DE91923C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 24: Feuerungsanlagen.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 23. Juli 1896 ab.
Gegenstand vorliegender Erfindung ist ein
Ofen zur Verbrennung von menschlichen Abfallstoffen (Fäcalien). Derselbe ist namentlich
für Kasernen, Krankenhäuser, Fabriken und dergl. bestimmt, welche nicht an eine Kanalisation
angeschlossen sind.
Die festen Fäcalstoffe und der Urin werden in getrennten Abtheilungen verbrannt, wobei
die Feuergase entweder lediglich über die flüssigen oder die festen Stoffe geleitet werden
können.
Diese Anordnung bietet u. a. den Vortheil, dafs das Closet während des gröfsten Theiles
der Heizperiode, nämlich während der Verdampfung des Urins, welche die längste Zeit
in Anspruch nimmt, weiter benutzt werden kann. Ferner ermöglicht die neue Construction
eine gute Rauchverbrennung, so dafs bei richtiger Leitung des Ofens unverbrannte, übelriechende
Gase dem Schornstein nicht entsteigen.
Auf der Zeichnung ist eine Ausführungsform des Ofens zur Anschauung gebracht, und
zwar ist:
Fig. ι ein senkrechter Längsschnitt durch den Ofen,
Fig. 2 ein senkrechter Querschnitt durch die Mittellinie und
Fig. 3 ein Horizöntalschnitt nach Linie Y- Y in Fig. i.
Der Verbrennungsofen ist in einem unterhalb der Closetzellen befindlichen Raum,
welcher zweckmä'fsig kellerartig in die Erde eingebaut ist, aufgestellt, so dafs die Fäcalien
aus den Trichtern des Closets durch ein Rohr b unmittelbar in den Verbrennungsraum des Ofens
fallen, sobald der Schieber α geöffnet wird.
Der Verbrennungsraum des Ofens zerfällt in zwei über einander angeordnete Abtheilungen,
von denen die obere A zur Verbrennung der festen Fäcalstoffe, die untere B zur Verdampfung
und Verbrennung des Urins dient. Die beiden Räume sind zweckmäfsig durch eine aus Chamottesteinen hergestellte Kappe C
von einander getrennt. An beiden Enden der Verbrennungskammern sind Feuerungen D und is
angeordnet, welche durch Füchse oder Kanäle ede einerseits und g1 h andererseits mit
den Verbrennungskammern A und B in Verbindung stehen. Etwa in der mittleren Höhe
der Verbrennungskammer A ist ein Rost g angeordnet, welcher zum Schutz des Mauerwerks
zweckmäfsig in einen kastenartigen eisernen Rahmen h eingelegt ist.
Auf diesen Rost fallen zuerst die aus dem Rohr b kommenden Fäcalstoffe. Der Urin
fliefst durch die Rostspalten in eine unterhalb des Rostes befindliche, auf der Kappe C
liegende flache Schale i. Die etwa noch mit dem Urin zusammen auf die Schale gelangten
festen Fäcaltheilchen setzen sich auf den Boden dieser Schale ab, so dafs vorwiegend klarer
Urin in das Abfallrohr k 'gelangt. Dieses Abfallrohr verbindet die flache Schale i mit der
eigentlichen in der unteren Ofenkammer B angeordneten Urinpfanne /.
Der aus der Schale abfliefsende Urin sammelt sich daher in dieser Pfanne, welche so in den
Ofen eingebaut ist, dafs sie oben und unten von Flammen umspült werden kann.
Von den beiden Feuerungen dient wesentlich nur die Feuerung D zur Erzeugung der
nöthigen Heizflammen, während die Feuerung E
hauptsächlich dazu dient, die aus den Fäcalien entstehenden Dämpfe und Gase zu läutern, d. h. ihre übelriechenden Bestandtheile
zu verbrennen. Um diese Wirkung der Feuerung D zu erhöhen, wird ihr durch Rohr ρ
durch mehrere düsenartige Oeffhungen s vorgewärmte Luft zugeführt, welche in den in
den Feuerbrücken r und r1 und der Ofenmauer
eingebauten Kanälen mn ο ρ vorgewärmt wird.
Um die Hitze der abziehenden Feuergase nach Möglichkeit auszunutzen, werden dieselben
durch den senkrechten Fuchs u und den waagerechten Fuchs ν unter die Urinpfanne /
geleitet, so dafs dieselbe auch von unten beheizt wird; schliefslich ziehen die Gase durch
den Kanal w nach der Esse.
Es ist jedoch in dem Ofen die Einrichtung getroffen, dafs die Feuergase auch unmittelbar
nach der Esse geleitet werden können, ohne sie unter die Pfanne führen zu müssen. Zu
diesem Zwecke sind Klappen, Schieber q ql oder dergl. angeordnet, durch welche man die
Gase entweder unter die Pfanne / oder durch den unteren Kanal t unmittelbar nach der
Esse leiten kann.
Die Wirkungsweise des Ofens ist die folgende:
Die festen und flüssigen Fäcalien fallen bei geöffnetem Schieber α auf den Rost q. Die
flüssigen Bestandtheile fliefsen durch den Rost in die flache Pfanne i; sobald diese bis an
das Ueberfallrohr t gefüllt ist, fliefst der durch das Absetzen der festen Theile klar gewordene
Urin in die untere Pfanne /. Er kann jedoch auch zunächst in einen aufserhalb des Ofens
gelegenen (in Fig. 2 punktirt angedeuteten) besonderen Sammelbehälter 5 abgeleitet werden,
um schliefslich in regelbaren Mengen der Urinverdampf-Pfanne zugeführt zu werden.
Die Feuerung E wird zuerst in Betrieb gesetzt, und zwar beschickt man dieselbe vorzugsweise
mit Koks, jedoch kann namentlich zu Anfang des Processes auch gewöhnliche Steinkohle
oder Braunkohle als Brennstoff verwendet werden. Es empfiehlt sich, bei dieser Feuerung
die Schütthöhe etwas gröfser als bei einer gewöhnlichen Rostfeuerung zu nehmen, damit
sich brennbare Gase entwickeln, welche durch die oberhalb des Rostes angeordneten Düsen s
eintretende vorgewärmte Luft verbrannt werden und auf diese Weise eine lange Flamme geben.
Die abziehenden Feuergase werden unter die Urinpfanne / geleitet, deren Inhalt sich allmählich
erwärmt und schliefslich zum Kochen kommt. Durch die Erwärmung und das Aufkochen
werden die in dem Urin enthaltenen Theile, welche wesentlich die übelriechenden Gase erzeugen, zersetzt; die abweichenden Gase
sind gezwungen, über den glühenden Inhalt der Feuerung E zu ziehen, mischen sich hoch
erhitzt und weiter zersetzt mit der bei s zutretenden vorgewärmten Luft und werden völlig
verbrannt, so dafs nur noch die unschädlichen Zersetzungsproducte (Kohlensäure, Wasserdampf
u. s. w.) durch die Esse ins Freie gelangen.
Erst nachem die Feuerung E in vollem Betriebe und das Mauerwerk, sowie der Inhalt
derselben genügend durchglüht ist, empfiehlt es sich, auch die vordere Feuerung D in Betrieb
zu setzen. Durch Schieber, Klappen (1 und 2) oder ähnliche Mittel, welche man in
den von der Feuerung D nach den Verbrennungskammern A und B führenden Kanälen
anordnet, kann man die Feuergase entweder allein über die Urinpfanne / oder in die
Verbrennungskammer A, in welcher sich" die festen Fäcalien befinden, leiten. Es empfiehlt
sich zunächst, bei geschlossener Klappe / die Feuergase in den Raum B zu leiten, in demselben
streichen sie über den Inhalt der Urinpfanne / und rufen in derselben eine lebhafte Verdampfung
hervor. Gleichzeitig geben die Feuergase einen Theil ihrer Hitze an die
Klappe C ab, wodurch auch der Inhalt der Pfanne i und mithin auch die ganze obere
Kammer A mäfsig erwärmt und der Inhalt allmählich eingetrocknet wird. Um diese Austrocknung
zu beschleunigen, kann man auch bei theilweise geöffneter Klappe / einen Theil
der verbrannten Gase in die Kammer A eintreten lassen.
Die aus der Kammer B und auch aus der Kammer A austretenden Dämpfe müssen ebenfalls
durch die Feuerung E, welche während dieser Periode zweckmäfsig mit Koks betrieben
wird, ziehen, so dafs etwaige Gase derselben zersetzt werden. Von Zeit zu Zeit kann man,
falls noch ein besonderer, aufserhalb des Ofens angeordneter Urinbehälter vorhanden ist, den
Inhalt desselben in dem Maafse, wie derjenige in der Pfanne I abnimmt, in diese einfliefsen
lassen. Sobald der gröfste Theil des Urins verdampft ist, empfiehlt es sich, die Feuergase
so zu leiten, dafs auch die in den festen Fäcalien noch enthaltene Feuchtigkeit vollständig
verdampft wird, damit die Verbrennung der festen Bestandtheile, nachdem der Inhalt der
Urinpfanne / verdampft.ist, nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Nachdem nun aller Urin
verdampft ist, wird der in der Pfanne zurückbleibende Rückstand durch die Flamme zersetzt
und schliefslich zu Asche verbrannt. Sobald dies geschehen ist, empfiehlt es' sich,
die aus der Feuerung E durch den Fuchs u abziehenden Feuergase, anstatt dieselben unter
die Pfanne / zu führen, durch entsprechende Umschaltung der Schieber oder Klappen q q1
unmittelbar nach der Esse hinzuleiten, damit die Flamme nicht unnöthig mit dem Eisen
der Pfanne / in Berührung kommt und diese verbrennt.
Nachdem der Urin verdampft und verbrannt ist, leitet man alle Feuergase durch Oeffnen
des Schiebers I und Schliefsen des zu dem Raum B führenden Kanals c in die Kammer A,
woselbst sich die inzwischen getrockneten festen Fäcalien befinden. Die Flamme streicht oberhalb
und unterhalb des Rostes g hin, es entsteigen dabei den auf dem Roste befindlichen
Fäcalien durch die trockene Destillation der inneren Theile Dämpfe, welche, wenn sie
nicht vollständig verbrannt aus der Esse treten, einen üblen Geruch hervorrufen. Dieser
Geruch machte sich bei Verbrennungsofen dieser Art häufig bemerkbar, weil die Gase
mit vielen Wasserdämpfen vermischt über die zweite Feuerung geleitet werden und daher
eine vollständige Verbrennung der Gase nicht stattfinden konnte. Bei der vorliegenden Construction
des Ofens jedoch werden diese Gase bei der Feuerung E, indem sie sich noch mit
heifser Luft mischen, völlig verbrannt, da der Urinpfanne Dämpfe nicht mehr entsteigen.
Sobald die Fäcalmasse auf dem Roste A verkohlt ist und nun vermöge ihres Kohlenstoffgehaltes
selbst zu brennen beginnt, kann man die Feuerung D eingehen lassen und schliefslich,
sobald alle Stoffe verascht sind, auch die Feuerung E erkalten lassen.
Claims (2)
1. Ofen zur Verbrennung von festen und flüssigen Abfallstoffen (Fäcalien), dadurch
gekennzeichnet, dafs die Verbrennung der festen Bestandtheile in einer Kammer A
auf dem gewöhnlichen Rost g und die der flüssigen Bestandtheile in einer mit
Pfanne / versehenen Kammer B durch die aus einer besonderen Feuerung durch zwei
absperrbare Füchse e d bezw. c ziehenden Heizgase erfolgt.
2. Eine Ausführungsform des in Anspruch ι geschützten Verbrennungsofens, dadurch
gekennzeichnet, dafs in der Verbrennungskammer (A) unterhalb des zur Aufnahme
der festen Fäcalien dienenden Rostes (g) eine flache Pfanne (i) angeordnet ist, von
welcher der durchfliefsende Urin in einen besonderen Behälter (S) oder unmittelbar
in die unterhalb der Kammer (A) in der Kammer (B) angeordnete Urinpfanne (I)
abfliefsen kann, welche sowohl von oben wie von unten von Heizgasen umspült wird.
Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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