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Spirochaetocid für Transfusionsblut Die vorliegende 1?rfindung bezieht
sich auf Trockenpräparate, die, dem Transfusionsblut zugesetzt, dieses sofort von
etwa vorhandenen Spirochaeten, den Erregern zahlreicher Krankheiten, wie Lues (Syphilis),
Rückfallfieber und Framhoesie, befreien und gleichzeitig bluterhaltende und gerinnungshindernde
Stoffe enthalten, ferner erforderlichenfalls bakteriostatische Eigenschaften aufweisen.
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Derartige Präparate waren bisher nicht bekannt. Es war infolgedessen
nicht möglich, der Klinik oder dem praktischen Arzt ein Mittel in die Hand zugeben,
das in technisch denkbar einfacher Weise bei einer Transfusion frischen Blutes von
einem Blutspender auf den Patienten oder auch bei der KonservierungvonBlut für eine
spätereTransfusion (Blutkonserve) die 1vtöglichkeit bietet, ein bezüglich Spirochaetenfreiheit,
Freiheit von pathogenen Keimen, Verträglichkeit, Sicherheit -vor Gerinnungserscheinungen
des Blutserums und Erhaltung der Blutkörperchen völlig einwandfreies Transfusionsblut
vorzubereiten.
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Der Bedarf der Praxis nach einem solchen Präparat geht aus folgenden
Tatsachen hervor: Bis zu G Wochen nach einer Luesinfektion ist der objektiv e achweis
einer solchen bei einem Blutspender nicht sicher zu führen. Durch den starken Anstieg
der Syphilis und die vermehrte Anwendung von Bluttransfusionen an sich ist daher
die Gefahr einer Übertragung einer Syphilis bei einer Bluttransfusion wesentlich
angestiegen. In gewissen Ländern gelten ähnliche Verhältnisse auch bei anderen Spirochaetenerkrankungen
(Rückfallfieber, Framboesie). Syphilisspirochaeten bleiben in der bisher gebräuchlichen
Blutkonserve mehrere Tage virulent, und es ist ferner bekannt, daB z. B. Rückfallfieberspirochaeten
sich in Blutgemischen mit Nährlösung sogar wochenlang virulent erhalten lassen.
Aus
diesen Gründen ist die Schaffung einer Substanz berechtigt, mit der man in wenigen
Minuten Spirochaeten in den zur Transfusion verwendeten Blutformen mit Sicherheit
abtöten kann. Eine solche Substanz hat folgende Aufgaben zu erfüllen: Sie soll i.
Spirochaeten sofort abtöten, 2. die Blutgerinnung vermeiden, 3. das Bakterienwachstum
verhindern, .4. die Blutkörperchen konservieren, 5. in einem Arbeitsgang anwendbar
sein.
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Die Forderungen unter 3. und .4. gelten vorwiegend für die Blutkonserve,
die über einen längeren Zeitraum unverändert aufbewahrt werden soll. Es ist bekannt,
daß 3 Amino-4-oxybenzolarsenoxyd in vitro stärkste spirochaetocide Eigenschaften
besitzt. Es hat bis zu einem gewissen Grade auch hohe bakteriostatische Eigenschaften
gegen zahlreiche pathogene Keime. Zur Vermeidung der Blutgerinnung wird bereits
in der Regel Natriumcitrat verwendet. Als Nährsubstanz für die Blutkörperchen hat
sich Traubenzucker bewährt. Zur Erhöhung des bakteriostatischen Wirkungsspektrums
kann z. B. ein Antiseptikum der Akridinreihe, nämlich 2-Äthoxy-6, 9,diaminoacridinlactat,
verwendet werden.
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Da sichRückfallfieberspirochaeten in bluthaltigen Medien am längsten
virulent erhalten, wurden entsprechende Laboratoriumsuntersuchungen mit ihnen vorgenommen,
die ergeben haben, daß man mit einem Trockenpräparat aus 3.Amino-4-oxybenzol-i-arsenoxyd
von etwa i : ioo ooo als Endverdünnung bei gleichzeitigem Zusatz eines bekannten
gerinnungshefnmenden 'Mittels und Nährsubstanz (Traubenzucker) in spätestens 5 'Minuten
zu einer vollständigen Abtötungdieser Spirochaeten gelangt. Der Beweis hierfür wurde
durch Verimpfung solcher Blutgemische an weiße Mäuse geführt, bei denen während
bis zu 3 Wochen langer Beobachtung keine Rückfallfieberspirochaeten im Blut auftraten
und die sich mit dem Ausgangsstamm nach diesem Zeitpunkt noch eindeutig infizieren
ließen, während in dem Blut von Kontrollmäusen, die spirochaetenhaltiges Blut ohne
3-Amino-4-oxybenzol-i-arsenoxyd erhalten hatten, schon nach 24 bis 48 Stunden Spirochaeten
nachweisbar sind. Je nachdem ob natives Blut oder eine Blutkonserve spirochaetenfrei
gemacht werden soll, können Zusammensetzungen folgender Beispiele verwendet werden:
Beispiel i Zur Herstellung einer Blutkonserve eignet sich ein Trockenpräparat (in
Ampullen steril eingeschlossen) folgender Zusammensetzung:
a) Wasserfreies Natrium@citrat . . 287,25 mg |
2-Äthoxy-6, 9-diaminoacridin- |
lactat . . . . . . . . . 5,00 mg |
3-Amino-4-oxybenzoldichlorarsen- |
chlorhydrat und 3 Äquivalente |
Soda . . . . . . . . . 7,75 mg |
Traubenzucker . . . . . . 4 ooo,oo mg |
4 300,0o mg |
Die Menge von 7,75 mg 3-Amino-4-oxybenzoldichlorarsenchlorhydrat und 3 Äquivalente
Soda entspricht 3,5 mg 3-Amino-4-oxybenzol-i-arsenoxyd. Der Inhalt dieser Trockenampullen
wird in ioo ccm sterilen Wassers gelöst und die nunmehr entstandene Konservierungsflüssigkeit
mit ioo ccm Blut vermischt, so daß in der Blutkonserve eine Arsenoxvdendverdünnung
von i :
50000 entsteht.
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b) Zum gleichen Ziele kommt man, wenn man eine Trockenampulle aus
den angegebenen Mengen von Natriumcitrat, 2-Äthoxy-6, 9-diaminoacridinlactat und
3-Amino-4-oxybenzoldiclilorarsenchlorhydrat und 3 Äquivalente Soda ohne Traubenzucker
herstellt und den Ampulleninhalt in ioo ccm einer sterilen 4@/oigen Traubenzuckerlösung
auflöst, die dann mit der gleichen Blutmenge versetzt wird. Beispiel e Für die Frischbluttransfusion
erübrigt sich die Zugabe der Acridinverbindung und des Traubenzuckers, dagegen ist
ein erhöhter Citratzusatz notwendig. Die hierfür vorgesehene Trockenampulle besteht
aus:
Wasserfreies Natriumcitrat . . . 592.25 mg |
3-Amino-4-oxy benzol dichlorarsen- |
chlorhydrat und 3 Äquivalente Soda 7,75 mg |
6oo,0o mg |
Die angegebenen 7-75 mg entsprechen 3,5 mg 3-Amino-4-oxybenzol-i-arsenoxvd. Der
Inhalt der Ampulle wird in ro ccm destillierten Wassers oder physiologischer Kochsalzlösung
gelöst und mit etwa igo ccm Frischblut versetzt. Dadurch entsteht wieder eine Arsenoxy,dendverdünnung
von i : 5oooo, die nach dem oben gesagten- zur A'btötung der im Blut etwa vorliand@enen
Spirochaeten völlig ausreicht.
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Wie eingehendeToxizitätsuntersuchungengezeigt haben, werden pro Kilogramm
z. B. Kaninchen 1o mg 3-Amino-4-oxy-benzolarsenoxyd bei intravenöser Injektion ohne
Schaden vertragen. Bei einer Endverdünnung dieses Arsenoxyds von i : 5oooo ist diese
io-,mg-Dosis in 5oo ccm Blut bzw. Blutkonserve enthalten. Sie könnte theoretisch
ohne Schaden einem Blutempfänger pro Kilogramm seines Körpergewichtes gegeben werden,
eine Arsenoxydmenge, die auch bei Säuglingen praktisch niemals erreicht wird. '
Da das verwendete Arsenoxyd selbst bakteriostatisch wirkt, ist der Zusatz von z.
B. des oben genannten Acridiniactats als weiteres Antisepticum nicht unbedingt notwendig.
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Obwohl Arsenikalien vom Typ der Arsenobenzole ebenfalls Spirochaeten
in vitro in relativ niedrigen Konzentrationen abtöten, kommt ihre Verwendung als
Abtötungsmittel für Blutkonserven nicht in Frage, da sie beim Stehen in wäßriger
Lösung sich rasch unter Bildung toxischer Substanzen zersetzen, während das verwendete
Arsenoxyd in wäßriger Lösung beständig ist und bei einer eventuell eintretenden
Oxydation nur ungiftiger werden kann.
Die Schaffung von Trockenampullen
zur Abtötung von Spirochaeten hat den technischen Vorteil, daß die Abfüllung kleinster
Ars; noxydmengen dadurch vermieden wird, daß eine vorherige Vermischung mit den
gleichfalls notwendigen Begleitstoffen erfolgt.
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Statt der Mischung aus 3-Amino-4-oxybenzoldichlorarsenchlorhydrat
und 2 Äquivalenten Soda kann auch die äquivalente Menge jeder anderen Verbindung
Verwendung finden, aus der bei der Lösung 3-Amino-4-oxybenzolarsenoxd entsteht (v,gl.
amerikanische Patentschrift 2 222' 384).