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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine stabile pharmazeutische
Zubereitung für
die langsame Freisetzung von gerinnungsfördernden Substanzen für die Behandlung
von Blutgerinnungsstörungen.
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Hintergrund
der Erfindung
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Hämophilie
A ist eine der am häufigsten
vorkommenden erblichen Gerinnungsstörungen. Patienten mit Hämophilie
A unterliegen häufigen
Blutungen als Ergebnis von einer oder mehreren Fehlfunktionen des Gerinnungssystems.
Eine der Ursachen von Hämophilie
ist ein Mangel an Faktor VIII (FVIII) im Blut. Dieses Problem kann
mit Faktor-VIII-Konzentraten behandelt werden. Bei etwa 15% der
Patienten ist das Auftreten der Krankheit jedoch das Ergebnis von
Faktor-VIII-neutralisierenden Antikörpern, sogenannten Inhibitoren,
so dass eine Therapie mit Faktor-VIII-Konzentraten kaum möglich ist.
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Zwei
grundsätzliche
Ansätze
wurden in der Literatur beschrieben, um FVIII vor einer Inaktivierung durch
Inhibitoren zu schützen.
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WO
80/01456 an Hemker offenbart eine pharmazeutische Zusammensetzung,
die für
die orale Verabreichung geeignet ist und FVIII umfasst, der in aus
Phospholipiden gebildete Liposomen von 0,5-1,0 μm eingebaut ist. Die Phospholipide
haben eine Nettoladung, und der FVIII ist zwischen den Schichten
des Liposoms eingebaut. Es wird behauptet, dass die FVIII-Konzentrationen
im Plasma während
eines Zeitraums von 50 Stunden über
etwa 5% der Normalwerts blieben.
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In
US 4,348,384 (Horikoshi)
heißt
es, dass eine Zusammensetzung hergestellt wurde, wie sie bei Hemker
beschrieben ist, aber es werden keine befriedigenden Ergebnisse
angegeben. Daher baut Horikoshi einen Protease-Inhibitor zusammen
mit dem FVIII in das Liposom ein, um diesen vor einer Proteolyse
zu schützen. Über einen
Zeitraum von 6 Stunden wurden 3% der normalen Plasmawerte von FVIII
erhalten.
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US 5,013,556 (Woodle) offenbart
eine Liposomenzusammensetzung zur Verwendung bei der Verabreichung
verschiedener Wirkstoffe über
den Blutstrom. Das Liposom enthält
1-20 Molprozent eines amphipathischen Lipids, das mit einem Polyalkylether
derivatisiert ist. Auch hier ist die Wirkstoffverbindung innerhalb des
Liposoms eingeschlossen. Diese Liposomenzusammensetzungen sind kommerziell
unter der Bezeichnung Stealth
®-Vesikel erhältlich (SUVs,
kleine unilamellare Vesikel, die aus Phospholipid und Polyethylenglycol
(PEG), das kovalent an das Phospholipid gebunden ist, bestehen).
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Ein
weiteres Problem mit diesem Ansatz besteht darin, dass Liposomen
mit einem großen
Durchmesser eine kurze Halbwertszeit haben. Daher müssen die
Liposomen unter hohem Druck verkleinert werden, was die Proteinaktivitäten beeinflussen
kann, wie bei den Gerinnungsfaktoren V und VIII.
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In
einem zweiten Ansatz lehren Barrowcliffe, T.W., et al. (1983), J.
Lab. Clin. Med. 101: 34-43, dass in vitro ein erheblicher Schutz
des FVIII erreicht wird, indem man FVIII mit Phospholipid mischt,
das aus menschlichem und/oder tierischem Gehirn extrahiert wurde.
Bei diesem Ansatz ist das Phospholipid an den FVIII gebunden und
kapselt ihn nicht ein. Kemball-Cook, G., und Barrowcliffe, T.W.
(1992), Thromb. Res. 67: 57-71, lehren, dass für die FVIII-Bindung eine negativ
geladene Phospholipidoberfläche
notwendig ist. Es zeigte sich, dass negativ geladenes Phosphatidylserin
und negativ geladene Phosphatidinsäure hochgradig aktiv in bezug auf
die Bindung an FVIII sind, während
Phosphatidylcholin inaktiv war. Negativ geladene Phospholipide sind jedoch
toxisch, und solche, die aus Gehirngewebe stammen, können Krankheitserreger
tragen.
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EP 689,428 offenbart eine
Liposomenzusammensetzung, die Liposomen umfasst, die eine äußere Oberflächenschicht
aus hydrophilen Polymerketten aufweisen. Ein Polypeptid- oder Polysaccharid-Effektormolekül ist durch
Aktivierung des Lipidankers vor der Effektorkopplung kovalent an
die distalen Enden der Polymerketten gebunden.
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Kurzbeschreibung
der Erfindung
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Es
ist ein Ziel der vorliegenden Erfindung, eine pharmazeutische Zusammensetzung
bereitzustellen, die ein Protein oder Polypeptid für die therapeutische
Behandlung umfasst. Insbesondere ist es ein Ziel der vorliegenden
Erfindung, eine pharmazeutische Zusammensetzung bereitzustellen,
die FVIII für
die Behandlung von Blutgerinnungsstörungen umfasst.
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Es
ist ein weiteres Ziel der Erfindung, FVIII in einer Form bereitzustellen,
die eine verlängerte
Halbwertszeit im Blutstrom aufweist.
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Es
ist noch ein weiteres Ziel der Erfindung, ein Verfahren zur Behandlung
von Patienten, die unter Blutgerinnungsstörungen, insbesondere Hämophilie,
leiden, und insbesondere derjenigen, die FVIII-Inhibitoren aufweisen,
bereitzustellen.
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In
einem Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine pharmazeutische
Zusammensetzung zur parenteralen Verabreichung bereitgestellt, die
eine therapeutisch wirksame Menge Koagulationsfaktor VIII (FVIII) und
im Wesentlichen neutrale kolloidale Teilchen umfasst, wobei die
Teilchen 1-20 Mol-% eines amphipathischen Lipids umfassen, das mit
einem biokompatiblen hydrophilen Polymer derivatisiert ist, wobei
das Polymer im Wesentlichen keine Nettoladung trägt, wobei der FVIII nicht in
den kolloidalen Teilchen eingekapselt ist.
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf dem überraschenden und unerwarteten
Ergebnis, dass neutrale Phospholipide, die mit einem biokompatiblen
hydrophilen Polymer derivatisiert sind, verwendet werden können, um
FVIII zu binden und ihn vor Inhibitoren im Blutstrom zu schützen. Dies
ergibt einen erheblichen Vorteil gegenüber den Zusammensetzungen des
Standes der Technik, da die verwendeten Phospholipide synthetisch und
nichttoxisch sind und daher in vivo für die therapeutische Behandlung
verwendet werden können.
Weiterhin kapselt das Liposom den FVIII nicht ein, so dass kleinere
Liposomen verwendet werden können,
die in vivo eine längere
Halbwertszeit haben, da sie nicht vom retikuloendothelialen System
(RES) entfernt werden. Wie im Folgenden noch ausführlicher
beschrieben wird, tritt FVIII in eine nichtkovalente Wechselwirkung
mit den Polymerketten auf der äußeren Oberfläche der
Liposomen, und im Unterschied zu der in
EP 689 428 offenbarten Zusammensetzung
wird keine chemische Reaktion durchgeführt, um die Polymerketten zu
aktivieren.
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In
der vorliegenden Beschreibung bedeuten die Ausdrücke "im Wesentlichen neutral" und "im Wesentlichen keine
Nettoladung" weder
positiv noch negativ geladen. Jedoch ist eine sehr geringe gemessene
Ladung von nahezu Null innerhalb des experimentellen Fehlers in
der Bedeutung der obigen Ausdrücke
mit eingeschlossen.
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Der
Ausdruck "therapeutisch
wirksame Menge" ist
so zu verstehen, dass er sich auf eine Menge an FVIII bezieht, die
zu einer Konzentration an FVIII im Blutstrom führt, die eine gewünschte therapeutische
Wirkung hat. Eine solche Menge kann experimentell bestimmt werden,
indem man Zusammensetzungen, die verschiedene Mengen an FVIII umfassen,
verabreicht und die Konzentration im Blut zu verschiedenen Zeitpunkten
nach der Verabreichung misst.
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Das
amphipathische Lipid, das zur Herstellung der kolloidalen Teilchen
verwendet wird, ist vorzugsweise ein Phospholipid und kann entweder
aus natürlichen
oder aus synthetischen Quellen erhalten werden. Ein am meisten bevorzugtes
Phospholipid ist Phosphatidylcholin, am meisten bevorzugt Eier-Phosphatidylcholin.
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Das
biokompatible hydrophile Polymer kann Polymere aus den Familien
der Polyalkylether, Polymilch- oder Polyglycolsäuren umfassen. Vorzugsweise
handelt es sich bei dem Polymer um Polyethylenglycol (PEG). Der
Zweck des Polymers besteht darin, die SUVs sterisch zu stabilisieren
und dadurch die Fusion der Vesikel in vitro zu verhindern und es
zu ermöglichen,
dass die Vesikel in vivo einer Adsorption durch das RES entgehen.
Das Polymer hat vorzugsweise ein Molekulargewicht zwischen 1000
und 5000 Dalton, am meisten bevorzugt ungefähr 2000 Dalton.
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Die
kolloidalen Teilchen haben vorzugsweise einen mittleren Teilchendurchmesser
zwischen 0,05 und 0,4 μm,
am meisten bevorzugt etwa 0,1 μm.
Dadurch soll ihre Zirkulationszeit in vivo erhöht und ihre Adsorption durch
das RES verhindert werden. Das amphipathische Lipid umfasst ungefähr 1 bis
etwa 20 Mol-% der Teilchen, vorzugsweise ungefähr 1-5%, am meisten bevorzugt
5%.
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Eine
Vielzahl von bekannten Kopplungsreaktionen kann verwendet werden,
um vesikelbildende Lipide, die mit hydrophilen Polymeren derivatisiert
sind, herzustellen. Zum Beispiel kann ein Polymer (wie PEG) über eine
Cyanursäurechloridgruppe
an ein Lipid, wie Phosphatidylethanolamin (PE), derivatisiert sein.
Alternativ dazu kann ein verkapptes PEG mit einem Carbonyldiimidazol-Kopplungsreagens
aktiviert werden, um eine aktivierte Imidazolverbindung zu bilden.
Weitere Reaktionen sind wohlbekannt und z.B. in der oben genannten
US 5,013,556 aufgeführt.
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Der
FVIII, der in der Zusammensetzung der Erfindung verwendet wird,
ist kommerziell erhältlich.
Er kann aus einer natürlichen
menschlichen Quelle stammen, oder vorzugsweise kann er rekombinant
hergestellt sein. Rekombinanter FVIII ist zum Beispiel zum Beispiel
als Antihemophilic Factor (Recombinant), rFVIII-SQ (Pharmacia),
und Kogenate, Miles Inc., Pharmaceutical Division, Elkhart, IN,
USA, neben anderen Herstellern, kommerziell erhältlich.
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Die
Zusammensetzung der Erfindung wird parenteral, vorzugsweise intravenös, verabreicht.
Die Zusammensetzungen des Standes der Technik waren aufgrund von
Nebenwirkungen, die bei der Injektion der Liposomenzusammensetzung
verursacht wurden, nur für
die orale Verwendung bestimmt. Die Zusammensetzung der Erfindung
ist andererseits nichttoxisch bei Injektion, anscheinend aufgrund
der fehlenden Ladung, neben anderen Gründen. Mengen von bis zu 0,5
g kolloidale Teilchen gemäß der Erfindung
pro kg Körpergewicht wurden
ohne nachweisbare toxische Symptome injiziert. Es wird erwartet,
dass die Dosis im Bereich von 25-75 IE/kg
Körpergewicht
liegt. Das Verhältnis
von Teilchen zu FVIII (w/FVIII-Einheit)
liegt vorzugsweise zwischen 0,1 mg/Einheit und 10 mg/Einheit und
beträgt
am meisten bevorzugt ungefähr
1 mg/Einheit. Obwohl die freie Form von FVIII:C bei Mäusen eine
Halbwertszeit von weniger als 2 Stunden hat (FVIII gemessen anhand
seiner Gerinnungsaktivität),
wird erwartet, dass in der Zusammensetzung der Erfindung verabreichtes
FVIII wenigstens 24 Stunden lang effektiv ist, das ist die Zeit
der effektiven Aktivität
der gerinnungsfördernden
Verbindung. Es wird erwartet, dass die Zusammensetzung der Erfindung
bei der Behandlung von Hämophiliepatienten "nach Bedarf" und zur prophylaktischen
Behandlung effektiv ist, und insbesondere solcher Patienten, die FVIII-Inhibitor-Antikörper entwickelt
haben.
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Die
Wirksamkeit des in der Zusammensetzung der Erfindung enthaltenen
FVIII kann durch einen chromogenen Assay bestimmt werden, der die
FVIII-Aktivität
durch zwei aufeinanderfolgende Schritte bestimmt: (1) die FVIII-abhängige Umwandlung
von Faktor X in Faktor Xa in einem Koagulationsfaktorreagens, das
aus gereinigten Komponenten besteht, und (2) die enzymatische Spaltung
eines chromogenen Faktor-Xa-Substrats unter Bildung eines Chromophors,
das spektrophotometrisch quantifiziert werden kann. Unter geeigneten Assaybedingungen
gibt es eine lineare Beziehung zwischen der Geschwindigkeit der
Faktor-Xa-Bildung und der FVIII-Konzentration. Außerdem kann
die FVIII-Aktivität
durch einen einstufigen Gerinnungsassay bestimmt werden. Dieser
Assay bestimmt die FVIII-Aktivität
durch die Umwandlung von Prothrombin in Thrombin, das anschließend Fibrinogen
spaltet, wobei ein aus Fibrin bestehendes Gerinnsel entsteht. Die
FVIII-Aktivität
bei hämophilen
Mäusen
kann auch bestimmt werden, indem man die Überlebensrate der Mäuse nach
Abschneiden des Schwanzes misst.
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung wird eine pharmazeutische Zusammensetzung
zur parenteralen Verabreichung bereitgestellt, die eine therapeutisch
wirksame Menge eines Proteins oder Polypeptids und im Wesentlichen
neutrale kolloidale Teilchen umfasst, wobei die Teilchen 1-20 Mol-%
eines amphipathischen Lipids umfassen, das mit einem biokompatiblen
hydrophilen Polymer derivatisiert ist, wobei das Polymer im Wesentlichen
keine Nettoladung trägt,
wobei das Protein oder Polypeptid aus der Gruppe ausgewählt ist,
die aus (a) Proteinen oder Polypeptiden, die extern an die kolloidalen
Teilchen binden können,
und (b) Proteinen oder Polypeptiden, die Polyethylenglycol (PEG)
binden können,
besteht, und wobei das Protein oder Polypeptid nicht in den kolloidalen
Teilchen eingekapselt ist.
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Der
Ausdruck "Proteine
oder Polypeptide, die extern an die kolloidalen Teilchen binden
können" umfasst Proteine
und Polypeptide, die ähnlich
wie FVIII an Membranen binden, die Phosphatidylcholin:Phosphatidylserin
(PC:PS) umfassen (siehe Hämostase
und Thrombose, Arthur L. Bloom und Duncan P. Thomas (Hrsg.) (1987),
Churchill Livingstone, 5. 179-180). Nichteinschränkende Beispiele für solche
Proteine sind Koagulationsfaktoren wie Prothrombin, Faktor X und
Faktor V.
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Der
Ausdruck "Proteine
oder Polypeptide, die Polyethylenglycol binden können" umfasst Proteine und Polypeptide, die
durch irgendeinen nichtkovalenten Mechanismus , wie ionische Wechselwirkungen,
hydrophobe Wechselwirkungen, Wasserstoffbrückenbindungen und van-der-Waals-Anziehungskräfte an PEG
oder Derivate von PEG binden (Arakawa, T., und Timasheff, S.N. (1985)
Biochemistry 24: 6756-6762; Lee, J.C. und Lee, L.L.Y. (1981) J.
Biol. Chem. 226: 625-631).
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Kurzbeschreibung
der Zeichnung
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Um
die Erfindung zu verstehen und zu sehen, wie sie in der Praxis ausgeführt werden
kann, werden jetzt bevorzugte Ausführungsformen nur anhand von
nichteinschränkenden
Beispielen beschrieben, wobei auf die Begleitzeichnung Bezug genommen
wird, die die Überlebensrate
von hämophilen
Mäusen,
denen nach einem Schwanzschnitt FVIII injiziert wurde, zu verschiedenen
Zeitpunkten nach der Injektion veranschaulicht.
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Ausführliche
Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform
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Beispiele 1-3
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Verfahren und Materialien
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1. Liposomen mit Eier-Phosphatidylcholin
(E-PC)
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Eine
Lösung
von Eier-Phosphatidylcholin (E-PC) in tert-Butanol wurde hergestellt,
indem man 2,0 g E-PC, 1,9 mg α-Tocopherol
und Fluorescein-markiertes Phosphatidylethanolamin (1:1000 Lipid-Stoffmengenverhältnis) in
18 ml tert-Butanol löste.
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Das
organische Lösungsmittel
wurde durch Lyophilisierung aus dem Lipidgemisch entfernt, und die
Lipide wurden in Wasser zu 10% (w/v) rekonstituiert. Die erhaltenen
Liposomen wurden verkleinert, indem man sie unter Verwendung des
Liposofast-Basic- oder Liposofast-50-Extruders (Avestin) durch eine
Reihe von Polycarbonat-(PC)-Filtern (0,4 μm, 0,2 μm, 0,1 μm und 0,05 μm) extrudierte, wobei man Liposomen
mit einer mittleren Größe von 0,1 μm erhielt.
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2. Liposomen mit Eier-Phosphatidylcholin/Polyethylenglycol-Phosphatidylethanolamin
(E-PC/PEG-PE)
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Eine
Lösung
von Eier-Phosphatidylcholin (E-PC) und Polyethylenglycol-Phosphatidylethanolamin (PEG-PE)
in tert-Butanol wurde hergestellt, indem man 0,73 g E-PC, 0,185
g PEG-PE, 0,86 mg α-Tocopherol und
Fluorescein-markiertes Phosphatidylethanolamin (1:1000 Lipid-Stoffmengenverhältnis) in
18 ml tert-Butanol löste.
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Das
organische Lösungsmittel
wurde durch Lyophilisierung aus dem Lipidgemisch entfernt und dann in
Wasser zu 10% (w/v) rekonstituiert. Die erhaltenen Liposomen wurden
verkleinert, wie es oben unter 1 beschrieben ist, wobei man Liposomen
mit einer mittleren Größe von 0,1 μm erhielt.
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3. Liposomen mit Eier-Phosphatidylcholin-Phosphatidylglycerin
(E-PC/PG)
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Eine
Lösung
von Eier-Phosphatidylcholin (E-PC) und Phosphatidylglycerin (PG)
in tert-Butanol wurde hergestellt, indem man 0,822 g E-PC, 0,0924
g PG, 0,86 mg α-Tocopherol
und Fluorescein-markiertes Phosphatidylethanolamin (1:1000 Lipid-Stoffmengenverhältnis) in
18 ml tert-Butanol löste.
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Das
organische Lösungsmittel
wurde durch Lyophilisierung aus dem Lipidgemisch entfernt und dann in
Wasser zu 10% (w/v) rekonstituiert. Die erhaltenen Liposomen wurden
verkleinert, wie es oben unter 1 beschrieben ist, wobei man Liposomen
mit einer mittleren Größe von 0,1 μm erhielt.
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4. Rekonstitution des
humanen rekombinanten Faktors VIII:
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In
den folgenden Beispielen wurde Kogenate (rFVIII, zubereitet mit
Human-Albumin, Bayer),
Chargen 70K026 und 70K027, verwendet. Eine Ampulle, die etwa 500
IE FVIII-Aktivität
enthielt, wurde mit 2 ml Wasser rekonstituiert, und man ließ die Substanz
sich auflösen.
200-μl-Aliquote
wurden bis zur Verwendung bei –20 °C eingefroren.
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Für die Herstellung
von Albumin-abgereichertem Kogenate wurde die Charge Nr. 70K027
verwendet. 10 Ampullen Kogenate wurden in 20 ml Wasser rekonstituiert
und auf einem hydrophilen Silicagel (3-10 μm Kügelchen) chromatographiert.
Fraktionen von 10 ml wurden aufgefangen, und die Aktivitäten des
Proteins und von FVIII:Ag wurden überwacht. Eine 50%ige Ausbeute
der FVIII:Ag-Aktivität
wurde in einem Peak der Fraktionen 4-6 und einem anderen der Fraktionen
8-14 gefunden. Da der Proteinassay einen Peak bei den Fraktionen
9-12 ergab, wurden die Fraktionen 4-6 vereinigt, allquotiert und
für die
weitere Verwendung lyophilisiert.
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- 5. Hämophile
Mäuse,
die so hergestellt wurden, wie es in Bi, L., et al. (1995) Nature
Genetics 10: 119-121, beschrieben ist, wurden verwendet.
- 6. Die FVIII:Ag-Aktivität
wurde unter Verwendung eines chromogenen FVIII-Assay bestimmt, der
von Dade AG, Dudingen, Schweiz, kommerziell erhältlich ist.
- 7. Herstellung einer Zusammensetzung und Injektion in hämophile
Mäuse
Ein
liposomales Aliquot wurde mit einem vorbestimmten Volumen von FVIII
gemischt, so dass man eine FVIII:Ag-Aktivität von 5-10 IE/ml erhielt, und
bei RT gerollt, um Homogenität
zu erreichen.
- 8. Gruppen von 5-10 hämophilen
Mäusen
wurde ein Bolus von 200 oder 400 μl
des Gemischs intravenös durch
die Schwanzvene injiziert. Den Mäusen
wurde in regelmäßigen Zeitabständen (1
h, 4 h, 8 h, 24 h, 32 h und 48 h) Blut aus dem Auge entnommen, und
die FVIII:Ag-Aktivitäten
im Plasma wurden verfolgt.
- 9. Aus den Ergebnissen wurde die Pharmakokinetik von FVIII bestimmt,
indem man die RSTRIP-Computer-Software verwendete, wobei man die
anfängliche
FVIII:C-Aktivität
(A0) und die Halbwertszeit (T1/2)
des Faktors im Blutkreislauf der Mäuse erhielt.
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Ergebnisse
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1. Wirkung
der Lipidzusammensetzung auf die Halbwertszeit von Faktor VIII
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Liposomen
von 0,05 μm,
die E-PC, E-PC/PEG-PE und E-PC/PG enthielten, wurden hergestellt,
in einem Verhältnis
von Lipid zu Protein (w/w) von 72:1 mit Kogenate gemischt und in
hämophile
Mäuse injiziert. Als
Kontrolle wurde Kogenate in Salzlösung verdünnt und in derselben Weise
wie die liposomalen Gemische in die Mäuse injiziert. Die pharmakokinetischen
Parameter wurden so bestimmt, wie es oben beschrieben ist, und die
Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst: Tabelle
Nr. 1: Wirkung der Lipidzusammensetzung auf die Halbwertszeit von
FVIII
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Aus
der Tabelle ist zu erkennen, dass Liposomen, die E-PC/PEG-PE enthalten,
am effektivsten waren, da sowohl die Anfangs-FVIII-Aktivität als auch
die Halbwertszeit für
diese Zusammensetzung höher
waren als für
Kogenate oder Kogenate-Liposomen-Gemische,
bei denen die Liposomen aus E-PC/PG oder nur aus E-PC bestanden.
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Außerdem zeigten
40% der Mäuse,
denen freier FVIII injiziert wurde, und 100% der Mäuse, denen FVIII/PC-Komplex
injiziert wurde, keine Erholung der chromogenen FVIII-Aktivität, während nur
10% der Mäuse,
denen FVIII/PC+PEG injiziert wurde, 60 min nach der Injektion dasselbe
Phänomen
zeigten.
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2. Wirkung des Lipid/Protein-Verhältnisses
auf die Halbwertszeit von Faktor VIII
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Verschiedene
Verhältnisse
von Lipid zu Protein in der Liposomenzusammensetzung wurden erhalten, indem
man verschiedene Aliquote von Liposomen von 0,05 μm, die E-PC/PEG-PE
umfassten, mit Kogenate mischte. Diese wurden in hämophile
Mäuse injiziert.
Als Kontrolle wurde Kogenate in Salzlösung verdünnt und in derselben Weise
wie die liposomalen Gemische in die Mäuse injiziert. Die pharmakokinetischen
Parameter wurden so bestimmt, wie es oben beschrieben ist, und die
Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst: Tabelle
Nr. 2: Wirkung des Verhältnisses
von Lipid zu Protein auf die Halbwertszeit von FVIII
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Aus
Tabelle Nr. 2 ist zu erkennen, dass durch eine Erhöhung des
Lipid/Protein-Verhältnisses
die Halbwertszeit von FVIII im Blutkreislauf der hämophilen
Mäuse erhöht wird.
Die Unterschiede in den anfänglichen FVIII:C-Aktivitäten scheinen
nicht mit dem Lipid/Protein-Verhältnis
zusammenzuhängen.
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3. Wirkung
von verschiedenen Faktor-VIII-Quellen
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SUVs
von 0,05 μm,
die E-PC und PEG-PE (94:6 Mol-%) enthielten, wurden hergestellt,
mit FVIII-Konzentraten aus verschiedenen Quellen (Kogenate, Baxter
und Omrixate) in einem Lipid-Protein-Verhältnis von 72:1 gemischt und
in hämophile
Mäuse injiziert.
Als Kontrolle wurde jedes FVIII-Konzentrat aus den verschiedenen
Quellen in Salzlösung
verdünnt
und in derselben Weise wie die liposomalen Gemische in die Mäuse injiziert.
Die pharmakokinetischen Parameter wurden so bestimmt, wie es oben
beschrieben ist, und die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle
zusammengefasst: Tabelle
Nr. 3: Wirkung der Faktor-VIII-Quelle auf die Halbwertszeit von
FVIII
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Gemische,
die Liposomen und FVIII von Baxter oder Omrixate enthielten, erhöhten die
Halbwertszeit des Faktors um 20% im Vergleich zu den pharmakokinetischen
Werten des freien Faktors, wie man aus der obigen Tabelle ersieht.
Die Halbwertszeit des Faktors FVIII von Kogenate, gemischt mit E-PC/PEG-PE-Liposomen,
war doppelt so lang als die der freien Form des Faktors.
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Beispiel 4
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Verfahren und Materialien
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1. Liposomenherstellung:
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Liposomen
wurden wie folgt hergestellt: Eier-Phosphatidylcholin (EPC) und
Distearoylphosphatidylethanolaminmethyl-Polyethylenglycol 2000 (DSPE-PEG
2000) wurden auf ein Verhältnis
von 80:20 w/w (5% Stoffmengenanteil von DSPE-PEG 2000) abgewogen,
auf 10% w/v in tert-Butanol (Riedel-de-Haen) gelöst, und die Lösung wurde
lyophilisiert. Das erhaltene trockene Lipidpulver wurde in einem
Puffer, der 130 mM NaCl, 10 mM Natriumcitrat, 1 mM CaCl2,
pH 7,0, enthielt, auf 10% w/v resuspendiert, wobei Liposomen entstanden.
Die Liposomen wurden in einer Extruderapparatur (Avestin) durch
Polycarbonatfilter mit einer Größe von 1,2 μm, 0,2 μm und 0,1 μm filtriert,
wobei Liposomen mit einer Größe von 120-140 nm entstanden.
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2. Liposomen-Qualitätskontrolle
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Zur
Qualitätskontrolle
der Liposomen gehörte:
- 1) Messung der Größenverteilung durch Submikron-Teilchenanalysator
(N4 plus, Coulter Electronics)
- 2) Phospholipidbestimmung (anhand von Phosphor)
- 3) Chemische Stabilität
der Lipide durch DC
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Die
Tests wurden so durchgeführt,
wie es beschrieben ist in: Barenholz, Y. und Amselem, 5. (1993)
in Liposome Technology, 2. Auflage, Band I (Gregoriadis, G., Hrsg.),
CRC Press, Boca Raton, FL, 5. 527-616.
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3. Zubereitung
von FVIII und Liposomen
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Kogenate
(Chargen-Nr. 70K027, 620 IE) oder New Kogenate (500 IE) wurde in
1 ml oder 2 ml H2O aufgelöst. Das
rFVIII-SQ-Konzentrat wurde in Liposomenlösung aufgelöst. Faktor VIII wurde mit Liposomen zubereitet,
indem man FVIII-Konzentrat
etwa 1 Stunde lang bei Raumtemperatur mit den Liposomen mischt. Das
Verhältnis
von Lipiden zu FVIII-Einheiten betrug etwa 1 mg Lipide pro Einheit
FVIII.
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4. Injektion
in hämophile
Mäuse und
Blutentnahmeverfahren
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Faktor
VIII und mit Liposomen zubereiteter FVIII wurden in die Schwanzvene
von hämophilen
Mäusen injiziert.
Die injizierte Dosis betrug 3 Einheiten/Maus für Kogenate (2 getrennte Experimente)
und New Kogenate sowie 4 Einheiten/Maus für rFVIII-SQ. Den Mäusen wurde
10 Minuten nach der Injektion und etwa 4, 19 und 27 Stunden nach
der Injektion Blut in Citratröhrchen
entnommen.
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5. Messung
von FVIII-Konzentrat in Mausplasma
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Human-FVIII-Konzentrat
in Mausplasma wurde unter Verwendung eines chromogenen Assays (Chromogenix)
gemäß den Anweisungen
des Herstellers und durch einen einstufigen Gerinnungsassay (mit
Hilfe von Stago-Reagentien und ST4-Gerinnungsmaschine) gemäß den Anweisungen
des Herstellers gemessen.
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6. Pharmakokinetik-Analyse
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Pharmakokinetik-Parameter
wurden unter Verwendung eines Computerprogramms (RSTRIP, MicroMath
Inc.) analysiert.
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7. Überlebensrate
von hämophilen
Mäusen
nach einem Schwanzschnitt
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Mäusen wurde
freies rFVIII-SQ oder mit Liposomen zubereitetes rFVIII-SQ (4 Einheiten/Maus,
11 Mäuse
in jeder Gruppe) injiziert. 20 Stunden nach der Injektion wurden
2 cm des Schwanzes abgeschnitten. Die Schwänze der überlebenden Mäuse wurden
wiederum 28, 44, 52, 69, 88 und 140 Stunden nach der Injektion (jedes
Mal 2 mm) abgeschnitten.
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Ergebnisse
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Die
Ergebnisse der FVIII-Aktivität
zu jedem Zeitpunkt nach der Injektion und die Pharmakokinetik-Parameter
[FVIII-Halbwertszeit (HL) und die Fläche unter der Kurve (AUC)]
von 4 verschiedenen Experimenten sind in den Tabellen 4-7B zusammengefasst.
In den Tabellen 4 und 5 wurden 3 Einheiten Kogenate/Maus injiziert;
in Tabelle 6 wurden 3 Einheiten New Kogenate/Maus injiziert; und
in den Tabellen 7A, 7B und in 1 wurden
4 Einheiten rFVIII-SQ/Maus injiziert.
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Tabelle
4: Faktor-VIII-Aktivität
(E/ml, gemessen durch einen chromogenen Assay) und Pharmakokinetik-Parameter
nach der Injektion von humanem FVIII in hämophile Mäuse
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Tabelle
5: Faktor-VIII-Aktivität
(E/ml, gemessen durch einen chromogenen Assay) und Pharmakokinetik-Parameter
nach der Injektion von humanem FVIII in hämophile Mäuse
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Tabelle
6: Faktor-VIII-Aktivität
(E/ml, gemessen durch einen chromogenen Assay) und Pharmakokinetik-Parameter
nach der Injektion von humanem FVIII in hämophile Mäuse
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Tabelle
7A: Faktor-VIII-Aktivität
(E/ml, gemessen durch einen chromogenen Assay) und Pharmakokinetik-Parameter
nach der Injektion von humanem FVIII in hämophile Mäuse
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Tabelle
7B: Faktor-VIII-Aktivität
(E/ml, gemessen durch einen einstufigen Gerinnungsassay) und Pharmakokinetik-Parameter
nach der Injektion von humanem FVIII in hämophile Mäuse
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Außerdem wurde
die Halbwertszeit von humanem FVIII in jeder Maus berechnet, und
die FVIII-Halbwertszeiten in allen experimentellen Gruppen wurden
mit einem Student-t-Test statistisch miteinander verglichen.
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Die
statistische Analyse weist darauf hin, dass die Halbwertszeiten
von humanem FVIII in den Gruppen, die Liposomen-zubereiteten FVIII
erhielten, bei allen 4 Experimenten höher und signifikant unterschiedlich
(p < 0,055) von
den Halbwertszeiten von humanem FVIII in den Gruppen, die freies
FVIII erhielten, waren:
HL von Kogenate vs. HL von Kogenate
+ Liposomen (Tabelle 4) p = 0,054
HL von Kogenate vs. AUC von
Kogenate + Liposomen (Tabelle 5) p = 0,031
HL von New Kogenate
vs. HL von New Kogenate + Liposomen (Tabelle 6) p = 0,0085
HL
von rFVIII-SQ vs. HL von rFVIII-SQ + Liposomen (Tabelle 7A) p =
0,0045
HL von rFVIII-SQ vs. HL von rFVIII-SQ + Liposomen (Tabelle
7B) p = 0,022
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Diese
Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Zubereitung von Kogenate,
New Kogenate oder rFVIII-SQ mit Liposomen die Halbwertszeit (HL)
des Faktors und die Fläche
unter der Kurve (AUC) von FVIII bei hämophilen Mäusen signifikant erhöht (Faktor
1,6-2,0 für
HL und AUC).
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Die Überlebensrate
der Mäuse
ist in 1 gezeigt. Die Ergebnisse des Schwanzschnittexperiments weisen
darauf hin, dass der Liposomen-zubereitete FVIII länger biologisch
aktiv ist als freier FVIII und daher hämophile Patienten während eines
längeren
Zeitraums schützen
kann.
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Beispiel 5
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Wirksamkeit
einer FVIII-Zusammensetzung bei Patienten mit Inhibitoren
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15
Einheiten FVIII (Kogenate) wurden eine Stunde lang bei Raumtemperatur
mit 120-nm-Liposomen (15 mg Lipide), die EPC:DSPE-PEG2000 enthielten
(95:5 Mol-%) inkubiert. Dann wurde 1 Einheit freier FVIII (Kogenate)
oder 1 Einheit Liposomen-zubereiteter FVIII 2 Stunden lang bei 37 °C mit verschiedenen
Verdünnungen
eines Serums von einem Hämophiliepatienten
inkubiert, der Inhibitoren entwickelt hatte (Anti-FVIII-Antikörper). Nach
der Inkubation wurde die Aktivität
von Faktor VIII durch einen chromogenen Assay gemessen.
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Die
Ergebnisse sind in Tabelle 8 zusammengefasst:
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Tabelle
8: Aktivität
(Einheiten/ml) von Faktor VIII in Gegenwart von FVIII-Inhibitoren
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Aus
diesem Experiment ist eindeutig zu ersehen, dass die Verabreichung
von FVIII zusammen mit den kolloidalen Teilchen den FVIII wirksam
vor Serum-Inhibitoren schützt.