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Gebiet der
Erfindung
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Die
Erfindung betrifft die Inbetriebnahme von Zellen für die elektrolytische
Gewinnung von Aluminium durch Elektrolyse von Aluminiumoxid in einer Schmelze
auf Kryolithbasis, wobei die Zelle einen leitfähigen Zellboden aufweist, auf
dem im Betrieb Aluminium produziert wird und eine Schicht oder Lache
darauf bildet, die der geschmolzene Kryolithelektrolyt ist. Die
Erfindung befasst sich insbesondere, jedoch nicht ausschließlich mit
der Inbetriebnahme derartiger Zellen, bei denen die Kathodenoberfläche durch
eine aluminiumbenetzbare hitzebeständige Beschichtung geschützt wird.
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Hintergrund
der Erfindung
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Aluminium
wird konventionell nach dem Hall-Héroult-Verfahren durch Elektrolyse
von Aluminiumoxid, das in geschmolzenen Elektrolyten auf Kryolithbasis
gelöst
ist, bei Temperaturen um die 950°C
produziert. Eine Hall-Héroult-Reduktionszelle hat
in der Regel einen Stahlmantel, der mit einer isolierenden Auskleidung
aus hitzebeständigem
Material versehen ist, die wiederum eine Auskleidung aus Kohlenstoff
aufweist, die sich in Kontakt mit den geschmolzenen Bestandteilen
befindet. Leitfähige
Stäbe,
die mit dem negativen Pol einer Gleichstromquelle verbunden sind,
sind in das Kohlenstoffkathodensubstrat eingebettet, das den Zellboden
bildet. Das Kathodensubstrat ist üblicherweise eine Kohlenstoffauskleidung
auf Anthrazitbasis, die aus vorgebackenen Kathodenblöcken hergestellt
ist, welche mit einer Stampfmischung aus Anthrazit, Koks und Kohleteer oder
Harz verbunden sind.
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In
Hall-Héroult-Zellen
wirkt eine geschmolzene Aluminiumlache als Kathode. Die Kohlenstoffauskleidung
oder das Kathodenmaterial hat eine Gebrauchszeit von drei bis acht
Jahren oder sogar weniger unter schlechten Bedingungen. Die Alterung des
Kathodenbodens ist auf Erosion und Eindringen von Elektrolyt und
flüssigem
Aluminium sowie Interkalation von Natrium zurückzuführen, die zu Aufquellen und
Verformung der Kathodenkohlenstoffblöcke und der Stampfmischung
führt.
Zusätzlich
führt das Eindringen
von Natriumspezies und anderen Bestandteilen von Kryolith oder Luft
zur Bildung von giftigen Verbindungen einschließlich Cyaniden.
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Wenn
Zellen zur elektrolytischen Gewinnung von Aluminium in Gebrauch
genommen werden, müssen
sie vorgeheizt werden. Wenn die Zelle eine ausreichende Temperatur
erreicht hat, wird geschmolzener Kryolithelektrolyt zugegeben und
die Inbetriebnahme fortgesetzt, bis die Zelle Betriebsbedingungen
im stationären
Zustand erreicht.
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Bei
einem bekannten Inbetriebnahmeverfahren für Zellen wird eine Schicht
aus Koks oder ähnlichem
leitfähigem
Material auf den Zellboden aufgebracht und ein elektrischer Strom über Anoden
und durch den Koks hindurch in den Zellboden geleitet, um die Zellen
durch Joulesche Wärme
zu erwärmen. Ein
weiteres bekanntes Verfahren zur Inbetriebnahme von Zellen verwendet
Brenner mit Flammen. In US-A-4 405 433 (Payne) ist vorgeschlagen
worden, dass hitzebeständige
faserige Materialien aus Aluminiumsilikat über hitzebeständigen Hartmetallkathodenzusammenstellungen
angeordnet werden, bevor die Kathodenzusammenstellungen vorgeheizt
werden.
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US-A-5
651 874 (Sekhar/de Nora) hat das Beschichten des Kohlenstoffzellbodens
mit teilchenförmigem
hitzebeständigem
Hartmaterial in einem kolloidalen Träger vorgeschlagen, um eine
harte haftende aluminiumbenetzbare Oberflächenbeschichtung zu produzieren.
Diese aluminiumbenetzbaren hitzebeständigen Beschichtungen haben
alle vorhergehenden Versuche bei weitem übertroffen, derartige Materialien
zum Schutz von Kohlenstoffzellböden
zu verwenden.
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Um
die Inbetriebnahme der Zelle zu erleichtern, insbesondere wenn diese
verbesserten Beschichtungen verwendet werden, ist bereits vorgeschlagen
worden, eine Aluminiumlage oben auf der Beschichtung anzuordnen,
bevor vorgeheizt wird (siehe Cathodes in Aluminum Electrolysis,
2. Auflage, 1994, M. Sorlie und H. Oye, veröffentlicht im Aluminium Verlag,
Seite 70). Der Zweck dieser Aluminiumlage lag darin, mögliche heiße Stellen
infolge der ungleichförmigen
Stromverteilung zu vermeiden. Wegen der verwendeten hohen Stromdichten
und der Notwendigkeit, eine gleichförmige Wärmeverteilung zu gewährleisten,
wurden Aluminiumlagen mit einer Dicke von 1 bis 5 mm verwendet.
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Diese
Aluminiumlage schmilzt während
der Inbetriebnahmeprozedur und wird in die Lache des Produktaluminiums
integriert.
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WO-A-94/13861
lehrt das Bedecken der kohlenstoffhaltigen oder kohlenstoffartigen
Kathode mit Plättchen
eines Metallmatrixkomposits, der TiB2 und
Al enthält,
als Schutz während
der Inbetriebnahme der Zelle.
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Es
ist jedoch gefunden worden, dass die Verwendung dieser Aluminiumlagen,
wenn sie auch zur Reduktion heißer
Stellen wirksam ist, kein Schutz vor Oxidation der Kathode ist.
Die Verwendung dicker Aluminiumlagen hat dieses Problem nicht angesprochen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Es
ist daher eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Inbetriebnahme
bereitzustellen, das hinsichtlich des Vermeidens jeglicher Beschädigung an
der Kathodenoberfläche
vollkom men zuverlässig ist,
das bei Aufbringung auf die Kathode eine dünne und gleichförmige Schutzschicht
bildet.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist das Schützen der Kathode, indem sie
mit einem zeitweilig schützenden
Material bedeckt wird, bevor die Zelle vorgeheizt wird. Eine weitere
Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines zeitweilig schützenden Materials,
das durch den Beginn des normalen Gebrauchs der Zelle mindestens
teilweise eliminiert wird, so dass es das Produktaluminium nicht
mit dem zeitweilig schützenden
Material verunreinigt.
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Die
Erfindung betrifft insbesondere ein Verfahren zum Schützen einer
Kathode einer Zelle zur elektrolytischen Gewinnung von Aluminium
durch Elektrolyse von Aluminiumoxid, das in einer Schmelze auf Fluoridbasis
gelöst
ist, wie Kryolith, während der
Inbetriebnahmeprozedur, wobei im Betrieb an der Kathode Aluminium
produziert wird und eine Schicht oder eine Lache bildet. Die Inbetriebnahmeprozedur umfasst
das Aufbringen einer oder mehrerer Inbetriebnahmeschichten auf der
Kathodenoberfläche
vor dem Vorheizen der Zelle.
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Das
erfindungsgemäße Schutzverfahren
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Inbetriebnahmeschicht(en) einen
zeitweiligen Schutz vor Beschädigung
chemischer und/oder mechanischer Art der Kathode liefert (liefern),
wobei dieser zeitweilige Schutz in engen Kontakt mit der Kathodenoberfläche ist
und vor oder während
des anfänglichen
normalen Betriebs der Zelle mindestens teilweise eliminiert wird. Der
zeitweilige Schutz kann entweder durch normalen Betrieb der Zelle "weggewaschen" oder permanent in
die Kathodenoberfläche
integriert werden.
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Im
Unterschied zu dem Stand der Technik bleibt der zeitweilige Schutz
unter einer Schicht aus geschmolzenem Aluminium während der
Inbetriebnahme der Zelle in engem Kontakt mit der Kathodenoberfläche. Wenn
nur eine dicke Aluminiumlage auf den Zellboden aufgebracht worden
ist, schmilzt die aufgebrachte Schicht während der Inbetriebnahme und
wird lediglich in die Lache aus Produktaluminium integriert, ohne
dass schmelzender Elektrolyt daran gehindert wird, die aluminiumbenetzbare
Beschichtung anzugreifen.
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Inbetriebnahmeschichten
werden für
erfindungsgemäße Zwecke
aus den in Anspruch 1 spezifizierten Materialien erhalten.
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Der
Zellboden ist normalerweise aus kohlenstoffhaltigem oder kohlenstoffartigem
Material gefertigt, wie Kohlenstoffblöcken. Die Kathodenmasse kann
hauptsächlich
aus kohlenstoffhaltigem oder kohlenstoffartigem Material gefertigt
sein, wie verdichtetem pulverisiertem Kohlenstoff, einer Paste auf Kohlebasis,
wie sie beispielsweise in US-A-5 362 366 (Sekhar et al.) beschrieben
ist, vorgebackenen Kohleblöcken,
die auf dem Mantel montiert werden, oder Graphitblöcken, Platten
oder Ziegeln.
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Es
ist auch möglich,
dass die Kathode hauptsächlich
aus einem elektrisch leitfähigen,
kohlenstofffreien Material, aus einem Kompositmaterial, das aus einem
elektrisch leitfähigen
kohlenstofffreien Material und einem elektrisch nicht leitfähigen, kohlenstofffreien
Material hergestellt ist.
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Derartige
nicht-leitfähige
kohlenstofffreie Materialien können
Aluminiumoxid, Kryolith oder andere hitzebeständige Oxide, Nitride, Carbide
oder Kombinationen davon sein, und die leitfähigen Materialien können mindestens
ein Metall aus den Gruppen IIA, IIB, IIIA, IIIB, IVB, VB und den
Lanthanidenreihen des Periodensystems sein, insbesondere Aluminium,
Titan, Zink, Magnesium, Niob, Yttrium oder Cer und Legierungen und
Intermetallverbindungen davon.
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Das
Metall des Kompositmaterials hat vorzugsweise einen Schmelzpunkt
von 650°C
bis 970°C.
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Das
Kompositmaterial ist vorteilhaft eine Masse, die aus Aluminiumoxid
und Aluminium oder einer Aluminiumlegierung hergestellt ist, siehe US-A-4
650 553 (de Nora et al.), oder eine Masse, die aus Aluminiumoxid,
Titandiborid und Aluminium oder einer Aluminiumlegierung hergestellt
ist.
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Das
Kompositmaterial kann auch durch mikropyretische Reaktion erhalten
werden, wie eine, die als Reaktanten TiO2,
B2O3 und Al verwendet.
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Die
Kathode kann auch aus einer Kombination von mindestens zwei Materialien
aus mindestens einem kohlenstoffhaltigen oder kohlenstoffartigen Material
wie bereits erwähnt,
mindestens einem elektrisch leitfähigen Nicht-Kohlenstoffmaterial
und mindestens einem Kompositmaterial aus einem elektrisch leitfähigen Material
und einem elektrisch nicht leitfähigen
Material wie bereits erwähnt
hergestellt sein.
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Die
Kathodenoberfläche
ist vorteilhaft mit einem aluminiumbenetzbaren hitzebeständigen Material
beschichtet, wie hitzebeständigem
Hartmetallborid. Teilchenförmiges
hitzebeständiges
Hartmetallborid kann beispielsweise in einem kolloidalen Träger enthalten
sein und dann auf die Kathodenoberfläche aufgebracht werden, d.
h. gemäß der Lehre
der genannten US-A-5
651 874 (Sekhar/de Nora).
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Wenn
eine Aluminiumfolie als Inbetriebnahmeschicht verwendet wird, ist
die Folie vorzugsweise 0,03 bis 0,05 mm dick. Die Folie kann schließlich während des
Erwärmens
oxidiert und (als Aluminiumoxid) in die Kathodenoberfläche oder
in eine Beschichtung aus aluminiumbenetzbarem hitzebeständigem Material
eingebaut werden.
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Der
Schutz, welcher Aluminiumfolien beinhaltet, steht im Gegensatz zu
der Verwendung einer dicken Aluminiumlage, die aus dem Stand der
Technik bekannt ist, die dazu beiträgt, mög liche heiße Stellen infolge ungleichmäßiger Stromverteilung
zu vermeiden. Dicke Aluminiumlagen können sich wegen ihrer schlechten
Schmiedbarkeit nicht in engem Kontakt mit der Kathodenoberfläche befinden
und können
die Kathode daher nicht ausreichend vor flüssigem und/oder gasförmigem Angriff
während
der Inbetriebnahme schützen.
Derartige dicke Aluminiumlagen gewährleisten lediglich eine gute
Stromverteilung, um heiße
Stellen zu vermeiden. Im Unterschied dazu schmiegen sich dünne Aluminiumfolien
eng an die Oberfläche
der Kathode an, die porös
sein kann, und schützen
die Kathode vor unerwünschten
Angriffen während
des Vorheizens der Zelle.
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Wie
bereits erläutert
ist es jedoch möglich, eine
dicke Aluminiumlage in Kombination mit einer erfindungsgemäßen Schutzschicht
zu verwenden, z. B. einschließlich
Aluminiumfolien.
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Alternativ
kann zum Schutz der Kathodenoberfläche eine Metallisierung verwendet
werden. Die Metallisierung, die eng an die Kathodenoberfläche gebunden
sein kann, kombiniert chemische, mechanische und elektrische Eigenschaften,
die für
das Inbetriebnahmeverfahren nützlich
sind. Dieser Typ von Inbetriebnahmeschicht verhindert Beschädigung chemischer
und/oder mechanischer Art an der Kathode, und außerdem kann die gute Leitfähigkeit
des Materials vorteilhaft während
des Aufheizverfahrens der Zelle verwendet werden, wenn es durch Joule'sche Wärme wie
nachfolgend beschrieben erreicht wird. Typische Metalle, die für die Metallisierung
verwendet werden können,
sind Aluminium oder Nickel, Eisen, Titan, Kobalt, Chrom, Vanadium,
Zirkonium, Hafnium, Niob, Tantal, Molybdän, Cer, Kupfer, als Legierung
oder Intermetall, die bzw. das Aluminium umfasst.
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Die
Verwendung metallischer Farben, die aus Metallpulver erhalten werden,
das in einer wässrigen,
nichtwässrigen
Flüs sigkeit
oder in einer wässrigen
Flüssigkeit
aufgebracht wird, die organisches Material enthält, insbesondere Polymer, wie
Polyurethan, Ethylenglykol, Polyethylenglykol, Harze, Ester oder
Wachse, kann wegen ihrer guten Schutzeigenschaften und der Leichtigkeit,
mit der ein derartiges Material auf die Oberfläche des Zellbodens aufgebracht
werden kann, sehr bequem sein.
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Die
Bestandteile und die Menge der schützenden Metallisierung werden
allgemein so gewählt, dass
während
der Inbetriebnahme der Zelle adäquater
Schutz besteht, jedoch keine unerwünschte Verunreinigung des produzierten
Aluminiums auftritt. Eine solche Metallisierung kann auch das Benetzen einer
porösen
hitzebeständigen
Oberfläche
mit geschmolzenem Aluminium unterstützen. Die schützende Metallisierung
bleibt üblicherweise
nicht permanent auf der Oberfläche
der Kathode oder einer aluminiumbenetzbaren hitzebeständigen Beschichtung,
sondern wird entweder "weggewaschen" oder in die aluminiumbenetzbare
Beschichtung integriert, wenn die Zelle ihren normalen Betrieb im
stationären Zustand
erreicht.
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Auf
den Zellboden kann beispielsweise eine Aluminiumfarbe aufgebracht
und danach wie oben beschrieben mit mehreren Aluminiumfolien bedeckt werden.
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Zum
Schutz des Zellbodens können
vorteilhaft Intermetallverbindungen verwendet werden. Diese Verbindungen
können
Aluminium mit einem weiteren Material ausgewählt aus Nickel, Eisen, Titan,
Kobalt, Chrom, Zirkonium oder Kombinationen davon umfassen. Eine
solche Schicht aus Intermetallverbindung wird vorteilhaft zudem
gebildet, indem oben auf den Zellboden eine Kombination aus entweder
Aluminiumpulver, Lage, Maschen oder porösem Körper wie Schaum oben auf eine
Lage, Maschen oder einen porösen
Körper
des weiteren Materials aufgebracht wird, oder anders herum. Das
Erwärmen
der beiden Metalle vor oder während
des Vorheizens der Zelle initiiert eine spontane Reaktion zur Produktion einer
Intermetallkomponente. Eine derartige Schicht wird dann normalerweise
mit dem produzierten geschmolzenen Aluminium vor oder während des
anfänglichen
normalen Betriebs der Zelle evakuiert.
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Die
Verwendung von NiAl oder Ni3Al als Intermetallschicht
ist besonders günstig.
NiAl ist beispielsweise bemerkenswert stabil, wenn es Wärme ausgesetzt
wird, der Schmelzpunkt ist etwa 1600°C. Es hat zudem auch gute mechanische
Eigenschaften.
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Ein
weiterer Typ von schützender
Inbetriebnahmeschicht kann zudem mindestens teilweise aus einer
borhaltigen Lösung
erhalten werden, die eine glasartige Schicht bildet. Die Borlösung kann
aus Boroxid, Borsäure
oder Tetraborsäure
in einer wässrigen,
nicht-wässrigen
oder wässrigen
Lösung,
die organisches Lösungsmittel
enthält,
wie Methanol, Ethylenglykol, Glycerin, Wasser oder Mischungen davon,
hergestellt werden. Die Lösung
kann gegebenenfalls teilchenförmiges
Metall umfassen, das die Leitfähigkeit
der Schicht erhöht.
Es wurden gute Ergebnisse erhalten, wenn eine Mischung aus Aluminium
und gegebenenfalls Boriden und/oder Carbiden von Metallen aus der
Gruppe umfassend Aluminium, Titan, Chrom, Vanadium, Zirkonium, Hafnium,
Niob, Tantal, Molybdän
und Cer zu der Lösung
gegeben wurde. Die Aufbringung einer borhaltigen Schicht, die mit
mehreren Aluminiumfolien bedeckt wurde, wurde ebenso erfolgreich
getestet.
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Eine
schützende
Inbetriebnahmeschicht kann außerdem
mindestens teilweise aus einem Polymer oder Polymervorläufer erhalten
werden, wie Polyurethan, Ethylenglykol, Polyethylenglykol, Harzen,
Estern oder Wachsen. Die elektrische Leitfähigkeit einer derartigen Schicht
kann, wie bereits beschrieben, durch Zugabe von teilchenförmigem leitfähigem Material
verstärkt
werden, gegebenenfalls gemischt mit Boriden und/oder Carbiden.
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Eine
weitere Alternative ist die Bildung einer weiteren schützenden
Inbetriebnahmeschicht aus einer wässrigen und/oder nicht-wässrigen
Lösung,
die Phosphate von Aluminium enthält,
wie Monoaluminiumphosphat, Aluminiumphosphat, Aluminiumpolyphosphat,
Aluminiummetaphosphat und Mischungen davon, beispielsweise in Wasser
gelöst.
Eine derartige schützende
Inbetriebnahmeschicht wird vorteilhaft mit mehreren Aluminiumfolien
wie oben beschrieben bedeckt.
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Wenn
eine schützende
Inbetriebnahmeschicht mindestens teilweise aus einer Kolloidlösung erhalten
wird, ist das Kolloid vorzugsweise ausgewählt aus kolloidalem Aluminiumoxid,
Siliciumdioxid, Yttriumoxid, Ceroxid, Thoriumoxid, Zirkoniumdioxid, Magnesiumoxid,
Lithiumoxid, Monoaluminiumphosphat, Ceracetat oder einer Mischung
davon. Die kolloidale Lösung
geliert üblicherweise
während
des Vorheizens der Zelle und schützt
die Kathode und, falls vorhanden, die aluminiumbenetzbare hitzebeständige Beschichtung
während
dieser kritischen Inbetriebnahmephase. Das Kolloid aus der Inbetriebnahmeschicht
kann gegebenenfalls mindestens teilweise in die Kathodenoberfläche oder
die aluminiumbenetzbare Beschichtung eingebaut werden.
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Eine
derartige schützende
Inbetriebnahmeschicht enthält
vorteilhaft ein teilchenförmiges
leitfähiges
Material, wie teilchenförmiges
Aluminium, Nickel, Eisen, Titan, Kobalt, Chrom, Zirkonium, Kupfer und
Kombinationen davon, um die Leitfähigkeit der Inbetriebnahmeschicht
zu verbessern und außerdem ungleichförmige Stromverteilung
zu vermeiden. In ähnlicher
Weise kann eine schützende
Inbetriebnahmeschicht, die kolloidales Aluminiumoxid umfasst, in Kombination
mit mindestens einer schmiegsamen Aluminiumfolie mit einer Dicke
von weniger als 0,1 mm verwendet werden. Beispielsweise können eine oder mehrere
Aluminiumfolien sandwichartig mit dem kolloidalen Aluminiumoxid
vorliegen.
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In
allen Fällen
ist das schützende
Material entweder innig vermischt oder in innigem Kontakt mit der
porösen
Oberfläche
der aluminiumbenetzbaren hitzebeständigen Beschichtung und kann
teilweise (oder vollständig)
permanent in diese Beschichtung eingebaut werden oder teilweise
oder vollständig
entfernt werden, wenn die Zelle ihren Betrieb im stationären Zustand
erreicht.
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Additive
wie teilchenförmiges
Aluminium oder Boride und/oder Carbide können jeglicher hier zuvor beschriebenen
schützenden
Inbetriebnahmeschicht zugesetzt werden, bevor die Zelle vorgeheizt wird.
Diese Zugabe verstärkt
die schützende
Wirkung des zeitweiligen Schutzes. Die Boride und/oder Carbide können aus
den folgenden Metallen ausgewählt
werden: Aluminium, Titan, Chrom, Vanadium, Zirkonium, Hafnium, Niob,
Tantal, Molybdän
und Cer.
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In ähnlicher
Weise können
schmiegsame Folien oder dicke Lagen aus Aluminium oben auf jeglicher
hier beschriebenen, schützenden
Inbetriebnahmeschicht zugefügt
werden.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
kann Wärme
in dem leitfähigen
Material erzeugt werden, um den Zellboden vorzuheizen, indem elektrischer Strom über Anoden
und durch leitfähiges
Material wie Widerstandkoks in den Zellboden geleitet wird, um die
Zelle durch Joulesche Wärme
aufzuheizen.
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Bei
dieser Konfiguration hat der zeitweilige Schutz vorzugsweise eine
gute elektrische Leitfähigkeit.
Die Leitfähigkeit
einer Schicht kann jedoch erhöht
werden, indem leitfähiges
Material wie oben beschrieben zugefügt wird. Aluminiumpulver kann
beispielsweise in ein nicht inhärent
leitfähiges
oder schlecht leitfähiges
Material eingebracht werden, und daher können selbst dicke Schichten
aus schlecht leitfähigem
Material zum Schützen
der aluminiumbenetzbaren Beschichtung verwendet werden.
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Wenn
dieses Vorheizen durch elektrischen Widerstand verwendet wird, können eine
relativ dicke Lage oder relativ dicke Lagen aus Aluminium, üblicherweise
1 bis 5 mm dick, vorzugsweise 3 bis 5 mm, zwischen jeder Anode und
dem zeitweiligen Schutz angeordnet werden, insbesondere oben auf
dem zeitweiligen Schutz. Diese dicke Aluminiumlage dient bekanntermaßen zur
Unterstützung
der gleichförmigen
Verteilung des elektrischen Stroms und vermeidet somit heiße Stellen
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Der
Zellboden kann alternativ mit Brennern durch Flammen vorgeheizt
werden, vorausgesetzt, dass Maßnahmen
ergriffen wurden, um den direkten Kontakt der Flamme mit einer dünnen schützenden Inbetriebnahmeschicht
zu vermeiden, z. B. indem sie mit einer Schicht aus Koks oder anderem
wärmeleitfähigem Material
bedeckt wird. Dieses Verfahren bietet den Vorteil, dass es nicht
von der elektrischen Leitfähigkeit
der beteiligten Materialien abhängt.
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Ein
weiteres Verfahren zum Aufheizen der Zelle während des Inbetriebnahmeverfahrens,
das nicht von dem beteiligten Material abhängt, beinhaltet Strahlungstechniken.
Eine Lichtquelle kann verwendet werden, um der Zelle Wärme in Form
von Lichtwellen zuzuführen.
Die bevorzugten emittierten Wellenlängen entsprechen dem Infrarotspektrum. Diese
Technik bietet den Vorteil, dass Verschmutzung der Zelle mit unerwünschten
Elementen vermieden wird, im Unterschied zu der Verwendung von Flammen
oder der Kohlewiderstandtechnik.
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Die
Schicht aus Koks oder anderem leitfähigem Material kann zudem mit
einem Elektrolyten auf Halogenidbasis mit einem Schmelzpunkt im
Bereich von 660° bis
760°C gemischt
und/oder bedeckt werden. Geschmolzener Kryolith wird der Zelle zuge setzt,
wenn die Temperatur der Zelle den Schmelzpunkt des Elektrolyten
auf Halogenidbasis übersteigt, der
dem leitfähigen
Material zugesetzt wurde. Dieser Elektrolyt auf Halogenidbasis kann
mit einer Schicht aus leitfähigem
Material, wie Koks, gemischt oder bedeckt werden.
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Gegebenenfalls
können
schützende
Inbetriebnahmeschichten erweitert werden, um andere Komponenten,
wie die Zellseitenwände,
zu bedecken. Der Schutz kann sich sogar über die Höhe der Schmelze auf Fluoridbasis
erstrecken, die während des
normalen Gebrauchs der Zelle erreicht wird.
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Es
stehen mehrere Verfahren zur Verfügung, um schützende Inbetriebnahmeschichten
auf den Zellboden aufzubringen. Wenn der Vorläufer einer Schicht in flüssiger Form
vorliegt, können
verschiedene Malverfahren anwendbar sein, wie unter Verwendung von
Bürsten,
Walzen oder Sprühtechniken. Im
Fall einer Metallisierung kann Heißsprühen verwendet werden, um geschmolzenes
Metall aufzubringen.
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Aufdampftechniken,
wie chemisches Aufdampfen (CVD) oder physikalisches Aufdampfen (PVD),
oder Plasmasprühen
können
verwendet werden. Chemische oder Elektroabscheidung können vorteilhaft
unter Berücksichtigung
der Elektrolysezellumgebung eingesetzt werden.
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Wenn
in die Schutzschicht eine Folie eingeschlossen ist, wie eine Aluminiumfolie,
kann sie mittels Klebstoffaufbringung oder Heißpressen am Zellboden befestigt
werden, was im Fall pulveriger Vorläufer auch gute Ergebnisse ergibt.
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Alle
dieser Techniken zur Aufbringung des zeitweiligen Schutzes auf den
Zellboden können
vorteilhaft mit einer automatischen Vorrichtung erfolgen, wie einem
Roboter vom gewinkelten (zylinderischen oder SCARA) oder parallelen
Typ. Es können
auch teilautomatisierte Systeme verwendet werden.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur elektrolytischen Gewinnung
von Aluminium. Das Verfahren umfasst zwei Stufen, nämlich eine
Inbetriebnahmeprozedur mit einem zeitweiligen Schutz, wie bereits
hier beschrieben, gefolgt von der Produktion von Aluminium.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnung
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1 ist
eine Schemaansicht eines Teils einer Zelle zur elektrolytischen
Gewinnung von Aluminium, die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Inbetriebnahmeverfahrens
angeordnet ist.
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Detaillierte
Beschreibung
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1 zeigt
einen Teil einer Zelle zur elektrolytischen Gewinnung von Aluminium,
die einen Kathodenzellboden 1, beispielsweise Kohlenstoff,
zeigt, der mit einem aluminiumbenetzbaren hitzebeständigen Material 2 beschichtet
ist, insbesondere einer aus Aufschlämmung aufgebrachten Titandiboridbeschichtung,
wie in US-A-5 651 874 (Sekhar/de Nora). Die Beschichtung 2 ist
mit einem zeitweiligen Schutz 3 bedeckt, beispielsweise
mit einigen dünnen
Aluminiumfolien, die jeweils eine Dicke von 0,04 mm haben, um die
aluminiumbenetzbare Beschichtung 2 während der Inbetriebnahmeprozedur
vor chemischer und/oder mechanischer Beschädigung zu schützen. Es
können
alternativ andere Schutzschichten aufgebracht werden, beispielsweise
jene, die in den folgenden Beispielen II, III und V beschrieben sind.
Auf den zeitweiligen Schutz 3 wird eine dicke Lage aus
Aluminium 4 (d. h. mit einer Dicke von 4 mm) aufgebracht.
Die Aluminiumlage 4 wird bis zu dem Boden der Anode 6,
die der Kathode gegenüberliegt,
mit Widerstandkoks 5 bedeckt. Der Widerstandkoks 5 kann
sich entlang des zeitweiligen Schutzes oder unter der Anode 6 beschränkt erstrecken,
wie durch die gestrichelte Linie 5a gezeigt ist. Der zeitweilige
Schutz 3 erstreckt sich aufwärts bis zu einem Keil 7,
der den Kathoden zellboden 1 mit der Zellseitenwand 8 verbindet,
auf der sich erstarrter, Aluminiumoxid enthaltender Kryolith 9 befindet.
Der zeitweilige Schutz 3 und die Aluminiumlage 4 sind
in 1 nicht maßstabgetreu
gezeigt.
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Wenn
Strom von der Anode 6 über
den Widerstandkoks 5 und die dicke Aluminiumlage 4 und Aluminiumfolien 3 zu
der Kathode 1 geleitet wird, wird vorwiegend in dem Widerstandkoks 5 Wärme erzeugt.
Die dicke Aluminiumlage 4 trägt dazu bei, wie im Stand der
Technik beschrieben heiße
Stellen zu vermeiden. Die in dem Widerstandkoks 5 erzeugte Wärme ermöglicht erst
der Aluminiumlage 4 und den Folien 3 und danach
dem erstarrten Kryolith 9 das Schmelzen und Füllen der
Zelle. Die Anwesenheit der dünnen
Aluminiumfolien 3, die in engen Kontakt mit der aluminiumbenetzbaren
Beschichtung 2 kommen, während die Zelle vorgeheizt
wird, verhindert, dass schmelzendes Kryolith in Kontakt mit der
Beschichtung 2 kommt.
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Wenn
geschmolzener Kryolith den Zellboden bis zu der Höhe des Anodenbodens 6 vollständig bedeckt,
kann die Elektrolyse des in dem geschmolzenen Kryolith gelösten Aluminiumoxids
beginnen. Das Evakuieren der freien Elemente, die aus den dünnen Aluminiumfolien 3,
der Aluminiumlage 4 und dem Widerstandkoks 5 kommen,
erfolgt vor oder während des
anfänglichen
Normalbetriebs der Zelle.
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Die
Machbarkeit der Erfindung wurde in den folgenden Labortests gezeigt:
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Beispiel I (Vergleich)
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Um
die Oxidation von TiB2 zu TiO2 und
B2O3 zu zeigen,
wenn es in einem Kolloid auf den Zellboden aufgebracht wird, wurde
der folgende Labortest durchgeführt.
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Plättchen (etwa
20 × 40 × 3 mm)
eines aluminiumbenetzbaren hitzebeständigen Beschichtungsmaterials
wurden durch Schlic kergießen
einer Aufschlämmung,
die aus 14 ml kolloidalem Aluminiumoxid, 12 ml kolloidalem Siliciumdioxid
und 50 g TiB2-Pulver hergestellt war, auf ein poröses Pflastersubstrat
hergestellt.
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Ein
Plättchen
wurde gewogen, 15 Stunden in einem Kastenofen einer Wärmebehandlung
in Luft bei 800°C
unterzogen und nach dem Abkühlen
erneut gewogen. Unter diesen Bedingungen, die die oxidierenden Bedingungen
während
der Inbetriebnahme der Zelle simulieren, betrug der Gewichtszuwachs,
der aus der Oxidation der TiB2-Komponenten unter
Bildung von TiO2 und B2O3 resultierte, 0,69 g oder etwa 12 % des
gesamten TiB2-Gehalts.
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Beispiel II
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Ein ähnliches
Verfahren wie in dem vorhergehenden Beispiel wurde durchgeführt, wobei
die TiB2-Beschichtung jedoch mit Aluminiumfolien
geschützt
wurde.
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Ein
Plättchen
wie in Beispiel I wurde in drei Schichten von Aluminiumfolie (0,02
mm Dicke) eingewickelt und der gleichen Behandlung wie in dem vorhergehenden
Beispiel unterzogen. Der Gewichtszuwachs, der die Oxidation des
Aluminiums berücksichtigt,
erwies sich als 5 %, wodurch die Wirksamkeit der Schutzschicht gegenüber Oxidation
gezeigt wird.
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Beispiel III
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Um
die Wirksamkeit einer Schutzschicht, die aus Aluminiumfarbe kommt,
zu demonstrieren, wurde der folgende Test durchgeführt.
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Ein
Plättchen
wie in Beispiel I wurde auf seiner gesamten Oberfläche metallisiert,
indem Aluminiumpulver (< 1 μm) in Suspension
in einem organischen Träger
und synthetischem Harz drei Mal aufgesprüht wurden, wobei jede Schicht
bei Raumtempe ratur trocknen gelassen wurde, bis eine Schicht von
etwa 80 bis 100 μm
erhalten wurde. Die beschichtete Probe wurde der gleichen Behandlung
wie in dem ersten Beispiel unterzogen. Der Gewichtszuwachs, der
die Oxidation des Aluminiums berücksichtigt,
erwies sich als 2 %, wodurch die Wirksamkeit der Schutzschicht gegenüber Oxidation
gezeigt wird.
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Beispiel IV (außerhalb
des Schutzumfangs von Anspruch 1)
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In ähnlicher
Weise erfolgte der folgende Test mit einer Polymerschutzschicht
anstelle der Aluminiumfolien des vorhergehenden Beispiels.
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Ein
Plättchen
wie in Beispiel I wurde auf seiner gesamten Oberfläche mit
Polyurethan in einem organischen Lösungsmittel beschichtet, das
durch Aufbürsten
mehrerer Schichten aufgebracht wurde, wobei jede Schicht trocknen
gelassen wurde, bis eine Gesamtschichtdicke von 100 bis 150 μm erhalten wurde.
Die beschichtete Probe wurde der gleichen Behandlung wie in Beispiel
I unterzogen. Der Gewichtszuwachs erwies sich als 3 %, wodurch die Wirksamkeit
dieser Schutzschicht gegenüber
Oxidation gezeigt wird.
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Beispiel V
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Schließlich wurde
die Wirksamkeit einer Kombination aus Aluminiumfolie und Polymer
in ähnlicher
Weise wie in den vorhergehenden Beispielen getestet.
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Ein
Plättchen
wie in Beispiel I wurde beschichtet, indem seine gesamte Oberfläche mit
einer Schicht aus Polyurethan in einem organischen Lösungsmittel
beschichtet wurde, und eine Aluminiumfolie (0,06 mm Dicke) wurde
unmittelbar danach darauf aufgebracht, so dass die Aluminiumfolie
fest fixiert war, nachdem die Polyurethanlösung getrocknet war. Die beschichtete
Probe wurde der gleichen Behandlung wie in Beispiel I unterzo gen.
Der Gewichtszuwachs erwies sich als 0,5 %, wodurch die Wirksamkeit
dieser Schutzschicht gegenüber
Oxidation gezeigt wird.
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Es
sei darauf hingewiesen, dass an der vorliegenden Erfindung Modifikationen
vorgenommen werden können.
Der Schutzumfang der vorliegenden Erfindung soll somit in Form der
folgenden Ansprüche
festgelegt sein und versteht sich als nicht auf die Details der
Vorgehensweise beschränkt,
die in der Beschreibung beschrieben sind.