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Wandüberzug für Räume mit wechselnder Luftfeuchtigkeit
Die Erfindung
betrifft einen Wandüberzug für Räume mit wechselnder relativer Luftfeuchtigkeit.
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Unter Raum wird hier insbesondere ein bewohnter Raum, auch Küchen,
verstanden, aber nicht ausschließlich, sondern jeder Raum, z. B. Fabrikräume, Verpackungsbehälter,
Kühlschränke.
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Der Überzug kann je anch der Art des Rumes auf der nach außen oder
auf der nach innen gekehrten Wandschicht aufgebracht sein.
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Relative Luftfeuchtigkeit ist das Verhältnis des in der Luft enthaltenen
Wasserdampfes zu dem bei der jeweiligen Temperatur höchstmöglichen Wasserdampfgehalt
; sie ist somit von der Temperatur abhängig.
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Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit bedeutet das Aufnahmevermögen auf
Grund des kapillaren Saugvermögens aus Flüssigkeiten und außerdem auf Grund hygroskopischer
Eigenschaften, die chemisch und/oder physikalisch bedingt sind.
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Die Erfindung bezweckt in erster Linie, Mittel und Wege zu finden,
um in Räumen mit wechselnder relativer Luftfeuchtigkeit eine ausgeglichene,-gleichmäßige
Luftfeuchtigkeit schaffen zu können.
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Gemäß der Erfindung, ist ein Wandüberzug für Räume mit wechselnder
Luftfeuchtigkeit, der auf der Schauseite hygroskopisch und wasseraufsaugfähig ausgebildet
ist, auf seiner Rückseite aber dampf-
sperrende Eigenschaften besitzt,
dadurch gekennzeichnet, daß die aus fibrigem Material bestehende Schauseite imstande
ist, hygroskopisch mindestens 30 g/m2 Wasserdampf aufzunehmen, wenn die relative
Luftfeuchtigkeit 80 0/, beträgt, und zusätzlich imstande ist, o g/m2 Feuchtigkeit
im Wege des kapillaren Wasseraufsaugens aufzunehmen.
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Das bedeutende Bedürfnis, das insoweit vorliegt, erhellt mit besonderer
Deutlichkeit aus den Verhältnissen auf dem Gebiet des Leichtbaues, ohne indessen,
wie später zu zeigen ist, sich hierauf zu beschränken.
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Mit der Entwicklung hochisolierter, leichter Bauweisen, die sich
besonders in den USA., aber auch in einer Reihe von europäischen Staaten schon weitgehend
eingebürgert haben, ist das Problem der Feuchtigkeitswanderung in Wänden hervorgetreten.
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Bei Außerachtlassen der in Leichtwänden, besonders in Schichtwänden
mit eingeschlossenen Luftschichten, auftretenden Feuchtigkeitserscheinungen ist
-wie die Erfahrung schon bewiesen hat-unter Umständen mit schwerwiegenden Schäden
zu rechnen, z. B. durch Pilzbefall organischer Baustoffe, Zerstörung durch Zerfrieren
feuchter Leichtbaustoffe und Isoliermaterialien usw. Der Leichtbau wird auf die
Dauer nur dann erfolgreich angewendet werden können, wenn das Problem der Feuchtigkeitswanderung
durch Wände einwandfrei und wirtschaftlich tragbar gelöst werden kann.
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Das Problem der Feuchtigkeitswanderung durch Wände ist hauptsächlich
in den USA. bearbeitet worden. Danach ergibt sich die Notwendigkeit, einem übermäßigen
Feuchtigkeitstransport durch die Wände durch Dampfsperren (vapour barriers) Einhalt
zu gebieten.
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Art, Wirksamkeit und zweckmäßigste Anwendung solcher Dampfsperren
wurde untersucht. Die Hauptergebnisse sind folgende : a) Die Dampfsperre muß möglichst
nahe der inneren Wandoberflache eingebaut werden, ist möglichst sogar auf die Wandoberfläche
aufzubringen ; b) die höchstzulässige Wasserdampfmenge, die durch die Dampfsperre
in die Wand eindringen kann, darf o, 815 g/Tag/m2 und/mm Hg Dampfdruckunterschied
nicht überschreiten. Sperren, die diese Forderung nicht erfiillen, sind ungeeignet
; c) die Dampfsperren sollten in allen Häusern mit gefährdeten Wandkonstruktionen
angebracht werden, deren Lage noch innerhalb des Bereichs der +1° C-Januarisotherme
ist. (Längere Kälteperioden.) In Deutschland verläuft die-f-i° C-Januarisotherme
etwa längs des Rheins bis herab nach Mainz, umschließt den Schwarzwald und Oberbayern
und verläuft weiter in Richtung Wien.
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Bei den amerikanischen Untersuchungen ist jedoch den das Raumklima
und die Luftfeuchtigkeit im Raum beeinflussenden Größen nur insofern Beachtung geschenkt
worden, als daß eine Regelung durch Klimaanlagen erwünscht sei. Wo diese Forderung
nicht erfüllt werden kann, treten als Folge der Verhinderung des Feuchtigkeitstransportes
durch die Wände größere Feuchtigkeitsschäden in den Wohnräumen selbst auf.
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Da ohne Klimaanlagen die Beseitigung dieser Feuchtigkeit nur durch
verstärktes Lüften mit einem damit notwendig verbundenen Wärmeverlust erreicht werden
kann, müßte somit der Leichtbau z. B. in Deutschland von vornherein auf erhebliche
Schwierigkeiten stoßen.
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Die Einführung des Leichtbaus in größerem Umfang hängt somit wesentlich
davon ab, ob es gelingt, das Problem der Feuchtigkeitswanderung durch Wände in einer
Form zu lösen, daß das Auftreten übermäßiger Feuchtigkeit im Wohnraum trotzdem vermieden
wird.
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Mit der Lösung dieses Problems befaßt sich die vorliegende Erfindung
in erster Linie, beschränkt sich aber anderseits keineswegs hierauf, denn auch bei
Massivbauten, z. B. in Bade-, Wasch-, Koch-, Fabrikationsräumen usw., können starke
Schäden durch Feuchtigkeitswanderung durch die Wände oder durch Schwitzwasserbildung
eintreten. Aber auch ohne daß es zu unmittelbaren Schäden zu kommen braucht, treten
wirtschaftliche Nachteile bei der Beheizung z. B. von nur zeitweise und kurzzeitig
benutzten Räumen, wie Kirchen, Versammlungsräumen u. dgl., dadurch auf, daß ein
bedeutend größerer Brennstoffaufwand, als an sich zur Erwärmung des Luftinhaltes
erforderlich, notwendig ist, wenn die Wände während der Zeit der Nichtbenutzung
Feuchtigkeit aufgenommen haben. Diese muß beim Aufheizen zum Teil erst ausgetrieben
werden, außerdem erhöht sie die Wärmedurchgangszahl der Mauer.
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Zunächst sei die Wasserdampferzeugung in Wohnräumen näher betrachtet.
Sie schwankt je nach der Benutzungsart (Schlaf-oder Wohnzimmer, Küche) und Wohnweise
und Zahl der Bewohner. Sie ist nicht gleichmäßig, sondern weist zu bestimmten Tageszeiten
(Kochzeit, Aufwaschen von Böden) Spitzen auf.
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Eine erste, dauernde Quelle von Feuchtigkeit ist die Wasserdampfabgabe
der Bewohner durch Atmung und Hautverdunstung. Nach Gröber : H. Rietschels Lehrbuch
der Heiz-und Lüftungstechnik, 12. Auflage, Springer-Verlag, S. 263, beträgt diese
unter normalen Temperatur-und Feuchtigkeitsverhältnissen rund 40 g/h und Person.
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Danach wird in einem Schlafzimmer (zwei Eltern, ein Kind) in einer
Nacht rund z 1 Wasserdampf erzeugt. Wird diese Feuchtigkeit nicht abgeführt, steigt
bei einer konstanten Raumtemperatur von 18°C und völligem Luftwechselmangel die
relative Luftfeuchtigkeit von anfänglich z. B. 40% innerhalb 3 Stunden (bei 40 m3
Luftinhalt) bis zur Sättigung an, sodann bildet sich Schwitzwasser an den Wänden.
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Wesentlich größere Wasserdampfmengen werden durch das tägliche Kochen,
Waschen, Aufwaschen usw. erzeugt.
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Es dürfte nicht zu hoch gegriffen sein, den Feuchtigkeitsanfall in
einer Wohnung, die von zwei Eltern und zwei Kindern bewohnit ist, auf rund 10 I
Wasserdampf täglich zu schätzen: 4 I durch Wasseredampfabgebe der Bewohner, 3 1
durch Kochen usw., 3 1 durch Waschen, Aufwaschen usw.
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Diese Feuchtigkeit wird zum Teil innerhalb kurzer Zeit erzeugt.
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Die Raumluft kann diese Feuchtigkeitsmengen nicht aufnehmen. Diese
werden durch die natürliche Lüftung, die Wasserdampfdiffusion und die kapillare
Feuchtigkeitswanderung nach außen befördert.
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In allseitig verputzten Häusern beträgt die Luftwechselzahl, die
angibt, wie oft stündlich der Raumluftinhalt durch natürliche Lüftung ausgetauscht
wird, 0, 5 bis 1, 5. Bei Leichthäusern, die zum Teil unverputzt sind, beträgt sie
3 bis 15.
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Die kalte Außenluft hat im allgemeinen einen kleineren absoluten
Wasserdampfgehalt als die wärmere Innenluft (Außenluft bei - 10° C, 80% relative
Feuchtigkeit = 1, 6 g/m3, Innenluft bei 20° C, 40 °/o relative Feuchtigkeit = 7
g/m3). Bei einer Luftwechselzahl i werden damit 5, 4 g/m3h nach außen befördert,
in einem Raum von 40 m3 also rund 200 g/h oder 5 l/Tag.
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In einem normal gebauten massiven Haus sind die Wände innen und außen
mit porösen Massen verputzt, die Dampfdiffusion ist nicht behindert, und solche
Wände können auch in gewissen Grenzen Feuchtigkeit schadlos aufnehmen.
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Diese regulierende Eigenschaft der Wände fällt bei Wänden, deren
Oberfläche durch wasserdampfdichte Anstriche wasserabweisend gemacht worden ist,
weg.
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Untersuchungen haben gezeigt, daß dann der Raum starken Schwankungen
des Feuchtigkeitsgehaltes unterworden ist, die die Bildung von Schwitzwasser auf
den Wändenbegünstigen. Es sind Fälle-auch bei Massivbauten-festgestellt worden,
bei denen diese Schwitzwasserbildung zu großen Schimmelstellen und örtlichen Wandzerstörungen
geführt hat. Wie schon erwähnt, ist die Lösung dieses Problems durch verstärkte
Lüftung aus wirtschaftlichen Gründen in der Regel nicht tragbar.
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In Erkenntnis dieser Zusammenhänge hat sich der Erfinder die Aufgabe
gestellt, Mittel und Wege zu finden, um nicht nur den Feuchtigkeitstransport in
das Wandinnere zu verhindern, sondern auch die zeitweilige Schwitzwasserbildung
und die starken Schwankungen der Raumluftfeuchtigkeit durch einen geeigneten Feuchtigkeitsspeicher
zu unterdrücken.
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Die Lösung dieser Aufgabe wurde darin gefunden, eine Dampfsperre
mit einer Schicht aus einem fließpapierähnlichen Papier so zu vereinigen, daß diese
Schicht imstande ist, hygroskopisch mindestens 30 g/m2 Wasserdampf, wenn die relative
Luftfeuchtigkeit 80°/o beträgt, und zusätzlich 40 g/m2 Feuchtigkeit im Wege des
kapillaren Wasseraufsaugens aufzunehmen. Das bezweckt, die in Perioden großer Feuchtigkeitsentwicklung
entstehenden Wasser-und Wasserdampfmengen aufnehmen zu können, um sie während der
Tageszeiten größerer Trockenheit wieder an die Raumluft zurückzuverdunsten. Nach
Messungen von J. S. Cammerer tuber die zulässige Schwitzwasserbildung im Wohn-und
Industriebau«, Wärmewirtschaft, io. Jahrgang E193, 71, S. 133 bis 141) beträgt die
ausfallende Schwitzwassermenge etwa G=io(-)(g/mh) (ts bzw. tw Taupunkts-bzw. Wandtemperatur
in ° C).
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Für Wohnverhältnisse ist also im ungünstigsten Fall bei 3stündiger
starker Feuchtigkeitsentwicklung mit 5o bis 70 g Schwitzwasser pro Quadratmeter
Wandoberflache zu rechnen (unter der Voraussetzung, daß ein ausreichender Wärmeschutz
der Außenwände und eine genügend große, natürliche Lüftung gewährleistet sind).
Zu beachten ist ferner, daß durch die hygroskopischen Eigenschaften des Stoffes
schon vor der Schwitzwasserbildung der Raumluft bei steigender relativer Luftfeuchtigkeit
Wasserdampf entzogen wird, so daß schon dann eine Regelung des Ganges der relativen
Luftfeuchtigkeit eingeleitet wird.
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Ein Wandüberzug im Sinne der Erfindung kann in verschiedener Weise
erzeugt und aufgebaut werden.
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Die Erzeugung kann unmittelbar an der Wand selbst durch Auftragen
von dampfsperrendem und, auf der Sperrschicht, von wasseraufsaugendem, hygroskopischem
Papier geschehen. Eine andere Herstellungsart für den Wandüberzug gemäß der Erfindung
und wahrscheinlich die am häufigsten zur Anwendung kommende ist die Herstellung
als Blattmaterial aus geformten Schichten. Bei der einfachsten Ausführungsform des
Wandüberzugs kann eine geformte Schicht aus hygroskopisch und kapillar feuchtigkeitaufnehmendem
Papier innig verbunden sein mit einer geformten Schicht aus wasserdampfundurchlässigem
(dampfsperrendem) Material. Es kann aber auch ein solches zweischichtiges Material
in der Weise hergestellt werden, daß das wasserdampfundurchlässige Material, z.
B. ein Kunstharzaufstrich, auf eine geformte Schicht des feuchtigkeitsaufnehmenden
Papiers aufgestrichen wird.
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Die dampfsperrende Schicht kann auf der Wandseite bereits bei der
Herstellung mit einer geeigneten Klebstoffschicht überzogen werden, die bei der
Verlegung dann lediglich aktiviert zu werden braucht. Es hat sich als besonders
zweckmäßig erwiesen, die dampfsperrende Schicht auf der Rückseite mit einer Schutzschicht
zu versehen, z. B. mit einem Papier zu kaschieren, wobei dann nicht nur die dünne
und gegebenenfalls leicht verletzliche dampfsperrende Schicht gescitzt wird, sondern
zugleich auch ein geeigneter Träger für den Klebstoff gebildet wird. Gegebenenfalls
kann der Wandüberzug aus zwei gleichen Lagen des feuchtigkeitaufnehmenden Papiers
bestehen, die, zwischen einander und mit dieser innig verbunden, die Dampfsperrschicht
einschließen, die vorzugsweise eine Folie aus Kunstharz, Zellulosederivaten, Metall
u. dgl. ist. Ein Wandüberzug im Sinne der Erfindung mit zwei äußeren feuchtigkeitaufnehmenden
Papierlagen und einer dampfsperrenden Zwischenlage kann aber auch in der Weise hergestellt
sein, daß bei der Vereinigung der beiden Papierbahnen die dampfsperrende Masse zwischen
die Bahnen eingetragen wird zum Zwecke, einen wasserdampfundurchlässigen Film zu
bilden und zugleich die Bahnen miteinander völlig zu verkleben.
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Die feuchtigkeitaufnehmenden Eigenschaften können durch geeignete
Zusätze, insbesondere Salze, gesteigert und auf den Verwendungszweck eingestellt
werden. Die feuchtigkeitaufnehmende Schicht kann außerdem mit schimmel-und bakterientötenden
Stoffen imprägniert sein.
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In der einige Ausführungsbeispiele wiedergebenden Zeichnung stellt
dar Fig. i ein zweischichtiges Blattmaterial, das aus geformten Schichten aufgebaut
ist, Fig. 2 ein dreischichtiges, aus geformten Schichten aufgebautes Blattmaterial
;
Fig. 3 bis 5 stellen Diagramme zu dem unten gegebenen Berechnungsbeispiel
dar.
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Der in Fig. i im Schnitt dargestellte Wandüberzug ist als Blattmaterial
aus einer wasseraufnehmenden Papierbahn 1, einer dampfsperrenden Folie 2, z. B.
einer Kunstharz-oder Metallfolie, hergestellt. Auf ihrer Wandseite trägt die Folie
2 eine Klebstoffschicht 3. Mit 4 ist die zu bekleidende Leichtwand bezeichnet.
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Der Wandüberzug nach Fig. 2 unterscheidet sich von dem in Fig. i
dargestellten darin, daß die auf der Vorderseite mit einer Papierschicht i beklebte
Folie 2 auf der Wandseite ebenfalls eine Papierschicht 5 trägt.
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Diese Papierschicht kann gegebenenfalls aus dem gleichen Material
bestehen wie die Schicht i ; sie dient der Klebstoffschicht 3 als Träger.
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Zur Erläuterung der Wirkung und der An endungsmöglichkeiten der Erfindung
wird nachstehend ein Berechnungsbeispiel durchgeführt. Es ist vorauszuschicken,
daß die Berechnung von Vorgingen der Feuchtigkeitsregulierung und der Bildung von
Schwitzwasser noch nicht möglich ist, da die Mehrzahl der beeinflussenden Größen
nicht durch mathematische Ausdrücke dargestellt werden kann. Sicheren Aufschluß
über die Funktion regelnder Wandoberfläche kann nur der Versuch geben.
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Eine Berechnung der Lüftungsvorgänge und deren Zusammenhang mit der
Raumluftfeuchtigkeit und der Feuchtigkeitserzeugung im Raum ist möglich.
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Durch schrittweise Annäherungsrechnung ist dabei auch der Einfluß
regulierender Wandoberflache mit erfaßbar.
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Für das Berchnungsbeispiel sind foglen de Annahmen gemacht : Inhalt
des betrachteten Raumes. V = 40 m3 Fläche der AuBenwand......... Fa = 20 m2 --Innenwand..........
Fi = 20 m2 Luftwechselzahl, d. h. Zahl, wie oft die Luft des Raumes pro Stunde durch
Außenluft ersetzt wird.. n = 1/h Stündliche erzeugte Feuchtigkeit (vgl. Fig. 5)
vor Beginn des Kochens ..... f1 = 400 g/h nach - - - ...... f2 = 800 g/h Anfänglich
im Raum herrschender Luftzustand : Temperatur ............ ti = 22° C absolute Feuchtigkeit.......
q, = 2 g/m3 maximale-...... macr = 19. 4 g/m3 qi relative ......... = 60% qmax Luftzustand
nahe der Außenwand : Temperatur.................. tu = I7, 5° C maximale Feuchtigkeit........
qw = 15 g/m3 Luft im Freien : Temperatur ................... ta = + 8°C absolute
Feuchtigkeit ............... qa = 2 g/m3 Fall i Wandüberzug nicht feuchtigkeitsregelnd
(vgl. Fig. 3 und 4, ausgezogene Kurve) Die Luftfeuchtigkeit nimmt mit beginnendem
Kochen schnell zu ; es wird schnell der Zustand erricht, in dem die absolute Feuchtigkeit
gleich der nahe der Außenwand maximal zulässigen Feuchtigkeit q, ist ; dann beginnt
Abscheidung von Schwitzwasser, wahrend die Feuchtigkeit im Raum stationär den Wert
q., t. t Das entspricht im Raum einer relativen Feuchtigkeit qstat:qmax von 8oxo/,.
Bei der angenommenen Luftwechselzahl n = /h, dem zugrunde gelegten Raumvolumen V
= 40#m3 und der angenommenen Außenfeuchtigkeit q = 2 g/M3-, wird im stationären
Zustand durch Lüftung nur die Feuchtigkeitsmenge n # V # (qstat - qa) = 520 g/h
nach außen beförde-rt. Unter der Annahme, daß die stündliche Feuchtigkeitsentwicklung
800 g/h beträgt, ergibt sich also ein Niederschlag von 800 g/h - 520 g/h = 28o g/h
Schwitzwasser, d. h. pro Stunde und Quadratmeter der vom Niederschlag betroffenen
Außenwand 14 g/m2 Schwitzwasser.
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Fall 2 Wandüberzug feuchtigkeitsregelnd gemäß der Erfindung (vgl.
Fig. 3 und 4, gestrichelte Kurve) Mit Beginn des Kochens nimmt der Wandüberzug hygroskopisch
Feuchtigkeit auf. Steigt die relative Feuchtigkeit des Raumes von 6o auf 80%, so
steigt die Gewichtszunahme infolge hygroskopisch aufgenommener Feuchtigkeit von
6, 5 auf 10% ; das bedeutet bei einem Gewicht des Wandüberzugs von 300 g/m2 und
einer Wandfläche von Fi + F1 = 40 m2 eine Aufnahme von 40 # 300 # 3,5% g = 420 g.
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In den Fig. 3 und 4 ist dargestellt, daß im Falle der Erfindung die
Regelfähigkeit des Wandüberzugs noch etwa 2 Stunden nach Beginn der erhöhten Feuchtigkeitsabgabe
im Raume andauert. Die dann einsetzende Schwitzwasserabscheidung von 14 g/h m2 wird
zunächst ohne Durchfeuchte ? von der saugfähigen Oberfläche aufgenommen. Erst nach
weiteren 3 Stunden ist auch die Möglichkeit erschöpft, d. h. daß pro Quadratmeter
42 g aufgenommen wurden.
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Die Kochzeit ist aber im allgemeinen auf höchstens 2 bis 3 Stunden
beschränkt. Wird die Küche einmal außergewöhnlich stark benutzt, wird auch öfter
gelüftet werden, so daß die Luftwechselzahl höher wird und damit auch mehr Feuchtigkeit
abtransportiert werden kann.
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In Wohn-und Schlafräumen ist mit einer so großen Beanspruchung nicht
zu rechnen.
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Die Vorteile des Wandüberzugs gemäß der Erfindung sind folgende :
Bei Konstruktion der Wand wäre auf die Frage der Feuchtigkeitswanderung keinerlei
Rücksicht zu nehmen, der Konstrukteur hat die grcßte Freizügigkeit und kann rlie
nach wirtsc. blichen Gesichtspunkten geeignete Konstruktion entwickeln.
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Der Wandüberzug kann als Putzersatz bei gleichzeitiger Dampfsperrwirkung
und Feuchtigkeitsregulierung wie bei Putz auf nahezu glatte Wände aufgeklebt werden,
wie sie bei neuen Bauweisen oft entstehen.
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Die Aufbringung des Wandüberzugs ist leicht fugendicht ausführbar,
selbst Leitungsdurchbrüche können gut kaschiert werden, wie dies auch bei der Verlegung
von Tapeten üblich ist. Eine einwandfreie, weil absolut geschlossene Wasserdampfdichtung
ist damit gewährleistet.
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Durch die Porosität des Papiers wird Schwitzwasserbildung vermieden
; die hygroskopischen Eigenschaften des Papiers üben eine regulierende Wirkung auf
die Luftfeuchtigkeit aus und wirken als Feuchtigkeitsspeicher für vorübergehend
höheren Feuchtigkeitsanfall.
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Die Lüftung kann damit auf einem notwendigen Mindestmaß gehalten
werden, um innerhalb 24 Stunden die täglich anfallende Feuchtigkeit abzuführen.
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Erfahrungsgemäß genügt dafür die natürliche Lüftung, die durch Fenster
oder Türen bedingt ist.
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Größere Wärmeverluste durch erhöhtes Lüften wären also vermieden.
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Der Wandüberzug kann teilweise (z. B. bei Decken) als vollwertiger
Abschluß verwendet werden.
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Durch eine geeignete Imprägnierung kann auch eine pilztötende Wirkung
erzielt werden und damit die Bildung von Schimmelpilzen auf den Wandoberflächen
unterdrückt werden.
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Es können nicht nur die Wände von Räumen und Behältern verkleidet
und gegen die zerstörende Einwirkung des Schwitzwassers geschützt werden, sondern
auch Gegenstände, die in Räumen mit Schwitzwasserbildung sich befinden. Zum Beispiel
ist es eine sehr nachteilige Erscheinung, daß sich in Fabrikräumen an isolierten
Rohrleitungen, die kalte Flüssigkeiten enthalten, die Luftfeuchtigkeit niederschlägt
und in die poröse Isolation eindringt. Der Isolationswert wird dadurch stark heruntergesetzt,
und es erfordert in den kälteren Jahreszeiten erhebliche Wärmemengen, um diese Feuchtigkeit
auszutreiben. Durch Überzug mit einer kombinierten Dampf-Schwitzwasser-Sperre gemäß
der Erfindung kann diesem Mangel abgeholfen werden.
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Der neue Wandüberzug eignet sich auch fiir Zwecke der Verpackungstechnik,
wo es sich darum handelt, Schwitzwasserbildung zu verhindern bzw. vorübergehend
Feuchtigkeit zu speichern. Zum Beispiel hat man beobachtet, daß in sogenannten Tropenpackungen,
z. B. hermetisch verschlossenen Blechdosen für Zigaretten, bei starkem TemperaturrVickgang
Schwitzwasserbildung eintritt und die Zigaretten an den Enden dadurch unansehnlich
wurden oder gar schimmelten. Durch Verwendung des erfindungsgemäßen Stoffes als
Verpackungsmittel kann die Feuchtigkeit im Verpackungsbehälter auf einen gleichmäßigen
Betrag reguliert und eine Schädigung des Verpackungsgutes verhindert werden. Das
gleiche gilt für Verpackung von Metallen, Gegenständen aus Metall, die vor Feuchtigkeitseinwirkung
(Rost) geschützt werden müssen. Weiterhin können aus dem neuen Stoff Packungen für
feuchtzuhaltende Waren, z. B. für lebende Pflanzen, aber auch für Gemüse und Obst
hergestellt werden.