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Verfahren zum Herstellen farb- und tonwertrichtiger Farbauszüge, insbesondere
für die Zwecke des graphischen Farbendrucks Für die Herstellung graphischer Drei-
oder Mehrfarbendruckformen werden an Stelle der Farbenätzung nach Vorlage vorteilhaft
phothographische Teilfarbenaus-züge benutzt. Die durch photographische Aufnahme
erzielten drei Teilfarbennegative sind durch Belichtungs.schwankungen, wechselnde
chromatische Zusammensetzung des Lichts oder andere Einflüsse bei ihrer Herstellung
praktisch fast nie zueinander so abgestimmt, daß bei einer zwangläufigen Farbendiapositivherstellung
von diesen Dreiteilfarbennegativen. und deren Vereinigung zum Dreifarbenibildeeine
naturgetreue Farbenwiedergabe des Aufnahmegegenstandes erzielt wird. Ebenso wie
das photographische Farbenbild ist dann, auch der .durch graphische Druckmethoden
erzielte Andruck sehr mangelhaft bezüglich der farbenrichtigen Wiedergarbe des Aufnahmegegenstandes,
und diese wird bekanntlich erst nach langen und mühseligen Retuschen am Negativsatze
und nach chemischen oder mechanischen Korrekturarbeiten an den einzelnen Dreifarbendruckformen
erzielt. Man hat versucht, diese Berichtigungen der Dreiteilfarbendruakformen schon
vor der Druckformherstellung durch optische farbige Übereinanderprojektion der photographischen
Teilfarbenauszügge sichtbar zu machen und durch Handretusche das Fehlerhafte an
den Teilfarbensilberbildern richtigzustellen. Dieses Verfahren hat den Mangel, daß
es die Fehler .der Teilfarbenauszüge, d. h. ihre nicht gleichmäßige Dichte oder
falsche Gradation, nur recht unzuverlässig erkennen läßt, da kleinste Schwankungen
der Teilfarbenbeleuchtung schon außerordentlich den Farbcharakter des projizierten
Dreifarbenbildes beeinflussen.
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Es wurdebereits vorgeschlagen, zur Überprüfung der Farbwertrichtigkeit
des Dreiteilfarbennegativsatzes von diesem drei Teilfarbendiapositive herzustellen
und die sich bei deren Übereinanderlegen ergebenden Fehlfarben durch Handretusche
zu berichtigen. Nach ,der Patentschrift 582 769 wird
_ hierfür
von gerasterten Teilfarbendiapositiven, die in den entsprechenden Farben eingefärbt
sind, z. B. von Rasterpigmentkopien ausgegangen, und an den Bildstellen, die sich
als zu farbkräftig erweisen, die Rasterelemente mit einem Fadenstichel an- oder
durchgeschnitten, oder bei zu farbschwachen Bildstellen Rasterpunkte an den betreffenden
Blankstellen hinzugefügt. Dieses vorhergehende Rastern der Teilfarbendiapositive
soll die außerordentlich schwierige Richtigstellung der Gradation erleichtern. Nach
einem anderen Verfahren (Patentschrift 203 298) wird an nichtgerasterten
Teilfarbendiapositiven durch örtliches @bschwächen' oder Verstärken unter Anwen,
dun., von Deckmitteln, die ein Einwirken der Abschwächungs- und Verst rkungslösungen
auf die gedeckten Teile der Bildschicht ausschließen, die Berichtigung vorgenommen.
Bei beiden Verfahren erfolgt somit die Farbenrichtigstellung von Hand aus, und diese
ist sowohl im Falle der Bearbeitung der Rasterpunkte mit Stichel oder Pinsel als
auch beim Auftragen von Abdecktiächen äußerst grol), so daß diese Handkorrekturen
auch bei mühsamster Durchführung von Hand aus zur schweren Schädigung der feinen
Bildgradation führen.
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Bei der Durchführung des vorliegenden Verfahrens wird keinerlei Handretusche
im obigen Sinne angewandt, sondern es wird die Bildeigenart des betreffenden zu
berichtigenden Teilfarbendiapositivs lediglich durch farbabschwächende oder . farbverstärkende
Bäder beeinflußt, und zwar in der n.achfolgend geschilderten `eise, bei der die
Halbtoneinzelheiten des Bildes in allen ihren Feinheiten erhalten bleiben und lediglich
der Gradationscharakter des Bildes verändert wird. Die Voraussetzung für eine derartige
Farbbildbeeinflussung ist eine Bindung der Bildfarbstoffe an :den Bildträger, die
trotz ihrer Festigkeit unter dem Ei.nflusse neutraler Bäder, die den Farbton des
Bildes in keiner Weise beeinflussen, hinreichend lockerungsfähig ist, um das Farbstoffbild
nach Wunsch wieder abbluten zu lassen. Basiert die Bindung des Farbstoffbildes an
den Bildträger an Stelle chemischer Beizenwirkung auf Adsorption, die ihrerseits
auf der Anziehung und Bindung entgegengesetzt polar geladener Körper, im vorliegenden
Falle z. B. positiv geladener basischer organischer Farbstoffe durch negativ geladene
im Bildträger befindliche kolloide Stoffe beruht, so ist diese auf Grund ihres Entstehens
durch Ladungsaustausch elektrolytempfindlich und somit vermittels einfacher neutraler
Bäder lockerungsfähig. Derartige adsorptive Farbstoffbindun gen sind in den deutschen
Patentschriften 585 262 und 6oi ogi beschrieben, und es wird daselbst
hei Verwendung basischer Farbstoffe das diese absorbierende entgegengesetzt geladene
kolloide Agens im Trägerkolloide durch die Zersetzungsprodukte erzielt, die der
hierfür gewählte Entwickler bei der Hervorrufung .des Silberbildes abscheidet. Diese
bildmäßig abgeschiedenen Sekundärprodukte binden die basischen Farbstoffe in elektrolvtfreiem
Wasser, also destilliertem Wasser, waschfest, während sie im elektrolythaltigen
Wasser, z. B. Leitungswasser, sich lockern und somit in diesem langsam auswaschbar
sind. Durch Baden in Leitungswasser wird also die Bildgradation, da sich hierbei
die Spitzlichter und Halbtöne zuerst entfärben, steiler. Man kann aber die zarten
Bildtöne durch nachträgliche Farbbadbehandlung sofort wieder und in gewünschter
Stärke, je nach der Zeitdauer des Farbbades, neuerlich anfärben und ikann andererseits
-zufolge der allmählich von der Oberfläche vordringenden Anfärbung des Gelatinereliefbildes,
die zuerst bei den zarten und erst später bei den tiefen Bildtönen beendet ist,
überhaupt zuerst in flacher Bildgradation einfärben, ungeachtet eines an sich steilen
Charakters des Gelatinereliefbil,d-es.
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Durch diese stets bildmäßig verlaufende Verschiebung der Far@bbildgradation
kann man somit in wenigen Minuten dieTeilfarbcii auf den erforderlichen Bildcharakter
durch entsprechendes Einfärben oder Auswaschen stellen, auch wenn der Dreifarbenncgativsatz
zufolge unrichtiger Belichtungszeiten titirichtige *Gradationen aufweist. Wieweit
es erforderlich ist, die Gradation des einen oder anderen Teilfarbenbildes zu ändern,
zeigt sich beim Übereinanderlegen dieser zum naturfarbigen Farbendiapositiv. Hierbei
kann man ;auch einzelne Teile des Bildes nach Wunsch in ihrer Farbe beeinflussen,
z. B. hervorheben, man braucht hierfür lediglich die entsprechende Stelle des T.eilfarbenbildes
mittels eines Pinsels oder Wattebausches znit Farbstoflösung nachzubehandeln. Die
Farbe wird dann an dieser Stelle des Gelatinereliefs vers tf 'irIzt aufgenommen,
und zwar in allen Bildeinzelheiten, so daß man dabei diese nicht durch das Geschick
der Pinselführung wie bei den vorerwähnten Handretuschen zii erziel,eti braucht.
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Ist das Farbdiapositiv mittels deckende:i l'bereinanderlegens der
drei Teilfarbenpositive und durch danach vorgenommenes Berichtigen an diesen in
vorbeschriehenem Sintie in der Durchsicht auf die genaueste Farben-Übereinstimmung
mit dem Aufnahmeobjekt gebracht worden, so ist dadurch auch zugleich jeder einzelne
der drei Teilfarbenauszüge, von denen sich jeder auf seiner eigenenFiltnunterlage
befindet,
so vollkommen in seiner Farbdichte und -gradation abgestimmt, wie es durch keine
Messung genauer gegenüber der Farbempfindlichkeit des Auges erreichbar ist.
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Soll diese erzielte Farbwertrichtigkeit der Teilfarbenbilder auf die
entsprechenden Teilfarbendruckformen übertragen werden, so ist es erforderlich,
die betreffenden Farbwerte wieder genau in ihre entsprechenden Schwarz-und Grauwerte
umzuwandeln. Davon unter gleichen Bedingungen hergestellte Negativkopien :entsprechen
einem Dreifarbennegativsatze mit vollkommen richtigem Gradationsgepräge, wie es
auch durch genaueste Selichtung der drei Teilfärbenaufnahmen nur schwer erreichbar
ist, da dieser Negativsatz eben über das farbwertrichti.ge Naturfarbenbild, welches
dieser ergibt, nach Sicht berichtigt ist.
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Um von den durch Überdeckung richtiggestellten Gra.dationen der drei
Teilfarbenbilder zwangläufig genau entsprechende Schwarzwerte ohne jegliche Gradationsv
erschiebung zu erzielen, bedient sich das vorliegende Verfahren einer optischen
Hilfstnethode und gelangt zu der verfahrensmäßigen Zwangläufigkeit hierbei zufolge
der nachfolgenden Durchführungsmethode.
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Die optische Farbbildumwandlung Bei dieser wird .das obenerwähnte
abgestimmte Farbendiapositiv bzw. werden dess°n drei Teilfarhenbilder hinter drei
Farbfiltern, Rot, Grün und Blauviolett, solcher Farbenzusamruensetzung kopiert,
daß sie zu (lern blauen, roten bzw. gelbenTeilfarbenbilde komplementär sind, d.
h. durch die Komplementärfilter also auf gleiches Grau gestellt werden. Hierfür
wird das Kopierender gefilterten Teilfarbenbilder ,auf panchromatisch oder entsprechend
spezialsensibilisiertem Kopiermaterial vorgenommen. Sehr vorteilhaft wird man für
das Kopieren der auf gleiche Grauwerte gefilterten Teilfarbenbilder isochromatische
Platten verwenden, die bei ihrer gleichmäßigen Ansprache auf die drei Teilfarben
das Filterkopieren der .drei Teilfarbenbilder in den entsprechenden Grauwerten sehr
erleichtert.
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Die heutigen lichtempfindlichen und sensibilisierten Kollodiurnemulsionen
gestatten indessen :das Kopieren der auf gleichen Grauwert gefilterten Teilfarbbilder
bzw. deren Rasterzerlegung unmittelbar auf dieses kornlose Kopiermaterial. Die richtigenBedingungen
der Belichtungswerte, Filterdichte und der Entwicklung werden hierfür am besten
vermittels einer Grauskalenaufnahme ein für allemal genau ermittelt.
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Eine Grauskalenkopie wird in drei gleiche Skalenteile geschnitten,
,diese in der verfahrensmäßigen Weise in ein Farbendiapositiv verwandelt und die
durch die deckend übereinaudergelegten -drei Teilfarbenauszüge in der Durchsicht
wiedererhaltene Grauskala auf die Wiedergarbe neutraler Grautöne in allen Dichten
abgestimmt. Die gefilterten einzelnen Teilfarbendiapositive :der Grauskala werden
auf die vorerwähnten Materialien kopiert; die Bedingungen für die richtige Kopiermethode
sind ein für allemal :dann festgelegt, wenn die Silberkopie der drei Teilfarbenbilder
der Grauskala, photometrisch gemessen, drei Grauskalen gleicher Dichte und Skalenwerte
ergibt.
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Da bei der Umwandlung der Teilfarbensilberpositive in die Farbendiapositive
nach dem obgenannten farbenphotographischen Verfahren keinerlei Bildeinzelheiten
verlorengehen, wohl aber das Silberkorn verschwindet, so hatdiesesVerfahren denVorteil
außerordentlicher Vergrößerungsfähigkeit: Die Rasterzerlegung vom Teilfarbendiapositiv
direkt auf die sensibilisierte Kollodiumemulsion kopiert, zeigte selbst bei aofächer
linearer Vergrößerung keinerlei. Zerrissenheit des Rasterpuniktes.
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Um mit den drei Teilfarbendruckformen, die nach dieser Herstellungsweise
genau mit den farbenphotographischen dreiTeilauszügen übereinstimmen, auch zu dem
gleichen farb-und tonwertrichtigen Farbendrucke zu kommen, ist es erforderlich,
die Farbtöne der dabei angewandten .graphischen drei Grunddruckfarben möglichst
denen des dreifarbenphotographischen Verfahrens anzupassen.
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Selbstverständlich lassen sich die vorstehend beschriebenen Verfahren
zur Richtigstellung der Teilfarbenauszüge einer farbenphotographischen Aufnahme
nicht . nur für graphische Farbendrucke, sondern auch für farbenphotographische
Massenkopien, z. B. beim Kopieren von Farbfilmen, mit Vorteil anwenden, da auf Grund
des richtiggestellten Dreifarbennegativsatzes bei Einhaltung gleicher Kopier- und
Arbeitsbedingungen zwangläufig ,dann stets farbenrichtige Kopien erzielt werden.
Diese Verfahren der Farbenrichtigstellung sind auch nicht auf das Dreifarbenverfahren
beschränkt.