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Verfahren zur Verhütung des Aufziehens von anionaktiven, säurebeständigen
Seifenersatzstoffen aus sauren Bädern auf damit behandelte stickstoffhaltige Materialien,
wie Textilien, Pelzwerk, Häute, Leder, Haare, Federn u. dgl. Es ist bekannt, daß
der Wirkungswert von sauren Behandlungsbädern für stickstoffhaltige Materialien,
wie Textilien usw., welche anionaktive, säurebeständige Seifenersatzstoffe enthalten,
mit der Dauer der Behandlung abnimmt, was beispielsweise an einer Verringerung des
Schaumvermögens dieser Bäder zu erkennen ist. Nähere Untersuchungen haben gezeigt,
daß ein wesentlicher Teil der Anionseifen auf die damit behandelten Materialien
aufzieht, was zur Konzentrationsverminderungder Bäder und praktisch zum Verlust
dieser Substanzen führt.
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Es wurde nun gefunden, daß man das Aufziehen verhindern kann., wenn
man den Behandlungsbädern vor oder während der Behandlung der stickstoffhaltigen
Materialien solche oberflächenaktiven Verbindungen zusetzt, die in wäßrigen Lösungen
nicht elektrolytisch dissoziieren, und zwar in Mengen,
die denen
der Anionseifen untergeordnet sind und zweckmäßig 5 bis 6o % auf die Anionseifen
berechnet betragen. Bei Anwendung dieser Zusätze gelingt es, die vorerwähnten Nachteile
zu beseitigen. Der Wirkungswert der Behandlungsbäder bleibt unverändert erhalten,
ein Verlust an Anionseifen durch Aufziehen auf die stickstoftlialtigen Materialien
tritt nicht ein.
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Unter Anio:nseifen sind, wie bekannt, Stoffe zu verstehen, die in
wäßrigen Lösungen Anione bilden, welche Träger der oberflächenaktiven Wirkung sind.
Als Stoffe dieser Art sind beispielsweise wasserlösliche Salze höhermolekularer
Fettalkoholsulfonate oder höhermolekularer Alkylsulfonsäuren zu nennen, ferner wasserlösliche
Salze von Glycerin-oder Po@lyglycerinäther- oder -estersulfonaten, wasserlösliche
Salze des am Stickstoff durch hö:hermolekulare Fettsäurereste substituierten Taurins
bzw. N-Methyltaurins und anderer am Stickstoff substituierter Amino,alkylsulfonsäuren
sowie wasserlösliche, Salze von mit höhermolekularen Fettsäuren veresterter Isäthionsäure
und anderen veresterten Oxyalkylsulfonsäuren.
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In sauren Behandlungsbädern, welche diese Anionseifen enthalten, behandelt
man stickstoffhaltige Materialien, wie Textilien, Pelzwerk, Leder, Häute, Haare,
insbesondere auch lebende Haare, Federn u. dgl., also beispielsweise Wolle, Kunstwolle,
Naturseide, stickstoffhaltige Cellulosegebilde u. dgl. in Form von Flocken, Fädern,
Bändern, Strängen sowie Gespinsten, Geweben und Gewirken, ferner tierische Häute,
Leder, Felle, Pelze und deren Verarbeitungsprodukte. Die Anionseifen werden dabei
zur Schaumerzeugung, zum Emulgieren, Dispergieren, Benetzen, Peptisieren, Stabilisieren,
Egalisieren, Verteilen, Lösen u. dgl. bei Wasch-, Reinigungs-, Färbe-, Abziehprozessen
us.w. verwendet. Der Gehalt der Bäder an diesen: Mitteln, die diese Stoffe in einer
Konzentration von o,oi bis 2o1/& enthalten können, liegt praktisch in der Regel
zwischen o,o5 bis 3 °/o. Als Säuren enthalten die Bäder z. B. Essigsäure, Ameisensäure,
Milchsäure:, Schwefelsäure oder ferner auch saure Aluminiumsalze, Natriumbisulfat,
Weinstein usw.
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Erfindungsgemäß werden diesen Behandlungsbädern solche oberflächenaktiven
Stoffe zugesetzt, die in wäßrigen Lösungen nicht elektrolytisch dissoziieren, und
zwar in Mengen, die denen der Anionseifen untergeordnet sind. Zu den Verbindungen
dieser Gruppe gehören, wie bekannt, Polyäther, Polyätheralkohole und Polyalkohale,
die sich von höhermolekularen organischen Verbindungen ableiten, sowie höhermolekulare
Aminoxyde. Unter den Polyäthern höhermolekularer organischer Verbindungen sind solche
Stoffe zu verstehen, welche durch Einwirkung von Alky lenoxyden auf höhermolekulare
organische @Terbindungen der acyclischen und cyclischen Reihe mit mindestens einem
reaktionsfähigen Wasserstoffatom im Molekül, wie z. B. Hydroxyl-, Mercapto-, Aminoverbindungen,
bis zum Eintritt der Wasserlöslichkeit des Einwirkungsproduktes erhalten werden.
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Verbindungen dieser Art sind z. B. die Kondensationsprodukte aus i
Mol Octanol, Decanol oder Dodecanol und etwa 8 bis 15 Mol Äthyl.enäxyd, i Mol Cetylalkohol
und etwa 15 Mol Äthylenoxyd, i Mol Octadecylalkohol und etwa 15 bis 2o Mol Äthylenoxyd
usw., die: Kondensationsprodukte von alkylierten und cycloalkylierten aromatischen
und hydroaromatischen Verbindungen, wie z. B. des Isopropylphenols, des Di- bzw.
Triisobutylphenols, des sec.-Octylkresols, des Dioxy-diphenyl-methans, des a, a-Bis-(oxyphenyl)-ß-äthyl-hexa.ns
usw., gegebenenfalls auch in. Form der entsprechenden Hydrierungsprodukte, mit etwa
io und mehr Mol @thylenoxyd pro Hydroylgruppe u. dgl.
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Unter Polyätheralkoholen höhermolekularer organischer Verbindungen
sind bekannte wasserlösliche Kondensationsprodukte von Polyglycerinen u. dgl. mit
höhermolekularen organischen Verbindungen, wie z. B. Fettsäuren, Mineralsäureestern
höhermolekularer Alkohole u. dgl. zu verstellen und unter Polyalkoholkondensationsprodukten,
die sich von höhermolekularen organischen Verbindungen ableiten, bekannte Kondensationsprodukte
höhermolekularer acyclischer und cyclischer Hydroxyl-, Carboxyl-, Aminov erbindungen
usw. mit Polyalkoholen.
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Man hat bereits Elektroneutralseifen in Mischung mit einer großen
Zahl anderer Stoffe, z. B. auch Anionseifen, angewendet. Bei diesen Mischungen bilden
die Elektroneutralseifen die Grundlage bzw. den Hauptbestandteil, so daß sich daraus
praktisch nur die Verträglichkeit dieser Stoffe miteinander ergibt. Das erfindungsgemäße
Verfahren, bei dem Anionseifen enthaltenden Bädern untergeordnete Mengen von Elektroneutralseifen
zugesetzt werden, um dadurch das Aufziehen der Anions:eifen auf in den Bädern behandelten
stickstoffhaltigen Materialien zu verhüten, war daraus nicht zu entnehmen. Beispiel
i Wäscht man gefärbte Wollwaren bei einem Flottenverhältnis i : 50 in einem
etwa 50° warmen Bad, dem zur Verhinderung des Ausblutens des Farbstoffes Essigsäure
zugesetzt ist und welches pro Liter 2,5 g des Natriumsalzes eines technischen Schwefelsäureestergemisches
aus Kokosölfettalkoholen enthält,
so kann man feststellen, daß das
Bad im Verlauf des, Waschprozesses. an Schaumkraft und damit an Wirksamkeit verliert,
weil das Schwefelsäureestersalz von der Wolle aufgenommen wird. Setzt man diesem
Bad jedoch vor dem Waschen pro Liter 1,5 g des Kondensationsproduktes aus i Mol
eines, technischen Gemisches aus. Octadecyl- und Hexadecylalkohol mit etwa 15 Mol
Äthylenoxyd zu, läßt sich analytisch und durch den Augenschein am Schaumvermögen.
erkennen, d'aß das Natriumsalz aus. dem Gemisch der Kokosölfettalkohodschwefelsäureester
im Bade erhalten geblieben und nicht auf die Faser aufgezogen ist. Beispiel 2 In
einer Färbekufe für Wolls:trangware setzt man ein Bad an, das 4% eines leicht egalisierenden
sauren Wollfarbstoffes., wie z.. B. Echtsäureblau B, 12 % krist. Glaubersalz, 3
% Schwefelsäure 66° Be, auf das Färbegut berechnet, und als Netz- und Egalisiermittel
pro Liter Flotte 2 g Natriumsalz des Laurylschwefelsäureesters, enthält. Man geht
bei 50° mitdemFärbegutein (Badlänge i .4o), erhitzt zum Kochen und führt den Färbeprozeß
bei Kochtemperatur zu Ende. Dabei kann man feststellen, daß mit dem Farbstoff auch
fast die Gesamtmenge des laurylschwefelsauren Natriums auf die Wollfaser aufzieht,
so daß beim Arbeiten auf stehendem Bad beim Nachsatz des Farbstoffes auch stets
laurylschwefelsaures Natrium nachgegeben werden muß.
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Setzt man jedoch dem Färbebad vor der Durchführung des Färbeprozesses
i g des perhydrierten Kondensationsproduktes: aus einem Gemisch von isomeren sec.-Alkylkresolen
(erhalten durch Kondensation von Kresol mit Oleflnen aus der Benzinsynthese) und
etwa 16 bis. 17 Mol .Äthylenoxyd hinzu, so bleibt das, laurylschwefelsaure Natrium
Beispiel 3 Wie in Beispiel z wird Wallstrangware in Gegenwart von i2o/o Glaubersalz,
4% Essigsäure (3oo/oig) mit 6 % S.upraminbraun: ausgefärbt (Badlänge 1 : 40) unter
Zusatz von 2 g des. Natriumsalzes der N-Oleoyl-methylß-aminoäthansulfosäure pro
Liter Flotte als Netz- und Egalisiermittel. Um zu verhindern, daß das: Netzmittel
schon nach den. ersten Zügen fast vollständig von der Ware aufgenommen wird, gibt
man pro Liter Färbeflotte 1,2 g des Kondensationsproduktes eines Gemisches aus Df-
und Triisobutylkresol mit etwa 12 Mol Äthylenoxyd hinzu.