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Schmiermittel bzw. Schlichten für Glasformen Die Herstellung von Hohlglas
erfolgt fast durchweg durch Einblasen der geschmolzenen Glasmasse in Formen von
Holz oder Eisen. Ausgenommen hiervon ist die Herstellung von Preßglas, das zwar
auch in Formen erzeugt wird, allerdings nicht durch Einblasen, sondern durch Einpressen
der geschmolzenen Glasmasse.
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Das Einblasen erfolgt unter Verwendung von Holz- und Eisenformen.
Das Pressen geschieht unter Verwendung von Eisenformen. Beim Einblasen unterscheidet
man Einblasen in feste Formen ohne Drehen der Glasmasse, z. B. wie bei der Erzeugung
von eckigen Flaschen aller Art, wobei ja ein Drehen nicht möglich ist. Das Einblasen
unter Drehen der Glasmasse geschieht bei allen Rundkörpern, wie Glühlampenkolben,
Lampenzylinder usw. Bei Glasautomaten und Halbautomaten werden fast durchweg nur
Eisenformen verwandt, da die Holzform hier nicht widerstandsfähig genug ist. Eine
Fertigung unter Drehen fällt hier infolge der Konstruktion der Automaten weg.
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In allen Fällen der Herstellung ist eine Zwischenschicht zwischen
der Form und der Glasmasse erforderlich, um einerseits eine Trennung der glühenden
Glasmasse von der Formenwand herbeizuführen und andererseits eine Kühlung und Schmierung
der Form zu gewährleisten, was besonders bei der Herstellung von Hohlglas unter
Drehen erforderlich ist. Von dieser Zwischenschicht hängt auch der Glanz (Lüster)
der Erzeugnisse weitgehend ab. Während bei der Holzform bisher eine Zwischenschicht
sich durch Erzeugung einer Wasserdampfschicht bildete, die derart zustande kommt,
daß das poröse Holz bei der Kühlung der Form in Wasser sich mit Wasser vollsaugt,
das unter dem Einfluß der heißen Glasmasse
verdampft und so eine
Dampfschicht zwischen der Form und der Glasmasse bildet, ist dies bei Eisenformen
nicht möglich. Bei der Holzform ermöglicht diese Dampfschicht zwar ein Drehen des
Glases, aber die Verkohlung der Holzform kann auf die Dauer nicht verhindert werden.
Dadurch wird ein relativ hoher Verbrauch an Holzformen erforderlich, was die Erzeugungskosten
ungünstig beeinflußt.
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Bei Eisenformen liegen die Verhältnisse ganz anders. Hier ist es unmöglich,
wie bei der'-.Holzform eine Wasserdampfschicht zu bilden, da ja die Porosität, die
als Wasserspeicher dient, wegfällt. Es muß also hier eine besondere Zwischenschicht
gebildet werden, die natürlich an der Eisenfläche fest haften muß. Man hat bisher
die Lösung dieser Frage dadurch versucht, daß man die Formen mit tierischen oder
pflanzlichen Fetten oder auch mit Mineralölen einschmierte.. Infolge- der höheren
Verdampfungstemperatur dieser Stoffe konnte sich wohl eine Dampfschicht bilden,
aber unter sehr unangenehmen Nebenerscheinungen. Die Hauptmenge dieser Schmiermittel
verdampfte unter Bildung eines lästigen Ölqualms, der von der Belegschaft sehr ungünstig
empfunden wird, weil durch denselben bei der in einer Hütte stets herrschenden hohen
Temperatur eine außerordentlich ungesunde Atmosphäre geschaffen wird. Weiterhin
bilden sich infolge der thermischen Zersetzung dieser Mittel festhaftende Kokskrusten,
die von Zeit zu Zeit entfernt werden müssen, um maßhaltige Gläser zu erzielen. Besonders
bei Automaten sind diese Ölkrusten in der Erzeugung sehr hinderlich, da durch die
Reinigung und den Einsatz neuer Formen eine Stillegung des Automaten für einige
Tage erforderlich wurde, was einen erheblichen Produktionsausfall bedingt. Nebenbei
ist festzustellen, daß die Eisenformen mit der Zeit rissig werden und verzundern.
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Auch bei Preßglas ist eine Zwischenschicht erforderlich, um das Loslösen
des Preßstückes von der Form zu erleichtern und gegebenenfalls dadurch eine Steigerung
in der Erzeugung herbeizuführen.
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Zweck der vorliegenden Erfindung war nun der, alle Übelstände durch
ein geeignet zusammengesetztes Präparat zu beheben. Es mußte angestrebt werden,
mit diesem Präparat haltbare Zwischenschichten zu erzeugen, die einerseits sowohl
für Holz als auch für Eisenformen sowie auch für die Preßformen geeignet waren.
Es mußte ferner berücksichtigt werden, daß auch ein Einblasen unter Drehen des Glases
ermöglicht wurde. Bei Holzformen sollte auch die Verkohlung der Form weitgehend
verhindert werden, um so den Fromenverbrauch wesentlich zu senken. Bei Eisenformen
mußte ebenso eine weitgehende Schonung der Formen durch Schutz vor Verzunderung
und Korrosion angestrebt werden. Gleichzeitig mußte auch der Glanz des Glases nach
Möglichkeit erhöht werden, was bei der Qualitätsbeurteilung von Bedeutung ist. Bei
Automaten sollte die lästige häufige Reinigung zwecks Produktionsteigerung möglichst
entfallen. Ein geeignetes Präparat mußte also eine ganze Reihe von Eigenschaften
aufweisen, wenn es den umfangreichen Anforderungen entsprechen sollte.
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Ein solches . Präparat wird durch die Erfindung geschaffen. In der
Praxis hat sich dasselbe für alle Glasarbeiten bereits hervorragend bewährt. Die
Grundlage bildet der Graphit, der mit noch anderen geeigneten Zusätzen, wie Bindemitteln,
wasserlöslichen Mineral- oder anderen fetten Ölen, zu einem wasserlöslichen, bzw.
in Wasser suspendierbaren Präparat verarbeitet wird. Das Wasser dient hier in der
Hauptsache als Kühlmittel, während die anderen Beimischungen zur Erzeugung der erforderlichen
Zwischenschicht dienen. Besonders interessant ist dabei die Feststellung, daß der
Graphit infolge seiner überaus starken Oleophilie die gesamten beigemengten Mineral-
und/oder. bzw. fetten Öle vollständig auf seiner Oberfläche adsorbiert, was in diesem
Ausmaße bisher noch nicht beobachtet worden ist.
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Als Graphit kommt entweder ein sehr feinpulveriger Graphit oder auch
Kolloidgraphit zur Verwendung. Zwar hat man schon Kolloidgraphit früher zur Schmierung
der Formen verwandt, doch konnte derselbe bei Drehformen und auch bei Preßglas den
Anforderungen nicht genügen.
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Als Bindemittel können nun alle bekannten organischen Ouellsubstanzen,
wie Methylzellulose, Stärkekleister, Kirschharz usw., sowie auch Emulsionen von
Kunststoffen verwandt werden.
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Als wasserlösliche Öle kommen die bekannten Mineralölemulsionen, sog.
Bohröle, in Betracht. Als fette Öle können Olivenöl, Mohnöl, Leinöl beigemischt
werden.
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In allen Fällen entstehen Pasten, die sich in Wasser sehr leicht zu
einer Suspension verteilen lassen, die je nach dem Verwendungszweck in geeigneter
Verdünnung zur Anwendung kommt. Die Auftragung der Lösung kann auf verschiedene
Art erfolgen, entweder durch Anstreichen mit einem Pinsel oder auch durch Aufsprühen
mit einer Spritzpistole oder auch durch Tauchen der Formen. Bei Automaten wird man
das Einsprühen bevorzugen. Zweckmäßig ist es oft, mit der nur gering verdünnten
Paste erst eine Grundschicht zu erzeugen und dann während des Arbeitsvorganges mit
einer stark verdünnten Pastensuspension nachzuschmieren. Bei Preßglas genügt häufig
die Grundschicht für längere Arbeitszeit.
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Beispiel i 6 1 Wasser, 3 1 wasserlösliches Bohröl, i kg wäßrige Kolloidgraphitlösung
eines 2oo/oigen Präparates werden unter gutem Umrühren gut miteinander vermischt.
Es entsteht eine graue milchige Flüssigkeit, die sowohl als solche wie auch in weiterer
Verdünnung mit Wasser zur Anwendung kommt.
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Beispiel e 4 1 Wasser, i kg einer ioo/aigen Methylzelluloselösung,
4 kg eines feinpulverigen Graphites und
0,5 kg Bohröl werden unter
gutem Umrühren gut miteinander vermischt. Es entsteht eine dunkelgraue Paste, die
sowohl als solche wie auch in Verdünnung mit Wasser verwendet werden kann. Beispiel
3 41 Wasser, i kg einer Kunststoffemulsion, 4 kg Graphit, feinpulverig, 0,25o kg
Bohröl und o,25o kg eines fetten Öles werden gut miteinander vermischt. Es entsteht
eine graue dicke Paste, die sowohl für sich wie auch in Verdünnung mit Wasser zur
Verwendung gelangt.
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Beispiel 4 4 1 Wasser, i kg einer Dextrinlösung, 4 kg Graphit, feinpulverig,
0,2oo kg Bohröl und o,2oo kg einer Wachsemulsion werden gut miteinander vermischt.
Es bildet sich eine dicke Paste, die sowohl für sich wie auch in Verdünnung mit
Wasser verwendet werden kann.
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Alle nach diesen Beispielen hergestellten Pasten lassen sich mit Wasser
verdünnen. Zweckmäßig werden die Pasten mittels Pinsel auf die Formenwandung dünn
aufgetragen und durch Erwärmen zum Trocknen gebracht. Auf diese Grundschicht trägt
man dann je nach Bedarf die verdünnte Lösung vor den Arbeitsgängen durch Einpinseln,
Tauchen oder durch Einsprühen auf.
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Es bildet sich eine fest haftende Schicht, die den Einwirkungen der
heißen Glasmasse standhält und ein fortlaufendes Arbeiten gestattet, was besonders
bei Automatenbetrieb zur Steigerung der Produktion erheblich beiträgt. Auch der
Lüster der Erzeugnisse wird beachtlich gehoben. Bei Preßformen insbesondere kann
eine erhebliche Steigerung der Arbeitsleistung erzielt werden. Ein Einblasen unter
Drehen der Glasmasse. ist ohne weiteres möglich.