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Verfahren zur Herstellung von Mehrschichtprothesen, insbesondere Zahnprothesen
In
der Zahntechnik werden Zahnprothesen aus Kunststoffen, insbesondere auf Methacrylsäuremethylesterbasis,
hergestellt, die die Vorteile der Gewebefreundlichkeit, der chemischen Indifferenz,
guter Festigkeitseigenschaften und ästhetischen Aussehens besitzen. Es ist nun in
vielen Fällen erwünscht, die den Mundschleimhäuten zugekehrte Seite dieser Kunststoffprothesen
ganz oder teilweise mit einer Schicht aus weichem Material zu versehen, das infolge
seiner Nachgiebigkeit keine Druckstellen hervorruft, durch dichten Schluß das Eindringen
von Speiseresten zwischen Prothese und Schleimhaut verhindert und die Haftung der
Prothese an der Schleimhaut verbessert.
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Solche Zweischichtprothesen können nach der Patentanmeldung F 2051
IXa/30b auf einfache Weise in einem Arbeitsgang hergestellt werden, indem eine entsprechend
geformte Folie oder Platte aus einem gegebenenfalls schwach vernetzten, von Weichmachern
freien, jedoch weichen und elastischen Kunststoff bei der Herstellung der Prothese
nach dem in der Zahntechnik üblichen Verfahren in die Gipshohlform an den vorgesehenen
Stellen eingelegt und daraufhin der Polymer-Monomer-Teig eingestopft wird. Nachdem
der Polymer-Monomer-Teig unter dem Einfluß von Druck und Wärme zu einem festen Kunststoff
polymerisiert ist, wird auf diese Weise eine Kunststoffprothese erhalten, die an
den vorgesehenen, der Mundschleimhaut zugekehrten Partien eine weiche, elastische,
fest haftende Schicht trägt, deren Dicke in etwa der eingelegten Platte oder Folie
und deren Oberfläche der Gipsform entspricht.
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Dieses Verfahren hat den Nachteil, daß als Kunststoffmaterialien
zur Herstellung der weichen elastischen Platten nur eine beschränkte Anzahl
von
Mischpolymerisaten in Frage kommen, da diese bei geeigneten physikalischen Eigenschaften
so zusammengesetzt sein müssen, daß bei der Polymerisation der in der Zahntechnik
üblichen Prothesenkunststoffe in Kontakt mit den weichen, elastischen Platten eine
feste Haftung erzielt wird.
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Es ist jedoch wünschenswert, den Kreis der in Frage kommenden Kunststoffe
zu erweitern, damit ohne Rücksicht auf die Haftung weiche, elastische Kunststoffe
ausgewählt werden können, die in bezug auf ihre Mundbeständigkeit und ihre Eigenschaften
besonders günstig sind.
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Es wurde nun gefunden, daß dieses Ziel erreicht werden kann, wenn
die zur Aufbringung der weichen, elastischen Schicht verwendeten, von Weichmachern
freien Kunststoffplatten aus zwei oder mehreren Schichten aufgebaut werden (Mehrschichtplatte),
wobei die eine äußere Schicht die für die weichbleibende Unterfütterung erforderliche
Konsistenz, Weichheit und Elastizität besitzt (Unterfütterungsschicht) und deren
andere äußere Schicht infolge ihrer Zusammensetzung die Haftung zum Prothesenkunststoff
vermittelt (Haftschicht).
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Die Haftschicht kann weich oder hart und thermoplastisch sein. Wird
sie aus einem thermoplastischen Kunststoff hergestellt, so ergeben sich weiterhin
wesentliche Vorteile bei der Herstellung der Prothesen, auf die im folgenden noch
besonders eingegangen wird.
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Als Kunststoffmaterialien für die weiche, elastische Unterfütterungsschicht
der Mehrschichtplatten kommen eine große Zahl von Polymerisaten, Mischpolymerisaten
und weichgemachten Polymerisaten in Frage, so z. B. Polymerisate von Acrylsäureestern
oder von Methacrylsäureestern mit Alkoholen mit mehr als 4 C-Atomen, Polyisobutylen,
Mischpolymerisate aus mehreren Vinylverbindungen, so z. B. Mischpolymerisate von
Methacrylsäuremethylester mit Acrylsäureestern, Methacrylsäureestern mit Alkoholen
mit mehr als 4 C-Atomen oder mit Butadien, weichgemachten Polymerisaten, so z. B.
Polymethacrylsäuremethylester, weichgemacht mit Phthalsäuredibutylester usw. Das
Polymerisat, die Zusammensetzung des Mischpolymerisats oder der Weichmachergehalt
weichgemachter Polymerisate, wird so gewählt, daß Kunststoffe erhalten werden, die
bei ausreichender Weichheit elastisch genug sind, um Deformationen rasch wieder
auszugleichen. Diesen Forderungen entsprechen neben vielen anderen Polyacrylsäurebutylester,
Polymethacrylsäuredodecylester, Mischpolymerisate aus 35 Teilen Methacrylsäuremethylester
und 65 Teilen Arcylsäurebutylester usw.
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Besonders vorteilhaft sind die Eigenschaften von Polymerisaten und
Mischpolymerisaten, die eine geringe Menge einer Verbindung einpolymerisiert enthalten,
die zwei oder mehrere polymerisationsfähige Doppelbindungen im Molekül enthalten.
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Die Haftschicht wird aus Polymerisaten oder Mischpolymerisaten hergestellt,
die sowohl mit der weichen, elastischen Schicht, als auch mit dem Prothesenkunststoff
verträglich sind. Besonders geeignet sind Mischpolymerisate, von denen eine Komponente
dem vorwiegend im Prothesenkunststoff enthaltenen Monomeren, deren andere Komponente
dem vorwiegend in der weichen, elastischen Schicht enthaltenen Monomeren entspricht.
Wird z. B. als Prothesenkunststoff Polymethacrylsäuremethylester verwendet und besteht
z. B. die weiche, elastische Schicht aus einem Mischpolymerisat Methacrylsäuremethylester
- Acrylsäurebuthylester 35: 65, so kann die Haftschicht aus einem Mischpolymerisat
Methacrylsäuremethylester-Acrylsäurebutylester 65: 35 aufgebaut werden. Die Zusammensetzung
des zur Haftschicht verwendeten Mischpolymerisats wird z.weckmäßigerweise so gewählt,
daß die Haftschicht in kochendem Wasser thermoplastisch erweicht. Läßt sich zwischen
Haftschicht und Unterfütterungsschicht direkt keine ausreichende Verbindung erzielen,
kann auch noch eine weitere Zwischenschicht eingebaut werden, deren Zusammensetzung
zwischen der der beiden äußeren Schichten liegt.
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Die Mehrschichtplatten können auf verschiedene Weise hergestellt
werden. Zweckmäßigerweise vereinigt man die im Preßverfahren hergestellten Platten
unter der Einwirkung von Druck und Wärme. Die Dicke der Unterfütterungsschicht beträgt
normalerweise 0,5 bis 1 mm, die der Haftschicht 0,2 bis 0,5 mm.
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Zur Herstellung weichbleibend unterfütterter Prothesen mit Hilfe
der Mehrschichtplatten wird folgendermaßen verfahren: Nach dem in üblicher Weise
beim Patienten genommenen Abdruck wird eine Gipshohlform hergestellt. Aus der Mehrschichtplatte
wird nun ein Stück ausgeschnitten, das in Große und Abmessungen den in weicher Schicht
auszuführenden Oberflächenpartien der Zahnprothese entspricht. Wenn die Haftschicht
hart und thermoplastisch ist, wird das ausgeschnittene Stück erwärmt, so daß die
harte, thermoplastische Schicht erweicht und plastisch verformbar wird. In plastischem
Zustand wird die Mehrschichtplatte an den vorgesehenen Stellen mit den Händen oder
einfachen Hilfsmitteln an das Gipsmodell angedrückt, so daß die Unterfütterungsschicht
dem Gipsmodell zugekehrt ist. Die Mehrschichtplatte nimmt dabei weitgehend die Form
des Gipsmodells an. Die erhaltene Form wird durch Abkühlen fixiert. Ist die Haftschicht
weich und verformbar, so kann das ausgeschnittene Stück direkt an den vorgesehenen
Stellen in die Gipshohlform eingelegt werden. Nun werden die in der Zahntechnik
üblichen Mischungen aus polymerem und monomerem Methacrylsäuremethylester in den
verbleibenden Hohlraum der Form eingestopft und unter Anwendung von Druck und -
gegebenenfalls Wärme wie üblich polymerisiert. Man erhält so nach dem Ausbetten
eine Prothese, die an den vorgesehenen Stellen eine weiche, elastische, fest haftende
Schicht trägt.
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Bei Verwendung harter, thermoplastischer Haftschichten ist die Verarbeitung
wesentlich sicherer als die von durchweg weichen Platten. Die erweichte Mehrschichtplatte
kann leicht auf dem Gipsmodell verformt werden. In verformtem Zu-
stand
läßt sie sich mit einfachen Mitteln in der Gipshohlform fixieren, so daß sie beim
Einstopfen des Polymerteiges an den vorgesehenen Stellen liegenbleibt. Deformationen
der Unterfütterungsschicht können beim Pressen mit dem Polymer-Monomer-Teig nicht
auftreten, so daß Spannungsrisse in der weichen Schicht der fertiggestellten Prothese
vermieden werden.
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Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß die harte, thermoplastische
Haftschicht bei geeigneter Zusammensetzung auch eine feste Haftung mit den in der
Zahntechnik üblichen, bei Raumtemperatur polymerisierenden Mischungen aus polymeren
und monomeren Methacrylsäureestern eingehen, so daß Unterfütterungen, Reparaturen
usw. von Prothesen auf einfache Weise durchgeführt werden können.