulkanisierenden
Mischungen neben den üblichen Zuschlägen Umsetzuhgsprodukte von Tallöl mit aliphatischen
Aminen zugesetzt werden. Vor allem ergibt sich bei der Verwendung dieser Produkte
der wesentliche Vorteil, daß die Anvulkanisierzeiten auf die der optimale Verarbeitbarkeit
entsprechenden Werte zurückgeführt und durch das Verhältnis Tallöl zu Amin auch
in gewissem Grade willkürlich eingestellt werden können.
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Unter Tallöl versteht man bekanntlich ein Nebenprodukt aus der Zellstöffgewinnung,
das z. B. bei der Herstellung von Kiefernholzcellulose nach dem Sulfatverfahren
anfällt und ein Gemisch von Harzen und Fettsäuren darstellt. Ernndungsgemäß wird
nun Tallöl mit solchen aliphatischen Aminen umgesetzt, die mit Schwefel in besonders
hohem Maße zu reagieren oder solchen zu lösen vermögen. Gekennzeichnet sind diese-Amine
dadurch, daß sie bei Temperaturen zwischen I20 und zq. o° C mit mindestens 25 %,
vorzugsweise mit 40 % und mehr ihres Gewichtes an Schwefel sich umsetzen oder diese
Schwefelmenge rückstandslos lösen können. Derartige Umsetzungsprodukte werden gemäß
dem Verfahren der Erfindung den zu vulkanisierenden Mischungen in Mengen zwischen
o, 3 und 5 Gewichtsteilen, bezogen auf zoo Teile des Kautschuks, zugefügt, wobei
besonders gute Ergebnisse mit einem Zusatz von i bis 3 Gewichtsteilen beispielsweise
auf zoo Teile Rohkautschuk erzielt werden können. Unter den in Betracht kommenden
Aminen haben sich vor allem solche bewährt, die auf je 3 Kohlenstoffatome mindestens
eine Aminogruppe enthalten, wie z. B.
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Di-y-methyl-amino-propylamin (3, 3'-Methyliminobispropylamin) oder
Di-y-amino-propylamin (3, 3'-Iminobispropylamin). Auch Diamine, wie z. B. bis-Trimethylendiamin,
kommen für die Zwecke der Erfindung in Betracht. Bevorzugt wird das Umsetzungsprodukt
aus Tallöl mit Di-y-amino-propylamin verwendet.
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Die Umsetzungsprodukte werden erfindungsgemäß so eingestellt, daß
sie in wäßriger Lösung pB-Werte von etwa 8 bis etwa ii, vorzugsweise solche zwischen
9 und 10, aufweisen.
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Das Umsetzungsverhältnis zwischen Tallöl und den aliphatischen Aminen
kann in verhältnismäßig weiten Grenzen schwanken und mit Vorteil zwischen 1 : 0,
5 und 1 : 2 gewählt werden.
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Um eine gute Verteilung der erfindungsgemäßen Vulkanisationszusätze
in der Mischung zu erreichen, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, den Füllstoff
vor dem Einbringen in die Kautschukmischung mit Umsetzungsprodukten aus. Tallöl
und aliphatischen Aminen, insbesondere aus Tallöl mit Di-y-aminopropylamin, innig
zu vermischen bzw. oberfächlich zu beladen.
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Beispiel Die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Zusatzes von Umsetzungsprodukten
von Tallöl und aliphatischen Aminen wird im folgenden an einem Vergleichsbeispiel
dargelegt.. Es sind darin die Mooney-Werte für die Anvulkanisation sowie die kautschuktechnischen
Eigenschaften von Vulkanisaten mit Umsetzungsprodukten von Tallöl. ermittelt und
den entsprechenden Werten von Vulkanisaten gegenübergestellt, die entweder neben
anderen Vulkanisationszuschlägen nur einen hochaktiven Füllstoff oder das gleiche
Füllmittel, jedoch mit einem reinen Amin beladen, enthalten.
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Die Mischungen waren einheitlich aus folgenden Grundbestandteilen
aufgebaut : Smoked Sheets ................... 100,0 Pyrogene Kieselsäure 40, 0 Stearinsäure
1, 0 Holzteer...............................4,0 Zinksalz der Athylphenyldithiocarbaminsaure
1, 0 ZnO ................... 5, 0 Die Vulkanisationstemperatur betrug I34°C, die
Vulkanisationszeit wurde auf 10, 20, 40, 6o und 80 Minuten ausgedehnt. Durch die
verschiedenen Zusätze zu der vorstehenden Grundmischung ergaben sich unter Berücksichtigung
verschiedener Gehalte an Schwefelhochleistungsbeschleuniger und Schwefel folgende
Versuchsreihen :
Reihe N-Cyclohexyl-2-benzothiazol-sulfenamid Beschleuniger
Schwefel |
I Kieselsaure 3, r 5, 0 |
2 - beladen mit 2,50 Teilen Dr-γ-aminopropylamin 1,8
3,0 |
3 - - - 1,66 - - 2,3 3,0 |
4 - - - 1,25 - - 2,8 3,0 |
5 - - - 0,83 - - 2,8 3,0 |
Umsetzungsprodukt Tallöl zu Amin |
6. 2, 5 Teile i : 2, 0 2, 3 3, o |
2,5 - 1 : 1,0 2,8 3,0 |
82, 5-i o, 52, 83. o |
Für diese Versuchsreihen ergaben sich, gemessen im Mooney-Visko'simeter, die nachfolgend
aufgeführten Anvulkanisier-und Vulkanisierzeiten, die einem Anstieg der Mooney-Viskosität
von i bzw. io Mooney-Einheiten entsprechen.
Mooney- |
Reihe Anvulkanisierzeit Vulkanisierzeit |
Minuten Minuten |
3 :'30 6o |
2 6 7 |
g 10 12 |
4 I5 I7 |
5 20 23 |
6 r6 ig |
7 20 24 |
8'22 27 |
Die Aufstellung zeigt also, daß mit den erfindung gemäßen Zusätzen von Umsetzungsprodukten
vo : Amin und Tallöl gegenüber den verwendeten reine : Füllmitteln eine erhebliche
Verkürzung der An vulkanisationszeit eintritt, jedoch im Vergleich zu de Verwendung
reiner Amine nunmehr die optimales Anvulkanisierzeiten eingestellt werden können,
wi sie für eine normale Bearbeitung üblich-und erfor derlich sind.
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Die Prüfwerte für die Vulkanisate sind in de : folgenden Tabelle
für die einzelnen Versuchsreiher zusammengestellt :
Vulkanisier- Zerreiß- Modul Bruch- Kerb- |
Reihen ziet festigekeit 300 dehnung zähigkeit Shore- Elastizität |
härte |
Minuten kg/cm2 kg/cm2 °/o kg/cm °/o |
1 40 302 69 715 34,0 68 44 |
2 20 316 58 707 40,5 63 51 |
3 20 310 63 692 42,0 65 52 |
4 20 3I9 7I 674 37, 4 67 5I |
5 20 330 59 728 40,7 62 50 |
6 20 322 56 714 42,1 64 49 |
7 203276370642, 46550 |
8 20 322 58 721 39,6 64 49 |
Es ergibt sich daraus, daß vor allem hinsichtlich' der Zerreißfestigkeit, der Kerbzähigkeit
und der Elastizität eine merkbare Verbesserung der Vulkanisate gegenüber solchen,
die die erfindungsgemäßen Zusätze nicht aufweisen, eingetreten ist, und zwar auch
dann, wenn die Vulkanisierzeit geringer gewählt ist. Daß hierdurch zusätzlich verarbeitungsmäßige
Vorteile auftreten, bedarf keiner besonderen Erläuterung.