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Dachziegel Wenn zwei schräg geneigte Dachflächen einander durchdringen
bzw. aneinanderstoßen, so entsteht eine Verfallung in Form einer Kehle oder eines
Grates. Die Verfallung begrenzt hierbei jede der Dachflächen unter einem bestimmten
Winkel gegenüber der Trauflinie. Nach dieser Verfallungslinie müssen die auf dem
Dach verlegten Ziegel, welche eine rechteckige Form besitzen, geschrotet werden,
damit die Kehle oder der Grat durch passende Ziegel abgedeckt werden können.
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Der Winkel, den die Verfallung gegenüber der Trauflinie bildet, richtet
sich sowohl nach dem Winkel, welchen die Trauflinien der beiden einander durchdringenden
Dachflächen miteinander bilden, als auch nach der Neigung der Dachflächen gegenüber
der Horizontalen. Beschränkt man sich auf den im Baugewerbe am häufigsten vorkommenden
Fall, daß nämlich die Trauflinien der beiden Dachflächen sich unter 9o° kreuzen,
so hängt der Verfallungswinkel lediglich von dem Neigungswinkel der Dachhaut ab.
Der Verfallungswinkel ist derjenige Winkel, unter welchem die Außenkanten der Dachziegel
abgeschrotet werden müssen.
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Die Dachneigung wird bisher aus ästhetischen oder raumgestaltenden
Gesichtspunkten heraus gewählt, und es bleibt dem Dachdecker überlassen, die zu
verlegenden Ziegel entsprechend abzuarbeiten. Dieses Abarbeiten auf dem Dache erfordert
erheblichen
Arbeitsaufwand, und zwar Arbeitsaufwand geschulter
und infolgedessen teurer Arbeitskräfte, verzögert die Dachdeckerarbeit, ergibt bei
der Art des Dachziegels (gebrannter Ton) ziemlich viel Ausschuß infolge unvorschriftsmäßigen
Brechens der Ziegel und macht außerdem eine besondere Abdichtung der Verfallung
notwendig, da die Dachhaut selbst bei sorgfältigster Ausführung der Schrotung der
Ziegel eine durchlässige Fuge in Linie der Verfallung besitzt.
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Sonderprofile zur Begrenzung der Dachflächen in der Verfallung zu
schaffen, ist bei der bisherigen Wahl der Dachneigung praktisch unmöglich, weil
hierdurch derartig viele Sonderprofile entstehen würden, daß kein Dachziegelwerk
diese Sonderprofile anfertigen und vorrätig halten könnte.
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Um nun für diese Schwierigkeit eine Lösung zu bringen, welche einerseits
.dem Architekten hinreichende Planungsfreiheit sichert, andererseits den Ziegelfabrikanten
nur eine erträglich geringe Anzahl von Ziegelsonderformen herzustellen zwingt, geht
der Vorschlag gemäß der vorliegenden Erfindung im Gegensatz zu den bisher üblichen
dahin, den Verfallungswinkel und damit die Dachneigung in Beziehung züi dem Ziegelformat
zu setzen.
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Bei Falzziegeln ist es z. B. üblich, 15 Stück auf 1 m2 Dachfläche
zu rechnen und das Ziegelformat so zu wählen, daß sich für die Deckfläche jedes
Ziegels (Sichtfläche) ein Rechteck mit dem Seitenverhältnis 5 : 3 ergibt.
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Zeichnet man, wie aus Fig.1 ersichtlich, eine Dachhaut aus Ziegeln
mit dem Seitenverhältnis der Deckfläche 5 : 3 und legt von dem Punkt i eine Diagonale
von rechts oben nach links unten durch den Ziegel der Reihe d, so sieht man, daß
der Ziegelschnitt der Reihe a sich in der Reihe c wiederholt, ferner in der Reihe
e, in der Reihe g usw., d. h. in jeder zweiten Reihe. In der Reihe b trifft die
Linie i-i nicht mehr die Ecke eines Ziegels, sondern die Oberkante des Ziegels in
der iMitte und seine linke Seitenkante ebenfalls in der Mitte, die rechte Seitenkante
des links daneben liegenden Ziegel wiederum in der Mitte und die Unterkante des
gleichen Ziegels ebenfalls in der 'Mitte. Der gleiche Ziegelschnitt wie in Reifte
b wiederholt sich in den Reihen d, j, lt usw. Stellt man nun einen
Ziegel her, welcher, wie aus dem schraffierten Ziegel in Reihe b ersichtlich, durch
die vier Eckpunkte A, B, %, D begrenzt ist, so sieht man, daß man den gleichen Ziegel
auch in der Reihe darunter zur Begrenzung der Dachflächen benutzen kann, der dann
durch die Eckpunkte D, E, F, G begrenzt ist und der Deutlichkeit halber ebenso
schraffiert ist wie der Ziegel in der Reihe b. Man braucht dann nur noch den durch
die Eckpunkte E, F, H, J dargestellten handelsüblichen halben Ziegel hinzuzufügen
und erhält dann sowohl in der Reihe b als auch in der Reihe c den verbandgerechten
Anschluß der Nachbarziegel K bzw. L. Bei einer derartigen Verfallungsführung kommt
man also mit einem einzigen Sondermodell aus, denn die in jeder zweiten Reihe notwendig
werdenden Halbziegel sind sowieso fabrikationsübliche Normalmodelle. Aus dem Verfallungswinkel
ß läßt sich, wie in Fig. 2 dargestellt, der Dachneigungswinkel a leicht errechnen,
indem c t,- ß = cos a ist. Bei dem zugrunde gelegten Seitenverhältnis der Deckfläche
mit 5:3 ergibt sich der Dachneigungswinkel a = 5316'.
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Führt man, wie in Fig. i mit der am weitesten rechts gelegenen Linie
angedeutet, den Schnitt 5-5 so, daß die Verfallungslinie die Diagonale eines Rechteckes
ist, dessen Höhe gleich der Höhe der Deckfläche des Ziegels und dessen Breite gleich
dem i,5fachen der Breite der Deckfläche eines Ziegels ist, so ergeben sich in allen
Ziegelreihen jeweils immer gleichmäßig wiederkehrende Schnittverhältnisse, d. h.
ein einziges Ziegelmodell, welches dem Viereck ilT, N, O, P entspricht, genügt
sogar ohne Hinzufügung halber Ziegel zur seitlichen Abgrenzung des Daches; denn
auch der Ziegel in der Reihe c mit den Eckpunkten P, Q, R, S ist wieder genau der
gleiche wie in der Reihe b usw. Der zu diesem Verfallungswinkel gehörige Dachneigungswinkel
ist a = 25° 50'.
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Die Linienzüge 2-2, 3-3 und 4-4 zeigen weitere Möglichkeiten der Schnittlinienführung,
wobei die entsprechenden Dachneigungswinkel 47° 30' bzw. 41° 3o' bzw. 34°
30' betragen. Bei der Schnittführung der Linie 3-3 wiederholt sich die Schnittlinie
in der Reihe a in der fünften Reihe (Reihe e), so daß man vier verschiedene Sonderformate
brauchen würde. Wenn man jedoch in den Reihen a und b
den handelsüblichen
Halbziegel hinzufügt. so benötigt man nur zwei Sonderformate, nämlich die Ziegel
T und U, deren untere Kantenlänge das 1,75fache bzw. das i,5fache
der Breite der Deckfläche des Ziegels ist, wiihrend die obere Kantenlänge das o,5fache
bzw. o,25fache der Breite der Deckflüche beträgt. In den Reihen c und d benötigt
man keine Halbziegel.
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Die Schnittführungen i-i bis 5-5 unterscheiden sich voneinander dadurch,
daß die Schnittlinien Diagonalen von Rechtecken sind, deren Höhe gleich der Höhe.
der Deckfläche des Ziegels ist und deren Breite die Breite der Deckfläche zuzüglich
einem n-fachen des achten Teiles der Breite der Deckfläche eines Dachziegels ist,
wobei der Wert von n ganzzahlig von o bis .I wählbar ist. Über braucht man nicht
zu gelten, weil man Halbziegel einfügen kann. .Diese Wahl ergibt besondere einfache
Verhältnisse, d. h. eine sehr geringe Anzahl von Sondermodellen, und ermöglicht
die Wahl von fünf verschiedenen Dachneigungen, welche einen hinreichend großen Spielraum
für die Planung -des Architekten nach ästhetischen und Raumgesichtspunkten lassen.
Es kann aber statt des Vielfachen von i/. auch jeder andere ganzzahlige Teiler der
Breite der Deckfläche zugrunde gelegt werden.
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Von der Grundlage der vorstehend entwickelten Gedankengänge läßt sich
nun auch ein weitere Problem lösen, nämlich die wirtschaftliche Herstellung von
Kehl- oder Gratziegeln, dadurch, daß zwei der vorstehend beschriebenen Dachziegel
zu
einem einzigen Stück vereinigt «-erden, und zwar so, daß ihre
äußeren Begrenzungslinien in der Verfallung aneinanderstoßen und sämtliche durch
sie gelegten Horizontalschnitte rechtwinklig zueinander liegen. Auf diese Weise
ist es möglich, Kehlen und Grate sauber und völlig dicht mit dem gleichen Material
abzudecken, wie es in der anstoßenden Dachfläche verwendet wird, ohne daß artfremde
Stoffe (:Metalle, Dichtungsstoffe od. dgl.) verwendet zu werden brauchen.
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Die :11>sclilußziegel gemäß der Erfindung tragen, wenn die Dacheindeckung
aus Falzziegeln besteht, die den auf der Dachhaut verwendeten Falzziegeln entsprechenden
Rippen und Falze. Selbstverständlich können auch sinnentsprechend gleiche Abschlußziegel
zur Eindeckung mit glatten Ziegeln verwendet werden, wobei dann auch bei den Abschlußziegeln
Falze u. dgl. entbehrlich sind.
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In entsprechender Weise lassen sich Abschlußziegel für solche Dachflächen
entwickeln, welche mit in Reihe verlegten Ziegeln abgedeckt sind.