DE967600C - Verfahren zur thermischen Behandlung von Polymerisaten und Mischpolymerisaten des Butadiens - Google Patents
Verfahren zur thermischen Behandlung von Polymerisaten und Mischpolymerisaten des ButadiensInfo
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Description
(WiGBl. S. 175)
AUSGEGEBEN AM 28. NOVEMBER 1957
D 10762 IVb j 39b
Dr. Carl Zerbe, Hamburg
ist als Erfinder genannt worden
(Ges. v. 15. 7.1951)
Die Verarbeitbarkeit von Polymerisaten des Butadiens und seiner Homologen und deren Mischpolymerisaten
mit Styrol und Acrylsäurenitril wird nach einem bekannten Verfahren durch Erhitzen auf Temperaturen
von 120 bis 1700 unter gleichzeitiger teilweiser
Oxydation durch die dabei anwesende Luft oder andere sauerstoffabgebende Mittel verbessert. Dieser
sogenannte thermische Abbau hat es überhaupt erst möglich gemacht, einzelne Produkte der genannten
Art der praktischen Verwertung zugänglich zu machen.
Es wurde nun gefunden, daß man bei der thermischen Behandlung von Polymerisaten des Butadiens
und seiner Homologen sowie deren Mischpolymerisaten mit Styrol, Acrylsäurenitril und ähnlichen, zur Mischpolymerisation
geeigneten monomeren Äthylen- oder Vinylverbindungen oder von Gemischen solcher Polymerisate
bzw. Mischpolymerisate eine wesentliche Verbesserung erzielen kann, wenn man die Polymerisate
vor dem mechanischen Abbau in Gegenwart von auf sie quellend wirkenden organischen, in konzentrierter
Schwefelsäure ganz oder teilweise löslichen schwerflüchtigen Substanzen, vorzugsweise ungesättigten
oder polycyclischen Kohlenwasserstoffen, erhitzt, die bei der Aufarbeitung, z. B. bei der Fraktionierung oder
Raffination, flüssiger Brennmaterialien mineralischer Herkunft gewonnen werden. Das Verfahren kann in
Anwesenheit von Luft oder auch mit Sauerstoff angereicherter Luft oder auch in indifferenter Ga-satmo-
Sphäre zur Ausführung gelangen. Die Vorteile diese Verfahrens gegenüber dem schon bekannten Zusatz
dieser Substanzen zu den genannten Polymerisaten nach dem thermischen Abbau liegen unter anderem
in der bei der Wärmebehandlung intensiveren Quellung und der damit verbundenen besseren Aufteilung der
meist strammen Polymerisatteilchen.
Als sehr geeignet haben sich z. B. die aus den bei der Mineralölraffination mit konzentrierter Schwefelsäure
oder selektiven Lösungsmitteln anfallenden Rückständen gewinnbaren Kohlenwasserstoffgemische
gezeigt. Diese Kohlenwasserstoffe sind zum großen Teil infolge ihres zum Teil ungesättigten Charakters
in konzentrierter Schwefelsäure löslich und werden aus den Mineralölen entweder durch Schwefelsäure
oder durch sogenannte selektive Lösungsmittel, wie Schwefeldioxyd, Benzolgemische, Furfurol u. ä., abgetrennt.
Sie können durch Neutralisation und/oder Abdestillieren aus den genannten Rückständen geao
wonnen werden. Im Falle der Verwendung von selektiven Lösungsmitteln können die Kohlenwasserstoffe
gegebenenfalls direkt nach der Entfernung der Lösungsmittel verwendet werden.
In gleicher Weise können aber erfindungsgemäß
as auch andere hochsiedende, ungesättigte und/oder polycyclische
Kohlenwasserstoffgemische oder solche in größeren Mengen enthaltende, eventuell natürlich
vorkommende, wie z. B. das Miriöl, oder auch durch Synthese gewinnbare Produkte verwendet werden.
Als Miriöl wird ein natürlich vorkommendes, an zur Verharzung neigenden Substanzen reiches Öl, das in
Borneo anfällt, bezeichnet.
Durch die Zusätze der vorgenannten Art zu den Polymerisaten oder Mischpolymerisaten während des
thermischen Abbaus wird nicht nur eine gute Verarbeitbarkeit erzielt, sondern die Polymerisate werden
infolge des erschwerten Luftsauerstoffzutritts weitgehend geschont. Die Qualität der aus dem erfindungsgemäß
erweichten Produkten herstellbaren Vulkanisate bleibt durch die Zusätze nicht nur erhalten, sondern
wird zum Teil merklich verbessert.
Da die Kohlenwasserstoffgemische der genannten Art sich als ausgezeichnete, auch in verhältnismäßig
großen Mengen mitverarbeitbare Hilfsmittel für natürliehen und Kunstkautschuk und kautschukähnliche
Stoffe erwiesen haben, ist ihre Verwendung im Sinne der Erfindung vielfach besonders wünschenswert.
Es ist ferner wichtig, daß bei dem thermischen Abbau unter gleichzeitiger Verwendung der beanspruchten
Substanzen die Temperatur und auch die Dauer der Wärmebehandlung reduziert werden können.
Da die Abbautemperatur unter den bisherigen Bedingungen bei etwa 1400 liegt, um eine brauchbare Wirkung
zu erzielen, ist es verständlich, wie wertvoll ein Mittel ist, durch das es gelingt, diese für die labilen
Mischpolymerisate schon sehr kräftigen Abbaubedingungen zu reduzieren. Die für die Ausübung des Verfahrens
günstige gute Verteilung der zuzusetzenden Kohlenwasserstoffe bzw. Kohlenwasserstoffgemische
kann man dadurch erreichen, daß man Krümel oder Schnitzel der Polymerisate oder Mischpolymerisate
mit dem durch schwaches Erwärmen in einen dünnflüssigen Zustand übergeführten Kohlenwasserstoff-
gemisch sorgfältig vermengt. Die Erhitzung des Gemisches durch Zuführung zusätzlicher Wärme kann
sowohl während des Mischvorganges aber auch in einer gesonderten Apparatur, z. B. auf Horden oder in Kesseln,
erfolgen. Es ist aber auch möglich, eine besonders feine Verteilung des Kohlenwasserstoffgemisches in
den erwähnten Polymerisaten oder Mischpolymerisaten dadurch zu erreichen, daß man den Emulsionen
der Polymerisate oder Mischpolymerisate die erfindungsgemäßen Kohlenwasserstoffgemische in emulgierter
Form zusetzt oder sie darin emulgiert und diese Mischung koaguliert. Das gebildete Koagel wird durch
Auswaschen weitgehend von den Dispergier- oder Emulgiermitteln befreit und wie üblich weiterverarbeitet.
Ein Mischpolymerisat aus Butadien und Styrol wurde mit 15 % eines Produktes, das durch Neutralisation
eines bei der Raffination der schweren Mineralöle mit konzentriertem H2SO4 anfallenden Säureteers
und anschließende Destillation erhalten wurde, in einer Mischvorrichtung vermengt. Das Substanzgemenge
wurde 1 bis 2 Stunden auf 135 bis 140° bei Anwesenheit
von Luft erhitzt. Daran anschließend wurde das Substanzgemisch auf einer Walze homogenisiert und
zur Herstellung einer Mischung folgender Zusammensetzung verwendet:
1150 Teile behandeltes Substanzgemisch
In einem Parallelversuch wurde der Kunstkautschuk allein der thermischen Behandlung unterworfen und
der erwähnte Hilfsstoff erst, wie sonst üblich, nach der thermischen Behandlung des Kunstkautschuks
mit den übrigen Zusätzen zugemischt. Die Herstellung einer homogenen Mischung war in diesem Fall schwieriger
und zeitraubender.
Bei der anschließenden Stufenheizung 20 Minuten, 30 Minuten, 40 Minuten (133°) wurden folgende Daten
beobachtet:
470 „ | aktiver Ruß |
47 .. | Zinkoxyd |
Schwefel | |
Stearinsäure | |
1,2 „ | Mercaptobenzothiazyl-2-sulfen- |
diäthylamid |
Normal abgebaute Substanz
20 Minuten
30 Minuten
40 Minuten
Erfindungsgemäß behandelte
Substanz
Substanz
20 Minuten
30 Minuten
40 Minuten
135 183
175
168 207 186
Bruchdeh nungen
520
426
571 558 485
Die Daten zeigen deutlich, daß bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren hochwertigere Vulkanisate erhalten werden.
Man hat bereits bei der thermischen Behandlung von Natrium-Butadien-Kautschuk hochsiedende Produkte
seiner Trockendestillation bzw. bei der Wiedergewinnung der Ausgangsstoffe aus den Rückständen
der Butadien-Kautschuk-Herstellung erhaltene Kohlenwasserstoffe zugesetzt. Hierbei handelte es sich im
ίο wesentlichen um die Gewinnung von Klebstoffen bzw. die Wiederverwendung von Nebenprodukten. Ein
Effekt im Sinne des vorliegenden Verfahrens wird hierbei nicht erzielt. Bei der ebenfalls bekannten Verwendung
verschiedener Steinkohlenteerdestillate, Erdölprodukte, Rückstände aus der Gasherstellung usw.
als Weichmacher für Natrium-Butadien-Kautschuk handelt es sich ebenfalls um ein anderes Problem,
nämlich um die Beseitigung bzw. Verringerung der Sprödigkeit des Butadienkautschuks, nicht aber um
eine Verbesserung der Thermoplastizierung.
Beim Abbau des synthetischen Kautschuks wird z. B. Phenylhydrazin verwendet. Dieser Stoff ist den
gemäß vorliegender Erfindung verwendeten Zusatzstoffen schon insofern unterlegen, als er wegen seiner
starken Giftigkeit die technische Verwendung erschwert; außerdem bieten aber die nach vorliegendem
Verfahren benutzten Zusatzstoffe den Vorteil, daß sie ein Streckmittel für die Polymerisate bzw. Mischpolymerisate
darstellen, mit welchem sogar eine Verbesserung der physikalischen Daten der Vulkanisate erzielt
wird.
In Verbindung mit der oxydierenden Behandlung synthetischen Kautschuks in der Wärme bei Anwesenheit
von Antioxydantien ist schon vorgeschlagen worden, als weiteren Zusatzstoff z. B. Isododecylen
oder auch die durch Verseifung von Leinöl oder Holzöl gewonnenen Säuren zu verwenden. Es handelt sich
hierbei also um Stoffe, welche durch Aufnahme von Sauerstoff einer etwa zu heftigen Einwirkung des
Sauerstoffs auf das Polymerisat entgegenwirken sollen. Die hierdurch in das Produkt eingeführten
oxydierten Stoffe ergeben aber eine Verschlechterung der Polymerisate; teilweise sind sie flüchtig,
so daß sie nicht einmal als Streckmittel in Betracht kommen können.
Außerdem ist schon vorgeschlagen worden, den thermischen Abbau von Butadien-Polymerisaten in
Gegenwart von Mineralöl vorzunehmen. Mineralöle stellen vorwiegend gesättigte Verbindungen dar, die
Kautschuk zwar zur Quellung bringen, sich im übrigen Kautschuk gegenüber aber vollkommen unverträglich,
ja sogar schädlich verhalten. Der Einbau von Mineralöl in Kautschuk als Weichmacher ist infolgedessen nicht
möglich. Das Mineralöl schwitzt aus dem Endprodukt aus und verschlechtert sämtliche physikalischen
Eigenschaften des Endprodukts, wie Abrieb, Elastizität, Dehnung, Kerbzähigkeit, Oxydationsstabilität usw.
Ganz anders verhalten sich demgegenüber die erfindungsgemäß
in konzentrierter Schwefelsäure ganz oder teilweise löslichen, vorzugsweise ungesättigten oder
polycyclischen Kohlenwasserstoffe, auf die der Anmeldungsgegenstand beschränkt ist. Diese Verbindungen
zeigen große Verwandtschaft und Verträglichkeit zu Kautschuk und verbessern dessen physikalische
Eigenschaft auf der ganzen Linie. Wesentlich ist außerdem noch, daß sie die Verarbeitungsmöglichkeit
von Kautschuk erleichtern und insbesondere die Oxydationsstabilität erhöhen. Die erfindungsgemäßen
Verbindungen zeichnen sich außerdem durch gute Lösefähigkeit für Schwefel aus und begünstigen dadurch
die Vulkanisation recht wesentlich.
Von Vorteil ist in dieser Beziehung auch, daß sie das Ausblühen von Schwefel bei ungleichmäßigem
Verlauf der Vulkanisation verhindern und dadurch ermöglichen, größere Schwefelmengen gefahrlos einzubauen.
Die Verbindungen erleichtern dadurch die gesamte Verarbeitung.
Claims (4)
1. Verfahren zur thermischen Behandlung von Polymerisaten des Butadiens und seiner Homologen
und deren Mischpolymerisaten mit Styrol, Acrylsäurenitril und ähnlichen, zur Mischpolymerisation
fähigen monomeren Äthylen- oder Vinylverbindungen oder von Gemischen solcher Polymerisate
oder Mischpolymerisate, dadurch gekennzeichnet, daß man diese Polymerisate vor dem
mechanischen Abbau in Gegenwart von auf sie quellend wirkenden organischen, in konzentrierter
Schwefelsäure ganz oder teilweise löslichen schwerflüchtigen Substanzen, vorzugsweise ungesättigten
oder polycyclischen Kohlenwasserstoffen, erhitzt, die bei der Aufarbeitung, z. B. der Fraktionierung
oder Raffination, flüssiger Brennmaterialien mineralischer Herkunft gewonnen werden.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die thermische Behandlung vornimmt in Gegenwart von aus den bei der Raffination
von Mineralölen anfallenden Säureteeren durch Hydrolyse und/oder Neutralisation und
gegebenenfalls anschließende Destillation gewinnbaren Produkten.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die thermische Behandlung vornimmt in Gegenwart von aus den bei der Raffination
von Mineralölen mit selektiven Lösungsmitteln, wie Schwefeldioxyd, Gemische von Schwefeldioxyd und Benzol, Furfurol u. ä., anfallenden
gegebenenfalls destillierten Extraktionsrückständen.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die zu behandelnden Polymerisate in Form ihrer Emulsionen mit den erfindungsgemäß
wirksamen Substanzen mischt, koaguliert und dann thermisch weiterbehandelt.
In Betracht gezogene Druckschriften: Chemisches Zentralblatt, 1936, I, S. 3924, Arbeiten
von Polosskin und Apewalkin und von Polosskin und Sotowkina; 1938, I, S. 2799, 2800, Arbeit von
Margolina;
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DED10762D DE967600C (de) | 1939-10-30 | 1939-10-31 | Verfahren zur thermischen Behandlung von Polymerisaten und Mischpolymerisaten des Butadiens |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2350007X | 1939-10-30 | ||
DED10762D DE967600C (de) | 1939-10-30 | 1939-10-31 | Verfahren zur thermischen Behandlung von Polymerisaten und Mischpolymerisaten des Butadiens |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE967600C true DE967600C (de) | 1957-11-28 |
Family
ID=25970594
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DED10762D Expired DE967600C (de) | 1939-10-30 | 1939-10-31 | Verfahren zur thermischen Behandlung von Polymerisaten und Mischpolymerisaten des Butadiens |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE967600C (de) |
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-
1939
- 1939-10-31 DE DED10762D patent/DE967600C/de not_active Expired
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