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Extraktionsbehälter für Lederentfettung. Das Entfetten von Leder und
Fellen verschiedenster Art erfolgt heute meist durch Extraktion mittels flüchtiger
Lösungsmittel. Im allgemeinen hängen die Leder dabei ausgespannt in. entsprechenden
Abständen in verschließbaren Extraktionsbehältern, die zum Entfetten mit -einem
geeigneten Lösungsmittel, meist unbrennbare chlorierte Kohlenwasserstoffe, wie Trichloräthylen
und Tetrachlorkohlenstoff, gefüllt werden (Vollbad). Nach Abzug 'des- Lösungsmittels
werden die Leder mit im stetigen Kreislauf bewegter Warmluft getrocknet; wobei meist
unter Anwendung der Außenkondensation der Trockenluft ein Teil des aufgenommenen
Lösungsmittels entzogen wird: Da jedoch der Kühlung praktisch gewisse Grenzen gesetzt
sind und .unterhalb der Sättigungsgrenze eine Kondensation der Lösungsmitteldämpfe
nicht mehr erfolgt; bleiben nach beendeter Trocknung infolge des hohen Dampfdruckes-
der verwendeten Lösungsmittel beträchtliche. Mengen Lösungsmitteldämpfe in der Trockenluft
zurück, die beim Öffnen der Extraktionsbehälter zur Neu-Beschickung mit Leder zwangsläufig
verlorengehen; indem sie zusammen mit der Luft entweichen öder abgeblasen werden.
Es gibt zwar zur weitgehenden Vermeidung, dieser Verluste Wiedergewinnungsanlagen
nach dem Ab- oder. Adsorptionsverfahren, doch werden sie bei der Lederentfettung
infolge ungenügender Wirtschaftlichkeit selten verwendet, so daß in den meisten
Fällen die hauptsächlich auf diese Weise entstehenden hohen Lösüngsmittelverluste
in Kauf. genommen werden-. Sie betragen im Durchschnitt Io % des Gewichts der entfetteten
Leder oder bei Lohnentfettungen 2o °% vom Entfettungslohn, Durch die vorliegende
Erfindung werden die beim Öffnen der Extraktionsbehälter, entstehenden Lösungsmittelverluste
fast restlos vermieden, indem die eingeschlossene hoch beladene Luft auch beim.
Ein- und Aüsbringen der Leder erhalten bleibt. Erreicht wird dies auf einfache Weise
dadurch, daß die Extraktionsbehälter mit einer Vorkammer versehen
sind,
vermittels derer die ballenartig zusammengeschobenen Leder ein- und ausgeschleust
werden. Die Vorkammer besitzt zwei Verschlußvorrichtungen, durch die sie einerseits
nach außen und andererseits gegen den Extraktionsraum gasdicht verschlossen werden
kann, und ist in Form und Größe so beschaffen, daß sie, mit Leder gefüllt, keine
wesentlichen Hohlräume aufweist. Ihre günstigste Lage zum Extraktionsraum ist wohl
an einer Stirnseite, doch ist die Anbringung auch an anderen Stellen möglich. Es
ist auch eine gemeinschaftliche Vorkammer für zwei Extraktionsbehälter denkbar.
Die gleiche vielseitige Möglichkeit besteht auch hinsichtlich der Lage und Ausführung
der Verschlußvorrichtungen. Den Verschluß nach außen wird man aus Zweckmäßigkeitsgründen
so klein wie möglich halten, was z. B. beim Ein-und Ausbringen der Leder von und
nach oben der Fall ist. Der Verschluß gegen den Extraktionsraum wird dagegen weitgehend
von der Lage der Vorkammer bestimmt; er kann z. B. als Fall- oder Schiebetür, seitlich
schwenkbar und parallel zu den Stirnseiten, Verschiebbar ausgeführt - werden. Während
die Leder bisher ausgespannt und in bestimmten Abständen an einen entsprechenden
Rahmen gehängt wurden, zu dessen -Ein- und Ausbringen entweder der ganze Behälterdeckel
oder eine Stirnseite geöffnet werden mußte, werden die Leder im vorliegenden Falle
ballenartig zusammengeschoben, so daß sie einen wesentlich kleineren Raure einnehmen.
In diesem Zustande werden sie ein-und ausgeschleust. Natürlich müssen im Extraktionsraum
die Zwischenräume zwischen den einzelnen Ledern wiederhergestellt werden;- damit.
alle. Stellen der Leder dem Lösungsmittel .und der Trockenluft zugänglich sind:
Zu .diesem .Zwecke hängen die Leder an flachen, beiderseits .durch Ketten miteinander
verbundenen Bügeln, die durch eine geeignete Vorrichtung auf vorher einstellbare
Abstände jalousieartig auseinandergezogen werden können. . Ob das Auseinanderziehen
und Zusammenschieben der Leder vor oder noch' dem Öffnen und Schließen des Verschlusses
zwischen Vorkammer und Extraktionsrahm` .erfolgt oder gleichzeitig damit, -hängt
von der Bauart der betreffenden Vorrichtungen ab. Da bei der Eigenart des Schleusenvorganges
immer nur die Vorkaminer- -gegen- die Außenluft geöffnet ist,, deren Volumen aber
im Falle .einer -Verbindung mit dem Extraktionsraum fast restlos durch die ballenartig
zusammengeschobenen Leder aus gefällt= ist,- dürfte es klar sein, daß bis auf ganz
geringe Mengen das gesamte Luft-Lösungsmittel-Dampf-Gemisch im Extraktionsraum erhalten
bleibt. Es erübrigt sich daher auch die Verwendung einer Wiedergewirrnungsanlage.
Sollte bei schwachen oder kleineren Ledern die Vorkammer nicht restlos gefüllt sein,
so können die Hohlräume durch entsprechende Füllkörper beseitigt werden.
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Die Vorteile dieser Erfindung sind mit der Einsparung beträchtlicher
Lösungsmittelmengen oder der Erübrigung einer Wiedergewirrnüngsanlage noch nicht
erschöpft. Es wird vielmehr überhaupt erst die Voraussetzung dazu geschaffen, beim
Entfetten von Leder nunmehr das Berieselungsverfahren anwenden und aus der Reihe
der unbrennbaren chlorierten Kohlenwässerstoffe auch das Methylenchlorid als Lösungsmittel
verwenden zu können. Das Berieselungsverfahren, bei dem die Leder mit einer ihrer
Art und ihrem Fettgehalt angepaßten Menge Lösungsmittel,. das im dauernden Kreislauf
durch Düsen zerstäubt wird, bespritzt werden, gewährleistet eine völlig gleichmäßige
Entfettung der einzelnen Chargen, indem diese anfangs mit wenig gebrauchtem - und
am Schluß mit frischem Lösungsmittel behandelt werden. Außerdem ist zum Betrieb
einer Entfettungsanlage nur mehr -etwa der zwanzigste Teil der sonst üblichen Lösungsmittelmenge
erforderlich, sich wiederum günstig auf die Ausmaße der sonstigen Apparatur auswirkt.
Allerdings weisen die Extraktionsbehälter ein größeres Volumen auf, da zur Zerstäubung
des Lösungsmittels ein entsprechender Raum über den Ledern vorhanden sein muß, der
bei Anlagen bisheriger Bauart die Lösungsmittelverluste natürlich noch vergrößern
würde. Die Verwendung von Methylenchlorid als Entfettungsmittel für Leder wird schon
seit langem angestrebt, da neben anderen vortrefflichen Eigenschaften sich be- i
sonders der niedrige Siedepunkt von nur qo° C (gegenüber 87° bei Trichloräthylen
und 76° bei Tetrachlorkohlenstoff) bei der Trocknung äußerst günstig auf die Leder
auswirkt. Man hat dieses Lösungsmittel bisher aber nicht verwenden können, weil
seine ungewöhnlich große, durch den hohen Dampfdruck bedingte Flüchtigkeit untragbare
Verluste bzw. übermäßige Belastungen der Wiedergewinnungsanlagen ergab; enthält
doch z- cbm Luft bei 2o° C (das ist etwa die Temperatur, bis zu der die Trockenluft
in gewöhnlichen Kondensationsanlagen gekühlt werden -kann) bei voller Sättigung
402 g Trichloräthylen oder 768g Tetrachlorkohlenstoff, dagegen aber 1700
g Methylenchlorid, das überdies noch um etwa 25 °/o :teurer ist.
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In der Praxis arbeiten gewöhnlich zwei Extraktionsbehälter derart
abwechselnd; daß der eine entfettet, während der andere trocknet. Das Lösungsmittel
pendelt dabei in den Behältern so oft hin und her;. bis es mit Fett
so
angereichert ist, daß es destilliert werden muß. Sofern mit Vollbädern gearbeitet
wird, ändert sich- an dieser Handhabung auch im vorliegenden Falle nichts.
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Auf der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel eines Extraktionsbehälters
nach dem Berieselungsverfahren schematisch dargestellt, da hierbei der Größenunterschied
zwischen Extraktionsraum und Vorkammer besonders hervortritt. Alle :unwesentlichen
Teile, wie Lösungsmittel- und Trockenluftleitungen und -anschlösse sowie die Vorrichtung
zur Bewegung des Verschlusses e, sind weggelassen. Die Vorkammer c ist an einer
Stirnseite des Extraktionsbehälters a angebracht und besitzt zum Ein- und Ausbringen
der Leder eine Öffnung nach oben, die durch den Deckel d verschlossen werden kann.
Gegen den Extraktionsraum bist sie durch den in der Längsachse des: Behälters parallel
zu den Stirnwänden verschiebbaren Verschluß e verschließbar, der im geschlossenen
Zustande gegen. die Dichtung h gezogen wird. Der Verschluß e rollt auf den Schienen
i und wird durch vier Rohre m (je zwei oben und unten), gleichmäßig :geführt. Um
stopfbüchsähnliche Einrichtungen zu - vermeiden, gleiten die Röhre m in entsprechend
weiteren nach außen verschlossenen Führungsrohren n. Die oberen Rohre m dienen gleichzeitig
als Tragrohre für die Leder, die an flachen Bügeln o hängen !i und ballenartig zusammengeschoben
f die Vorkammer c passieren, um im Extraktionsraum b gleichzeitig mit dem Bewegen
des Verschlusses e jalousieartig auseinandergezogen g : oder wieder zusammengeschoben
zu werden. Befinden sich die Leder g im Extraktionsraum b, so wird dieser von der
Vorkammer c durch eine verschiebbare Schutzwand l getrennt, die das Eindringen unnötiger
Lösungsmittelmengen in die Vorkammer c und die Bildung störender Wirbel beim Trocknen
in dieser verhindert. Durch die Düsen k wird das Lösungsmittel zerstäubt.
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Abb. z stellt den Extraktionsbehälter a im Längsschnitt dar; dessen
Vorkammer c mit. ballenartig zusammengeschobenen Ledern f gefüllt ist. Der Verschlußdeckel
d ist zum Ein- und Ausbringen der Leder geöffnet, 'wobei naturgemäß der Verschluß
e den Extraktionsraum b abschließt. Die Schutzwand l befindet sich hierbei an der
Außenwand der Vorkammer c.
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Auf der Abb. z, gleichfalls den Extraktionsbehälter a im Längsschnitt
darstellend, ist der Verschluß e voll geöffnet, und die Leder g sind jalousieartig
auseinandergezogen. Hierbei ist umgekehrt wie in Abb. i der Verschlußdeckel d geschlossen,
während die Schutzwand l gegen den Extraktionsraum b verschoben diesen von der Vorkammer
c trennt.
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Abb. 3 zeigt den Extraktionsbehälter a im Querschnitt. Hier ist besonders
die Form des der Vorkammer c angepaßten Verschlusses e zu erkennen. Bei i ist angedeutet,
wie der Verschluß e auf den Schienen rollt. .
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Auf Abb. q: ist im Querschnitt die Vorkammer c - herausgestellt, deren
Form 'den darin an den Bügeln o aufgehängten Ledern f angepaßt ist. ne sind die
vier Führungsrohre, auf deren beiden-oberen die Bügel o gleiten.