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Verfahren zur Herstellung geruch- und geschmackloser Guajacol-Verbindungen
Die Anwendung des als Heilmittel wertvollen Guajacols wird durch seinen durchdringenden
Geruch und seinen unangenehmen Geschmack sehr erschwert. Das vorliegende Verfahren
will diese Nachteile dadurch beheben, daß man Guajacol mit solchen Verbindungen
chemisch vereinigt, die im Darm verdaut werden, während Guajacol in Freiheit gesetzt
wird. Dazu eignen sich insbesondere Kohlenhydrate und Eiweißstoffe und ihnen chemisch
nahestehende Verbindungen, die nicht nur physiologisch indifferent sind, sondern
vom Körper leicht abgebaut werden.
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Es wurde gefunden, daß es gelingt, durch Umwandlung des Guajacols
in Guajacolkohlensäurechlorid und Kupplung desselben mit Stoffen der vorgenannten
Art Arzneimittel zu schaffen, die völlig geruch- und geschmacklos sind. Im Darmsaft
zerfallen sie jedoch leicht. Während die verdauliche Komponente verschwindet, entfaltet
sich die Heilwirkung des Guaj acols.
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Derartige neue Stoffe entstehen durch Umsetzung der Komponenten unter
Abspaltung von Salzsäure, und zwar besonders vorteilhaft bei Gegenwart säurebindender
Mittel, wie Pyridin, oder bei Benutzung der Alkaliverbindungen der jeweils mit Guaj
acolkohlensäurechlorid in Reaktion zu bringenden Stoffe. Das Verfahren soll an einigen
Beispielen erläutert werden.
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Übergießt man Glucose mit Chloroform, dem man zweckmäßig etwas Pyridin
zusetzt, und fügt nach und nach das gleichfalls in Chloroform gelöste Guajacolkohlensäurechlorid
hinzu, so geht erstere in Lösung.
Nun beseitigt man das Lösungsmittel
unter vermindertem Druck, erwärmt kurz mit Alkohol, verjagt auch diesen und wäscht
den Rückstand mit Wasser. Das erhaltene Produkt, aus Methylalkohol umkristallisiert,
bei 78° schmelzend, ist die Penta-carbö-guajacoxy-glucose, entstanden nach der Gleichung
Sie ist völlig geschmack- und geruchlos. In gleicher Weise lassen sich Arabinose,
Fructose, Lactose, Saccharose usw. umsetzen. Aber auch Zuckeralkohole sind geeignet;
so liefert Mannit den bei 94 bis 95° schmelzenden Hexa-carboguajacoXymannit.
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Boten hier die Hydroxylgruppen die Möglichkeit der Kupplung mit Guajacolkohlensäurechlorid,
so befähigt bei dem Eiweiß und seinen Bausteinen die Aminogruppe zu der gleichen
Reaktion. Casein z. B., mit Pyridin angerührt, setzt sich mit dem Chlorid zu einem
geruch- und geschmacklosen Produkt um, dessen Guajacolgehalt sich nach dem Mengenverhältnis
der Ausgangsstoffe richtet. Die Kompliziertheit der Struktur des Eiweißkörpers macht
es unmöglich, -3indeutig charakterisierte Substanzen zu erhalten. Dies gelingt aber
bei Benutzung der Bausteine der Eiweiße, der Aminosäuren. Löst man z. B. Glykokoll
in Wasser, neutralisiert mit Natronlauge und schüttelt in der Kälte mit Guajacolkohlensäurechlorid,
so erhält man bei zweckmäßiger Aufarbeitung das bei z58° schmelzende Carboguajacoxyglykokoll:
Beispiel i 1,5 Teile Arabinose übergießt man mit 5o Teilen Chloroform, dem 4 Teile
Pyridin zugesetzt wurden, und versetzt unter guter Kühlung mit 8 Teilen Guaj acolkohlensäurechlorid.
Zum Schluß wird einige Stunden auf dem Wasserbad erhitzt und das Lösungsmittel abgesaugt.
Nach Herauswaschen des Pyridinhydrochlorids hinterbleibt eine geruch- und geschmacklose
Tetracarboguajacoxy-arabinose vom Schmelzpunkt 78°.
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Beispiel 2 0,54 Teile Glucose werden mit 1,3 Teilen Pyridin und io
Teilen Chloroform übergossen und unter Kühlung mit Kältemischung mit 3,2 Teilen
Guajacolkohlensäurechlorid in 5 Teilen Chloroform versetzt. Nach einigem Schütteln
geht die Glucose in Lösung, worauf man unter vermindertem Druck das Lösungsmittel
beseitigt, mit Alkohol .versetzt und auch diesen verjagt. Der Rückstand erstarrt
beim Waschen mit kaltem Wasser und wird aus Methylalkohol. umkristallisiert. Die
erhaltene geruch- und geschmacklose Penta-carboguajacoxy-glucose schmilzt bei 78°.
Das analog gewonnene Fructose-Derivat schmilzt bei 8o bis 82°.
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Beispiel 3 1,7 Teile gut getrocknete Saccharose, 8 Teile Pyridin und
30 Teile Chloroform werden mit 8 Teilen Guajacolkohlensäurechlorid unter
gutem Schütteln umgesetzt. Nach Aufarbeitung in der vorher beschriebenen Weise erhält
man eine aus Methylalkohol umzukristallisierende, bei 9o bis 92° schmelzende Substanz,
deren Analyse (Methoxylgruppen-Bestimmung) auf ein Octa-Derivat hinweist. Die analog
hergestellte Verbindung der Lactose schmilzt bei io8 bis iio°. Beispiel 4 o,9 Teile
gut getrockneter, fein gepulverter Mannit werden mit einer auf o° abgekühlten Mischung
von 5 Teilen Pyridin und 3o Teilen Chloroform übergossen, worauf man 6 Teile Guajacolkohlensäurechlorid
hinzufügt und bis zur Entstehung einer klaren Lösung schüttelt. Nach längerem Stehenlassen
verjagt man das Chloroform, wäscht mit Wasser und kristallisiert aus Methylalkohol
um. Schmelzpunkt des Hexa-Derivates 93 bis 95°.
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Beispiel 5 5 Teile Casein und 12,5 Teile wasserfreies Pyridin wurden
langsam mit 5 Teilen Guajacolkohlensäurechlorid versetzt, worauf man mehrere Stunden
auf 5o bis 6o° erhitzt. Das nach Waschen mit Wasser erhaltene geruch- und geschmacklose
Reaktionsprodukt enthält 400/a Guajacol.
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Beispiel 6 3 Teile Glykokoll werden in 15 Teilen Wasser gelöst, kalt
mit 4 Teilen nlio Natronlauge versetzt und mit 8 Teilen Guajacolkohlensäurechlorid
geschüttelt. Um saure Reaktion 'zu vermeiden, trägt man dabei 2 Teile trockene Soda
ein. Nach Beendigung der Umsetzung macht man sauer, dampft unter vermindertem
Druck
ein und zieht mit Äther aus. Die Ätherlösung, mit Petroläther bis zur beginnenden
Trübung versetzt, scheidet beim Stehen bei 15ß° schmelzende Kristalle des Carboguajacoxy-glykokolls
ab. Die in ganz gleicher Weise aus Alanin gewonnene Verbindung schmilzt bei r36°.
Beide Stoffe sind geruch- und geschmacklos.