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Pipettierapparat
Mangels eines mechanischen Hilfsgerätes, das geeignet
ist, das Pipettieren von Untersuchungsflüssigkeiten in angelernter und vielgeübter
Weise durchzuführen, ist immer noch die unhygienische und gefährliche Unsitte verbreitet,
das Füllen der Pipette durch Ansaugen mit dem Mund zu bewerkstelligen. Da es sich
bei den zu pipettierenden Flüssigkeiten häufig oder sogar zumeist um solche handelt,
die wegen Enthaltens von Bakterien oder sonstigen Krankheitserregern oft gefährlichsterArt
hochinfektiös sind oder die giftig oder ätzend wirken, ist der Pipettierende beim
Pipettieren solcher Flüssigkeiten ohne Benutzung eines Hilfsgerätes in hohem Maße
der Gefahr einer Infektion mit schwerer Krankheit oder einer Vergiftung oder Verätzung
der Mundschleimhäute ausgesetzt, nachdem es selbst bei ständiger Beobachtung größter
Sorgfalt nicht immer vermeidbar ist, daß durch ganz geringfügiges zu starkes Ansaugen
die Flüssigkeit über das obere im Mund steckende Pipettenende in den Mund des Pipettierenden
überfließt. Andere beim Pipettieren ohne Hilfsgerät unvermeidbare Erfordernisse
erschweren denArbeitsvorgang recht erheblich und machen ihn bei längerer Arbeitsdauer
über Gebühr körperlich anstrengend und leistungsmindernd, so z. B. ist das beim
Ansaugen der Flüssigkeiten in die Pipette notwendige unablässige visuelle Beobachten
der im Mund steckenden Pipette bzw. der in ihr aufsteigenden Flüssigkeitssäule,
was nur mit stark nach innen schielend gestellten Augen möglich ist, nicht nur ungemein
lästig, sondern bei längerer Dauer eine große körperliche Anstrengung und Belastung
der Leistungsfähigkeit und nicht selten Ursache körperlicher Beschwerden, wie Kopfschmerz
oder Benommenheit, beim Ausübenden.
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Langdauerndes Halten der dünnen und glatten, meist auch nassen Glaspipetten
zwischen zwei Fingern kann Hand- und Fingermuskeln, -sehnen und -nerven bis zum
Auftreten von Hand- oder Fingerkrämpfen beanspruchen.
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Der Erfindungsgegenstand schließt alle diese Nachteile in vollkommener
Weise aus und ermöglicht einen völlig gefahrlosen gesamten Pipettierarbeitsvorgang
ohne wesentliche Umstellung auf eine neuartige ungewohnte Arbeitsweise in den einzelnen
erforderlichen Handhabungen.
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Eine beispielsweise Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes ist
in der Zeichnung schematisch im Längsschnitt und ungefähren Größenverhältnis I:
I dargestellt und nachstehend beschrieben.
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Ein aus sterilisierbarem Material, z. B. Leichtmetall, bestehender,
zwecks besseren Haltens äußerlich mit Einschnürungen bzw. Durchmesserverjüngungen
versehener walzenförmiger Körper a enthält in seinem Innern durch Ausbohren oder
Aus fräsen zwei übereinandergelegene Hohlräume b und c, im folgenden Luftkammern
b und c genannt, die von der Zwischenwand d voneinander getrennt sind. Die Zwischenwand
d weist eine zentrale lSohrung e auf, durch welche ein aus Ventilschaft f, Ventilteller
g und Ventilknopf lt bestehendes Ventil geführt ist, welches mittels einer um den
Ventilschaft f gelegten Spiralfeder i unter Federdruck steht, so daß der Ventilteller
g mit aufgelegter Gummidichtungsscheibe k die Bohrung e luftdicht verschließt und
so die beiden Luftkammern b und c luftundurchlässig gegeneinander abschließt. Die
obere Luftkammer b ist nach oben von der Überwurfkappe I mit der Dichtungsscheibe
n, die untere Luftkammer c von einem in ihre untere Öffnung eingesteckten Gummistopfen
o abgedichtet. Der Ventilschaft f ist durch eine zentrale Bohrung nt der Überwurfkappe
l und engschließend durch die elastische Dichtungsscheibe zz hindurchgeführt und
an seinem über die Dichtungsscheibe n und Überwurfkappe 1 hinausragenden Ende mit
dem aufgeschraubten Ventilknopf lt versehen. Die Elastizität der Dichtungsscheibe71
und der Spiralfeder i ermöglicht es, das Ventil durch Druck auf den Ventilknopf
lt in seiner Führungsrichtung eine Kleinigkeit zu bewegen und damit die bei geschlossenem
Ventil abgedichtete Öffnung e zwischen den Luftkammern b und c etwas zu öffnen.
Nach Aufhebung des Fingerdruckes auf den Ventilknopf:c drückt die Spiralfeder i
das Ventil wieder in seine ursprüngliche Stellung und stellt damit automatisch den
Abschluil der Luftkammern b und c wieder her.
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Durch die Wandung des Gehäuses a hindurchgehend ist ein in seinem
äußeren Teil olivenförmig ausgebildetes Rohr p so angeordnet, daß dessen Kanal q
in die Luftkammer b mündet. Es dient dem Zweck, an seinem äußeren, aus dem Gehäuse
a herausragenden Teil eine Saugvorrichtung an sich bekannter Art anzubringen, z.
B. einen Gummiball r aufzustecken, der in bekannter Weise nach .Rusdrücken seines
Luftinhalts eine Saugwirkung entwickelt, welche durch den Kanal q des Rohrstückes
p die in der Luftkammer b enthaltene Luft aussaugt und damit in der Luftkammer b
einen Luftunterdruck erzeugt, der bei geschlossenem Ventil f-lz auf die Luftkammer
b beschränkt bleibt, durch Öffnung des Ventils in weiter oben geschilderterWeise
aber willkürlich auf die Luftkammer c und die in eine zentrale Bohrung des die Luftkammer
c abschließenden Gummistopfens o eingesteckte Pipette s übertragen werden kann.
Die auf diese Weise mechanisch auf die Pipette übertragene Saugkraft bewirkt deren
Füllung mit der Flüssigkeit bis zur Absperrung der Saugwirkung durch Schließung
des Ventils, was ein Einstellen der Flüssigkeitssäule in der Pipette auf einen gewünschten
Gradierungsstrich der Pipette schon beim Ansaugen ermöglicht. Dennoch ist in fast
allen Fällen eine Feinsteinstellung der Flüssigkeitssäule in der Pipette durch Wiederabfließenlassen
kleiner Flüssigkeitsmengen erforderlich. Da zwar bei Schließung des Ventils die
von der Saugvorrichtung ausgehende Saugwirkung auf die Pipette abgesperrt wird,
die im Gummistopfen o stockende Pipette aber unter Luftabschluß bleibt, kann ein
Abfluß von Flüssigkeit aus der Pipette nur durch Zuführung von Außenluft zur Pipette,
da Erzeugung von Luftüberdruck unzweckmäßig ist, bewirkt werden. Diesem Zweck dient
ein durch die gesamte Länge des Ventils f-h geführter Luftkanal t, dessen eine Mündung
sich an der Oberfläche des Ventilknopfes lt, dessen gegenseitige Mündung sich in
der Luftkammer c befindet.
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Die Außenmündung des Luftkanals t wird beim Pipettieren mit der auf
dem Ventilknopf lt aufliegenden Zeigefingerkuppe verschlossen gehalten, solange
Flüssigkeit aus der Pipette nicht abfließen soll. Durch nuanciertes Aufheben der
die Mündung des Luftkanals t verschließenden CFingerkuppe kann der Zustrom von Außenluft
durch den Luftkanal t zur Luftkammer c und der Pipette s und damit auch die Flüssigkeitsabflußmenge
aus der Pipette mit feinsten Unterschieden reguliert werden.
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PATENTAN5PR0cH: I. Hilfsgerät zum Pipettieren von Flüssigkeiten,
dadurch gekennzeichnet, daß ein mit einer Saugvcrrrichtung an sich bekannter Art
verbundener Körper zwei voneinander getrennte Hohlräume aufweist, welche mittels
eines von außen bewegbaren Verschlußstückes, z. B. eines unter Federdruck stehenden
Ventils, willkürlich gegeneinander abgeschlossen oder miteinander in Verbindung
gebracht werden können, zu dem Zweck, eine von der Saugvorrichtung ausgehende Saugwirkung
vor der an dem zweiten Ilohlraum angeschlossenen Pipette abzufangen, sie aber durch
Betätigung eines zwischengeschalteten Verschlusses nach Belieben auf die Pipette
einwirken zu lassen.