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Walzstababführungsvorrichtung
In den bisher verwendeten modernen Feinwalzwerken
hat man Stahl in geraden Längen bis zu einer Endwalzgeschwindigkeit von etwa 10
m/Sek. gewalzt. Das Walzen ist gewöhnlich mit einer oder zwei Walzadern erfolgt.
Bei zwei Walzadern hat man in der Kegel einen doppelten Auslaufrollgang und ein
doppeltes Kühlbett benutzt. Während der letzten Jahrzehnte sind aber gewisse Konstruktionen
entstanden, die ein einfaches Kühlbett und bis vierfachen Auslaufrollgang haben,
der dabei in vier Etagen angeordnet ist. Die Endwalzgeschwindigkeit ist jedoch immer
auf etwa 10 m/Sek. begrenzt gewesen. Die Feinwerke sind in der Regel zum Herabwalzen
auf 9,5 mm # und in gewissen Fällen sogar bis auf 7 mm # prnjektiert worden.
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Für schwächere Abmessungen wird die Erzeugung zu niedrig. Bei 9,5
mm # erhält man eine theoretische Erzeugung von 20 t/Std. bei 10 m/Sek.
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Bei 7 mm # sinkt die Erzeugung auf 10,8 t/Std. theoretisch und bei
5 mm # auf 5,5 t/Std.
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Nach dem Fertiggerüst werden die Walzadern mittels einer rotierenden
Schere in eine willkürliche Anzahl von Kühlbettlängen geteilt, wodurch das Gewicht
der Knüppel hoch gehalten werden kann, z. B. 150 kg.
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Eine Walzader, die frei ausläuft und von der durch das Eigengewicht
hervorgerufenen Reibung gegen Gußeisen- oder Schmiedeeisenplatten gebremst wird,
erhält eine Reibungszahl u = etwa 0,3, wenn es sich um gewöhnliches Handels eisen
handelt.
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Bei einer Endwalzgeschwindigkeit von 5,9 m/Sek. und µ = 0,3 ist die
Bremszeit 2 Sekunden und die Bremsstrecke 5,9 m. Bei 11,7 m/Sek. ist die Bremszeit
4 Sekunden und die Bremsstrecke 23,2 m. Wenn man eine solche Ader jede vierte Sekunde
abschneidet, hat der vorhergehende Schnitt die Geschwindigkeit o erreicht, d. h.
ist in demselben Augenblick stehengeblieben, in dem die nachherfolgende Kühlbettlänge
abgeschnitten wird. Falls die Endwalzgeschwindigkeit 20,4 m/Sek. beträgt, ist die
Bremszeit 7 Sekunden und die Bremsstrecke 7I,5 m.
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Es ist vorgeschlagen worden, bei medium-, Fein-, Draht- und Bandwalzwerken
die Walzader gleich hinter dem Fertiggerüst des Fertigdrahtes in Kühl bettlängen
abzuschneiden, die durch Rohre zum Kühlbett vorrutschen, wobei der Abstand zwischen
der rotierenden Teilungsschere und dem Kühlbett der Geschwindigkeit angepaßt wird,
damit der abgeschnittene Teil gerade über dem Kühlbett stehenbleibt.
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Der Gegenstand der Erfindung betrifft nun eine Walzstababführungsvorrichtung,
die dazu dient, die aus den Fertigwalzen eines mit einem Kühlbett oder einer ähnlichen
Querfördervorrichtung versehenen Walzwerks austretenden Stäbe od. dgl. der Querfördervorrichtung
zuzuführen.
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Es ist bereits bekannt, hinter den Fertigwalzen oberhalb der Aufnahmerinne
der Querfördervorrichtung eine Hilfsrinne anzuordnen, die das Walzgut so lange aufnimmt,
bis die Aufnahmerinne nach Querbeförderung des vorher in sie eingebrachten Stabes
in ihre aufnahmefähige Lage zurückgekehrt ist, und aus der dann das Walzgut mit
Hilfe eines in seine Bahn eingebauten, vom Walzgut selbst bewegten Anschlages in
die Aufnahmerinne befördert wird. Das Führungsmittel wies ein aufklappbares Längsteil
auf, so daß das Walzgut auf das Kühlbett abgesenkt werden konnte. Mit einer solchen
Einrichtung war man in der Lage, das Walzen von geraden Stäben -mit einer Geschwindigkeit
bis 10 m/Sek. durchzuführen.
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Da es darauf ankommt, die Walzgeschwindigkeit wesentlich zu erhöhen,
werden, wie an sich bekannt, mehrere Auslaufrohre in der Nähe des Kühlbettes übereinanderliegend
angeordnet und erfindungsgemäß die aufklappbaren Längsteile jedes der Auslaufrohre
an parallel zu diesen verlaufenden, drehbaren, um ihre Achse schwenkbaren Rohren
befestigt.
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Der aufklappbare Längsteil jedes Führungsrohres liegt in der Schließstellung
schräg oberhalb der Achse des zugehörigen Rohres; das Rohr ist auf einer horizontalen
Ebene abgestützt und kann während des Verschwenkens nach der Ausstoßseite hin um
eine bestimmte Strecke auf der horizontalen Ebene abrollen. Zweckmäßigerweise ist
eine die Schwenk- und Rollbewegung des Rohres abgrenzende Einrichtung vorgesehen.
Die Begrenzungseinrichtung kann aus zwei am Umfang des Rohres befestigten, über
und unter diesem geführten Ketten bestehen, deren freie Enden an einer Führungswand
befestigt sind. Zweckmäßig ist es weiterhin, im Innern des Rohres ein Kühlmittel
vorzusehen und darüber hinaus die gesamte Walzstababführungsvorrichtung aus ihrer
Arbeitsstellung vorzugsweise durch Schwenken herausbewegbar anzuordnen.
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Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgedankens ist in der Zeichnung
dargestellt.
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Hinter der letzten Fertigwalze sind in bekannter Weise Ausführungseinrichtungen,
ein Schwenkbares leitrohr, eine Teilungsschere vorgesehen.
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Letztere trennt das Walzgut in bestimmte Längen auf. Die Teilstücke
werden dann durch Rohre zu den Walzstababführungsvorrichtungen geleitet, die im
Bereich des Kühlbettes in einer senkrechten Ebene übereinandenliegen. Ist eine abgeschnittene
Stange 80 in einer der Gußeisenrinnen 81, die an einem Rohr 82 befestigt ist, stehengeblieben,
so kann diese Rinne so gekippt werden, daß die Stange 80 z. B. in die erste Kühlbettkerbe
61 der Querfördereinrichtung fällt, von wo die Stange allmählich zu den übrigen
Kerben des Kühlbettes 73 in bekannter Weise gehoben wird und dann weiter, wie bekannt,
beispielsweise zu einem Kaltscherenrollgang gelangt. Die Stangen werden dann durch
eine Kaltschere auf die erforderlichen Längen geschnitten.
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Wird z. B. mitt 20,4 rn/Sel. im letzten Fertigwalzgerüst gewalzt
und weist das Kühlbett eine Länge von beispielsweise 80 m auf und erfolgt das Schneiden
des Walzgutes in jeder dritten Sekunde, so werden Schnitte von einer Länge von 61,2
m erhalten. Die Bremsstrecke wird bei µ = 0,3 71,5 m. Dies entspricht etwa dem Abstand
zwischen der Teilungsschere und dem Kühlbett. Es empfiehlt sich, den Abstand zwischen
dem letzten Gerüst des Walzwerkes und der Teilungsschere verhältnismäßig kurz zu
wählen.
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Dadurch, daß jede der Führungsrinnen 81 durch eine obere Führung
83 abgeschlossen wird, wird jede der Stangen ganz eingeschlossen, die Stange also
zwangläufig geführt, bis sie stehenbleibt. Dadurch werden alle Schwierigkeiten beseitigt,
die auftreten können, wenn das Walzgut in offenen Auslaufrollgängen geführt wird.
Man kann also praktisch mit jeder beliebigen Geschwindigkeit walzen.
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Da man mehrere Auslaufrohre übereinanderliegend anordnet, ist man
in der Lage, jeden abgeschnittenen Stab einwandfrei weiterleiten zu können, so wie
er stehengeblieben ist. Beträgt die Walzgeschwindigkeit beispielsweise 20,4 m/Sek.
und die Schnittlänge 40,8 m, dann sind drei Rinnen die ganze Zeit gefüllt. Der Zeitraum
von dem Augenblick, da ein Schnitt stehengeblieben ist, bis zum Eintritt des nächsten
Schnittes beträgt dann, wenn man vier Rohre übereinander anordnet, nur 2,7 Sekunden.
Bei 61,2 m Schnittlänge beträgt diese Zeit 5,55 Sekunden, bei 81,2 m Schnittlänge
8,5 Sekunden und bei 102 m 11,5 Sekunden.
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Die Rinne 8I mit dem oberen Verschluß 83 wird zweckmäßigerweise aus
Teilrinnen gebildet, deren Abstand voneinander mit Rücksicht auf die Wärmedehnung
gewählt wird. Das Rohr 82 kann
dagegen ebensolang wie das Kühlbett
ausgeführt sein, ist zweckmäßigerweise im Innern mit einem Kühlmittel, wie beispielsweise
Wasser, versehen und ruht auf horizontalen Stützen 84, auf denen das Rohr 82 beim
Herablassen der Stange 80 auf das Kühlbett abrollen kann. Das Rohr 82 wird zweckmäßig
von den Ketten go, 91 zwangläufig geführt, wenn es von dem Druckluftzylinder 88
betätigt wird, der das Rohr mit Hilfe des Hebelarmes Sg dreht. Das Rohr kann weiter
rollen als bis die Kette 90 gestreckt ist und bis es in der entgegengesetzten Richtung
an das Balkenwerk 85 anstößt.
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Gegebenenfalls kann das Rohr so auf Stützrollen od. dgl. gelegt werden.
Für die Führung der Stange gegen die Kühlbettkerbe 6I sind seitliche Führungen 86
und 87 vorhanden.
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Selbstverständlich kann man diese Walzstabanordnung auch verwenden,
wenn zwei oder mehrere Walzadern benutzt werden.
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Haben die Fertiggerüste verschiedenen Abstand vom Kühlbett, so kann
man die der Walzstababführungsvorrichtung zuzuführenden Schnitte auch durch gekrümmte
Rohre zuführen, die so gestaltet sind, daß die aus verschiedenen Fertiggerüsten
austretenden Stäbe, obwohl der Zuführungsweg verschieden ist, über dem Kühlbett
so stehenbleiben, daß ihre vorderen Enden etwa in der gleichen Ebene liegen.