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Verfahren zur Herstellung von Hydrosolen mit wählbarer Gestalt und
wählbarer Größe der kolloiden Teilchen Die Notwendigkeit oder Zweckmäßigkeft, gewisse
Substanzen in kolloider Form zu verwenden, ist bekannt. Trotzdem hierbei die Größe
und Gestalt der kolloiden Teilchen und ihre Beständigkeit von wesentlicher Bedeutung
sein können, beispielsweise auf pharmazeutischem Gebiet, bei der Verwendung von
Farben u. dgl., ist es bisher nicht gelungen, kolloiden Teilchen willkürlich bestimmte
Formen und zugleich Größen zu verleihen und deren Beständigkeit zu erhalten. Dies
möglich. zu machen, ist das Ziel der vorliegenden Erfindung.
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Wenn man kolloiden Teilchen in beherrschbarer Weise bestimmte Gestalten
und Größen verleihen will, so ist dies, wenn man bezüglich der Größe von kolloider
Vermahlung, elektrischer Zerstäubung usw. absieht, nur mit kristallisationsfähigen,
lyophoben, festen Substanzen möglich und nur dann, wenn derartige Substanzen - aus
dem molekulardispersen in den kolloiden Zustand überführt werden. Das kann z. B.
in bekannter Weise dadurch geschehen, daß eine echte molekulardisperse Lösung solcher
Stoffe in einem organischen, mit Wasser mischbaren Lösungsmittel in Wasser eingetragen
und das Lösungsmittel wieder, vertrieben wird.
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Werden echte molekulardisperse Lösungen der erwähnten 'Substanzen
in leinem mit Wasser mischbaren, organischen Lösungsmittel in Wasser eingetragen,
so entstehen je nach dem Verhältnis zwischen der Häufungs- und Kristallisationsgeschwindigkeit
vorwiegend amorphe oder kristalline, aber keinesfalls homodisperse, gleichgestaltete
Teilchen. Bei einer hohen Häufungs- und einer langsamen Kristallisationsgeschwindigkeit
werden ganz vorwiegend amorphe, - unregelmäßig gestaltete, bei hoher Eristallisationsgeschwindigkeit
dagegen kristalline, polymorphe und heterodisperse neben amorphen Teilchen entstehen.
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Die Absicht der vorliegenden Erfindung ist es, von kristallisationsträgen,
spontan vorwiegend amorphe kolloide Teilchen liefernden Stoffen willkürlich sowohl
homodisperse, isodiametrische, als homodisperse, anisodiametrische kristalline Teilchen
mit willkürlich gewählten Gestalten herzustellen, oder von rasch kristallisierenden
Stoffen homodisperse Systeme mit isodiametrischen Teilchen oder homodisperse Systeme
mit kristallinen Teilchen willkürlich bestimmter Formen entstehen zu lassen. Zur
Verwirklichung dieser Absicht geht man erfindung sgemäß- so vor, daß man zwecks
Herstellung von Hydrosolen mit anisodiametrischer Teilchengestalt nicht oder schwer
wasserlösliche, feste, kristallisierbare organische Stoffe in mit Wasser mischbaren
organischen
Lösungsmitteln löst und die Lösungen in Wasser oder wäßrige Medien in Gegenwart
solcher grenzflächenaktiver Stoffe einträgt, deren wäßrige Lösungen den Solbildner
zu lösen vermögen, und bei dem Eintragen Temperaturen unterhalb des Schmelzpunktes
der kleinsten Teilchen der herzustellenden kolloiden Dispersion einhält, worauf
das Sol unter Vertreibung des organischen Lösungsmittels auf die gewünschte Konzentration
eingedampft wird. Die erfindungsgemäße Herstellung von Hydrosolen mit beständiger
isodiametrischer Gestalt und wählbarer Größe der kolloiden Teilchen andererseits
wird so durchgeführt, daß man Lösungen nicht oder schwer wasserlöslicher fester
organischer Stoffe in mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmitteln bei Temperaturen
oberhalb des Schmelzpunktes der größten Teilchen der herzustellenden kolloiden Dispersion
in Wasser oder wäßrigen Medien einträgt, worauf man die kolloiden Teilchen des so
entstandenen Sols unmittelbar nach seiner Bildung durch Zugabe von Schutzkolloiden,
wie Eiweißstoffen' oder Kohlehydraten, bei dengenanntenTemperaturenstabilisiert
und das Sol unter Vertreibung des organischen Lösungsmittels auf die gewünschte
Konzentration eindampft.
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Zur Erklärung der Erfolge dieser-Verfahren sei angeführt, daß im
Falle der Anisodiametrie die hydrophilen, grenzflächenaktiven Stoffe einen ausgesprochen
polaren Bau besitzen, d. h. daß ihre verschiedenen Molekülenden verschiedene Löslichkeiten
zeigen und daß nach ihrer Adsorption an die kolloiden Teilchen ihre öllöslichen
Kohlenwasserstoffgruppen in wäßrigen Medien imstande sind, die Löslichkeit des wasserunlöslichen
organischen Solbildners innerhalb der kolloiden Teilchen zu erhöhen. Es handelt
sich bei den Zusatzstoffen beispielsweise um wasserlösliche Phosphatide, Seifen
einwertiger Metalle und seifenähnliche Stoffe, wie die Alkalisalze alkylierter Naphthalinsulfonsäuren
oder Kondensationsprodukte aus Fettsäuren und Oxy- bzw. Aminonthansulfonsäuren.
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Durch diese Löslichkeitserhöhung werden die Moleküle innerhalb der
kolloiden Teilchen des hydrophoben, kristallisationsfähigen Solbildners.instandgesetzt,
sich entsprechend dem ihnen innewohnenden Ordnungsbestreben streng dreidimensional
zu ordnen und kristalline Teilchen zu bilden. So wie nun die Makrokristalle der
gleichen Substanz verschiedene Gestalten zeigen, wenn sie aus verschiedenen Lösungsmitteln
auskristallisieren, zeigen auch die kolloiden Teilchen verschiedene Gestalten, wenn
unter sonst gleichen Bedingungen die löslichkeitserhöhenden hydrophilen Zusatzstoffe
verschiedenen Charakter haben. Allerdings spielt die Konzentration des gleichen
hydrophilen Zusatzstoffes für die Gestalt des zu formenden koiloideii Teilchens
eine nicht zu vernachlässigende Rolle.
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Sind die löslichkeitserhöhenden hydrophilen Zusatzstoffe in einem
Hydrosol eines rasch kristallisierenden Solbildners anwesend, so wird verständlicherweise
die Kristallbildung der kolloiden Teilchen noch weiter gefördert, und es entstehen
Systeme mit homodispersen kristallinen Teilchen.
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Weitere Versuche haben gezeigt, daß die Gegenwart einer anderen Klasse
hydrophiler grenzflächenaktiver Kolloide unter bestinmten Bedingungen in den Hydrosolen
kristallisationsfreudiger und selbstverständlich auch kristallisationsträger Stoffe
die Bildung anisodiametrischer, streng gestalteter, kristalliner Teilchen verhindert.
Bei dieser Klasse hydrophiler Zusatzkolloide handelt es sich um solche, die nicht
polaren Bau besitzen, und bei denen die Löslichkeitsverhältnisse der verschiedenen
Molekülen den nicht so stark ver schieden sind wie in der obenerwähnten Klasse stark
polarer, hydrophiler Kolloide, die infolgedessen auch innerhalb der kolloiden Teilchen
des hydrophoben organischen 5 olbildners keine Löslichkeitserhöhung hervorrufen
können. Sie wirken vielmehr so daß sie das Zusammentreten kleinster, aber schon
beständiger kolloider Teilchen zu streng geformten größeren Teilchen verhindern.
Solche Kolloide sind beispielsweise wasserlösliche Eiweiße und Kohlehydrate.
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Ihre Wirkung besteht darin, daß sie die, stabil gewordenen Teilchen
des hydrophoben Solbildners infolge ihrer Grenzflächenaktivität mit einer Eiweiß-
oder Kohlehydratschicht überziehen, so daß sie - Größen- und Formänderungen des
Kolloids, die nur durch eine Löslichkeitserhöhung innerhalb der einzelnen Teilchen
und durch ein Zusammentreten kolloider Teilchen und ihr Verschmelzen zu einem homogenen,
größeren Teil möglich wären, verhindern, indem sie die kolloiden Teilchen gegeneinander
isolieren. Es entstehen infolgedessen kugelförmige Zusammenballungen kleinster,
gegeneinander durch feinste Kohlehydrat- oder Eiweißschichten isolierter, gerade
stabil gewordener kolloider Teilchen.
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Durch die willkürliche Verwendung stark polar gebauter, löslichkeitserhöhender,
hydrophiler oder apolar gebauter, nicht löslichkeitserhöhender, isolierender Kolloide
können willkürlich Systeme mit kristallinen, anisodiametrischen und amorphen, isodiametrischen,
kugelähnlichen Teilchen hergestellt werden, Die Auswahl bestimmter, stark polar
gebauter
Kolloide und eine passende Konzentration gestatten darüber hinaus, verschiediene
Kristallformen zu erzeugen.
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Neben der Verwendung apolar gebauter, nicht löslichkeitserhöhender
und polar gebauter, löslichkeitserhöhender hydrophiler Kolloide ist aber, wie schon
erwähnt, für die willkürliche Gestaltung kolloider Teilchen auch die Einhaltung
bestimmter Temperaturen bei der Eerstellung und Weiterverarbeitung des Sols notwendig.
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Da die entstehenden Teilchen auch nach der Vertreibung des organischen
Lösungsmittels immer noch minimalste Reste von diesen und bei Gegenwart der Zusatzkolloide
auch Spuren von diesen als Verunreinigung enthalten, ist aus diesem Grunde und wegen
der Kleinheit der Teilchen ihr Schmelzpunkt wesentlich niedriger als der Schmelzpunkt
der reinen Substanz selbst. Würden nun im Falle der Anisodiametrie Temperaturen
oberhalb des Schmelzpunktes der Teilchen verwand, so würden die Teilchen flüssig
oder zum mindesten plastisch weich, und es würde ihnen von der Grenzflächenspannung
die Kugelgestalt aufgedrückt werden. Namentlich dann, wenn Systeme mit streng gestalteten,
anisodiametrischen Teilchen hergestellt werden sollen, müssen bei der Mischung der
wäßrigen Phase und der molekulardispersen Lösung in einem organischen Lösungsmittel,
beim Vertreiben desselben und- bei der weiteren Behandlung und Aufbewahrung des
Systems Temperaturen eingehalten werden, die unter dem Schmelzpunkt der kleinsten
Teilchen liegen. In welcher Höhe der Sclunelzpunkt der Teilchen liegt, muß in jedem
Falle empirisch festgestellt werden, weil er u. a. von der Menge und der Art des
für die beabsichtigte Formung notwendigen Zusatzkolloids und der Größe der- Teilchen
abhängt.
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Die entsprechenden Gesichtspunkte gelten aber auch, wenn Hydrosole
mit isodiametrischen Teilchen hergestellt werden sollen. Es muß hier dann, und dies
vor allem bei kristallisationsfreudigen Stoffen, das Wasser sowqhl als die molekulardisperse
Lösung des Solbildners in seinem organischen Lösungsmitbel bei der Vermischung auf
Temperaturen oberhalb des Schmelzpunktes der Teilchen gebracht werden, damit die
apolaren, nicht löslichkeitserhöhenden Kolloide ,die geschinolzenen oder plastischen
kugelförmigen Teilchen iiberziehen und gegeneinander isolieren können.
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Von den vorstehenden Grundregeln sind bei der Herstellung der verschiedenen
&ystete einige Abweichungen erlaubt, z. B. bezüglich des Zeitpunktes, in dem
die Hilfskolloide dem herzustellen den System zugesetzt werden oder hinsichtlich
der Ausgangstemperatur.
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In II1 der Regel werden die für jede Aufgabenstellung notwendigen
Kolloide entweder dem wäßrigen Medium vor der Vermischung mit der mölekulardispersen
Lösung des Solbildners zugesetzt, oder sie werden neben dem Solbildner in dem organischen
Lösungsmittel gelöst und sind so beide Male im Moment der Vermischung gegenwärtig.
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Man kann bei der Herstellung anisodiametrischer Teilchen aber auch
in der Weise verfahren, daß man die Lösung des organischen Solbildners in Gegenwart
der grenzflächenaktiven Kolloide bei Temperaturen oberhalb des Schmelzpunktes der
kleinsten Teilchen in Wasser oder wäßrige Medien einträgt, das entstandene Sol rasch
abkühlt und das Lösungsmittel bei dieser Temperatur vertreibt.
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Schließlich kann bei Herstellung anisodinmetrischer Teilchen auch
in der Weise verfahren werden, daß die polar gebauten, löslichkeitserhöhenden Zusatzkolloide
unmittelbar nach der Vermischung zugesetzt werden, falls dies bei Temperaturen oberhalb
des Schmelzpunktes der kleinsten Teilchen geschieht. Bei der Vertreibung des Lösungsmittels
und der Weiterbehandlung des Systets allerdings müssen dann Temperaturen unterhalb
des Schmelzpunktes eingehalten werden.
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Sollen von kristallisationsfreudigen oder -trägen Stoffen isodiametris,chle
Teilchen hergestellt werden, so ist ein nachträglicher Zusatz der apolar gebauten,
nicht löslichkeitserhöhenden Kolloide nur dann möglich, wenn er unmittelbar nach
der Mischung von wäßriger Phase und organischem, Lösungsmütel geschieht und wenn
dabei die Temperaturell oberhalb des Schmelzpunktes der Teilchen gehalten werden.
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Hinsichtlich ihrer Wirkungen auf das Gesamtsystem verhalten sich
die apolaren, nicht löslichkeitserhöhenden Zusatzkolloide und die stark polaren,
löslichkeitserhöhenden grenzflächenaktiven Stoffe ganz verschieden. Die apolar gebauten,
nicht löslichkeitserhöhenden Kolloide üben ihre Wirkung, kugelförmige. isodiametris-che
Teilchen zu erzeugen, schon in geringsten Mengen aus, und ihre Wirkung auf die Teilchengestalt
ändert sich nicht, wenn ihre Konzentration stark erhöht wird.
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Bei dieser Konzentrationserhöhung entfalten sie nur die Eigenschaft,
die fertiggestalteten Teilchen zu stabilisieren und das System vor der Entmischung
zu schützen. Die stark po--lar gebauten, löslichkeitserhöhenden Zusatz stoffe dagegen
ändern ihre formenden Eigenschaften sowohl auf die kolloidalen Teilchen als auch
auf den Charakter des Gesamtsystems bei verschiedenen Konzentrationen.
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Verschiedene Konzentrationen innerhalb bestimmter Größenordnungen
verleihen den
Teilchen verschiedene Gestalten; bei niedrigen Konzentrationen
langgestreckte, nadel-oder fadenförmige, bei höheren Konzentrationen plättchenförmige
Gestalt. Jenseits einer gewissen Konzentration erhöhen aber die stark polaren, löslichkeitserhöhenden
Zusatzstoffe nicht nur die Löslichkeit innerhalb der kolloiden Teilchen selbst,
sondern innerhalb des Gesamtsystems, und können es, falls merkliche Größendifferenzen
zwischen den einzelnen Teilchen bestehen, rasch zerstören, weil unter solchen Umständen
die größeren Teilchen rasch auf Kosten der kleineren anwachsen. Solche Systeme,
in denen mit Hilfe stark polar gebauter, löslichkeitserhöhender Zusatzstoffe willkürlich
Teilchen einer bestimmten Größe und Gestalt hergestellt worden sind, können durch
einen nachträglichen Zusatz apolar gebauter, nicht löslichkeitserhösenders grenzflächenaktiver
Kolloide stabilisiert werden.
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Die Form und Größe der kolloiden Teilchen wird natürlich im Einzelfall
durch die Art der Zusatzstoffe, ihre Konzentration im Verhältnis zur Menge des Solbildners,
durch die Art der Mischung von Lösungsmittel, Zusatzstoft und wäßriger Phase, ferner
durch die dem Sol.bildner innewohnenden Richtkräfte, durch die Arbeitstemperaturen
und die Konzentration des Solbildners bestimmt und kann demgemäß durch die Wahl
dieser Faktoren, bestimmt werden. Sollen beispielsweise möglichst kleine Teilchen
hergestellt werden, so muß die Arbeitstemperatur möglichst hoch, also bei Herstellung
anisodiametrischer Teilchen unmittelbar unter dem Schmelzpunkt der kleinsten Teilchen,
die Konzentration des Solbildners im organischen Lösungsmittel dagegen möglichst
klein gehalten werden, wobei das wäßrige Medium mengenmäßig stark überwiegt. So
lassen sich in Anwendung der Erfindung auf Medikamente Teilchen mit Längen oder
Durchmessern, die 1 o-, Io--cm nicht überschreiten, dadurch herstellen, daß eine
wenig konzentrierte, bieispielsweise 0,2 O/oige echte Lösung des Solbildners unter
hohen Temperaturen rasch und innig mit einem großen Volumen des wäßrigen Mediums
gemischt und dann durch Eindampfen des Sols auf die gewünschte Konzentration gebracht
wird.
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Nachstehend sind einige Ausführungsbeispiele der Erfindung genannt,
die es nach dem Vorstehenden ermöglichen, in willkürlicher regelbarer Weise isotrope
kugelige oder anisotrope Teilchen herzustellen, letztere wiederum nach Wahl in Plättchen-,
Faden-, Nadel-, Prismenform o. dgl. Dabei ist die Erfindung auf den verschiedenartigsten
Gebieten anwendbar, z. B. bei künstlichen plastischen Massen, viscosen Flüssigkeiten,
Kautschuk, Kunstfasern, Farbstoffen, theta peutischen und diagnostischen Mitteln,
etwa Röntgenkontrastmitteln usw.
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Beispiel I Cholesterin sole a) Herstellung isodiametrischer, kugel
für miger Teilchen.
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Eine Lösung von o,4 g Cholesterin in 12 ccm Propylalkohol xvird in
dünnem Strahl in 100 ccm Wasser gegossen, das 0,130/0 Albumin enthält. Die propylalkoholische
Lösung und das Wasser werden vor der Vermischung auf 45 bis 50° erwärmt. Während
des Eingießens der Cholesterinlösung in das Wasser wird dieses kräftig geschüttelt.
Alsdann wird das entstandene Sol unter vermindertem Druck bei einer Temperatur von
50° auf ein Volumen von 25 ccm eingedampft.
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Bei diesen Temperaturen werden die Teilchen erfahrungsgemäß weich
und plastisch und kugelförmig. Das in der wäßrigen Phase enthaltene Albumin sorgt
dafür, daß die gerade stabil gewordenen kolloiden Teilchen unmittelbar mit einer
Eiweißschicht überzogen werden und ihre Form erhalten bleibt.
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Anstatt Albumin kann auch elektrolytfreie Gelatine, Stärke oder Glykogen
verwandtrrerden. Diese Art Zusatzkoiloide können, wie im vorliegenden Falle, schon
vor dem Eintragen der Cholesterinlösung im Wasser enthalten sein; sie können aber
bei Erhaltung der obigen Mischungstemperatur dem System auch unmittelbar nach der
Vermischung zugesetzt werden.
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Die Ermittlung der jeweils geeigneten Temperatur kann in einfacher
Weise dadurch erfolgen, - daß man beispielsweise zunächst versucht, anisotrope Teilchen
bei einer mõglichst nahe dem Nullpunkt liegenden Temperatur herzustellen; dann erhitzt
man das Sol, das die Teilchen enthält, im Dunkelfeld und stellt durch direkte Beobachtung
mit dem Ultramikroskop diejenige Temperatur fest, bei weicher das für anisotrope
Teilchen charakteristische Flimmern verschwindet, also der anisotrope Charakter
der Teilchen zerstört wird. Zwischen dem Nullpunkt und dem ermittelten höheren Temperaturpunkt
liegt dann derjenige Temperaturbereich, innerhalb dessen nach der optimalen Temperatur
für die Herstellung des gewünschten Systems gesucht werden kann, während bei der
Herstellung isotroper Teilchen die Temperatur innerhalb des Grenzpunktes gewählt
werden muß. b) Herstellung anisodiametrischer, nadel-oder fädchenförmiger Teilchen.
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Q4 g Cholesterin in 12 ccm Propylalkohol werden mit o, l g Lecithin
in 2,5 ccm äthyl alkohol gemischt. Das Gemisch wird bei 35° stufenweise in Iooccm
Wasser eingegossen.
Das Lösungsmittel wird bei 10 bis 120 vertrieben
und das wäßrige System nach Wunsch konzentriert. Vor Beginn der Konzentrierung werden
je nach der beabsichtigten Konzentrationshöhe o,5 5 bis 0,73010 elektrolytfreies
Albumin, Gelatine, Stärke oder Glykogen zugesetzt. c) Herstellung anisodiametrischer,
plättchenförmiger Teilchen.
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Eine Lösung von o,4 g Cholesterin und 0,4 g Lecithin in I2ccm Propylalkohol
und 2 cem Äthylalkohol wird in dünnem Strahl in I0 ccm Wasser eingegossen. Hierbei
wird das Wasser kräftig geschüttelt. Die Cholesterinlösung wird auf Temperaturen
zwischen 35 bis höchstens 45° erwärmt; das Wasser soll eine Temperatur von I8 bis
220 haben.
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Das Lösungsmittel wird bei 10 bis 1 0 vertrieben und die 10 com Wasser
bis zu der gewünschten Konzentration der Teilchen bei der gleichen Temperatur abgedampft.
Zur Stabilisierung der entstandenen anisodiametrisuchen, plättchenförmigen Teilchen
werden vor dem Eindampfen zweckmäßig je nach der beabsichtigten Konzentration 0,
bis 0,75% elektrolytfreies Albumin, Gelatine, Stärke oder Glykogen zugesetzt.
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Beispiel II Sudanblausole a) Herstellung isodiametrischer, kugelförmiger
Teilchen.
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I0 ccm einer gesättigten acetonischen Lösung von Sudanblau (5 c h
ul t z, Farbstofftabellen, 7. Aufl., Ergänzungshand II, S. 26r) werden bei I8° in
25 ccm Wasser eingetragen. Als Zusatz dienen I % wäßriges Albumin, Gelatine, Stärke,
Gummi arabicum, insgesamt S ccm. Das Gemisch wird auf 20 ccm bei 30° eingedampft.
Bei der EinFdampftemperatur werden die Teilchen weich und plastisch, so daß ihnen
durch die Grenzflächenspannung die Kugelform aufgezwungen wird.
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Bei der Darstellung des Sols kann die Temperaturbehandlluzg auch den
umgekehrten Gang nehmen, indem das Eintragen der acetonischen Lösung bei 30° und
das Eindampfen bei I80 erfolgt. In diesem Falle nehmen die Teilchen schon vor dem
Eindampfen die Kugelgestalt an. b) Herstellung anisodiametrischer, nadel-oder fadenförmiger
Teilchen.
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10 ccm einer gesättigten acetonischen Lösung von Sudanblau werden
bei 600 in 25 ccm Wasser eingetragen, dem vorher als löslichkeitserhöhender und
formender Zusatz 5 ccm einer 1 oigen wäßrigen Natriumoleatlösung zugesetzt wurden.
Nach der Mischung wird rasch auf I8° abgekühlt, bei dieser Temperatur das Lösungsmittel
vertrieben und 5 ccm einer 1 O7oigen wäßrigen, elektrolytfreienBlutalbuminlösung
zugesetzt. Der nachträgliche Zusatz von Blutalbumin dient dazu, die Kristallisationsvorgänge
zu verlangsamen, denn es entstehen sehr rasch wachsende, dünne, nadel- oder fadenförmige
Teilchen, deren weitere Entwicklung bei der Erreichung der gewünschten Größe durch
Zusatz von 5 ccm einer Io°/Oiglen Gelatinelösung endgültig beendet wird.
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Die Darstellung des Sudanblausols ist ein Beispiel für die Herstellungsweise
eines Systems mit anisodiametrischen Teilchen eines sehr rasch kristaflisierenden
und infolgedessen sehr schwer in gleich großen Teilchen herzustellenden Stoffes,
bei dem aus diesem Grunde seine organische Lösung mit der wäßrigen Phase bei einer
über dem Schmelzpunkt der Teilchen liegenden Temperatur vermischt wird, zunächst
isodiametrische Teilchen; die unterkühlte Schmelzen darstellen, hergestellt werden,
rasch tief unterhalb des Slchmelzpunktes der Teilchen abgekühlt und die Formung
der Teilchen nachträglich vorgenommen wird.
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Beispiel III Anilinblausole Herstellung eines Sols mit anisodiametrischen,
fädchenförmigen Teilen.
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5 cem einer 1%igen Lösung von Anilinblau (S c h u l t z, Farbstofftabellen,
7. Aufl., I.Bd., Nr. 792) in Äthylalkohol und 5 ccm einer 1 Obigen alkoholischen
Lecithinlösung werden rasch in Iooccm Wasser bei einer Temperatur von 300 eingegossen
und das Lösungsmittel bei Io«bis 120 rasch verdampft.
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Es entstehen zunächst isodiametrische, kugelförmige, im Verlauf einer
Stunde aber zu fadenförmigen Gestalten anwachsende Teilchen, deren Stabilisierung
je nachdem das wäßrige System als solches verwandt oder konzen-- triert werden soll,
durch Albumin-, Gelatine Stärke- oder Glykogenzusätze in der Höhe von 0,73, 0,5
bis 0,250/0 erfolgt.
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Es handelt sich' hier um eine besonders langsam verlaufende Form
bei einem schwer kristallisierenden Stoff.