-
Kunststoffmischung Es wurde gefunden, daB wertvolle Kunststoffe, die
sich durch vorzügliche mechanische Eigenschaften auszeichnen, durch Vermischen von
mindestens 5010 freie Carboxylgruppen aufweisenden Polymerisaten oder Mischpolymerisaten
von polymerisierbaren Äthylenderivaten mit Polymethyl-, Polyäthyl- oder Polypropylvinyläther
hergestellt werden können.
-
Es wurde bereits vorgeschlagen, Mischungen von Isobutylvinyläther
mit Polymerisationsprodukten verschiedener Art herzustellen. Da Isobutylvinyl= äther
eine allgemeine Verträglichkeit mit Polymerisaten und Mischpolymerisaten von Äthylenderivaten
nicht besitzt, konnte aus dem bekannten Verfahren nicht entnommen werden, daß sich
Polymethyl-, Polyäthyl- oder Polypropylvinyläther mit carboxylgruppenhaltigen Polymerisaten
oder Mischpolymerisaten von Äthylenderivaten unter der Voraussetzung einwandfrei
mischen lassen, daß das mit Poly vinyläther zu mischende Polymerisat mindestens
5 °/o freie Carboxylgruppen aufweist.
-
Aus Mischungen der genannten Art hergestellte Gebilde besitzen bemerkenswert
hohe Zugfestigkeit und Geschmeidigkeit, insbesondere auch Haftfestigkeit auf Glas,
Metall, Holz, Leder, Kunstleder usw., während die einzelnen Komponenten für sich
allein verwendet einerseits sehr spröde und hart; andererseits ohne jede mechanische
Festigkeit und
klebrig bis zähflüssig sind. So .sind die Polyvinyläther,
z. B. der polymere Methyl- und Äthyläther, für viele Zwecke nicht allein verwendbar,
weil sich aus ihnen nicht elastische nervige Filme, sondern nur klebrige Schichten
herstellen lassen. Durch die Zumischung von oder zu den erfindungsgemäß zu verwendenden
Polymerisaten oder Mischpolymerisaten entstehen hochwertige Kunststoffe, die vielen
Anwendungsgebieten zugänglich sind. Als erfindungsgemäß zu verwendende Polymerisate
haben sich solche Polymerisate und Mischpolymerisate erwiesen, die mindestens 5"/o
freie Carboxylgruppen enthalten. Es sind dies vor allem Polyacrylsäure und Polymethacrylsäure,
Mischpolymerisate dieser Säuren mit anderen polymerisierbaren Verbindungen, insbesondere
mit Acryl- und NIethacrylsäureestern, mit Vinylacetat, Styrol usw., \laleinsäure
enthaltende Mischpolymerisate, außerdem teilweise neutralisierte, insbesondere mit
Alkali, Ammoniak und organischen Basen neutralisierte carboxylgruppenhaltige Polymerisate
der genannten Art, die aber nicht vollständig neutralisiert sein dürfen, sondern
noch mindestens 5 % freie, nicht neutralisierte Carboxylgruppen enthalten müssen.
-
Besonders geeignet für die Herstellung der erfindungsgemäßen Kunststoffe
sind solche carboxylgruppenhaltigen Polymerisate, die in Wasser unlöslich, in Form
ihrer Alkalisalze dagegen mehr oder weniger wasserlöslich sind. Diese Polymerisate
lösen sich in Mischungen aus Wasser und Alkohol bzw. Alkohol allein im allgemeinen
leicht, sie liefern Filme, die gute Wasserfestigkeit aufweisen, die aber außerordentlich
spröde sind. Bei teilweiser Neutralisation der Polymerisate nimmt die Sprödigkeit
der Filme ab, gleichzeitig sinkt aber auch die Wasserfestigkeit. Eine teilweise
Neutralisation hat aber den Vorteil, daß sieh sehr leicht hochglänzende, völlig
klar durchsichtige Filme aus wasserhaltigen Lösungen ergeben. Infolge ihrer leichten
Löslichkeit in billigen Lösungsmitteln und infolge der Abstufbarkeit der Widerstandsfähigkeit
gegen Wasser durch teilweise Neutralisation würden die genannten Polymerisate ein
vielseitiges Anwendungsgebiet besitzen, wenn nicht häufig die außerordentliche Sprödigkeit
störte.
-
Durch Vermischen der erfindungsgemäß zu verwendenden Stoffgruppen
untereinander lassen sich die beiderseitigen ungünstigen Eigenschaften in überraschender
Weise beseitigen, die vorhandenen günstigen Eigenschaften dagegen in nicht zu erwartender
Weise weiterentwickeln.
-
Die Herstellung der Mischungen kann auf beliebige Weise geschehen.
In vielen Fällen ist es zweckmäßig, von Lösungen der Mischungsbestandteile auszugehen,
die sich leicht miteinander vereinigen lassen.
-
Die beiden Komponenten, d. h. einerseits die angegebenen Polymerisate
und andererseits die Polyvinvläther lassen sich in den verschiedensten Mischungsverhältnissen
kombinieren, wobei es von den Anforderungen an die Eigenschaften des sich ergebenden
Kunststoffes abhängt, ob mengenmäßig das Mischpolymerisat oder der Polyvinyläther
überwiegen muß. Außerdem hängt die Verwendbarkeit des einen oder anderen Polyvinyläthers
auch von der Art der angewandten Lösungsmittel ab. So kann man z. B. die rein wäßrigen
und wäßrigalkoholischen Lösungen mit Polyvinylmethyläther, die rein alkoholischen
mit diesen sowie den wasserunlöslichen Äthern, z. B. Polyvinyläthyläther, kombinieren.
In vielen Fällen ist es vorteilhaft, die gewünschte Kombination durch Polymerisation
einer Lösung von beispielsweise Polyvinyläther in den erfindungsgemäß zu verwendenden
acryl- oder methacrylsäurehaltigett Mischungen derMonomeren herzustellen. Die Polymerisation
dieser Monomeren kann in Blockform, in Lösung oder in wäßriger Emulsion oder Dispersion
durchgeführt werden.
-
Die neuen Kunststoffe können erfolgreich eingesetzt werden z. B. für
die Herstellung von Filmen, Folien, ferner für die Herstellung von Schuhausputz-
und Lederzurichtmitteln, als Klebstoffe und als Lacke insbesondere für die holzverarbeitende
Industrie, als Gewebeappretur und -imprägnierung, als Schellackersatz, für verschiedenartige
Anwendungsgebiete, z. B. für Hutsteifen, als Haarlack, für zahlreiche andere kosmetische
Präparate, für die Herstellung von Mehrschichtglas. von Klarscheiben, z. B. für
Gasmaskengläser, und für die verschiedenartigsten Werkstoffe.
-
Beishie1c
1. Klebstoff für Kartonagezwecke: |
15,oo Teile Polvvinyltnethyläther, |
1,25 - einesMischpolymerisatesaus7o°/o |
Methacrylsäure und 30% Met.h- |
acrylsäureisolluthylester, |
o,lo - Ätznatron, |
83,50 - Wasser. |
2. Sprit-Schuhausputzmittel: |
loo Teile einer loprozentigen Lösung eines |
zu 2,5()/o mit Ammoniak neutra- |
lisierten Mischpolymerisates aus |
6o % NIethacry lsäure und 400/0 |
Methacrylsäuremethylester in |
halb Wasser, halb Alkohol, |
200 - einer loprozentigen. alkoholi- |
schen Lösung von Polyvin_vl- |
methyläther, |
15o bis 300 - Wasser. |
3. Wasser-Schuhausputzmittel: |
loo Teile einer loprozentigen Lösung eines |
zu 70/0 mit Ammoniak neutra- |
lisierten Mischpolymerisates aus |
70% Methacrylsäure und 300/0 |
Methacrylsäuremethylester in |
halb Wasser, halb Alkohol, |
1 oo - einer 1 opro;zentigen Lösung von |
Polyvinylmethyläther in Alkohol, |
loo bis 200 - Wasser, |
1 - eines blauschwarzen sauren Ani- |
linfarbstoffes. |
4. Haarfestlegemittel: |
ioo Teile einer ioprozentigen Lösung eines |
zu 2,5 % mit Ammoniak neutra- |
lisierten Mischpolymerisates aus |
6o % Methacrylsäure und 40 % |
Methacrylsäureäthylester in halb |
Wasser, halb Alkohol, |
20 - einer ioprozentigen Lösung von |
Polyvinylmethyläther in Alkohol, |
200 his 400 - Alkohol. |
5. Bodenfarbe für Buna-Regenerat-Sohlen: |
ioo Teile einer ioprozentigen Lösung eines |
zu 2,5 % mit Ammoniak neutra- |
lisierten Mischpolymerisates aus |
6o % Methacrylsäure und 40 0/0 |
Methacrylsäuremethylester in |
halb Wasser, halb Alkohol, |
70 - Alkohol, |
75 - Polyvinylmethyläther in Alkohol, |
10 - braune Pigmentfarbe. |
6. Ein Lack aus |
io Gewichtsprozent eines in Blockform hergestellten |
Mischpolymerisates aus 80 bis |
go Gewichtsprozent Methacryl- |
säuremethylester und 20 bis 10 |
Gewichtsprozent Methacryl- |
säure, |
12 - Polyvinyläthyläther, |
50 - Alkohol, |
20 - Toluol, |
8 - Äthylenglykolmethyläther |
ergibt auf Holz gut haftende und kratzfeste Überzüge, so <laß diese Kombination
als Mattierung oder Politurlack Verwendung finden kann. Sie läßt sich nach hinreichender
Verdünnung mit einem weitgehend aus Alkohol bestehenden Lösungsmittel ebenfalls
mit Hilfe eines Ballens und Vaselinöls oder eines anderen Gleitmittels politurartig
auftragen.
7. 21,4Gewichtsprozenteines Mischpolymerisates |
aus 65 Gewichtsprozent |
Methacrylsäurebuthyl- |
ester und 35 Gewichts- |
prozent Acrylsäure, her- |
gestellt in |
32,1 - Äthylenglykolmonome- |
thyläther werden mit |
25,5 - einer Polyvinyläthyläther- |
lösung, 33,3 prozentig in |
Alkohol, |
18,0 - Toluol, |
3,0 - Cyclohexanon |
vermischt. Der Lack trocknet zu hochgeschmeidigen Filmen auf, so daß er auf .biegsamen
Unterlagen, wie Geweben, Leder oder Gummi, Verwendung finden kann. Diese erfindungsgemäßen
Bindemittel können an sich bekannte Zusätze, wie Weichmacher, z. B. Isobutyl-, Tributyl-
oder Hexylphosphat usw., verträgliche Harze, Cellulosederivate sowie inerte Pigmente
und Verschnittmittel erhalten.