DE899258C - Kunststoffmischung als Ausgangsmaterial fuer Formkoerper - Google Patents
Kunststoffmischung als Ausgangsmaterial fuer FormkoerperInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von Kunststoffmischungen, die aus Acrylsäurenitrilpolymeren
mit mindestens 85 °/0 Polyacrylsäure und einer stabilisierenden Zusammensetzung bestehen, wobei
solche Kunststoffmischungen ohne jede weitere Vorsichtsmaßnahme in den üblichen Lösungsmitteln
gelöst werden können, ohne daß dabei eine unerwünschte Verfärbung auftritt.
Acrylsäurenitrilpolymere mit mindestens 85 °/0
Acrylsäurenitril in dem polymeren Molekül sind in gewöhnlichen organischen Lösungsmitteln unlöslich.
Indessen hat sich Dimethylformamid als geeignetes lösendes Medium für diese schwerlöslichen Polymeren
erwiesen. Die Lösung der Polymeren in Dimethylformamid wird normalerweise unter Anwendung von
Hitze bewirkt. Um die geeigneten Lösungseigenschaften, d. h. die geeignete Viskosität und Homogenität
zu erhalten, wird ferner auch beim Formen von Gebilden, insbesondere von Fäden, Fasern und Filmen,
aus Lösungen dieser Polymeren in Dimethylformamid Hitze angewendet. Wenn entweder zur Bildung der
polymeren Lösung oder zur Herstellung geformter Gebilde aus diesen Lösungen unter Anwendung von
Hitze gearbeitet wird, entsteht in der Lösung häufig eine gelbe oder braungelbe Färbung und überträgt
sich auf die daraus hergestellten geformten Gebilde. Der genaue Vorgang, durch den diese Farbbildung
hervorgerufen wird, ist nicht genau bekannt. Das anfängliche Auftreten der Färbung kann durch Aufschlämmung
des Polymeren in einer sauerstofffreien Atmosphäre etwas verzögert werden, tritt jedoch
beim Erhitzen der Aufschlämmung zur Herstellung der Lösungen ebenfalls auf. In der Regel führen
Metallionen, wie z. B. Eisen, Kupfer und Mangan,
häufig zu einer starken Verfärbung von N, N-Dimethyiformamidlösungen
von Polyacrylsäurenitril Diese Neigung zur Verfärbung tritt noch mehr beim Erhitzen der Lösung in Gegenwart solcher Metalle
in Erscheinung. Außerdem enthält das handelsübliche Dimethylformamid wahrscheinlich bestimmte
organische Amine, und zwar insbesondere Dimethylamin, welches, besonders bei erhöhten Temperaturen,
mit den Polymeren unter Bildung von Produkten zu ίο reagieren scheint, die dann den polymeren Lösungen
eine unerwünschte Färbung erteilen. Das Erhitzen des Dimethylformamids während der Bildung der
Lösungen dieser Polymeren und ebenso das anschließende Erhitzen der Lösungen kurz vor ihrer Verarbeitung
zu Gebilden, wie z. B. Fäden, Fasern und Filmen, kann die Entstehung weiterer Verbindungen,
wie z.B. von Aminen, zur Folge haben, die dann gleich den in dem Dimethylformamid als Verunreinigungen
enthaltenen Aminen, den polymeren Lösungen und den daraus hergestellten Produkten eine unerwünschte
Verfärbung erteilen. Diese Angaben in bezug auf Dimethylformamid gelten auch für ähnliche
Lösungsmittel, wie z. B. N-Formylmorpholin, N, N-Diformylpiperazin
usw., und für einige Lösungsmittel, wie z. B. für cyclisches Tetramethylensulf on, y-Butyrolacton
usw., obwohl bei den nichtamidischen Lösungsmitteln die Farbbildung nicht wesentlich ist.
Die Erfindung betrifft Kunststoffmischungen, die eine möglichst geringe Farbbildung beim Lösen
zeigen. Weiter betrifft die Erfindung eine Farbabschwächung in polymeren Mischungen, bei denen
im Laufe der Zeit eine Verfärbung auftritt, und zwar insbesondere dann, wenn man die Lösungen der Polymeren
längere Zeit stehenläßt oder auf höhere Temperaturen erwärmt. Die Erfindung bezieht .sich
ferner auf die Herabsetzung der Farbbildung in Lösungen von Acrylsäurenitrilpolymeren und in aus
solchen Lösungen hergestellten Gebilden. Weitere Gegenstände werden nachstehend ersichtlich.
Die erfindungsgemäßen Kunststoffmischungen bestehen nun aus Acrylsäurenitrilpolymeren mit mehr
als 85% Acrylsäurenitril und einer Mischung aus einer thiolgruppenhaltigen organischen Verbindung
und Schwefel- oder Sulfonsäure bzw. deren Salzen. Das heißt, die Schwefelverbindung ist eine sulfhydrat-(S
H-) haltige Substanz oder eine solche, die sich mit einer sulfhydrylhaltigen im chemischen Gleichgewicht
befindet.
Wenn die Thiole allein als Wärmestabilisatoren für Acrylsäurenitrilpolymere mit mindestens 85 Gewichtsprozent
Acrylsäurenitril verwendet werden, sind sie nur schwach und nicht genügend wirksam. Wenn sie
jedoch zusammen mit einer Sulfoxysäureverbindung verwendet werden, erzielt man sehr gute Ergebnisse.
Diese sind deshalb bemerkenswert, weil die Sulfoxysäureverbindungen, wie z. B. Schwefelsäure, Sulfonsäuren
und deren hydratisierte Salze, wenn sie allein verwendet werden, wohl eine gewisse Wirkung haben,
jedoch nicht annähernd so wirksam sind wie die Kombination mit den Thiolen.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert, in denen alle Teile und Prozentgehalte,
sofern nicht anders angegeben, als Gewicht zu verstehen sind.
In mehrere Glasbehälter werden je 95 Teile Dimethylformamid
und 0,1 Teil einer organischen, als Thiol reagierenden Schwefelverbindung hineingegeben.
Zu einigen wird noch 0,1 Teil einer Phenolsulf onsäure oder ein in Dimethylformamid lösliches Salz einer
Phenolsulf onsäure zugegeben. Der Inhalt jedes Behälters wird dann bei Raumtemperatur mit 5 Teilen
Polyacrylsäurenitril mit einem mittleren Molekulargewicht von 65 000 aufgeschlämmt. Durch Erwärmen
der Mischung auf 750 C wird eine Lösung jeder Probe bewirkt.
Die Prüfung dieser 5°/oigen Lösungen von Polyacrylsäurenitril
in Dimethylformamid wird so durchgeführt, daß man die Lösung zunächst 1Z2 Stunde
auf 75° C und dann 1 Stunde lang auf 125° C erhitzt.
Nach jeder Erhitzungsperiode wird mittels eines Fisher-Elektrophotometers die Lichtdurchlässigkeit
der Lösung bei Verwendung von Licht mit einer Wellenlänge von 425, 550 und 650 mit gemessen.
Der Farbindex (C I) wird als das Mittel des mit 100 ioo
multiplizierten negativen Logarithmus der Brechung des Lichts berechnet, was für jede der drei verwendeten
Wellenlängen durchgelassen wird. Eine Kontrollprobe von ohne Stabilisator in Dimethylformamid
gelöstem Polyacrylsäurenitril zeigte die folgenden Farbindices:
CI
125"
= 10,8 ± 0,5 und = 32,5 ± 2,8
Lösungen mit niedrigeren Farbindices als diese χ Werte zeigten verbesserte Farbeigenschaften. Die
Ergebnisse dieser Versuchsreihe sind in Tabelle I gezeigt.
ci7r.
CI19r,o
1. Kontrollprobe
2. Al-p-Phenolsulfonat ■ 8 H2O
3. o-Phenolsulfonsäure
4. i-Thiosorbitol
5. i-Thiosorbitol + Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O
6. i-Thioglyzerin (5o°/0ige wäßrige Lösung)
7. i-Thioglyzerin (50%ige wäßrige Lösung) + o-Phenolsulfonsäure
8. i, 2-Dithioglyzerin
10,8 ± 0,5 | 32,5 ± 2, |
4.6 | 23,0 |
7,o | 27,0 |
7,1 | 18,2 |
2,9 | 6,8 |
5,4 | 23,7 |
3.0 | 10,9 |
6.5 | 11,1 |
zu Tabelle I
8 H2O
9. i, 2-Dithioglyzerin + Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O ..,
10. Tert.-Octylmercaptan + Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O
11. Thioharnstoff ,
12. Thioharnstoff + Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O
13. Dithiobiuret
14. Dithiobiuret + Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O
15. Allylthioharnstoff
16. Allylthioharnstoff + Al-p-Phenolsulfonat
17. Cyclohexen-dimercaptan
18. Cyclohexen-dimercaptan + o-Phenolsulfonsäure
19. 2-Äthylhexandithiol-i, 3 + o-Phenolsulfonsäure
20. Thioglycolsäure 4- Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O
21. Thioglycolsäure
22. ß-Mercaptoäthanol
23. ß-Mercaptoäthanol + Al-p-Phenolsulfonat ·
24. 2-Mercaptothiazolin
25. 2-Mercaptothiazolin + Al-p-Phenolsulfonat
26. Thiosalicylsäure ^
27. Thiosalicylsäure + Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O
8H2O
8H2O 2,1
4,0
12,0
3,7
6,3
2,5
10,2
4,8 8,0 3,8 2,3 3,0 10,0
7,5 3,3 9,4 4,6 9,3 4,6
5,2 10,0
33,5 10,6
17,8
8,7 26,7
13,0 21,8
14,1
6,7
10,6
22,8
25,7
2Ι,'δ
12,2
22,1
9>9
Die Brauchbarkeit dieser Stabilisatorzusammensetzungen zur Verminderung der Farbbildung in
Dimethylformamidlösungen von Mischpolymeren des Acrylsäurenitrils wird in der folgenden Versuchsreihe
gezeigt. Die Versuche werden dabei genau wie in Beispiel I ausgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle II
und III angegeben. Tabelle II zeigt die erzielte Verbesserung, wenn das verwendete Polymere ein Mischpolymeres
von Acrylsäurenitril war, das aus 95 Gewichtsprozent monomere Acrylsäurenitril und
5 Gewichtsprozent monomerem 2-Vinylpyridin hergestellt wurde. Die in Tabelle III gezeigten Versuchsergebnisse wurden unter Verwendung eines aus
95 Gewichtsprozent monomerem Acrylsäurenitril und 5 Gewichtsprozent monomerem Styrol hergestellten
Mischpolymeren erhalten. Die Wirksamkeit dieser Massen gemäß der Erfindung tritt bei den höheren
Versuchstemperaturen klar zutage.
CI7,
8H9O
8H2O . ■8 H2O
8 H2O
ι. Kontrollversuch
2. i-Thioglyzerin (50°/Oige wäßrige Lösung)
3. Thioglyzerin + Al-p-Phenolsulfonat
4. Äthylenthioharnstoff
5. Äthylenthioharnstoff + Al-p-Phenolsulfonat
6. Thioharnstoff 4- Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O ...
7. Allylthioharnstoff + Al-p-Phenolsulfonat · 8 H,O
8. Dithiobiuret + Al-p-Phenolsulfonat
9. i-Thiosorbitol 4- Al-p-Phenolsulfonat ■
10. Thioglycolsäure
11. Thioglycolsäure 4- Al-p-Phenolsulfonat ■
12. Cyclohexen-dimercaptan 4- Al-p-Phenolsulfonat · 8 H, O.
13. ß-Mercaptoäthanol
14. ß-Mercaptoäthanol 4- Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O
5,8
8H2O
±0,5 | 26,3 ± 3,1 |
3,0 | 13,4 |
2,6 | 9,3 |
3,9 | 21,3 |
3,7 | 12,7 |
4,o | 12,4· |
3,8 | 12,5 |
3,o | 15,4 |
3,7 | 9,7 |
4,o | 18,6 |
3,4 | 9,7 |
3,6 | 11,2 |
4,5 | 21,2 |
2,8 | 6,9 |
1. Kontrollversuch
2. Dithiobiuret 4- Al-p-Phenol-
sulfonat ■ 8 H2O
10,9
5,2
25,0 9,7
Die bei Verwendung der Stabilisatorzusammensetzungen gemäß der Erfindung erzielte Verbesserung
der Lösungsfarbe überträgt sich bei der Herstellung von Fäden und Fasern als Farbverbesserung derselben
und ist deutlich wahrnehmbar. Mittels eines StandardtrockenspinnVerfahrens
wurde aus 20 bis 22°/oigen Lösungen von in Dimethylformamid gelöstem Polyacrylsäurenitril
eine Reihe von Fadenproben hergestellt. Bei der Prüfung verschiedener Stabilisatoren
wurden dieselben dem Dimethylformamid zugegeben und darin vor der Zugabe des Polymeren gelöst.
Das feinzerteilte Polymere und das Dimethylformamid wurden 30 Minuten lang zusammen aufgeschlämmt
und dann zu der Spinnmaschine geführt, welche aus einer geheizten Downtherm-Zelle mit einem Durchmesser
von 15 cm und 30 cm Länge bestand. Der oberste Teil der Zelle wurde auf 130° erhitzt, was
ausreichte, um die Aufschlämmung auf ihrem Weg von der Eintrittsstelle bis zur Spinndüse in eine
Lösung umzuwandeln. Die bei diesen Versuchen ersponnenen Fäden hatten eine Denierzahl von 350
und bestanden aus je 20 Einzelfäden, die mit einer Geschwindigkeit von 274 m pro · Minute bei einer
Zellentemperatur von 2500 gesponnen wurden. Heißes Kemp-Gas, d. h. eine im wesentlichen aus Stickstoff
und Kohlendioxyd bestehende Gasmischung, wurde gleichzeitig mit der Fadenbildung durch die Zelle
geblasen. Der frischgesponnene Faden wurde zur Entfernung von restlichem Dimethylformamid gewaschen.
Der gewaschene Faden wurde dann um das 71/2fache seiner ursprünglichen Länge gestreckt
und zu 10 °/o entspannt. Zum Vergleich der Färbung wurden die gestreckten Fadenproben auf einer 17,5 cm
Wildman-Strickmaschine zu einem schlauchförmigen Gebilde gestrickt. Jede Probe in dem schlauchförmigen
Gebilde war etwa 5 cm lang. Eine Kontrollprobe, zu deren Herstellung kein Stabilisator verwendet
wurde, wurde jeweils neben einer Probe, deren Färbung bestimmt werden sollte, verstrickt,
so daß der Farbvergleich an dem gestrickten Gebilde vorgenommen werden konnte. Alle Färb vergleiche
wurden visuell an diesen schlauchförmig gestrickten Proben durchgeführt. Tabelle IV gibt die Ergebnisse
dieser Serie von Fadenproben sowie die Menge des zur Herstellung jeder Aufschlämmung verwendeten
Stabilisators, bezogen auf das Polymere, an.
Probe | 45 | 2 | 50 | Stabilisator | Farbvergleich |
40 Kontroll | |||||
probe . | 3 | ' keiner | Standardwert | ||
I | ι % Al-p-Phenol- | ||||
sulfonat ■ 8 H2O | gleiche Farbe | ||||
wie Kontroll | |||||
probe | |||||
ι °/0 Thiosorbitol | eindeutige Ver | ||||
besserung | |||||
0,5 % Thiosorbitol | |||||
+ 0,5% Al-P- | |||||
Phenolsulfonat | |||||
• 8 H2O | starke Ver | ||||
besserung |
Bei dem hier durchgeführten Versuch bestand die Prüfung darin, daß man eine Mischung aus Dimethylformamid
und den Polymeren 1 Stunde 'auf 1250
erhitzte und dann, wie vorstehend beschrieben, die Färbung bestimmte. Unter diesen Bedingungen
erhielt man bei Verwendung von 2 % der Zusatzstoffe, bezogen auf das Polymere, wenn nicht anders angegeben,
die folgenden Ergebnisse.
Versuch.
1. Kontrollversuch
2. Methansulfonsäure
3. Thiosorbitol
4. Methansulfonsäure + Thiosorbitol ..
5. Äthansulfonsäure
6. Äthansulfonsäure + Thiosorbitol ... • 7. Sulfoessigsäure
8. Sulfoessigsäure + Thiosorbitol
9. Al-p-Phenolsulfonat · 8 H2O
+ Thiosorbitol
10. Phenolsulfonsäure + Thiosorbitol ..
11. Schwefelsäure (0,07 °/o)
12. Schwefelsäure (0,07%) +Thiosorbitol
13. Schwefelsäure (2 °/o)
14. Schwefelsäure (2 °/o) + Thiosorbitol
Farbindex
24,1 13-2
I4.4
8.5 12,2
8,1 l8,0 12,1
5.2
7,1
14.5
8,5 17.2 12,8
Viele andere Säuren, wie z. B.^organische Phosphorsäuren
mit Mercaptoalkoholen, ergaben keine wesentliche Herabsetzung des Farbindex der Lösung. Aus
Acrylsäurenitrilpolymeren hergestellte Fäden mit mindestens 85 °/o Acrylsäurenitril besitzen sehr gute
Eigenschaften und sind daher, insbesondere für eine industrielle Verwertung, äußerst geeignet. Diese
Fäden werden zur Zeit, wie in Beispiel III vorstehend beschrieben, durch Trockenspinnen von Lösungen des
Polymeren in Dimethylformamid hergestellt. Da das Dimethylformamid bei 1530 siedet, sind zum Verdampfen
des Lösungsmittels in der Spinnzelle ungewöhnlich hohe Temperaturen, und zwar in der
Regel 200 bis 3000, erforderlich. Diese hohen Temperaturen
führen zu einer Verfärbung in den nach diesem Verfahren hergestellten Fäden, wenn die
Polymerlösungen nicht in geeigneter Weise stabilisiert werden. Da praktisch die gesamte Farbbildung während
des Lösens und Verspinnens auftritt, ist es unwesentlich, daß der Stabilisator bei dem anschließenden
Auswaschen unter Druck unter Umständen wieder entfernt wird.
Die Stabilisatoren gemäß der Erfindung können dem Lösungsmittel, wie z. B. dem Dimethylformamid,
zugegeben und darin entweder vor oder nach dem Aufschlämmen dieses Lösungsmittels mit dem Acrylsäurenitrilpolymeren
gelöst werden. Da die Aufschlämmung zur Bildung der Lösung erhitzt werden muß, ist es wesentlich, daß der Stabilisator vor der
tatsächlichen Lösung des Polymeren zugegeben wird. Obwohl es zur Erzielung sehr guter Ergebnisse vorteilhaft
ist, die Aufschlämmung unmittelbar vor dem Verspinnen in eine Lösung überzuführen, ist dies
doch nicht notwendig. Bei Verwendung der Stabilisatoren gemäß der Erfindung kann man die Polymerlösung
herstellen, in einem Vorratsbehälter entlüften und sie zu jeder beliebigen Zeit verspinnen, ohne daß
dabei eine zu starke Verfärbung auftritt.
Unter SuIfoxysäureverbindung ist Schwefelsäure zu verstehen oder eine Sulfonsäure oder eine solche Verbindung,
die in dem Lösungsmittel oder dem Lösungsmedium eine Sulfonsäure erzeugen kann.
Die in dem Verfahren gemäß der Erfindung verwendete Säureverbindung kann sein: Schwefelsäure,
Benzolsulfonsäure, die o-, m- oder p-Phenolsulfonsäuren,
ringsubstituierte Derivate, wie z. B. p-Toluolsulfonsäure,
5-Sulfosalicylsäure und o-Sulfobenzoesäureanhydrid,
oder die Aluminiumsalze einer dieser Säuren, insbesondere diejenigen hydratisierten Salze,
die in Dimethylformamid oder ähnlichen Lösungsmitteln löslich sind. Besonders geeignet ist das im
Handel erhältliche Aluminium-p-Phenolsulfonat Octahydrat.
Wie in den Beispielen gezeigt, müssen die Sulfoxysäureverbindungen
zur Stabilisierung der Polymerlösung oder zur Verhinderung einer Farbbildung in Fäden, die aus Lösungen von Acrylsäurenitrilpolymeren
in Dimethylformamid gesponnen wurden, zusammen mit einer organischen, als Thiol reagierenden
Schwefelverbindung verwendet werden, um die hohe Stabilisierung gemäß der Erfindung zu
ergeben, obwohl die Sulfoxysäureverbindungen allein auch bis zu einem gewissen Grad wirksam sind.
Unter einem Thiol ist eine Substanz zu verstehen, welche die Sulfhydratgruppe, — SH enthält. Der
Ausdruck als Thiol reagierend bezeichnet Verbindüngen, welche entweder die Sulfhydratgruppe enthalten
oder mit einer diese Gruppe besitzenden Strukturform im chemischen Gleichgewicht stehen.
Auf Seite 534 von Whitmor es »Organic Chemistry« ist gezeigt, daß Thioharnstoff in zwei miteinander
im Gleichgewicht befindlichen Strukturformen vorkommt. Daß eine Strukturform die — SH-Gruppe
enthält, ist durch die Tatsache erwiesen, daß Thioharnstoff unter Entstehung eines Disulfides oder einer
Sulfinsäure oxydiert wird, was für— S H-Verbindungen
bezeichnend ist. Außerdem reagieren Alkylhalogenide leicht unter Bildung von S-Alkylverbindungen,
was durch ihre Hydrolyse zu Mercaptanen bewiesen wird. Dithiobiuret reagiert ähnlich.
Diese Gruppe von sulfhydrathaltigen Verbindungen schließt ein: die Mercaptane, Polymercaptane, substituierte
Thiole, wie z. B. oxy- und amino-substituierte Thiole, wie z. B. Thioharnstoff, Dithiobiuret
und deren Substitutionsprodukte. Obgleich Schwefelwasserstoff, Methyl- oder Äthylmercaptan u. dgl. verwendbar
sind, sind sie wegen ihrer niedrigen Siedepunkte jedoch nicht zweckmäßig. Sie sind indessen
z. B. zur Herstellung von Lösungen und von geformten Gebilden bei Temperaturen unterhalb ihres Siedepunktes
geeignet. Es gibt viele solche Anwendungsmöglichkeiten, wie z. B. das Gießen von Filmen u. dgl.
Damit die Thiole nicht zu schnell während des Spinnens durch Verdampfung entfernt werden, haben die
beim Spinnen verwendeten Thiole zweckmäßig einen Siedepunkt über ioo°. Bei einem mit hohen Temperaturen
arbeitenden Verfahren verwendet man zweckmäßig Sulfhydratverbindungen mit einem Siedepunkt
von ioo° oder höher. Von den verschiedenen Sulfhydratverbindungen sind Oxythiole und insbesondere
Thioglyzerin und Thiosorbitol bevorzugt. Andere schwefelhaltige organische Verbindungen,
wie z. B. die Sulfide, Polysulfide und die heterocyklischen Ringverbindungen, in denen der Schwefel
ein Bestandteil des Ringes ist, sind unwirksam, es sei denn natürlich, daß sie außerdem eine Sulfhydratgruppe
enthalten. Verbindungen, wiez. B.Naphthalindisulfonsäure,
Sulfosalicylsäure, 2, 4-Dimethyl-3-sulfolen und p-Diäthylendisulfid, reagieren nicht als
Thiole und könnten diese nicht ersetzen.
Die Menge der verwendeten Stabilisierungskomponenten kann zwischen 0,1 und 2 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Gewicht des verwendeten Polymeren, schwanken. Obwohl es nicht wesentlich ist, so ist
es doch zweckmäßig, gleiche Mengen des Stabilisierungskomponenten zu verwenden. Mengen über 2°/0
einer jeden Komponente verbessern die Farbe der Spinnlösung nicht weiter.
Wenn das Polymere und das Lösungsmittel unter einer Stickstoff atmosphäre vermischt und aufgeschlämmt
werden, ist die Färbung der erhaltenen Lösung etwas besser. Der mit diesem Verfahren
verbundene Aufwand und die Kosten machen es indessen unbedeutend, und in vielen Fällen ergibt
eine geringe Vergrößerung der Stabilisatormenge die gleichen Ergebnisse.
Obwohl die Beispiele und die Beschreibung sich bisher auf die Verwendung von Dimethylformamid
als Lösungsmittel für das Polymere bezogen, können auch andere Lösungsmittel benutzt werden. Die Stabilisatoren
sind jedoch besonders geeignet zusammen mit Lösungsmitteln, welche entweder organische Aminbasen
enthalten oder dieselben beim Stehen oder beim Erhitzen bilden. Es sind dies die Amidlösungsmittel,
wie z. B. die N-acylsubstituierten, sekundären Amine, die für gewöhnlich eine unerwünschte Verfärbung
hervorrufen. N-Formylmorpholin bildet gleich Dimethylformamid
beim starken Erhitzen Amine, und daher gehören diese Verbindungen ebenfalls in den
Rahmen der Erfindung. Andere Lösungsmittel für Acrylsäurenitrilpolymere, welche Amine bilden oder
sie als Verunreinigungen enthalten, sind die folgenden: N-Formylhexamethylenimin, N-Formylpyrrolidin
u. dgl. Die Amine, welche die unerwünschte Verfärbung verursachen, können selbst im wesentlichen
farblos sein, wie z. B. im Fall von Dimethylamin. Es ist in vielen Fällen äußerst schwierig, die in dem Lösungsmittel
enthaltenen kleinen Mengen organischer Amine zu entfernen. Ganz besonders schwierig ist es
außerdem, die Entstehung kleiner Mengen organischer Amine beim Erhitzen auf höhere Temperaturen
von etwa 1250 und höher zu vermeiden. Diese Temperaturen
sind jedoch zur Erzielung einer geeigneten Lösung des Polymeren oder, um der Lösung die geeignete
Viskosität oder andere zur Herstellung handelsüblicher Gegenstände nötige Eigenschaften zu erteilen,
oft erforderlich. Man nimmt an, daß die Zer-Setzung dieser Formamidderivate zu organischen
Aminbasen vorzugsweise in Gegenwart bloßer Spuren von Schwermetallen, wie z. B. Eisen, erfolgt. Die Erfindung
ermöglicht die industrielle Verwendung dieser Verbindungen und die Herstellung von Lösungen ohne iao
die unerwünschte Verfärbung, welche für gewöhnlich bei Verwendung dieser Lösungsmittel auftritt.
Die obigen Beispiele haben ergeben, daß eine Verfärbung der Acrylsäurenitrilpolymerlösungen durch
Zugabe der erfindungsgemäßen Stabilisatorzusammen- 1*5 Setzung wesentlich herabgesetzt werden kann. Die
Verbesserung der Farbeigenschaften der Lösung tritt ebenso bei aus dieser Lösung hergestellten geformten
Gebilden auf, da die Gebilde mindestens zum Teil die Farbeigenschaften der Lösungen, aus denen sie hergestellt
wurden, annehmen, wenn, wie z. B. im vorliegenden Falle, die Verunreinigungen während der
Herstellung der geformten Gebilde nicht entfernt werden. Die Erfindung ermöglicht daher auch die
Herstellung von Fäden, Fasern, Filmen, röhrenförmigen Gebilden, Überzügen und anderen geformten
Gebilden mit sehr verbesserten Farbeige.nschaften. Die Farbverbesserungen zeigen sich nicht nur bei der
Herstellung von Fäden nach dem Trockenspinnverfahren. Da eine beträchtliche Wärme zur Erzielung
einer Lösung der Acrylsäurenitrilpolymeren mit mindestens 85 °/0 Acrylsäürenitril in Dimethylformamid
notwendig ist, ist die Erfindung auch für Verfahren zur Herstellung von Gebilden mit verbesserten Farbeigenschaften,
wie z. B. Gießen von Filmen, Naßspinnen von Fäden u. dgl., geeignet.
Obwohl die Erfindung in bezug auf Polyacrylsäurenitril
von großem Nutzen ist, läßt sie sich doch auch besonders auf andere Polymere von Acrylsäürenitril
mit mindestens 85 Gewichtsprozent Acrylsäürenitril anwenden. Das wichtigste dieser Mischpolymeren ist
das leichtfärbbare Mischpolymere mit 90 bis 98 Gewichtsprozent Acrylsäürenitril und 2 bis 10 Gewichtsprozent
eines Vinylpyridins, wie z. B. 2-Vinylpyridin. Außer daß aus diesem Mischpolymeren hergestellte
Fäden leicht mit sauren Farbstoffen färbbar sind, behalten sie auch die vielen günstigen Eigenschaften
von Polyacrylsäurenitrilfäden bei.
Obwohl die Acrylsäurenitrilpolymeren mit mindestens 85 Gewichtsprozent Acrylsäürenitril gemäß der
Erfindung bevorzugt sind, betrifft die Erfindung doch auch Polymere mit einem niedrigeren Prozentgehalt
an Acrylsäürenitril in dem polymeren Molekül. Bei der Herstellung von Lösungen anderer Arten von
Polymeren tritt infolge der Anwesenheit organischer Basen ebenfalls eine Verfärbung auf. Diese organischen
Basen können in einigen Fällen durch die Anwendung hoher Temperaturen entstehen. Die Erfindung
betrifft eine Herabsetzung der Verfärbung in , solchen Polymeren mittels der beschriebenen Stabilisatorzusammensetzung.
Gemäß dem Verfahren der Erfindung kann man fast farblose Lösungen von Acrylsäurenitrilpolymeren
in Dimethylformamid herstellen. Die Verbesserung der Farbeigenschaften der Lösung führt zu weitgehend
verbesserten Fadenfärbungen. Die Fäden hinwiederum können mit größeren Abstufungen gefärbt
werden und sind zur Verwendung beim Zeugdruck geeigneter.
Die Fäden und Garne und die daraus hergestellten Gewebe sind gegen eine Verfärbung bei hohen Temperaturen
widerstandsfähiger als diejenigen, die aus nicht stabilisierten Lösungen von Acrylsäurenitrilpolymeren
hergestellt wurden. Außerdem hat sich gezeigt, daß die aus den gemäß der Erfindung stabilisierten
Lösungen hergestellten Fäden ihre Festigkeit bei hohen Temperaturen viel länger beibehalten. Zum
Beispiel wurde ein aus einer nicht stabilisierten Lösung von Polyacrylsäurenitril in Dimethylformamid hergestellter
Faden 12 Tage lang auf 165° erhitzt, wonach seine Festigkeit o,6 g/den, betrug. Andererseits
behielt ein aus der Masse 14 gemäß Beispiel I hergestellter Faden nach i2tägigem Erhitzen auf 165° eine
Festigkeit von 1,9 g/den.
Claims (4)
1. Kunststoffmischung als Ausgangsmaterial für Formkörper, bestehend aus Acrylsäurenitrilpolymeren
mit einem Gehalt von mindestens 85 °/„ Acrylsäürenitril und einer Mischung aus einer thiolgruppenhaltigen
organischen Verbindung und Schwefel- oder Sulfonsäure bzw. ihrem Salz.
2. Kunststoffmischung nach Anspruch 1, gekennzeichnet
durch einen Gehalt an N, N-Dimethylformamid.
3. Kunststoffmischung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die thiolgruppenhaltige
Substanz Thioglyzerin ist.
4. Kunststoffmischung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Säureverbindung
Aluminium-p-phenolsulfonat ist.
1 5637 11.53
Applications Claiming Priority (1)
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