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Verfahren zur Biosynthese von Cyanocohalamin (Vitamin B"-Faktor II)
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Vitamin B12 durch Biosynthese
aus dem Vitamin-B"-Faktor I und 5, 6-Dimethylbenzimidazol mit Hilfe von Mikroorganismen.
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Bei allen bisher bekanntgewordenen Verfahren zur Erzeugung von -Vitaminen
der B12 Gruppe geht man in der Weise vor, daß man geeignete Mikroorganismen in einem
Nährmedium wachsen läßt, wobei sie Vitamin B12 bilden. Solchen Nährmedien werden
erforderlichenfalls außer den üblichen Nährstoffen noch Kobaltionen zugesetzt, da
diese für den Aufbau des Vitamin-B1,-Moleküls benötigt werden.
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Es wurde nun gefunden, daß man überraschenderweise eine Biosynthese
von Vitamin B12 dadurch bewerkstelligen
kann, dag man Mikroorganismen
in einem Nährmedium wachsen läßt, das den z. B. aus Faulschlamm gewinnbaren Vitamin-Bi,-Faktor
I und 5, 6-Dimethylbenzimidazol in geeigneten Konzentrationen enthält.
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Es sind bereits mehrere Faktoren der Vitamin-B12-Gruppe bekannt, die
vor allem im Faulschlamm der städtischen Abwässer enthalten sind. Es interessierte
von Anfang an die Frage, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis all diese Vitamin-B12
Komponenten zueinander stehen, d. h. welche dieser Komponenten Vorstufen und welche
von ihnen Abbauprodukte der fertigen Vitamin-B12-Faktoren darstellen. Unter »fertigen«
Vitamin-1312-Faktoren werden hier solche verstanden, die zumindest die volle Wuchsstoffwirkung
sowohl gegenüber der E.-coli-Mutante 1i3-3,. als auch gegenüber L. Leichmannü besitzen.
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Die mikrobiologische Aktivität der verschiedenen Vitamin-B1,-Komponenten
gegenüber diesen zwei Mikroorganismen ist nämlich unterschiedlich. So besitzen die
Vitamin-Bi.-Faktoren II, III und IV die. gleiche Wuchsstoffwirkung gegenüber E.-coli-Mutante
113-3 und L. Leichmannii; der Faktor V besitzt eine sehr geringe Aktivität gegenüber
diesen beiden Mikroorganismen; der Faktor I ist aktiv gegenüber E.-coli-Mutante
113-3, jedoch inaktiv gegenüber L. Leichmannü.
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Diese Beobachtungen können vielleicht dadurch erklärt werden, daß
erstens die E.-coli-Mutante 113-3 sowie L. Leichmannü die Vitamin-B"-Faktoren II,
III und IV in unveränderter Form voll verwerten können, zweitens wohl die E.-coli-Mutante
113-3, nicht aber L. Leichmannü den Faktor I als Vorstufe zum Aufbau eines »fertigen«
Vitamin-B12 Faktors (wie z. B. Faktor II, III und IV) verwerten kann, drittens weder
die E.-coli-Mutante 113-3 noch L. Leichmannü in der Lage sind, den Faktor V in nennenswertem
Umfang in eine der »fertigen« Formen umzuwandeln.
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Im Lichte dieser Auffassung erschien der Vitamin-B12-Faktor I, der
sich als identisch mit dem Faktor B von Porter und Mitarbeitern erwies; besonders
interessant. Die Annahme, daß dieser Faktor eine Vorstufe der »fertigen« Vitamin-B12
Faktoren darstellt, wurde durch folgende Beobachtungen gestützt.
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i. Der Faktor I besitzt, verglichen mit anderen Vitamin-B12 Faktoren,
eine besonders gute Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln und wandert besonders
schnell in Chromatogrammen, was für ein niedrigeres Molekulargewicht spricht.
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2. Der Faktor I besitzt im Plattentest ungefähr die q- bis 7fache
Vitamin-B"-Aktivität, verglichen rriit derjenigen des Röhrchentestes (unter Benutzung
von Vitamin B12, d. h. Faktor II, als Standard), was ebenfalls für ein niedrigeres
Molekulargewicht spricht.
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3. Der Faktor I scheint keine Nucleotid-Kompo= nente zu besitzen.
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Zur Lösung der Frage, ob und unter welchen Bedingungen gewisse Mikroorganismen
den Vitamin-B12-Faktor I in Faktor II (Cyanocobalamin) umwandeln können, wurde die
E.-coli-Mutante 113-3 und ein gewöhnlicher E.-coli-Stamm verwendet. Man geht dabei
in der Weise vor, daß man z. B. E.-coli in üblicher Weise in einem Medium züchtet,
das eine Köhlenstoffquelle, wie z. B. Glukose, und die erforderlichen Nährsalze
enthält. Außerdem versetzt man die Nährlösung mit Vitamin-B"-Faktor I. in biologischen
Konzentrationen, , also in einer Menge von etwa o, i bis 0,5
Gamma je ccm
(gemäß dem E.-coli-Test, unter Zugrundelegung des. Cyanocobalamin-Standards), d.h.
io bis 5o Gammaprozent und mit 5, 6-Dimethylbenzimidazol in 3- bis iofachem molarem
Überschuß unter Berücksichtigung eines Molekulargewichts von etwa 8oo für den Vitamin-B"-Faktor
I. Nach dem Sterilisieren der Nährlösung und Beimpfen läßt man nun bei einem pH-Wert
von etwa 6 bis 7 und optimaler Temperatur, also z. B. 37°, unter submers-aeroben
Bedingungen, also unter Schütteln oder Rühren und gleichzeitiger Durchlüftung wachsen.
Nach 8 bis 24 Stunden, je nach der Zuckerkonzentration, Ist das Wachstum beendet.
Nun wird die Fermentationsbrühe in der üblichen Weise aufgearbeitet und die Vitamin-B,2-Faktoren
chromatographisch getrennt. Dabei wird zunächst unveränderter Vitamin-B12 Faktor
I eluiert, sodann erscheint eine scharf abgegrenzte Zone, die getrennt aufgefangen
wird. Durch Ermittlung des R-Wertes, Verteilungskoeffizienten und Absorptionsspektrums
läßt sich beweisen, daß es sich dabei um Cyanocobalamin handelt.
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Über den quantitativen Verlauf der Bildung von Cyanocobalamin aus
dem Vitamin-B"-Faktor I und 5, 6-Dimethylbenzimidazöl geben nachfolgende Versuche
Aufschluß.
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Es wurden sowohl die E.-coli-Mutante 113-3 als auch ein gewöhnlicher
E.-coli-Stamm verwendet. Die Mikroorganismen wurden in einer Modifikation des Davis-Medium
in derSchüttelkultur bei 37° 18 Stunden lang gezüchtet. Die Menge an j eweils vorhandenem
Vitamin-B" Faktor I und 5, 6-Dimethylbenzimidazol sowie die Versuchsergebnisse sind
aus der nachfolgenden Tabelle I ersichtlich.
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Der durch die beiden Coli-Stämme synthetisierte Vitamin-B"-Faktor
hat das gleiche Absorptionsspektrum wie der Faktor II (Cyanocobalamin). Da auch
der R-Wert bei der Zellulose-Chromatographie sowie der Verteilungskoeffizient im
Phasensystem n-Butanol/Wasser +Ammonsulfat wie auch die mikrobiologische Aktivität
gegen L. Leichmannü identisch sind, ist erwiesen, daß die gebildete Substanz Blz-Faktor
II ist.
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Zur näheren Erläuterung der Tabelle I, vor allem des Versuches C,
dienen die Abb. i bis 5. Die Abb. i bis q. zeigen den Verlauf der chromatographischen
Trennung der in der Kulturlösung enthaltenen Vitamin-B"-Faktoren. Zur Trennung wurden
Zellulosesäulen verwendet. Als Entwickler diente wassergesättigter und CN-Ionen
enthaltender n-Butylalkohol. Aus den Abb. i bis q. sowie aus der Tabelle I ist zu
ersehen, daß aus Versuchen ohne 5, 6-Dimethylbenzimidazol überhaupt kein Cyanocobalamin
chromatographisch erfaßt werden kann. In Gegenwart steigender Mengen an 5, 6-Dimethylbenzimidazol
werden zunächst steigende Mengen an Faktor II gebildet; bei etwa 12 Gammaprozent
an 5, 6-Dimethylbenzimidazol scheint jedoch in diesem Falle das Maximum an Faktor
II gebildet zu sein, wie aus der Abb. 5 deutlich ersichtlich ist.
Tabelle I |
Biosynthese von Vitamin-BR (Faktor II) aus dem Vitamin-B"-Faktor
I und 5, 6-Dimethylbenzimidazol |
mit Hilfe von E. coli. Nährmedium und Versuchsbedingungen siehe
Text. |
Gehalt Mikrobiologische, Vitamin-B"-Faktoren, mittels präparativer |
Ansatz der Mediums an Aktivität nach der Methoden gefunden |
Vers. Mikro- Vol. Vergärung |
Nr. Organismus in Fak- gegenüber Gebildeter Faktor II |
Verteilun s- |
Liter tor I Precursor* E. co li- L. Leich- Faktor I ' |
Y°#o 7°/° ) Mutante mannü R-Wert** in
I R Wert g |
#*) koeffizient |
Y°#o Y°#o ) m y I 790 |
A E. coli . . . . 5,0 20 0 13 10 o,46 Spur 0,24 |
5,0 20 20 18 16 0,46 231 4,6 0,23 24 . |
B E.-coli- |
Mutante- |
113-3 ... 5,0 40 0 36 =o 0,49 höchstens Spuren |
5,0 40 20 28 15 0,53 276 1 5,5 0,23 24 |
C E. cOli .... 2,5 10 O 13 x 0,49 nicht feststellbar |
2,2 10 5 13 7 o,46 67 2,7 0,24 24 |
2,5 10 10 13 9 0,42 131 5,2 ( 0,25 24 |
2,5 10 20 12 10 0,42 147 5,9 I o,26 24 |
D E.-coli- |
Mutante |
113--3 --- 2,5 0 0 0 0 0 0 |
2,5 0 20 0 O 0 O |
E E. coli .... 2,5 0 0 0 0 1 0 |
2,5 O 20 0 0 v 0 |
*) 5, 6-Dimethylbenzimidazol. |
'°*) R-Wert auf der Zellulosesäule, Entwickler: wassergesättigtes
n-Butanol mit CN-Ionen. |
Verteilungskoeffizient im System n-Butanol/Wasser + Ammonsulfat.
Die Zahlen bedeuten Prozente an Ammon- |
sulfat, bei denen der Verteilungskoeffizient x ist. Der Wert
24 ist für das Cyanocobalamin charakteristisch. |
Aus der Tabelle I ist vor allem folgendes zu ersehen: i. Wenn das Nährmedium weder
den Vitamin-B12 Faktor I noch 5, 6-Dimethylbenzimidazol enthält, werden keine Vitamin-B,2-Faktoren
synthetisiert.
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2. Wenn das Nährmedium 5, 6-Dimethylbenzimidazol und keinen Vitamin-B,.,-Faktor
I enthält, werden gleichfalls keine Vitamin-B12 Faktoren gebildet.
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3. Wenn das Nährmedium den Vitamin-B1,-Faktor I und kein 5, 6-Dimethylbenzimidazol
enthält, wird höchstens eine Spur an Vitamin-B" Faktor 1I gebildet. Dies äußert
sich in der Weise, daß die so gewonnene Kulturlösung eine - oft recht beträchtliche
- Wuchsstoffwirkung gegenüber L. Leichmannii aufweist. Diese Wuchsstoffwirkung ist
zumeist viel stärker, als dies der wirklich vorhandenen Menge an Vitamin-B1,-Faktor
II entspräche. Aus solchen Kulturlösungen lassen sich höchstens Spuren an Vitamin-B.2-Faktor
II isolieren (vgl. Versuch A).
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4. Wenn das Nährmedium gleichzeitig den Vitamin-B12-Faktor I und 5,
6-Dirnethylbenzimidazol enthält, so besitzt die vergorene Kulturlösung eine entsprechend
hohe L.-Leichmannii-Aktivität, und es lassen sich aus ihr beträchtliche Mengen an
Vitamin-B1,-Faktor II isolieren.
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Die Umwandlungsrate von Faktor I in den FaktorII kann noch nicht in
exakten Zahlen ausgedrückt werden, da der Faktor I noch nicht in kristallisiertem
Zustand erhältlich ist, so daß eine gewichtsmäßige Dosierung schwierig ist. Der
Faktor I wird daher grundsätzlich nach seiner biologischen Aktivität gegenüber der
E.-coli-Mutante 113-3, oder durch Ausmessung der Extinktion seiner Lösung dosiert.-
Dabei muß betont werden, daß die Beziehung seiner biologischen Aktivität bzw. der
Extinktion seiner Lösungen zu seinem Trockensubstanzgewicht noch nicht bekannt ist.
Infolgedessen können über die in den Versuchen A bis E eingesetzten Gewichtsmengen
an Faktor I keine Angaben gemacht werden, und daher kann die Umwandlungsrate noch
nicht exakt ermittelt werden.
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Die im Durchschnitt erhaltene Konzentration an synthetisiertem Faktor
II im Nährmedium beträgt unter den angeführten Versuchsbedingungen o,o5 Gamma je
ccm (5 Gammaprozent). Die zur Umwandlung verwendete niedrigste Konzentration an
Faktor I betrug o,= Gamma pro ccm bzw. =o Gammaprozent (E.-coli-Aktivität, gemessen
in Cyanocobalamin-Einheiten). Danach wurde etwa die Hälfte der möglichen Um«,andlungsrate@
erzielt.
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In weiterer Fortentwicklung des Verfahrens kann auch so vorgegangen
werden, daß der Prozeß kontinuierlich durchgeführt wird, indem zum Wachsen der die
Biosynthese vollziehenden Mikroorganismus ein Fermentationsgerät verwendet wird,
das mit kontinuierlichem Zu- und Ablauf versehen ist. In diesem Fall kann der ganze
Prozeß weitaus rascher durchgeführt werden.
Eine weitere Fortentwicklung
des Verfahrens besteht darin, daß statt reinem Vitamin-B12 Faktor I ein Rohextrakt
verwendet wird, der neben dem Vitamin-B12 Faktor I noch andere Faktoren der Vitamin-B"-Gruppe
und sonstige Verunreinigungen enthält.
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Zur Abgrenzung des geschilderten Verfahrens sei noch darauf hingewiesen,
daß bisher lediglich bekanntgeworden ist, daß beim Wachstum von E.-coli in einem
Vitamin-B12 freien Grundmedium nach Zusatz der »Vitamin-B" Fraktion Ba die geernteten
Zellen die @)Vitamin-B" Frä.ktion C« enthielten, zuweilen zusammen mit »Cyano-co-cobalamina
(»Vitamin-Blä Fraktion Aa), wie von Ford et a1. (Biochem. J. 52, Proc. VIII, 1952)
festgestellt wurde. Um welche Umwandlungsprodukte es sich dabei handeln mag, ist
unklar, da die Zusammensetzung der betreffenden Produkte noch nicht bekannt ist.
Die Bildung von Vitamin--B"-Faktor II (Cyanocobalamin) wie in dem hier geschilderten
Verfahren ist nicht beobachtet worden. Ferner wurde bei den zitierten Versuchen
nicht in Gegenwart von $, 6-Dimethylbenzimidazol gearbeitet.
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Das hier beschriebene Verfahren bietet die Möglichkeit, den im Faulschlamm
- häufig sehr reichlich -vorkommenden Vitamin-B"-Faktor I durch-Umwandlung in den
Antiperniziosa-Wirkstoff nutzbringend zu verwerten. Außerdem fällt das Vitamin-B12
bei diesen Verfahren in sehr reiner Form an, so daß dessen Gewinnung besondere technische
Vorteile bietet.
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Die Durchführung des neuen Verfahrens wird durch folgende Beispiele
näher erläutert. Beispiel 1 5 1 eines madifizierten Davis-Medium (1,o5 °/o K,HP04,
o,q.5°/o KH,P04, 0,0750[o Natriumcitrat, 0,015 °/o Magnesiumsulfat, 0,15
°% Ammonsulfat, 0,3 °% Glukose.), enthaltend 2o Gammaprozent 5, 6-Dimethylbenzimidazol
wurden 2o Minuten lang bei 10o° sterilisiert und anschließend mit q.o Gammaprozent
Vitamin-B"-Faktor I (in 7o°/oiger alkoholischer Lösung) versetzt. Nach dem Beimpfen
mit 5 °/o einer Kultur der E: coli-Mutante 113-3 in Pepton-Fleischextrakt-NaCl (15
Stunden lang bei 37° bebrütet) wurde der ganze Ansatz in einer ausreichenden Anzahl
von 300 ccm Erlenmeyerkolben während 18 Stunden bei 37° in üblicher Weise
in der Schüttelkultur behandelt: Die Fermentationsbrühe wurde anschließend vereinigt,
mit 0,1 °/o Natriumcyanid versetzt, auf pH 6 angesäuert und während 30 Minuten
auf 8o° erhitzt. Nach dem Abkühlen auf 2o° wurde die Brühe mit 1°/o Aktivkohle (z.
B. eine unter dem geschützten Handelsnamen Brilonit q.n erhältliche Aktivkohle)
geschüttelt. Sodann wurden aus dem mit Hilfe einer Zentrifuge gewonnenen Kohleadsorbat
die mit 7o°%igem heißen Äthanol eluiert.
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Die Eluate wurden im Vakuum eingeengt und daraus die Vitamin-B12-Faktoren
mit Hilfe einer Lösung von 20 °/o p-Chlorphenol in o-Dichlorbenzol extrahiert. Nach
Waschen der p-Chlorphenol-Extrakte - mit Phosphatpuffer vom p$ 7 und mit Wasser
wurden sie mit n-Butanol'versetzt und mit Wasser extrahiert, wobei die Vitamine
der B12 Gruppe in, die wäßrige Phase übergingen. Die roten wäßrigen Extrakte wurden
im Vakuum von Resten an organischen Lösungsmitteln befreit und anschließend mit
10/0 Zellulosepulver versetzt, auf p, 3 angesäuert und mit 2,2% p-Chlorphenol geschüttelt,
wobei die gesamten Vitamine der B12 Gruppe sich als p-Chlorphenol-Komplexe an der
Zellulose niederschlugen. Nach dem Absaugen wurde der rote Niederschlag mit Aceton
versetzt, wodurch der p-Chlorphenol-Komplex zerlegt und die Vitamine der Blz Gruppe
an der Zellulose niedergeschlagen wurden. Nach dem Absaugen wurde das die Vitamine
der B12 Gruppe enthaltende Zellulosepulver in eine Chiomatographiersäule gebracht.
Die Vitamine der B12 Gruppe wurden nun mit einer Mischung von 8o °/o Aceton und
2o °/o Wasser aus der Zellulose eluiert. Das Eluat wurde im Vakuum eingeengt, der
Rückstand in einer kleinen Menge Kieselgur aufgenommen und im Vakuum in Blausäureatmosphäre
getrocknet. Das violettgefärbte Kieselgurprodukt wurde anschließend auf eine Zellulosepulver-n-Butanol-Wasser=Säule
aufgetragen und das Chromatogranun mit wassergesättigtem und cyanidionenhaltigem
n-Butanol entwickelt. Im Eluat erschien zunächst der nicht umgesetzte- Faktor I
(R-Wert = o,53), dann nach einer farblosen Zwischenzone der Faktor II (R-Wert =
o,23). Die den Faktor II enthaltenden Fraktionen wurden vereinigt und mit Wasser
extrahiert; wobei der Faktor II in die wäßrige Phase überging. Nach dem Beseitigen
des n-Butanols im Vakuum war der Vitamin-B12 Faktor II in der wäßrigen Lösung in
reiner Form enthalten. Sein Absorptionsspektrum sowie seine mikrobiologische Aktivität
gegen L. Leichmannü waren mit denen des handelsüblichen Cyanocobalamins identisch,
sein Verteilungskoeffizient im Phasensystem n-Butanol/ Wasser + Ammonsulfat hatte
bei 24 °/o an Ammon-Sulfat den Wert 1. Die Ausbeute an. Faktor II betrug 276 Gamma.
Beispiel 2 2,5 1 des gleichen Mediums wie im Beispiel 1, das jedoch j e 1o Gammaprozent
an Vitamin-B" Faktor I sowie an 5, 6-Dimethylbenzimidazol enthielt, wurden mit 5°/o
einer Kultur des E.-coli-Stamms I beimpft. Impfkultur, Bebrütungsart, Bebrütungszeit
und Verarbeitungsweise der vergorenen Kulturlösungen waren ebenso wie im Beispiels
angegeben. Die Analyse ergab 131 Gamma an synthetisiertem Vitamin-B"-Faktor II (Cyanocobalamin).
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Abb. 1 zeigt die Verteilungschromatographie des aus dem Versuch C,
ohne 5, 6-Dimethyibenzimidazol gewonnenen Konzentrates an einer Zellulosepulvern-Butanol-Wasser-Säule,
enthaltend Cyanidionen.
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Vitamin-B.2-Faktor I; Extinktion gemessen bei 368 mß.
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Abb. 2 zeigt die Verteilungschromatographie des aus Versuch C mit
5 Gammaprozent 5, 6-Dimethylbenzdazol gewonnenen Konzentrates. Chromatograp ersäule
wie in Abb. 1.
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Vitamin-B12-Faktor I; Extinktion gemessen bei 368 mu.
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Vitämin-B,2-Faktor II; Extinktion gemessen bei 361 mu.
Abb.3
zeigt die Verteilungschromatographie des aus Versuch C mit io Gammaprozent 5, 6-Dimethylbenzimidazol
gewonnenen Konzentrates. Chromatographiersäule wie in Abb. i.
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Vitamin-B,2-Faktor I; Extinktion gemessen bei 368 m,u.
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Vitamin-B12-Faktor II; Extinktion gemessen bei 361 mu.
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Abb: q: zeigt die Verteilungschromatographie des aus Versuch C mit
2o Gammaprozent 5, 6-Dimethylbenzim'idazol gewonnenen Konzentrates. Chromatögraphiersäule
wie in Abb. i.
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Vitamin-B12-Faktor I; Extinktion gemessen bei 368 my.
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Vitamin-B.2-Faktor II; Extinktion gemessen bei 361 mu.
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Abb. 5 zeigt die Abhängigkeit der im Versuch C gebildeten Menge an@
Vitamin-B12 Faktor II von der Konzentration an 5, 6-Dimethylbenzimidazol im Nährmedium.
,Zur Abgrenzung des Anmeldegegenstandes zum Stand der Technik wurden zum Zeitpunkt
der Anmeldung folgende Literaturstellen berücksichtigt: W. Friedrich und K. Bernhauer,
Angewandte Chemie, 65, S. 627, 1953.