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Maßpreß-Rachenlehre für kleine Nennmaße
Es sind Rachenlehren bekannt,
bei denen in einem U-förmigen Körper einander gegenüberstehende Meßbolzen mit Übermaß
in entsprechende Bohrungen eingepreßt werden. Die Meßbolzen tragen auf den einander
gegenüberstehenden Stirnseiten Meßflächen und bilden so eine Gut- oder eine Ausschuß-Rachenlehre.
Zwei Paare solcher Meßbolzen im gleichen Körper hintereinander angeordnet bilden
eine Grenz-Rachenlehre. Das genaue Maß zwischen den Meßflächen wird dadurch eingestellt,
daß einer der Meßbolzen mit einer geeigneten Vorrichtung so lange verschoben wird,
bis eine Prüf-oder Einstellehre gerade zwischen die beiden Meßflächen geht. Als
Prüf- oder Einstellehre kann eine Endmaßkombination oder eine Meßscheibe oder ein
anderes geeignetes Meßmittel benutzt werden.
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Solche Lehren werden als Maßpreßlehren bezeichnet.
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Die Benutzung solcher Lehren für kleine Nennmaße scheiterte bisher
daran, daß mit den im Handel befindlichen Endmaßsätzen Kombinationen in Stufen von
I Tausendstelmillimeter unterhalb 3 bzw. 2 mm nicht zusammengestellt werden können.
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Meßdrähte, die an Stelle der bei großen Maßen gebräuchlichen Meßscheiben
für so kleine Maße in Betracht kämen, müßten für diesen Zweck in großer Zahl besonders
beschafft werden; die Herstellung solcher Meßdrähte in engen Toleranzen ist jedoch
schwierig und infolgedessen teuer. Auch Endmaße sind unterhalb einer Dicke von 1
mm besonders schwierig herzustellen und in Stufen von I Tausendstelmillimeter nicht
handelsüblich.
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An Stelle der Maßpreßlehren sind für kleine Nennmaße Rachenlehren
hergestellt worden, die aus zwei Teilen zusammengesetzt, meist zusammengeschraubt
sind. Die Rachenweite wird dann nicht an
der zusammengesetzten.
Lehre, sondern an einem der Einzelteile als Absatzmaß gemessen, während an dem anderen
Teil die Meßfläche mit der Anschraubfläche eine Ebene bildet. Diese Art Lehren werden
verhältnismäßig schwer, so daß bei Verwendung in der feinmechanischen Fertigung
die Gefahr besteht, daß z. B. dünne und empfindliche Werkstückzapfen bei der Prüfung
beschädigt wer den.
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Durch die Erfindung wird diesem Mangel abgeholfen, indem sie die
Möglichkeit schafft, Rachenlehren nach dem Maßpreßverfahren unter Benutzung gewöhnlicher
Endmaßsätze für so kleine Nennmaße herzustellen, wie sie in der Feinmechanik und
insbesondere in der Uhrenfertigung in Betracht kommen.
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Gemäß der Erfindung wird bei der Herstellung einer Maßpreß-Rachenlehre
für kleine Nennmaße in der Weise verfahren, daß das zwischen zwei Meßbolzen gebildete
Prüfmaß in mehreren Einstelloperationen durch Summen- und Differenzbildung unter
Benutzung einer Hilfsmeßfläche hergestellt wird. Zweckmäßig werden dabei drei Einstelloperationen
ausgeführt, von denen die erste ein Einstellmaß des einen Meßbolzens gegenüber einer
Hilfsmeßfläche, die zweite ein Zwischenmaß der beiden Meßbolzen und die dritte ein
weiteres Einstellmaß des ersten Meßbolzens gegenüber dieser Hilfsfläche herstellt,
wobei diese drei Maßeinstellungen das gewünschte Prüfmaß ergeben.
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Die Meßbolzen sind an der Lehre zweckmäßig gegeneinander axial versetzt
angeordnet. Besonders vorteilhaft ist eine Ausführung der Lehre, bei der die Hilfsmeßfläche
an einem Hilfsmeßbolzen vorgesehen ist, der ebenfalls gegenüber den beiden Meßbolzen-
axial versetzt sein kann.
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Die Erfindung ist mit Vorteil auch bei der Herstellung einer Grenz-Rachenlehre
anwendbar.
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Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus
der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen an Hand der Zeichnung. In der
Zeichnung zeigt in vergrößertem Maßstab Fig. I eine Maßpreß-Rachenlehre gemäß der
Erfindung für das Prüfmaß M; Fig. 2 bis 4 veranschaulichen die zur Einstellung des
Prüfmaßes M durchgeführten drei Einstelloperationen; Fig. 5 bis 7 zeigen eine Grenz-Rachenlehre
gemäß der Erfindung in verschiedenen Ansichten.
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In den Figuren ist der Lehrenkörper mit I bezeichnet. In gegeneinander
versetzte Bohrungen des Lehrenkörpers sind die Bolzen 2 und 3 eingepreßt, die mit
ihren Meßflächeii 4 und 5 den Meßrachen mit dem Prüfmaß M bilden. Außerdem ist in
den Lehrenkörper ein dritter Bolzen 6 eingepreßt, der ebenfalls eine Meßfläche7
hat und als Hilfsmeßbolzen bezeichnet wird.
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Bei der Herstellung einer solchen Lehre wird wie folgt verfahren:
Die Bolzen 2, 3, 6 werden zunächst so weit eingepreßt, daß ihre Meßflãchen, wie
Fig. 2 zeigt, weit auseinanderstehen. Sodann werden diese Meßflächen fertig bearbeitet,
also geschliffen -und geläppt. Nach Beendigung dieser Bearbeitung wird der eine
Meßbolzen, 2, mit Hilfe einer geeigneten Presse unter Zwischenlage einer Endmaßkombi
nation auf- ein bestimmtes Maß Mt vorgeschoben.
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Diese Stellung ist in Fig. 2 gestrichelt angedeutet.
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Die zweite Einstelloperation besteht darin, daß der andere Meßbolzen,
3, unter Zwischenlage eines Endmaßes so weit vorgeschoben wird, daß er mit dem Bolzen2,
wie in Fig. 3 gezeigt, das MaßM2 bildet.
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Bei der driften Einstelloperation wird der Bolzen 2 so weit vorgeschoben,
daß er mit dem Hilfsbolzen 6 das Maß M3 bildet (Fig. 4). Damit ist das gewünscht
Maß M der Rachenlehre gemäß der Gleichung M = M2 + M3-M1 hergestellt. Danach ist
das Maß M durch Summen-und Differenzbildung in drei Einstelloperationen gebildet
worden, ohne daß es selbst mit Endmaßen oder Meßdrähten ausgemessen wurde.
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Dadurch, daß die Bolzen gegeneinander axial versetzt angeordnet sind,
stehen sich bei den einzelnen Operationen immer Teile der Meßflächen gegenüber,
und es wird in jeder Stellung ein einwandfreies Ausfühlen mit Endmaßen möglich sein.
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Die Maße M1, M2 und M3 werden so gewählt, daß M2 und M3 als Einzelblöcke
eines Endmaßsatzes vorhanden sind. Danach ergibt sich aus vorstehender Gleichung
durch Umformen Mt = M2 + M,- M.
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Dieses Maß Mt ist bei zweckmäßiger Wahl von M2 und M3 so groß, daß
es mit der gewünschten Genauigkeit, also beispielsweise auf 1 M genau mit den handelsüblichen
Endmaßsätzen gebildet werden kann.
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Die Erfindung ist auch zur Herstellung einer Grenz-Iiachenlehre anwendbar,
wie sie beispielsweise in Fig. 5 bis 7 veranschaulicht ist. Diese Lehre besitzt
drei Meßbolzen 8, IO, II und außerdem einen Hilfsmeßbolzen 9. Der Meßbolzen 8 bildet
mit dem ihm gegenüberstehenden Meßbolzen IO bzw. II die Grenzmaße M5 bzw. M4, wobei
M4 das Gutmaß und M5 das Ausschußmaß sein kann.
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Die Einstellung der Meßbolzen auf die gewünschten Maße M4 bzw. M5
geht sinngemäß in derselben Weise wie oben beschrieben vor sich. Die Meßflächen
der Meßbolzen 8, 9, IO, II befinden sich zu Anfang in der durch I2 angedeuteten
Lage. Durch die erste Einstelloperation wird der Meßbolzen 10 in die mit I3 bezeichnete
Lage vorgeschoben, in der seine Meßfläche ein bestimmtes Maß mit der Meßfläche I2
des Bolzens 8 einnimmt. Bei der zweiten Operation wird der Bolzen 8 so weit vorgeschoben,
daß er in der Lage 14 mit der Meßfläche 12 des Bolzens II ein bestimmtes Maß bildet.
Bei der dritten Operation wird der Bolzen II so weit vorgeschoben, daß seine Meßfläche
die bei 15 gezeigte Lage einnimmt, in der sie mit der Meßfläche des Hilfsbolzens
g ein bestimmtes Maß bildet, wobei alle diese Zwischenmaße so gewählt sind, daß
sich die gewünschten Maße M5 bzw. M4 zwischen den Meßbolzen 8 und IO bzw. 11 ergeben,
Zweckmäßig
erhalten die Meßbolzen, wie aus Fig. 6 und 7 hervorgeht, parallele Xbflachungen
I7, die das Einführen abgesetzter Wellenzapfen u. dgl. erleichtern.
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Dadurch, daß der Meßbolzen gegenüber den Bolzen IO und 11 versetzt
angeordnet ist, wirkt die Meßfläche I5 des Bolzens 11 beim Einführen des Prüflings
nach Art einer Vor-Führfläche.
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Da eine für sehr kleine Werkstücke bestimmte Lehre der beschriebenen
Art scher leicht ist, wird man diese zweckmäßig mit einem federnden Griff oder Halter
16 versehen, der beispielsweise aus einem Stück Stahldraht oder Stahlband besteht
und in Fig. I bis 5 bei I6 angedeutet ist. Durch einen solchen federnden Halter
wird vermieden, daß beim Einführen eines sehr dünnen Werkstückes dieses durch das
Zittern der Hand beschädigt werden kann.
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Die Erfindung ist nicht auf die beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt und könnte in verschiedener Hinsicht abgeändert werden, ohne den Rahmen
der Erfindung zu verlassen. Insbesondere besteht die Möglichkeit, an Stelle eines
Hilfsmeßbolzens 6 bzw. 9 an dem Lehrenkörper eine besondere Hilfsmeßfläche fest
anzubringen, die dann in ähnlicher Weise verwendet wird, wie oben für die Hilfsmeßbolzen
6 bzw. 9 beschrieben wurde.
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Die in den Patentansprüchen verwendeten Bezugszeichen sollen keine
Beschränkung der Erfindung bedeuten, sondern sollen lediglich der Erläuterung dienen.
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PATENTANsPRÜcnE: I. Verfahren zur Herstellung von Maßpreß-Rachenlehren
für kleine Prüfmaße, dadurch gekennzeichnet, daß das zwischen zwei Meßbolzen gebildete
Prüfmaß in mehreren Einstelloperationen durch Summen- und Differenzbildung unter
Benutzung einer Hilfsmeßfiäche hergestellt wird.