-
Rangierverfahren zum Umsetzen von Eisenbahnwagen Im Eisenbahngüterverkehr
besteht die Notwendigkeit, das Verkehrsgut in den Schnittpunkten der Verkehrsströme
umzuladen oder einschließlich der Transporteinrichtungen, wie z. B. im Behälterverkehr,
umzusetzen. Für die letztere Aufgabe sind bereits Anlagen vorgeschlagen worden,
bei. denen die Behälter mittels Laufkatzen umgesetzt werden können, die in über
den Gleisen oder Laderampen gezogenen Kranbahnen verfährbar sind. Ein empfindlicher
Nachteil der bisherigen Anlagen- ist jedoch, .daß wegen der unmittelbaren Handsteuerung
.der Laufkatzen und der durch die menschliche Unzulänglichkeit bedingten Fehlermöglichkeiten
auch in einem größeren Abschnitt der Kranbahn nur jeweils eine Laufkatze angesetzt
werden kann, weil die gleichzeitige Bewegung mehrerer Laufkatzen im gleichen Bereich
zu Zusammenstößen und Betriebsstörungen führen kann. Die Umschlagleistung und die
wirtschaftliche Ausnutzung der vorhandenen Anlagen sind deshalb gering und unbefriedigend.
-
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß man eine wesentliche
Verbesserung der bisherigen Betriebsweise dadurch erreichen kann, daßi die Bewegungen
der Laufkatzen unter Anwendung der aus der Eisenbahnsignaltechnik her bekannten
Fernsteuerung und Fahrtenspeicherung zentral gesteuert werden. Hierbei können durch
Gleisstromkreise oder ähnliche Schaltmittel einmal Sicherungsmaßnahmen gegen Zusammenstöße
der Laufkatzen und zum- anderen eine selbsttätige Abwicklung der eingeleiteten oder
gespeicherten Fahrtenaufträge bewirkt werden. In Verbindung mit einem gleichbleibenden
Umlaufsinn der Laufkatzen läßt sich
damit eine dichte Folge der
Laufkatzen -und hierdurch eine Beschleunigung des Güterumschlages, also auch eine
höhere Wirtschaftlichkeit des Umsatzverfahrens erreichen.
-
Die der Erfindung zugrunde liegende Betriebs---weise !kann infolge
dieser Verbesserungen und der hohen Sicherheit der vorgeschlagenen Technik über
den als Beispiel erwähnten Behälterverkehr hinaus auch Anwendung finden für das
Umsetzen ganzer Eisenbahnwagen. Da in diesem Fall die gesamte Rangierarbeit in einer
Gleisgruppe durchgeführt werden kann, sind die Gesamtanlagekosten trotz der Aufwendungen
für die Kranansage geringer als für die bisherigen Verschiebebahnhöfe mit ihrem
sehr hohen Längenbedarf. Es ergibt sich ferner für die nach .der Erfindung betriebenen
Bahnhöfe auch noch eine Verringerung der Betriebskosten infolge des Wegfalls der
heutigen vielen Betriebsstellen auf den langgestreckten Bahnhöfen; außerdem wird
durch die geringere Ausdehnung der Bahnhofsanlagen nach der Erfindung ihre verkehrsgünstigere
Anordnung in .der Nähe von Industriezentren und Großstädten ermöglicht. Die Einführung
der geschilderten Betriebsweise ist auch dann zu empfehlen, wenn in schon bestehenden
Bahnhöfen eine Stationsrangierung durchgeführt werden muß, aber die notwendigen
Stationsnachordnungsgleisgruppen, z. B. aus Raummangel, fehlen. In diesem Falle
würden dann nur die Richtungsgleise mit.Kranbahnen ausgerüstet, in denen die Wagen
nach Stationen vorgeordnet werden-müssen, und parallel zu diesem Verfahren würde
die heutige Betriebsweise der Ausrangierung über die die Gleisgruppen verbindende
Weichenstraße- für die Richtungsrangi:erung beibehalten.
-
Bei Anlagen, in denen außer der Behälterrangierung zeitweise auch
eine. Stationsnachordnung der Wagen durchgeführt werden muß, können auch ' beide
Aufgaben nacheinander über die gleiche Kranbahn abgewickelt werden. Aus wirtschaftlichen
Gründen dürfte es sich jedoch empfehlen, für das Umsetzen der leichteren Behälter
dann auch leichter ausgeführte Laufkatzen zu verwenden als für- das Umsetzen der
weitaus schwereren Wagen.
-
Eine mit den Mitteln der heutigen Technik zu verwirklichende Anordnung
der zentralen Steuerung der Laufkatzen zeigt- als Beispiel Fig. i, welche die Bedienungstafel
für die in Fig. 2 dargestellte Rangieranlage wiedergibt. In der. Anlage nach Fig.2
überspannt die Kranbah- mit Längsbrücken ct, b und c die Gleise i, 2 und
3 und dient dem Umsetzen von Wagen. Die Längsbrücken sind durch die Querbrücken
d, e und f verbunden. Die Fahrbahn der Brückenanlage ist in Fig.3
dargestellt. Wie die dort eingetragenen Pfeile besagen, ist für die Bewegung der
Laufkatzen ein gleichbleibender Umlaufsinn nach links (entgegen dem Uhrzeigersinn)
vorgesehen. Die Brückenanlage gestattet es z. B., einen Wagen an einer beliebigen
Stelle der Gleisanlage aufzunehmen und an einer beliebigen Stelle .derselben wieder
abzusetzen.
-
Für die Fernüberwachung und Fernsteuerung der Laufkatzen sind die
Fahrbahnen der Längs- und Ouerbrücken und die Aufstellgleise i bis 3 in Abschnitte
von Wagenlänge unterteilt, die durch die üblichen Schaltmittel, wie z. B. Gleisrelais,
überwacht werden. Die Besetzung der Kranbahn und die Stellung und Bewegung der Laufkatzen
sowie die Besetzung der Gleisanlage werden durch die Schaltmittel auf die Bedienungstafel
(Fig. i) übertragen, aus welcher die Fahrbahn der Krananlage in der von Gleisbildstellwerken
her bekannten Felderanordnung nachgebildet ist. In Fig. 4 ist ein einzelnes Feld
besonders herausgezeichnet; in ihm stellen L1 und L2 Lampen dar, die vom Abschnitt
des Aufstellgleises geschaltet werden, während L3 und @ L4 Lampen sind, die vom
darüberliegenden Gleisabschnitt der Kranbahn z. B. durch Kontakte von Gleisrelais
gesteuert werden.
-
Die Bedienungstafel veranschaulicht also die Besetzung der Kranbahn
sowie die Stellung und Bewegung der Laufkatzen und die Besetzung der Fahrgleise
i, 2 und 3, wobei die den. Abschnitten der Kranbahn zugeordneten Gleisrelais dazu
dienen, die von dem. Laufkatzen besetizten Fahrbahnabschnitte gegen nachfolgende
Laufkatzen ab-,zusperren, während die den Abschnitten der Gleisanlage zugeordneten
Gleisrelais durch ihre Kontakte verhindern, daß auf schon besetzte Gleisabschnitte
weitere Wagen abgelassen werden. Die in der Mitte der Tafelfelder vorgesehefen Drucktasten
steuern die -Bewegungen der Laufkatzen in ähnlicher Weise, wie in den neuzeitlichen
Tastenstellwerken die Einstellung der Zugfahrstraßen er--folgt. Soll z. B. eine
über dem Gleisabschnitt 14 des Gleises i befindliche - Laufkatze nach Feld 28 des
Richtungsgleises 2 laufen, so wird durch gleichzeitiges Drücken der Tasten beider
Felder der Impuls für diesen Fahrweg gegeben. Dieser Impuls steuert den Antrieb
der Laufkatze und die im Fahrweg liegenden Weichen. Da zur Erzielung hoher Umschlagleistungen
gleichzeitig - mehrere Katzen unterwegs sind, werden die Fahrwegimpulse gespeichert,
und zwar zweckmäßig mit Hilfe der in den Laufkatzen eingebauten Steuereinrichtungen.
Der Fahrwegimpuls verlöscht selbsttätig, wenn Idas Laufziel, der Zielabschnitt der
Kranbahn, erreicht ist. Die leeren Laufkatzen kehren über die Querbrücke d in das
Reservoir R zurück, von wo sie wieder analog der vorbeschriebenen Handhabung durch
gleichzeitiges Drücken der Taste des Reservoirs und der Taste des Feldes des, Einfahrgleises,
von dem ein Wagen -aufgenommen und umgesetzt werden soll, in Gang gesetzt werden:
Während, wie vorstehend beschrieben, die Einstellung des Fahrweges zweckmäßig, wie
bei dem neuzeitlichen Gleisbildstellwerken vorgenommen wird, kann die Speicherung
des Laufzieles in verschiedener Weise erfolgen. Eine Möglichkeit besteht z. B. darin,
daß entsprechend der Anzahl der zwischen dem Abfahrfeld und dem Zielfeld liegenden
Gleisabschnitte durch Stromstöße ein in der Laufkatze eingebauter Schrittschalter
verstellt wird. -Nach Antritt -der. , Laufbewegung. wird der Schrittschalter bei
jedesmaligem Befahren eines Gleisabschnitfeis um einen Schritt zurückgestellt,
so
daß also nach Ablauf der gespeicherten Schritte, d. h. auch nach Erreichen des Zielabschnittes,
die Zuleitung für den Fahrstrom wieder abgeschaltet wird. In ähnlicher Weise können
auch die für den Fahrweg notwendigen Weichenstellungen in einer auf der Laufkatze
eingebauten Relais- oder Schrittschaltersteuerüng gespeichert werden.
-
Obgleich die heutige Technik auch die Mittel zur selbsttätigen Steuerung
der Hub- und Senkbewegungen an Hand gibt, dürfte eis sich empfehlen, das in den
Gleisen ohnehin für .das Anlegen und Abnehmen der Hubeinrichtungen notwendige Personal
für die Steuerung dieser Bewegungen auszunutzen. Die Bedienung des, Hub- und Senkantriebs
würde ,sich dann über am Kabel herabhängende Schalter in der gleichen Weise abspielen,
wie sie von normalen Krananlagen bekannt ist. Um eine: feinfühlige Einstellung der
Laufkatzen auf die zu übernehmenden Wagen zu gewährleisten, wird es sich empfehlen,
auch die Steuerung des Fahrantriebes so einzurichten, daß er innerhalb eines Gleisabschnittes
örtlich geschaltet werden kann.
-
Wird die der Erfindung zugrunde liegende Betriebsweise nicht, wie
beschrieben, für das Umsetzen von Wagen, sondern für das Umsetzen von Behältern
angewendet, sso fehlt auf der Bedienungstafel die Darstellung der Ent- und Beladestellen.
Die Ausleuchtung - der Bedienungstafel gibt in diesem Fall nur den Zustand der Krananlage
und die Bewegung der Laufkatzen wieder. Der Zielpunkt der Laufkatzen kann deshalb
zentral nur grob angesteuert werden, und die Feineinstellung der Laufkatzen muß
durch örtliche Handsteuerung erfolgen.
-
Die oben beschriebene elektrische Steuerung und Überwachung für Krananlagen,
bei denen Behälter oder Wagen umgesetzt werden, läßt sich auch in schon vorhandenen
Förderanlagen einrichten. Zweckmäßig werden jedoch die Rangieranlagen so ausgeführt,
daß die Umsatzbewegungen den geringsten Zeitaufwand benötigen, die Anlage selbst
durch ihre Ausbildung und Botrie#bsweise die-Gefahr von Zusammenstößen verringert
und die elektrischen Steuer- und Überwachungseinrichtungen einfach und billig werden.
-
Ein wesentlicher Gesichtspunkt für die Ausführung der Rangieranlagen
zur Erreichung hoher Umschlagleistungen isst z. B. die Einrichtung des gleichbleibenden
der ferngesteuerten Laufkatzen. Hierdurch wird es möglich, die Laufkatzen in geringem
Abstand aufeinander folgen zu lassen, wobei der aus Sicherheitsgründen notwendige
Abstand durch den von der vorlaufenden Laufkatze besetzten Gleisstromkreis eingestellt
wird. Andere Gesichtspunkte, die für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens einer
Rolle spielen, betreffen die Anordnung der Kranbrücken. Es wird z. B.. nicht nötig
sein, wie in Fig. 2 dargestellt, in jedem Fall sämtliche Gleise der Anlage mit Längsbrücken
zu überspannen. Bei der in Fig. 5 dargestellten Anlage ist eine Hauptkranbrücke
g und eine Hilfsbrücke h vorgesehen. Das Umsetzen der Wagen erfolgt nur über die
Brücke g; mit dem die Wagen beliebig von Gleis i nach Gleis 2 oder Gleis 3 umgesetzt
werden können. Die Hilf sbrückeh dient dem Rücklauf der leeren Laufkatzen und kann
deshalb leichter ausgeführt sein als die Hauptbrücke g. Die Umlaufrichtung der Laufkatzen
ist, wenn der Zug im Gleis i steht, gegen den Uhrzeigeirsinn gerichtet. Steht der
Zug im Gleis 3, so daß also die Wagen in die Gleise i und 2 umgesetzt werden müssen,
so wird für die Laufkatzen, wie in Fig. 5 gestrichelt eingetragen, für die Umlaufrichtung
der Uhrzeigersinn gewählt.
-
Für die Anlage nach Fig. 5 ist angenommen, daß die Zuführung der Wagen
zur Brücke sowie die Abfahrt von den Absetzstellen unter der Brücke durch die Schwerkraft
erfolgt, also die, Gleise im Gefälle liegen. Statt des Gefälles können jedoch auch
maschinelle Einrichtungen für die Zuführung zur Brücke und für das Freimachen der
Absetzstellen Verwendung finden. Eine sich in dem Rahmen dieser Betriebsweise und
Technik einfügende Lösung ist z. B.. die früher vorgeschlagene Gabersche Rangierbrücke.
Auch bei ihr ist die Gleisanlage in der Quereinrichtung durch eine Brückenkonstruktion
überspannt. Auf dieser Brücke wird eine Seilwinde verfahren, mit der nicht kuppelreif
stehende Wagen zusammengeschoben werden. Es läßt sich eineLösung denken, die es
ermöglicht, beide Brücken zu vereinigen, also die quer zur Gleisachse verfahrbare
Seilwinde auf der gleichen Konstruktion anzuordnen, die auch für das Verfahren der
Laufkatzen dient. Der Einfachheit halber ist jedoch im folgenden angenommen, daß
die Bewegung der Wagen zur Kranbrücke hin und im Richtungsgleis von der Brücke weg
durch Schwerkraft erfolgt. Zur Beschleunigung desi Umsatzvorganges kann es sich
empfehlen, statt der einen Umsatzbrücke zwei oder mehrere anzuordnen. In Fig. 6
ist als Beispiel eine Anlage mit zwei Umsatzbrücken gi und 92 und zwei Hilfsbrücken
hl und h2 dargestellt. Während die in Fig. 5 und 6 dargestellte Kranbrücke nur eines
Richtungsirangierung erlaubt, ist es durch die in Fig. 7 gezeigte Verbindung einer
Längsbrücke über dem Gleis i mit einer Querbrücke über die drei Gleisei i, 2 und
3 möglich, eine Stationsordnung durchzuführen. Die Anlage erfordert also nicht den
Aufwand, wie er' sich aus Fig. 2 ergibt. A;us Gleis i können die Wagen in einer
beliebigen Reihenfolge aufgenommen und dadurch in einer gewissen Rangordnung den
Gleissen 2 und 3 zugeführt werden. Umgekehrt können, wenn die in den Gleisen i und
2 stehenden Wagen nach Stationen geordnet werden sollen, die Wagen der Reitei nach
dort aufgenommen und beliebig im Zugband auf dem Gleis i eingeordnet werden. Je
nach der Aufgabenstellung, die, für die betreffende Anlage vorliegt, wird sich statt
der in Fig. 5 bis 7 gezeigten Ausführung der Krananlage eine anderes zweckmäßige
Anordnung ergeben.
-
Gemeinsames Kennzeichen der geschilderten Ausführungsbeispiele ist,
daß im Gegensatz zu der bisherigen Betriebsweise die Wagen nicht nur in der Längsrichtung
über die gleisverbindenden
Weiclienstraßen ümgee-sefzt, sondern
auch quer zur Achse der Gleisanlage bewegt werden.