-
Die
vorliegende Erfindung betrifft Wundauflagematerialien, die entweder
vernetzte methacrylamidmodifizierte Gelatine oder mit vinylsubstituierten Polysacchariden
copolymerisierte methacrylamidmodifizierte Gelatine umfassen. Das
Material ist zum Bedecken einer Vielfalt von Wundarten, insbesondere
chronischen Wunden und Verbrennungen, verwendbar. Das Material ist
auch für
die kontrollierte Freisetzung von Arzneistoffen geeignet. Bei Beladung
mit geeigneten Wachstumsfaktoren oder die Wundheilung fördernden
Substanzen ist die Matrix zur Herstellung von Wundauflagen für die Behandlung
einer Vielfalt von Wundarten, insbesondere chronischen Wunden und
Verbrennungen, geeignet.
-
Eine
sehr große
Anzahl von Personen leidet an chronischen, nicht verheilenden Hautverletzungen.
Ein gemeinsames Merkmal bei der Behandlung dieser Verletzungen ist,
dass sie zur optimalen Heilung bedeckt werden müssen. Die heilsame Wirkung des
Bedeckens von Wunden liegt auf verschiedenen Ebenen und hängt von
der Art des verwendeten Auflagematerials ab. Für akute Verletzungen können geeignete
Auflagen helfen, eine Hämostase
zu erreichen und demnach den Blutverlust zu kontrollieren. Außerdem schirmt
das Bedecken von Wunden die Wunde wirksam von der Umgebung ab und
schützt sie
auf diese Weise vor mikrobieller Verunreinigung. Außerdem können einige
so genannte okklusive oder semiokklusive Wundauflagen die Wunde
feucht halten, was für
die Heilung förderlich
ist. Schließlich
können
einige Wundauflagen den Heilungsprozess selbst direkt fördern, da
sie zum Beispiel Komponenten enthalten, welche das Zellwachstum
oder die Zellwanderung direkt fördern
oder welche Zellen aus dem Immunsystem anziehen oder aktivieren,
die selbst wachstumsfördernde
Substanzen absondern. Andere Auflagen können antimikrobielle Substanzen enthalten,
welche zur Kontrolle der Infektion der Wunde hilfreich sind.
-
Mit
der Zeit wurde eine überraschend
große Vielfalt
von Auflagematerialien zur Wundbedeckung verwendet, von welchen
viele zurzeit im Handel erhältlich
sind. Jedes von ihnen hat in Abhängigkeit
von der Art, Tiefe und Größe der Wunde,
dem Fehlen oder Vorhandensein einer Infektion, dem Grad der Exsudatbildung
usw. seine eigenen Indikationen.
-
Baumwollgaze
zum Beispiel wird allgemein als Wundauflage verwendet. Sie hat den
Vorteil, billig zu sein, aber den Nachteil, nicht okklusiv zu sein
und manchmal in der Wunde überkrustet
zu werden. Um dies zu verhindern, werden diese Auflagen manchmal
mit einer fettigen Substanz, wie beispielsweise Paraffin, imprägniert.
Ein im Handel erhältliches
Beispiel für
solch eine Auflage ist JelonetTM (Smith
and Nephew, GB).
-
Eine
andere Klasse von Wundauflagen sind die absorbierenden Hydrogelauflagen.
Diese weisen ein hohes Vermögen
zur Absorption von Wundexsudat auf. Sie bestehen aus hydrophilen
Polymeren, wie beispielsweise Gelatine, Polysacchariden, Polyacrylamid
usw., welche bei Kontakt mit Wundflüssigkeit anschwellen, und können mehrmals
ihr eigenes Gewicht an Exsudat absorbieren. Im Handel erhältliche
Hydrogelauflagen umfassen Intrasite Gel (Smith and Nephew, GB) und
Vigilon (CR Bard, USA). Eine besondere Art von Hydrogelen sind die
Alginate, welche hydrophile Polysaccharide sind, die aus Seetang gewonnen
werden. Sie werden als dünne
Vliese oder als Stränge
erzeugt. Bei Kontakt mit der Wundflüssigkeit verwandeln sie sich
in ein Gel, das ein hohes Absorptionsvermögen für Wundflüssigkeit aufweist. Beispiele
umfassen Kaltostat (Brit-Cair, GB) und Sorbsan (Steriseal, GB).
-
Eine
andere Art von Auflagen sind die okklusiven oder semiokklusiven
Auflagen. In ihrer einfachsten Form bestehen sie für gewöhnlich aus
einer dünnen
flexiblen Kunststoffmembran, z.B. aus Polyurethan. Um das Auflegen
zu erleichtern, werden diese Auflagen für gewöhnlich mit einem selbst haftenden Überzug hergestellt.
Diese Auflagen werden okklusiv genannt, weil sie die Wasserverdampfung
von der Wundoberfläche
begrenzen und sie demnach feucht halten. Beispiele für solche
Auflagen sind Opsite (Smith and Nephew, GB) und Tegaderm (3M, USA).
Beispiele für
semiokklusive Auflagen sind Omiderm (Latro Medical System, GB) und
Exkin (Koninklijke Utermöhlen,
Niederlande). Die letzteren Auflagen ermöglichen eine etwas höhere verdampfungsrate,
was zu einer halbtrockenen Wundoberfläche führt.
-
Eine
komplexere Art von okklusiven Auflagen sind die Hydrokolloid- oder
HCD-Auflagen. Diese bestehen aus Hydrokolloidpartikeln (z.B. bestehend aus
Gelatine, Pektin, Carboxymethylcellulose usw.), die in einer hydrophoben
Matrix (z.B. einem Polyisobutylen, Styrol-Isopren-Styrol-Copolymer) eingebettet
sind. Diese Auflagen können
mit einer okklusiven Membran und/oder einer Schaumkunststoffschicht verstärkt werden.
Neben der Tatsache, dass sie okklusiv sind, weisen HCD-Auflagen
ein hohes Absorptionsvermögen
auf, was sie äußerst geeignet
für die Behandlung
von Wunden macht, die große
Mengen an Exsudat erzeugen. Diese vorteilhaften Eigenschaften machten
HCD-Auflagen mit zu den erfolgreichsten Auflagen, die zur Behandlung
von chronischen Geschwürbildungen
auf der Haut verwendet werden. Im Handel erhältliche Beispiele für diese Auflagen
umfassen DuoDERM® (Convatec, GB), TegasorbTM (3M, USA) und Comfeel (Coloplast, Dänemark).
-
Obwohl
HCD-Auflagen sehr erfolgreich sind, legen jüngste Berichte nahe, dass sie
möglicherweise
unerwünschte
Nebenreaktionen in den behandelten Geweben induzieren. Zum Beispiel
berichtet Van Luyn, dass DuoDERM (Convatec, GB), Biofilm (Biotrol
SPA, Frankreich), Comfeel (Colopast, Dänemark) und Ulcer Dressing (Johnson
and Johnson, USA), welche alle HCD-Auflagen sind, in die Klasse
hochgradiger Toxizität
fallen, wenn sie in einem Methylcelluloseversuch geprüft werden,
wobei Fibroblasten der menschlichen Haut als Zielzellen verwendet
werden (Van Luyn, M., Doctoral Thesis, 1992, State University Groningen,
Niederlande; Van Luyn, M., Abstract Book of the joint WHS/ETRS meeting,
Amsterdam, 1993, S. 114). Alle von diesem Autor geprüften HCD-Auflagen hemmten
das Zellwachstum stark (> 70
%) und induzierten stark abweichende Morphologien in den überlebenden
Zellen. Leek et al. (Abstract Book of the Second Annual WHS Meeting;
Richmond, VA, USA, S. 75, 1992) prüften vier HCD-Auflagen in Vollhautexzisionswunden
bei Schweinen. Alle Auflagen induzierten zwischen 4 und 10 Tagen
nach der Verletzung eine Entwicklung von granulomatösen Läsionen und
legten 3 Monate nach der Verletzung geringe Anzeichen von Auflösung an
den Tag. Die heftigste Reaktion wurde bei der DuoDERM- und der Intrasite-HCD
erhalten. Rosdy und Clauss (J. Biomedical Mat. Res. 24, 363 – 3777,
1990) stellten fest, dass die HCD-Auflage GranuflexTM (Bristol-Myers Squibb,
USA) bei direktem Kontakt zytopathische Effekte bei MRC5-Fibroplasten
und epidermalen Zellen induzierte. Young et al. (J. Invest. Dermatol.
97, 586 – 592,
1991) beschreiben in einem Tiermodellsystem die Entwicklung von
tief liegenden fremdkörperartigen
Reaktionen und Granulomen in geheilten Wunden, welche mit HCD-Auflagen
behandelt wurden. Unsere eigenen Versuche mit der HCD-Auflage DuoDERMTM zeigen, dass diese Auflage bei Anordnung auf
Vollhautwunden bei Schweinen zu einer ausgeprägten und chronischen Entzündungsreaktion
führt.
-
Die
zuvor erwähnten
Daten legen nahe, dass, obwohl HCD-Auflagen die Wundheilung kurzfristig
fördern
können,
ihre Verwendung oft mit unerwünschten
Entzündungseffekten
verbunden ist. Es ist daher klar, dass ein Bedarf an einer Wundauflage besteht,
welche zwar die vorteilhaften Eigenschaften der HCD-Auflagen zeigt,
jedoch zu einer wesentlich geringeren chronischen Entzündungs-
oder Fremdkörperreaktion
führt.
Solch eine Wundauflage würde die
Granulationsgewebebildung stimulieren, absorbierend sein und letzten
Endes innerhalb eines begrenzten Zeitrahmens biologisch abbaubar
sein.
-
Gelatine,
die eine denaturierte Form des Proteins Kollagen ist, wurde in einer
Vielfalt von Wundauflagen und Systemen zur kontrollierten Freisetzung
verwendet. Aufgrund ihres verhältnismäßig niedrigen
Schmelzpunktes sind Gelatinegele bei Körpertemperatur nicht sehr stabil.
Folglich ist es notwendig, diese Gelatingele zu stabilisieren, bevor
sie für
Wundheilungszwecke verwendet werden können. Die geschieht für gewöhnlich durch
Herstellen von Vernetzungen zwischen den Proteinketten durch Behandeln
der Gelatine entweder mit Formaldehyd oder Glutaraldehyd. Alternativerweise
kann dies durch Vernetzen von Gelatine mit Polyaldehyden erreicht
werden, die durch teilweise Oxidation von Polysacchariden, wie beispielsweise
Dextran (Schacht E.H., Nobels M., Vanteenkiste S., Demeester J., Fransen
J., Lemahieu A., Polym Gels Networks, 1993; 1: 213 – 224),
erzeugt werden. Vernetzte Gelatine kann zu Trockenschwämmen verarbeitet
werden, welche zum Induzieren von Hämostase bei blutenden Wunden
verwendbar sind. Im Handel erhältliche
Beispiele für
solche Schwämme
umfassen Spongostan® (Ferrosan, Dänemark)
und Gelfoam (Upjohn, USA). Ein Hauptnachteil dieser Schwämme ist, dass
das verwendete Vernetzungsmittel (Formaldehyd oder Glutaraldehyd)
für Zellen
toxisch ist. Die negative Wirkung der Glutaraldehydvernetzung wird zum
Beispiel durch die Forschungsergebnisse von de Vries et al. (Abstract
Book of the Second Annual Meeting of the WHS, Richmond, USA, S.
51, 1992) veranschaulicht. Diese Autoren zeigten, dass glutaraldehydvernetzte
Kollagengitter für
Zellen toxisch waren, wohingegen die nicht vernetzte Variante dies nicht
war. Daher sind diese Produkte trotz ihrer vorteilhaften hämostatischen
Eigenschaften als Wundauflagen zur Behandlung von problematischen
Wunden, wie beispielsweise chronischen Geschwüren oder Verbrennungen, nicht
optimal. Folglich wäre eine
gelatinebasierte Wundauflage, welche eine andere, weniger toxische
Vernetzungstechnologie verwendet, äußerst wünschenswert. Dextran ist ein
Polysaccharid, das auch für
medizinische Zwecke allgemein verwendet wird und auch in einer Wundauflage verwendet
werden kann. Zum Beispiel lehrt die PCT-Patentanmeldung Nr. WO 94/27647
(Smith and Chakravarty, veröffentlicht
am 12.08.94) die Herstellung einer Polymerzusammensetzung, die vernetztes Dextran
umfasst, wobei die Vernetzungsgruppen aus linearen Imidocarbonat-
oder Carbonatgruppen bestehen. Dieses Polymer kann in eine Wundauflage eingearbeitet
werden. Ein wichtiges Merkmal dieser Polymerzusammensetzung ist,
dass sie hydrolytisch labil ist. Dies bedeutet, dass hydratisierte
Formen des Materials von Natur aus instabil sind und dass das Polymer
nur dann für
längere
Zeiträume
gelagert werden kann, wenn es dehydratisiert ist.
-
Schacht
et al. offenbaren in einer europäischen
Patentanmeldung, die unter der Nr. 0308330 veröffentlicht wurde, eine Polymerzusammensetzung,
welche Gelatine umfasst, die mit oxidierten Polysacchariden vernetzt
ist, wobei außerdem
Proteine, Enzyme oder Mikroorganismen immobilisiert werden können.
-
Neben
der Entwicklung von verbesserten Auflagen wurde in den letzten Jahren
der möglichen Verwendung
von Wachstumsfaktoren zur Förderung der
Heilung von Wunden, insbesondere Verbrennungen und Geschwüren, immer
mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Im Folgenden sind nur ein paar der
wissenschaftlichen Berichte angegeben, welche die Verwendung von
Wachstumsfaktoren zur Förderung
der Wundheilung beim Menschen beschreiben. Der epidermale Wachstumsfaktor
(EGF für
engl. Epidermal Growth Factor) wurde für die Behandlung von spenderseitigen
Hauttransplantaten (Brown et al., N. Engl. J. Med. 321, S. 76 – 79, 1989)
und chronische Geschwüre
(Brown et al., Plast. Reconstr. Surg. 88, S. 189 – 194, 1991)
verwendet. Derselbe Faktor wurde auch in der Ophthalmologie für die topische
Behandlung von traumatischen Hornhautgeschwüren (Scardovi et al., Ophthalmologica
206, S. 119 – 124,
1993) und zur Förderung
der Endothelwundheilung in menschlichen Hornhäuten (Hoppenrijs et al., Invest. Ophthalmol.
Vis. Sci. 33, S. 1946 – 1957,
1992) erfolgreich eingesetzt. EGF-Augentropfen sind im Handel unter der
Handelsbezeichnung Gentel® von der Inpharzam S.A,
(Cadempino, Schweiz) erhältlich. Der
basische Fibroplastenwachstumsfaktor (bFGF für engl. basic Fibroplast Growth
Factor) wurde zur Behandlung von chronischen Druckgeschwüren (Robson
et al., Ann. Surg. 216, S. 401 – 408,
1992) und zur Behandlung von experimentell induzierten Saugblasen
beim Menschen (Lyonnet et al., J.; Invest. Dermatol. 96, S. 1022,
1991) verwendet. Es stellte sich heraus, dass der transformierende Wachstumsfaktor-β (TGF-β für engl.
Transforming Growth Factor-β)
vorteilhafte Wirkungen bei der Behandlung von makulären Vollhautlöchern im
menschlichen Auge erzielt (Glaser et al., Ophthalmology 99, S. 1162 – 1173).
Der aus Blutplättchen
gewonnene Wachstumsfaktor (PDGF für engl. Platelet Derived Growth
Factor) erwies sich als ein Wundheilungsstimulator für chronische
Druckgeschwüre
beim Menschen (Robson et al., Lancet 339; S. 23 – 25, 1992). Vom menschlichen
Wachstumshormon wird berichtet, dass es die Wundheilung bei Kindern
mit starken Hautverbrennungen beschleunigt (Gilpin et al., Ann. Surg.
220, S. 19 – 24,
1994). Es stellte sich heraus, dass auch Blutplättchenlysat, das ein Rohpräparat ist,
das eine Mischung verschiedener Wachstumsfaktorten enthält, die
Heilung von chronischen Geschwüren
stimuliert (Knighton et al., Surgery Gyn. Obst. 170, 56 – 60, 1990).
Das letztere Präparat
wurde unter der Handelsbe zeichnung Procuren von der Curative Technologies,
Inc. (USA) kommerzialisiert. Unsere eigenen Studien mit Rohkeratinozytlysat,
das auch mehrere das Zellwachstum fördernde Aktivitäten enthält, zeigten,
dass es die Heilungsgeschwindigkeit von Brandwunden erhöht und die
Epithelbildung von Mittelohrdefekten bei Patienten mit chronischer
Otorrhoe und nach einer Trommelfellplastik verbessert.
-
Ein
gemeinsames Problem bei all den zuvor erwähnten Studien ist, eine wirksame
Möglichkeit
für eine
kontrollierte Zufuhr der aktiven Substanzen auf die Wunde zu finden.
In den meisten Fällen
werden diese Substanzen einfach als eine wässrige Lösung oder bestenfalls als eine
Formulierung in einem halbflüssigen
Gel oder einer halbflüssigen
Creme aufgebracht. Bei Verwenden solcher Formulierungen wird der
Großteil
der aktiven Substanz in der wunden Stelle sehr schnell freigesetzt.
Dennoch ist bekannt, dass viele Wachstumsfaktoren verhältnismäßig instabil sind,
und es wird angenommen, dass ihre Halbwertszeit in der Wundumgebung
verhältnismäßig kurz
ist. Dies bedeutet, dass ein Bedarf an einer Vorrichtung besteht,
welche die kontrollierte Freisetzung der aktiven Substanz über einen
längeren
Zeitraum ermöglicht,
während
sie den noch nicht freigesetzten Faktor vor vorzeitigem Abbau schützt. Dies
würde die
Kosten erheblich senken und die Wirkungsgrad der Wachstumsfaktorwundtherapie
durch Verringern der notwendigen Dosis und der Anzahl von Verabfolgungen
erhöhen.
Mehrere Strategien und Materialien wurden für die kontrollierte Freisetzung
von Peptidwachstumsfaktoren und ähnlichen
Substanzen in Erwägung
gezogen. Im Folgenden sind ein paar der Lösungen angegeben, welche in
der wissenschaftlichen Literatur berichtet wurden oder für welche
Patentanmeldungen eingereicht wurden.
-
Eine
Klasse von Vorrichtungen zur kontrollierten Freisetzung besteht
aus synthetischen, biologisch abbaubaren Polymeren. Zum Beispiel
sind Polylactid-glycolide (PLG) hydrolytisch abbaubare Polymere,
die für
die langsame Freisetzung von variablen pharmazeutischen Substanzen
verwendet werden können,
welche bioaktive Makromoleküle
umfassen, wie beispielsweise Calcitonin, LHRH, Somatostatin, Interferon
und Impfstoffe (Lewis, Pharmaceutical manufacturing International,
1993, S. 99 – 105).
Infolge der Verwendung von organischen Lösemitteln führt die Einarbeitung von biologisch
aktiven Peptiden oder Proteinen in PLG häufig zu ihrer Inaktivierung. Obwohl
dies durch die Erzeugung von physikalischen PLG/Peptid-Mischungen
(z.B. durch Kompressionsformen von Pulvermischungen) umgangen werden
kann, sind diese aufgrund ihrer Steifheit und Sprödigkeit
als Wundauflagen möglicherweise
weniger geeignet.
-
Neben
synthetischen Polymeren wurde eine Vielfalt von natürlich auftretenden
Polymeren oder Modifikationen davon zur kontrollierten Freisetzung von
bioaktiven Peptidfaktoren verwendet. Ein Beispiel dafür sind Methylpyrrolidinonchitosanvliese,
die mit bFGF beladen sind (Berscht et al., Biomaterials 15, 593 – 600, 1994).
Eine besondere Zusammensetzung zur kontrollierten Freisetzung wird
in WO 92/09301 von Greisler offenbart, das die Verwendung eines
Dichtungsmaterials aus wachstumsfaktorhaltigem Fibringewebe zur
Beschleunigung der Wundheilung lehrt. Produkte gemäß der letzteren
Erfindung wären
infolge der hohen Kosten von im Handel erhältlichen Fibrinklebern wahrscheinlich
verhältnismäßig teuer.
-
Ein
häufig
verwendetes Biopolymer zur kontrollierten Freisetzung ist auch Gelatine.
Kollagenhaltige Gelatineschwämme
zur Proteinarzneistoffzufuhr wurden in den Patentanwendungen
EP 0568334 (veröffentlicht
am 11.03.94) und WO 93/21908 offenbart. Golumbek et al. beschreiben
in Cancer Res. 53, S. 5841 – 5844
(1993), die Verwendung von Gelatinemikrohohlperlen, die mit IFN-γ oder GM-CSF
als potenzielle Krebstherapieimpfstoffe beladen sind. Cortesi et
al. (Int. J. Pharm. 105, S. 181 – 186, 1994) beschreiben die
Verwendung von Gelatinemikrohohlperlen für die Freisetzung von synthetischen
Oligonucleotiden und PCR-erzeugten DNA-Fragmenten. Die Synthese von Gelatinemikrohohlperlen,
welche Interferon enthalten, wurde von Tabata und Ikada (Pharm.
Res. 6, S. 422 – 427,
1989) berichtet. Shinde und Erhan (Bio-Med. Mat. Eng. 2, S. 127 – 131, 1992) beschreiben
flexibiliserte Gelatinefilme zur Freisetzung von Insulin.
-
Wie
bereits erwähnt,
weisen Glutaraldehyd oder Formaldehyd, die allgemein zum Vernetzen
dieser gelatinebasierten Biomaterialien verwendet werden, den Nachteil
auf, für
die Zellen toxisch zu sein. Es wird angenommen, dass Glutaraldehyd
und Formaldehyd neben der Tatsache, dass sie toxische Eigenschaften
aufweisen, außerdem
auch die biologische Aktivität
von eingearbeiteten bioaktiven Proteinsubstanzen beeinträchtigen,
wenn die Vernetzung nach der Beigabe dieser Substanzen zum System
erfolgt. Folglich wäre
eine gelatinebasierte Vorrichtung zur langsamen Freisetzung, welche
eine andere, weniger toxische Vernetzungstechnologie verwendet, für die Herstellung
zum Beispiel von wachstumsfaktorangereicherten Wundauflagen äußerst wünschenswert.
-
Die
vorliegende Erfindung ist daher auf die Bereitstellung einer geeigneten
Wundauflage ausgerichtet.
-
Die
vorliegende Erfindung ist auch auf die Bereitstellung einer geeigneten
Vorrichtung zur langsamen oder kontrollierten Freisetzung gerichtet.
-
Die
vorliegende Erfindung ist ferner auf Verfahren zur Erzeugung und
Verwendung der Wundauflagen oder der Vorrichtungen zur langsamen
oder kontrollierten Freisetzung ausgerichtet.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft die Entdeckung, dass Hydrogele, die
mit chemisch modifizierter und vernetzter Gelatine hergestellt werden,
ausgezeichnete Arzneimittel und insbesondere Auflagen für die Behandlung
von Wunden und die Freisetzung von bioaktiven Wirkstoffen darstellen.
Die Gelatine gemäß der vorliegenden
Erfindung wird mit Methacrylamidseitengruppen modifiziert, welche
radikalisch vernetzt werden können.
Dieses Konzept ermöglicht
es, Polysaccharide und andere wasserlösliche Polymere einzubinden,
die radikalisch polymerisierbare Seitengruppen, z.B. Acrylamid-
und Methacrylatseitengruppen, mitführen. Die Durchführbarkeit
der Herstellung solcher Hydrogele wurde durch Verwenden entweder
eines Acrylamid- oder eines Methacrylatderivats von Dextran, einem
Polysaccharid, das zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung
besonders geeignet ist, demonstriert. In Beispiel 1 werden die Herstellungen
von vinylmodifizierter Gelatine, acrylamidmodifiziertem Dextran
und Dextranmethacrylat, sowie die Herstellung der Hydrogelfilme
veranschaulicht.
-
Einer
der Vorteile des sogleich offenbarten Arzneimittels ist, dass es
ein biologisch abbaubares Material umfasst. Dennoch ist der Gegenstand
unserer Erfindung in einer hydratisierten Form stabil genug, um
eine längerfristige
Lagerung zu ermöglichen, da
die biologische Abbaubarkeit nicht durch die Verwendung von hydrolytisch
abspaltbaren Bindungen erreicht wird. Im Gegensatz zu nicht vernetzter
Gelatine weist es außerdem
einen Schmelzpunkt auf, der hoch genug ist, damit es auf der wunden
Stelle lange genug in intakter Form bleibt. Ein Vorteil ist, dass
eine der Ausführungs formen
der offenbarten Auflage die Möglichkeit
bietet, sulfatierte Dextrane oder ähnliche polyanionische Moleküle in der
Auflage zu immobilisieren, eine Modifikation, welche das Binden
von beigegebenen, die Wundheilung modulierenden Faktoren oder von
in situ erzeugten heparinbindenden Faktoren verbessert.
-
Gemäß einem
zweiten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung die Entdeckung,
dass die zuvor erwähnte
vernetzte Gelatine eine ideale Biopolymermatrix für die Einarbeitung
und anschließende
kontrollierte Freisetzung von bioaktiven Peptidfaktoren darstellt.
Daher können
pharmazeutisch aktive Peptide oder Polypeptide in die Matrix durch
ihr Mischen mit der löslich
gemachten Gelatinekomponente und anschließendes radikalisches Vernetzen
der Vinylseitengruppen eingearbeitet werden, um ein stabilisiertes
vernetztes Gel zu erhalten, das die Polypeptide in einer freisetzbaren
Form enthält.
Die Polypeptideinarbeitung während
des Hydrogelerzeugungsverfahrens ist schneller und wirksamer als
das alternative Verfahren des Einarbeitens der Polypeptide durch ein
Sorptionsverfahren (z.B. durch Einweichen der dehydratisierten oder
teilweise dehydratisierten Matrix in einer Lösung, welche die Polypeptide
enthält). Solch
eine angereicherte vernetzte Gelatinematrix kann für mehrere
therapeutische Anwendungen und insbesondere für die Herstellung von angereicherten Wundauflagen
verwendet werden.
-
Der
Begriff „Biopolymermatrix" gemäß der vorliegenden
Erfindung bezieht sich auf eine Matrix, die aus modifizierter Gelatine
oder einer modifizierten Gelatine und modifizierten Polysacchariden,
wie zuvor definiert, besteht und deren Grundeigenschaft ist, biologisch
abbaubar zu sein.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
besteht die vorgeschlagene Wundauflage aus einer hydratisierten
Folie oder einem hydratisierten Film der Matrix, wie zuvor definiert,
welche mit einem okklusiven oder semiokklusiven Film verstärkt sind.
Okklusiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Film eine Permeabilität für Wasser
aufweist, die gering genug ist, um das Austrocknen der Wunde zu
vermeiden, jedoch hoch genug ist, um eine übermäßige Ansammlung von Exsudat
unter der Wundauflage zu vermeiden.
-
In
einer anderen Ausführungsform
wird die Wundauflage in Form von dehydratisierten oder trockenen
Mikropartikeln hergestellt. Diese Mikropartikel sind besonders geeignet,
um auf tiefe, stark exsudative Wunden aufgebracht zu werden. Aufgrund
des hohen Flüssigkeitsabsorptionsvermögens der
Partikel können
die Wunden auf diese Weise von übermäßigem Exsudat
und Schorf gereinigt werden.
-
In
einer weiteren Form wird das vorgeschlagene Polymer zu einem flexiblen
dehydratisierten Schaum verarbeitet. Solch ein Schaum kann leicht auf
Oberflächenwunden
aufgebracht werden und weist ebenfalls ein hohes Absorptionsvermögen auf. Aber
es ist auch jedes andere Format denkbar, das die Polymereigenschaften
der Stabilität,
der biologischen Abbaubarkeit und der Retention von bioaktiven Wachstumsfaktoren
berücksichtigt.
In dieser Hinsicht kann ein hydratisierter Schaum andere Eigenschaften
aufweisen.
-
Das
vorgeschlagene Polymer kann auch zur Herstellung einer Wundauflage
verwendet werden, welche eine oder mehr die Wundheilung fördernde Substanzen
enthält.
Beispiele für
solche Substanzen sind zum Beispiel Wachstumsfaktoren, wie beispielsweise
EGF, TGF-α,
FGFs, PDGFs, Amphiregulin, HB-EGF, Betacellulin, TGF-β, IGFs oder
andere Mitogene oder ihre Antagonisten, welche den Wundheilungsprozess
modulieren können.
Solch eine angereicherte Wundauflage kann in verschiedenen Formen erzeugt
werden, welche Weichfolien, Schäume, Mikropartikel,
Fasern, um Gewebe oder Vliese zu erzeugen, usw. umfassen. Eine der
Ausführungsformen
der Erfindung betrifft die Erzeugung einer Wundauflage, die mehrere
Schichten enthält,
wobei jede Schicht eine andere aktive Komponente enthält, um eine
programmierte Zufuhr der verschiedenen Komponenten im Zeitablauf
zu erreichen. In einer anderen Ausführungsform werden geeignete
Affinitätsgruppen
mit der Polymermatrix verbunden, um die Affinität der Matrix zu den eingearbeiteten
aktiven Substanzen zu erhöhen,
um auf diese Weise ihre Freisetzungsgeschwindigkeit herabzusetzen und/oder
sie vor vorzeitigem Abbau oder vorzeitiger Inaktivierung zu schützen. Beispiele
für solche
Affinitätsgruppen
umfassen polysulfatierte Oligo- oder Polysaccharide, wie beispielsweise
Heparin, Heparansulfat, Chondroitinsulfat, Dermatansulfat, Dextransulfat
oder funktionale Analogone oder Fragmente davon, welche eine Affinität zu heparinbindenden Wachstumsfaktoren,
wie beispielsweise die FGFs, Amphiregulin und HB-EGF, aufweisen.
Jedes Proteoglycan, das Glycosaminoglycanketten enthält, die heparinbindende
Faktoren binden können,
ist dadurch ebenfalls einbezogen. Mögliche Affinitätsgruppen
umfassen auch monoklonale oder polyklonale Antikörper oder Mikroproteine, wie
sie durch Phagen-Display
erhalten werden und welche eine hohe und selektive Affinität zu spezifischen
Wachstumsfaktoren aufweisen.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft die Entdeckung, dass Hydrogele, die
aus Gelatine oder Gelatine und Polysacchariden, wie zuvor definiert,
bestehen, ein ausgezeichnetes Material für die Herstellung von Auflagen
darstellen, welche zur Bedeckung und Behandlung von wunden geeignet
sind. Außerdem zeigt
das Material unerwarteterweise auch positive Eigenschaften der kontrollierten
Freisetzung für
die Zufuhr von therapeutischen Substanzen insbesondere auf wunden.
Die Hydrogele werden durch Vernetzen von löslich gemachter Gelatine oder
löslich
gemachten Gelatinederivaten hergestellt. Gelatine ist eine denaturierte
Form des Bindegewebeproteins Kollagen. Es gibt mehrere Arten von
Gelatine, die von der verwendeten Kollagenquelle und vom eingesetzten
Extraktions- und Erzeugungsverfahren abhängen. Eine Art von Gelatine
wird aus Tierknochen gewonnen, während
eine andere Art aus der Tierhaut gewonnen wird. Für gewöhnlich stammt
das Tiermaterial vom Rind oder vom Schwein. In Abhängigkeit vom
Gewinnungsverfahren können
zwei Typen von Gelatine hergestellt werden: der A- (oder saure)
Typ, welcher durch Säurehydrolyse
des Kollagens hergestellt wird und einen isoelektrischen Punkt von
etwa 8 aufweist, und der B- (oder
basische) Typ, welcher durch Basenhydrolyse des Kollagens hergestellt
wird und einen isoelektrischen Punkt von etwa 5 aufweist. Beide
Typen von Gelatine sind zur Herstellung von Hydrogelmatrizen, wie
zuvor definiert, die für
die vorliegende Erfindung geeignet sind, verwendbar. Eine wichtige
Eigenschaft von Gelatine ist, dass es Gele mit einer gewissen Steifheit
bildet. Die Steifheit dieser Gele wird durch die Bloom-Zahl der Gelatine
ausgedrückt.
Zum Zwecke dieser Erfindung sind Gelatine mit einer Vielfalt von
Bloom-Zahlen verwendbar. Es
werden jedoch Bloom-Zahlen von wenigstens 150, vorzugsweise wenigstens
200 und insbesondere von wenigstens 250 bevorzugt, da sie Hydrogelmatrizen
mit einer hohen mechanischen Festigkeit bieten, welche leicht zu
Filmen oder Folien verarbeitet werden können.
-
In
der vorliegenden Erfindung wurde acrylamid- oder methacrylatmodifziertes
Dextran als Beispiel für
ein vinylsubstituiertes Polysaccharid, das mit vinylsubstituierter
Gelatine copolymerisiert werden kann, ausgewählt. Für Fachleute sollte jedoch zu
erkennen sein, dass auch andere Polysaccharide und ein vinylsubstituiertes
wasserlösliches
Polymer mit geeigneten Viskositäts-,
Molekülmasse-
und Vinylgehalteigenschaften verwendet werden können. Ein Beispiel für solch
ein anderes Polysacharid ist Xanthan. Obwohl demnach verschiedene
Polysaccharide für
den Zweck dieser Erfindung denkbar sind, werden wir uns von hier
an nur auf die Verwendung von acrylamidsubstituierten Dextranen
beziehen. Dies geschieht lediglich der Einfachheit halber und ist
keineswegs als eine Einschränkung
in Bezug auf Auswahl von möglichen
Polysacchariden, die im Rahmen der Erfindung verwendbar sind, anzusehen.
Die relative Molekülmasse
des Dextrans, das für
die Herstellung von Wundauflagen gemäß der vorliegenden Erfindung
verwendet wird, beträgt
vorzugsweise unter 5.000.000 und insbesondere zwischen 10.000 und
100.000, derart dass die Viskosität der wässrigen Lösung des Dextrans nicht zu
hoch ist und für eine
2%ige Lösung
zum Beispiel zwischen 0,1 und 1 Pa.s liegt (wie unter Verwendung
eines Viskositätsmessers
Brookfield LVT, der in 30 Zyklen betrieben wurde, gemessen).
-
Die
Substitution von Dextran mit Acrylamid- oder Methacrylatseitengruppen
erfolgte gemäß Verfahren,
die in der Fachliteratur beschrieben werden. Zum Beispiel können solche
Derivate durch die Reaktion des Polysaccharids mit 2-Vinyl-4,4-dimethyl-2-oxalin-5-on
(Vinyldimethylazolacton) erhalten werden. Die Vernetzung von Gelatinemethacrylamid oder
die Copolymerisation von Gelatinemethacrylamid mit vinylsubstituiertem
Polysaccharid oder die Vernetzung von vinylsubstituierten Polysacchariden, um
Gelatine in einem halb ineinander greifenden Netz einzuschließen, werden
in einem wässrigen Medium
in Gegenwart eines Radikalinitiators, wie beispielsweise Ammoniumpersulfat
+ N,N'-Tetramethylethylendiamin,
durchgeführt.
Die Vernetzung kann auch durch lichtinduzierte Radikalbildung erfolgen.
Beispiel 1 zeigt Beispiele für
die Herstellung von vinylmodifizierter Gelatine und vinyl modifiziertem Dextran,
sowie für
die Herstellung von Hydrogelfilmen durch radikalische Vernetzung
nach dem Belichten der Vinylderivate mit UV-Licht in Gegenwart eines Fotoinitiators.
Beispiel 2 zeigt die viskoelastischen Eigenschaften eines Gelatinehydrogelfilms,
der durch radikalische Vernetzung von methacrylamidmodifizierter
Gelatine hergestellt wurde.
-
Obwohl
das zuvor beschriebene Verfahren bevorzugt wird, ist für den Fachmann
zu erkennen, dass auch andere Verfahren, die zur Einführung von Vinylseitengruppen
führen,
möglich
sind, zum Beispiel durch Behandlung mit Methacrylanhydrid in einem
organischen Lösemittel,
wie beispielsweise Dimethylsulfoxid. Danach kann das modifizierte
Dextran in geeigneter Weise gereinigt und durch klassische Reinigungsverfahren
von Reaktionskomponenten mit niedriger relativer Molekülmasse getrennt werden.
Beispiele dafür,
dies zu bewerkstelligen, umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein:
Präzipitation (zum
Beispiel durch Beigabe von Aceton, Methanol oder Isopropanol) oder
Dialyse, Ultrafiltration oder Gelpermeationschromatografie, gefolgt
von Lyophilisation.
-
Die
Geschwindigkeit und der Grad der Vernetzung hängen von einer Vielfalt von
Parametern, wie beispielsweise der Konzentration, der Art von Gelatine
und ihrem Vinylsubstitutionsgrad, der relativen Molekülmasse und
dem Vinylsubstitutionsgrad der Polysaccharide usw., ab.
-
Gemäß der vorliegenden
Erfindung können die
Gelatinehydrogele, die so hergestellt werden, wie zuvor beschrieben,
zur Herstellung einer Vielfalt von Wundauflagen verwendet werden.
-
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform werden
Gelatinehydrogele zu einer dünnen
Folie oder einem dünnen
Film verarbeitet, welche zum Auflegen auf eine Wundoberfläche geeignet
sind. Es gibt mehrere bekannte Technologien, um dies zu bewerkstelligen.
Zum Beispiel kann eine Lösung
von vinylsubstituierter Gelatine (die auf einer Temperatur gehalten
wird, die höher
als der Gelierungspunkt der verwendeten Gelatine, für gewöhnlich > 30 °C, ist) mit
einer Lösung
des Initiators gemischt und in eine geeignete Gussform geleert werden,
bevor irgendeine merkliche Vernetzung stattfindet. Nachdem der Vernetzungsprozess
beendet ist, kann der Film aus der Gussform genommen werden. Eine
andere Möglichkeit,
Filme zu bilden, ist, eines der Verfahren zu verwenden, die in der
Fotoindustrie für
die Herstellung von Fotofilmen und -papieren verwendet werden. Zum
Zwecke dieser Erfindung beträgt
die Dicke der Filme vorzugsweise zwischen 0,1 und 2 mm und insbesondere
zwischen 0,3 und 1 mm, obwohl für
einige Anwendungen anders bemessene Filme geeignet sein können.
-
Wenn
ein Film gemäß der zuvor
beschriebenen Prozedur für
einen längeren
Zeitraum auf einer Wunde angeordnet wird, ist es möglich, dass
noch immer eine Dehydratation stattfindet, da Flüssigkeit von der Oberfläche des
Films verdampfen kann. Um dies zu vermeiden, kann der Gelatinehydrogelwundauflagefilm
zusätzlich
durch einen der im Handel erhältlichen
okklusiven oder semiokklusiven Wundauflagefilme, zum Beispiel ein
Polyurethan, wie beispielsweise Opsite oder Tegaderm, bedeckt werden. Eine
bessere Lösung
wird jedoch gemäß einer
anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung bereitgestellt, wobei ein Gelatinehydrogelfilm
während des
Erzeugungsverfahrens direkt auf eine geeignete okklusive Membran
laminiert wird. Zum Beispiel sind besonders gut geeignete Kunststofffilme
jene von der Pebax-Serie, wie beispielsweise Pebax 1205, welche von
Elf erzeugt werden. Diese Art von Film weist eine sehr geringe Wasserdampfpermeabilität auf, was
ihn äußerst geeignet
für die
Herstellung von Wundauflagen, die zur Verwendung auf verhältnismäßig trockenen
Wunden bestimmt sind, macht. Zum Auflegen auf exsudativeren Wunden
ist eine höhere
Verdampfungsrate wünschenswert,
um eine übermäßige Ansammlung
von Flüssigkeit
unter der Auflage zu verhindern. In diesem Fall kann eine Trägermembran mit
einer höheren
Wasserdampfpermeabilität
bevorzugt werden, wie beispielsweise jene, die von Untermöhlen in
den Niederlanden (Exkin) oder von Latro Medical Systems in Großbritannien
(Omiderm) hergestellt werden. Für
den Fachmann ist zu erkennen, dass in Abhängigkeit von der Art der Wunde,
dem Grad der Exsudatbildung und der gewünschten Häufigkeit des Auflagenwechsels
andere Trägerfilme
mit verschiedenen Wasserdampfpermeabilitätseigenschaften verwendet werden
können,
um ein optimales Flüssigkeitsgleichgewicht
auf der Wundoberfläche
zu erhalten.
-
Gemäß einer
anderen Ausführungsform
werden Gelatinehydrogele zu einer Wundauflage aus hydratisierten
oder dehydratisierten Partikel verarbeitet. Es sind mehrere Technologien
bekannt, um dies zu erreichen. Ein trockenes Gelatinehydrogelpulver oder
-granulat kann durch Dehydratation einer festen Gelatinehydrogelmasse
nach dem Vernetzen und durch anschließende Pulverisierung des dehydratisierten
Materials erzeugt werden. Die Dehydratation kann zum Beispiel durch
Trocknen in einem Strom von trockener Luft, Lyophilisation, eine
organische Lösemittelextraktion
usw. erhalten werden. Nach dem Pulverisierungs- oder Granulationsschritt
können
Partikel einer gewünschten
Größe zum Beispiel durch
Sieben durch eine Reihe von Sieben mit einer geeigneten Maschengröße ausgewählt werden.
Für die
Herstellung von kugelförmigen
oder im Wesentlichen kugelförmigen
Gelatinehydrogelpartikeln oder Mikroperlen kann ein Sprühregen durch
Stoßen
einer frisch angesetzten Lösung
vinylsubstituierter Gelatine (oder einer Mischung von vinylsubstituierter
Gelatine und vinylsubstituierten Polysacchariden oder einer Mischung
von vinylsubstituierten Polysacchariden und Gelatine) durch eine
passende Zerstäubungsdüse erzeugt
werden. Es versteht sich von selbst, dass die Größen der Sprühtropfen gemäß der Anwendungsart
variieren, und sie können
durch Wählen
der passenden Düsenart,
des passenden Drucks und der passenden Kapazität für den Zerstäubungsprozess bestimmt werden.
Eine andere Möglichkeit
ist, die zuvor beschriebenen frisch angesetzten Lösungen mit
einem nicht mit Wasser vermischbaren Lösemittel, wie beispielsweise
einem aliphatischen oder aromatischen Kohlenwasserstoff oder einem Öl, zu emulgieren.
Um kugelförmige
Partikel eines größeren Maßes zu erzeugen,
können
die Lösungen
alternativerweise tröpfchenweise
dem nicht mit Wasser vermischbaren Lösemittel beigemengt werden.
Andere Techniken zur Erzeugung von hydratisierten oder dehydratisierten
Gelpartikeln, die dem Fachmann bekannt sind, können ebenfalls verwendet werden,
um eine Partikelwundauflage gemäß dieser
Erfindung herzustellen. Solch eine Partikelwundauflage kann für die Behandlung
einer Vielfalt von Wundarten, aber insbesondere für die Behandlung
von verhältnismäßig tiefen
und stark exsudativen Wunden, wie beispielsweise einigen chronischen Geschwüren oder
Dekubitalwunden, verwendbar sein. Bei Verabfolgung in einer dehydratisierten
Form weisen sie die Eigenschaft des Absorbierens von Exsudat auf.
Dies ist ein äußerst wünschenswertes Merkmal,
da die Entfernung von übermäßigem Exsudat
und Schorf ein wichtiges therapeutisches Ziel in Bezug auf die Verhinderung
von mikrobieller Kolonisierung, auf die Begrenzung von weiterer
Nekrotisierung und auf die Linderung von Beschwerden für den Patienten
ist. Solch eine Partikelwundauflage kann auch in ihrer hydratisierten
Form (z.B. durch Weglassen des Dehydratationsprozesses nach der
Partikelherstellung oder durch Rehydratisieren von dehydratisierten
Partikeln vor dem Aufbringen auf die Wunde) verwendet werden. In
dieser letzteren Form kann sie zum Beispiel als eine Paste auf Wunden
aufgetragen werden, welche weniger Exsudat erzeugen. Es sollte klar
sein, dass in Abhängigkeit
von den Bedürfnissen einer
bestimmten Wundart auch die Möglichkeit
besteht, die Partikelwundauflage in einer teilweise hydratisierten
Form zu verwenden. In der letzteren Form hätte die Auflage wesentliche
Flüssigkeitsabsorptionseigenschaften
und wäre
aufgrund einer gewissen Klebrigkeit dennoch leicht als eine Paste
auftragbar oder zu einem dünnen
Film verarbeitbar. Durch Anpassen der Art von Gel können Wundauflagen
konzipiert werden, die zur Behandlung von anderen Wunden, wie beispielsweise
Hornhautverletzungen oder -defekten, Trommelfellrekonstruktionen, Mittelohrrekonstruktionen
oder chronischer Otorrhoe, geeignet sind. Es sollte auch klar sein,
dass die dehydratisierten, teilweise hydratisierten und voll hydratisierten
Formen dieser Partikelwundauflagen in jedem geeigneten wässrigen
oder organischen Arzneimittelträger
suspendiert werden können,
um die Verabfolgung zu erleichtern. Beispiele für solche Arzneimittelträger umfassen,
ohne darauf beschränkt
zu sein: Paraffinöl,
Vaseline, Gycerol usw.
-
Alternativerweise
können
die Komponenten, welche in die Affinitätsmatrix eingearbeitet oder
daran gebunden werden, eine Affinität zu molekularen Faktoren zeigen,
die hoch genug ist, damit die Bindung ein stabiler Prozess werden
kann. Bei Auflegen auf eine Wunde weisen solche GDP-Affinitätsmatrizen
das Potenzial auf, molekulare Faktoren, die dem Wundheilungsprozess
abträglich
sind, wie beispielsweise Faktoren, welche dereguliertes Wachstum oder
Hypertrophie oder eine überflüssige Bildung
von Kollagen verursachen können
und welche die Bildung von Keloiden verursachen können, besonders zu
maskieren.
-
In
der vorliegenden Erfindung offenbaren wir auch unsere Entdeckung,
dass Gelatinehydrogelmatrizen dieser Erfindung ein wirksames und
vielseitiges Material zur Herstellung von Vorrichtungen zur langsamen
oder kontrollieren Freisetzung für
die Zufuhr von pharmazeutisch aktiven Substanzen darstellt. Peptid-
oder Polypeptidsubstanzen können eingearbeitet
und anschließend
wirksam aus den Hydrogelmatrizen freigesetzt werden. Dies wird in
Beispiel 3 demonstriert, das die wirksame Freisetzung von mehreren
iodierten Polypeptiden zeigt.
-
Pharmazeutisch
aktive Faktoren von Interesse können
in die Hydrogelmatrizen der vorliegenden Erfindung auf verschiedene
Weise eingearbeitet werden. Das am meisten bevorzugte Verfahren
ist, die Faktoren vor dem Vernetzungsverfahren beizugeben. Dafür wird eine
wässrige
Lösung
des aktiven Wirkstoffes mit einer wässrigen Lösung von vinylsubstituierter
Gelatine bei einer Temperatur von etwa 37 °C gemischt, gefolgt von der
Polymerisation der vinylsubstituierten Gelatine oder von der Copolymerisation
mit vinylsubstituierten Polysacchariden. Danach werden die resultierenden
Mischungen abkühlen
gelassen. Da Gelatinelösungen
viskös
sind, sollte darauf geachtet werden, dass die verschiedenen Komponenten
gut durchgemischt sind, damit eine homogene Verteilung des aktiven
Wirkstoffes in der Gelatinehydrogelmatrix erhalten wird. Eine andere
Möglichkeit
ist, die aktiven Faktoren nach Beendigung des Vernetzungsprozesses
mittels eines Sorptionsverfahrens in die Gelatinehydrogelmatrizen
der vorliegenden Erfindung einzuarbeiten. Dafür werden die Gelatinehydrogelmatrizen
teilweise oder völlig
dehydratisiert. Diese Dehydratation kann durch Trocknen der Matrizen
in einem Luftstrom, durch Lyophilisation, durch organische Lösemittelextraktion
oder durch jedes andere geeignete Mittel, das zur Entfernung von
Wasser aus der Matrix führt,
erreicht werden. Anschließend
werden die Matrizen in einer wässrigen Lösung, die
den aktiven Wirkstoff enthält,
eingeweicht. Während
dieses Einweichvorgangs werden die Matrizen rehydratisiert, wobei
sie gleichzeitig einen Teil des aktiven Wirkstoffes absorbieren.
-
Eine
der möglichen
Anwendungen der vorliegenden Erfindung liegt in der Herstellung
von Wundauflagen, welche einen oder mehr die Wundheilung stimulierende
Faktoren und/oder einen geeigneten antiseptischen Wirkstoff enthalten.
Die Wundheilung stimulierende Wirkstoffe, welche zur Einarbeitung
in solch eine Wundauflage in Frage kommen, sind zum Beispiel Wachstumsfaktoren,
wie beispielsweise jene, die zu der Klasse der Familien EGF, FGF,
PDGF, TGF-β,
VEGF, PDECGF oder IGF gehören.
Ein anderer geeigneter Wirkstoff wäre ein Releasat aus menschlichen
Blutplättchen,
das zum Beispiel von der Curative Technologies, Inc. unter der Handelsbezeichnung
Procuren vertrieben wird. Auch die Einarbeitung eines konditionierten
Mediums, eines Lysats oder eines Extrakts, das aus Keratinozyten
hergestellt wird, wie beispielsweise in den Patentanmeldungen
US 9106161 (Oregon Univ.),
EP 88101576 (Eisinger)
und WO 93/10217 (IG) offenbart, wäre möglich. Geeignete antiseptische
Wirkstoffe umfassen Antibiotika, antibakterielle Sulfamide oder
Peptide, Chinolone, Antimykotika usw., sofern sie zur topischen
Verwendung geeignet sind. Wundauflagen, welche die Wundheilung fördernde
Wirkstoffe enthalten, können
zur Behandlung von Wunden verwendet werden, welche schwer zu heilen
sind. Wunden, welche für
solch eine Behandlung in Frage kommen, umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,
chronische Geschwüre,
Dekubitalwunden und Druckgeschwüre, Fußgeschwüre, Hornhautverletzungen,
Trommelfellperforationen, chirurgische Wunden, spenderseitige Hauttransplantate,
Brandwunden usw. Im Falle von Brandwunden können die Wundauflagen direkt
auf eine Verbrennung zweiten oder dritten Grades aufgelegt werden.
Im Falle von extensiven Verbrennungen dritten Grades ist es jedoch
vorzuziehen, die Verbrennung zuerst mit einem Netztransplantat autologer
Haut zu versehen. Das Auflegen der angereicherten Gelatinehydrogelwundauflagen
der vorliegenden Erfindung direkt auf dieses autologe Netztransplantat stimuliert
die Schließung
der Netztransplantatzwischenräume,
was zu einer schnelleren Wundschließung und einer begleitenden
Verringerung von Infektionsgefahren und einer Verkürzung der
Behandlungszeit führt.
-
Um
die Verabfolgung auf die Behandlungsstelle zu erleichtern, können de
angereicherten Gelatinehydrogelwundauflagen der vorliegenden Erfindung
in verschiedenen Formen hergestellt werden. Zum Beispiel können folien-
oder filmähnliche
Auflagen in geeigneter Weise auf Brandwunden, Oberflächengeschwüre, spenderseitige
Hauttransplantate und andere Arten von Oberflächenwunden aufgelegt werden.
Um die Flüssigkeitsverdampfung
und die Dehydratation der Auflage und der darunter liegenden Wunde
zu verringern, kann die Auflage mit einer flexiblen Membran bedeckt
werden, deren Wasserpermeabilität
so gewählt
wird, dass ein optimaler Feuchtigkeitsgrad der Wunde erzielt wird.
Es ist auch möglich,
mehrschichtige Gelatinhydrogellaminate herzustellen. Jede Schicht
solch eines Laminats kann andere Freisetzungseigenschaften aufweisen und
eine andere aktive Substanz enthalten. Bei Auflegen auf die Wunde
führt dies
zu einer kontrollierten Freisetzung der eingearbeiteten Faktoren
aus den aufeinander folgenden Schichten gemäß einem vordefinierten sequenziellen
und zeitlichen Programm. Dieses Programm hängt zum Teil von den Freisetzungseigenschaften
und der biologischen Abbaubarkeit der verschiedenen Schichten, ihrer
Dicken und von den Eigenschaften der eingearbeiteten Faktoren ab.
Das Erhalten solch einer kontrollieren Zufuhr von mehreren Arzneistoffen
wird deshalb als wünschenswert
angesehen, weil bekannt ist, dass der Wundheilungsprozess in verschiedenen
Stufen erfolgt, welche jeweils die Mitwirkung von verschiedenen
Faktoren erfordern. Zum Beispiel besteht eine Stufe der Wundheilung
in der Entwicklung von Granulationsgewebe. Diese Phase kann zum
Beispiel durch die Verabfolgung von PDGF oder FGF stimuliert werden.
In einer nächsten
Phase wird die Wunde durch einen Epithelbildungsprozess geschlossen,
der durch EGF stimuliert werden kann. Die Einschließung solcher Faktoren,
wie beispielsweise VEGF oder PD-ECGF, kann einen Prozess, wie beispielsweise
eine Gefäßneubildung,
optimieren, der oft nicht zufrieden stellend ist und die Ursache
sein kann, die chronischen Wunden, wie beispielsweise ischämischen
Wunden, zugrunde liegt. Welcher Faktor zu welchem Zeitpunkt freizusetzen
ist, um optimale Heilungsergebnisse zu erzielen, hängt zum
Teil von der Art der Wunde ab. Es ist bekannt, dass der Wundheilungsprozess
manchmal aberrierend sein und zur Bildung von beharrlich ausgeprägten Narben
und Keloiden führen
kann. Der Grund für
die Veranlagung für
solch eine Keloidbildung sind zwei Hauptfaktoren. Der erste ist
die Lage der Narbe, und der zweite ist der genetische Hintergrund
des Patienten. Es wird daher angenommen, dass die Keloidbildung
aus der atopischen oder überflüssigen Gegenwart
von gewissen Faktoren resultiert und dass das Vorhandensein von
bestimmten Schichten innerhalb der Wundauflage verwendet werden
kann, diese ungewünschten
Faktoren zu maskieren. Andere Faktoren, welche maskiert werden können, umfassen
jene, die zur überflüssigen Bildung
von Kollagen und/oder Elastin führen
können,
wodurch solche Erscheinungen wie beispielsweise Hautkontraktionen
oder Keloidbildung verhindert werden. Einer der Vorteile der vorliegenden
Erfindung ist, dass die programmierte Zufuhr von mehreren Arzneistoffen
unter Verwendung einer einzigen Auflage möglich ist, d.h. ohne die Wundauflagen wechseln
zu müssen.
-
Im
Falle von tieferen Wundhöhlen,
wie beispielsweise einigen Arten von Druckgeschwüren oder chronischen Geschwüren, kann
es zweckmäßiger sein,
die angereicherten Gelatinehydrogelwundauflagen der vor liegenden
Erfindung in der Form von Mikropartikeln, Schäumen, Pasten oder anderen Formen,
welche sich leicht an die Wundform anpassen lassen, herzustellen.
Mikropartikel können
gemäß jedem
der Verfahren hergestellt werden, die auf dem Fachgebiet bekannt
sind, vorausgesetzt, dass die Aktivität der eingearbeiteten aktiven
Substanzen nicht zerstört
wird. Um die Haltbarkeit der angereicherten Partikel zu verlängern, ist
es auch möglich, sie
zu lyophilisieren. Das resultierende Pulver oder Granulat kann entweder
direkt auf die Wunde aufgebracht werden, in welchem Fall es den
zusätzlichen Vorteil
des Absorbierens überschüssiger Wundflüssigkeit
aufweist, oder es kann durch Inkubation in einer geeigneten Lösung zuerst
rehydratisiert werden. Die angereicherten Partikel können auch
in einem geeigneten Arzneimittelträger, wie beispielsweise Vaseline,
Paraffinöl
usw., formuliert werden, um eine Paste zu erhalten, welche zum Beispiel
zum Füllen eines
Hohlraums verwendet werden kann.
-
In
einer der Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung wird die pharmazeutisch aktive Substanz
in Affinitätsgelatinehydrogelmatrizen,
wie beispielsweise zuvor beschrieben, eingearbeitet. In diesem Fall
enthält
die Matrix auch zusätzliche
vernetzte, nicht diffusionsfähige
oder anderweitig immobilisierte Verbindungen, welche eine Affinität zur aktiven
Substanz aufweisen. Dies führt
zu einer Verringerung der Freisetzungsgeschwindigkeit des aktiven Wirkstoffes,
und in einigen Fällen
können
sie den Wirkstoff auch stabilisieren.
-
Im
Folgenden sind nur ein paar Beispiele für solche Affinitätsliganden
angegeben, welche in Gelatinehydrogelmatrizen der vorliegenden Erfindung
eingearbeitet werden können.
-
Eine
Klasse wird durch jene Moleküle
gebildet, welche eine Affinität
zu heparinbindenden Proteinen zeigen, wie beispielsweise Heparin
oder funktionale Analogone von Heparin, wie beispielsweise Heparinsulfat,
Chondroitinsulfat, Dermatansulfat, Dextransulfat oder irgendeine
andere nicht toxische Polyaniongruppe, welche genügend Affinität zu einem eingearbeiteten
heparinbindenden Faktor zeigt. Beispiele für solche Faktoren umfassen
FGFs, HB-EGF, Amphiregulin und Betacellulin.
-
Ein
anderes Beispiel für
Affinitätsliganden kann
aus hydrophoben Ketten bestehen, welche die Freisetzung von eingearbeiteten
aktiven Wirkstoffen mit einer hydrophoben Beschaffenheit verzögern könnten. Die
Einarbeitung solcher Ketten in Gelatinehydrogele der vorliegenden
Erfindung könnte
zum Beispiel durch die Verwendung von teilweise hydrophobierten,
vinylsubstituierten Polysacchariden erreicht werden. Diese können zum
Beispiel durch teilweise Veresterung von Dextran mit Fettsäuren (z.B. Hexansäure, Sterinsäure), gefolgt
von der Reaktion mit Methacrylsäureanhydrid
der auf diese Weise erhaltenen Dextranester gewonnen werden.
-
Für den Fachmann
ist zu erkennen, dass die Herstellung von angereicherten Wundauflagen
mit Eigenschaften der kontrollierten Freisetzung nur eine Anwendung
der vorliegenden Erfindung darstellt. Es können viele andere mögliche Anwendungen
der Verwendung von Gelatinehydrogelen der vorliegenden Erfindung
als eine Matrix zur kontrollierten Freisetzung ins Auge gefasst
werden. Die folgenden Möglichkeiten
sind nur als Beispiele gedacht und schränken den Bereich von möglichen
Anwendungen keineswegs ein.
-
Gelatinehydrogele
der vorliegenden Erfindung können
zum Beispiel zur Herstellung von Vorrichtungen zur trans dermalen
Arzneistoffzufuhr verwendet werden. Ein Gelatinehydrogelpflaster,
das einen transdermal zuführbaren
Arzneistoff enthält, kann
auf der Haut angebracht werden und ermöglicht eine langsame Freisetzung
des Arzneistoffes über
einen längeren
Zeitraum. Ein okklusiver Film, der auf solch einer Vorrichtung angebracht
ist, kann verhindern, dass das Biopolymer austrocknet. In anderen Anwendungen
können
Gelatinehydrogelmikropartikel, die mit einem bestimmten Arzneistoff
beladen sind, intravenös,
subkutan oder intramuskulär
injiziert werden. Mit einem Markierungssystem ausgestattet können solche
injizierte Mikropartikel zur topischen Verabfolgung von Verbindungen,
mit welchen die Mikropartikel geladen wurden, verwendet werden.
Im Prinzip kommen alle Arzneistoffe, für welche eine langsame Freisetzung über einen
Zeitraum zwischen ein paar Tagen und ein paar Wochen wünschenswert ist,
zur Einarbeitung in Mikropartikeln von Gelatinehydrogelen der vorliegenden
Erfindung in Frage. Beispiele umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein, krebshemmenden
Arzneistoffe, Hormone, Impfstoffe, Empfängnisverhütungsmittel, kardiovaskuläre Arzneistoffe,
neuroaktive Arzneistoffe usw.
-
FIGURENLEGENDE
-
1:
Viskoelastische Eigenschaften von Gelatine, vinylmodifizierter Gelatine
und vernetzten vinylmodifizierten Gelatinehydrogelfilmen.
Gelatinehydrogelfilme
wurden hergestellt und mit LWUV-Licht
(365 nm, 10 mW/cm2) belichtet, wie in Beispiel
2A beschrieben. Nach einwöchiger
Lagerung der Hydrogelfilme bei 4 °C
wurde die Temperaturabhängigkeit
des Speicher- oder Elastizitätsmoduls
durch schwingende Scherdeformation und Temperaturabtastung im Bereich
von 16 bis 50 °C
(Aufheizgeschwindigkeit 1, 75 °C
min-1) bei einer konstanten Frequenz (1
Hz) und einer konstanten Scherverformung (γ = 0,05, 1,88 mrad) bestimmt.
Gelmod: methacrylamidmodifizierte Gelatine, Gelmod + DMPA: methacrylamidmodifizierte
Gelatine + Fotoinitiatorsystem.
-
2:
Viskoelastische Eigenschaften von vernetzten vinylmodifizierten
Gelatinehydrogelfilmen bei Verlängerung
der Hydrogellagerungszeit.
Die Temperaturabhängigkeit
des Speicher- oder Elastizitätsmoduls
wurde durch schwingende Scherdeformation und Temperaturabtastung
im Bereich von 16 bis 50 °C
(Aufheizgeschwindigkeit 1,75 °C min-1) bei einer konstanten Frequenz (1 Hz)
und einer konstanten Scherverformung (γ = 0,05, 1,88 mrad) bestimmt.
-
3:
Transwell-COL-System für
die Freisetzungsstudien.
Um die Freisetzung von Polypeptiden
nur durch eine Seite der Hydrogelfilme zu erlauben, wurden Hydrogelfilmproben
auf eine mikroporöse
kollagenbehandelte Membran eines Zellkultureinsatzes aufgelegt, und
das Volumen des Extraktionsmediums wurde so eingestellt, dass es
mit der Unterseite der mikroporösen
Membran in Kontakt kam.
-
4: Freisetzung von 125I-BSA
(A) und 125I-EGF (B) aus Hydrogelfilmen,
die aus methacrylamidmodifizierter Gelatine mit einem Substitutionsgrad
von 60 % (60 % der ∈-Aminogruppen
von Gelatine wurden mit Vinylseitengruppen modifiziert) bestehen
und wie in Beispiel 1 hergestellt sind. Dieselben Einheiten gelten
für den
Einsatz.
-
5: Freisetzung von 125I-BSA
(A) und 125I-EGF (B) aus Hydrogelfilmen,
die aus methacrylamidmodifizierter Gelatine mit einem Substitutionsgrad
von 60 % (60 % der ∈-Aminogruppen
von Gelatine wurden mit Vinylseiten gruppen modifiziert) und acrylamidmodifiziertem
Dextran mit einem Substitutionsgrad von 10 % (10 % Vinylseitengruppen
je 100 Glucosideinheiten) bestehen und wie in Beispiel 1 hergestellt
sind. Dieselben Einheiten gelten für den Einsatz.
-
6: Freisetzung von 125I-BSA
(A) und 125I-EGF (B) aus Hydrogelfilmen,
die aus methacrylamidmodifizierter Gelatine mit einem Substitutionsgrad
von 60 % (60 % der ∈-Aminogruppen
von Gelatine wurden mit Vinylseitengruppen modifiziert) und methacrylatmodifiziertem
Dextran mit einem Substitutionsgrad von 10 % (10 % Vinylseitengruppen
je 100 Glucosideinheiten) bestehen und wie in Beispiel 1 hergestellt
sind. Dieselben Einheiten gelten für den Einsatz.
-
7:
Herstellung der vinylmodifizierten Derivate.
Methacrylamidmodifizierte
Gelatine kann durch die Reaktion von Gelatine (Gel-NH2)
mit Methacrylanhydrid (A) hergestellt werden. Vinylmodifiziertes
Dextran kann durch die Reaktion von Dextran (Dex-OH) entweder mit
2-Vinyl-4,4-dimethyl-2-oxalin-5-on
(Vinylazlacton) (B) oder mit Methacrylanhydrid (C) hergestellt werden.
-
8:
Temperaturabhängigkeit
des Speichermoduls G' von
Gelatinemethacrylamidhydrogelen, DS = 35 %, 46 % und 60 %, bei Polymerkonzentration
15 Gew.-% in Wasser; Initiatorkonzentration 0,006 Gew.-% (Irgacure
2959), UV-Belichtung 30 min (365 nm, 10 mW/cm2);
Lagerungstemperatur 4 °C; Lagerungszeit
nach UV-Bestrahlung 2 Tage; schwingende Scherdeformation γ = 0,05;
Frequenz f = 1 Hz.
-
9:
Temperaturabhängigkeit
des Speichermoduls G' von
Gelatinemethacrylamidhydrogelen, DS = 60 %, bei Polymerkonzentration
15 Gew.-% in Wasser; Initiatorkonzentration 0,0004 Gew.-% bis 0,05
Gew.-% (Irgacure 2959), UV-Belichtung 60 min (365 nm, 10 mW/cm2); Lagerungstemperatur 4 °C; Lagerungszeit
nach UV-Bestrahlung 2 Tage; schwingende Scherdeformation γ = 0,05;
Frequenz f = 1 Hz.
-
10:
Temperaturabhängigkeit
des Speichermoduls G' von
Gelatinemethacrylamidhydrogelen, DS = 60 %, bei Polymerkonzentration
15 Gew.-% in Wasser; γ-Bestrahlungsdosis
0, 3, 6, 15 und 25 kGy; Lagerungstemperatur 4 °C; Lagerungszeit vor γ-Bestrahlung
11 Tage; Lagerungszeit nach γ-Bestrahlung
7 Tage; schwingende Scherdeformation γ = 0,05; Frequenz f = 1 Hz.
-
11:
Temperaturabhängigkeit
des Speichermoduls G' von
Gelatinemethacrylamidhydrogelen, DS = 16 %, 25 % und 30 %, bei Polymerkonzentration
15 Gew.-% in Wasser; γ-Bestrahlungsdosis
6 kGy; Lagerungstemperatur 4 °C;
Lagerungszeit vor γ-Bestrahlung
11 Tage; Lagerungszeit nach γ-Bestrahlung
4 Tage; schwingende Scherdeformation γ = 0,05; Frequenz f = 1 Hz.
-
BEISPIELE
-
Beispiel 1: Erzeugung
von Gelatinehydrogelfilmen
-
Herstellung von Gelatinemethacrylamid
-
Gelatinemethacrylamid
kann durch die Reaktion von Gelatine mit Methacrylanhydrid hergestellt werden
(7A). Zehn Gramm Gelatine, die etwa 3,28
nmol von ∈-Aminogruppen
von Lysin- und Hydroxylysinrückständen entsprechen,
werden in 100 ml PBS-Pufferlösung
(pH 7,4) aufgelöst
und bei 50 °C
gerührt.
Nach der vollständigen
Löslichmachung der
Gelatine werden 0,5 ml Methacrylanhydrid (3,35 mmol) beigegeben.
Die Mischung aus Gelatine und Methacrylanhydrid wird 1 Stunde lang
bei 40 bis 50 °C
gerührt.
Danach wird die Mischung während
einiger Tage bei 40 °C
gegen Wasser dialysiert und lyophilisiert. Die Beurteilung des Gehalts
in freien ∈-Aminogruppen von
Lysin- und Hydroxylysinrückständen, die
in der Gelatine gegenwärtig
sind, durch das Trinitrobenzolsulfonsäureverfahren weist daraufhin,
dass ein Gramm der gewonnenen Methacrylamidgelatine noch 0,284 nmol
von freien ∈-Aminogruppen
enthält. Diese
Beurteilung ermöglicht
es, zu berechnen, dass 55 % der ∈-Aminogruppen der modifizierten
Gelatine noch frei sind und dass 45 % der Aminogruppen der Gelatine
modifiziert wurden.
-
Herstellung von acrylamidmodifiziertem
Dextran
-
Vinylmodifiziertes
Dextran kann durch die Reaktion von Dextran mit 2-Vinyl-4,4-dimethyl-2-oxalin-5-on
(Vinylazlacton) hergestellt werden, wie in 7B zu
sehen. Ein Gramm Dextran (MW 40000), das 6,2 meq Glucosideinheiten
entspricht, wird in 20 ml Dimethylsulfoxid (DMSO) aufgelöst. Dann
werden dem Dextran, das in DMSO aufgelöst wurde, 0,26 g (1,86 mmol)
Vinylazlacton und 36,4 mg (0,3 mmol) 4-N,N-Dimethylaminopyridin
(DMAP) beigegeben und während
24 Stunden bei 50 °C
gerührt.
Das Polymer wird durch Präzipitation
in überschüssigem Aceton
isoliert. Nach dem Trocknen und Wiederauflösen in Wasser wird es zwei
Tage lang bei Raumtemperatur gegen Wasser dialysiert und gefriergetrocknet.
NMR-Messungen weisen
darauf hin, dass eine 30%ige Vinylsubstitution von Dextran erreicht wird
(30 Vinylseitengruppen je 100 Glucosideinheiten).
-
Herstellung von Dextranmethacrylat
-
Vinylmodifiziertes
Dextran kann auch durch die Reaktion von Dextran mit Methacrylanhydrid
hergestellt werden (7C). Ein Gramm
von (6,2 meq Glucosideinheiten) von Dextran (MW 40000) wird in 20
ml DMSO aufgelöst.
-
Der
Dextranlösung
werden 0,092 ml Methacrylanhydrid (0,62 mmol) und 36,4 mg (0,3 mmol) DMAP
beigegeben. Nach dem Rühren
bei 50 °C während 1
Stunde wird das Polymer in einem großen Volumen einer Methanol-Aceton-Mischung (1:1) präzipitiert.
Das trockene Produkt wird dann in Wasser wieder aufgelöst und zwei
Tage lang bei Raumtemperatur dialysiert und gefriergetrocknet. Der
Substitutionsgrad wurde durch ein NMR-Experiment gemessen. Es wird
eine 10%ige Vinylsubstitution von Dextran erreicht (10 Vinylseitengruppen
je 100 Glucosideinheiten).
-
Herstellung
eines Gelatinehydrogelfilms
-
Die
Vernetzung der methacrylamidmodifizierten Gelatine oder die Copolymerisation
von Gelatinemethacrylamid mit vinylsubstituiertem Dextran oder die
Vernetzung von vinylsubstituiertem Dextran in der Gegenwart von
Gelatine, wobei die Gelatine in einem halb ineinander greifenden
Netz eingeschlossen ist, erfolgt in einem wässrigen Medium in der Gegenwart
von Radikalinitiatoren. Die Initiatoren können ein Redoxinitiationssystem,
wie beispielsweise Ammoniumpersulfat + N,N,N',N'-Tetramethylendiamin
(1 μmol/Gramm
Gel), oder ein Fotoinitiator, wie beispielsweise 2,2-Dimethoxy-2-phenylacetophenon
(DMPA) + Lichtbehandlung, sein. Um zum Beispiel Hydrogelfilme durch
radikalische Vernetzung herzustellen, können Lösungen (bei 40 °C) von vinylmodifizierten
Derivaten, welche DMPA als Fotoinitiator enthalten, in eine Gussform,
die aus zwei Glasplatten besteht, die durch Abstandshalter mit einer Dicke
von 1 mm getrennt sind, geleert und 10 min lang bei 365 nm mit einer
LWUV-Lampe Modell VL-400L (Vilber Lourmat, Marne La Vallée, Frankreich)
bestrahlt werden (10 mW/cm2). Nach Entfernung
der Glasplatten wird ein flexibler, 1 mm dicker Film erhalten, der
wasserunlöslich
ist.
-
Beispiel 2: Viskoelastische
Eigenschaften von vernetzten methacrylamidmodifizierten Gelatinefilmen
-
A) Charakterisierung der
mechanischen Eigenschaften (Elastizitätsmodul) von Gelatinemethacrylamidhydrogelfilmen
-
Die
Messung der dynamischen Scherschwingung bei geringer Verformung
wurde verwendet, um die viskoelastischen Eigenschaften von vernetzten
methacrylamidmodifizierten Gelatinehydrogelfilmen zu charakterisieren.
Methacrylamidmodifizierte Gelatine mit einem Substitutionsgrad von
45 % (45 % der ∈-Aminogruppen
von Gelatine wurden mit Vinylseitengruppen modifiziert) wurde so
hergestellt, wie in Beispiel 1 beschrieben. Die Vernetzung der methacrylamidmodifizierten
Gelatine erfolgte in einem wässrigen
Medium in der Gegenwart von 2,2-Dimethoxy-2-phenylacetophenon (DMPA),
das als Fotoinitiator verwendet wurde. Gelatinemethacrylamid (1
g) wurde in 10 ml (10 Gew.-%) einer Phosphatpuffersalzlösung (pH
7,4), die auf 40 °C
erwärmt
wurde, aufgelöst.
DMPA (6 mg) wurde der methacrylamidmodifizierten Gelatinelösung beigegeben
und bei 40 °C
1 min lang gerührt.
Die warme Mischung wurde dann in eine Gussform aus zwei durch 1
mm dicke Abstandshalter getrennte Glasplatten geleert und 10 min
lang dem Licht (365 nm, 10 mW/cm2) einer LWUV-Lampe
Modell VL-400L ausgesetzt. Zu Vergleichszwecken und zum Ermöglichen
der Unterscheidung zwischen dem jeweiligen Beitrag der physikalischen
und chemischen Vernetzung zu den Hydrogelelastizitätsmodulen
wurden nicht vernetzte Gelatinehydrogelfilme und methacrylamidmodifizierte
Gelatinehydrogelfilme in Abwesenheit eines Fotoinitiators (DMPA)
hergestellt. Für
die Gelatinehydrogelherstellung wurde ein Gramm Gelatine in 10 ml (10
Gew.-%) einer Phosphatpuffersalzlösung (pH 7,4), die auf 40 °C erwärmt wurde,
aufgelöst,
und für methacrylamidmodifizierte
Gelatinehydrogele wurde ein Gramm methacrylamidmodifizierte Gelatine
in 10 ml (10 Gew.-%) einer Phosphatpuffersalzlösung (pH 7,4), die auf 40 °C erwärmt wurde,
aufgelöst;
die beiden Lösungen
wurden getrennt in Gussformen geleert, die aus zwei durch 1 mm dicke
Abstandshalter getrennte Glasplatten bestanden. Die Hydrogelfilme wurden
eine Stunde lang auf Raumtemperatur gehalten und danach eine Woche
lang bei 4 °C
gelagert. Die rheologischen Messungen bei schwingender Scherdeformation
wurden mit einem Rheometer CSL2 (TA Instruments)
unter Verwendung von parallelen unbearbeiteten Platten mit einem
Durchmesser von 40 mm und einem Platte-Platte-Abstand von 800 μm durchgeführt. Die
Temperaturabhängigkeit
des Speicher- oder
Elastizitätsmoduls
wurde durch schwingende Scherdeformation und Temperaturabtastung
im Bereich von 16 bis 50 °C
(Aufheizgeschwindigkeit 1, 75 °C
min-1) bei einer konstanten Frequenz (1
Hz) und einer konstanten Scherverformung (γ = 0,05, 1,88 mrad) bestimmt.
Die Temperaturabhängigkeit
des Speicher- oder Elastizitätsmoduls
G' der Hydrogelfilme
ist in 1 dargestellt. Gelatinehydrogelfilme wurden nur
durch physikalische Gelierung gebildet und zeigten hohe G'-Werte unter dem Schmelzpunkt von Gelatine.
Wenn die Temperatur über
den Gelatineschmelzpunkt (Sol-Gel-Übergangstemperatur:
28 °C bis
30 °C) erhöht wurde,
fiel der Elastizitätsmodul
infolge des Zerfalls des physikalischen Gelatinenetzes sehr schnell
auf sehr niedrige Werte ab. Methacrylamidmodifizierte Gelatinehydrogele,
die ohne Beigabe eines Fotoinitiators hergestellt wurden, zeigten
selbst unter der Sol-Gel-Übergangstemperatur
nur niedrige G'-Werte, was
darauf hinweist, dass ein schlechtes physikalisches Netz gebildet
werden kann, wenn Gelatine mit Methacrylamidseitengruppen modifiziert
wird. Über dem
Sol-Gel-Übergang
nahm der Elastizitätsmodul schnell
auf sehr niedrige Werte ab, was darauf hinweist, dass in Abwesenheit
eines Fotoinitiators keine chemische Vernetzung gebildet wurde.
Dagegen führte
die Lichtbe handlung von DMPA-haltigen methacrylamidmodifizierten
Gelatinelösungen
zur Erzeugung eines Hydrogelfilms mit hohen Speichermodul- oder
G'-Werten sowohl
unter als auch über
dem Schmelzpunkt von Gelatine, was darauf hinweist, dass die Gegenwart
eines Fotoinitiatorsystems zusammen mit der Lichtbehandlung eine
chemische Hydrogelvernetzung induzierte. Es wurde gefolgert, dass
die mechanischen Eigenschaften (z.B. der Elastizitätsmodul)
der vernetzten Methacrylamidgelatinefilme sowohl aus der chemischen
Vernetzung als auch aus der physikalischen Strukturierung von methacrylamidmodifizierter
Gelatine resultieren. Es wurde außerdem gefolgert, dass vernetzte
methacrylamidmodifizierte Hydrogelfilme mit geeigneten mechanischen
Eigenschaften zur Herstellung von Wundauflagen erzeugt werden können.
-
B) Charakterisierung der
mechanischen Eigenschaften (Elastizitätsmodul) von Gelatinemethacrylamidhydrogelfilmen
bei Verlängern
der Hydrogellagerungszeit
-
Der
Speichermodul von vernetzten methacrylamidmodifizierten Gelatinehydrogelfilmen wurde
unter Verwendung von Messungen eines Schwingungsversuchs bei geringer
Deformation beurteilt. Methacrylamidmodifizierte Gelatine mit einem Substitutionsgrad
von 60 % (60 % der ∈-Aminogruppen von
Gelatine wurden mit Vinylseitengruppen modifiziert) wurden so hergesellt,
wie in Beispiel 1 beschrieben. Die Vernetzung der methacrylamidmodifizierten
Gelatine erfolgte in einem wässrigen
Medium in der Gegenwart von DMPA, das als Fotoinitiator verwendet
wurde. Methacrylamidmodifizierte Gelatine (1,5 g) wurde in 10 ml
(15 Gew.-%) einer Phosphatpuffersalzlösung (pH 7,4), die auf 40 °C erwärmt wurde,
aufgelöst.
DMPA (6 mg) wurde der methacrylamidmodifizierten Gelatine beigegeben
und 1 Minute lang bei 40 °C
erwärmt.
Die warme Mischung wurde dann in eine Gussform, die aus zwei Glasplatten
bestand, die durch 1 mm dicke Abstandshalter getrennt waren, geleert
und 10 min lang dem Licht (365 nm, 10 mW/cm2)
eines LWUV-Lampenmodells ausgesetzt. Die vernetzten Hydrogelfilme
wurden eine Stunde lang auf Raumtemperatur gehalten und danach verschiedene
Zeiträume
lang bei 4 °C
gelagert. Die rheologischen Messungen bei schwingender Scherdeformation
wurden mit einem Rheometer CSL2 (TA Instruments)
unter Verwendung von parallelen unbearbeiteten Platten mit einem
Durchmesser von 40 mm und einem Platte-Platte-Abstand von 800 μm durchgeführt. Die
Temperaturabhängigkeit
des Speicher- oder Elastizitätsmoduls
wurde durch schwingende Scherdeformation und Temperaturabtastung
im Bereich von 16 bis 50 °C
(Aufheizgeschwindigkeit 1,75 °C
min-1) bei einer konstanten Frequenz (1
Hz) und einer konstanten Scherverformung (γ = 0,05, 1,88 mrad) bestimmt.
Die Temperaturabhängigkeit
des Speicher- oder Elastizitätsmoduls
G' eines Hydrogelfilms
bestehend aus vernetzter methacrylamidmodifizierter Gelatine, die
verschiedene Zeiträume
lang gelagert wurde, ist in 2 dargestellt.
Die mechanischen Hydrogeleigenschaften (z.B. der Elastizitätsmodul)
resultieren aus der Gelierung der Gelatinekomponente und der chemischen Vernetzung
der vinylmodifizierten Gelatine. Die Temperaturabtastung der Hydrogelproben
unter und über dem
Schmelzpunkt von Gelatine erlaubt es, den physikalischen jeweiligen
Beitrag der chemischen und physikalischen Vernetzung zum Hydrogelelastizitätsmodul
zu identifizieren. Die Lichtbehandlung von Mischungen. aus methacrylamidmodifizierter
Gelatine und DMPA führte
zur Erzeugung eines Hydrogelfilms mit hohen Speichermodul- oder
G'-Werten unter
und über
dem Schmelzpunkt von Gelatine, was auf die Bildung von chemischen
Bindungen in den Gelatinehydrogelfilmen hinweist. Bei Verlängern der
Hydrogelfilmlagerungszeit stiegen die G'-Werte zwar im Temperaturbereich unter
25 °C, blieben
aber im Temperaturbereich über
25 °C konstant,
was darauf hinweist, dass die Erhöhung des Hydrogelspeichermoduls
bei Verlängern
der Lagerungszeit nur aus einer Zunahme des Beitrags der physikalischen
Strukturierung der Gelatinekette resultierte. Nach ein- oder zweiwöchiger Lagerung
der Hydrogele stabilisierten sich die G'-Werte, was darauf hinweist, dass nach
einer Hydrogelreifungsperiode vernetzte methacrylamidmodifizierte
Gelatinehydrogelfilme mit stabilen mechanischen Eigenschaften (Elastizitätsmodul)
erhalten werden können.
-
Beispiel 3: Kontrollierte
Freisetzung von radioaktiv markierten 125I-Polypeptiden
(EGF und BSA) aus vernetzten Gelatinehydrogelfilmen
-
Herstellung
der Filme
-
Vernetzte
Gelatinehydrogelfilme, welche die iodierten Faktoren enthielten,
wurden unter Verwendung ähnlicher
Verfahren, wie zuvor beschrieben, hergestellt, wobei die Polypeptide
der Gelatine oder der modifizierten Gelatine vor der Hydrogelvernetzung
beigegeben wurden. Die Gelatinehydrogele enthielten 0.02 % Thimerosal
als Konservierungsmittel. Die Konzentration von iodierten Versuchsproteinen
in der Gelatinehydrogelmatrix betrug ungefähr 5 μg/ml.
-
Freisetzungsversuche unter
Verwendung eines Wundimitationssystems
-
Zur
Beurteilung der Freisetzungskinetik von Wundauflagen zur kontrollierten
Zufuhr ist ein Elutionsversuchssystem, bei dem die Auflagenprobe
unter kontinuierlichem Schütteln
in die Extraktionsflüssigkeit
eingetaucht wird, nicht ideal. Da diese Art von Elution mittels
eines aktiven Extraktionsverfahrens durchgeführt wird, ist die Freisetzung
in solch einem System viel schneller, als bei einer Wunde zu beobachten
wäre. Shinde
und Erhan (Bio-Med. Mat. Eng. 2; S. 127 – 131, 1992) berichteten von
solch einer Art von System zum Bestimmen der Freisetzungseigenschaften
von insulinbeladenen flexibilisierten Gelatinefilmen. Wir setzen
ein alternatives Versuchssystem ein, das die Wundsituation imitiert.
Um die Freisetzung von Polypeptiden aus Gelatinehydrogelfilmen zu
quantifizieren, wurde das in 3 dargestellte
Freisetzungssystem eingesetzt. Proben (1,3 cm2) der
Gelatinehydrogelfilme wurden auf einer mikroporösen kollagenbehandelten Membran
(Porendurchmesser 3 μm)
eines Transwell-COL-Zellkulturkammereinsatzes von Costar angeordnet,
der selbst in einer Mulde einer Platte mit 6 Mulden angeordnet war. Das
Volumen des Auflösungsmediums
(1 ml PBS mit 0,1 % Casein und 0,02 % Thimerosal) wurde so eingestellt,
dass es mit der Unterseite der mikroporösen Membran in Kontakt kam.
Daher wurden die eingearbeiteten Hydrogelverbindungen nur durch
eine Seite der Gelatinehydrogelproben freigesetzt. Diese Art von
Freisetzungssystem wurde verwendet, um Bedingungen zu imitieren,
die in einer offenen Wunde vorherrschen, und um eine realistischere
Einschätzung
der Freisetzungskinetik bereitzustellen als ein einfaches Eintauchsystem,
bei welchem das eingearbeitete Material schneller löslich gemacht
worden wäre.
Um die Wundbedingungen genauer zu simulieren, wurde der Freisetzungsversuch
in einem thermostabilisierten Inkubator bei 37 °C durchgeführt. Zu bestimmten Zeitpunkten
wurde der 1 ml Extraktionsflüssigkeit
entnommen und durch 1 ml frische Flüssigkeit ersetzt. Um die Menge
von freigesetztem markiertem Protein zu quantifizieren, wurde die
Radioaktivität,
die in den entnommenen Extraktionsflüssigkeitsproben gegenwärtig war,
in einem Gammazähler
gemessen. Um außerdem
die Stabilität
bei Lagerung der proteinbeladenen Gelatinehydrogelfilme zu beurteilen,
wurden Freisetzungsprofile in Filmen bestimmt, welche einen Tag
und zwei Monate lang bei 4 °C
gelagert wurden. Extraktionsflüssigkeitsproben wurden
bei –70 °C gelagert.
Am Ende des Freisetzungsexperiments wurden alle Extraktionsflüssigkeitsproben
aufgetaut und vor den Radioaktivitätsmessungen zuerst mit TCA
präzipitiert,
um sicher zu sein, dass nur die proteinbezogene Radioaktivität quantifiziert
wurde. Am Ende des Experiments wurde auch die Restradioaktivität in den
Gelatinescheiben und im Transwell-COL-Filter bestimmt. Die Freisetzungskinetik
von 125I-BSA (MW: 68 kDA) und 125I-EGF (MW: 6 kDA) aus
Hydrogelfilmen verschiedener Zusammensetzung ist in 4, 5 und 6 dargestellt. Nach
eintägiger
oder zweimonatiger Lagerung der Hydrogele zeigten alle beurteilten
Hydrogele bis zu 9 Tagen Inkubation eine nachhaltige Freisetzung
von Polypeptiden. Nach dieser Inkubationsperiode wurden 80 bis 90
% beider Peptide im Extraktionsmedium freigesetzt. Diese Freisetzungskinetik
war durch eine explosionsartige Freisetzung gekennzeichnet, der
eine Plateaufreisetzung folgte. Obwohl 125I-EGF schneller
als 125I-BSA
freigesetzt wurde, bestätigen die
Ergebnisse, dass die Freisetzung auch für größere Proteine mit dem hohen
Wirksamkeitsgrad und gemäß der Kinetik
erfolgt, die zur Anwendung in angereicherten Wundauflagen positiv
sind. Außerdem
erweist sich die Stabilität
der Matrix als ausreichend, um eine längerfristige Lagerung zu erlauben,
da die Hydrogellagerung keine oder nur eine geringfügige Auswirkung
auf die Freisetzungskinetik hat. Es stellte sich heraus, dass die
neuen Hydrogele, die aus Vinylderivaten von Gelatine und Dextran
bestehen, geeignete Freisetzungssysteme für die mittelfristige nachhaltige
Zufuhr von Polypeptiden sind.
-
Beispiel 4: Einfluss des
Substitutionsgrades auf die Gelatinemethacrylamidgele
-
Materialien und Verfahren
-
Gelatine
vom Typ B (G-9382, Los 26H0347) von Sigma wird durch Alkalibehandlung
von Rinderhaut hergestellt. Die Gelfestigkeit beträgt 225 Bloom.
-
Methacrylanhydrid
(MAA) wurde von Aldrich erhalten und so verwendet, wie empfangen.
-
1-(4-(2-Hydroxyethxoy)-phenyl)-2-hydroxy-2-mehtyl-1-propan-1-on (Irgacure® 2959)
wurde von Ciba erhalten.
-
Trinitrobenzolsulfonsäure wurde
von Serva und Acetyllysin von Bachem erworben.
-
Dialysemembranen
Spectra/Por®1
(MW 6000 – 8000)
wurden von Polylab (Antwerpen, Belgien) erhalten.
-
Herstellung
von Gelatinemethacrylamid
-
100
g Gelatine (32,8 mmol von ∈-Aminogruppen
von Lysin und Hydroxylysin) werden in 1 Liter Phosphatpuffersalzlösung (PBS,
ph 7,4) aufgelöst und
bei 50 °C
gerührt.
Nach der vollständigen
Löslichmachung
der Gelatine werden 10 ml Methacrylanhydrid (67,1 mmol) beigegeben.
Die Reaktionsmischung wird 1 Stunde lang bei 40 bis 50 °C gerührt. Danach
wird die Mischung mit einem Liter Wasser verdünnt und während eines Tages bei 40 °C gegen Wasser
dialysiert und gefriergetrocknet.
-
Gelatinemethacrylamid
mit niedrigeren Substitutionsgraden kann durch Verringern der Methacrylanhydridmenge
hergestellt werden.
-
Die
Bestimmung von freien Aminogruppen in modifizierter Gelatine wird
durch das Trinitrobenzolsulfonsäure-
oder TNBS-Verfahren (Habeeb, Anal. Biochem. 14, 328 – 336, 1966)
gemessen. Ein ml der Proteinlösungen
(Gelatine oder Gelatinemethacrylamid in Wasser) wird mit 1 ml NaHCO3-Pufferlösung (pH
8,5) (0,05 M) und 1 ml TNBS-Lösung (0,1
%) gemischt. Die Mischungen werden vor Licht geschützt und
während
2 Stunden auf 37 °C
gehalten. Dann werden 0,5 ml warmer HCl (1 N) beigegeben, und bei 345
nm wird das Absorptionsmaß gemessen.
Alle Proben wurden in Triplate hergestellt.
-
Dieses
UV-Verfahren wird bei einer Eichkurve von Acetyllysin durchgeführt. Die
Beurteilung des Prozentsatzes der restlichen freien ∈-Aminogruppen nach
der Modifikation der Gelatine ermöglicht es, den Substitutionsgrad
(DS) von Gelatinemethacrylamid zu berechnen.
-
Die
Reaktion von Gelatine mit einem Überschuss
an Methacrylanhydrid führt
zu Gelatinemethacrylamiden mit einem Substitutionsgrad von bis zu 70
%, während
die Reaktion mit einer äquivalenten Menge
Anhydrid nur zu einer Modifikation von 46 % (46 Vinylseitengruppen
je 100 ∈-Aminogruppen
in der Ausgangsgelatine) führt.
-
Herstellung
von Hydrogelfilmen
-
Eine
LWUV-Lampe Modell VL-400L (Vilber Lourmat, Marne La Vallée) mit
einem Flutlichtscheinwerfer 365 nm wird verwendet, um die Proben
zu bestrahlen.
-
Die
rheologischen Messungen bei schwingender Scherdeformation bei den
Hydrogelen wurden mit einem Rheometer CSL2 (TA
Instruments) unter Verwendung von parallelen unbearbeiteten Platten
mit einem Durchmesser von 40 mm und einem Platte-Platte-Abstand
von 800 μm
durchgeführt.
Die Temperaturabhängigkeit
des Speicher- oder Elastizitätsmoduls
wird durch schwingende Scherdeformation und Temperaturabtastung
im Bereich von 16 bis 50 °C
(Aufheiztemperatur 1,75 °C
min-1) bei einer konstanten Frequenz (1
Hz) und einer konstanten Scherverformung (γ = 0,05, 1,88 mrad) bestimmt.
-
Die
Vernetzung der methacrylamidmodifizierten Gelatine erfolgt in einem
wässrigen
Medium in Gegenwart eines Fotoinitiators (Irgacure® 2959). 1,5
g Gelatine methacrylamid werden bei 40 °C in 10 ml (15 Gew.-%) Initiatorlösung (0,006
Gew.-%) gelöst.
Die warme Mischung wird dann in eine Gussform geleert, die aus zwei
Glasplatten besteht, die durch Abstandshalter mit einer Dicke von
1 mm getrennt sind. Die Hydrolgellösung, welche den UV-Initiator
enthält,
wird dann dem LWUV-Licht (365 nm, 10 mW/cm2)
während
30 Minuten bei 30 °C
ausgesetzt. Nach Entfernung der Glasplatten wird ein flexibler,
1 mm dicker transparenter Film erhalten, der wasserunlöslich ist.
-
Einfluss des Substitutionsgrades
auf Gelatinemethacrylamidgele
-
Die
Methacrylamidgelatine- oder Gelmodhydrogele werden so hergestellt,
wie zuvor beschrieben. Hydrogelfilme, welche Gelatine mit einer
verschiedenen Anzahl von Vinylseitengruppen enthalten, werden durch
rheologische Messungen bei schwingender Scherdeformation beurteilt.
Der Substitutionsgrad (DS für
engl. degree of substitution) wird als der Prozentsatz von ∈-Aminogruppen
definiert, die zu einer Vinylgruppe modifiziert werden, und durch
das Habeeb-verfahren (TNBS) bestimmt. Der DS hat eine merkliche
Auswirkung auf den Speichermodul G' über
30 °C, die
chemische Vernetzung wird also durch die Anzahl von reaktiven Vinylseitengruppen
stark beeinflusst. Modifizierte Gelatinegele mit einem DS von 35
% oder weniger zeigen einen starken Abfall des Speichermoduls. Die
Bildung von chemischen Vernetzungen in den Gelen mit niedrigem Substitutionsgrad
(< 35 %) ist vernachlässigbar. Um
starke chemisch vernetzte Hydrogele zu erhalten, ist Gelatinemethacrylamid
mit einem DS von etwa 46 % geeignet (siehe 8).
-
Beispiel 5: Einfluss der
Initiatorkonzentrationen (IRGACURE® 2959)
-
Die
Methacrylamidgelatine- oder Gelmodhydrogele werden so hergestellt,
wie in Beispiel 4 beschrieben. Die Temperaturabhängigkeit des Speichermoduls
wird durch die Initiatorkonzentrationen im Gel stark beeinflusst.
Bei Verwendung von weniger als 0,002 Gew.-% Initiatorlösung (0,21
mg Irgacure® 2959
je 10 ml Polymerlösung)
ist ein extensiver Abfall des G' zu
beobachten. Hydrogele mit 0,003 oder mehr Gew.-% Initiatorlösung zeigen
bei hoher Temperatur einen höheren
Speichermodul, weshalb sie chemisch dichter vernetzt sind. Die mechanischen
Eigenschaften von Gelatinemethacrylamidhydrogelen nehmen bei höherer Initiatorkonzentration zu.
Allerdings werden die Hydrogele bei Anwendung von Konzentrationen über 0,025
Gew.-% hart und spröde
(siehe 9).
-
Beispiel 6: Wirkung der
Bestrahlungsdosis auf Gelatinemethacrylamidgele
-
Die
Wirkung von verschiedenen Bestrahlungsdosen auf die viskoelastischen
Eigenschaften von Gelatinemethacrylamidhydrogelen wurde beurteilt.
Gelatinemethacrylamid mit einem hohen Substitutionsgrad (DS 60 %)
wird verwendet, um die Versuchsfilme herzustellen. Die Methacrylamidgelatine- oder
Gelmodhydrogele werden so hergestellt, wie in Beispiel 4 beschrieben.
Die Hydrogelfilme werden in ihrer Gussform (zwischen Glasplatten)
bei Raumtemperatur bestrahlt. Eine starke chemische Vernetzung tritt
während
der Bestrahlung ein, und es werden harte, aber spröde Hydrogele
erhalten. Selbst bei einer niedrigen Dosis von 3 kGy wird ein sehr
hoher Speichermodul G' gemessen
(10). Für
Wundauflageanwendungen werden elastischere Hydrogele benötigt, weshalb
die Bestrahlung von Gelatinemethacrylat mit einem niedrigeren Substitutionsgrad empfohlen
wird.
-
Beispiel 7: Wirkung einer
6-kGy-Dosis auf Gelatinemethacrylatgele mit unterschiedlichem Substitutionsgrad
-
Gelatinehydrogele
mit einem niedrigen Substitutionsgrad werden bestrahlt, um weniger
spröde Materialien
zu erhalten, als zuvor erörtert.
Die Methacrylatgelatine- oder
Gelmodhydrogele werden darüber
hinaus so hergestellt, wie in Beispiel 4 beschrieben.
-
Infolge
des Schmelzens von chemisch nicht vernetztem Polymer ist ein extensiver
G'-Abfall zu beobachten
(11), wenn Gelatinemethacrylamid mit einem Substitutionsgrad
von 16 % bestrahlt wird (6 kGy). Die physikalische Gelierung von
Gelatine schmilzt über
30 °C. Ein
chemisch dichter vernetztes Hydrogel wird bei Substitutionsgraden
von über
25 % erhalten, und es werden selbst bei Temperaturen Über dem
Schmelzpunkt von Gelatine starke, aber elastische Hydrogele gebildet.