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Verfahren zur Rückgewinnung des Ätzkalkes aus dem Kaustizierschlamm
beim Sulfatzellstoff-Kochverfahren In den Sulfatzellstoff-Fabriken wird die aus
den Kochereien anfallende Schwarzlauge durch Zugabe von gebranntem Kalk (Ätzkalk
Ca0) in den Kaustizieranlagen entsäuert. Der aus diesen Kaustizieranlagen laufend
anfallende Kaustizierschlamm (Ca CO;) wird in den meisten Fällen auf Halden geschüttet,
da keine andere Verwendungsmöglichkeit besteht. Diese ständig anwachsenden Halden
führen wegen des hierzu benötigten Platzbedarfes zu erheblichen Schwierigkeiten
und erfor-<iern andererseits entsprechend hohe Kosten.
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rin besonderer wirtschaftlicher Vorteil könnte sich ergeben, wenn
es gelingen-würde, den in diesem Kaustizierschlamm vorhandenen Ätzkalk durch Brennen
wieder zurückzugewinnen, um ihn für die Wiederverwendung in den Kaustizieranlagen
nutzbar zit machen. Damit würde nicht nur das unliebsanie Anwachsen der Schlammhalden
vermieden, sondern es würde damit auch der laufende Bezug von lsalkstein für die
Herstellung von Ätzkalk zum größten Teil in Fortfall kommen, da etwa cgo °/o des
Bedarfes an Ätzkalk aus dem anfallenden Kaustizierschlamin gedeckt werden könnten.
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Es ist bekannt, den Kaustizierschlamm in Drehrohröfen zur Rückgewinnung
des Ätzkalkes zu trocknen und zu brennen. Der zu diesem Zweck
z-
B. in einem Vakuumfilter mechanisch vorentwässerte und. gegebenenfalls mit brennbaren
Stoffen vermengte Schlamm wird in plastischer Form in diese Öfen eingetragen und
in einem Arbeitsgang getrocknet und gebrannt. Da der Kaustizierschlamm aber ein
schlechter Wärmeleiter ist, der das eingeschlossene Wasser nur sehr langsam abgibt'
ist die Verweilzeit desselben in diesen Drehrohröfen sehr lang. Das bedeutet, daß
solche Drehrohrofenanlägen sehr umfangreich werden und damit entsprechend hohe Anlagekosten
verursachen. Durch die Beimischung brennbarer Stoffe werden diese Nachteile nicht
vollständig behoben. Außerdem erfordert das Trocknen 'und Brennen, des Schlammes
in derartigen Ofenanlagen einen verhältnismäßig hohen Brennstoffverbrauch.
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In anderen fremden Industrien sind Bandtrockner geläufig, so werden
z. B. zu brennende mehlige Carbönate mit wenig Wasser angefeuchtet und zu einem
dünnen Streifen verdichtet, der dann zerbröckelt wird. Beim Rückgewinnen von Ätzkalk
aus dem Saturationsschlamm der Zuckerfabriken wird der Schlamm in stückige Form
übergeführt und mittels Abluft der Brenneinrichtung getrocknet; bevor er in die
Brennzone eintritt.
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Mit dem vorliegenden Verfahren zur Rückgewinnung des Ätzkalkes aus
dein Kaüstizierschlamm werden sämtliche Nachteile der bekannten Verfahren, so vor
allem ein hoher Wärme- bzw. Brennstoffverbrauch vermieden. Das Neuartige der Erfindung
besteht aus zwei sich ergänzenden an sich selbständigen und neuen Verfahrensstufen,
um den Schlamm für das Brennen im Schachtofen geeignet zu machen.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird in der ersten Verfahrensstufe
der auf Vakuumfiltern, Schleudern od. dgl. vorentwässerte Kaustizierschlamm vor
der Aufgabe in den Trockner mit einem leicht brennbaren Material, z. B: Koksgrus
gemischt. Hierbei übernimmt der Koksgrus nicht die Rolle des Heizmittels, er erfüllt
dabei vielmehr folgende Aufgaben.
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Während des nachfolgenden Trockenvorganges im Trockner, der aus einem
Bandtrockner, Kanaltrockner usw. bestehen kann, hat der Koksgrus die Aufgabe, das
Wasser aus dem Kaustizierschlamm teilweise aufzunehmen und an die Oberfläche abzugeben:
Durch diese Maßnahme wird die Wasserverdampfung beschleunigt, d. h. eine Abkürzung
der Trockenzeit erreicht und damit der spezifische Wärmebedarf gemindert.
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Während des daran anschließenden Brennvorganges im Schachtofen verbrennen
die im Schlamm eingelagerten Koksteilchen, machen denselben porös und begünstigen
gleichfalls das Ausscheiden von Wasser und Kohlensäure. Damit wird der spezifische
Wärmebedarf ebenfalls günstig beeinflußt.
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Die weitere Verfahrensstufe beruht darin, daß zur Erreichung einer
weiterhin günstigen Wärmeausnutzung die Schlamm-Koksgrus-Mischung vor dem Einbringen
in den Trockner in eine solche Form gebracht wird, daß eine verhältnismäßig große
Oberfläche im - Verhältnis zur Schlammenge entsteht. Damit wird erreicht, daß das
Wasser und die Kohlensäure nur einen kurzen Weg aus dem Innern des Schlammes an
die Oberfläche durchlaufen müß, um entweichen zu können. Um dieses Ziel zu erreichen,
wird das Schlämm-Koksgrus-Gemisch in einer Presseoder in einer sonst geeigneten
Einrichtung zu Preßlngen bzw. Briketts geformt: Die Preßlinge können hierbei die
Form von- Platten, Schalenrohrstücken od. dgl. erhalten. Durch diese Formgebung
wird die gewünschte große Oberfläche derMischung erreicht; gleichzeitig wird eine
vorteilhafte Schichtung und eine günstige Heizgasführung im Schachtofen ermöglicht.
Ehe die Preßlinge zusammen mit dem Brennmaterial in den Schachtofen eingefüllt werden,
müssen sie in einer Trockenvorrichtung, z. B. Bandtrockner, Kanaltrockner od: dgl"
vorgetrocknet werden, um sie vom plastischen in den festen Zustand überzuführen.
Diese Vortrocknung geschieht mit den aus dem Schachtöfen abziehenden Heizgasen.
Der Trockner wird bei dieser Maßnahme ein dem Schachtofen vorgeschalteter Ofenteil.
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Durch die beiden vorbeschriebenen Verfahrensstufen wird die Verweilzeit
des Schlammes im Trockner und im Brennofen @verkizrzt und gleichzeitig der Wärmeaufwand
zur Rückgewinnung des Ätzkalkes aus denn Kaustizierschlamm verringert.
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Die Zeichnung zeigt eine beispielsweise Kaüstizierschlamm-Trocken
und -Brennanlage gemäß der Erfindung in einer schematischen Darstellung.
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Auf dem Filter i wird der Schlamm mechanisch vorentwässert und gelangt
von da in die Presse 2. In der Presse 2 wird dem -Schlamm aus dem Vorratsbehälter
3 die entsprechend bemessene Menge leicht brennbares Material, z. B. Koksgrus, beigemischt
und anschließend zu- Preßlingen bzw. Briketts geformt. Von der Presse 2, werden
die Preßlinge auf das Band 4 des Trockners 5 gegeben. Gleichzeitig werden aus dem
Schachtofen 6 die abgehenden Heizgase durch die Leitung 7 in den Trockner 5 eingeleitet.
Die Heizgase durchströmen in verschiedenen Zonen die Preßlinge auf dem Band 4, durchströmen
anschließend den Abscheider 8; werden mittels des Ventilators g angesaugt und ins
Freie ausgestoßen: Nachdem die Preßlinge den Trockner 5 auf dem Band 4 durchlaufen
haben, fallen sie in die Schurre io und werden durch den Elevator i i in den Zuteilvorratsbehälter
12 gegefördert. Von dem Zuteiler 13 werden die vorgetrockneten Preßlinge zusammen
mit dem Brennstoff aus dem Behälter 14 und dem gebrochenen Kalkstein aus dem Behälter
15 mit dem Transportband 16 und dem Elevator 17 in den Schachtofen 6 eingefüllt.
In dem Schachtofen 6 erfolgt dann das Erhitzen und Brennen der Preßlinge zu Ätzkalk.