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Verfahren zum Herstellen von künstlichen Velour- oder Samtstoffen
DieErfindung
bezieht sich auf künstlicheVelour-oder Samtstoffe.
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Es ist bekannt, daß ein samtartiger Stoff dadurch hergestellt werden
kann, daß man eine Oberfläche einer Unterlage zunächst mit einem Kautschukmilchklebstoff
überzieht, dann kurze Fasern aus Cellulose oder ähnlichem Material über die überzogene
Oberfläche so verteilt, daß die Fasern ausgerichtet und annähernd senkrecht zu der
Oberfläche und mit den Enden nahe der Oberfläche in dem Klebstoff liegen und danach
den Klebstoff trocknet oder sonstwie verfestigen läßt, um so eine Bindeschicht zu
bilden, durch welche die Fasern mit der Unterlage verbunden werden.
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Es ist nun gefunden worden, daß künstliche Velour- oder Samtstoffe
dadurch hergestellt werden können, daß Fasern in eine verschäumte Kautschukmilch
auf einer Unterlage eingebettet werden und danach dieKautschukmilch zu Schaumkautschuk
umgewandelt wird. Die Fasern werden so in einem Film von Schaumkautschuk verankert.
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Es wird auf diese Weise mit einer gleichen Kautschnkmenge eine dickere
Verankerungsschicht aus verschäumter Kautschukmilch erhalten, als wenn unverschäumte
Kautschukmilch zu diesem Zweck benutzt würde; auch ist damit eine bessere Bindung
der Fasern an die Unterlage verbunden.
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Der samtartige Werkstoff ist auch biegsamer als ein ähnlicher Stoff,
der unter Verwendung von nicht verschäumter Kautschukmilch erhalten wird.
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Bekanntlich ist der erzeugte Schaumkautschuk luftdurchlässig, so daß,
wenn eine Unterlage verwendet wird, die ebenfalls luftdurchlässig ist, ein luftdurchlässiger
veloutierter Schaumkautschuk erhalten wird. Solche Stoffe sind für Zwecke wertvoll,
in denen es erforderlich ist, daß sie atmen,
z. B. für die Herstellung
von Bekleidungsstücken.
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Außerdem wird beim Aufbringen der Schicht von verschäumter Kautschukmilch
auf die Unterlage die Neigung der Kautschukmilch herabgesetzt, durch die Unterlage,
wenn diese porös ist, hindurchzudringen.
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Gemäß der Erfindung besteht somit das Verfahren zur Herstellung von
künstlichen Samt- und Velourstoffen darin, daß Fasern in eine Schicht von verschäumter
Kautschukmilch auf einer Unterlage noppenweise eingebettet werden und die verschäumte
Kautschukmilch zu Schaumkautschuk umgewandelt wird.
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Die Unterlage kann ein Textilstoff. z. B. ein Textilgewebe, sein.
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Die Kautschukmilch kann aus einer unvulkanisierten Kautschukmilchmischung
bestehen, die mit den üblichen Zusatzstoffen, z. B. Schwefel, einem Vulkanisationsbeschleuniger,
Füllstoffen und Pigmenten, versetzt ist. Eine Vulkanisation und Trocknung der Kautschukmilch
wird durch Erhitzen ausgeführt, nachdem die Kautschukmilch auf die Unterlage aufgebracht
worden ist und die Fasern in die Kautschukmilch eingebettet worden sind. Ebenso
kann eine vorvulkanisierte Kautschukmilch benutzt werden; in diesem Fall ist, wie
bekannt, keine Vulkanisationsstufe erforderlich, sondern es ist nur nötig, die verschäumte
Kautschukmilch zu trocknen, um sie in einen Schaumkautschuk umzuwandeln, durch den
die Fasern auf der Unterlage verankert werden. Besonders geeignete vorvulkanisierte
Kautschukmilcharten sind solche, die bei der Vulkanisierung des Kautschuks in einer
Kautschukmilch entstehen, die durch Verdünnen einer zuvor konzentrierten Kautschukmilch
mit Wasser und Wiederkonzentrieren der Kautschukmilch gereinigt worden ist. Platten
von Schaumkautschuk, die aus diesen zweimal konzentrierten, vorvulkanisierten Kautschukmilcharten
erhalten werden, sind stärker als solche der gleichen Dicke. die aus vorvulkanisierten
Kautschukmilcharten erhalten werden, die nicht dieser Behandlung unterorfen worden
sind. Vorzugsweise wird konzentrierte Kautschukmilch benutzt, die annähernd 60 O/o
Kautschukfeststoffe enthält, weil dann weniger Wasser aus der auf die Unterlage
aufgestrichenen Schicht verdampft werden muß.
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Vorzugsweise wird die Kautschukmilch, wie bekannt, mit einem Schaumstabilisierungsmittel,
z. B. einer Seife, versetzt. Die Kautschukmilch kann dann in üblicher Weise z. B.
durch Einschlagen von Luft verschäumt und auf die Unterlage aufgestrichen oder sonstwie
aufgebracht werden. Die Kautschukmilch kann auch mit einem Gelierungsmittel mit
verzögerter Wirkung versetzt werden, bevor sie verschäumt wird, und die Fasern können
in die Kautschukmilch eingebettet werden, bevor eine Vergelung eintritt. Gegebenenfalls
kann ein wärmeempfindliches Vergelungsmittel benutzt werden, und eine Vergelung
kann dann in der gleichen Zeit stattfinden, in der eine Vulkanisation und bzw. oder
eine Trocknung der Kautschukmilch vor sich geht.
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Anstatt Luft in die Kautschukmilch einzuschlagen, um sie zu verschäumen,
kann ein Blähmittel entweder der unvulkanisierten oder der vulkanisierten Kautschukmilch
zugesetzt werden.
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Das Blähmittel, z. B. Dinitrosopentamethylentetramin, entwickelt Gas
beim Erhitzen unterhalb der Temperatur, bei welcher die Kautschukmilch geliert.
In diesem Fall wird die Kautschukmilch vor dem Verschäumen auf die Unterlage aufgebracht;
das Verschäumen wird durch nachfolgendes Erhitzen herbeigeführt.
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Das Einbetten der Fasern in die verschäumte Kautschukmilch kann in
einer dem Zufall überlassenen Weise erfolgen, z. B. durch Aufstreuen der Fasern
auf die Kautscliukmilch, während die Unterlage in Schwingungen versetzt wird, oder
die Fasern können annähernd senkrecht zu der Unterlage ausgerichtet werden, z. B.
dadurch, daß die Fasern, wie ebenfalls an sich bekannt, der Unterlage in einem elektrostatischen
Feld zugeführt werden.
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Ein Verfahren zur fortlaufenden Herstellung von velontiertem Schaumkautschuk
gemäß der Erfindung wird nachstehend an Hand der schematischen Zeichnung beispielsweise
beschrieben.
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Eine Unterlage I aus Textilgewebe wird von einer Vorratsrolle 2 abgezogen
und läuft durch Quetschwalzen 3, die mit einer (nicht dargestellten) Antriebsvorrichtung
verbunden sind. Die Unterlage I läuft dann über eine Unterstützungsrolle 4 und unter
einem Streichmesser 5 entlang, vor dem sich ein Zuflußrohr 6 befindet, das mit einem
Kautschukmilchbehälter 7 in Verbindung steht. Die Unterlage I läuft dann über Umlenkrollen
8 und g in den Zwischenraum zwischen oberen und unteren waagerechten Elektroden
10 und 19 in dichter Berührung mit der Elektrode 10. Eine sechseckige Stange II
ist drehbar in einem Spalt der Elektrode 10 angeordnet. Die Unterlage I läuft nach
Verlassen des Elektrodenzwischenraumes überUmlenkrollen I2 und I3 in eine Heizkammer
14 mit einem Einlaß 15 und einem Auslaß I6, durch die Luft durch die Kammer in Umlauf
gesetzt werden kann.
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Nach dem Verlassen der Heizkammer 14 läuft die Unterlage I zwischen
zwei Quetschwalzen I7 und wird dann auf eine Aufwickelrolle I8 aufgewickelt, die
mit einer (nicht dargestellten) Antriebsvorrichtung verbunden ist.
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Ein endloses Band 20 läuft durch denElektrodenzwischenraum in Berührung
mit der zweiten Elektrode 19. Das endlose Band 20 wird von Unterstützungsrollen
2I, 22 und 23 getragen und durch eine Antriebsrolle 24 angetrieben. Unmittelbar
über dem Teil des endlosen Bandes 20 zwischen den Unterstützungsrollen 2I und 22
sind ein Fasertrichter 25 und zwei drehbare zylindrische Bürsten 26 und 27 angeordnet.
Unter der Antriebsrolle 24 befindet sich ein Behälter 28 zur Aufnahme von losen
Fasern.
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Die Quetschwalzen 3, die Quetschwalzen I7 und die Aufwickelrolle
18 werden durch (nicht dargestellte) veränderbare Antriebsvorrichtungen mit geeigneter
Geschwindigkeit in Bewegung gesetzt,
so daß die Unterlage I auf
ihrem ganzen Lauf gespannt wird und sich mit einer solchen Geschwindigkeit fortbewegt,
daß sie annähernd 8 Minuten braucht, um durch die Heizkammer 14 zu laufen. Mit Zusatzstoffen
versetzte unvulkanisierte Kautschukmilch, die zuvor durch Einschlagen von Luft verschäumt
worden ist, wird aus dem Kautschukmilchbehälter 7 mit geeigneter Geschwindigkeit
durch das Zuflußrohr 6 auf die Unterlage I unmittelbar hinter dem Streichmesser
5 fließen gelassen. Das Streichmesser 5 kann durch übliche, in der Zeichnung nicht
dargestellte Mittel derart eingestellt werden, daß die Unterlage 1 mit der verschäumten
und mit Zusatzstoffen versetzten Kautschukmilch in einer Dicke von o,6 mm bedeckt
wird. Die Heizkammer 14 wird elektrisch geheizt (die Mittel zum Heizen der Kammer
sind nicht dargestellt), so daß die Temperatur der Kammer auf etwa I400 gehalten
und Luft durch die Heizkammer lin Umlauf gesetzt wird. Die sechseckige Stange 11
wird mit geeigneter Geschwindigkeit umlaufen gelassen, z. B. mit 500 bis 2500 Umdrehungen
je Minute, so daß die Unterlage 1, die über die Stange 11 läuft, in Schwingung versetzt
wird und lose Fasern von der Unterlage abgeschüttelt werden. Das endlose Band 20
wird mittels derAntriebsrolle 24 in Bewegung gesetzt, die durch eine (nicht dargestellte)
Antriebsvorrichtung angetrieben wird. Die zylindrische Bürste 26 wird in einer Richtung
entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn mit annähernd der gleichen linearen Geschwindigkeit
wie die Unterlage I umlaufen gelassen, und die zylindrische Bürste 27 wird im Uhrzeigersinn
mit einer Geschwindigkeit umlaufen gelassen, die annähernd das Vierfache der Geschwindigkeit
der zylindrischen Bürste 26 beträgt. Auf diese Weise werden die noppenbildendenFasern
in dem Trichter 25 auf die Bürste 26 übergeführt und von dieser durch die schneller
umlaufende Bürste 27 entfernt und so gleichmäßig auf das Laufband 20 ausgebreitet.
Die Elektroden 10 und 19 sind mit entgegengesetzten Polen eines elektrischen Hochspannungsgenerators
(nicht dargestellt) verbunden, und die Spannung wird so eingestellt, daß der Spannungsabfall
zwischen den Elektroden z. B.
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12000 Volt je Zentimeter beträgt. Auf diese Weise werden die noppenbildenden
Fasern von dem endlosen Band 20 auf die zwischen den Elektroden 10 und 19 befindliche
Unterlage gebracht und in den Kautschukmilchüberzug eingebettet. Die sich ergebende
mit Noppen bedeckte Unterlage wird in der Heizkammer 14 erhitzt, um den Kautschuk
zu vulkanisieren und zu trocknen, und der trockene, fertige, veloutierte Schaumkautschuk
wird auf die Aufnahmerolle I8 aufgewickelt.
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Eine geeignete Kautschukmilch ist eine solche, die 6o0/o Feststoffe
und auf je 100 Gewichtsteile Kautschukmilch 0,3 Gewichtsteile Casein, 0,I Gewichtsteil
Ruß, 0,5 Gewichtsteile Seife, 2,5 Gewichtsteile Schwefel und o,I Gewichtsteil Beschleuniger
enthält. Die Kautschukmilch wird durch Einschlagen von Luft so verschäumt, daß ein
Verhältnis von Luft zu Kautschukmilch von 4:I erhalten wird.
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PATENTANSPRCHE: 1. Verfahren zum Herstellen von künstlichen Velour-
oder Samtstoffen, bei dem Fasern unter Verwendung von Kautschukmilch auf einer Unterlage
befestigt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern in eine auf der Unterlage
(I) befindliche Schicht von verschäumter Kautschukmilch noppenartig eingebettet
werden und die verschäumte Kautschukmilch zu Schaumkautschuk umgewandelt wird.