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Bindemittel für Gießereiformen und Kerne Es ist bekannt, daß Leinölfirnis
wegen seiner hohen Jodzahl zu einem Erstarrung 61
oder Schnellbinder zur Herstellung
von Gießereiform!en und Kernen benutzt wird. Es ist aber kein ideales Bindemittel
für diesen Zweck wegen .seiner zu langen Lufttrokkendauer; denn die Lufttrocknung
bei großen und übergroßen Kernen und Formen unter Verwendung von Leinölfirnis dauert
mitunter mehrere Tage und Nächte. In jüngster Zeit -war man nun noch gezwungen,
wegen der Knappheit von Leinölfirnis diesen im Gemisch mit anderen halbtrocknenden
und trocknenden ölen, auch Fischölen zu verwenden. Der Übelstand der zu langen Lufttrockendauer
wurde noch größer. Große Mängel, wie z. B. das Zusammenstürzen von schweren Kernen
im Trockenofien, traten auf herüberhängende oder abstehende Kernteile fielenab,
und die Kerne und Formen hielten ihre Masse nicht, sie wurden deformiert und somit
zum Abgießen unbrauchbar. Hierbei sei noch ,erwähnt, daß sich unter Verwendung von
Fischöl allein wohl Kerne von hoher Bindekraft herstellen lassen. Diese Kerne weisen
aber nur eine Festigkeit von etwa i kg/qcm auf. Was die Lufttrocknung anbetrifft,
so kommt sie, wenn das Eiischöl gut mit Trokkenstoffen versetzt ist, dem Le,nölfirnis
sehr nahe; aber sämtliche daraus hergestellten Kerne und Formen stürzen im Trockenofen
in der Hitze zusammen. Somit ist der Zusatz von Tran zum Leinölfirnis als Streckmittel.
sehr begrenzt; er darf nicht mehr als etwa 3o% Tranfirnis, betragen. Dies ist der
höchste Zusatz, will .man: nicht Gefahr laufen, nur noch Kernbruch zu haben. Damit
ist gleichzeitig gesagt, daß ,also Lenölfirnis bei Herstellung eines noch brauchbarem
Erstarrungsöles mit mindestens 7oo'o im überschuß vorhanden sein muß.
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In der Farbentechnik hat man schon lange LeinöIfirnisersatzstoffe
oder Trockenöle unter Benutzung der billigen und in großen Mengen vorhandenen Fischöle
hergestellt. Diese Stoffe haben sich im Lack- und Farbengewerbe
als
sehr brauchbar erwiesen, obwohl diese Ersatzstoffe durch die Destil.lationsverfahren
bei hohen Temperaturen erheblich in ihrer Jodzahl eingebüßt haben.
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Letzteres ist ,der Hauptgrund, weshalb nicht alle Arten Ersatzstoffe
für die Gießereitechnik in Frage kommen. Alle diese Ersatzstoffe, soweit sie schon
mit etwa 50% Fischöl verschnitten sind, haben für die Herstellung von Kernen und
Formen in Gießereien keine Bedeutung mehr, da die mit ihnen als Bindemittel hergestellten
Kerne und Formen wohl lufttrocken werden, aber, wie schon vorher erwähnt, bei der
Hitze im Kerntrockenofen zusammenstürzen. Dazu kommt noch der Hauptübelstand, daß
die Sandkerne und Formen wegen der herabgesetzten Jodzahl .des Binders überhaupt
keine Festigkeiten mehr haben.
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Die Erkenntnis, daß die Jodzahl eines Erstarrungsöles das Wichtigste
beim Bindemittel für die Kernherstellung ist, war der Grund zu der neuen Erfindung.
Bei der Herstellung des neuen Bindemittels ist einzig und allein darauf zu ,achten,
daß sich die Jodzahl der Fischöle durch Hinzufügen von trocknenden Ölen mit Jodzahlen
von über i8o und Hexabromidzahlen von über 5o und langsames Kochen bei niedriger
Temperatur von etwa i 5o' unter Hinzufügen von bekannten Trocknern erhöht.
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Als vorteilhafteste Zusammensetzung des neuen Bindemittels (Erstarrungsöles)
hat sich eine Mischung von 70% Fischöl und 3o% eines wie schon oben näher gekennzeichneten
trocknenden Öles herausgestellt. Versuche haben zwar ergeben, daß man schon durch
Hinzufügen von io% eines, trocknenden Öles mit den oben näher beschriebenen Kennzahlen
alle schlechten Eigenschaften, welche den Tranen im Gebrauch als Erstarrungsöl für
Gießereizwecke anhaften, beseitigen kann und z. B. eine schnellere Lufttrocknung
erzielt; vor allen Dingen verhindert der nur io%ige Zusatz das Zusammenstürzen der
Kerne und Formen im Trockenofen. Da aber die Gießereien auf schnellste Erstarrung
und Entleerung der Form- und Kernkästen den allergrößten Wert legen, damit man in
einer Doppelschicht die gleichen Kästen mehrmals entleeren kann, so ist es ratsam,
den Zusatz des trocknenden Öles auf 3o% zu halten.
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Ein so hergestelltes Bindemittel hat eine ganz unübertroffene Lufttrocknung.
Bei Verwendung von überheißem Sand ist die Erstarrung der Sandmassen schon nach
etwa 1/4 Stunde erfolgt. Da eine so kurze Trockendauer nur für kleine Kerne und
Formen und geringe Sandmassen in Frage kommt, so verwendet man für größere Kerne
und Formen weniger heißen Sand, da ja die Verarbeitung der Fertigmassen zu Kernen
und Formen in so kurzer Zeit technisch nicht durchführbar ist. Der Kernmacher hat
es beim Gebrauch des neuen Bindemittels in der Hand, die Lufttrockendauer zu bestimmen.
Je nachdem er überheißen, heißen oder warmen Sand verarbeitet, verkürzt oder verlängerter
die Lufttrocknung.
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Die Herstellung des neuen Binders ist denkbar einfach. 70% Fischöl
und 300`o trocknendes Öl mit einer Jodzahl von mindestens 18o und einer Hexabromidzahl
von wenigstens 5o werden mit 2% Kobaltlinole.at oder anderenMetalltrocknern bei
einerTemperatur von etwa i 5o° zu Firnis verkocht.
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Die wirtschaftlichen Vorteile dieser Erfindung sind beträchtlich.
Der Aufwand an Werkstoffen, wie Holz, Messing, Aluminium, für Kern- und Gußform-en
und Modelle wird ganz erheblich zurückgehen. Die einzelnen Gießereien sind bei Verwendung
es neuen Erstarrungsöles in der Lage, mit dem zehnten Teil ihrer Kernmodelle usw.
auszukommen, und es kann demnach eine Großkernmacherei trotz weniger Stückzahl an
Kernschalen und Formen der eigentlichen Abgießerei fertiggebrannte Kerne in genügender
AnzahlEefern.
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Da bisher bedeutende Mengen Leinölfirnis für die Herstellung von Erstarrungsölen
verbraucht werden, so wird die Verwendung des neuen Binders eine Einsparung von
mindestens 700/0 des von anderen Industriezweigen sosehr begehrten Leimölfirnisses
bedeuten.