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Die vorliegende Erfindung betrifft
einen Fibrinschwamm mit einer definierten Restfeuchte, Verfahren zu
dessen Herstellung, seine Verwendung zur Blutstillung, Gewebeklebung
und Unterstützung
der Wundheilung sowie ein Set zu dessen Anwendung.
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Im Stand der Technik wurden schon
verschiedenste blutstillende Wundabdeckungsmaterialien auch auf
Basis von Fibrin, beispielsweise Fibrinschwämme, Fibrinmembranen oder Fibringele
beschrieben und teilweise auch verwendet.
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Bisher herrschte die Meinung vor,
dass zur Blutstillung eine Kombination von Fibrinogen und Thrombin oder
entsprechender Prothrombinaktivatoren notwendig ist. So sind beispielsweise
aus dem Stand der Technik vliesartige Flachmaterialien auf Basis
von Collagen enthaltend Fibrinogen und Thrombin (TachoComb
®(
EP 0 059 265 )), Flachmaterialien
enthaltend Fibrinogen und aktivierten Faktor X (als Trockenpräparat (
EP 0 748 633 , IMMUNO AG))
bekannt. Während
die vliesartigen Flachmaterialien auf Basis von Fibrinogen und aktiviertem
Faktor X bereits weich und biegsam sind, ist es bei anderen Flachmaterialien
notwendig, sie absolut trocken zu lagern, um eine vorzeitige Reaktion
des darin enthaltenen Fibrinogens mit dem Thrombin oder mit anderen
Blutgerinnungsaktivatoren auszuschließen.
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Bering E.A.jr. (J. Clin. Invest.
Bd. 23, 1944, S. 586) diskutiert allgemeine Entwicklungen auf dem
Gebiet der Fibrinschäume
sowie deren Verwendung als hämostatische
Agentien.
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Eine Übersicht zu verschiedensten
Materialien auf Fibrinbasis, beispielsweise Fibrinpulver, Fibrinfilme und
Fibrinschäume,
wird beispielsweise in Gerendas M. "Fibrin products as aids in hemostasis
and wound healing",
S. 277 ff, in K. Laki (Hrsgb.) Fibrinogen, M. Dekker, New York,
1968, gegeben.
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Aus dem Stand der Technik sind weiters
Fibrinfolien bzw. Fibrinmembranen bekannt (siehe z. B.
EP 0485 210-A2 ). Derartige
Materialien sind extrem dünn,
nicht saugfähig
und daher zur Blutstillung nur begrenzt einsetzbar. Im Gegensatz
zu Fibrinschwämmen
werden diese Materialien bei der Herstellung bewusst komprimiert,
beispielsweise durch Auflegen von Gewichten. Daher zeichnen sich
diese Materialien v. a. durch ihre, im Vergleich zu Schäumen, hohe
Dichte aus.
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Die vorliegende Erfindung stellt
sich zur Aufgabe, ein Mittel zur Blutstillung, Gewebeklebung und
Unterstützung
der Wundheilung auf Basis von Fibrin zur Verfügung zu stellen, welches im
Vergleich zu herkömmlichen
Mitteln eine gute, insbesondere eine verbesserte Wirksamkeit, eine
einfache Handhabung bei gleichzeitig einfacher Zusammensetzung,
die eine preisgünstige
Herstellung erlaubt, sowie ein breites Anwendungsgebiet besitzt.
Darüber
hinaus soll das Fibrinmaterial leicht mit anderen Wirk- und Hilfssubstanzen
versehen werden können.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass ein Fibrinschwamm mit einer Restfeuchte von mindestens 3%,
vorzugsweise im Bereich von 3 bis 35%, insbesondere 10 bis 20%,
der einen Blutgerinnungsaktivator oder -proaktivator ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Thrombin, Prothrombin, aktiviertem Prothrombinkomplex,
FEIBA und Mischungen davon enthält,
zur Verfügung
gestellt wird, welcher lagerstabil ist. Dabei wird der Wassergehalt
bzw. die Restfeuchte vorzugsweise so eingestellt, dass der Fibrinschwamm
eine weiche und anschmiegsame Konsistenz erhält, wodurch seine Handhabung
und Wirksamkeit wesentlich verbessert wird.
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Aus dem Stand der Technik war zwar
die Tatsache bekannt, dass trockene, Fibrin enthaltende Präparate,
die von harter, spröder
Konsistenz sind, durch Erhöhen
der Restfeuchte weich und anschmiegsam (biegsam) werden. Es bestand
allerdings ein allgemeines Vorurteil hinsichtlich der Stabilität derartiger
Protein-Präparate mit
erhöhter
Restfeuchte, insbesondere wenn diese ein empfindliches Enzym wie
Thrombin oder einen anderen Aktivator oder Proaktivator der Blutgerinnung
enthalten.
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Nicht umsonst werden derartige empfindliche
Proteinpräparate üblicherweise
durch Lyophilisieren haltbar gemacht, wobei eine Restfeuchte von
weniger als 3%, meistens sogar von weniger als 1% erreicht wird.
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Es war deshalb überraschend, dass ein Fibrinschwamm
vorzugsweise mit einem Gehalt an Thrombin und einer erhöhten Restfeuchte
bzw. einem erhöhten
Wassergehalt trotzdem lagerstabil ist.
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Unter lagerstabil wird gemäß der vorliegenden
Erfindung ein Fibrinschwamm verstanden, der auch nach einer Lagerung
von 6 Monaten, in der Regel jedoch selbst nach einer Lagerung von
2 oder mehreren Jahren bei Raumtemperatur, immer noch vorzüglich zur
Anwendung geeignet ist und die gegebenenfalls enthaltende Thrombinaktivität bzw. Blutgerinnungsaktivator-
oder Proaktivator-Aktivität
im Wesentlichen erhalten bleibt. Vorzugsweise bleiben mehr als 70%
der Aktivität über einen
Zeitraum von mindestens 6 Monaten, vorzugsweise 2 oder mehreren
Jahren, bei Raumtemperatur erhalten. Sogar bei einer Temperatur
von 37°C
zeigte sich, dass der erfindungsgemäße Fibrinschwamm bei einer
Restfeuchte von 15% für
wenigstens 3 Monate, vorzugsweise mehr als 6 Monate, unter Erhaltung
der vollen Thrombinaktivität
stabil ist.
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Das erfindungsgemäße Präparat wird insbesondere den
vielfältigen
Anforderungen an ein Mittel zur Blutstillung, Gewebeverklebung und
Unterstützung
der Wundheilung gerecht, beispielsweise können durch das erfindungsgemäße Präparat Eigenschaften
wie
- – gute
und andauernde Wirksamkeit, d. h. rasche Blutstillung bzw. klebende
Wirkung, keine Nachblutungen bzw. nachträgliche Loslösung verklebter Gewebeteile,
- – gute
Verträglichkeit
auch bei mehrfacher Anwendung (keine Sensibilisierung)
- – vollkommene
Resorption während
des Wundheilungsprozesses,
- – glatte
und ungestörte
Wundheilung,
- – höchstmögliche Sicherheit
hinsichtlich der Übertragung
viraler oder anderer Krankheitserreger (wie z. B. von Prionen, den
Erregern der bovinen spongiformen Enzephalitis, BSE),
- – einfache
Anwendung sowie die bereits erwähnte
- – Lagerstabilität des gebrauchsfertigen
Produktes gewährleistet
werden.
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Der erfindungsgemäße Fibrinschwamm ist vorzugsweise
ein Fibrinvlies-artiges Flachmaterial oder ein Fibrinschaum mit
einer geringen Dichte und hohen Saugfähigkeit.
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Unter einem Fibrinvlies-artigen Flachmaterial
ist gemäß der vorliegenden
Erfindung ein Fibrinschwamm zu verstehen, der eine poröse, insbesondere
feinporige, im Wesentlichen nicht mit Luftblasen durchsetzte Struktur
aufweist wie sie durch Lyophilisieren von nicht-geschäumten Fibrin-Clots
erfindungsgemäß erhalten
werden kann. Unter einem Fibrinschaum wird hingegen ein Material
verstanden, das erhalten wird durch Aufschäumen einer Fibrinogenlösung, Versetzen
mit einer Thrombinlösung,
und Lyophilisieren des so erhaltenen aufgeschäumten Fibrin-Clots. Das Aufschäumen kann
auch unmittelbar nach Zugabe des Thrombins erfolgen.
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Der erfindungsgemäße Fibrinschwamm kann auch
als solcher verwendet werden. Er kann im Wesentlichen nur aus Fibrin
und dem zur Herstellung des Fibrins aus Fibrinogen benötigtem Thrombin
bestehen, wobei überraschenderweise
bereits diese einfache Aus führung
ausgezeichnete blutstillende und klebende Wirkung zeigt. Er kann
aber auch mit weiteren Zusätzen,
vorzugsweise einem Blutgerinnungsaktivator oder -proaktivator, imprägniert werden.
Derartige Zusätze
sind in dem erfindungsgemäßen Präparat vorzugsweise
homogen verteilt.
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Der Blutgerinnungsaktivator oder
-proaktivator ist ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Thrombin, Prothrombin, Prothrombinkomplex,
aktiviertem Prothrombinkomplex, FEIBA, vorzugsweise Calciumionen und
Mischungen davon.
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Insbesondere kann im Präparat gemäß der vorliegenden
Erfindung zusätzliches
Thrombin vorgesehen werden, vorzugsweise in einer Menge zwischen
1 und 300 E/cm3, mehr bevorzugt zwischen
5 und 100 E/cm3, am meisten bevorzugt zwischen
10 und 50 E/cm3.
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Überraschenderweise
hat sich herausgestellt, dass die erfindungsgemäßen Präparate auf Basis von festem
Fibrin auch mit einem zusätzlichen
Gehalt an Thrombin dennoch über
lange Zeit bei Lagerung bei Kühlschrank-
oder Raumtemperatur und sogar bei 37°C (in einem beschleunigten Stabilitätstest)
stabil sind. Insbesondere bleibt die enthaltene Thrombinaktivität über lange
Zeit im Wesentlichen erhalten. Die enthaltene Thrombinaktivität kann beispielsweise
nach Extraktion mit 1 M NaCl-Lösung
nach an sich bekannten Methoden, z. B. mit einem chromogenen Substrat
(Th-1, Pentapharm), bestimmt werden.
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Neben Stoffen wie Blutgerinnungsaktivatoren
oder -proaktivatoren können
in dem erfindungsgemäßen Fibrinschwamm
auch Stabilisierungsmittel, Konservierungsmittel, Antibiotika, therapeutische
Mittel, antifibrinolytische Mittel, Wachstumsfaktoren, weitere Plasmaproteine,
Enzyme, Inhibitoren oder Mischungen derartiger Mittel enthalten
sein.
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Als Stabilisatoren werden vorzugsweise
Thrombinstabilisatoren, insbesondere Polyole, Polysaccharide, Polyalkylenglykole,
Aminosäuren
oder Mischungen davon, oder den Wassergehalt stabilisierende Substanzen,
insbesondere Polysaccharide oder Polyole verwendet. Die Verwendung
von Sorbit, Glycerin, Polyethylenglykol, Polypropylenglykol, Mono-
oder Disacchariden, wie Glukose oder Saccharose oder jeglicher Zucker
oder Aminosäuren,
die die Thrombinaktivität
bzw. die Restfeuchte stabilisieren, ist dabei bevorzugt.
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Ebenso kann die gewünschte Weichheit
des Präparates
durch Inkorporieren von Substanzen, beispielsweise von hydro-stabili sierend
wirkenden Stoffen wie Glycerin erreicht bzw. verbessert werden.
Nach Lyophilisierung in Gegenwart derartiger Substanzen können erhöhte Restfeuchte-Werte
erhalten werden.
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Ein bevorzugtes Antifibrinolytikum
ist ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Aprotinin, Aprotininderivat, α-2-Makroglobulin, α-2-Plasmin-Inhibitor, α-1-Plasmin-Inhibitor,
Plasminogenaktivator-Inhibitor, Inhibitor oder Inaktivator von aktiviertem
Protein C, eine Plasmin-bindende Substanz oder Mischungen dieser
Substanzen. Es können
auch synthetische Substanzen, insbesondere synthetische Fibrinolyse-Inhibitoren,
z. B. ε-Aminocapronsäure oder
Tranexamsäure,
eingesetzt werden. Auch nicht-plasmatische, beispielsweise pflanzliche
Antifibrinolytika können
erfindungsgemäß eingesetzt
werden.
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Bevorzugte Wachstumsfaktoren sind
beispielsweise Zytokine. Als weitere Plasmaproteine werden vorzugsweise
Albumin, Faktor XIII oder Fibronektin vorgesehen.
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Weiters können dem erfindungsgemäßen Fibrinschwamm
auch spezifische Proenzyme, Enzyme oder Enzym-Inhibitoren zugesetzt
werden, z. B. um die Resorption des Fibrinschwammes im Körper zu
regulieren, d. h. entweder zu beschleunigen oder zu inhibieren.
Zu diesen Stoffen zählen
beispielsweise Plasminogene, Collagenase, Plasminogenaktivatoren,
Plasminogenaktivator-Inhibitoren, Plasmin-Inhibitoren oder Elastase-Inhibitoren.
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Die erfindungsgemäßen Präparate weisen an sich schon
eine gute Saugfähigkeit
auf. Vorzugsweise wird zusätzlich
noch eine geringe Menge eines Tensides, wie Tween® 80
(Polyoxyethylensorbitanmonooleat) inkorporiert, wodurch die Saugfähigkeit
des erfindungsgemäßen Präparates
noch weiter gesteigert werden kann.
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Das Präparat gemäß der vorliegenden Erfindung
zeichnet sich somit insbesondere durch die folgenden Eigenschaften
aus:
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Es besitzt eine hohe Weichheit bzw.
Anschmiegsamkeit, so dass es problemlos an eine unregelmäßig geformte
Wundfläche
aufgebracht werden kann. Weiters besitzt es eine hohe Saugfähigkeit,
wodurch das austretende Blut verzögerungsfrei aufgenommen werden
kann.
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Der erfindungsgemäße Fibrinschwamm weist bevorzugterweise
eine Flüssigkeitsaufnahmekapazität von mindestens
dem 2-fachen, vorzugsweise mehr als dem 4-fachen des Eigengewichtes
auf.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
weist das Material eine homogene Verteilung der gerinnungsfördernden
Eigenschaften in solcher Stärke
auf, dass das aufgesaugte Blut innerhalb weniger Sekunden, vorzugsweise
innerhalb weniger als 30 Sekunden, im erfindungsgemäßen Präparat gerinnt.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch ein Verfahren zur Herstellung eines Fibrinschwammes auf Basis
von Fibrin, welches durch die folgenden Schritte gekennzeichnet
ist:
- – Herstellen
eines Fibrin-Clots durch Mischen von Fibrinogen und Thrombin und
Inkubieren des Gemisches bei einer Temperatur, vorzugsweise bei
20–37°C, für eine Zeitdauer,
die ausreicht, um die Bildung des Fibrin-Clots zu ermöglichen,
und insbesondere die Fibrinvernetzung zu vervollständigen,
vorzugsweise 10 min–24
h,
- – (Tieffrieren
und) Lyophilisieren des Fibrin-Clots, und
- – Einstellen
einer Restfeuchte von mindestens 3%, vorzugsweise 3 bis 35%, insbesondere
zwischen 10 und 20%.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
erfolgt die Einstellung des Wassergehalts während der Lyophilisierung.
Die Restfeuchte kann jedoch auch nach der Lyophilisierung durch
Inkubation in einer feuchten Kammer auf den gewünschten Wert eingestellt werden.
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Bei der Herstellung eines erfindungsgemäßen Präparates
ist vorzugsweise auch ein Waschschritt und/oder Inkubationsschritt
vorgesehen. Dadurch können
insbesondere lösliche
Bestandteile wie z. B. Salze entfernt werden, während der Gehalt an Thrombin,
der aufgrund des Herstellungsverfahrens gegeben ist, überraschenderweise
weitgehend erhalten bleibt.
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Das Waschen kann mit destilliertem
Wasser durchgeführt
werden, es können
aber auch Lösungen,
die weitere Wirk- oder Zusatzstoffe enthalten, verwendet werden.
Somit ist es möglich,
die Zusammensetzung des Endproduktes gezielt einzustellen bzw. zu
variieren.
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Insbesondere wurde gefunden, dass
das im Fibrin-Clot enthaltene Thrombin durch Waschen mit einer isotonen
Kochsalzlösung
praktisch nicht eluierbar ist. Beispielsweise werden nach 4-stündigem Waschen
mit dem 10-fachen Volumen isotoner Kochsalzlösung erst etwa 4% des Gesamtthrombins
in der Waschlösung
gefunden. Hingegen werden andere Plasmaproteine, wie z. B. Albumin,
unter den gleichen Bedingungen vergleichsweise rasch (ca. 25% in
4 Stunden, ca. 50% in 8 Stunden) eluiert.
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Schließlich kann die an sich erstaunlich
hohe Stabilität
des im erfindungsgemäßen Präparat vorzugsweise
homogen verteilten Blutgerinnungsaktivators oder -proaktivators
durch an sich bekannte Stabilisatoren wie z. B. Zucker, Zuckeralkohole,
Polyole, Aminosäuren,
etc., oder Mischungen davon, noch weiter erhöht werden.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird der Fibrinschwamm im Zuge der Herstellung mit weiteren Substanzen,
wie bereits an früherer
Stelle erwähnt,
gewaschen und/oder imprägniert.
Vorzugsweise wird der Fibrin-Clot vor der Lyophilisierung imprägniert.
Es ist aber auch möglich,
das Waschen bzw. Inkubieren nach der Lyophilisierung durchzuführen, woran
dann ein weiterer Lyophilisationsschritt anschließt.
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Der Fibrinschaum kann dadurch hergestellt
werden, dass die Fibrinogenlösung
vor oder unmittelbar nach dem Mischen mit Thrombin, jedoch vor Eintritt
der Gerinnung, aufgeschäumt
wird. Für
das Aufschäumen können alle
hiefür
aus dem Stand der Technik gängigen
Mittel eingesetzt werden. Beispielsweise handelt es sich dabei um
chemische, physikalische und/oder mechanische Mittel oder Methoden.
Gase können
eingebracht oder generiert werden, insbesondere wird Luft durch
intensives, mechanisches Rühren
(Ultraturrax-Behandlung oder Ähnliches)
eingebracht. Als Beispiel für
eine physikalische Methode sei das Anlegen eines Vakuums erwähnt.
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Es wurde aber weiters gefunden, dass
es im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Methoden zur Herstellung
von Fibrinschwämmen
nicht unbedingt notwendig ist, die Fibrinogenlösung bzw. das Fibrinogen-Thrombin-Gemisch
vor Einsetzen der Gerinnung aufzuschäumen.
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Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen
Methoden zur Herstellung von Fibrinschwämmen werden aus Fibrin-Clots,
die ohne Aufschäumen
hergestellt worden sind, nach Lyophilisierung ohne wesentliche Schrumpfung
besonders feinporige und saugfähige
Präparate
erhalten.
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Bevorzugterweise weist der Fibrin-Clot
vor dem Einfrieren und Lyophilisieren einen relativ niedrigen Salzgehalt
bzw. eine niedrige Ionenstärke,
vorzugsweise weniger als 0,15, auf, vorzugsweise ist er im Wesentlichen
frei von Salzen.
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Die Vermeidung des Aufschäumens bedeutet
eine wesentliche Vereinfachung und Erleichterung des Herstellungsverfahrens,
besonders wenn dieses unter sterilen Bedingungen durchgeführt werden
soll.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird der Fibrinschwamm, d. h. insbesondere das Fibrin-Flachmaterial
oder der Fibrinschaum, nach entsprechender Herstellung geschnitten.
Vorzugsweise wird er derart geschnitten, dass nach dem Schneiden
eine möglichst
große
Schnittfläche
vorliegt, die dann für
die Wundabdeckung nutzbar ist. Es zeigte sich überraschenderweise, dass die
Saugfähigkeit
dieser geschnittenen Flächen
noch höher
ist als die der ungeschnittenen, sozusagen "nativen" Oberflächen unmittelbar nach der Lyophilisierung.
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Die gute Verträglichkeit auch bei mehrfacher
Anwendung, insbesondere die Vermeidung allergischer Reaktionen wird
vorzugsweise durch die ausschließliche Verwendung von humanen
Proteinen sowie durch die Vermeidung von Verfahren, beispielsweise
Sterilisierungsverfahren, durch die Proteine denaturiert werden können (wie
z. B. durch γ-Bestrahlung),
erreicht.
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Die Herstellung der erfindungsgemäßen Wundauflage
erfolgt in einer besonders bevorzugten Ausführungsform aus einem sterilen
Ausgangsmaterial unter Beibehaltung steriler Bedingungen bis zum
Endprodukt.
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Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Präparat aus
Humanplasmaproteinfraktionen hergestellt, die nach geeigneten Virusinaktivierungsverfahren
für empfindliche
Plasmaproteine behandelt worden sind.
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Die Inaktivierungsbehandlung wird
vorzugsweise mit einer Tensid- und/oder Hitzebehandlung gewährleistet,
beispielsweise durch eine Hitzebehandlung im festen Zustand, insbesondere
eine Dampfbehandlung gemäß der
EP 0 159 311 , der
EP 0 519 901 oder der
EP 0 674 531 .
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform
erfolgt die Hitzebehandlung als Dampf-Hitzebehandlung mit einem
Restwassergehalt von zwischen 6 und 15%, vorzugsweise etwa 12%.
Wenn Thrombin im Schwamm vorhanden ist, wurde überraschenderweise festgestellt,
dass selbst unter diesen Bedingungen fast die gesamte Thrombinaktivität erhalten
blieb.
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Weitere Schritte zur Inaktivierung
von Viren umfassen auch die Behandlung mit chemischen oder chemisch/physikalischen
Methoden, z. B. mit chaotropen Stoffen gemäß der WO 94/13 329, der
DE 44 34 538 oder der
EP 0 131 740 (Lösungsmittel)
oder die Photoinaktivierung.
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Vorzugsweise werden zwei voneinander
unabhängige
Virusinaktivierungsverfahren durchgeführt.
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Die Nanofiltration stellt ebenfalls
ein bevorzugtes Verfahren zur Abreicherung von Viren im Rahmen der
vorliegenden Erfindung dar.
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Eine andere Möglichkeit, die Virussicherheit
zu erhöhen,
besteht darin, von vornherein ausschließlich von weitgehend virussicheren
Ausgangssubstanzen bei der Herstellung auszugehen und dann im Rahmen des
Herstellungsprozesses alle Kontaminationsrisiken auszuschalten.
Die höchstmögliche Sicherheit
hinsichtlich der Übertragung
viraler oder anderer Krankheitserreger wird bei Herstellung aus
Humanplasma zusätzlich dadurch
gewährleistet,
dass eine sorgfältige
Auswahl und Überwachung
der Plasmaspender erfolgt, das Ausgangsplasma einer Testung auf
pathogene Viren unterzogen wird (vorzugsweise Einzelspenden-Testung),
insbesondere mit PCR-Methoden.
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Das erfindungsgemäße Präparat kann aber grundsätzlich auch
aus rekombinantem bzw. transgenem Material hergestellt werden, wobei
ebenfalls die dort erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten sind.
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Vorzugsweise erfolgt die Herstellung
ausgehend von sterilen Zwischenprodukten (sterilfiltrierten Lösungen)
bis zum steril verpackten Endprodukt unter sterilen Bedingungen,
so dass eine nachträgliche
Sterilisierung im Endbehälter,
wie beispielsweise durch γ-Bestrahlung,
nicht mehr notwendig ist.
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Die vollkommene Resorption während des
Wundheilungsprozesses, sowie die glatte und ungestörte Wundheilung
wird durch die Verwendung von Fibrin und gegebenenfalls weiteren
Plasmaproteinen wie beispielsweise Fibronektin als Matrix erreicht,
wobei die Bildung des Fibrins vorzugsweise bei etwa physiologischer
Ionenstärke,
bei etwa physiologischem pH und in Gegenwart von Faktor XIII erfolgt,
so dass ein vernetzter Fibrin-Clot mit physiologischer Fibrinstruktur
erhalten wird, die für
das Einsprossen von Fibroblasten und damit für eine rasche und glatte Wundheilung
wesentlich ist (vgl. dazu auch Redl et al, Med. Welt, 36, S. 769–776, 1985).
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Die Länge und Breite des erfindungsgemäßen Fibrinschwammes
ist je nach Art des Einsatzes frei wählbar. Die Dicke liegt vorzugsweise
in einem praktikablen Bereich zwischen 1 und 20 mm je nach Indikation, wobei
Dicken zwischen 3 und 15 bzw. 5 und 10 mm bevorzugt sind.
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Der erfindungsgemäße Fibrinschwamm kann auch
als eine Kombination mit anderen Materialien vorliegen.
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Bei einer spezifischen Ausführungsform
ist der Schwamm aus mehreren Schichten aufgebaut, so dass ein mehrlagiges
Material gebildet wird. Vorzugsweise hat mindestens eine Schicht
blutstillende Eigenschaften. Die Schichten können aus demselben Material
aufgebaut sein, oder sie können
sich im Material und/oder in ihrer Zusammensetzung unterscheiden.
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Das Schwammmaterial kann durch das
spezifische Gewicht des Materials oder jeder Schicht gekennzeichnet
sein. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
liegt das spezifische Gewicht zwischen 0,005 und 0,15 g/cm3, mehr bevorzugt 0,01 bis 0,09 g/cm3, am meisten bevorzugt 0,02 bis 0,05 g/cm3.
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Bei einer anderen bevorzugten Ausführungsform
sind die Schichten aus demselben Material zusammengesetzt, unterscheiden
sich aber in ihren physikalischen Eigenschaften, wie z. B. ihrem
spezifischen Gewicht. Durch Variieren der physikalischen Eigenschaften
der Schichten ist ein Schwamm erhältlich, welcher dadurch gekennzeichnet
ist, dass eine Seite dieses Schwammes glatt ist mit einer hohen
Absorptionskapazität, während die
andere Seite des Schwammes kompakter und dichter ist. Ein weiterer
Weg zur Variierung der Eigenschaften der verschiedenen Schichten
kann erreicht werden, indem die Menge oder die Konzentration der die
Schicht bildenden Substanzen oder jener Substanzen, mit denen jede
Schicht imprägniert
ist, variiert werden. So kann beispielsweise die Thrombin-Konzentration
in den verschiedenen Schichten verschieden sein.
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Die Anwendung des Fibrinschaumes
erfolgt beispielsweise derart, dass er auf die blutende Wunde aufgelegt
und für
kurze Zeit (etwa 30 Sekunden) leicht angedrückt wird. Der Schwamm saugt
das Blut sehr rasch auf, wobei das aufgesaugte Blut im Schwamm gerinnt.
Dadurch wird eine feste Verankerung des Fibrinschwammes auf der
Wundfläche
erreicht, worauf letztlich die blutstillende und klebende Wirkung
beruht.
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Das Präparat kann auch als sogenannter
Trockenkleber, vorzugsweise als relativ dünner Schwamm, verwendet werden.
Zur Verklebung von zwei (weichen) blutenden Gewebeteilen wird ein
passendes Stück
des "Trockenklebers" auf eine Wundfläche aufgebracht
und anschließend
die zweite Wundfläche
(der zweite Gewe beteil) adaptiert und kurz angedrückt.
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Das medizinische Indikationsgebiet
für den
erfindungsgemäßen Fibrinschwamm
ist ziemlich umfassend. Der Schwamm kann nicht nur zum Stoppen einer
Sickerblutung verwendet werden, sondern auch zum Stoppen einer Blutung
bei sehr großen
blutenden Flächen
mit hohem Blutdruck. Folgende innere und äußere chirurgische Eingriffe
können
unter Verwendung des erfindungsgemäßen Fibrinschwammes erfolgreich
durchgeführt
werden: Allgemeine Chirurgie, beispielsweise Operationen parenchymatöser Organe
(Leber, Niere, Milz usw.), kardiovaskuläre Operationen, Thoraxoperationen,
Transplantationsoperationen, orthopädische Operationen, Operationen
in der Knochenchirurgie und plastischen Chirurgie, Ohren-, Nasen-
und Halsoperationen, Operationen in der Neurochirurgie, Operationen
im urologischen und gynäkologischen
Bereich, sowie allgemein zur Hämostase,
wie zur Behandlung von herkömmlichen
Wunden.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der
vorliegenden Erfindung ist auch ein Set zum Kleben von Wunden vorgesehen,
welches dadurch gekennzeichnet ist, dass es einen Fibrinschwamm
gemäß der Erfindung
und eine einen Blutgerinnungsfaktor enthaltende Komponente umfasst.
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Dieser Blutgerinnungsfaktor ist vorzugsweise
Fibrinogen, Faktor XIII, Fibronektin, Thrombin oder Mischungen dieser
Faktoren, wobei eine Fibrinogenkomponente vorzugsweise in lagerstabiler
Form, etwa ein handelsübliches
Produkt eines Gewebeklebers auf Basis von Fibrinogen, besonders
bevorzugt wird.
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Der Schwamm gemäß der vorliegenden Erfindung
kann auch als biologischer Träger
für Zellkulturen nützlich sein,
insbesondere für
Säugerzellen,
wie Keratinozyten, Epithelzellen, Epidermis-Zellen, Fibroblasten, Chondrozyten od.
dgl..
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Daher ist gemäß der vorliegenden Erfindung
auch ein Set vorgesehen, welches einen erfindungsgemäßen Fibrinschwamm
in steriler Form zur Verwendung als biologischen Zellkultur-Träger umfasst.
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Weitere Zusatzstoffe, wie Antibiotika,
verschiedene Aminosäuren
und/oder verschiedene Wachstumsfaktoren können im Schwamm vorhanden sein
oder dem verwendeten Medium später
zugesetzt werden.
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Bei Verwendung des Fibrinschwammes
gemäß der vorliegenden
Erfindung als Zellkultur-Träger
ist es möglich,
einen Ersatz von Gewebe, wie z. B. Haut, Knochen, Knorpel bzw. Nerven,
zu bilden.
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Die Erfindung wird durch das nachfolgende
Beispiel noch näher
erläutert,
ohne sie jedoch auf dieses zu beschränken:
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Beispiel 1:
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Fibrinvlies-artiges Flachmaterial
aus vernetztem Fibrin mit einem (relativ niedrigen) Gehalt an Thrombin.
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1.1 Herstellung
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Als Ausgangsmaterial zur Herstellung
einer Fibrinogenlösung
mit einem Gehalt an Faktor XIII und Fibronektin diente ein käufliches,
durch Dampfbehandlung virusinaktiviertes, lyophilisiertes Gewebeklebstoff-Präparat (Tissucol®,
IMMUNO AG). Das Präparat
wurde lt. Angabe des Herstellers mit einer wässrigen Aprotininlösung (3000
KIE/ml) gelöst
und mit destilliertem H2O 1 : 4 weiterverdünnt, so
dass eine Fibrinogenkonzentration von etwa 20 mg/ml erhalten wurde.
20 ml dieser Lösung
wurden mit 20 ml einer Thrombin-CaCl2-Lösung (Humanes
Thrombin, ca. 10 E/ml 5 mM CaCl2) rasch
gemischt und in eine Petrischale (ID = 8,4 cm) ausgegossen, zunächst etwa
30 min in Ruhe bei Raumtemperatur stehen gelassen und danach noch etwa
16 h in einer feuchten Kammer bei 37°C inkubiert. Der Clot in Form
einer runden Scheibe von etwa 7 mm Dicke wurde sodann tiefgefroren
und lyophilisiert. Das entstandene Lyophilisat (Vlies-artiges Flachmaterial) hatte
ein leichtes, feinporöses
Aussehen und im Wesentlichen die Form des Clots vor Lyophilisierung
beibehalten. Allerdings war das Material zur optimalen Anwendung
noch zu spröde.
Zur Verbesserung der gewünschten
Weichheit und Biegsamkeit wurde das Flachmaterial für etwa 3
h in einer feuchten Kammer bei Raumtemperatur inkubiert, wodurch
ein weiches anschmiegsames und sehr saugfähiges Material erhalten wurde.
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1.2:
Analyse in vitro Testungen:
Restfeuchte: | ca.
15% |
Biegsamkeit: | >90° bei einem mittleren Krümmungsradius
entsprechend der halben Schichtdicke |
Fibrinvernetzung: | γ-Ketten:
100% α-Ketten:
ca. 80% |
Thrombingehalt: | Bestimmung
nach Extraktion mit 1 M NaCl: 1,4 E/cm3 |
Wasseraufnahmevermögen: | ca.
6-faches Eigengewicht |
Wasseraufnahmegeschwindigkeit: | ein
auf die Oberfläche
des Flachmaterials aufgesetzter Wassertropfen (50 μl) wird in
ca. 25 s vollkommen aufgesaugt. |
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(Auf geschnittenen Flächen des
Flachmaterials erfolgt unter sonst gleichen Bedingungen die Wasseraufnahme
praktisch sofort, d. h. in weniger als 5 s)
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1.3 Wirksamkeit
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Die klebende und blutstillende Wirkung
des nach 1.1 hergestellten Präparates
wurde im sogenannten Nierenpol-Resektionsmodell am Kaninchen getestet.
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Dabei wird dem Versuchstier unter
Narkose mit Kedamin und Xylazin (Nachdosierung Pentobarbital) eine
Niere freigelegt und mit dem Skalpell der Nierenpol entfernt. Es
entsteht eine etwa kreisrunde, gleichmäßig stark blutende Fläche von
ca. 1 bis 1,5 cm Durchmesser. Das Testpräparat wird auf die blutende
Fläche aufgelegt,
genau 30 s mit dem Finger leicht angedrückt und danach losgelassen.
Die Haftung des Präparates wird
beobachtet und die Zeit bis zum vollständigen Stillstand der Blutung
gemessen. Etwa ausgetretenes Blut wird mit Gazetupfern aufgenommen
und der Blutverlust nach Extraktion mit Ammoniak aus dem Testmaterial und
den Gazetupfern kolorimetrisch bestimmt.
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Der Test wurde mit dem nach 1.1 erhaltenen
Präparat
an zwei Kaninchen durchgeführt.
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Ergebnisse:
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In beiden Fällen haftete das Präparat gut
auf der stark blutenden Fläche
und wurde ein vollständiger Stillstand
der Blutung praktisch sofort (in weniger als 30 s) erreicht. Während einer
Nachbeobachtungszeit von 1 h traten keine Nachblutungen auf.
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Der totale Blutverlust (im Testmaterial
aufgesaugt, sonst kein ausgetretenes Blut) betrug 0,10 bzw. 0,18
ml.
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Zum Vergleich beträgt in diesem
Modell der Blutverlust bei konventioneller Blutstillung mit Gaze
etwa 5 ml bei einer Blutungszeit von 3 min, bzw. ohne Behandlung
etwa 27 ml bei einer Blutungszeit von 9 min.
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Die gegenüber herkömmlichen Mitteln wesentlich
verbesserte Wirksamkeit des nach 1.1 erhaltenen Präparates
wurde somit eindrucksvoll demonstriert.