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Verfahren zum Aufschließen von Torffasern Zum Aufschließen von Torffasern
sind bereits eineAnzahl vo ' n Verfahren vorgeschlagen worden. So ist es
bekannt, die Torffasern mit alkalischen - Laugen zu behandeln und entsprechend
weiterzubearbeiten, um eine möglichst reine Cellulosefaser zu erzielen.
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DiesesVerfahren ist umständlichundliefert Fasern, die gegenüber der
Rohtorffaser durch den Verlust aller Humin- und Eiweißkörper eine beträchtliche
Einbuße an Festigkeit und Elastizität erlitten habeh.
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Auch ist es nicht mehr neu, die Rohtorffaser mit Mineralsäuren, wie
Schwefel-, Salz-oder Flußsäure, zu behandeln. Da die Torffaser aber kolloidalen
Charakter besitzt, behält sie stets von der Behandlung her, auch wenn die kolloidale
Beschaffenheit dabei zerstört wird, einen unauswaschbaren Rest an Mineralsäure zurück.
Beim Trocknen wird diese'r Minera«lsäurerest in der Faser konzentriert und wirkt
sehr schädigend' auf die Cellulosesubstanz. Bei Flußsäure muß das Verfahren schon
in Gefäßen aus Blei oder Platin ausgeführt werden, da alle anderen Metalle wie auch
Holz, Glas, Ton und Porzellan angegriffen werden. Außerdem sind die Dämpfe der Flußsäure
sehr giftig und die Torffasern *des Flußsäurerestes wegen nicht für jeden Zweck
verwendbar.
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Ferner ist der Vorschlag gemachi worden, die Rohtorffasern mit schwefliger
Säure zu behandelh. Die schweflige Säure wird indessen in noch größerer Menge als
die anderen Mineralsäuren von der Torffaser zurückgehalten. Beim Tfocknen tritt
durch die Abspaltung von Sauerstoff und Wasserstoff aus der Cellulosesubstanz der
Faser ein Ab-
bau der Cellulose und dadurch sowie durch die nun eintretende
Umsetzung von schwefliger Säure in konzentrierte Schwefelsäure eine beträchtliche
Schädigung der Torffaser ein.
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Auch hat man bereits auf Torffaser in Wasser unlösliche oder schwerlösliche
Stoffe, wie Lehm, oder Oxyde der Erdalkalimetalle einwirken gelassen und dann die
inkrustierenden
Bestandteile von der Faser mittels alkalischer
oder neutraler Seifen oder Türkischrotöle entfernt. Bei diesem Verfahren ist aber
eine gleichmäßige Aufschließung nur sehr schwer möglich.
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Erfindungsgemäß be3teht dieAufschließung von Torffasern in der Entfernung
der gchleimigen Stoffe, die beim Trocknen die Torffasern verkleben. Alle bisher
bekanntenVerfahren entfernen entweder alle, auch diewertvollen Stoffe, die die Cellulose
umgeben, oder sie schädigen die Cellulose selbst. Nach der Erfindung werden die
Torffasern mit solchen Chemikalien aufgeschlossen, die auf die Torffasern auch bei
den nachfolgenden Behandlungen keinerlei schädigende Wirkungen ausüben. Die Entfernung
der schleimigen, die Verklebung hervorbringenden Stoffe kann nur dadurch geschehen,
daß diese mittels in Wasser leichtlöslicher Hydroxyde oder Halogenide von Sch-,verinetallen
gefällt und die Fällungen gegebenenfalls durch Milchsäure oder in Wasser leichtlösliche
Gerbsäuren von der Faser entfernt werden, oder daß die Schleimstoffe ohne vorherige
Fällung durch Milchsäure oder in Wasser leichtlöslichen Gerbsäuren von der Faser
getrennt werden.
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Als Hydroxyde bzw. Halogenide kommen insbesondere Eisen- oder Zinkhydroxyd
bzw. Eisenchlorid oder Chlorzink in Frage. Als Gerbsäuren dienen vornehmlich Tanin-
und Huminsäure.
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Das Verfahren sei an Hand der folgenden Beispiele erläutert: Beispiel
i Rohtorffasern werden in einem Bade, das ein Gemisch von 3 9 Eisenhydroxyd
und 3 g
Eisenchlorid in 251 Wasser enthält, bei 70'
io Minuten
lang belassen und dann mit Wasser gespült, getrocknet und mechanisch entstaubt.
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Di# so aufgeschlossenen Torffasern sind dunkel bis schwarz gefärbt,
sie sind sehr feinfaserig, biegsam, nehmen nur langsam Wasser auf und haben an Festigkeit
bedeutend zugenommen.
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Beispiel '2' Rohtorffasern werden 24 Stunden in einer wäßrigen Lösung
von 5% Chlorzink und 5 0/0 Eisenchlorid kalt behandelt, abgequetscht und
mit Wasser gespült. Anschließend werden sie in ein Bad gebracht, das in 11
Wasser ioccmMilchsäureenthält, undhierinl/2Stunde nahe Kochtemperatur gehalten,
abermals gespült und dann getrocknet.
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Die Torffaser hat wieder ihre natürliche Farbe. Die Fällungen sind
durch die Milchsäure gelöst worden, und die Faser hat ihre Quellfähigkeit und ihr
großes Wasseraufnahmevermögen wiedererlangt.
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Bei-spiel 3
Die Rohtorffasern werden iii einem Bade, das in
il Wasser ig Eisenhydioxyd enthält, bei 15' 1 Stunde belassen und dann mit dem Wasser,
das sich in den Baggerlöchern angesammelt hat und einen huminsäurehaltigen Torfextrakt
darstellt, so lange bespült oder eingeweicht, bis alle bisher unlöslichen Metallverbindungen
in Lösung geganKen und die kolloidalen Eigenschaften über das Maß der Rohtorffasern
hinaus gesteigert sind. je nach der Torfart kann diese Behandlung mit Huminsäuren
nur einige Minuten oder mehrere Tage dauern.
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Die Torffasern sind frei-von Metallverbindungen, besitzen eine hohe
Quellfähigkeit, sind voluminös und besonders zur Herstellung von filzartigen Gebilden
geeignet. Beispiel 4 Die Robtorffasern werden in einem Bade, das in 1
1 Wasser 2o ccm Milchsäure und i g'Tanin enthält, bei 15' 24 Stunden
belassen, dann mit Huminsäuren wie in Beispie13 nachbehandelt, gespült und
ge-
trocknet.
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Das Ergebnis ist eine äußerst weiche, voluminöse, kräftige Torffaser
mit außerordentlicheril -Quellvermögen und guter Elastizität. Die wertvollen Eigenschaften
der Rohtorffaser sind hier nicht nur voll erhalten geblieben, sondern über das in
der Rohtorffaser vorhandene Maß hinaus wesentlich gesteigert worden. Beispiel
5
Die Rohtorffasern werden durch Besprühen oder Einnebeln mit einer 51/2%igen
Milchsäurelösung nur so weit angefeuchtet, daß der Gesamtfeuchtigkeitsgehalt der
Faser etwa bei 6o% des Trockengewichtes liegt. Die Fasern bleiben fest verpackt
12 Stunden liegen, dann ist die Aufschließung beendet.
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Durch den für die Torffaser nur geringen Feuchtigkeitsgehalt sind
die Verklebungen und Schleirnstoffe zersetzt und in Staub verwandelt worden. Die
Torffaser eignet sich gut für jede weitere Verarbeitung.
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Es können ein oder mehrere Metallhydroxyde oder ein oder mehrere Metallhalogenide
oder Gemische von Metallhydroxyden und Metallhalogeiiiden in Mengen von 0,00045.
bis 2o% in jedem beliebigen Verhältnis zueinander gleichzeitig oder auch nacheinander
verwendetwerden. In der gleichenWeise können die organischen Säuren, wie Milchsäure,
Tanin- und Huminsäuren, verwendet werden. Dagegen können die Metallhydroxyde und
Metallhalogenide
oder Gemische dieser nicht mit den organischen Säuren oder Säuregemischen in einem
Bade vereinigt werden.
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Die Temperaturen können zwischen o' und i2o' schwanken, die Behandlung
kann ohne Druck oder bei über- oder Unterdruck erfolgen. Die Dauer der Einwirkung
ist unbegrenzt, da, Schädigungen der Torffasern nicht eintreten können.