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Verfahren zur Herstellung eines die Gesamtbestandteile von Knochen
enthaltenden Präparates für therapeutische Zwecke Kno chenmehl wird schon seit langer
Zeit für die verschiedensten technischien und anderen Zwecke benutzt, z. B. als
Düngemittel, Viehnahrung u. dgl. Zu seiner Herstellung wurden bisher die Rückstände
von der Leimbereitung oder aus Küchenbetrieben gesammelte - Knochen venvendet, also
solche Knochen, die bereits eines großen Teils ihrer Inhsltsstoffe durch das Auskochen
beraubt waren.
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Außerdem werden bei dem Kochprozeß hitzeempfindliche Stoffe zerstört.
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Für die Kalk- und Phosphortherapie ist nun die Venvendung eines Knochenmehls,
das alle Inbaltsstoffe der Knochen enthält, wünschenswert. Die Herstellung eines
solchen Knochenmehls ,aus frischen Knochen gelingt jedoch nicht ohne weiteres, da
eine vollständige Zerkleinerung der Knochen wegen ihrer großen Zähigkeit nicht möglich
ist. Auch ein schonendes Vortrocknen der grob zerkleinerten Knochen führt nicht
zum Ziel, da das leicht zersetzliche Mark zu einem unangenehmen (Seruch und Geschmack
des bei diesem Vorgehen erhaltenen Endproduktes Veranlassung gibt. Auch das Mahlen
solcher vorgetrockneter Knochen stößt auf große Schwierigkeiten.
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Ein Knochenmehl, das alle Inhaltsstoffe des Ausgangsmaterials in
unveränderter und haltbarer Form enthält, kann nun gemäß vorliegender Erfindung
auf folgende Art und Weise gewonnen werden: Die grob zerkleinerten frischen, markhaltigen
Knochen werden zunächst mit einem mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmittel,
wie Methyl-, Äthylalkohol, Aceton, bei möglichst niedriggeh,altener Temperatur,
etwa bis 25° C, extrahiert. Durch diese BSehandlung wird zunächst einmal das Wasser
entfernt, daneben auch ein Teil der Inhaltsstoffe
ausgezogen. Die
Behandlung wird zweckmäßig wiederholt, um das Wasser möglichst vollständig aus den
Knochen zu entfernen.
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Darauf folgt eine Extraktion mit einem mit Wasser nicht mischbaren,
aber mit dem zur ersten Extraktion verwendeten Mittel mischbaren Lösungsmittel,
zweckmäßig von niedrigem Siedepunkt, wie Äther, Petroläther, damit bei der späteren
Entfernung des Lösungsmittels keine Zersetzung des Extraktes eintritt. Das zurückbleibende
Gut läßt sich dann gegebenenfalls nach vorsichtibem Trocknen im Vakuum bei niedriger
Temperatur ohne weiteres durch die üblichen mahlvorrichtungen in ein feines Pulver
verwandeln, das durch Absieben von den bindegewebsbestandteilen der Knochen befreit
wird. Die Extrakte werden getrennt oder vereinigt zur Trockne gedampft und der Trockenrückstand
mit dem von Bindegeweben freien Knochenpulver wieder vereinigt. Es wird ein grauweißes,
homogenes, trockenes, angenehm riechendes und schmeckendes Pulver erhalten, das
alle Inhaltsstoffe des Knochens in unveränderter Zusammensetzung enthält und in
verschlossenen Gefäßen beliebig lange haltbar ist. Das Produkt besitzt demnach gegenüber
den bisher herstellbaren Kno chenmehlpräparaten große Vorzüge.
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Als Ausgangsmaterial dienen vor allem rotes Mark führende frische
Knochen, d. h. die kurzen und flachen Knochen vorwiegend jugendlicher Tiere. Sie
werden vor der Behandlung von anhaftenden Muskeiresten grob befreit und dann durch
Zerhacken zerkleinert.
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Die Extraktion grob zerkleinerter frischer Knochen mit organischen
Lösungsmitteln zur Gewinnung der in den Knochen enthaltenen Fettsubstanzen ist bereits
bekannt (F r i e d -b e r g »Die Verwertung der Knochen auf chemischem Wege«, 3.Aufl.
I92I, S. I02 bis 104, deutsche Patentschriften 10 I96, 8I 560, 179449, 257271, 323650,
303092). Doch unterscheiden sich diese vorbeschrieberen Extraktionsverfahren von
dem vorliegenden Verfahren sowohl bezüglich der Arbeitsweise als auch des erhaltenen
Resultates; denn es wird bei ihnen die Extraktion unter Dampfdruck (Wasserdampf
oder Dämpfe organischer Lösungsmittel) bei höherer Temperatur vorgenommen und lediglich
die Fettsubstanzen gewonnen, während andere in den Knochen enthaltene wertvolle
Bestandteile (Vitamine, Eiweißstoffe, anorganische Salze) entweder überhaupt vernachlässigt
oder durch die Behandlung zerstört werden. Demgegenüber werden durch die vorliegende
kombinierte Extraktion (Alkohol, Acetonätller u.a.) in schonender Weise bei möglichst
niedriger Temperatur sämtliche wertvollen Bestandteile der Knochen, und zwar in
ihrer ursprünglichen Form, erhalten, so daß ihre Vermischung mit dem Knochenmehl
ein besonders wertvolles Prä parat ergiht.
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Auch in der Patentschrift 373 218 wird die V elavendung von Knochen
als Ausgangsmaterial für die Herstellung technisch verwertbarer Produkte beschrieben,
doch handelt es sich hier um Sammelknochen zur Bereitung von Leim, d. h. um mazerierte,
getrocknete Knochen. Diese werden einer Vorextraktion mit Alkohol untenvorfen, die
aber nicht dazu dient, verwertbare Produkte zu extrahieren sondern eine Zersetzung
der im Knochen fett enthaltenen Glyceride zu verhüten. Es wäre nicht möglich, aus
diesen Knochen die erfindungsgemäß erhaltenen und verwertbaren Produkte durch eine
Vorextraktion mit Alkohol und eine Nachextraktion mit Äther oder Benzol 0. dgl.
zu gewinnen, wie dies aus frischen, markhaltigen Knochen möglich ist.
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Durch Tierexperimente (an Hunden, Ratten und Hühnern) konnte eindeutig
nachgewiesen werden, daß die Verfütterung von nach dem vorliegenden Verfahren hergestellten
Präparaten sich günstiger auf das Wachstum der Skelette auswirkte als die Verfütterung
von Präparaten aus ausgekochten mazerierten Knochen. Insbesondere zeigten Fütterungsversuche
an jungen, gleichaltrigen Hunden (Hunden eines Wurfes), die vom dritten Monat an
neben der üblichen Grundkost gleiche Mengen (auf den Kalkgehalt berechnet) der Präparate
erhielten, daß nach Verfütterung von Präparaten aus frischen, markhaltigen Knochen
ein, wie aus dem früheren Durchbruch der bleibenden Schneidezähne ersichtlich, wesentlich
schnellerer Zahnwechsel erfolgt und auch ein viel regelmäßigeres Knochenwachstum
zu beobachten ist als nach der Fütterung von aus mazerierten Knochen hergestellten
Präparaten.
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Beispiel 100 kg grob zerhackte frische Kalbsknochen werden mit 100
kg Alkohol unter Rühren bei Zimmertemperatur behandelt, nach 24 Stunden koliert
und der Rückstand nochmals mit der gleichen Menge Alkohol in gleicher Weise bearbeitet.
Nach neuerlichem Kolieren wird die Extraktion in derselben Weise mit 100 1 Äther
wiederholt. Die vereinigten Alkohol-und Ätherextrakte werden im Vakuum bei 305 getrocknet
und von den letzten Resten Lösunta,smittel befreit. Die extrahierten Knochen werden
dann in geeigneten Vorrichtungen, wie Kugelmühle, Kollergang, Schrotmühle, zu einem
möglichst feinen Pulver gemahlen, durch ein feines Sieb (etwa 80 bis 100 Maschen
pro Quadratzentimeter) von den Bindegewebsteilen, die als Fasern zurückbleiben,
abgesiebt und das erhaltene feine Pulver
mit dem Rückstand der eingeengten
Extrakte gleichmäßig vermischt. Es werden so etwa 25 kg eines grauweißen Pulvers,
das sämtliche Inhaltsstoffe des Knochens enthält, gewonnen.
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Das Pulver stellt ein für die Kalk- und Phosphortherapie höchst wertvolles
Präparat dar, welches dazu dient, das Wachstum der Knochen, insbesondere der Kiefer
und auch der Zähne zu fördern, den Zahndurchbruch zu beschleunigen und zu erleichtern,
und zwar nicht nur während der primären Dentition im ersten Lebensjahr, sondern
auch den Durchbruch der bleibenden Zähne (zwischen 6 bis 12 Jahren).