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Die
vorliegende Erfindung betrifft Produkte, die aus von Haar stammendem
Keratin gebildet sind. Genauer gesagt betrifft die vorliegende Erfindung aus
Keratin gebildete Filme, Folien und Rohmaterialien. Die vorliegende
Erfindung betrifft ein vernetztes Roh-, Film- oder Folienmaterial
auf Keratinbasis zur Verwendung in biomedizinischen Implantaten, Wundverbänden und
Gewebezüchtungsanwendungen.
Genauer gesagt betrifft ein Aspekt der vorliegenden Erfindung ein
Material, das hauptsächlich
auf α-Keratin
basiert, welches durch Vernetzen von Keratin hergestellt wird, das
aus einer löslichen
Fraktion eines keratinhältigen
Materials, wie z. B. Haar, stammt.
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Stand der Technik
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Chronische
Wunden können
durch eine Vielzahl an Vorkommnissen, unter anderem durch Operationen,
anhaltende Bettruhe und traumatische Verletzungen, hervorgerufen
werden. Wunden, die sich über
einen Teil der Dicke erstrecken, können Verbrennungen zweiten
Grades, Abschürfungen
und Hauttransplantationsdonorstellen umfassen. Die Abheilung dieser
Wunden kann problematisch sein, besonders bei Fällen von Diabetes mellitus
oder chronischen Immunerkrankungen. Bei Wunden, die sich über die
gesamte Dicke erstrecken, bleibt keine Haut übrig, dabei kann es sich um
das Resultat von Traumen, Diabetes (z. B. Beingeschwüre) und
venöser Stase
handeln, die an den unteren Extremitäten Geschwüre über die ganze Dicke hervorrufen
können. Wunden über die
ganze Dicke neigen dazu, sehr langsam zu heilen. Richtige Wundversorgungsverfahren,
unter anderem die Verwendung von Wundverbänden, sind von besonders großer Bedeutung für das erfolgreiche
Management chronischer Wunden. Schätzungen zufolge betreffen chronische
Wunden etwa vier Millionen Menschen pro Jahr, was zu Milliarden-Dollar-Beträgen an Kosten
für das
Gesundheitssystem führt.
T. Phillips, O. Kehinde und H. Green, Treatment of Skin Ulcers with
Cultivated Epidermal Allografts, J. Am. Acad. Dermatol., Band 21, 191–199 (1989).
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Der
Wundheilungsprozess umfasst eine komplexe Reihe biologischer Wechselwirkungen
auf zellulärer
Ebene, die in drei Phasen eingeteilt werden können: Hämostase und Entzündung; Bildung
von Granulationsgewebe und erneute Epithelialisierung; und Remodellierung.
R.A.F. Clark, Cutaneous Tissue Repair: Basic Biological Considerations,
J. Am. Acad. Dermatol., Band 13, 701–725 (1985). Keratinozyten
(Epidermiszellen, die Keratin produzieren und enthalten) migrieren
von Wundrändern,
um die Wunde zu bedecken. Wachstumsfaktoren, wie z. B. der transformierende
Wachstumsfaktor β (TGF-β), spielen
eine entscheidende Rolle in der Stimulation des Migrationprozesses.
Die Migration tritt im Bestfall unter der Abdeckung einer feuchten
Schicht auf. Es wurde herausgefunden, dass Keratine für die erneute Epithelialisierung
notwendig sind. Spezifisch wurde herausgefunden, dass die Keratintypen
K5 und K14 in den unteren erzeugenden Epidermiszellen und die Typen
K1 und K10 in den oberen differenzierten Zellen zu finden waren.
Wound Healing: Biochemical and Clinical Aspects, I. K. Cohen, R.
F. Diegleman und W. J. Lindblad (Hrsg.), W. W. Saunders Company
(1992). Von den Keratintypen K6 und K10 wird angenommen, dass sie
in heilenden Wunden, jedoch nicht in normaler Haut vorhanden sind.
Keratine sind wichtige Strukturproteine aller Epithelzelltypen und scheinen
bei der Wundheilung eine bedeutende Rolle zu spielen.
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Ein
optimaler Wundverband schützt
das verletzte Gewebe, erhält
eine feuchte Umgebung, ist wasserdurchlässig, erhält eine mikrobielle Kontrolle aufrecht,
sorgt für
die Anlieferung von Heilmitteln an die Wundstelle, ist leicht anzulegen,
erfordert kein häufiges
Wechseln und ist nicht-toxisch und nicht-antigen. Obwohl sie für chronische
Wunden nicht ideal sind, sind momentan mehrere Wundverbände auf dem
Markt, unter anderem Verschlussverbände, nicht-adhärente Verbände, absorbierende
Verbände sowie
Verbände
in Form von Folien, Schäumen,
Pulvern und Gelen. S. Thomas, Wound Management and Dressing, The
Pharmaceutical Press, London (1990).
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Es
wurden Versuche unternommen, verbesserte Verbände bereitzustellen, die den
Wundheilungsprozess unter Verwendung biologischer Materialien, wie
z. B. von Wachstumsfaktoren, unterstützen würden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt
erwiesen sich diese biologischen Materialien als sehr kostspielig und
zeigten bei der Beschleuni gung des Heilungsprozesses chronischer
Wunden minimale klinische Relevanz. In Fällen schwerwiegender Wunden über die
gesamte Dicke werden oftmals Autotransplantate (Hauttransplantate
vom Körper
des Patienten) verwendet. Obwohl das Transplantat nicht-antigen
ist, muss es einer Spenderstelle auf dem Körper des Patienten entnommen
werden, wodurch eine zusätzliche
Wunde geschaffen wird. Zusätzlich
dazu kann die Verfügbarkeit
von autologem Gewebe nicht ausreichend sein. Allotransplantate (Hauttransplantate von
anderen Spendern als dem Patienten) werden ebenfalls verwendet,
wenn Donorstellen keine Option darstellen. Allotransplantate stellen
im Wesentlichen einen „Wundverband" bereit, der eine
feuchte, wasserdurchlässige
Schicht darstellt, jedoch normalerweise vom Patienten innerhalb
von zwei Wochen abgestoßen
wird und nicht Teil der neuen Epidermis wird.
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Was
wünschenswert
wäre und
vordem noch nicht bereitgestellt wurde, ist ein Wundverband, der das
verletzte Gewebe schützt,
eine feuchte Umgebung erhält,
wasserdurchlässig
ist, leicht anzulegen ist, kein häufiges Wechseln erfordert und
nichttoxisch und nicht-antigen ist sowie, was am wichtigsten ist, wirksame
Heilmittel an die Wundstelle anliefert.
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Mit
lebendigem Gewebe kompatible Filmmaterialien eignen sich für eine Reihe
von Anwendungen einschließlich
Gewebezüchtungsgerüste, Diffusionsmembranen,
Beschichtungen für
implantierbare Vorrichtungen und Zellverkapselungen. Mit lebendigem
Gewebe kompatible Keratinrohmaterialien eignen sich für eine Reihe
von Anwendungen einschließlich
offenzelliger Gewebezüchtungsgerüste und
vernetzter Biorohmaterialien.
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Die
Gewebetechnologie ist ein schnell wachsendes Gebiet, das eine Reihe
verschiedener Technologien umfasst, deren Ziel es ist, Gewebe- und
Organfunktion zu ersetzen oder wiederherzustellen. Der konstante
Erfolg eines Gewebezüchtungsimplantats
beruht auf der Erfindung eines biokompatiblen, mitogenen Materials,
welches das Zellwachstum und die Zelldifferenzierung erfolgreich
unterstützen kann
und sich in existierendes Gewebe integrieren kann. Solch ein Grundgerüstmaterial
könnte
den Status der Gewebezüchtungsverfahren
weit vorantreiben und zu einer breiten An ordnung von Gewebezüchtungsimplantaten
führen,
die zelluläre
Komponenten, wie z. B. Osteoblasten, Chondrozyten, Keratinozyten
und Hepatozyten, enthalten, um Knochen-, Knorpel-, Haut- bzw. Lebergewebe
wiederherzustellen oder zu ersetzen.
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Diffusionsmembranen
sind herkömmlich eher
aus synthetischen Polymermaterialien als aus biologischen Materialien
gebildet. Diffusionsmembranen, die aus biologischen Materialien
stammen, weisen den Vorteil der erhöhten Biokompatibilität auf. Insbesondere
nicht-antigene Diffusionsmembranen eignen sich zur Implantation
im menschlichen Körper und
würden
große
Vorteile in Anwendungen zur kontrollierten Freisetzung von Wirkstoffen
bereitstellen.
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Implantierbare
Vorrichtungen, wie z. B. Schrittmacher, Stents, orthopädische Implantate, urologische
Implantate, Zahnimplantate, Brustimplantate und Implantate zur Kiefer-Gesichts-Rekonstruktion,
bestehen gegenwärtig
aus oder sind umhüllt von
Materialien, die Titan, Silicon, Edelstahl, Hydroxyapatit und Polyethylen
umfassen, oder in Materialien, wie z. B. Silicon oder Polyurethan,
verkapselt. Diese Metalle, Keramiken und synthetischen Polymere
weisen Nachteile hinsichtlich Biokompatibilität und Antigenität auf, die
zu Problemen in Bezug auf den Langzeitgebrauch dieser Vorrichtungen
führen können. Ein
aus biologischen Materialien stammendes Beschichtungsmaterial mit
nicht-antigenen und mitogenen Eigenschaften würde einer Vorrichtung den Vorteil
der In-vivo-Langzeitbiokompatibilität bereitstellen und die Nutzlebensdauer
eines Implantats möglicherweise
verlängern,
während
gleichzeitig das Risiko einer allergischen oder negativen Immunantwort
des Wirts gesenkt wird.
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Zellverkapselungsmittel,
wie z. B. Chitin/Alginat und von Rindern stammendes Kollagen, werden eingesetzt,
um Säugetierzellen
für Anwendungen, wie
z. B. Gewebezüchtung/Organregeneration,
und Bakterien für
Klonierungsanwendungen zu verkapseln. Ein nicht-antigenes, nicht-bioresorbierbares Zellverkapselungsmaterial
würde die
Vorteile der Bereitstellung einer Zelle mit einem Mitogen bieten
und die Chancen erhöhen,
dass die Zelle ihre Gewebezüchtungsfunktion
erfüllt.
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Ein
vernetztes, implantierbares Rohbiomaterial, das nicht-antigen ist
und die geeigneten mechanischen Eigenschaften aufweist, könnte zur
Gesichts-Kiefer-Wiederherstellung, beispielsweise sowohl als Weich-
als auch Hartgewebeersatz, eingesetzt werden. Ein solches Rohmaterial
könnte
auch für
orthopädische
Anwendungen, z. B. als Knochenfüllmittel
und zur Knorpelregeneration, eingesetzt werden. Ein implantierbares
Rohmaterial könnte auch
für neurologische
Anwendungen, wie z. B. Nervenregenerations-Leitschienen, verwendet
werden.
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Keratin,
das häufig
aus Wirbeltierhaaren stammt, wurde zu verschiedenen Formen verarbeitet.
Das gemeinsam abgetretene
US-Patent 5.358.935 offenbart
mechanisch zu keratinhältigem Pulver
verarbeitetes menschliches Haar. Das Haar wird gebleicht, gespült, getrocknet,
zerkleinert, homogenisiert, ultraschallbehandelt und aus dem Lösungsmittel
entfernt, wodurch ein Keratinpulver zurückbleibt. Im
US-Patent 5.047.249 bespricht Rothman
die Aktivierung von Keratin mit einem Reduktionsmittel und das Auftragen
des aktivierten Keratins auf eine Wunde. Rothman geht davon aus,
dass die aktivierten Keratinthiolgruppen mit Thiolgruppen in dem
Wundengewebe reagieren und eine Disulfidbindung bilden, wodurch
ermöglicht
wird, dass das Keratin an der Wunde haftet und diese schützt.
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Es
wird davon ausgegangen, dass aus Keratin stammende Materialien nicht-antigen
sind, insbesondere wenn sie aus patienteneigenem Keratin stammen.
Ein aus einem Material auf Keratinbasis gebildeter Film wäre wünschenswert.
Ein für
Gewebezüchtungsgerüste, Diffusionsmembranen,
implantierbare Vorrichtungsbeschichtungen und Zellverkapselungsmittel
einsetzbarer Keratinfilm wäre
sehr nützlich.
Ein festes Keratinrohmaterial würde
ebenfalls von großer
Nützlichkeit
sein. Darüber
hinaus würde
sich ein nicht-antigenes, mitogenes offenzelliges Keratingerüst bei der
Verwendung als Gewebezüchtungsgerüst als äußerst hilfreich
erweisen, um das Zellwachstum vor und nach der Implantation zu tragen,
zu erhalten und zu stimulieren.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine poröse Gewebezüchtungsstruktur, die vernetztes
Keratin umfasst.
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Ferner
betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
eines solchen porösen
Gewebezüchtungsgerüsts, das
Folgendes umfasst:
Bereitstellung einer Keratinlösung, umfassend
Keratin mit freien Thiolgruppen, in einem ersten Lösungsmittel;
Emulgieren
der Keratinlösung
in einem zweiten Lösungsmittel,
wobei das zweite Lösungsmittel
mit dem ersten Lösungsmittel
im Wesentlichen nicht mischbar ist und das Keratin im zweiten Lösungsmittel
im Wesentlichen unlöslich
ist;
Einfrieren der Emulsion;
Entfernung eines wesentlichen
Anteils der ersten und zweiten Lösungsmittel
unter Vakuum und bei niedriger Temperatur, sodass sich ein poröses Keratinmaterial
ausbildet; und
Kontaktieren des porösen Keratinmaterials mit einem Oxidationsmittel
unter Bedingungen, die geeignet sind, um Disulfidvernetzungen aus
einem Teil der freien Thiolgruppen zu bilden.
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Ein
weiteres Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung zur Herstellung eines solchen porösen Gewebezüchtungsgerüsts umfasst Folgendes:
Bereitstellung
des Keratinproteinmaterials mit Disulfidbindungen;
Reduktion
des Keratinproteins, um Disulfidbindungen zu zerstören, um
erste und zweite Fraktionen von Keratinproteinen zu erhalten, wobei
die erste Fraktion wasserlöslicher
ist als die zweite Fraktion;
Platzieren der wasserlöslicheren
Fraktion in ein Lösungsmittel
und Abscheiden des Lösungsmittels,
das die wasserlösliche
Fraktion enthält,
auf ein offenzelliges Material;
Entfernung eines wesentlichen
Anteils des Lösungsmittels
aus dem offenzelligen Material; und
Oxidieren des auf das offenzellige
Material abgeschiedenen Keratins.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst eine aus vernetztem Keratin bestehende
Folie, die kein synthetisches Bindungsmittel erfordert. Es wird
angenommen, dass die Folie durch wiedergebildete Disulfidbindungen
und Wasserstoffbrückenbindungen
zusammengehalten wird. Die Folie wird vorzugsweise als Wundheilverband
eingesetzt. Ferner wird sie vorzugsweise als Gewebezüchtungszellgerüst für Implantatanwendungen
eingesetzt. Die Folie kann aus einer Kombination aus löslichen
und nicht-löslichen, aus
Haaren stammenden Proteinfraktionen gebildet werden, die α- und β-Keratinfraktionen
umfassen. Keratin kann aus einer Reihe von Quellen erhalten werden,
die menschliches oder tierisches Haar und Finger- oder Zehennägel umfassen,
wobei eine Quelle Haar des Patienten oder eines Spenders ist.
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Die
Folie kann durch Bereitstellung einer unlöslichen, chemisch modifizierten,
in Wasser suspendierten Keratinfraktion und durch Senkung des pH-Werts – bis das
Keratinprotein teilweise gequollen ist – gebildet werden. Teilweises
Quellen ist als ein solches Proteinmolekülquellen definiert, dass sich die
resultierende Suspension von Keratinteilchen wie eine kolloidale
Suspension verhält.
In einem Verfahren wird konzentrierte Schwefelsäure zugesetzt, bis ein pH von
weniger als 1 erreicht ist. Die Anmelder der vorliegenden Erfindung
gehen davon aus, dass der niedrige pH-Wert die Wasserstoffbrückenbindungen
unterbricht, die die Keratinfraktion unlöslich macht, wodurch ermöglicht wird,
dass das Protein teilweise quillt. Das teilweise gequollene Keratin
wird anschließend
mit Ammoniumhydroxid basisch gemacht. Die Behandlung tauscht die
nichtflüchtige Säure mit
einer flüchtigen
Base aus, die beim Trocknen entfernt wird. Alternativ dazu kann
eine flüchtige Säure, wie
z. B. Ameisensäure,
eingesetzt werden, wodurch die Erfordernis nach einer weiteren Behandlung
mit einer flüchtigen
Base aufgehoben wird. Die resultierende Aufschlämmung kann anschließend auf
eine flache Oberfläche
oder Form mit geeigneter Geometrie und Oberflächenglätte gegossen und luftgetrocknet
werden, um eine vernetzte Keratinfolie herzustellen. Die Anmelder
der vorliegenden Erfindung gehen davon aus, dass die Vernetzungen
aus Thiolgruppen, die Disulfidbindungen wiederbilden, und aus dem
Amin und den Carbonsäuregruppen, die
Wasserstoffbrücken
bilden, resultieren.
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Die
resultierende Folie besteht folglich aus reinem Keratin. Keratin
hat sich als biokompatibel, als nicht-immunogen, als keine aktivierten
T-Zellen hemmend und daher als nicht in die normale zellvermittelte
Immunantwort eingreifend und als mitogen für Keratinozyten, Fibroblasten
und menschliche Mikrogefäßendothelzellen
erwiesen. Es zeigte sich auch in Wundheilungsstudien an Ratten und
Menschen, dass Keratin die Epithelialisierung beschleunigt.
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Eine
weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst die teilweise Oxidation der Keratindisulfidbindungen
zur Bildung von hydrophilen Gruppen. Ein solches Verfahren umfasst
die Behandlung des Keratins mit Peressigsäure zur Bildung von Sulfonsäuregruppen
aus einem wesentlichen, jedoch nicht dem Gesamtanteil an Disulfidbindungen. Der
Großteil
der Sulfonsäuregruppen
bleibt in dem Endprodukt als hydrophile Gruppen zur Bindung von Wasser
und zur Hydratisierung des Keratinmaterials zurück. Ein späterer Reduktionsschritt spaltet
viele der restlichen Disulfidbindungen zur Bildung von Cysteinresten
ab. Das teilweise oxidierte und reduzierte Keratin kann anschließend in
Lösung
gegeben, eingeengt und auf eine flache Oberfläche gegossen werden, um Disulfidvernetzungen
zu oxidieren und wiederzubilden. In einem Verfahren dient der Sauerstoff
in der Luft als Oxidationsmittel, wobei das Keratin luftgetrocknet
wird, um einen Film auf der flachen Oberfläche auszubilden. Die feuchte
Keratinfolie, welche hauptsächlich
aus Keratin besteht, das von β- Keratin stammt, hat
die Beschaffenheit von feuchtem, dickem Papier. Die Folie trocknet
zu einem brüchigen
Material, das zu einem biegsamen, hautähnlichen Material rehydratisiert
werden kann. Die rehydratisierte Folie schaut aus und fühlt sich
an wie Haut, während
gleichzeitig die Feuchtigkeit in der Folie und innerhalb der Wunde
beibehalten wird. Die Folie kann als Wundheilverband oder als Zellwachstumsgerüst eingesetzt
werden. Die Folie kann nach Wunsch zugeschnitten und geformt werden,
bevor sie auf die Wunde aufgetragen wird. Die Keratinfolien stellen
einen nicht-antigenen Wundverband bereit, der die Wunde feucht hält, damit
Epithelzellen migrieren können,
und ein Gerüst
für das
Zellwachstum für Gewebezüchtungsimplantate
bereitstellt. Andere Anwendungen für diese Keratinfolie umfassen
die Verwendung als Diffusionsmembranen und als Verkapselungsmittel
für Zellen.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst Verfahren zur Bildung von Dünnfilmen,
offenzelligen Schaumstoffen und Rohmaterialien auf Keratinbasis.
Die Dünnfilme
eignen sich zur Verwendung als Wundverbände, Gewebezüchtungsgerüste, Diffusionsmembranen,
Beschichtungen für
implantierbare Vorrichtungen und Zellverkapselungsmittel. In einem
Verfahren wird zugeschnittenes, gewaschenes, gespültes und getrocknetes
Wirbeltierhaar bereitgestellt. Das Haar wird mit einem Reduktionsmittel
reduziert, sodass ein Teil der Disulfidbindungen aufgebrochen wird
und eine löslichere
Keratinfraktion sowie eine weniger lösliche Keratinfraktion gebildet
werden. Die löslichere
Keratinfraktion wird abgetrennt, abgenommen und auf eine Oberfläche abgeschieden,
wodurch sich eine Schicht der löslicheren
Keratinfraktion bildet. Die Keratinschicht wird einem Oxidationsmittel,
wie z. B. Luft, Sauerstoff oder H2O2, ausgesetzt und vorzugsweise getrocknet.
Die freien Thiolgruppen werden mit einem Oxidationsmittel oxidiert,
wobei der resultierende Keratinfilm durch die neu gebildeten Disulfidbindungen
gefestigt wird. Durch die Zugabe von Vernetzern, wie z. B. Glutaraldehyd,
kann ein höherer Vernetzungsgrad
und folglich eine erhöhte
Festigkeit erzielt werden.
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In
einem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
wird eine Keratinlösung
bereitgestellt, wobei das Keratin in einem ersten Lösungsmittel,
wie z. B. wässrigem
Thioglykolat, gelöst
ist. Das Keratin weist freie Thiolgruppen auf, die durch Verfah ren,
wie z. B. Reduktion mit Ammoniumthioglykolat, hergestellt werden.
Ein zweites Lösungsmittel,
wie z. B. Hexan oder Freon, wird bereitgestellt, wobei das zweite
Lösungsmittel
mit dem ersten Lösungsmittel vorzugsweise
im Wesentlichen nicht mischbar ist und das Keratin in dem zweiten
Lösungsmittel
vorzugsweise im Wesentlichen unlöslich
ist. Eine Emulsion des zweiten Lösungsmittels
in der Keratinlösung kann
unter Einsatz eines Homogenisators ausgebildet werden. Die Emulsion
wird gefriergetrocknet, vorzugsweise indem die Emulsion eingefroren
und die ersten und zweiten Lösungsmittel
im Vakuum entfernt werden, was ein poröses Keratinmaterial ergibt. Das
poröse
Keratinmaterial kann in Gegenwart eines Oxidationsmittels auf Raumtemperatur
erwärmt
werden, was die Bildung der Disulfidbindungen zwischen den Keratinen
fördert.
In einem Verfahren ist das Oxidationsmittel ein sauerstoffhältiges Gas,
wie z. B. Luft. In einem weiteren Verfahren wird Wasserstoffperoxid
vor der Homogenisierung mit der Keratinlösung vermischt. Die Anmelder
der vorliegenden Erfindung gehen davon aus, dass das resultierende Material
ein offenzelliges Gerüst
mit im Wesentlichen kugelförmigen
Hohlräumen,
die dem zweiten Lösungsmittel
in der Emulsion entsprechen, und eine vernetzte Keratinstruktur
ist, die der Keratinlösung
in der Emulsion entspricht.
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In
einem weiteren Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung wird eine Keratinlösung
bereitgestellt, wobei das Keratin in einem Lösungsmittel, wie z. B. wässrigem
Thioglykolat, gelöst
ist. Das Keratin weist freie Thiolgruppen auf, die durch Verfahren,
wie z. B. Reduktion mit Ammoniumthioglykolat, gebildet wurden. Das
Keratin kann zerstäubt
und auf eine sehr kalte Oberfläche
gesprüht
werden, die so kalt ist, dass die Keratinlösung darauf gefriert. In einem
Verfahren ist die Oberfläche
die Oberfläche
einer Form. Es kann noch mehr Keratinlösung zerstäubt und über das bereits gefrorene Keratin
gesprüht
werden, wodurch eine dickere offenzellige Schicht des gefrorenen
Keratins gebildet wird. Das gefrorene Keratin kann durch Entfernen
zumindest eines wesentlichen Anteils des Lösungsmittels und vorzugsweise
des gesamten Lösungsmittels
bei niedrigem Druck und geringer Temperatur gefriergetrocknet werden.
Das Keratinmaterial kann in Gegenwart eines Oxidationsmittels auf
Raumtemperatur erwärmt
werden, wodurch die Bildung von Disulfidbindungen innerhalb der
gebildeten Keratinfeststoffe und zwischen den gebildeten Keratinfeststoffen gefördert wird.
In einem Verfahren umfasst das Oxidationsmittel gasförmigen Sauerstoff.
In einem anderen Verfahren umfasst das Oxidationsmittel zur Keratinlösung zugesetztes
Wasserstoffperoxid. Die Anmelder gehen davon aus, dass die resultierende
Struktur ein offenzelliges Gerüst
mit im Wesentlichen kugelförmigen
Keratinstrukturen ist, die dem zerstäubten Keratin entsprechen und
Hohlräume
dazwischen aufweisen. Die Anmelder gehen davon aus, dass die im Wesentlichen
kugelförmigen
Keratinstrukturen darin ausgebildete Disulfidbindungen aufweisen
und dass die Strukturen an jenen Stellen zwischen den Strukturen
Disulfidbindungen aufweisen, an denen sie sich berühren.
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In
einem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
werden Haare zugeschnitten, gewaschen, getrocknet und in Ammoniumhydroxid
suspendiert, das Ammoniumthioglykolat enthält. Die Suspension ist unter
Stickstoffatmosphäre.
Die basische Ammoniumthioglykolatlösung dient zur Solubilisierung
des Keratins und reduziert die Disulfidvernetzungen. Cysteinthiolgruppen
und Cysteinthioglykolatgruppen werden aus den aufgebrochenen Disulfidbindungen gebildet.
Die Stickstoffatmosphäre
dient dazu, die Oxidation und die erneute Bildung der Disulfidbindungen
zu verhindern. Nach dem Erhitzen folgt vorzugsweise eine Zerkleinerung
der Haarteilchen mit einem Gewebehomogenisator gefolgt von weiterem Erhitzen
unter Stickstoffatmosphäre.
Daraus resultiert eine feine Keratinsuspension.
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Die
feine Keratinsuspension wird zentrifugiert, und der Überstand,
welcher eine löslichere
Keratinfraktion enthält,
wird abgenommen und mit Säure
ausgefällt.
Der Niederschlag wird in Ammoniumhydroxid resuspendiert. Die Keratinlösung wird
anschließend
als Dünnfilm
auf eine Oberfläche
gegossen und an der Luft trocknen gelassen. Die Luft dient dazu,
Wasser zu entfernen, das Keratin einzuengen und die Cysteinthiolgruppen
zu oxidieren, wodurch Disulfidbrücken
gebildet werden und der Film gefestigt wird. Durch den Einsatz chemischer
Mittel, wie z. B. Glutaraldehyd, kann eine zusätzliche Vernetzung erzielt
werden. Der resultierende Film ist widerstandsfähig und unlöslich.
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In
einem Verfahren wird zugeschnittenes, gewaschenes, gespültes und
getrocknetes Wirbeltierhaar bereitgestellt. Das Haar wird mit einem
Reduktionsmittel reduziert, sodass ein Teil der Disulfidbindungen
aufgebrochen wird und eine löslichere
Keratinfraktion und eine weniger lösliche Keratinfraktion gebildet
werden. Die löslichere
Keratinfraktion wird abgetrennt, abgenommen und eingeengt, und die löslichere
Keratinfraktion wird in eine Form abgeschieden. Die eingeengte Keratinlösung in
der Form wird einem Oxidationsmittel oder Vernetzer ausgesetzt und
vorzugsweise getrocknet. Die freien Thiolgruppen werden mit dem
Oxidationsmittel oxidiert oder mit dem Vernetzer vernetzt, und das
Keratin wird durch die neu gebildeten Disulfidbindungen gefestigt.
In einem anderen Verfahren wird die eingeengte Keratinlösung entweder
in eine kalte Form zerstäubt
oder mit einem polaren Lösungsmittel
vermischt, emulgiert und gefriergetrocknet, um ein offenzelliges
Material zu bilden. Die Keratinlösung
wird einem Oxidationsmittel oder einem Vernetzer ausgesetzt, der
das Material vernetzt und festigt. Es bleibt ein poröses Keratinmaterial
zurück.
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In
einem weiteren Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung wird die löslichere
Keratinlösung beispielsweise
durch Lufttrocknung oder Erhitzen bei Druck unterhalb des Umgebungsdrucks
weiter eingeengt. Die eingeengte Lösung wird in eine Form gegossen
und an der Luft trocknen gelassen. Die Luft dient dazu, Wasser zu
entfernen, das Keratin einzuengen und die Cysteinthiolgruppen zu
oxidieren, wodurch Disulfidbrücken
gebildet werden und das Keratinmaterial gefestigt wird. Das resultierende
Keratinrohmaterial ist widerstandsfähig und unlöslich. In einem weiteren Verfahren
wird ein flüssiges
Oxidationsmittel, wie z. B. Wasserstoffperoxid, eingesetzt. In einem
anderen Verfahren wird ein Vernetzer, wie z. B. Glutaraldehyd, eingesetzt.
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Detaillierte Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsformen
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Keratin-Vorbehandlung
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In
einem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
wird Haar bereitgestellt, das vorzugsweise gewaschen und ungebleicht
ist. Das Haar kann einer menschlichen oder einer tierischen Quelle
entnommen werden. Der Patient oder ein menschlicher Spender stellen
für manche
medizinische Anwendungen eine bevorzugte Haarquelle dar, da Haar
aus solchen Quellen am wahrscheinlichsten ein nicht-antigenes Produkt
ergibt, wobei tierisches Haar für
bestimmte Personen, die keine Tierproduktallergieprobleme haben,
auch annehmbar sein kann. In einem Verfahren wird das Haar mit Versa-CleanTM (Fisher Scientific, Pittsburgh, PA (USA))
gewaschen, mit entionisiertem Wasser gespült und an der Luft trocknen gelassen.
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Teilweise Oxidation von Keratin
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Das
Haar kann in Peressigsäure
oder einem anderen geeigneten Reagens, wie z. B. H2O2, oxidiert werden. In einer bevorzugten
Behandlung werden 1% bis 32% Peressigsäure bei einer Temperatur zwischen
etwa 0°C
und 100°C
etwa 0,5 bis 24 h lang eingesetzt. In einem Verfahren werden 30
g Haar mit 500 ml 32%iger Peressigsäure bei 4°C 24 h lang behandelt. Diese
Behandlung mit Peressigsäure
oxidiert die natürlich
vorkommenden Disulfidbindungen teilweise, um mit Cysteinsäure- (-CH2-SO3H-) Resten und restlichen Disulfidbindungen
ein Protein zu bilden. Das Haar wird vorzugsweise durch ein grobes Frittglasfilter
abfiltriert und etliche Male mit entionisiertem Wasser gespült, bis
die Spüllösung einen
pH von 6,0 oder höher
hat. Das Haar kann anschließend in
einem Vakuumofen bei zwischen 20°C
und 50°C 0,5
bis 5 Tage lang getrocknet werden. In einem Verfahren wird das Haar
in einem Vakuumofen bei 40°C mehrere
Tage lang getrocknet. Das getrocknete Haar kann anschließend pulverisiert
und zu einem feinen Pulver vermahlen werden. In einem Verfahren
werden zur Vermahlung des Haars Stössel und Mörser aus Keramik verwendet.
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Reduktion von teilweise oxidiertem
Keratin
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Das
Keratinpulver kann in Ammoniumthioglykolat suspendiert werden. In
einem Verfahren wird aus wie oben beschriebenem Haar stammendes
pulverisiertes Keratinpulver in etwa 3 N Ammoniumhydroxid, das Ammoniumthioglykolat
enthält,
suspendiert. Etwa 6 g Keratinpulver können pro 75 ml Ammoniumhydroxid
zugesetzt werden. Die Konzentration des Ammoniumhydroxids beträgt vorzugsweise etwa
3 N, und die bevorzugte Konzentration des Ammoniumthioglykolats
beträgt
etwa 11 ml (als Thioglykolsäure)
pro 75 ml Ammoniumhydroxid. Die Suspension kann anschließend über einen
Zeitraum erhitzt werden, der ausreicht, um die lösliche Fraktion des Haars löslich zu
machen. Die Suspension wird in einem Verfahren zwischen 1 bis 24
h lang auf zwischen 50°C
und 90°C
erhitzt, wonach abgekühlt
wird. Gemäß einem
weiteren Verfahren wird die Suspension etwa 4 h lang auf etwa 60°C erhitzt
und auf Raumtemperatur abgekühlt.
Diese Behandlung spaltet die restlichen Disulfidbindungen ab, um
Cysteinreste in der Proteinstruktur zu bilden. Zu diesem Zeitpunkt enthält das Keratinprotein
sowohl Cysteinsäurereste als
auch Cysteinreste. Das Verhältnis
zwischen Cysteinsäureresten
und Cysteinresten kann durch Variieren der Zeit, Temperatur und
Konzentration des Oxidationsmittels in dem zuvor beschriebenen Peressigsäurebehandlungsschritt
gesteuert werden. Die Gegenwart von Sulfonsäureresten verleiht dem Haar
sowie dem Folienendprodukt eine hydrophile Eigenschaft.
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Auftrennung von teilweise oxidiertem,
reduziertem Keratin
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Nach
der oben beschriebenen Oxidations-/Reduktionsbehandlung bleibt eine
hauptsächlich
aus β-Keratin
bestehende, beständige
Keratinfraktion zurück.
Diese Keratinfraktion ist vorzugsweise zumindest 80% β-Keratin,
besonders bevorzugt mehr als etwa 90% β-Keratin. Diese Fraktion ist
in der Suspension unlöslich
und wird in einem Verfahren mittels etwa 10-minütiger Zentrifugation bei etwa 10.000
g entfernt. Ein dicker, gelartiger Überstand bleibt zurück, der
entsorgt oder vorzugsweise für
einen anderen Zweck behalten wird. Die restliche unlösliche Fraktion
besteht zum Großteil
aus der Ursprungskutikula (äußere Schicht
des Haarschafts) und hauptsächlich
aus β-Keratin.
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Ansäuerung
von teilweise oxidiertem, reduziertem Keratin
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Das
unlösliche
Material wird auf einen anderen Behälter übergeführt und auf einen niedrigen
pH angesäuert.
Der pH beträgt
vorzugsweise weniger als etwa 3 und besonders bevorzugt weniger
als etwa 1. In einem Verfahren beträgt der pH weniger als etwa
1, und die eingesetzte Säure
kann entweder konzentrierte Schwefelsäure oder Ameisensäure sein.
Diese Behandlung unterbricht die Wasserstoffbrückenbindung der Kutikulastruktur
des Haarschafts. Der niedrige pH unterbricht die zum festen Binden
des Keratinproteins verantwortlichen Wasserstoffbrückenbindungen,
was zu dessen Beständigkeit
gegenüber
chemischer Modifizierung führt.
Die Anmelder gehen davon aus, dass die Säure das Protein zumindest teilweise
auffaltet oder quellen lässt, wodurch
sich die Löslichkeit
erhöht.
Die Aufschlämmung
weist eine Konzentration im Bereich von vorzugsweise 0,001 g/ml
bis 0,6 g/ml auf. Die Aufschlämmung
weist besonders bevorzugt eine Konzentration im Bereich von 0,2
g/ml bis 0,3 g/ml auf.
-
Neutralisierung, Einengung und Oxidation
von teilweise oxidiertem, reduziertem Keratin
-
Die
aufgefaltete oder gequollene Keratinaufschlämmung kann anschließend mit
Ammoniumhydroxid, vorzugsweise mit einer Konzentration von etwa 6
N, leicht basisch gemacht werden. Die Aufschlämmung kann anschließend auf
eine flache Oberfläche gegossen
und luftgetrocknet werden, um die vernetzte Folie zu bilden. Ein
bevorzugter Bereich für
die relative Feuchte beim Trocknen liegt zwischen 0% und 90%. Die
relative Feuchte liegt besonders bevorzugt zwischen etwa 40% und
60% relativer Feuchte. Das teilweise aufgefaltete, gequollene und
teilweise gelöste
Keratin wird bei der Zugabe der Base während des Trocknens, wodurch
es zur Wasserstoffbrückenbindung
des Keratins kommt, rückgefaltet.
Die freien Thiolgruppen bilden Disulfidbindungen.
-
Die
unlösliche
Keratinfraktion aus Haar wird folglich so behandelt, dass sie sowohl
Sulfonsäuregruppe
als auch Thiolgruppen aufweist, und wird von der löslichen
Fraktion getrennt. Die unlösliche
Fraktion wird säurebehandelt,
um das Keratin teilweise aufzufalten, zu quellen und löslich zu
machen, gefolgt von einer Basenbehandlung und dem Gießen auf eine
flache Oberfläche
zur Rückfaltung
des Proteins und zur Bildung einiger Disulfidbindungen.
-
In
einem alternativen Verfahren wird das Keratin in einem Ansäuerungsschritt
in einer flüchtigen Säure, wie
z. B. Ameisensäure,
suspendiert, die einen ausreichend niedrigen pH aufweist, um das
Keratinprotein teilweise aufzufalten oder zu quellen. In diesem
Verfahren erübrigt
sich die Behandlung mit einer flüchtigen
Base. Dem Ansäuerungsschritt
folgt unmittelbar die Ausbildung der Keratinaufschlämmung zu
einer Folie.
-
Die
resultierende Folie kann durch wiederholte Behandlung mit (siedend)
heißem,
entionisiertem Wasser von löslichen
Reagenzien gereinigt werden, was eine vernetzte, aus reinem Keratin
bestehende Folie ergibt. Die aus Keratin gebildete und hauptsächlich aus β-Keratin
bestehende feuchte Keratinfolie hat die Beschaffenheit von feuchtem
Papier. Die hergestellte Folie trocknet zu einem brüchigen Material,
das zu einem biegsamen, hautähnlichen Material
rehydratisiert werden kann, welches sich zur Verwendung als Wundheilverbandsfolie
eignet. In einem bevorzugten Verwendungsverfahren wird die Folie
ausreichend hydratisiert, damit die Folie über eine Wunde gelegt werden
kann.
-
Keratinaufschlämmung, umfassend
teilweise oxidierte α-
und β-Keratinfraktionen
In einer alternativen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird der zur Auftrennung der löslichen
und unlöslichen
teilweise oxidierten Keratinfraktionen angewandte Zentrifugierungsschritt
ausgelassen, und beide Fraktionen werden in der weiteren Verarbeitung eingesetzt.
In einer Ausführungsform
werden beide Fraktionen zusammen mit einer Säure wie oben beschrieben weiter
verarbeitet. In diesem Verfahren werden sowohl lösliche als auch unlösliche Fraktionen
auf einen anderen Behälter übergeführt und
auf einen niedrigen pH angesäuert.
Die aufgefaltete oder gequollene Keratinaufschlämmung kann anschließend mit
Ammoniumhydroxid mit einer Konzentration von etwa 6 N leicht basisch
gemacht werden. Die Aufschlämmung
kann dann auf eine flache Oberfläche
gegossen und luftgetrocknet werden, um eine vernetzte Folie zu bilden.
In einem alternativen Verfahren wird das Keratin in dem Ansäuerungsschritt
in einer flüchtigen
Säure,
wie z. B. Ameisensäure,
wie zuvor be schrieben suspendiert. In diesem Verfahren erübrigt sich
die Behandlung mit einer flüchtigen
Base. In einem Verfahren kann die dicke Aufschlämmung mit beiden Keratinfraktionen
wie zuvor beschrieben zu einem Dünnfilm
gegossen werden. Das resultierende Produkt weist eine etwas glattere
Beschaffenheit als ein aus reinem β-Keratin stammendes Produkt auf. In einem
weiteren Verfahren kann die dicke Aufschlämmung weiter eingeengt und
dazu verwendet werden, ein wie nachstehend beschriebenes Rohkeratinprodukt
zu bilden.
-
Verwendung von teilweise oxidierter α-Keratinfraktion
-
In
einer Ausführungsform
beträgt
die Keratinmenge in der Keratinlösung
zumindest 90% von α-Keratin
stammendes Keratin. Die resultierende Keratinlösung, die hauptsächlich von α-Keratin
stammendes teilweise oxidiertes Keratin enthält, kann wie oben beschrieben
zur Bildung von Filmen und Folien verwendet werden. Das in Haar
vorliegende α-Keratin
weist vor der Verarbeitung eine in erster Linie kristalline Struktur
auf; nach der Verarbeitung und Vernetzung ist es jedoch hauptsächlich amorph.
Folglich beziehen sich die Bezeichnungen „α" und „β" auf die Keratinproteinstrukturen an
der Quelle und nicht unbedingt auf die Keratinproteinstrukturen
nach der Verarbeitung und dem Vernetzen. Das α-Keratin stammt hauptsächlich aus
Haar-Kortexkeratin,
während
das β-Keratin
in erster Linie aus Haar-Kutikulakeratin stammt. In einem bevorzugten
Verfahren wird Haar-Kortexkeratin eingesetzt.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
wird die lösliche
Keratinfraktion eingesetzt, um eine Folie oder einen Film auszubilden.
Nach dem wie oben beschriebenen Zentrifugieren kann die unlösliche Fraktion
für einen
anderen Gebrauch beiseite gelegt werden. Ein dicker, gelartiger Überstand
bleibt zurück, der
eine lösliche,
teilweise oxidierte Keratinfraktion umfasst, die hauptsächlich von α-Keratin
stammt. Die Keratinfraktion wird als „löslich" bezeichnet, da sie in einer basischen,
wässrigen
Lösung
löslich
ist. In einem bevorzugten Verfahren bezieht sich „lösliches" Keratin auf eine
Keratinfraktion, die bei einem pH von 10 oder mehr löslich ist,
aber auch bei einem niedrigeren, basischen pH gegebenenfalls löslich ist.
In einem bevorzugten Verfah ren bezieht sich „unlösliches" Keratin auf ein Keratin, das bei einem
pH von 10 unlöslich
ist. Der Überstand
wird abgenommen. Der Überstand
kann mit konzentrierter HCl behandelt werden, bis sich ein gummiartiger
Niederschlag bildet. Der Niederschlag kann abgenommen, mit entionisiertem
Wasser gewaschen und in 15 ml 3 N Ammoniumhydroxid gelöst werden,
um eine Keratinlösung
zu bilden.
-
Keratinfolienanwendungen
-
Die
Anmelder gehen davon aus, dass das gemäß diesem Verfahren hergestellte
Keratinprodukt zur Verwendung als mitogenes Zellwachstumsgerüst und als
Nährstoffträger für das Zellwachstum
geeignet ist. Die Anmelder gehen auch davon aus, dass die vernetzte
Keratinfolie als Gerüstmaterial
für eine Reihe
von Zellen, einschließlich
Hautkomponentenzellen (Keratinozyten, Fibroblasten, Endothelzellen), Osteoblasten,
Chondrozyten und Hepatozyten, verwendet werden kann. Die Anmelder
haben insbesondere gezeigt, dass Hautkomponentenzellen auf der Keratinfolie
vorteilhaft wachsen und sich vermehren. Die Anmelder gehen darüber hinaus
davon aus, dass die Keratinfolie als Diffusionsmembran und zur Verkapselung
von Zellen für
verschiedene Anwendungen eingesetzt werden kann.
-
Antibakterielle
Additive, Salben und Biologika, wie z. B. Wachstumsfaktoren oder
Kollagen, können
zu der Keratinfolie zugesetzt werden. Bakterizide Salben oder eine
Suspension aus Antibiotika oder Biologika können in den Folienverband imprägniert werden,
indem eine Klinge mit dem Additiv an der Vorderseite über die
Folie geführt
wird, wodurch das Additiv gleichmäßig über die Folie verteilt wird.
Alternativ dazu kann das Folienmaterial in einer Lösung eingeweicht
werden, die das gewünschte
Additiv enthält,
und das Additiv auf die Folienoberfläche ausfallen gelassen werden.
Das Lösungsmittel
kann anschließend
abgezogen werden, womit das Folienmaterial mit dem gewünschten
Additiv imprägniert
und beschichtet verbleibt.
-
Keratinreduktion ohne zuvorigen
Teiloxidationsschritt
-
Wie
zuvor beschrieben hergestelltes, sauberes, keratinhältiges Haar
kann in einem Reduktionsmittel suspendiert werden. Ammoniumthioglykolat stellt
ein bevorzugtes Reduktionsmittel dar. Andere Reduktionsmittel, von
denen angenommen wird, dass sie zur Verwendung in der vorliegenden
Erfindung geeignet sind, umfassen Mercaptoethanol, Dithiothreit,
Thioglycerin, Thiomilchsäure,
Glutathion, Cystein und Natriumsulfid. In einem Verfahren wird das
wie oben beschriebene gewaschene und zugeschnittene Haar in etwa
3 N Ammoniumhydroxid, das Ammoniumthioglykolat enthält, suspendiert.
Man geht davon aus, dass Ammoniumhydroxid die Carbonsäuren und
die Cysteinthiolgruppen deprotoniert, wodurch ein polyanionisches
Polymer mit erhöhter Löslichkeit
in Wasser gebildet wird. Es wird angenommen, dass das Ammoniumhydroxid
das Keratinprotein teilweise quellen lässt, wodurch zusätzliche Disulfidbindungen
einer Reaktion mit Thioglykolsäure
ausgesetzt werden. Etwa 6 g Haar können pro 75 ml Ammoniumhydroxid
zugesetzt werden. Die Konzentration von Ammoniumhydroxid beträgt vorzugsweise
etwa 3 N, und die bevorzugte Konzentration von Ammoniumthioglykolat
ist etwa 11 ml (als Thioglykolsäure)
pro 75 ml Ammoniumhydroxid. Die Suspension kann anschließend über einen
Zeitraum erhitzt werden, der ausreicht, um die lösliche Fraktion des Haars löslich zu
machen. In einem Verfahren wird die Suspension zwischen 50°C und 90°C zwischen
1 und 24 h lang erhitzt und anschließend abgekühlt. In einem bevorzugten Verfahren
wird die Suspension etwa 2 h lang unter Stickstoffatmosphäre auf etwa
60°C erhitzt
und mit einem Gewebehomogenisator, wie im nächsten Abschnitt detaillierter
beschrieben wird, etwa 30 min lang homogenisiert, bis sich eine
feine Dispersion bildet.
-
Homogenisierung/Zerkleinerung von reduziertem Keratin
-
Die
hierin verwendete Bezeichnung Homogenisierung bezieht sich auf die
Zerkleinerung der Haarteilchen, die mittels einer Rotor/Stator-Kombinations-Homogenisatorklinge
in kleinere Teilchen aufgespalten werden. Das reduzierte Haar wurde
in der Ammoniumthioglykolatlösung
unter Anwendung der im oben durch Verweis aufgenommenen
US-Patent 5.358.35 (ohne
den Einsatz von flüssigem
N
2) beschriebenen Verfahren in situ homogenisiert.
Haar ist durch eine widerstandsfähige äußere Keratinschicht geschützt, die
gegenüber
chemischer Behandlung beständig
ist. Die äußere Schicht
besteht hauptsächlich
aus β-Keratinmaterial.
Bei der Homogenisierung wird das äußere Kutikulaschutzmaterial
von dem inneren Kortexmaterial getrennt und das Haar zerkleinert,
um kleine Keratinteilchen zu bilden. Der Kortex enthält Keratine,
die in Wasser mäßig löslich sind,
jedoch Keratine, die normalerweise Wasser nicht ausgesetzt sind,
befinden sich innerhalb der Schutzkutikula. Der Kortex enthält hauptsächlich α-Keratin.
Die Homogenisierung legt auch Disulfidbindungen gegenüber Reaktanten,
wie z. B. Thioglykolat, frei. Die Dispersion in einem Verfahren
wird weitere 2 h bei 60°C
unter Stickstoffatmosphäre
erhitzt, bevor sie auf Raumtemperatur abgekühlt wird. Durch den fortgesetzten
Erhitzungsschritt steht Zeit zur Verfügung, in der das Ammoniumthioglykolat
die neu freigelegten Cysteindisulfidbindungen aufbricht und reduziert. Eine
dicke Aufschlämmung
ist in einem bevorzugten Verfahren das erwartete Resultat. Das Erhitzen
beschleunigt die Reduktion der Disulfidbindungen. Die Stickstoffatmosphäre verhindert
die Oxidation der Thiolgruppen durch Luftsauerstoff. Die Anmelder
gehen davon aus, dass diese Behandlung die Disulfidbindungen abspaltet,
um Cystein und Cystein-Thioglykolat-Disulfidreste in der Proteinstruktur
zu bilden.
-
Abtrennung
-
Nach
der oben beschriebenen Behandlung bleibt eine hauptsächlich aus β-Keratin
bestehende, der Behandlung gegenüber
beständige
Keratinfraktion zurück.
Diese Fraktion ist in der Suspension unlöslich und wird in einem Verfahren
durch ca. 10-minütiges Zentrifugieren
bei etwa 10.000 g entfernt. Die unlösliche Fraktion kann für einen
anderen Zweck beiseite gelegt werden. Es bleibt ein Überstand
zurück,
der eine lösliche
Keratinfraktion umfasst, die hauptsächlich aus α-Keratin stammt. Die Keratinfraktion
wird als „löslich" bezeichnet, da sie
in einer basischen, wässrigen
Lösung
löslich
ist. In einem bevorzugten Verfahren bezieht sich „lösliches" Keratin auf eine
Keratinfraktion, die bei einem pH von 10 oder mehr löslich ist,
aber auch bei einem niedrigeren, basischen pH gegebenenfalls löslich ist.
In einem bevorzugten Ver fahren bezieht sich „unlösliches" Keratin auf ein Keratin, das bei einem
pH von weniger als 10 unlöslich
ist. Der Überstand
wird abgenommen. Der Überstand
kann mit konzentrierter HCl behandelt werden, bis sich ein gummiartiger
Niederschlag bildet. Der Niederschlag kann abgenommen, mit entionisiertem
Wasser gewaschen und in 15 ml 3 N Ammoniumhydroxid gelöst werden,
um eine Keratinlösung
zu bilden.
-
In
einer Ausführungsform
ist das Keratin in der Keratinlösung
zumindest 90% aus α-Keratin stammendes
Keratin. Das in Haar vorliegende α-Keratin
weist vor der Verarbeitung eine in erster Linie kristalline Struktur
auf; nach der Verarbeitung und Vernetzung ist es jedoch hauptsächlich amorph. Folglich
beziehen sich die Bezeichnungen „α" und „β" auf die Keratinproteinstrukturen an
der Quelle und nicht unbedingt auf die Keratinproteinstrukturen
nach der Verarbeitung und dem Vernetzen. Das α-Keratin stammt hauptsächlich aus
Haar-Kortexkeratin, während
das β-Keratin
in erster Linie aus Haar-Kutikulakeratin stammt. Haar-Kutikulakeratin
umfasst üblicherweise
einen wesentlichen Farbanteil des Originalhaars. Haar-Kortexkeratin
umfasst die Originalhaarfarbe nicht. In einem bevorzugten Verfahren
wird Haar-Kortexkeratin eingesetzt.
-
Film- und Folienbildung
-
Die
Lösung
kann zu einem Dünnfilm
gegossen und zu einem hauptsächlich
aus α-Keratin stammenden,
vernetzten Film lufttrocknen gelassen werden. Das Keratin bildet
Disulfidbindungen wieder, was der Folie zusätzliche Festigkeit verleiht.
Schwächere
Bindungen, wie z. B. Wasserstoffbrückenbindungen, verleihen dem
Film auf Keratinbasis ebenfalls Festigkeit, wenn die Lösung konzentrierter
wird, wodurch die Keratinproteine in größerer Nähe zueinander angeordnet werden.
In einem Verfahren wird die Lösung
auf eine Drehtrommel oder ein Laufband gegossen. Durch das Gießen der
Lösung
auf eine flache Oberfläche
wird eine dünne,
flache Geometrie gebildet, die jener des Endfilms ähnelt. Die
Bildung der flachen Oberfläche
schafft ein hohes Oberflächen/Volumen-Verhältnis, was
ermöglicht,
dass Luft in einen wesentlichen Anteil der Gesamttiefe und des Gesamtvolumens
der Lösung
eindringt.
-
Einengung und Oxidation
-
Die
Lufttrocknung erfüllt
mehrere Funktionen. Zuerst entfernt die Luft Wasser, wodurch die
Keratinlösung
konzentrierter wird. Die konzentriertere Lösung erhöht die Bildungsrate und die
Anzahl der wiedergebildeten Disulfidbindungen. Die gebildeten oder
wiedergebildeten Disulfidbindungen liegen nicht zwingend zwischen
den gleichen Cysteingruppen in dem Anfangsprotein. Zweitens enthält die Luft
Sauerstoff, wodurch die freien Thiolgruppen in dem Protein oxidiert
werden, was zur Bildung von Disulfidbindungen führt. Anstelle von Luft können andere
Oxidationsgase, z. B. Sauerstoff, eingesetzt werden. Oxidationsflüssigkeiten,
wie z. B. Wasserstoffperoxid, eignen sich ebenfalls zur Oxidation
der freien Thiolgruppen. Drittens ermöglicht Luft die Verdampfung
des Ammoniumhydroxids. Der resultierende niedrigere pH hilft auch
bei der Wiederbildung der Disulfidbindungen. Viertens ermöglicht Luft,
dass etwas überschüssiges Thioglykolat
entweichen kann. Wenn die Filmbildung in Gegenwart von Stickstoff
anstatt von Luft durchgeführt
wird, gehen die Anmelder davon aus, dass der gebildete Film weitaus
weniger Disulfidbindungen aufweist, aber dass der Film mit Wasserstoffbrückenbindungen
gebunden ist, was einen Film ergibt, der weicher als der in Gegenwart
von Sauerstoff gebildete Film ist. Die resultierende Restthiolaktivität würde Stellen
zur Aufnahme von gewünschten
thiolhältigen
biologischen Faktoren bereitstellen.
-
Die
Einengung und Oxidation bewirkt die Bildung eines widerstandsfähigen, unlöslichen
Materials. Überschüssiges Thioglykolat
und das Disulfid der Thioglykolsäure
bleiben gegebenenfalls in dem Film zurück und können mittels Extraktion in
siedendem Wasser entfernt werden. In einem Reinigungsverfahren wird
der Film etwa 1,5 h lang in siedendes Wasser eingetaucht, wobei
das Wasser alle 15 min ausgetauscht wird. Es wird angenommen, dass
dieser Reinigungsvorgang hauptsächlich überschüssiges unreagiertes
Thioglykolat und nicht an das Proteinrückgrat gebundenes Thioglykolat
entfernt.
-
Eine
langsame Verdampfung kann ebenfalls angewandt werden, um Ammoniumhydroxid
aus dem Material zu entfernen, wodurch der pH gesenkt und die Vernet zungsbildung
beschleunigt wird. Die Reduktion des pH-Werts selbst führt zu einer
erhöhten
Vernetzung und einem erhöhten
Niederschlag des Proteins. Ein zusätzlicher Vernetzer, wie z.
B. Glutaraldehyd, kann verwendet werden, um Vernetzungen zu bilden,
die keine Disulfidvernetzungen sind. Der Einsatz von Glutaraldehyd
ermöglicht
eine Vernetzung ohne das gleiche Ausmaß an Einengung oder Wasserentfernung
zu erfordern, die zur Vernetzung benötigt wird, welche hauptsächlich auf
der Disulfidbindungsbildung beruht, und könnte auch den endgültigen Vernetzungsgrad
im Vergleich zum Oxidationsvernetzungsvorgang erhöhen.
-
Ein
weiteres Verfahren zur Bildung der Disulfidvernetzungen umfasst
die Schritte des Entfernens des Wassers und des Ammoniumhydroxids
unter Vakuum. In einem Verfahren wird die lösliche Keratinfraktion in Lösung in
eine Kammer platziert und ein Vakuum in der Kammer angelegt, wodurch
der Großteil
des Wassers aus dem Material entfernt wird. Das Wasser verflüchtigt sich
bei einer niedrigen Temperatur, wodurch ein vernetztes Keratinmaterial
zurückbleibt.
-
Anwendungen
-
Die
Anmelder gehen davon aus, dass das resultierende Material zu einem
Dünnfilm,
einem Wundverband oder einem Gewebezüchtungsgerüst ausgebildet werden kann.
Eine Diffusionsmembran, beispielsweise zur Medikamentenabgabe, stellt
eine andere Anwendungsmöglichkeit
dar. Weiters findet es Anwendung als Beschichtung von implantierbaren Vorrichtungen,
wie z. B. Stents und Kiefer-Gesichts-Implantaten, mit dem nicht-antigenen
vernetzten Keratinfilmmaterial. Die zu beschichtenden Teile können in
die keratinhältige
Lösung
getaucht werden, gefolgt von Lufttrocknung oder anderen Verfahren
zur Beschleunigung der Vernetzung. Dadurch ergibt sich eine starke
Haftung an das Implantat, da die Vernetzung auf der eigentlichen
Implantatform als Dünnfilm
stattfindet. Eine weitere Anwendung ist als Verkapselungsmittel
zur Verkapselung von Zellen. Einzelne Zellen können verkapselt werden, wodurch beispielsweise
ermöglicht
wird, dass der Film als Nährstoffquelle,
ein Mitogen oder eine Diffusionsmembran dient.
-
Weitere Einengung
-
In
einem weiteren Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung wird die resultierende Keratinsuspension weiter eingeengt.
Die resultierende Lösung
wird vorzugsweise auf eine Konzentration zwischen etwa 0,1 und 0,5
g pro ml, noch bevorzugter zwischen etwa 0,3 und 0,4 g pro ml, besonders
bevorzugt auf etwa 0,35 g pro ml, eingeengt. Die konzentrierte Keratinlösung kann
zur Bildung eines wie nachstehend detailliert beschriebenen porösen, offenzelligen
Keratingerüsts
im offenzelligen Abschnitt eingesetzt werden.
-
Keratinaufschlämmung umfassend α- und β-Keratinfraktionen
-
In
einer alternativen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird der Keratinzentrifugierschritt zur
Trennung der löslichen
und unlöslichen Keratinfraktionen
ausgelassen, und beide Fraktionen werden zur weiteren Verarbeitung
eingesetzt. In einem Verfahren kann die dicke Aufschlämmung mit beiden
Keratinfraktionen wie zuvor beschrieben zu einem Dünnfilm gegossen
werden. Das resultierende Produkt weist eine etwas rauere Beschaffenheit
als das reine aus α-Keratin
stammende Produkt auf. In einem weiteren Verfahren kann die dicke
Aufschlämmung
zusätzliche
eingeengt und eingesetzt werden, um ein wie zuvor beschriebenes
Keratinrohprodukt zu bilden.
-
Keratinaufschlämmung umfassend α- und β-Keratinfraktionen
mit zusätzlicher
Säurebehandlung
-
In
einem weiteren Verfahren der vorliegenden Erfindung wird der Keratinzentrifugierschritt
zur Trennung der löslichen
und unlöslichen
Keratinfraktionen ausgelassen, und beide Fraktionen werden mit Säure weiter
verarbeitet. In diesem Verfahren werden sowohl lösliche als auch unlösliche Fraktionen auf
einen anderen Behälter übergeführt und
auf einen niedrigen pH angesäuert.
Der pH ist vorzugsweise weniger als etwa 3 und besonders bevorzugt
weniger als etwa 1. In einem Verfahren ist der pH weniger als etwa
1, und die eingesetzte Säure
kann Salzsäure,
konzentrierte Schwefelsäure
oder Ameisensäure
sein. Die Anmelder gehen davon aus, dass die Säure zumindest teilweise das
Protein quellen lässt, was
die Löslichkeit
der unlöslichen
Fraktion erhöht. Die
Aufschlämmung
weist vorzugsweise eine Konzentration im Bereich von 0,001 g/ml
bis 0,6 g/ml auf. Die Aufschlämmung
weist vorzugsweise eine Konzentration im Bereich von 0,2 g/ml bis
0,3 g/ml auf.
-
Die
aufgefaltete oder gequollene Keratinaufschlämmung kann anschließend mit
Ammoniumhydroxid, vorzugsweise mit einer Konzentration von etwa 6
N, leicht basisch gemacht werden. Die Aufschlämmung kann anschließend auf
eine flache Oberfläche gegossen
und luftgetrocknet werden, um die vernetzte Folie zu bilden. Ein
bevorzugter Bereich für
die relative Feuchte beim Trocknen liegt zwischen 0% und 90%. Die
relative Feuchte liegt besonders bevorzugt zwischen etwa 40% und
60% relativer Feuchte. Das teilweise aufgefaltete oder gequollene,
teilweise gelöste
Keratin wird bei der Zugabe der Base während des Trocknens rückgefaltet,
wodurch es zur Wasserstoffbrückenbindung
des Keratins kommt. Die freien Thiolgruppen bilden Disulfidbindungen.
In einem alternativen Verfahren kann Glutaraldehyd zum teilweise
gelösten
Keratin zugesetzt werden, um einen erhöhten Vernetzungsgrad bereitzustellen.
Als alternatives Verfahren wird das Keratin in einem Ansäuerungsschritt
in einer flüchtigen
Säure,
wie z. B. Salzsäure
oder Ameisensäure,
die einen ausreichend niedrigen pH aufweist, um das Keratinprotein
teilweise zu quellen, suspendiert. In diesem Verfahren erübrigt sich
die Behandlung mit einer flüchtigen
Base. Dem Ansäuerungsschritt
kann unmittelbar die Ausbildung der Keratinaufschlämmung zu
einer Folie folgen. Die Keratinaufschlämmung kann auch zur Herstellung
von Rohkeratin weiter eingeengt werden.
-
Keratinaufschlämmung umfassend
hauptsächlich β-Keratin
mit zusätzlicher
Säurebehandlung
-
In
einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird der Keratinzentrifugierschritt zur
Trennung der löslichen
und unlöslichen Keratinfraktionen
durchge führt
und die β-Fraktion
zusätzlich
mit Säure
verarbeitet. In diesem Verfahren wird die unlösliche Fraktion auf einen anderen
Behälter übergeführt und
auf einen niedrigen pH angesäuert.
Der pH beträgt
vorzugsweise weniger als etwa 3 und noch bevorzugter weniger als
etwa 1. In einem Verfahren beträgt
der pH weniger als etwa 1, und die eingesetzte Säure kann Salzsäure, konzentrierte Schwefelsäure oder
Ameisensäure
sein. Die Anmelder gehen davon aus, dass die Säure zumindest teilweise das
Protein quellen lässt,
was die Löslichkeit der
unlöslichen
Fraktion erhöht.
Die Aufschlämmung weist
vorzugsweise eine Konzentration im Bereich von 0,001 g/ml bis 0,6
g/ml auf. Die Aufschlämmung weist
vorzugsweise eine Konzentration im Bereich von 0,2 g/ml bis 0,3
g/ml auf.
-
Die
Keratinaufschlämmung
kann anschließend
mit Ammoniumhydroxid, vorzugsweise mit einer Konzentration von 6
N, leicht basisch gemacht werden. Die Aufschlämmung kann anschließend auf eine
flache Oberfläche
gegossen und luftgetrocknet werden, um die vernetzte Folie zu bilden.
Ein bevorzugter Bereich für
die relative Feuchte beim Trocknen liegt zwischen 0% und 90%. Die
relative Feuchte liegt besonders bevorzugt zwischen etwa 40% und 60%
relativer Feuchte. Das teilweise aufgefaltete, gequollene und teilweise
gelöste
Keratin wird bei der Zugabe der Base während des Trocknens rückgefaltet,
wodurch es zur Wasserstoffbrückenbindung
des Keratins kommt. Die freien Thiolgruppen bilden Disulfidbindungen.
In einem alternativen Verfahren kann Glutaraldehyd zum teilweise
gelösten
Keratin zugesetzt werden, um einen erhöhten Vernetzungsgrad bereitzustellen.
Als alternatives Verfahren wird das Keratin in einem Ansäuerungsschritt
in einer flüchtigen
Säure,
wie z. B. Salzsäure,
die einen ausreichend niedrigen pH aufweist, um das Keratinprotein
teilweise zu quellen, suspendiert. In diesem Verfahren erübrigt sich
die Behandlung mit einer flüchtigen
Base. Dem Ansäuerungsschritt
kann unmittelbar die Ausbildung der Keratinaufschlämmung zu
einer Folie folgen. Die Keratinaufschlämmung kann auch zusätzlich eingeengt
werden, um Keratinrohmaterial auszubilden.
-
Offenzellige Keratin- und
Keratinrohmaterialien
-
Die
vorliegende Erfindung umfasst auch Verfahren zur Bildung von Keratinrohmaterialien
und porösen
offenzelligen Materialien. Das Rohmaterial eignet sich zur Verwendung
als vernetzte implantierbare Vorrichtung, die zur Kiefer-Gesichts-Rekonstruktion, beispielsweise
als Weich- und Hartgewebeersatz, eingesetzt werden kann. Das Rohmaterial
kann auch für
orthopädische
Anwendungen, z. B. als Knochenfüllmittel
und zur Knorpelregeneration, eingesetzt werden. Das implantierbare
Material kann in Schlauchform auch für neurologische Anwendungen, wie
z. B. Nervenregenerations-Leitschienen, verwendet werden. Das poröse Keratinmaterial
kann als Gewebezüchtungsgerüst verwendet
werden.
-
Die
Erfindung umfasst Verfahren zur Bildung von festen und porösen Keratinrohmaterialien.
Ein keratinhältiges
Material, wie z. B. menschliches Haar, wird bereitgestellt. Das
Haar wird in Flüssigkeit
suspendiert und mit einem Reduktionsmittel reduziert, wodurch die
Disulfidbindungen aufgebrochen werden. Eine keratinhältige Aufschlämmung ist
das bevorzugte Ergebnis. Die Aufschlämmung, die weiter verarbeitet
und gereinigt werden kann, wird vorzugsweise zusätzlich eingeengt und in eine
Form abgeschieden, um einen festen Teil in Form der Form zu bilden.
Alternativ dazu kann die Aufschlämmung
eingesetzt werden, um offenzellige Schaummaterialien unter Einsatz
einer Reihe von in der Literatur beschriebener Verfahren zu verarbeiten.
In einem Verfahren wird ein Sprühnebel
der zerstäubten
Keratinlösung
auf der Oberfläche
einer abgekühlten
Form angewandt, wodurch eine wie von Lo et al. zur PLLA-Schaumherstellung
(H. Lo, S. Kadiyala, S. E. Guggino und K. W. Leong, „Poly (L-lactic acid) foams with
cell seeding and controlled-release capacity", J. Biomed. Mater. Res., Bd. 30, S.
475–484
(1996)) beschriebene Schaumstruktur aufgebaut wird. Ein zweites,
ebenfalls für
PLA/PGA-Polymere entwickeltes Verfahren setzt gefriergetrocknete
Emulsionen aus Polymerlösungen
ein, um offenzellige Polymerstrukturen zu verarbeiten (K. E. Healy,
K. Whang und C. H. Thomas, „Method
of fabricating emulsion freeze-dried scaffold bodies and resulting
products",
US-Patent 5.723.508 , ausgegeben
am 3. März 1998).
Ein ähnliches
Verfahren kann unter Einsatz der geeigneten Lösungsmittel und Bedingungen
modifiziert werden, um ein offenzelliges Keratingerüst zu bilden.
Das Keratin wird beispielsweise in einem flüchtigen nichtpolaren Lösungsmittel
gelöst
und mit einem flüchtigen
polaren Lösungsmittel,
worin das Keratin unlöslich
ist, vermischt. Diese zwei Lösungsmittel
sind unmischbar. Eine Emulsion wird mittels Ultraschall oder eines
Homogenisators gebildet, eingefroren und gefriergetrocknet, um die
Lösungsmittel zu
entfernen. Ein Oxidationsmittel, wie z. B. Luft oder Peroxid, oder
ein Vernetzer, wie z. B. Glutaraldehyd, kann dem Keratinmaterial
in der Emulsionsphase zugeführt
werden. Die Keratinkonzentration und das Oxidationsmittel dienen
zur Beschleunigung der Keratinvernetzung. Das resultierende keratinvernetzte Produkt
ist hart und porös,
wobei die Mikrostruktur von dem jeweils angewandten Verfahren abhängt.
-
Versuchsergebnisse, teilweise oxidiertes
Keratinprodukt
-
In
einem ersten Versuch wurde ein Folienwundverband, der kein Bindemittel
erfordert, aus aus menschlichem Haar stammendem Keratin hergestellt.
Menschliches Haar wurde von Männern
im Alter zwischen 10 und 30 Jahren erhalten, mit Versa-CleanTM (Fisher
Scientific, Pittsburgh, PA (USA)) gewaschen, mit entionisiertem
Wasser gespült
und an der Luft trocknen gelassen. Dieses Haar wurde anschließend mittels
einer Schneidmaschine in etwa 0,25 Zoll bis 2 Zoll lange Stücke geschnitten.
30 g des Haars wurden mit 500 ml 32%iger Peressigsäure (Aldrich
Chemical, Milwaukee, WI (USA)) 24 h lang bei 4°C behandelt. Diese Behandlung
führte
zur teilweisen Oxidierung der Disulfidbindungen. Das Haar wurde
mittels eines groben Frittglasfilters abfiltriert und etliche Male
mit entionisiertem Wasser gespült, bis
die Spüllösung einen
pH von 6,0 oder höher
hatte. Das Haar wurde in einem Vakuumofen bei 40°C mehrere Tage lang getrocknet,
bis es völlig
trocken war, und mit Stössel
und Mörser
aus Keramik zu einem feinen Pulver vermahlen. Das resultierende
Material, 19 g, wurde zusätzlich
modifiziert, um eine biegsame, hydratisierbare Folie zu bilden,
die hauptsächlich
aus β-Keratin
besteht.
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6
g des pulverisierten oxidierten Haars wurden in 75 ml 3 N Ammoniumhydroxid,
das 11 ml Ammoniumthioglykolat (als Thioglykolsäure) enthält, suspendiert. Die Suspension
wurde 4 h lang auf 60°C erhitzt
und anschließend
auf Raumtemperatur abge kühlt.
Durch diese Behandlung wurden die restlichen Disulfidbindungen gespalten,
um Cysteinreste in der Proteinstruktur zu bilden. Eine unlösliche Fraktion blieb übrig, die
gegenüber
der Löslichmachung
durch Ammoniumhydroxid und Ammoniumthioglykolat beständig war.
Die unlösliche
Fraktion, die hauptsächlich
aus β-Keratin
besteht, wurde durch 10-minütiges Zentrifugieren
bei 10.000 g isoliert. Ein dicker, gummiartiger Überstand wurde aus dem zentrifugierten Material
entfernt und beiseite gelegt.
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Die
restliche unlösliche
Fraktion besteht hauptsächlich
aus der Ursprungskutikula (äußere Schicht
des Haarschafts) und hauptsächlich
aus β-Keratin.
Das unlösliche
Material wurde auf einen Kolben übertragen
und auf einen pH von zwischen 0 und etwa 1 angesäuert. Das teilweise aufgefaltete Keratin
wurde mit 6 N Ammoniumhydroxid leicht basisch gemacht. Die Aufschlämmung wurde
anschließend
auf eine flache Oberfläche
gegossen und luftgetrocknet, um eine vernetzte Folie zu bilden.
Die resultierende Folie wurde durch Eintauchen in siedendes Wasser
gereinigt, wodurch lösliche
Reagenzien entfernt wurden.
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Die
Verwendung von keratinhältigen
Materialien bei der Förderung
der Wundheilung wurde in mehreren Experimenten gezeigt. In einem
ersten Experiment wurde verarbeitetes menschliches Haar mit Zellkulturmedium
inkubiert. Das Medium/Haar-Gemisch
wurde durch einen Mikrofilter filtriert. Zelllinien, die für die Wundheilung
relevant sind, unter anderem menschliche Mikrogefäßendothelzellen,
Keratinozyten und Fibroblasten, wurden unter Verwendung dieses Mediumextrakts
in Kultur platziert. Die signifikante Proliferation dieser Wundheilungszellen
wurde gemessen. Keratinozyten vermehrten sich im Übermaß, Fibroblasten
vermehrten sich in geringem Ausmaß, und Endothelzellen vermehrten
sich im Übermaß.
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Die
mitogene Aktivität,
die in Fibroblasten-, Keratinozyten- und Endothel-Zellkulturen beobachtet wurde,
ist ein zusätzlicher
Beweis dafür,
dass das keratinöse
Proteinmaterial nicht nur biokompatibel, sondern auch mit diesen
Zelllinien mitogen ist. Zusätzliche
Biokompatibilität
wurde beobachtet, als Keratin-Mikrofibrillen mit dem Mikroskop in
direktem Kontakt mit Zellen in den Zellkulturen beobachtet wurden.
Spezifisch wurde beobachtet, wie Keratinozyten und Fibroblasten
an Mikrofibrillen anhafteten und sich um diese ansammelten, was
darauf hinweist, dass die gewünschte
Zellaktivität
auf dieser natürlich
entwickelten Biopolymer-Matrix aufrechterhalten werden kann.
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In
einem zweiten Experiment wurde verarbeitetes menschliches Haar-Pulver
mit Zellkulturmedium inkubiert. Das Medium/Keratin-Gemisch wurde durch
einen Mikrofilter filtriert. Dieser Medium-Extrakt wurde in Proliferationsstudien
mit Lymphozyten verwendet. Die Lymphozyten-Zelllinie zeigte keine
Vermehrung, was darauf hinweist, dass das Material nicht-immunogen
ist.
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In
einem dritten Experiment wurde verarbeitetes menschliches Haar-Pulver
mit Zellkulturmedium inkubiert. Das Medium/Haar-Gemisch wurde anschließend durch
einen Mikrofilter filtriert. Dieser Medium-Extrakt wurde in Proliferationsstudien
mit aktivierten T-Lymphozyten verwendet. Die T-Lymphozyten vermehrten
sich in normalem Ausmaß,
was darauf hinweist, dass es zu keiner Inhibierung der normalen
zellvermittelten Immunantwort durch das Keratin kommt. Dies zeigte
keine Inhibierung dieser sehr wichtigen Funktion von Immunzellen.
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In
einem vierten Experiment wurden achtundzwanzig haarlose Ratten auf
beiden Seiten der dorsalen Mittellinie mit einem Dermatom verwundet, wodurch
eine Wunde, die sich über
einen Teil der Dicke erstreckt, entsteht, die 0,12 Zoll tief ist
und eine Oberfläche
von 2,0 × 4,0
cm aufweist. Die Hälfte
der Wunden wurde mit Keratinpulver behandelt, die andere Hälfte nicht,
beide Hälften
wurden mit Polyurethanverband bedeckt. Die Heilung der Wunden wurde
beobachtet, und eine Biopsie wurde zur histochemischen Analyse an
den Tagen 0, 2, 4 und 6 durchgeführt.
Planimetriestudien zeigten an Tag 4 eine Epithelialisierung der
keratinbehandelten Wunden von 97% und eine Epithelialisierung der
unbehandelten Wunden von 78%. Eine histologische Analyse durch eine
H-&-E-Färbung zeigte
unter dem Mikroskop eine vollständige
Epithelialisierung der keratinbehandelten Wunden an Tag 2 und nur
eine teilweise Epithelialisierung der unbehandelten Wunden an Tag
2. Histologische Analysen an den Tagen 4 und 6 zeigten ebenfalls
eine Beschleunigung des Epithelialisierungs-Reifungsprozesses bei den keratinbehandelten
Wunden.
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Im
Moment werden klinische Studien am Menschen an Donorstellen für Hauttransplantate durchgeführt. Eine
Hälfte
der Donor-Wundstelle wird mit sterilisiertem Keratinpulver behandelt,
und die gegenüber
liegende Hälfte
wird auf eine herkömmliche Art
und Weise mit nicht-adhärentem
AdapticTM-Verband von Johnson & Johnson behandelt.
Vorläufige Ergebnisse
zeigen, dass es bei den keratinbehandelten Hälften zu einer früheren Epithelialisierung
sowie zu einer schnelleren Reifung kommt. Dies wurde sowohl durch
klinische Beobachtungen als auch durch histologische Ergebnisse
von 4-mm-Stanzbiopsien bestätigt.
Subjektiv berichteten die Patienten auch von viel weniger Schmerzen
in den keratinbehandelten Wunden.
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Versuchsergebnisse, Keratinprodukt ohne
teilweise Oxidation
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In
einem fünften
Experiment wurde menschliches Haar von Männern im Alter zwischen 10
und 30 Jahren entnommen, mit Versa-CleanTM (Fisher Scientific,
Pittsburgh, PA (USA)) gewaschen, mit entionisiertem Wasser gespült und an
der Luft trocknen gelassen. Dieses Haar wurde anschließend mittels einer
Schneidmaschine in etwa 0,25 Zoll bis 2 Zoll lange Stücke geschnitten.
6 g des Haars wurden in 75 ml 3 N Ammoniumhydroxid, das 11 ml Ammoniumthioglykolat
enthielt, suspendiert. Durch diese Behandlung wurden die Disulfidcystinbindungen
abgespalten, um Cysteinreste in der Proteinstruktur zu bilden. Die
Suspension wurde 2 h lang unter Stickstoffstrom auf 60°C erhitzt
und anschließend
mit einem Gewebehomogenisator 30 min lang homogenisiert, bis sich
eine feine Dispersion bildete. Die Dispersion wurde zusätzliche
2 h unter Stickstoffatmosphäre
auf 60°C
erhitzt und anschließend
auf Raumtemperatur abgekühlt.
Die dicke Aufschlämmung wurde
in ein Röhrchen übergeführt und
10 min bei 5.000 g zentrifugiert. Der Überstand wurde mit konzentrierter
Salzsäure
behandelt, bis sich ein gummiartiger Niederschlag bildete. Der Niederschlag
wurde abfiltriert, mit entionisiertem Wasser gewaschen und anschließend in
15 ml 3 N Ammoniumhydroxid gelöst.
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Diese
Lösung
wurde anschließend
zu einem Dünnfilm
gegossen und trocknen gelassen. Die Lösung wurde mittels Verdampfung
weiter eingeengt und zu einem festen Materialblock gegossen. Die Entfernung
der flüchtigen
Base und des Wassers aus der Lösung
und die Wirkung von Luft auf den freien Thiolanteil des löslichen
Polypeptids bewirkte, dass sich das Material zu einem unlöslichen,
harten Material vernetzte. Das Material wurde anschließend gereinigt
und durch 1,5-stündige
Extraktion in siedendem Wasser von jeglicher zurückbleibender Thioglykolsäure befreit.
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In
einem sechsten Experiment wurde menschliches Haar wie zuvor beschrieben
chemisch behandelt. Dadurch bildete sich eine Keratin-Lösung, die
anschließend
in eine Folie gegossen und oxidativ vernetzt wurde, um eine nicht-lösliche Keratinfolie auszubilden.
Die Folie wurde mittels 1,5-stündiger Extraktion
mit siedendem Wasser gereinigt, wobei das Wasser alle 15 min ausgetauscht
wurde. Segmente der Folie wurden anschließend mit Keratinozyten, Fibroblasten
und menschlichen Mikrogefäßendothelzellen
inkubiert. Es zeigte sich, dass diese Zellen auf der Keratin-Folie
vorteilhaft wachsen und sich proliferieren. Dies weist darauf hin,
dass sich Hautkomponentenzellen in der Gegenwart der Keratinfolie,
die durch das oben stehend beschriebene Verfahren gebildet wird,
vorteilhaft vermehren.