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Gerät zur ersten Versorgung von Brüchen l)as Ziel der Erfindung ist
die Schaffung eines Gerätes zur ersten Versorgung von Brüchen der unteren Gliedmaßen,
mittels dessen die betroffenen Personen, ehe sie eine eingehende ärztliche Behandlung
in einem Krankenhaus, gegebenenfalls durch einen operativen Eingriff erfahren, insbesondere
während des Transportes von der Unfallstelle zum Behandlungsort vor gesundheitlichen
Schädigungen durch Teile der beim Bruch zerstörten Knochen bewahrt und ihnen unnötige
Schmerzen erspart werden. Hierfür wird in erster Linie für erforderlich gehalten,
der Verkürzung der Gliedmaßen entgegenzuwirken, die infolge Zerstörung der Knochen
durch den Zug der Muskeln eintritt, indem die Gliedmaßen, innerhalb deren die Brüche
liegen, einer sogeiiannten Extension, d. h. einer Streckung auf die anormale länge
des betreffenden Gliedes unterworfen werden. Ferner ist es bei vielen Brüchen zur
Erleichterung des Zustandes der Patienten wünschenswert, diese nicht in ausgestreckter
Körperlage zu belassen, sondern sowohl die Knie- als auch die Hüftgelenke unter
einen kleineren Winkel als I80° zu stellen.
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Einrichtungen, welche die Erfüllung dieser beiden Forderungen, nämlich
eine Extension der mit dem Bruch behafteten Glieder und eine Winkelstellung der
Gelenke ermöglichen, sind bisher nicht bekanntgeworden. Bei der sogenannten Wachsmuthschiene
wird eine Extension dadurch angestrebt, daß eine Schale, die an dem einen Ende einer
teleskopartigen Stange sitzt, in die Achsel gelegt wird und eine am anderen Ende
der Stange befindliche Platte zum Aufschnallen des Fußes dient. Der Oberschenkel
wird im Schritt durch ein federndes Band erfaßt
und die Länge der
Stange so festgelegt, wie es mit Rücksicht auf die gewünschte Streckung und bei
den Körpermaßen des Patienten erforderlich erscheint.
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Das federnde Band bietet jedoch kein genügendes Widerlager, so daß
die Extension unvollkommen ist und eine Winkelstellung der Knie- und Hüftgelenke
unmöglich macht. Bei der sogenannten Thomasschiene wird der Fußrücken federnd mit
einem Widerlager verbunden. Die Federkraft reicht in diesem Falle nicht aus, die
Muskelkraft bei stärkeren Personen zu überwinden, insbesondere dann, wenn es sich
um Oberschenkelbrüche handelt; eine Beugung des Kniegelenks ist auch hier nicht
vorgesehen.
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Die Extension der gebrochenen Glieder ist deswegen von besonderer
Bedeutung, weil sie geeignet ist, Durchspießungen der Haut durch Heraustreten der
Knochenteile und die Umwandlung eines geschlossenen Bruchs in einen offenen Bruch
mit allen damit verbundenen Heilstörungen zu vermeiden.
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Dies ist besonders wichtig, um Fettembolien auszuschließen, die durch
Heraustreten des Knochenmarks hervorgerufen werden. Die bisher bekannten Geräte,
im allgemeinen als Schienen bezeichnet, werden in der Regel so angebracht, daß die
Haut nicht ohne Lösen der Schienen freigelegt werden kann, um eine Wundbehandlung
durchzuführen.
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Durch Abnehmen der Schiene wird aber die Extensionswirkung unterbrochen.
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Gemäß der Erfindung wird bei einem Gerät zur ersten Versorgung von
Brüchen der unteren Gliedmaßen eine Streckung (Extension) der gebrochenen Gliedmaßen
ermöglicht, indem zur Stützung von Wirbelsäule, Oberschenkel und Unterschenkel,
gegebenenfalls auch des Kopfes, gelenkig miteinander verbundene und unter verschiedenen
Winkeln gegeneinander feststellbare Schienen vorgesehen sind. Die Länge der einzelnen
Schienen ist zur Anpassung an die betreffende Körpertype veränderlich. Die Schienen
liegen vorzugsweise beiderseits des Körpers des Patienten, und die beiderseits der
Unterschenkel, der Oberschenkel und des Leibes liegenden Schienen sind durch eine
Bespannung miteinander verbunden, auf der die Körperlast ruht. Es sind Einrichtungen
zum Anschnallen der einzelnen Gliedmaßen vorgesehen, ferner ist eine Stütze zum
Aufsetzen der Fußsohle vorhanden, an der der gegebenenfalls beschuhte Fuß festgeschnallt
werden kann.
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Die Wirkungsweise des Gerätes beruht darauf, daß sowohl die Unterschenkel
als auch die Oberschenkel auf ihrer Innenseite in der Nähe des Kniegelenks, vorzugsweise
an der erwähnten Bespannung, fest anliegen, daß das Hüftgelenk in einer durch den
Knickpunkt der Schienen gebildeten Vertiefung ruht und der Fuß an der Fußplatte
angeschnallt ist. Die Extension des Unterschenkels erfolgt durch das Anliegen der
Innenseite des Oberschenkels in der Nähe des Knies einerseits und durch die Fußplatte,
an der der Fuß angeschnallt ist, andererseits. Die Extension des Oberschenkels erfolgt
dadurch, daß die Innenseite des Unterschenkels in der Nähe des Knies an der Bespannung
anliegt und bei gekrümmten Knien das Körpergewicht von der anderen Seite auf den
Oberschenkel eine Zugkraft ausübt. Dadurch, daß der verletzte und der unverletzte
Schenkel nebeneinanderliegen, ergibt sich leicht das richtige Maß der Extension.
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Die Gelenke können natürlich ein Aufeinanderklappen der drei Schienenteile
gestatten, so daß das Gerät leicht zusammenlegbar und transportabel ist.
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Nähere Einzelheiten der Erfindung sind dargestellt auf der Zeichnung,
in der eine Ausführungsform des neuen Gerätes dargestellt ist, und zwar in Abb.
I in einer Seitenansicht, in Abb. 2 in einer Draufsicht.
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Zur Stützung der Wirbelsäule dient ein Rahmen, welcher aus den Seitenschienen
I und den verschiedenen Querholmen 2, 3 und 4 besteht. Die mit den Holmen 4 verbundenen
seitlichen Schienen 5 können aus der Schiene I herausgezogen werden; durch Festziehen
der Schrauben 6 wird die gewünschte Länge festgelegt. Zwischen den Schienen I ist
eine Bespannung 7, weiter oberhalb eine Bespannung 19 vorgesehen. Zur Stützung der
Oberschenkel dienen die in die Schienen 8 eintretenden Zahnstangen 9, wobei die
gegenseitige Stellung dieser Teile durch die Sperrklinken 10 festgelegt werden kann.
Auch hier ist eine Bespannung 11 vorgesehen. Die Bespannungen werden im allgemeinen
durch seitliche Rundeisen gehalten. Die Rohrschienen I2 dienen zur Stützung der
Unterschenkel. In diesen stecken zur Verlängerung dienende Stücke I3, an deren Ende
sich die Fußplatte 14 befindet. Durch Schrauben I8 kann die Länge des unteren Stückes
festgelegt werden. Die Unterschenkel ruhen in muldenförmigen Auflagern 15, welche
durch Stoffunterlagen gebildet werden, die an den Seiten auf Metallbügel aufgespannt
sind.
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Den Kniegelenken entsprechen verstellbare und feststellbare Gelenke
I6, den Hüftgelenken entsprechen Gelenke I7. Am Holm 4 befindet sich eine Kopfstütze,
die durch die auf den Ring 20 gespannte Auflage 2I gebildet wird. An der Schiene
I sind Aufstellbügel 22, am Holm 4 Füße 23 angebracht, welche verhüten, daß die
Gelenke I7 unmittelbar auf den Boden gesetzt werden und der Gefahr der Verschmutzung
unterworfen sind.
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24 sind Handgriffe an den Schienen 1, 4 und I2 zum Tragen des Verunglückten.
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Die einzelnen Schienen werden so weit ausgezogen, wie es den Verhältnissen
des Patienten entspricht, und die Gelenke 16 und I7 in derjenigen Stellung festgelegt,
die dem Patienten die wenigsten Schmerzen bereitet. Mittels Riemen werden die Fußrücken,
die Unterschenkel und die Oberschenkel angeschnallt, weitere Riemen können unter
den Achselhöhlen des Verletzten angezogen werden. Die Längen der Schienen werden
so eingestellt, daß die Gliedmaßen mit Brüchen etwa die gleiche Länge haben wie
die gesunden Gliedmaßen.
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Der Verletzte kann mitsamt dem Gerät auf eine Tragbahre gestellt und
transportiert werden.
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Die seitliche Anordnto g der Schienen gibt die Möglichkeit, den Patienten
bekleidet oder unbekleidet daran zu befestigell, so daß die Wundlel0aitdlung ohiie
Entfernung des Gerätes durchgeführt werden kann. Auch eine Durchleuchtung der betroffenen
Gliedmaßen kann durchgeführt werden, ohne daß eine Beschattung des Röntgenbildes
durch Metallteile eintritt.
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Das neue Gerät ist auch bei Verletzungen und Erkrankungen des Bauchraumes
vorteilhaft verwendbar, weil durch die gekrümmte Haltung der Ober- und Unterschenkel
eine Entspannung der Bauchmuskelatur und damit im allgemeinen eine Schmerzlinderung
eintritt. Auch bei Wirbelbruchverletzungen kann das Gerät als Schiene und Stütze
dienen.
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Bei Verwendung des neuen Gerätes kann dafür Sorge getragen werden,
daß nicht nur das von dem Bruch betroffene Glied, sondern auch beide anscltließenden
Gelenke in völliger Ruhe während des Transportes verbleiben.
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PATENTANSPROCHE: 1. Gerät zur ersten Versorgung von Brüchen der unteren
Gliedmaßen, dadurch gekennzeichnet, daß es eine Streckung der mit einem Bruch behafteten
Gliedmaßen ermöglicht, indem zur Stützung von Wirbelsäule, Oberschenkel und Unterschenkel
gegebenenfalls auch des Kopfes gelenkig miteinander verbundene und unter beliebigen
Winkeln gegeneinander, feststellbare Schienen vorgesehen sind.