DE748513C - Verfahren zur Herstellung von Zellstoffen aus Kartoffelkraut - Google Patents

Verfahren zur Herstellung von Zellstoffen aus Kartoffelkraut

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DE748513C
DE748513C DEF90518D DEF0090518D DE748513C DE 748513 C DE748513 C DE 748513C DE F90518 D DEF90518 D DE F90518D DE F0090518 D DEF0090518 D DE F0090518D DE 748513 C DE748513 C DE 748513C
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Dr Max Schmidt
Dr Franz Schuetz
Dr Paul Winterfeld
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Feldmuehle AG
Feldmuehle Papier und Zellstoffwerke AG
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Feldmuehle AG
Feldmuehle Papier und Zellstoffwerke AG
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    • DTEXTILES; PAPER
    • D21PAPER-MAKING; PRODUCTION OF CELLULOSE
    • D21CPRODUCTION OF CELLULOSE BY REMOVING NON-CELLULOSE SUBSTANCES FROM CELLULOSE-CONTAINING MATERIALS; REGENERATION OF PULPING LIQUORS; APPARATUS THEREFOR
    • D21C5/00Other processes for obtaining cellulose, e.g. cooking cotton linters ; Processes characterised by the choice of cellulose-containing starting materials

Description

  • Verfahren zur Herstellung von Zellstoffen aus Kartoffelkraut Die außerordentliche Steigerung des Holzverbrauchs für die Zellstoff- und Papiererzeugung hat mit Rücksicht auf die stetig wachsende Holzverknappung in den letzten Jahren die Notwendigkeit geschaffen, neue Rohstoffquellen zu erschließen. Im Kartoffelkraut steht ein in Deutschland alljährlich in großer Menge anfallender, bisher fast unbenutzter Rohstoff zur Verfügung, der einen namhaften Teil des in der Zellstoff- und Papierindustrie verarbeiteten Holzes zu ersetzen vermag. Die zum Aufschluß von Holz, Stroh und anderen faserstoffliefernden Pflanzen bewährten Verfahren befriedigen jedoch nicht bei ihrer Übertragung auf die Zellstoffgewinnung aus Kartoffelkraut. Ausbeute, Güte und Reinheit der nach den bekannten technischen Verfahren hergestellten Kartoffelkrautzellstoffe reichen für die meisten Verwendungszwecke nicht aus.
  • EinwandfreieBeschaffenheit und guteReinheit des zur Verarbeitung bestimmten Kartoffelkrauts sind zwar für die Zellstoffgewinnung von erheblicherBedeutung; wichtiger ist aber die Entwicklung eines für diesen neuen Rohstoff besonders geeigneten Aufschlußverfahrens. Diese Aufgabe wird durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung in technisch und wirtschaftlich befriedigender Weise gelöst.
  • Das Sulfitverfahren zum Aufschluß von Kartoffelkraut ist an sehr eng umgrenzte Bedingungen geknüpft und erfordert wegen der hohen Säureempfindlichkeit des Rohstoffs eine sehr sorgfältige Überwachung. Für die Gewinnung von Kunstfaser- und Nitrierzellstoffen scheidet das Sulfitverfahren vollständig aus, weil. dieZellulose bei der saurenKochung selbst unter schonendsten Bedingungen weitgehend depolymerisiert wird. Für die Herstellung von Papieren kommt der Kartoffelkrautsulfitzellstoff ebenfalls nicht in Frage, weil er zu unrein, ;vor allem aber nicht fest genug ist. Seine Reißlängen-- erreichen im günstigsten Falle, d. h. bei schonendster Verarbeitung besten, trocken geernteten, nicht verwitterten Kartoffelkrauts, 45oo mn. Aus weniger gutem Rohstoff, wie er gewöhnlich im Spätherbst bei feuchtem Wetter anfällt und durch längeres Lagern noch weiter geschädigt wird, erhält man in schlechter Ausbeute besonders unreine dunkelfarbige Zellstoffe, deren Reißlänge im urgemahlenen Zustand Iooo bis I2oo m, nach erschöpfendem Ausmahlen 3ooo m nicht übersteigt. Der Falz-und Berstwiderstand dieser Sulfitzellstoffe ist für die Papiererzeugung in allen Fällen vollkommen ungenügend.
  • In ähnlicher Weise führt das technische Natron- und Sulfatverfahren zu stark abgebauten Stoffen, deren Viscosität im urgebleichten Zustand stets unter 2o cp., bei dem technischen Verfahren sogar meist unter Io cp. liegt. Dies schließt ihre chemische Weiterverarbeitung ebenfalls aus. Infolge des hohen Gehaltes an Hemicellulosen, der bei dem Kartoffelkrautsulfatzellstoff selten I5o%o unterschreitet, und den entsprechend niedrigen Alphacellulosegehalten sind sie ohne Nachbehandlung für Chemiezellstoffe ungeeignet. Ihre Festigkeitseigenschaften sind jedoch erheblich besser. Die Reißlängen erreichen unter günstigsten Voraussetzungen nach dem Ausmahlen 55oo bis 6ooo in bei 5oo bis Iooo Doppelfalzungen. Diese Höchstwerte werden jedoch bei Verarbeitung geringerer Krautsorten nicht erreicht, besonders dann nicht, wenn man die bei der Strohzellstoffherstellung üblichen technischen Kochbedingungen zur Anwendung bringt. Die im Vergleich zum Sulfitstoff viel dunkleren und nur schwer bleichfähigen, sehr unreinen Stoffe beschränken, in Verbindung mit der mittelnmäßigen Festigkeit, ihre Einsatzmöglichkeit auf das Gebiet minderwertiger Packpapiere.
  • Besonders in letzter Zeit hat man in der Technik wiederholt und nachdrücklich die Aufgabe gestellt, aus dem Rohstoff Kartoffelkraut einen für die chemische Weiterverarbeitung auf Kunstfaser und Sprengstoff geeigneten Zellstoff herzustellen, ohne das eine befriedigende und zugleich wirtschaftlich tragbare Lösung gefunden wurde. In einer Abhandlung von L e h m a n rund W i 1 k e im Landwirtschaftl. Jahrbuch 9o, 65I bis 696 (I94o), wird dargelegt, daß sich das Sulfit- und Natronverfahren für diesen Zweck nicht eignet und daß man auch mit dem Salpetersäure-und Sulfatverfahren nur wenig weiterkommt.
  • Ein weiteres bekanntes, von Baken und Mitarbeiter (C. C. I937, I, S. I595) vorgeschlagenes Aufschlußverfahren betrifft nicht verholzte Krautstengel, sondern das viel leichter aufschließbare Stroh. Getreidestroh kann man z. B. schon mit Ioo%o Ätznatron oder ' einer etwa gleich starken Sulfatlauge ohne Druckanvendung bei 95 bis Ioo° so weit erweichen, daß es sich hinterher mit Chlorgas oder Chlorwasser befriedigend aufschließen läßt, wie die Versuche von E. P o m i l i o gezeigt haben. Eine Übertragung dieses Verfahrens auf das Kartoffelkraut lag keineswegs nahe, denn dieser Rohstoff verhält sich gegenüiber den Aufschlußmitteln anders als Stroh.
  • Eine von Cittadini und Vitale (C. C. I94o, II, S.43o/3I) beschrlebeneArbeitsweise bezieht sich auf den Rohstoff Ginster und erfordert wegen der abweichenden Zusammensetzung dieser Pflanze wiederum eine besondere Behandlungsfolge, die man schon aus diesem Grunde nicht verallgemeinern oder ohne weiteres auf Kartoffelkraut übertragen kann. Als Aufschlußmittelwird in der ersten Stufe reines Ätznatron verwendet. Das Kochgut wird anschließend zerfasert und dann chloriert, wodurch merklich an Chemikalien erspart wird. Es handelt sich somit um eine reine Ätznatronkochung mit anschließender Chlorierung des zerfaserten Gutes unter Bedingungen, die auf diesen Sonderfall abgestimmt sind.
  • Das zur Strohzellstoffgewinnung entwickelte Alkali-Chlor-Aufschlußverfahren ergibt in fasertechnischer Hinsicht den besten Zellstoff, den man aus Kartoffelkraut herstellen kann. Durch diese Erkenntnis ist der Weg gewiesen, auf welchem man die Lösung der eingangs gestellten Aufgabe am ehesten erwarten konnte. Leider läßt sich aber das Kartoffelkraut in der beim Getreidestroh bewährten Weise nur sehr unvollkommen aufschließen. Eine einmalige Laugenvorbehandlung bei ioo bis iio° und anschließende Chlorierung bei gewöhnlicher Temperatur, wie sie beim Stroh zur Faserstoffhersteliung genügt, reicht beim Kartoffelkraut nicht aus, sondern muß häufig wiederholt werden, bis die Inkrusten in Lösung gehen. Mit dieser umständlichen und technisch nicht durchführbaren Behandlung ist ein' außergewöhnlich hoher Chemikalienverbrauch verbunden, der sich im Mittel vieler Versuche für ioo kg Zellstoff auf 85 kg -Ätznatron und 75 kg Chlor beläuft. Ein so hoher Aufwand bildet in wirtschaftlicher Hinsicht eine untragbare Belastung dieses an sich wertvollen Verfahrens, welche seiner großtechnischen Anwendung im Wege steht. Die Möglichkeit der Alkalirückgewinnung, welche eine Lebensfrage aller alkalischen Aufschlußverfahren bildet, ist bei diesen Verfahren sehr beschränkt, da ungefähr die Hälfte in den Ablaugen als Natriumchlorid vorliegt und für die Alkalirückgewirnung damit ausscheidet. Steigert man die Temperatur der Laugenvorbehandlung in der ersten Stufe des Verfahrens auf 12o bis 1q.0°, so kann man zwar die Anzahl der notwendigen Behandlungsfolgen beschränken, jedoch bleibt der Chemikalienverbrauch auf gleicher Höhe bestehen. Dagegen führt eine weitere Verstärkung derLaugeneinwirkung, beispielsweise durch Erhöhen des Alkalieinsatzes von I8 bis 2o%, auf 225%4 vom Trockengewicht des Rohstoffs, besonders in Verbindung mit einer weiteren geringen Temperatursteigerung, z. B. auf I45 bis I5o°, überraschenderweise zu einer sehr erheblichen Verminderung des Gesamtverbrauches an Aufschlußmitteln. Es wurde nun ferner die technisch wertvolle Beobachtung gemacht, daß man das Ätznatron bei dem Alkali-Chlor-Aufschlußverfahren des Kartoffelkrautes durch die beim Sulfatverfahren übliche sulfidhaltige Kochlauge ersetzen kann, wodurch sich die besonders wirtschaftliche Wiedergewinnung und Ergänzung des in der ersten Stufe notwendigen Alkalis ergibt. Diese Erkenntnis führt somit zu einem unerwarteten Erfolg. Die Ersparnis an Chemikalien bei dem neuen Sulfat-Chlor-Aufschlußverfahren ist sehr beträchtlich. Der Chlorverbrauch geht je Zoo kg sortiertem und gebleichtem Faserstoff von 75 kg auf 5 bis 2o kg, der Ätznatronverbrauch von 8o bis 9o kg auf etwa 6o kg zurück, vor allem aber kann man von dem eingesetzten Natron den weitaus. größten Teil, und zwar etwa 8o bis 9o %, durch Natriumsulfat beim Verbrennen und Kaustifizieren derAblauge aus der ersten Behandlungsstufe wieder in den Kreislauf zu rückführen.
  • Demnach besteht die Erfindung aus einem Verfahren zurHerstellung von Zellstoffen aus Kartoffelkraut, die für die Papierherstellung und bzw. oder die chemische Weiterverarbeitung geeignet sind, mittels des Sulfat-Chlor-Aufschlusses, dadurch gekennzeichnet, daß man das Kartoffelkraut in der ersten Stufe mit natriumsulfidhaltiger Natronlauge auf Temperaturen von etwa I45 bis I5o° erhitzt, das noch nicht fertig aufgeschlossene Gut von der Kochlauge abtrennt, auswäscht, auf mechanischem Wege zerkleinert, mit elementarem Chlor und anschließend mit verdünnter Natronlauge zwecks Vollendung des Aufschlusses behandelt, den Zellstoff sodann sortiert und gegebenenfalls unmittelbar oder nach vorgängigem Veredeln bleicht.
  • Das Wesen der Erfindung besteht also nicht in den einzelnen Teilmaßnahmen, die für andere pflanzliche Rohstoffe in Sonderfällen als bekannt gelten können, sondern in deren Kombination zur Behandlung von Kartoffelkraut. Dies gilt in Sonderheit für die Anwendung des Alkali - Chlor - Aufschlußverfahrens auf diesen Faserrohstoff, ferner für den Ersatz des Ätznatrons durch Sulfatlauge, welche die Alkalirückgewinnung ermöglicht, die beim Pomilioverfahren in der bisherigen Form nicht üblich war, sodann für die bei etwa I45 bis I5o° liegende Kochtemperatur und schließlich, für den richtig gewählten Zeitpunkt des Abbrechens der alkalischen Vorbehandlung. Diese Maßnahmen gewährleisten erst in ihrer Kombination die neue und fortschrittliche Wirkung des beanspruchten Verfahrens zurHerstellung eines guten Kartoffelkrautzellstoffes in befriedigender Ausbeute und von so heller Farbe und Faserfestigkeit, daß er auch im ungebleichten Zustand als Ersatz für Nadelholzsulfitzellstoff, gegebenenfalls in nachveredeltem Zustand, Verwendung finden kann.
  • Die beanspruchten Temperaturen von etwa I45 bis I5o°, sowohl unter Verwendung von reinem Ätznatron als auch von Sulfatlauge, bilden für Kartoffelkraut die untere Grenze, die man nicht unterschreiten darf, ohne der großen Vorteile des erheblich geringeren Chemikalienverbrauchs verlustig zu gehen. Erst in diesem Bereich tritt, wie gefunden .wurde, eine sprunghafte Verminderung des Alkali-und Chlorbedarfs ein. Andererseits darf man sie aber auch nicht überschreiten, denn bei den bisher -empfohlenen Temperaturen zum Aufschluß von Kartoffelkraut, z. B. bei 165 bis 175°, wie sie Lehmannund Wilke beim Sulfatverfähren anwendeten, erfolgt ein starker Viscositätsabfall des Zellstoffs, der seine Verwendbarkeit in Frage stellt. Dies konnte man aus den mit Stroh durchgeführten Aufschlußversuchen von Baker nicht entnehmen.
  • Wenn auch bei dem neuen Verfahren somit das Schwergewicht des Aufschlusses auf die Vorbehandlung mit Sulfatlauge in der ersten Stufe verlegt wird, so ist doch die Chlorierang- in der zweiten. Aufschlußstufe keines-, wegs überflüssig, sondern bildet eine Maßnahme, die zur Erzielung möglichst hoher Ausbeute. Splitterfreiheit, Reinheit und Schonung des Fasergutes unentbehrlich ' ist. Der so tewonnene Zellstoff kann, dank seiner hellen Farbe, die derjenigen eines urigebleichten Sulfitzellstoffs nahekommt, zur Herstellung einer Reihe von Papieren -im urigebleichten Zustand Verwendung finden. Er läßt sich im Gegensatz zum Sulfätstoff leicht bleichen. L\Tach. dem Mahlen besitzt er mit etwa 6500 m Reißlänge, looo bis 15oo Doppelfalzungen und einem Berstdruck von q. bis 5 kg je qcm (s. Tabelle I) noch etwas bessere Festigkeitseigenschaften als die reinen Sulfatzellstoffe, die man aus bestem Kartoffelkraut unter besonders schonenden Bedingungen herstellen kann. In chemischer Hinsicht sind die neuen Zellstoffe weitaus weniger abgebaut als die nach den bekannten Verfahren gewonnenen Stoffe. Ihre Viscosität liegt zwischen so und Ioo cp. in I%iger Lösung in Kupferoxydammoniak. Damit erscheinen sie für chemische Zwecke besonders geeignet. Durch alkalische Nachbehandlung bei gewöhnlicher Temperatur kann man, wie weiter gefunden wurde, ihre Konstanten ohne erheblichen Stoffverlust wesentlich verbessern und auf den jeweiligen Verwendungszweck einstellen, wie es die Tabelle II zeigt. Weiter wurde gefunden, daß man zur Veredelung an Stelle von Lösungen reinen Natriumhydroxyds mit gleichem Erfolg die bei der Alkälrückgewinnung anfallenden sulfidhaltigen Weißlaugen verwenden und dann erst zur Vorbehandlung des Kartoffelkrauts in Stufe I einsetzen kann. Beispiel I Iooo Teile aschefrei und trocken gedachtes, gehäckseltes und mit kaltem Wasser gewaschenes Kartoffelkraut werden mit 7750 Teilen einer Sulfatlauge, die 2oo Teile Natriumhydroxyd, 5o Teile Natriumsulfid und 7 50o Teile Wasser enthält, in einem eisernen Autoklaven in 2 Stunden auf I50° erhitzt und 5 Stunden bei dieser Temperatur gehalten. Nach dem Abkühlen wird das bräunlich gefärbte Kochgut von der Hauptmenge der Schwarzlauge befreit, welche noch goTeile Ätznatron und 4o Teile Schwefelnatrium enthält. Das noch nicht zerfaserbare Kochgut wird mit Wasser gewaschen und sodann auf mechanischem Wege zu einer splitterigen Masse zerkleinert, z. B. durch Kollern oder Aufschlagen. Dieses Zwischenerzeugnis wird sodann in 5%iger Stoffdichte bei 15 bis 2o1 mit 56 Teilen elementarem Chlor behandelt, das entweder gasförmig eingeleitet oder als wässerige Chlorlösung während 2½2 Stunden allmählich zugesetzt wird. Das nahezu erschöpfend chlorierte Gut wird abgesaugt, ausgewaschen und anschließend in gleicher Stoffdichte bei I5 bis 2o° nach und nach mit einer Lösung von 39 Teilen Ätznatron in 5oo Teilen Wasser versetzt. Anfänglich verbraucht sich die Lauge sehr schnell, gegen Ende bleibt jedoch die dunkelbraun gefärbte Flüssigkeit dauernd schwach alkalisch. Man saugt wiederum ab, wäscht gut aus, sortiert den zerfa serten Zellstoff durch einen Schlitzsortierer von o,3 mm Schlitzweite und entwässert ihn in bekannter Weise. Man erhält neben I5 bis 2o Teilen Splitter 36o bis 4oo Teile ungebleichten hellfarbigen Kartoffelkrautpapierzellstoff, dessen fasertechnische Eigenschaften aus Tabelle I zu entnehmen sind. Durch 2stündige Bleiche bei 3o bis 35° mit 5%, aktivem Chlor (4% als Natriumchlorid und I% als elementares Chlor) bei einem pH-Wert von 5 in 5%iger Stoffdichte erhält man ohne Faserschädigung einen nahezu weißen Zell-Stoff, der zur Herstellung besserer Papiersorten geeignet ist.
    Tabelle I
    Festigkeitseigenschaften des nach dem Sulfat-
    Chlor-Verfahren gewonnenen Kartoffelkraut-
    zellstoffs (Beispiel I)
    I. Ungemahlene Faser
    Ungebleicht gebleicht
    Mahlgrad °SR. 24 28
    Reißlänge m 2I6o 229o
    Falzzahl 3 3
    Berstdruck kg/qcm I,o I,2
    2. Io Minuten in der Jokromühle
    gemahlen
    M ahlgrad °SR. 44 48
    Reißlänge m 636o 582o
    Falzzahl 58o 78o
    Berstdruck kg/qcm 3,7 3,5
    3. 25 Minuten in der Jokromühle
    gemahlen
    Mahlgrad °SR. 52 58
    Reißlänge m 662o 657o
    Falzzahl Io8o 93o
    Berstdruck kg/qcm 4,2 4,4
    4. 45 Minuten in der Jokromühle
    gemahlen
    ivlahlgrad °SR. 68 65
    Reißlänge m 660o 6770
    Falzzahl 1740 103 0
    Berstdruck kg/qcm 4,6 4,7
    Beispiel 2 Zur Herstellung eines für die chemische `Reiterverarbeitung geeigneten Kartoffelkrautzellstoffs verlängert man die im Beispiel i genannte Kochzeit bei i50° um 2 weitere Stunden, also auf insgesamt 7 Stunden, und verfährt im übrigen, wie in Beispiel i beschrieben. Der Chlorbedarf, der in diesem Falle noch geringer ist, beläuft sich auf 25 Teile. Demgemäß kommt man bei der alkalischen Extraktion der Chlorierungsprodukte mit 2o Teilen Ätznatron je iooo Teile Reinkraut (aschefrei und trocken gedacht) aus. Beim Sortieren zeigt es sich, daß dieser Stoff nahezu splitterfrei ist. Er ist besonders hell gefärbt. Die Ausbeute beträgt 435 Teile. Er besitzt die in Tabelle II genannten chemischen Kennziffern. Für die chemische Weiterverarbeitung wird er sodann während 30 Minuten bei einer 2o1 nicht übersteigenden Temperatur mit wässerigen Lösungen von Natriumhydroxyd in den in Tabelle II ange- i führten Stärken behandelt. An Stelle reiner Natriurnhydroxydlösung verwendet man zweckmäßig die bei der Alkalirückgewinnung anfallenden natriumsulfidhaltigen Weißlaugen. Der abgesaugte Stoff wird mit Laugen der gleichen Konzentration und sodann mit Wasser nachgewaschen und abgesäuert. Nach der Veredelung wird der Stoff mit 2,5°% aktivem Chlor (entweder mit Natriumhypochlorit in schwach alkalischer oder mit Natriumchlorit in schwach saurer Flotte) ohne Beeinträchtigung seiner Güte hochweiß gebleicht.
    Tabelle II
    Kaltveredelung des nach dem Sulfat-Chlor-Verfahren aus Kartoffelkraut gewonnenen Zellstoffs
    A. Mit Lösungen von reinem Natriumhydroxyd =
    Vor der Nach Behandlung mit Natronlauge von
    Konstanten Veredelun 2o/0 3 o/o 0 o
    g I I 4% I 5 /o I 7 /o
    Alphacellulose (in NaOH von x7,5°/0
    löslich) %....................... 85,7 88,6 j 92,0 - 93,9 97,0 98,2
    Holzgummi (in Na O H von _ 5,o °/o
    löslich) °/o . . . . . . . . . . . . . : . . . . . . . . . 12,2 7,8 4,7 2,9 0,9 1,2
    Viscosität cp.......................° 41 44 58 46 58 55
    Ausbeute
    z: vom Ausgangszellstoff % . . . . . . . . . - 95 93 89 85 78
    2. vom aschefrei und trocken gedachten
    Kartoffelkraut % . . . . . . . . . . . . . . . . 45,6 43,3 42,4 40,5 - 38,8 35,6
    B. Mit natriumsulfidenthaltenden Lösungen von Naitricumhydroxyd
    (Weißlauge)
    Konstanten Vor der Nach Behandlung mit Weißlauge
    Veredelung (Na OH q. ('/" Na. S x o%
    )
    ]
    Alphacellulose (in NaOH von 17,50/,
    löslich) % . . . . . . . . ... .. . . . . . . . . . 84,5 . . 94,6
    Holzgummi (in Na O H von 5,0 %
    löslich) °/o .... . .. . . . . .. . . . . . . . . . . 13,3 2,3
    Viscosität cp........................ go g=
    Ausbeute:
    r. vom Ausgangszellstoff % . . . . . . . - 85
    2. vom aschefrei und trocken gedachten
    Kartoffelkraut °/o . . . . . . . . . . . . . . . . 45,0 38,3
    Das neue Sulfat-Chlor-Aufschlußverfahren gemäß vorliegenderErfindung stellt somit den ersten wirtschaftlich gangbaren Weg zur Gewinnung von Zellstoff aus Kartoffelkraut dar. Es verbindet die .Vorteile des Sulfatverfahrens mit den Vorzügen des Alkati-Chlor-Verfahrens, ohne mit dessen untragbarem Chemikalienaufwand belastet zu sein.

Claims (1)

  1. PATENTANSPRUCH: Verfahren zur" Herstellung von Zellstoffen aus Kartoffelkraut, die für die Papierherstellung und bzw. oder die chemische Weiterverarbeitung geeignet sind, mittels des Sulfat-Chlor-Aufschlusses, dadurch gekennzeichnet, daß man das Kartoffelkraut in der, ersten Stufe mit natriumsulfidhaltiger Natronlauge auf Temperaturen von etwa 145 bis 15o° erhitzt, das noch nicht fertig aufgeschlossene Gut von der Kochlauge abtrennt, auswäscht, auf mechanischem Wege zerkleinert, mit elementarem Chlor und anschließend mit verdünnter Natronlauge zwecks Vollendung des Aufschlusses behandelt, -' den Zellstoff sodann sortiert und gegebenenfalls unmittelbar oder nach vorgän= gigem Veredeln bleicht. Zur Abgrenzung des Anmeldungsgegenstandes vom Stand der Technik sind im Erteilungsverfahren folgende Druckschriften in Betracht gezogen worden: britische Patentschrift ..... Nr. 292 53d-; aus dem Buche von Fr. Müller »Die Papierfabrikation und ihre Maschinen«, 1. Bd., 3. Aufl. (Biberach a. d. Riss 194.o), S.2.11, vorletzter und letzter Absatz; das Referäf über die Arbeit von Cittadini und Vitale im »Chemischen Zentralblatt" 1940, 11, S. 430/.1#3I; aus- der Zeitschrift »Landwirtschaftliches Jahrbuchs< 9o (194o), S. 651 bis 696; aus der Zeitschrift »Paper Trade journal-103 (New York 1936); die Arbeit von Baker Wingfield und Mitarbeiter in Nr. 15, S. 3i-36; sowie das Referat darüber im »Chemischen Zentralblatt« 1937, 1, S. 1595, aus der Zeitschrift »Der Papierfabrikante#. 35 (1937), S. 6, fünfter Absatz.
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Citations (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
GB292534A (en) * 1927-06-21 1929-03-07 Erik Hagglund Process for the production of cellulose

Patent Citations (1)

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GB292534A (en) * 1927-06-21 1929-03-07 Erik Hagglund Process for the production of cellulose

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