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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Assayverfahren zum Quantifizieren
eines Analyts in einer Probe, insbesondere ein kinetisches Assayverfahren,
während
dessen Verlauf eine Komponente des Assaysystems wenigstens teilweise,
direkt oder indirekt, an die Oberfläche eines Festkörpers gebunden
wird.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung weist spezielle Anwendbarkeit
auf dem Gebiet von Immunoassays auf und wird hierin mit spezieller
Bezugnahme auf Immunoassays beschrieben werden; jedoch kann das
Verfahren auch in anderen Assays, die auf der Affinität zwischen
der zu analysierenden Spezies (nachfolgend "Ligand") und einem spezifischen Bindungspartner
für den
Liganden (nachfolgend "spezifischer
Bindungspartner")
basieren, verwendet werden.
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Die
Ligandenkonzentration in derartigen Systemen kann durch Verfolgen
des Ausmaßes
an Komplexbildung oder der Geschwindigkeit, mit der die Komplexbildung
geschieht, bestimmt werden. Ein bevorzugter Weg, dies zu erreichen,
ist durch Konjugieren einer zusätzlichen
Komponente mit einem messbaren Parameter an entweder den Liganden
oder dessen spezifischen Bindungspartner. Diese zusätzliche
Komponente ist auf dem Fachgebiet als eine Markierung bekannt, und
verschiedene chemische und biochemische Markierungen, z. B. radioisotopische
oder biochemilumineszierende Arten, Spinmarkierungen, Fluorophore,
Chromophore, etc., sind bekannt. Im Verlauf derartiger Assays wird
die Markierung eigentlich, zumindest indirekt, an eine feste Oberfläche gebunden.
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Konventionell
haben die meisten Immunoassaysysteme der oben beschriebenen Art
darauf beruht, dass Wasch- und/oder Trennungsschritte) im Assayprotokoll
waren um gebundene Markierungen von in Lösung verbleibender Markierung
zu trennen; Letztere würde
andernfalls frei sein um mit der gebundenen Markierung zu interferieren
und zu ungenauen Ergebnissen führen.
Sobald die Trennung ausgeführt
worden ist, können
eine Vielfalt bekannter Verfahren verwendet werden um die gebundene
Markierung zu quantifizieren und dadurch ein Maß der in der untersuchten Probe
vorliegenden Ligandenkonzentration zu ergeben. In derartigen Systemen
muss der Trennungsvorgang zu jeder Zeit (t), bei der es gewünscht ist,
eine Messung durchzuführen,
wiederholt werden, was das Verfahren als Ganzes einigermaßen arbeitsintensiv
und langsam macht. Zusätzlich
zu diesen Problemen gibt es einen Grad von Willkürlichkeit bei der Einschätzung des
Inkubationsbeginns des Assays, was zu Fehlern bei der gesamten Zeitmessung
führt.
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Um
das Lesen des Assays zu beschleunigen und/oder die Sensitivität konventioneller
Assaysysteme zu erhöhen,
wäre es
wünschenswert,
kinetische Messungen durchzuführen.
Die Limitationen, auf die oben Bezug genommen wurde, bedeuten, dass
sich konventionelle Assaysysteme nicht eignen, verlässliche
kinetische Messungen durchzuführen,
und dies ist nur in sehr wenigen Fällen getan worden, wo es die
Charakteristika des Assaysystems erlauben. Z. B. ist es bekannt,
kinetische Messungen in Immunoassaysystemen durchzuführen, bei
denen Enzyme die Markierung der Wahl sind, wobei die Entwicklungsrate
des Produkts der Enzym-katalysierten Reaktion der gemessene Parameter
ist. In diesem Fall verkürzt
die Messung der Enzymmarkierung nur die Dauer des Signalerzeugungsschritts
und hat keinen Einfluss auf die zur Messung der Antikörper:Antigen-Bindung
benötigten
Zeit, d. h., die kinetische Messung betrifft den letzten Schritt
des Assays und nicht die Schlüsselimmunreaktion.
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Kinetische
Messungen sind auch bei bestimmten Immunosensoren verwendet worden.
Hier wird die Geschwindigkeit der Signaländerung der Probe, die eine
unbekannte Menge von Antigen enthält, gemessen und mit den gleichen
Parametern für
Standards, die eine bekannte Konzentration von Antigen enthalten,
verglichen. Der günstigste
Weg, dies zu erreichen, ist eine Kurve der Geschwindigkeit der Signaländerung
(dI/dt in Messgrößen pro
Zeiteinheit) gegen bekannte Antigenkonzentrationen in dem Standard
zu erstellen. Auf diese Art und Weise kann dI/dt für die interessierende
Probe einfach von der Standardkurve abgelesen werden um zu der unbekannten
Antigenkonzentration zu gelangen. Naturgemäß leidet ein derartiges Verfahren
unter dem Nachteil, dass dem Assay erlaubt sein muss, ein willkürlich bestimmtes
Gleichgewicht zu erreichen, an welchem Punkt eine einzelne Endpunktmessung
des Signals durchgeführt
wird. Die Geschwindigkeit, mit der das Gleichgewicht erreicht wird,
kann prohibitiv langsam sein, und dies an sich kann Fehler in die
gemessene Geschwindigkeit der Signaländerung einführen, die
kritisch von den herrschenden Bedingungen (z. B. Temperatur, Viskosität) abhängig sein
wird. Es ist in einem derartigen System eindeutig nicht möglich, schnelle
und genaue Messungen der Ligandenkonzentration zu erhalten.
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Kinetische
Messungen sind auch verwendet worden um die Konzentration einer
Unbekannten in einigen Immunoassays, wie in EP-A-667528 (Daikin
Industries, Limited) offenbart, zu bestimmen. Jedoch beziehen derartige
Assays nicht das kontinuierliche Verfolgen der Konzentration der
Unbekannten ein.
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In
anderen Assaysystemen, beispielsweise die in EP-A-184600 (Battelle
Memorial Institute), können kinetische
Messungen durchgeführt
werden, werden aber nicht verwendet um die Konzentration einer Unbekannten
in einer Probe zu bestimmen, wobei statt dessen eine einzelne Endmessung
diesbezüglich
verwendet wird.
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf dem Fund, dass in Assayverfahren,
während
deren Verlauf eine Komponente des Assaysystems direkt oder indirekt
an die Oberfläche
eines Festkörpers
gebunden wird oder auf ihr adsorbiert wird, eine verlässliche
Messung der gebundenen oder adsorbierten Komponente (d. h. ohne Interferenz
von der freien Komponente in Lösung)
durch direktes und kontinuierliches Verfolgen der Komponente erhalten
werden kann.
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Es
sollte betont werden, dass das erfindungsgemäße Verfahren Assaysysteme sowohl
der direkten und indirekten Art betrifft, wobei die einzige Anforderung
ist, dass sie das Binden einer Komponente des Assaysystems an die
Oberfläche
eines Festkörpers
einschließen.
Direkte Assayverfahren können
typischerweise Verfolgen des reflektierten und/oder erzeugten Signals innerhalb
einer bestrahlten festen optischen Struktur (z. B. ein Wellenleiter)
einschließen
um das Ausmaß,
zu dem (oder die Geschwindigkeit, zu der) die optischen Charakteristika
der optischen Struktur und/oder des erzeugten Signals durch die
biochemische Komplexierung eines Liganden und spezifischen Bindungspartners,
der an die optische Struktur gebunden ist (z. B. Antigen/Antikörper-Komplexierung),
verändert
sind, zu bestimmen. Indirekte Assayverfahren können typischerweise Verfolgen
einer Markierung (z. B. ein Fluorophor), die an eine oder mehrere
der im Assay vorliegenden Komponenten und direkt oder indirekt an
den Festkörper
gebunden ist, einschließen.
Derartige Verfahren sind z. B. inter alia in WO-A-88/07202 und WO-A-90101166 (Ares Serono)
beschrieben. Die Erfindung ist ebenso auf Verdrängungsassays, wo die markierte
Komponente von der festen Oberfläche
infolge der Antikörper:Antigen-Wechselwirkung
entfernt wird, anwendbar.
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Das
neuartige Assayverfahren der vorliegenden Erfindung hat den Vorteil,
dass ein Hinweis auf die unbekannte Ligandenkonzentration zu einer
sehr frühen
Phase der Inkubationsperiode erhalten werden kann, ohne die Notwendigkeit
auf irgendeinen willkürlich
bestimmten Endpunkt, wie z. B. ein Gleichgewicht, zu warten. Außerdem ist
der Bediener in der Lage, das Ergebnis kontinuierlich zu beobachten
und zu beurteilen, ob es lohnenswert wäre, weitere Ablesungen in einem
Versuch, um die Genauigkeit des Ergebnisses zu verbessern, durchzuführen. Zusätzlich erlaubt
kontinuierliches Verfolgen, dass Zufallsfehler, verursacht durch
z. B. Probleme mit der Instrumentierung, leicht identifiziert werden.
Irgendein ungewolltes Ergebnis kann einfach isoliert und ignoriert
werden.
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Die
vorliegende Erfindung schließt
die Verwendung kinetischer Messungen um quantitativ eine unbekannte
Probe in einem Assaysystem, bei dem eine Komponente davon wenigstens
teilweise direkt oder indirekt an die Oberfläche eines Festkörpers, z.
B. die Oberfläche
eines festen optischen Wellenleiters, einer Elektrode oder eines
piezoelektrischen Kristalls, gebunden wird, zu bestimmen, und wobei
die Ergebnisse der Bestimmung kontinuierlich verfolgt werden, ein.
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Durch "kinetische Messungen" sind direkte und
kontinuierliche Messungen einer messbaren Eigenschaft oder eines
messbaren Effekts, assoziiert mit der gebundenen Komponente (nachfolgend
ein "Analyt-abhängiger Parameter") zu einer Zeit,
bevor der Assay einen im Wesentlichen stationären Zustand, d. h. Gleichgewicht,
erreicht, gemeint.
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Folglich
stellt die vorliegende Erfindung ein Assayverfahren, bei dem eine
Komponente wenigstens teilweise direkt oder indirekt an einen Festkörper, z.
B. einen optischen Wellenleiter, eine Elektrode oder einen piezoelektrischen
Kristall, gebunden wird, wobei der Assay für x-Proben, jede von bekannter Analytkonzentration
(Ca), durch Messen des Wertes eines Analyt-abhängigen Parameters
(Pz) kontinuierlich für jede Probe unabhängig, zu
einer Vielzahl von Zeiten (ty) nach dem
Beginn der Inkubation, kalibriert worden ist, dadurch gekennzeichnet,
dass das Verfahren die Schritte:
für einen Analyt unbekannter
Konzentration (Cb) das Messen auf eine direkte
und kontinuierliche Art und Weise von n unabhängigen Werten eines Analyt-abhängigen Parameters
(Pd), der mit der Komponente assoziiert
ist, jeweils zur Zeit te nach dem Beginn
der Inkubation, und
das Manipulieren des genannten gemessenen
Analyt-abhängigen
Parameters um quantitativ eine unbekannte Probe zu bestimmen durch
das Kombinieren der Daten (Pd, te) mit den Kalibrierungsdaten (Pz,
ty, Ca) um die unbekannte
Analytdosis (Cb) zur Zeit te zu
berechnen,
wobei die Ergebnisse der Bestimmung kontinuierlich
verfolgt werden, umfasst, bereit.
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Die
Erfindung stellt außerdem
ein Assayverfahren, bei dem eine Komponente wenigstens teilweise
direkt oder indirekt an einen Festkörper, z. B. einen optischen
Wellenleiter, eine Elektrode oder einen piezoelektrischen Kristall,
gebunden wird, dadurch gekennzeichnet, dass ein Analyt-abhängiger Parameter,
assoziiert mit der Komponente, auf eine direkte und kontinuierliche
Art und Weise gemessen wird, und dass genannter gemessener Analyt-abhängiger Parameter
manipuliert wird um quantitativ eine unbekannte Probe zu bestimmen,
und dass die Ergebnisse der Bestimmung kontinuierlich verfolgt werden,
wobei das Verfahren die folgenden Schritte umfasst:
- (a) Kalibrieren des Assaysystems für x Proben, jede von bekannter
Analytkonzentration (Ca), durch Messen des
Wertes eines Analyt-abhängigen
Parameters (Pz) kontinuierlich für jede Probe
unabhängig
zu einer Vielzahl von Zeiten (ty) nach dem
Beginn der Inkubation,
- (b) für
einen Analyt unbekannter Konzentration (Cb)
kontinuierliches Messen n unabhängiger
Werte eines Analyt-abhängigen
Parameters (Pd) jeweils zur Zeit (te) nach dem Beginn der Inkubation,
- (c) Kombinieren der Daten (Pd, te) aus Schritt (b) mit den Kalibrierungsdaten
(Pz, ty, Ca) aus Schritt (a) um die unbekannte Analytdosis
(Cb) zur Zeit te zu
berechnen, bereit.
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In
einer Ausführungsform
ist der Analyt-abhängige
Parameter ein Analyt-abhängiger
optischer Parameter (d. h. eine messbare optische Eigenschaft oder
ein messbarer optischer Effekt), aber Parameter, die elektrochemische
oder piezoelektrische Eigenschaften/Effekte betreffen, können verwendet
werden.
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Der
oben genannte Analyt-abhängige
Parameter kann in geeigneter Weise irgendein Parameter sein, der
mit der Wechselwirkung zwischen angewandter Strahlung und der relevanten
gebundenen Assaykomponente assoziiert ist, und schließt ein,
ist aber nicht limitiert auf, lichtabsorbierende, Streuungs-, Fluoreszenzemissions-,
Phosphoreszenzemissions-, Lumineszenzemissions- (einschließlich Chemilumineszenz,
Biolumineszenz und Elektrochemolumineszenz) oder Farbemissionseigenschaften.
Der Ausdruck ist außerdem
dafür bestimmt,
die messbaren Effekte zu umfassen, die die gebundene Komponente
beispielsweise auf den Brechungsindex oder die Transmissionsfähigkeit
der optischen Oberfläche,
auf die gesamte interne Reflektion oder Oberflächenplasmonresonanz (SPR, "surface plasmon resonance") innerhalb des festen
optischen Körpers,
oder Wechselwirkungen mit evaneszenten Wellen auf der Oberfläche des
Körpers
haben kann. Geräte und
Verfahren zum Messen derartiger Analyt-abhängiger optischer Parameter
oder Manipulieren der oben genannten Effekte sind im Fachgebiet
bekannt.
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Die
Erfindung erstreckt sich außerdem
auf die Verwendung von nicht-optischen Geräten, wie z. B. elektrochemischen
und anderen Sensorgeräten
(z. B. piezoelektrische Kristalle).
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Wie
hierin verwendet, ist der Ausdruck "Festkörper" dafür
bestimmt, sich geeigneterweise auf irgendeine der bekannten Oberflächen, an
die brauchbar Ligand und/oder spezifische Bindungspartnerkomponent(en)
gebunden werden können,
z. B. in der Form eines elektrochemischen, optischen, piezoelektrischen oder
faseroptischen Biosensors, wie in US-A-5356780 beschrieben, oder
einer optischen Struktur, fähig,
einen SPR-Effekt (z. B. ein Beugungsgitter) aufzuweisen, oder eines
transparenten optischen Körpers
(z. B. ein Prisma, ein Blatt oder eine Faser, die als ein Wellenleiter,
wie in EP-A-170376 (Unilever) beschrieben, wirken), der in EP-A-171148 (Unilever)
und WO-A-95/24632 (Applied Research Systems) beschriebenen Art,
zu beziehen. In elektrochemischen Assaygeräten, wo der Festkörper eine
Elektrode ist, ist es bekannt, Komponenten, die an mangetische Perlen
gebunden sind, oder Partikel, die von einem magnetischen Feld, das
bei der Elektrode erzeugt wird, angezogen werden können, zu
verwenden. Diese Geräte
sind auch in dem erfindungsgemäßen Verfahren
verwendbar und sind beispielsweise in EP-A-170446 (Serono Diagnostics
Limited) beschrieben.
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung kann der Festkörper
mit einem spezifischen Bindungspartner für den interessierenden Analyt
beschichtet werden. Spezifische Bindungspartner können auf
die Oberfläche des
Festkörpers
durch bekannte Verfahren, beispielsweise wie in EP-A-171148 beschrieben,
aufgetragen werden.
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Die
Erfindung ist insbesondere geeignet für Assayverfahren, während deren
Verlauf eine Komponente, die als eine Markierung fungiert und optisch
messbare Eigenschaften, wie z. B. lichtabsorbierende, lichtdurchlassende,
lichtstreuende, fluoreszente, phosphoreszente, lumineszente oder
Farbeigenschaften aufweist, wenigstens teilweise (direkt oder indirekt)
an die Oberfläche
eines transparenten Festkörpers
(z. B. einen optischen Wellenleiter), insbesondere Verfahren der
Art, wie beispielsweise in EP-A-170376 und EP-A-171148 beschrieben,
gebunden wird.
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In
Ausführungsformen
der Erfindung, die indirekte Assaytechniken betreffen, kann das
Binden der Markierungen, direkt oder indirekt, zu einem oder einem
anderen des Liganden oder dessen spezifischen Bindungspartners durch
dem Fachmann gut bekannte Verfahren durchgeführt werden. Die Identität derartiger Markierungen
ist dem Fachmann ebenso gut bekannt und schließt jene, die oben erwähnt wurden,
ein.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist, in bestimmten Ausführungsformen,
zur Verwendung bei spezifischen Bindungsassayverfahren in chemischen,
biochemischen oder klinischen Testverfahren, insbesondere bei Immunoassayverfahren,
vorgesehen. Beispiele derartiger Verfahren sind inter alia in EP-A-0171148, WO-A-92/09892,
WO-A-93/25892 und WO-A-93/25908
beschrieben.
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Das
vorliegende Verfahren ist außerdem
auf eine große
Vielfalt von Vorrichtungen anwendbar, vorausgesetzt, dass diese
von einer Art sind, die von einer an einen Festkörper gebundenen Komponente
Gebrauch machen, einschließlich
beispielsweise "dip-stick"- oder Testreifensensoren,
Vorrichtungen, die eine "Probendurchfluss"-Konfiguration verwenden,
oder Vorrichtungen, die Probenaufnahmen verwenden. Probenaufnahmevorrichtungen
sind zum Durchführen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
bevorzugt, wobei eine mehr bevorzugte Vorrichtung eine Kapillarfüllvorrichtung,
besonders eine Fluoreszenz-Kapillarvorrichtung, beispielsweise die
in EP-A-171148, WO-A-90/14590 oder in der internationalen Patentanmeldung
Nr. PCT/GB95/02236 (Applied Research Systems ARS Holding NV) beschriebene
Vorrichtung, ist. Derartige Kapillarfüllvorrichtungen können einzeln
oder in einem geeigneten Halter, wie in WO-A-90/1830 beschrieben
ist, verwendet werden.
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Beim
Durchführen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
um eine unbekannte Probe zu bestimmen, ist es zuerst notwendig,
das Instrument unter Verwendung eines Satzes von Lösungen,
die bekannte Konzentrationen des Analyts enthalten, zu kalibrieren
(d. h. Schritt (a), wie im Vorangegangenen definiert). Das an diesen Schritt
angepasste Protokoll kann bequem von dem Bediener ausgewählt werden
und soll in keinerlei Hinsicht den Rahmen der Erfindung einschränken. Derartige
vom Bediener bestimmte Variablen schließen die Zahl von Standards
(oben als x bezeichnet), die typischerweise 3 oder mehr sein könnte, die
Zahl von Vorrichtungen, die Zahl von Ablesungen, das Zeitintervall
zwischen Ablesungen und die Gesamtdauer, über die die Kalibrierung durchgeführt wird,
ein.
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Nach
Füllen
einer Vorrichtung mit einem bestimmten Standard, werden Messungen
des Analyt-abhängigen
Parameters (oben allgemeiner als Pz bezeichnet)
zu regelmäßigen Intervallen,
wie z. B. alle fünf
Sekunden, für
so lange, wie es angebracht ist, genommen. Dieses Vorgehen wird
wahlweise für
weitere Vorrichtungen wiederholt, was Antwortdaten bei jedem Zeitpunkt
(oben als ty bezeichnet) für alle Standardanalyte
ergibt. Für
jeden Zeitpunkt ty ist es deshalb möglich, eine
Standardkurve von Pz gegen Ca (angemessen
zur Zeit ty) zu erzeugen. In einer Ausführungsform
können
die (Pz, Ca) Daten
an eine Standardgleichung, wie z. B. eine logistische Gleichung
mit n-Parametern oder einen angebrachten Algorithmus, unter Verwendung
irgendeiner üblichen
Anpassungsmethode, wie z. B. einer Methode der kleinsten Quadrate,
angepasst werden.
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Im
Schritt (b) des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann der unbekannte Analyt-abhängige Parameter (oben
als Pd bezeichnet) zu irgendeinem Zeitpunkt
(oben als te bezeichnet), gemessen und zum
Bestimmen einer Konzentration durch Interpolation der Standardkurve
(Pz, Ca) für diesen
Zeitpunkt verwendet werden. Angebrachte Glättungssoftware kann verwendet
werden um die Genauigkeit der Bestimmung der Konzentration des Analyts
in der Probe zu verbessern. Typischerweise werden die in diesem
Schritt erhaltenen (te, Cb)
Daten manipuliert um ein Dosis-gegen-Zeit-Profil für die Probe
zu ergeben, wofür
ein Beispiel in 2 gegeben ist.
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Wie
zuvor betont worden ist, ist das erfindungsgemäße Verfahren ein kinetisches
Verfahren, und in Schritt (b) ist das Intervall zwischen Ablesungen
Bediener-bestimmt und typischerweise in der Größenordnung von weniger als
60 s, besonders weniger als 30 s, insbesondere weniger als 10 s
und speziell 5 s oder weniger.
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In
der Praxis stellt man sich vor, dass die Kalibrierungsdaten aus
Schritt (a) des erfindungsgemäßen Verfahrens
von einem Hersteller für
jede Charge von Reagentien erstellt und als eine Reihe von kinetischen Standardkurven
präsentiert
werden können.
Diese Kurven würden
dann an den Kunden über
geeignete Mittel zum Speichern maschinenesbarer, codierter Daten,
wie z. B. Software-Strichcodes oder Magnetstreifen, für jede Charge
von Reagentien geliefert werden. Folglich würde beispielsweise das geeignete
Instrument beim Laufenlassen unbekannter Proben die Kalibrierungskurven
in seiner Software tragen und sie als "Nachschlagetabellen" verwenden um die Dosis des Analyts
in der im Test befindlichen Probe zu berechnen.
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Folglich
stellt die vorliegende Erfindung in einem weiteren Aspekt ein Verfahren
zum Kalibrieren eines Assaysystems bereit, das Schritt (a), wie
vorangehend definiert, und nachfolgendes Anpassen der (Pz, Ca) Daten an eine
Standardgleichung (angemessen für
Zeit ty) umfasst, wobei das Verfahren ferner
den Schritt des Speicherns der Kalibrierungsdaten auf einem Mittel
zum Speichern maschinenlesbarer, codierter Daten umfasst. Ein Kit,
der eine Assayvorrichtung zusammen mit Mitteln zum Speichern maschinenlesbarer,
codierter Daten umfasst, der Kalibrierungsdaten Pz,
ty, Ca, wie vorangehend
definiert, enthält,
und der angepasst ist, mit Ablesemitteln zum Zwecke des quantitativen
Bestimmens eines unbekannten Analyts angepasst ist, bildet einen
weiteren Aspekt der Erfindung.
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Ein
Technologiegebiet, das sich in den letzten Jahren signifikantem
Fortschritt unterzogen hat, sind die sogenannten "point-of-care"-Assaysysteme. Diese
sind auf sehr genaue, sensitive und schnelle Assayverfahren angewiesen
um die Durchführung
erfolgreichen Testens nahe am Patienten zu ermöglichen. Eindeutig deshalb
bietet sich die vorliegende Erfindung mit den vorangehend erwähnten Vorteilen
einer derartigen Technologie an.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist insbesondere auf Assays von Antigenen oder Antikörpern, d.
h. auf Immunoassays, anwendbar, und in einer Ausführungsform
der Erfindung ist der im Assay befindliche Ligand ein Antigen, und
der spezifische Bindungspartner umfasst einen Antikörper gegen
das Antigen. Jedoch ist, wie oben erwähnt, die Erfindung nicht als
limitiert auf Assays von Antikörpern
oder Antigenen anzunehmen. Beispiele von Liganden, die durch das
verbesserte erfindungsgemäße Assayverfahren
untersucht werden können,
sind unten in Tabelle 1, in jedem Fall zusammen mit einer Angabe
eines geeigneten spezifischen Bindungspartners, aufgeführt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
hat sehr breite Anwendbarkeit, kann aber insbesondere in Assays für: Hormone,
einschließlich
Peptidhormone (z. B. Thyroid-stimulierendes Hormon (TSH), luteinisierendes Hormon
(LH), menschliches Chorionzottengonadotrophin (hCG), Follikel-stimulierendes
Hormon (FSH), Insulin und Prolactin), oder Nicht-Peptidhormone (z.
B. Steroidhormone, wie z. B. Cortisol, Östradiol, Progesteron und Testosteron,
oder Thyroidhormone, wie z. B. Thoyroxin (T4) und Triiodthyronin),
Proteine (z. B. carcinoembrionisches Antigen (CEA) und Antikörper, Alphafetoprotein
(AFP) und Prostata-spezifisches Antigen (PSA)), Arzneimittel (z.
B. Digoxin, Missbrauchsarzneimittel), Zucker, Toxine, Vitamine,
Viren, wie z. B. Influenza-, Para-Influenza-, Adeno-, Hepatitis-,
respiratorische und AIDS-Viren, Virus-ähnliche
Partikel oder Mikroorganismen, verwendet werden.
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Es
wird selbstverständlich
sein, dass der hierin verwendete Ausdruck "Antikörper" innerhalb seines Bereichs einschließt:
- (a) Beliebige der verschiedenen Klassen oder
Subklassen von Immunglobulin, z. B. IgG, IgA, IgM oder IgE, das
aus irgendeinem der üblicherweise
verwendeten Tiere, z. B. Schafen, Kaninchen, Ziegen oder Mäusen, stammt,
- (b) monoklonale Antikörper,
- (c) intakte Moleküle
oder "Fragmente" von monoklonalen
oder polyklonalen Antikörpern,
wobei die Fragmente jene, die die Bindungsregion des Antikörpers, d.
h. Fragmente frei von dem Fc-Anteil (z. B. Fab, Fab', F(ab')2)
enthalten, die sogenannten "Halbmolekül"-Fragmente, erhalten durch reduktive
Spaltung der Disulfidbrücken,
die die Komponenten der schweren Kette im intakten Antikörper verbinden,
oder Fragmente, erhalten durch synthetische Verfahren, sind,
- (d) durch rekombinante DNA-Techniken hergestellte oder modifizierte
Antikörper,
einschließlich "humanisierte Antikörper".
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Das
Verfahren zur Herstellung von Antikörperfragmenten ist im Fachgebiet
gut bekannt und wird hierin nicht beschrieben werden.
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Der
Ausdruck "Antigen", wie hierin verwendet,
wird verständlicherweise
sowohl dauerhaft antigene Arten (beispielsweise Proteine, Peptide,
Bakterien, bakterielle Fragmente, Zellen, Zellfragmente und Viren),
als auch Haptene, die unter geeigneten Bedingungen antigen gemacht
werden können,
einschließen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist für
den normalen Bereich an Probenarten, z. B. Urin, auf Serum basierende
und Gesamtblutproben, Lebensmittelproben, wie z. B. Wasserproben
und Milchproben, und auf den bekannten Bereich von Verfahrensarten,
beispielsweise Kompetitions- oder Sandwichassays, einschließlich inter
alia direkten Antigenassays, kompetitiven Antigenassays, direkten
Antikörperassays,
Sandwichantikörperassays,
verknüpften
Antikörperassays,
kompetitiven Antikörperassays
und dergleichen, anwendbar.
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Die
detaillierte Präparation
der Assayvorrichtungen innerhalb des Rahmens des erfindungsgemäßen Verfahrens
und die zum Sammeln der Daten verwendeten Assayabläufe sind
dem Fachmann gut bekannt.
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Die
Erfindung wird nun in einer nicht-limitierenden Art durch die folgenden
Beispiele veranschaulicht werden.
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BEISPIELE
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Beispiel A
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1. Herstellung der Ausgangsmaterialien:
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1.1 Herstellen Antikörper-beschichteter
optischer Wellenleiter:
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Monoklonale
Anti-PSA-Antikörper
wurden von Serono Diagnostics S A, Coinsins, Schweiz, bereitgestellt.
Eine Scheibe Permablockglas (Pilkington Glass Ltd., St. Helens,
UK) mit einer Dicke von ungefähr
1 mm wurde mit Detergens (z. B. Tween 20) in ultrareinem Wasser
mit Ultraschallbehandlung gereinigt. Die Glasoberfläche wurde
durch Inkubieren in einer 2%igen Lösung von Aminopropyltrimethoxysilan
in Wasser (pH 3–4) zwei
Stunden lang bei 75°C
aktiviert. Nach Spülen
in Wasser wurde die Glasscheibe bei 115°C wenigstens vier Stunden lang
getrocknet. Das Glas wurde dann 60 Minuten in einer 2,5%igen Lösung von
Glutaraldehyd in einem 0,05-molaren Phosphatpuffer (pH 7) inkubiert
und dann gründlich
mit destilliertem Wasser gewaschen. Anti-PSA-Antikörper wurden
auf das Glas gemustert durch das diskrete Dosieren einer 1%igen
Lösung
des Antikörpers
in Phosphatpuffer (pH 7) auf das Glas und 2- bis 4-stündiges Inkubieren
desselben, wonach die Glasscheibe mit Pufferlösung gewaschen wurde. Ungewolltes
adsorbiertes Protein wurde durch Einweichen mit 6 M Harnstofflösung auf
eine bekannte Art und Weise entfernt. Schließlich wurde eine Schicht aus
Saccharose/Lactose über
der Oberfläche
der Glasscheibe durch Auftragen durch Schleuderbeschichtung ("spin coating") gebildet. Dies
bildete Platte 4 der FCFD-Testvorrichtung.
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1.2 Herstellung von an
Allophycocyanin (APC) konjugiertes PSA
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Ein
zweiter monoklonaler Anti-PSA-Antikörper, der ein zu dem oben in
1.1 verwendeten Epitop verschiedenes Epitop auf dem PSA-Molekül erkennt,
wurde an Allophycocyanin (λex
= 650 nm, λem
= 660 nm) von Molecular Probes, Inc., Eugene, Oregon, USA, konjugiert
und wurde wie geliefert verwendet.
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1.3 Mikrodosierung der
spezifischen Reagentien über
eine diskrete Zone des Anti-PSA-Antikörpers
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Eine
undurchsichtige Beschichtung wurde durch Siebdruck auf eine saubere
Scheibe Permablockglas, wie in GB 8911462.3 beschrieben, aufgedruckt
("screen printed"). Die Messzone der
Vorrichtung wurde durch Mikrodosieren einer Schicht aus Anti-PSA/Allophycocyanin-Antikörperkonjugat
in Puffer, enthaltend Polyvinylalkohol, in einem Gebiet von 3 × 7 mm auf
das Glas über
der Zone hergestellt. Nachdem das Konjugat luftgetrocknet war, wurde
eine Schicht Polyvinylalkohol (4% in Puffer) über dem Konjugat mikrodosiert. Schließlich wurde
die gesamte Glasscheibe in eine Schicht aus Saccharose/Lactose durch
Sprühbeschichten eingehüllt. Diese
bildete Platte 2 der FCFD-Testvorrichtung.
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1.4 Herstellung von FCFD-Testvorrichtungen
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FCFD-Testvorrichtungen,
wie sie z. B. in EP-A-0171148 beschrieben worden sind, wurden durch
Siebdrucken ("screen
printing") von Klebspuren
eines Ultraviolett-härtenden
Klebers (UVS 91, Norland Inc., USA), die Glasmikrokügelchen
von 100 μm
Durchmesser enthielten (Jencons Ltd., UK) auf den aus 1.1 oberhalb
resultierenden Wellenleiter, in einem Muster, das die langen Ränder der
Kapillarzellvorrichtung definiert, hergestellt. Eine Glasscheibe,
wie in 1.3 oben definiert, wurde dann über dem Wellenleiter plaziert
und ein Vakuum an dem Laminat angelegt. Aufgrund des Vakuums wurde
bewirkt, dass die obere Glasscheibe auf den Kleber herunterdrückte, wobei
die Glasmikrokügelchen
einen Spalt von 100 μm
zwischen den Glasscheiben definierten. Das Laminat wurde dann einer
Ultraviolett-Lichtquelle ausgesetzt um den Kleber zu härten. Schließlich wurde
die Laminatscheibe in individuelle Testvorrichtungen, wie in EP-A-0171148
beschrieben, gebrochen.
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1.5 Apparat, verwendet
bei der Messung des PSA-Assays
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Ein
einfacher Fluorimetrie-Apparat, umfassend eine kontinuierliche Lichtquelle
(bereitgestellt durch lichtemittierende Dioden, die Licht mit einer
geeigneten Wellenlänge
emittieren, um den Allophycocyaninfluorphor anzuregen und eine Photomultiplierröhre (PMT, "photomultiplier tube"). Licht, das aus
dem optischen Ende des FCFD hervortritt, wird gefiltert um Streu pumpenlicht
("stray pump light") zu entfernen, und
der diskrete Winkelbereich, erforderlich zum Ablesen der gebundenen
Fluoreszenz, wird durch Fokussieren des Lichts auf die PMT durch
eine Blende gemessen.
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2. Assayverfahren für PSA
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Signale,
Indikativ für
die Analytkonzentrationen, wurden von den FCFD-Vorrichtungen durch
das folgende Verfahren erhalten. Die Vorrichtung, die die zu untersuchende
Probe enthielt, wurde durch Licht, geeignet zum Stimulieren des
innerhalb der Prüfungsmittelanordnung
("test reagentry") enthaltenen Fluorphors,
flutbeleuchtet ("flood
illuminated"). Das
Eingangslicht ("input
light") ist kontinuierlich
und seine Intensität
zu jedem erforderlichen Messzeitpunkt wiederholbar.
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Beim
Abschätzen
der Konzentration einer unbekannten Probe ist es zuerst notwendig,
das Instrument unter Verwendung eines Satzes von Lösungen,
die bekannte Konzentrationen des Analyts enthalten, zu kalibrieren.
Für die
hier präsentierten
Daten wurden sieben Standardkonzentrationen verwendet, wobei jede
Konzentration in Duplikatvorrichtungen laufen gelassen wurde. Nach
Füllen
einer Vorrichtung mit einer bestimmten Standardkonzentration wurden
Messungen des Fluoreszenzlevels bei regelmäßigen Intervallen (alle 5 Sekunden
für die
präsentierten
Daten) genommen. Auf diese Art und Weise konnte die Reaktionskinetik,
wie in 1 demonstriert, verfolgt werden. Messungen wurden über eine
Dauer von 20 Minuten genommen. Nach Abschließen kinetischer Messungen auf
allen Vorrichtungen, waren Daten (zu allen Zeitpunkten) hinsichtlich
der Antwort auf alle jeweiligen Standardanalytkonzentrationen verfügbar. Deshalb
war es möglich,
eine "Standardkurve" entsprechend jedem
der Zeitpunkte zu erstellen. Im Fall der vorliegenden Daten war
die verwendete Standardgleichung eine Logistik mit vier Parametern,
die durch eine konventionelle Methode der kleinsten Quadrate angepasst
worden war.
-
Nachfolgend
auf dieses Kalibrierungsverfahren wurden Proben unbekannter Konzentration
im selben Kinetikmodus laufen gelassen. Der Fluoreszenzlevel bei
jedem Zeitpunkt wurde aus der zugehörigen Standardkurve interpoliert,
was ermöglichte,
dass ein Konzentrationslevel festgestellt wurde. Die Ergebnisse
der Abhängigkeit
der gemessenen Dosis von der Assayzeit, interpoliert aus der relevanten
Standardkurve, sind in 2 gezeigt.