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Verbrennlicher Feueranzünder Bei der Verschwelung von Braunkohle wird
ein Schwelkoks, sogenannter Grudekoks, erhalten. Dieser Grudekoks weist eine verhältnismäßig
geringe Anbrenngeschwindigkeit auf, so daß für das Entzünden eines Grudefeuers die
Zuhilfenahme von leichter brennbaren Stoffen, wie Holz, als Anzündemittel erforderlich
ist. Diese geringe Anbrenngeschwindigkeit des normalen Schwelkokses beruht in der
Hauptsache auf der hohen Dichte seiner Oberfläche, die auf eine Verkokung des nicht
flüchtigen, ausgeschwitzten Bitumenanteiles zurückzuführen ist, und ferner auch
auf einem größeren Anteil an Aschebildnern (etwa 12 bis 25 0lo) und Schwefelverbindungen,
durch welche die Verbrennung ebenfalls beeinträchtigt wird. Es wurde nun die überraschende
Feststellung gemacht, daß sich im Gegensatz zu dem vorerwähnten Grudekoks-Schwelkoks,
der aus äsche- und schwefelarmer stückiger oder brikettierter Braunkohle, die bei
der Schwelanalyse weniger als 1o olo Teerausbeute gibt, insbesondere aus rheinischer
Braunkohle hergestellt ist, in ausgezeichneter Weise als Feueranzünder verwenden
läßt und damit auch einen geeigneten Austauschstoff für Brennholz darstellt.
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Da das zum Anfeuern von Ofen in Haushalt und Industrie wegen seiner
leichten Zündfähigkeit allgemein verwendete Brennholz auch als wertvoller Rohstoff
für die Faserwirtschaft und andere technische Veredelungszwecke wichtig ist, hat
man zwar
schon verschiedene Austauschstoffe in Vorschlag gebracht.
Diese bekannten Er sat,-ziindinittel für Holz, die eritv,- eder durch Brikettieren
von Isolilenstatib, Siigespällen u. dgl. im Gemisch finit leicht brennbaren Bindemitteln
oder durch Tränken von stückiger Holzkohle oder sonstigen brennbaren porösen Materialien
mit solchen leicht brennbaren Stoffen hergestellt werden, sind jedoch im 1-iinblick
'auf ihren Destimmungszweck nicht nur verhältnismäßig sehr kostspielig, sondern
außerdem auch noch mit dein -#\7ac:,-teil behaftet. daß für ihre Herstellung gleichfalls
wirtschaftlich wertvolle Stoffe, wie Harze, Paraffine u. d,-;1., in iiberwiegei,det
Menge aufgewendet werden iniissen.
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Bei dein Verschwelen von Braunkohlen hat man sieh bisher aus wirtschaftlichen
Erwägungen um die bituinenarinen sogenannten Feuerkohlen nicht besonders bemüht,
weil diese, vom Standpunkt der Teerausbringung betrachtet, nicht als schwelwürdig
anzusehen sind. Es ist jedoch beispielsweise schon die Verarbeitung von verhältnismäßig
bitumenarmer, selbst als Feuerkohle für ziemlich geringwertig erachteter Braunkohle
aus dem Geiseltal bei Lützkendorf auf Teer und Ammoniak versucht worden. Derartige
Kohle enthält aber größere Mengen Asche und Schwefel, daß ihr Koksrückstand auf
Grund seines zu hohen Zündpunktes für Anztnidzwecke nicht in Betracht kommt. Es
ist ferner bekannt, daß Torfursteere je nach dein Ausgangsmaterial und dein Ofensystem
in sehr schwankender Menge anfallen, daß nian bei Hoclnnooi-scliwarzt,zri 8 bis
,ooio und bei Niederungsmoor bis 25 ',il, annehmen dürfe, daß die
Teerausbeute auf- 35 0,1o der nach Fischer zu ermittelnden Werte fallen könne und
daß bei vorsichtiger Gewinnung ,-o bis 8o ojo erreicht würden. Es handelt sich hier
also um Torfarten finit weit mehr als To °/o Teerausbeute bei der Schwelanalyse
nach Fischer, welche ebenfalls nicht als Ausgangsstoffe für den erfindungsgemäß
ztt verwendenden Schwelkoks in Betracht hoinnr;n und dementsprechend auch keine
SohwüIritt'.listände liefern, die als Feueranzünder verw@ndet werden könnten.
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Weiter ist der sogenannte Flaminkoks bekannt, -welcher die Eigenschaft
besitzt, finit kurzer Flamme zu brennen und sich damit grundsätzlich, von dem früher
allein bekannten, aus dein kolleofen stammenden sogenannten Grudeofen unterscheidet,
welcher nach dein Anzünden nur weiterglinimt, jedoch nicht mit Flamme verbrennt.
Infolge seines vergleichsweise hohen Gasgehaltes ist dem Flaminkoks nun zwar eine
niedrige Entzündungstemperatur eigen, es ist jedoch, bekannt, daß der G asgelialt
von Draunkohlen-1;@hs dewscii Verbrennlichkeit nicht begünstiät. Für Feueranzündezwecke
kommt es min aber nicht nur auf eine,, niedrigen Zündptmht, sondern vor allein auch
auf eine hohe Verbrennlichkeit an, so daß auch solcher Flann,ikoks, für die genannten
Zwecke nicht in Betracht kommt.
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Es ist ferner bekannt, daß die Verbrcnn-Iichkeit von Koks durch Graphitniederschläge,
«-elche %-on werhohtem Bitumen herrühren, die Oberfläche verglasen und den Zutritt
des Sauerstoffs zum Kohlengefüge verhindern, stark beeinträchtigt werden. Hieraus
«-sire wohl allenfalls eine Erklärung dafür lier-tileiten, daß beim Schwelen bitumeriarmer
Kohlen ein Koks von einer leichteren Verbrennlichkeit als beim Schwelen der normalen
Schwelkohlen erhalten wird, nichts aber über die Verwendung von Schwelkoks aus bitunienarmer
Braunkohle als Feueranzünder oder auch nur deren Eignung für solche Zwecke Herzuleiten,
da es hierfür ja nicht mir auf eine leichte Verbrennlichkeit, sondern insbesondere
auch auf eine niedrige Entziincluiigstemperattir ankommt und beide Eigenschaften
nicht durch die gleichen Faktoren bedingt ;werden und keineswegs parallel gehen.
.:'Außerdem maßten diesbezügliche 1?rwä gongen auch deshalb um so ferner liegen,
als die Schwelung bitumenarmer Kohlen, die lediglich als Feuerkohlen dienen, überhaupt
schon an sich etwas Ungewöhnliches ist.
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Es ist schließlich bekannt, daß in Spülgasschweiöfen unabhängig von
den Siedepunkten des Kohlenbitumens ein leicht verbrennlicher Koks mit offenen Gefügeoberflächen
erzeugt .werden kann. .-Auch hieraus war jedoch, ganz abgesehen davon, daß Spülgasschwelkoks
in seiner inneren Struktur dicht ist, also keine Kapillarität besitzt bzw. seine
inneren Kapiliaren durch Graphit, der sich bei Zersetzung des Bitomens innerlialb
des Schwelkokskernes abgelagert hat, verstopft sind, nichts über die Eignung des
erfindungsgernä ß zu verwendenden Schwelkokses als Feueranzünder zu entnehmen. Einerseits
deshalb nicht, weil eine leichte Verbrennliclikeit noch längst nicht das gleiche
bedeutet wie niedrige Entzündungstemperatur, aber gerade diese letztere die wesentlichste
Voraussetzung für die Eignung als Feueranzünder darstellt, und andererseits deshalb
nicht, weil asche- und schwefelarnie Braunhohle mit weniger als to oio Teerausbeute
keineswegs mit Flaminkoks in Zusammenhang gebracht werden kann, da sie an sich schwelunwürdig
ist und daher für die Verarbeitung auf Flan,mkoks nicht in Betracht kommt, und schließlich
deshalb nicht, weil sämtliche, im Spülgasschwelofen erzeugten Koksarten für.- Feueranzünderzwecke
unverwendbar sind, da sie eine zti hohe Entzündungstemperatur
besitzen
und deshalb zu schwer entzündbar sind, um beispielsweise Anfeuerholz ersetzen zu
können.
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Es ist daher auch, wie oben bereits angedeutet, als ausgesprochen
überraschend zu bezeichnen, daß Schwelkoks der erfindungsgemäß zu verwendenden Art
eine rauchschwache Zündkohle darstellt, deren Anbrenngeschwindigkeit ungleich höher
ist als die von Schwelkoks einer bitumenreicheren Kohle. Die Erklärung hierfür dürfte
darin zu sehen sein, daß die leichte Verbrennlichkeit nicht allein durch das Gefüge
der Oberfläche bedingt wird, sondern vielmehr auch durch das Gefüge des erhaltenen
Kokskernes, welches ganz grundverschieden von dem Schwelkoks aus normaler, bitumenreicher
Schwelkohle und auch sogar von dem Schwelrückstand von Holz ist. Während bei normalen
Schwelkoksen, die nicht aus einer ausgesprochenen bitumenarmen Kohle hergestellt
sind, das Kokskorn sehr dicht ist und bei der Verbrennung dem Sauerstoff der Weg
in das Innere des Kohlekornes versperrt ist, ist dieser Weg für den Verbrennungssauerstoff
bei dem aus bitumenarmer Kohle geschwelten Kokskorn offen. Es mag sein, daß hierfür
ebenfalls maßgebend ist, daß beim Schwelen sich der geringe Bitumengehalt dahin
auswirkt, daß im Innern des Korns keine Ablagerungen von zersetztem Bitumen auftreten
können. Jedenfalls besteht die Tatsache, daß bei stückigem, aus bitumenarmer Kohle
hergestelltem Braunkohlenschwelkoks das erhaltene Koksstückchen durch und durch
porös ist und daher mit dem Streichholz zum Erglühen gebracht werden kann, was bei
stükkigem Koks aus normaler Schwelbraunkohle, gleichgültig nach welchem Verfahren
und unter welchen Bedingungen die Kohle geschwelt wurde, unmöglich ist. Ausführungsbeispiel
Es wird von Rheinischer Braunkohle aus der Kölner Bucht mit einem Aschegehalt von
etwa 60/0 und einem Schwefelgehalt von o,51/0, die bei der Prüfung auf Verschwelungsfähigkeit
nach Fischer, auf trockene Kohle bezogen, eine Zahl von 6 bis 7 °(a aufweist, ausgegangen.
An Stelle derselben können jedoch auch andere mit einer solchen als äquivalent anzusprechende,
an sich schwelunwürdige, asche- und schwefelarme Kohle-oder Torfarten mit weniger
als io °1o Teerausbeute verwendet werden. Derartige Ausgangskohle wird zuerst auf
Brikettierfähigkeit getrocknet und zerkleinert und dann mittels einer geeigneten
Brikettierpresse zu Stäbchen von etwa iao mm Länge, 35 mm Höhe und 25 mm
Durchmesser brikettiert, wobei sehr feste Stücke von solcher Dichte entstehen, daß
die Briketts in diesem Zustande schlecht brennen. Diese Briketts werden dann in
Schwelöfen bekannter Bauart, . die entweder nur durch Außenbeheizung oder auch.
mittels überhitzter Spülgase betrieben werden, bis zu einer Temperatur von 58o°
C verschwelt. Die ausgeschwelten Briketts werden unter Vermeidung von Luftzutritt
ausgetragen und abgekühlt. Je nach dem gewählten Ausgangsstoff entstehen mehr oder
weniger feste Schwelbriketts mit einer guten Anbrenngeschwindigkeit. Zum Anzünden
von Ofen u. dgl. können diese genau so wie Anfeuerholz mittels etwas Papier o. dgl.
entzündet bzw. zum Verglimmen gebracht werden und entwickeln selbst einen sehr hohen
Hitzegrad; daher sind derartige Schwelbriketts zum Anzünden von Feuer im Haushalt
und in der Industrie gleich gut geeignet und vermögen andere Anzündemittel, wie
Holz, mit Vorteil zu ersetzen.