-
Vorrichtung zur Extension der Wirbelsäule
Gegenstand der Erfindung
ist eine Vorrichtung zur Extension der Wirbelsäule. Solche Vorrichtungen sind an
sich schon bekannt. Bei einer bekannten solchen Vorrichtung werden einstellbare
Zugorgane als Streckmittel verwendet, die am Kopf und an den Füßen des Patienten
angreifen, wobei der Körper in einer angenähert waagerechten Lage durch eine Pelotte
mit einstellbarer Höhe und Neigung in der Schwebe gehalten wird, welche auf den
Scheitelpunkt der Verkrümmung derart drückt, daß die Wirkung des durch senkrechte
Zugkomponenten vergrößerten Eigengewichtes eine Kraft erzeugt, deren Richtung entgegengesetzt
zu der der Körperdeformation verläuft.
-
Verschiedene bis heute durchgeführte Versuche haben nun gezeigt,
daß die Festigkeit der Wirbelsäule vom Halswirbel bis zu den Lendenwirbeln zunimmt,
während die Verbindung zwischen Lendenteil und Kreuzbein wieder bedeutend schwächer
ist. Es ist daher klar, daß bei einem linearen Zug auf die Wirbelsäule, der klinisch
durch eine Extension erfolgt, wie ihn z. B. auch die bekannte obige Vorrichtung
ausübt, die schwächste Stelle gedehnt wird, während der mittlere Teil, wo die größte
Festigkeit herrscht, von einer Dehnung unberührt bleibt.
-
Um diese Nachteile zu vermeicien, wird durch die Erfindung vorgesehen,
daß eine zum Festhalten
des Beckens bestimmte Fassung in einem Bügel
in einer Ebene senkrecht zur Wirbelsäule drehbar gelagert ist, welcher Bügel seinerseits
um eine horizontale in einem Rahmen gelagerte Achse schwenkbar ist, wobei der Rahmen
selbst um eine senkrechte Achse. drehbar sowie quer zur Wirbelsäule und in deren
Längsrichtung verstellbar ist, zum Zwecke, daß durch eine Lateralflexion, eine dorsal-ventrale
Beugung oder eine Torsionsbewegung bzw. eine Kombination derselben genau meß- und
dosierbare örtliche Dilatationen der Wirbelsäule erreichbar sind.
-
Die Geschichte der Extensionsbehandlung zeigt, daß diese Verhältnisse,
besonders der vermehrte Zugwiderstand der Wirbelsäule in der Lendengegend, bisher
zu wenig praktische Berücksichtigung fanden. Daß gerade aber im Lendenteil aus neurochirurgischen
Gründen eine Dehnung gewünscht wird, ist evident. Hinzu kommt, daß die Entlastungsbehandlung
der durch die von Zwischenwirbelscheibenveränderungen verursachten Beschwerden im
Gebiete der Wirbelsäule eine allgemeine Bedeutung erlangt hat, wobei im besonderen
die Behandlung des lumbalen Bandscheibenvorfalles im Mittelpunkt des Interesses
steht. Das Problem der Dehnung des Lendenteils der Wirbelsäule wird durch die erfindungsgemäße
Konstruktion gelöst, deren Prinip in der Hauptsache nicht auf einer linearen Dehnung,
sondern auf einer Biegung der Lendenlordose beruht.
-
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes
in Seitenansicht und Stilrnansicht dargestellt.
-
Die gezeichnete Vorrichtung weist eine Grundplatte I auf, welche
auf einem Lager 2 einen Schlitten 3 trägt. Letzterer bildet die Auflage für einen
Rahmen 4, der um einen vertikalen Drehzapfen 5 des Schlittens 3 drehbar ist. Der
Schlitten 3 ist mit den auf ihm angeordneten Teilen sowohl quer wie auch in Längsrichtung
der Wirbelsäule der zu behandelnden Person verstellbar. Im Rahmen 4 sind die die
Drehachse B bildenden Zapfen 6 gelagert, welche einen Bügel 7 tragen. Der Bügel
7 ist auf den Zapfen 6 um die waagerechte, quer zur Wirbelsäule liegende Achse B
schwenkbar.
-
Im Bügel 7 ist eine ungefähr halbringförmige Fassung 8 angeordnet,
in die das Becken des menschlichen Körpers zu liegen kommt und in welcher es z.
B. durch nicht gezeichnete Riemen od. dgl. festgehalten werden kann. Diese Fassung
8 ist derart im Bügel 7 gelagert, daß sie in einer Ebene senkrecht zur Wirbelsäule
gedreht werden kann.
-
-Mit dem Bügel 7 ist eine Verlängerung 10 fest verbunden, welche
als Auflage für die Beine dient.
-
Auf der Grundplatte I ist außerdem eine Stütze II befestigt, die mit
einer den Kopf zu tragen bestimmten Auflage 12 versehen ist. Die Stütze ii ist abgefedert
und mit einer nicht gezeichneten Einrichtung zum Fassen des menschlichen Körpers
am Schultergürtel versehen. Eine Meßeinrichtung I3 gestattet die Bestimmung der
auf die Stütze 11 wirkenden horizontalen Kräfte.
-
Mit dem Bügel 7 ist ein Träger 14 verbunden, der auf einem Halter
15 einen Stützkörper I6 trägt.
-
Im Halter 15 ist eine Meßeinr,ichtung I7 eingebaut, mit der die auf
den Stützkörper r6 wirkenden vertikalen Drücke meßbar sind. Der Stützkörper i6 dient
zur Unterstützung des Lendenteiles der Wirbelsäule. Durch die Verbindung des Stützkörpers
I6 mit dem Bügel 7 macht ersterer die Drehbewegungen des Bügels 7 mit. Die Stütze
II könnte auch weggelassen und die Auflage I2t mit dem Halter 15 verbunden werden.
-
Im übrigen ist mit dem Rahmen 4, dem Bügel 7 und der Fassung 8 je
eine Meßeinrichtung verbunden, mit denen das Maß der Stellung der genannten Teile
meßbar und genauestens dosierbar ist. Mit Hilfe der Meßeinrichtungen, die in der
Zeichnung nicht dargestellt sind, ist es möglich, bei wiederholten Behandlungen
eines Patienten jederzeit die genau gleichen Einstellungen wieder zu rekonstruieren.
-
Durch die Drehbarkeit des Rahmens um eine vertikale Achse A ist es
möglich, auf die Wirbelsäule eine Lateralflexion auszuüben, während die Schwenkbarkeit
des Bügels 7 um die waagerechte Achse B erlaubt, eine dorsal-ventrale Beugung zu
bewirkten. Mit dem Drehen der Fassung 8 im Bügel 7 kann auf die Wirbelsäule eine
Torsionsbewegung um die Achse C ausgeübt werden.
-
Die vorbeschriebene dreidimensional wirkende Lumbal -Wirbelsäulenexten&ion
gestattet, durch Verbiegung an gewünschter Stelle örtliche Dilatationen zu erreichen,
ohne daß dabei die gesamte Wirbelsäule einer entsprechend großen Beanspruchung unterzogen
werden müßte. Die Verbiegung der Lumbal-Wirbelsäule wird durch den Beckenneigungswinkel
bestimmt. Die Dilatationen können einerseits durch, die reine Verbiegung der Wirbelsäule,
andererseits durch den Druck des Stützkörpers sowie auch durch die Kombination der
beiden Beanspruchungsarten erreicht werden.
-
Beispiele von klinischen Anwendungen der Erfindung sind: a) Als Mikroextensiom
zur Reposition des nicht fixierten dorsalen Bandscheibenvorfalls und zur Entlastung
anderer durch Discopathien hervorgerufener Beschwerden, b) als Makroextension zur
Reposition der Frakturen bzw. Luxationsfrakturen der Lumbal-Wirbelsäule mit Rückenmarkbeteiligung,
c) Feststellung bei der lokalen Extension eventuell auftretender anomaler oder fehlender
Verformungen mit Hilfe der Röntgenbilder.
-
Zu letzterem Zweck kann, wie in Fig. 2 abgebildet ist, neben die
VQrrichtung ein Röntgenapparat R gestellt werden.
-
In der Praxis hat es sich gezeigt, daß bei lumbalen Discopathien,
unter denen sich akute Bandscheibenvorfälle befanden, durch eine gezielte Kyphosierung
eine Entlastung herbeigeführt werden konnte. Unter gezielter Kyphosierung ist die
optimale Extension des dorsalen Bandscheibenteiles der in Frage kommenden Discopathie
zu verstehen.
-
Diese Extension kann durch entsprechende Einstellung des Stützkörpers
I6 verstärkt werden.
-
Ferner zeigte es sich auch, daß bei einseitigen radikulären Symptomen
die Möglichkeit einer lateralen Eröffnung des Intervertebralspaltes bei der Entlastung
eine Rolle spielt. Das Kriterium der Entlastung bildete der Schmerz oder der Versuch
nach Lasegue. Es zeigte. sich, daß die Schmerzen sich bei der Extension veränderten
oder verschwanden und daß die akuten Fälle oft schnell entlastet werden konnten,
während die chronischen Fälle etwas mehr Zeit erforderten.
-
Die dreidimensional wirkende Vorrichtung erlaubt auch, die Wirbelsäule
in einer gewünschten Stellung festzuhalten, um von den anderen Bewegungsmöglichkeiten
Gebrauch zu machen.