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Verfahren zur Herstellung von Acroleinacetalen Die olefinische Doppelbindung
des Aeroleins
ist wegen der Konjugierung mit der Carbonylgruppe der Aldehydgruppe viel reaktionsfähiger
als eine gewöhnliche isolierte Doppelbindung. Die Doppelbindung im Aerolein ist
gegenüber den meisten Carbonylreagenzien ebenso reaktionsfähig wie die Carbonylgruppe
selbst. So reagieren mit Ausnahme der Grignardreagenzien alle Reagenzien, die mit
der Aldehydgruppe des Aeroleins reagieren, auch mit der C, C = Doppelbindung unter
Bildung eines Propionaldehydderivates an Stelle des gewünschten Acroleinderivates.
Es ist von geringer Bedeutung, ob die Sättigung der C, C = Doppelbindung durch direkte
Anlagerung oder durch Reaktion mit der Aldehydgruppe und anschließende Umlagerung
erfolgt, da die Katalysatoren, die die Reaktionen mit der Aldehydfunktion des Aeroleins
beschleunigen, auch die Additionsreaktionen der Doppelbindung und die Umlagerung
der Aldehyd-Additionsprodukte beschleunigen.
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Die Schwierigkeit der direkten Herstellung von Acroleinderivaten aus
Aerolein bei unveränderter C, C = Doppelbindung ist sehr groß. Obwohl Aerolein über
ioo Jahre bekannt ist und während der letzten 5o Jahre Verfahren zur direkten Herstellung
von Acetalen gesucht worden sind, blieben die bei der direkten Reaktion zwischen
Aerolein und aliphatischen Alkoholen unter Bildung der Acetale erzielten Ausbeuten
bei 30% der Theorie.
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So kam es, daß Versuche unternommen wurden, auf indirektem Wege zum
Ziele zu gelangen. Es
wurden Verfahren vorgeschlagen, bei welchen
die C, C = Doppelbindung während der Acetalbildung geschützt wird, indem Reagenzien
verwendet werden, die einen gesättigten Aldehyd erzeugen. Nach der Acetalbildung
mit den gesättigten Aldehyden wird die C, C = Doppelbindung durch Entfernung der
schützenden Gruppe regeneriert.
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Aerolein und Acroleindiacetat sind leicht zugänglich, während gegenwärtig
kein Acetat des Aeroleins im Handel erhältlich ist, was darauf hinweist, daß die
bekannten Methoden für die Herstellung von Acroleinacetalen für die großtechnische
Produktion ungeeignet sind.
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Es wurde gefunden, daß Acetate des Aeroleins aus Aerolein und einwertigen
aliphatischen Alkoholen mit bis etwa 8 Kohlenstoffatomen in guten Ausbeuten erhalten
werden können, indem ein Gemisch von Aerolein, einem niederen, einwertigen aliphatischen
Alkohol und einem inerten, mit Wasser nicht mischbaren, organischen Lösungsmittel
in Gegenwart von etwa o,ooi bis o,oio Molprozent (bezogen auf das Aerolein) einer
als Katalysator wirkenden, vorzugsweise aromatischen oder aliphatischen S.ulfonsäure
oder Schwefelsäure oder Sulfam.ins,äu,re erhitzt wird, zweckmäßig auf ungefähr 25
bis 5o°, wobei das während der Reaktion entstehende Wasser nach Maßgabe seiner Bildung
laufend aus der Reaktionszone .entfernt wird. Die in Molprozent angegebene Menge
entspricht einer Menge von etwa 2 bis 2o mg p-Toluolsulfonsäuremonohydrat pro Mol
Aerolein. Die Menge des verwendeten Katalysators ist sehr wichtig. Werden weniger
als o,ooi Molprozent verwendet, so verläuft die Reaktion derart langsam, daß ein
großer Teil des Aeroleins polymerisiert wird und so für die Reaktion nicht mehr
zur Verfügung steht, während bei Verwendung von mehr als o,oio Molprozent eine Nebenreaktion
einsetzt, bei der erhebliche Mengen eines Acetats des ß-Alkoxypropionaldehyds gebildet
werden.
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Unter 25° verläuft die Reaktion so langsam, daß das Verfahren unwirtschaftlich
wird, während über 50° größere Mengen der Acetate des ß-Alkoxypropionaldehyds entstehen,
wodurch sich die Ausbeute an Acroleinacetal verschlechtert. Der bevorzugte Temperaturbereich
liegt zwischen etwa 25 und 35°, da in diesem Bereich bei minimaler Bildung von Propionaldehydderivaten
gute Ausbeuten des Acetals erhalten werden.
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Das sich im Verlaufe der Kondensation bildende Wasser wird zweckmäßig
nach Maßgabe seiner Entstehung durch azeotrope Destillation mit einer mit Wasser
nicht mischbaren, inerten organischen Flüssigkeit entfernt. Da etwas Alkohol und
Aerolein mit dem Wasser und dem Lösungsmittel überdestillieren, wird die organische
Phase abgetrennt und nach der Reaktionszone zurückbefördert. Kleine Mengen Alkohol
und Aerolein sind im Wasser, das von der organischen Phase abgetrennt wird, gelöst.
Die Reaktion wird daher so lange fortgesetzt, bis etwas mehr als das theoretische
Volumen an wäßriger Phase gesammelt worden ist (etwa 1301/e der berechneten stöchiometrischen
Menge). Geeignete Apparaturen für die laufende Abtrennung des Wassers und die Rückführung
der organischen Phase in das Reaktionsgemisch sind die von Harold J. Lucas und David
P re s s m a n in »Principles and Practice of Organic Chemistry« (lohn Wiley an
Sons, New York, 1949, S. 249) beschriebenen Phasentrenner und der in »Organic Syntheses«,
Sammelband I, 2. Auflage, herausgegeben von A. H. Blatt, John Wiley and Sons, New
York, 1941, S. 261, beschriebene automatische Trenner (mit Trockenkammer zur Befreiung
des organisichen Lösun@gsmittels, von gelöstem Wasser durch Behandlung mit Silicagel
oder anderen festen Entwässerungsmitteln).
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Mit Wasser nicht mischbare, inerte organische Flüssigkeiten sind Kohlenwasserstoffe
und halogenierte Kohlenwasserstoffe, beispielsweise Benzol, Toluol, Xvlol, Äthylendichlorid,
Methylendichlorid, Tetrachlorkohlenstoff, Pentane, Hexane, Heptane. Wird das Verfahren
unter vermindertem Druck durchgeführt, so braucht die inerte, mit Wasser nicht mischbare
organische Flüssigkeit nicht unterhalb 50° zu sieden. Da es zweckmäßiger und leichter
ist, bei atmosphärischem Druck zu arbeiten, wird vorzugsweise eine unterhalb 5o°
siedende organische Flüssigkeit verwendet, beispielsweise eine Petroleumfraktion,
die vorwiegend Pentane enthält, bei 35° siedet und zwischen 35 und 6o° destilliert.
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Zahlreiche Sulfönsäuren, die bisher bei der Herstellung von Acetaten
verwendet wurden, haben sich auch für die Herstellung von Acetaten des Aeroleins
als Katalysatoren bewährt, ebenso wie Schwefelsäure, Sulfaminsäure, die aliphatischen
Sulfonsäuren, z. B. Methansulfonsäure und Äthansulfonsäure, und die aromatischen
Sulfonsäuren, wie Benzolsulfonsäure, Toluolsulfonsäure, Naphthal.insulfonsäure.
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Wird die Herstellung der Acroleinacetale mit p-Toluolsulfonsäure als
Katalysator in Gegenwart eines geeigneten Lösungsmittels ausgeführt, so erhält man
die bestmögliche Ausbeute in minimaler Reaktionszeit bei einem Verhältnis von 2
Mol Alkohol auf i Mol Aerolein und 5oo cm3 Lösungsmittel. Die Reaktionszeit kann
nicht genau angegeben werden, da sie weitgehend von der Geschwindigkeit des Rückflusses,
der Wirksamkeit der wasserabtrennenden Vorrichtung, der Reaktionstemperatur und
der Natur des verwendeten inerten, mit Wasser nicht mischbaren organischen Lösungsmittels
abhängt. Die Reaktionszeit wird am besten in der Weise bestimmt, daß man die Menge
der wäßrigen Phase, die durch die wasserabtrennende Vorrichtung gesammelt wird,
kontrolliert und die Reaktion abbricht, sobald die stöchiometrische Menge Wasser
gesammelt worden ist. Im allgemeinen ist für die meisten Alkohole eine Zeit von
etwa 24 bis 30 Stunden erforderlich.
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Das gebildete Acetat wird isoliert, indem man den Katalysator durch
Neutralisieren mit milden Basen, wie Natriumbicarbonat oder, zweckmäßiger, Kupfercarbonat,
entfernt und die Flüssigkeit fraktioniert destilliert, um das inerte Lösungsmittel,
Alkohol
und nicht umgesetztes Aerolein zurückzugewinnen. Der hauptsächlich aus Acroleinacetal
bestehende Rückstand kann, wenn gewünscht, durch fraktionierte Destillation bei
Atmosphärendruck oder unter vermindertem Druck weiter gereinigt «erden.
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Zahlreiche Acetale des Aeroleins wurden auf diese Weise in Ausbeuten
bis zu 821/o der Theorie erhalten. Da die zurückgewonnenen Komponenten für weitere
Reaktionen erneut verwendet werden können, ist die Ausbeute theoretisch.
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Einwertige Alkohole für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung von Acetalen des Aeroleins sind z. B. Methanol, Äthanol, n-Propanol,
Isopropanol, n-Butan:al, n-Octanol, Isobutanol, Isopentanol, Isooctanol, tert.-Butanol.
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Einige der Acroleinacetale, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt werden können, sind neue chemische Verbindungen, die als Lösungsmittel
und als Zwischenprodukte für die Herstellung nützlicher Polymere und für andere
chemische Synthesen wertvoll sind. Beispiel 1 Acrolein-diäthylacetal H2 C = C H
- C H (0 C2 H5) 2 Ein Gemisch von 6o,5 g (etwa 1,o8 Mol) technischem Aerolein, 92
g (etwa 2 Mol) absolutem Äthanol, 450 cm3 einer Kohlenwasserstofffraktion und 3
mg (etwa o,ooooi58 Mol) p-Toluolsulfonsäure-monohydrat wurde in eine Destilliervorrichtung,
die mit einer wirksamen Fraktionierkolonne und einem kontinuierlich arbeitenden
Wasser- oder Phasenabtrenner versehen war, eingeführt und 2d. Stunden unter Rückfluß
erhitzt. Während dieser Zeit wurden 26,5 cm3 wäßrige Phase im Wasserabtrenner aufgefangen.
Die Dampftemperatur der siedenden Flüssigkeit blieb während der ganzen Reaktion
auf 29'. Die Lösung wurde hierauf abgekühlt, mit o,5 g Kupfercarbonat versetzt und
15 Minuten gerührt. Die neutrale Lösung wurde abfiltriert und bei atmosphärischem
Druck fraktioniert destilliert, wobei 81,3 g (63 % der Theorie) Acrolein-diäthylacetal
erhalten wurden, das bei 12o bis 12d.' siedet. Beispiel e Acrolein-diäthylacetal
Ein Gemisch von 56 g (etwa i Mol) technischem Aerolein, 92 g (etwa 2 Mol) absolutem
Alkohol, 60o cm3 einer Kohlenwasserstofffraktion und 3 mg (etwa 0,0000158 Mol) p-Toluolsulfonsäure-monohydrat
wurde in eine Destilliervorrichtung, die mit wirksamer Fraktionierkolonne, einem
kontinuierlich bzw. automatisch arbeitenden Wasser- oder Phasenabtrenner und einem
zum Trocknen des Destillats bestimmten, 75 g Silicagel enthaltenden Rohr ausgerüstet
war, eingeführt. Dieses Gemisch wurde 39 Stunden unter Rückfluß erhitzt, abgekühlt,
mit Kupfercarbonat neutralisiert und filtriert. Das Filtrat wurde fraktioniert destilliert.
Dabei wurden 1o6,2 g (820/a der Theorie) Acroleindiäthylacetal vom Sdp. 114 bis
12d.° erhalten. Aerolein-diäthylacetal wurde außerdem im wesentlichen nach der im
Beispiel i beschriebenen Weise, jedoch unter Verwendung von i Mol (56 g) Aerolein,
150 cm3 einer Kohlenwasserstofffraktion und der folgenden Katalysatoren pro Mol
Aldehyd hergestellt: A, 30 mg (etwa 0,00031 Mol) Sulfaminsäure. Die
Ausbeute an Acetal betrug nach 11stündigem Erhitzen unter Rückfluß 26 %.
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B. 30 mg (etwa 0,00013 Mol) Naphthalin-ß-sulfonsäure-monohydrat.
Die Ausbeute an Acetal betrug nach nur 16stündigem Erhitzen unter Rückfluß 43 0/0.
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Aus den Resultaten ist die Wirkung einer zu kleinen oder zu großen
Katalysatormenge auf die Ausbeute erkennbar. Beispiel 3 Im wesentlichen nach der
im Beispiel i beschriebenen Weise wurden aus Aerolein, dem entsprechenden Alkohol,
einer Kohlenwasserstofffraktion und der in jedem Fall angeführten Menge (in jedem
Fall o,ooi58 Molprozent, bezogen auf das Aerolein) an p-Toluolsulfonsäure-monohydrat
folgende Acetale hergestellt: A. Acrolein-dimethylacetal mit einem Sdp. von 87,5
bis 88° wurde in einer Ausbeute von 201/o der Theorie aus i Mol Aerolein, 2 Mol
absolutem Methanol, 500 cm3 einer Kohlenwasserstofffraktion und 3 mg (etwa
o,ooooi58 Mol)p-Toluolsulfonsäuremonohydrat nach 22stündigem Erhitzen unter Rückfluß
erhalten.
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B. Acralei@n-d,iisopropylacetal mit einem Sdp. von 68,5 bis 69,5°
bei 50 mm Druck wurde in einer Ausbeute von 14,5 % aus i Mol Aerolein, 2
Mol Isopropanol und 3 mg p-Toluolsulfonsäure-monohydrat nach 355stündigem Erhitzen
unter Rückfluß erhalten.
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C. Acrolein-di-n-propylacetal vom Sdp. 85 bis 87° bei 46 mm Druck
wurde in einer Ausbeute von 65 % der Theorie aus 2 Mol n-Propanol, 1 Mol Acrol.ein,
3 mg p-Toluolsulfonsäure-monohydrat und 200 cm3 einer Kohlenwasserstofffraktion
nach 27stündigem Erhitzen unter Rückfluß erhalten.
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D. Acrolein-di-n-butylacetal vom Sdp. 1o9 bis 12o° bei 39 mm Druck
wurde in einer Ausbeute von 7q.0/0 der Theorie aus i Mol Aerolein, 2 Mol n-Butanol,
3 mg p-Toluolsulfonsäure-monohydrat und 50o cm3 einer Kohlenwasserstofffraktion
nach 13stündigem Erhitzen unter Rückfluß erhalten.
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E. Acrolein-diisobutylacetal vom Sdp. 103 bis 1o5° bei 61 mm
Druck wurde in einer Ausbeute von 59% der Theorie aus i Mol Aerolein, 2 Mol Isobutanol,
5oocm3 einer Kohlenwasserstofffraktion und 3 mg p-Toluolsulfonsäure-monohydrat nach
26stündigem Erhitzen unter Rückfluß erhalten. Beispiel d. Acrolein-diäthylacetal
Ein Gemisch von i Mol Aerolein, 2 Mol absolutem Äthanol, 580 cm3 Methylenchlorid
und 3 mg (etwa o,ooooi58 Mol) p-Toluolsulfonsäure-monohydrat
wurde
in, die Jm Beisspiel i beschriebene Apparatur eingeführt und 22 Stunden unter Rückfluß
erhitzt, worauf eine zusätzliche Menge von 3 mg p-Toluolsulfonsäure-monohydrat zugesetzt
und das Erhitzen insgesamt 72 Stunden fortgesetzt wurde. Beim Aufarbeiten des Reaktionsgemisches
in der üblichen Weise wurden 5 1,9 g (40 % der Theorie) des bei 118 bis ii9° siedenden
Acroleindiäthylacetals erhalten.
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Es sind auch noch andere Awsfünrun-gsformen des beanspruchtere Verfahrens
möglich.
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Es wurde festgestellt, daß man bei Verwendung etwa gleicher Mengen
Schwefelsäure an Stelle von p-Toluolsulfonsäure-monohydrat nahezu zu den gleichen
Ergebnissen kommt.