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Die vorliegende Anmeldung bezieht
sich auf die laufende Anmeldung mit der US-Seriennummer 08/224.982,
eingereicht am 7. April 1994, und mit der Seriennummer 08/410.452,
eingereicht am 24. März 1995,
deren gesamten Offenbarungen hierin durch Verweis aufgenommen sind,
und beansprucht die daraus gemäß 35 USC § 120 erwachsenden
Vorteile.
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Hintergrund
der Erfindung Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Erhöhung
der Wachstumsraten von Humanpatienten, die am partiellen Wachstumshormon-Unempfindlichkeitssyndrom
leiden.
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Beschreibung
des Hintergrunds und des verwandten Standes der Technik
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Die meisten Kinder mit auffallend
kleinem Körperwuchs
besitzen keine klassische Wachstumshormon- (GH-) Defizienz, wie
sie durch die GH-Reaktion auf provokative Stimuli definiert ist.
Sobald die Ursachen der Kleinwüchsigkeit
ausgeschlossen sind, wird der Krankheitszustand dieser Patienten
mit verschiedenen Termini bezeichnet, z. B. mit familienbedingter
Kleinwüchsigkeit,
konstitutioneller Wachstumsverzögerung
oder „idiopatischer" Kleinwüchsigkeit
(ISS). Einige dieser Kinder können
möglicherweise
ihr volles genetisches Potenzial in Bezug auf die Körpergröße nicht
erreichen, doch es wurde bislang nicht über Ergebnisse von umfangreichen
Langzeitstudien berichtet. Da es zahlreiche Faktoren gibt, die zum
normalen Wachstum und zu normaler Entwicklung beitragen, ist es
wahrscheinlich, dass Patienten mit ISS in Hinblick auf ihre Ätiologie
der Kleinwüchsigkeit
heterogen sind. Obwohl sie nicht als klassisch GH-defizient eingestuft
werden, sprechen die meisten Kinder mit ISS auf die Behandlung mit
GH an, wenn auch nicht sehr gut.
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Viele Forscher untersuchten die Störungen der
spontanen GH-Sekretion in dieser Patientenpopulation. Eine Hypothese
besagt, dass einige dieser Patienten eine inadäquate Sekretion von endogenem
GH unter physiologischen Bedingungen aufweisen, aber einen Anstieg
des GH-Spiegels als Reaktion auf pharmakologische Reize verzeichnen
(wie in traditionellen GH-Stimulationstests). Diese Störung wurde
als „neurosekretorische
GH-Dysfunktion" bezeichnet,
und die Diagnose beruht auf dem Vorliegen eines abnormalen GH-Musters,
das sich nach dem Ziehen zahlreicher Serumproben über längere Zeit
ergibt. Zahlreiche Forscher berichteten über Ergebnisse solcher Studien
und stellten fest, dass diese Anomalie nur gelegentlich vorliegt.
Andere Forscher postulierten, dass diese Patienten „bioinaktives
GH" besitzen, wobei
dies jedoch noch nicht schlüssig bewiesen
werden konnte.
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Beim Klonieren des GH-Rezeptors (GHR)
wurde aufgezeigt, dass die wesentliche GH-Bindungsaktivität im Blut
auf ein Protein zurückzuführen ist,
das aus dem gleichen Gen stammt wie GHR und der extrazellulären Domäne des GHR
voller Länge
entspricht. Den meisten Patienten mit GH-Unempfindlichkeits- oder
Laron-Syndrom (GHIS) mangelt es an GHR-Bindungsaktivität, und sie
weisen keine oder eine nur sehr geringe GH-Bindungsprotein- (GHBP-)
Aktivität
im Blut auf. Solche Patienten weisen einen Durchschnittsgrößen-Standardabweichungs-Score
(SDS) von etwa –5
bis –6,
sie sind gegenüber
GH-Behandlung resistent, und sie besitzen erhöhte Serumkonzentrationen von
GH und niedrige Serumkonzentrationen von Insulin-ähnlichem Wachstumsfaktor
(IGF-I). Sie sprechen auf Behandlung mit IGF-I an. Bei Patienten
mit Defekten in der extrazellulären
Domäne
des GHR kann der Mangel an funktionellem GHBP im Blutstrom als Marker
für die
GH-Unempfindlichkeit dienen.
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Es existiert eine Untergruppe von
Patienten mit ISS mit wenig GHBP im Blut, die einen Durchschnittsgrößen SDS
aufweisen, der zwischen jenem von Patienten mit komplettem GHIS
(Laron-Syndrom) und normalen Kindern liegt, und die etwas – aber nicht
stark – auf
GH-Behandlung ansprechen. Diese Patientengruppe kann als eine bezeichnet
werden, die an partiellem GHIS leidet.
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Es ist ein Ziel der vorliegenden
Erfindung, eine Untergruppe von Patienten mit ISS zu identifizieren, die
partielles GHIS aufweisen und kein komplettes GHIS oder Laron-Syndrom
aufweisen.
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Ein weiteres Ziel ist die Behandlung
dieser identifizierten Untergruppe von Patienten, so dass sie schließlich eine
Körpergröße erreichen,
die ihrem genetischen Potenzial entspricht (bestimmt durch die „midparental" Zielgröße, d. h.
die Größe des Vaters
und der Mutter).
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Diese und andere Ziele sind für Fachleute
auf dem Gebiet offenkundig.
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WO 95/27495 beschreibt Verfahren
zur Behandlung von Humanpatienten mit partiellem GH-Unempfindlichkeitssyndrom,
aber nicht mit Laron-Syndrom, mit IGF-1 und/ oder GH. Bestimmte
Mutationen innerhalb der extrazellulären Domäne des GHR, die mit partiellem
GH-Unempfindlichkeitssyndrom verbunden sind, sind ebenfalls beschrieben.
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WO 91/18621 beschreibt die Verwendung
von GH und IGF-1 zur Steigerung des Wachstums eines Säugetiers,
welche Verwendung laut dieser Publikation der Verwendung von GH
oder IGF-1 alleine überlegen ist.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Demzufolge bietet in einem ersten
Aspekt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Steigerung der Wachstumsrate
eines Humanpatienten mit partiellem GHIS, umfassend die Verabreichung
einer wirksamen Menge an GH an den Patienten, wobei dieser eine
Körpergröße aufweist,
die weniger als etwa –2
Standardabweichungen unter dem normalen Wert für sein Alter und Geschlecht
liegt, einen Serumspiegel an hochaffinem GHBP besitzt, der zumindest
2 Standardabweichungen unter dem normalen Wert liegt, einen Serumspiegel
von IGF-I aufweist, der unter dem normalen mittleren Wert liegt,
und einen mittleren oder maximalen stimulierten Serumspiegel von
GH aufweist, der zumindest normal ist, wobei der Patient nicht an
Laron-Syndrom leidet. Vorzugsweise ist das GH rekombinantes Human-GH.
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In einem anderen Aspekt betrifft
die Erfindung ein Verfahren zur Erhöhung der Wachstumsrate eines Humanpatienten
mit partiellem GHIS, umfassend die Verabreichung einer wirksamen
Menge an IGF-I (vorzugsweise rekombinantes Human-IGF-I) an den Patienten,
wobei dieser eine Körpergröße aufweist,
die weniger als etwa –2
Standardabweichungen unter dem normalen Wert für sein Alter und Geschlecht
liegt, einen Serumspiegel an hochaffinem GHBP besitzt, der zumindest
2 Standardabweichungen unter dem normalen Wert liegt, einen Serumspiegel
von IGF-I aufweist, der unter dem normalen mittleren Wert liegt,
und einen mittleren oder maximalen stimulierten Serumspiegel von
GH aufweist, der zumindest normal ist, wobei der Patient nicht an
Laron-Syndrom leidet.
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In einem weiteren Aspekt betrifft
die Erfindung ein Verfahren zur Erhöhung der Wachstumsrate eines Humanpatienten
mit partiellem GHIS, umfassend die Verabreichung von Mengen an IGF-I
und GH an den Patienten, welche Mengen in Kombination wirkungsvoll
sind, wobei der Patient eine Körpergröße aufweist,
die weniger als etwa –2
Standardabweichungen unter dem normalen Wert für sein Alter und Geschlecht
liegt, einen Serumspiegel an hochaffinem GHBP besitzt, der zumindest
2 Standardabweichungen unter dem normalen Wert liegt, einen Serumspiegel
von IGF-I aufweist, der unter dem normalen mittleren Wert liegt,
und einen mittleren oder maximalen stimulierten Serumspiegel von
GH aufweist, der zumindest normal ist, wobei der Patient nicht an
Laron-Syndrom leidet.
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In einem weiteren Aspekt bietet die
Erfindung en Verfahren zur Erhöhung
der Wachstumsrate eines Humanpatienten mit partiellem GHIS; wobei
der Patient einen heterogenen (intrazellulären und/oder extrazellulären) GHR-Gendefekt
aufweist, umfassend die Verabreichung einer wirksamen Menge an GH
und/oder IGF-I an den Patienten. Vorzugsweise ist das GH rekombinantes
Human-GH und der IGF-I rekombinanter Human-IGF-I.
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In einem weiteren Aspekt bietet die
Erfindung ein Verfahren zur Erhöhung
der Wachstumsrate eines Humanpatienten mit partiellem GHIS, umfassend
das Detektieren, ob der Patient einen heterogenen (intrazellulären und/oder
extrazellulären)
GHR-Gendefekt besitzt, und – falls
dies zutrifft – die
Verabreichung einer wirksamen Menge an GH und/oder IGF-I an den
Patienten.
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Kurzbeschreibung
der Abbildungen
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1 zeigt
die Serum-GHBP-Konzentrationen in Kindern in der Genentech National
Cooperative Growth Study (NCGS), die GH-Defizienz (GHD), ISS und
Turner-Syndrom (TS) aufweisen, standardisiert nach Alter und Geschlecht
und als SDS ausgedrückt,
nach dem Alter zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Studie. Die schraffierte
Fläche
stellt den normalen Bereich (–2
SD bis +2 SD) für
jedes Geschlecht dar. Die durchgehende Linie zeigt das normale Mittel
für das
betreffende Alter und Geschlecht an. Gelegentlich überschneiden
einander Punkte für
zwei oder mehr Patienten und scheinen ein einziger Punkt zu sein.
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2 zeigt
die Wachstumsrate in cm/Jahr von an der NCGS teilnehmenden Patienten
mit ISS, die mit verschiedenen Dosen an durch tägliche Injektion verabreichtem
GH behandelt werden.
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3A veranschaulicht
die IGF-I-Konzentrationen, standardisiert nach Alter und Geschlecht
und ausgedrückt
als SDS, nach GHBP SDS (Mittelwert ± SD). 3B zeigt die mittleren 12-Stunden-GH-Konzentrationen
aus Proben, die über
Nacht alle 20 min 12 h lang gezogen wurden, je nach GHBP SDS (Mittelwert ± SD) für Patienten,
die an der in 2 dargestellten
Studie teilnahmen.
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4 zeigt
die Wachstumsrate (cm/Jahr) des ersten Jahrs nach GHBP SDS für Patienten,
die mit Human-GH (hGH) behandelt wurden und während des ersten Jahrs der
GH-Therapie präpubertär blieben
(n = 166). Die schraffierte Fläche
stellt den normalen Bereich für
GHBP dar (–2
SD bis +2 SD).
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5 ist
ein Graph der Wachstumsraten vor der Behandlung, während des
ersten Jahrs und während des
zweiten Jahrs für
Patienten, deren Daten in Tabelle VII und Beispiel III (siehe weiter
unten) veranschaulicht sind und die einen GHBP SDS von –2 (n =
14) (Quadrate) oder einen GHBP SDS > –2
(n = 29) (Kreise) besitzen.
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6A und 6B zeigen in Form von Balken
die Wachstumsraten vor der Behandlung (6A) und während des ersten Jahrs (6B) nach GHBP SDS für die in 5 gezeigten Patienten.
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7 stellt
den Wachstumsstatus dar, wie er anhand der Messung der GH-Sekretion
(z. B. stimulierte oder endogene GH-Konzentration) im Vergleich
zur Messung der GH-Empfänglichkeit
(z. B. GHBP-Konzentration) vorhergesagt wird.
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8 zeigt
die DNA-Sequenzen (SEQ ID Nr. 1 und 2) und die vorhergesagten Aminosäuresequenzen (SEQ
ID Nr. 3 und 4) zweier GHR-Allele in ISS-Patient 4 (Exons 4–6). Die
Mutationen in Allelen 1 und 2 sind eingerahmt. Die vertikalen Balken
zeigt Exongrenzen in der cDNA-Sequenz an.
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9 veranschaulicht
de DNA-Sequenzen (SEQ ID Nr. 5 und 6) und die vorhergesagten Aminosäuresequenzen
(SEQ ID Nr. 7 und 8) von zwei GHR-Allelen in ISS-Patient 2 (Exon 5). Die Mutation in
Allel 2 ist eingerahmt.
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10 zeigt
die DNA-Sequenzen (SEQ ID Nr. 9 und 10) und die vorhergesagten Aminosäuresequenzen
(SE ID Nr. 11 und 12) zweier Allele in ISS-Patient 1 (Exon 7). Die
Mutation in Allel 2 ist eingerahmt. Die Intronsequenz ist in Kleinbuchstaben
und die Exonsequenz in Großbuchstaben
dargestellt. Die vertikalen Balken geben Exongrenzen in der DNA-Sequenz
an.
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11 zeigt
die DNA-Sequenzen (SEQ ID NR. 13 und 14) und die vorhergesagten
Aminosäuresequenzen
(SEQ ID Nr. 15 und 16) zweier GHR-Allele in ISS-Patient 7 (Exon
7). Die Mutation in Allel 2 ist eingerahmt. Die Intronsequenz ist
in Kleinbuchstaben und die Exonsequenz in Großbuchstaben dargestellt. Die
vertikalen Balken geben Exongrenzen in der DNA-Sequenz an.
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12 bis 21 zeigen die Analyse des
GHF-Gens für
die hierin vorgestellten Patienten und die resultierende Vererbung
von den Eltern auf deren Nachkommen sowie die Wachstumsreaktionsdaten
für verschiedene
Patienten. Siehe nähere
Erläuterungen
weiter unten.
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22 ist
ein Sequenzier-Autoradiogramm der Exon/Intron-Verbindungsstelle
von Exon 8 des GHR, aus der die Sequenz de rWildform und die Mutantensequenz
von Patient 1 ersichtlich ist. Patient 1 ist homozygot für eine G-nach-C-Transversion
innerhalb von Codon 274, wodurch ein AGG (Thr) Codon anstelle eines AGG
(Arg) Codon entsteht.
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23 ist
eine Restriktionsenzym-Kartierung von PCR-amplifizierter DNA aus
den Familienmitgliedern.
- (a) Ein 199 bp-Fragment
mit Exon 8 wurde aus der genomischen DNA der betroffenen Patienten
1 und 2, der Mutter (M) und des Vaters (F) von Patient 1 sowie eines
Vergleichsprobanden (WT) unter Einsatz der Oligonucleotidprimer
8a und 8b amplifiziert. Die Mutation erzeugt eine Maell-Stelle,
die zwei Fragmente mit einer Größe von 154
bzw. 54 produziert. Nach einstündigem
Verdau mit Maell wurden die DNA-Fragmente Polyacylamidgel-Elektrophorese
unterzogen. Die Eltern von Patient 1 lieferten ein gemischtes Verdauu muster,
das mit der Gegenwart von Allelen der Wildform und Allelmutanten übereinstimmte,
während
beide Patienten nur die Allelmutante aufwiesen und die Vergleichs-DNA
nur das Allel der Wildform aufwies. ND – nichtverdautes Fragment.
Mk = Größenmarker
- (b) Teil des Stammbaums der Familien von Patienten 1 und 2;
man erkennt die Vererbung der Allelmutante (bestimmt durch Sequenzieren
und Restriktionsverdau des durch PCR erzeugten Exon 8-Fragments).
Die Allelmutante wird als 154 und das normale Allel als 199 bezeichnet
(wie im Restriktionsenzym-Verdaumuster).
Die Daten über
den neugeborenen Bruder bzw. die neugeborene Schwester von Parient
1 sind nicht dargestellt, doch der Restriktionsverdau von Plazenta-DNA
zeigte ein mit einem heterozygoten Zustand übereinstimmendes Muster.
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24 veranschaulicht
de Wirkung der Mutation auf das Spleißen mit dem GHR.
- (a) Es erfolgte RT-PCR auf RNA, die aus EBV-transformierten
Lymphozyten von Patient 1 isoliert wurde, unter Einsatz des ineinandergeschachtelten
PCR-Technik (Sequenzen
der Primer P1–P5
sind aus Tabelle 2 ersichtlich). Die letzte Runde von PCR unter
Verwendung der Primer P5 und P6 amplifizierte wie erwartet ein 267
bp-Fragment im normal gespleißten
GHR (Spalten 1 und 2: normale Vergleichs-Lymphozyten bzw. Leber),
während
in Patient 1 (Spalte 3) nur ein 176 bp-Produkt erhalten wird (dies
stimmt mit dem Überspringen
des 91 bp-Exons 8 überein).
Mk = Größenmarker,
C = Wasservergleich).
- (b) Das direkte Sequenzieren dieser RT-PCR-Produkte bestätigte das Überspringen
von Exon 8 in Patient 1 – Exon
7 spleißt
direkt in Exon 9, während
im Vergleich normales Spleißen
von Exon 7 in Exon 8 stattfindet.
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Beschreibung bevorzugter
Ausführungsformen
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Definitionen
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Die anhand des Verfahrens der Erfindung
behandelte Patientenpopulation schließt Patienten mit „Laron-Syndrom" aus, die in der
Literatur und hierin als Patienten mit einem vollständigen Mangel
an GHR-Funktion oder komplettem GHIS bezeichnet werden. Diese Patienten
erreichen im Erwachsenenalter eine Körpergröße von 110– 130 cm. Weitere häufig anzutreffende
Symptome sind ihr kleines Gesicht und Kiefer, ihre eingedrückte Nasenbrücke, ihre
vorstehende Stirn, ihre Fettleibigkeit, ihre hohe Stimme und Hypoglykämie in früher Kindheit.
Biochemisch sind diese Patienten dadurch gekennzeichnt, dass sie
erhöhte
GH-Serumkonzentrationen, aber niedrige IGF-I-Serumkonzentrationen
besitzen.
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„Erhöhung der Wachstumsrate eines
Humanpatienten" bezieht
sich hierin nicht nur auf eine Situation, in der der Patient zumindest
die gleiche Endgröße erreicht
wie mit GH behandelte GH-defiziente Patienten (d. h. Patienten mit
diagnostiziertem GHD), sondern auch auf eine Situation, in der der
Patient mit gleicher Wachstumsrate wie mit GH behandelte Patienten
mit GH-Defizienz in Bezug auf seine Körpergröße aufholt oder im Erwachsenenalter
eine Größe erreicht,
die innerhalb des Zielgrößenbereichs
liegt, d. h. eine Endgröße erreicht,
die seinem genetischen Potenzial (bestimmt durch die „midparental" Zielgröße, d. h.
den Durchschnitt der Körpergröße der Mutter
und des Vaters) entspricht.
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„Partielles GH-Unempfindlichkeitssyndrom" oder „partielles
GHIS" bezieht sich
auf ein Syndrom, bei dem der Patient auf die gleiche GH-Dosis anspricht
wie sie an GH-defiziente
Patienten verabreicht wird, aber nicht gut darauf anspricht. Dieses
Syndrom ist ferner dadurch gekennzeichnet, dass der Patient eine
Körpergröße aufweist,
die weniger als etwa –2
Standardabweichungen unter dem Normalwert für sein Alter und Geschlecht,
vorzugsweise im Bereich von weniger als etwa –2 bis etwa –4 Standardabweichungen
unter dem Normalwert für
sein Alter und Geschlecht, liegt, einen Serumspiegel von hochaffinem
GHBP aufweist, der zumindest 2 Standardabweichungen, typischerweise
2–4 Standardabweichungen,
unter dem Normalwert für Menschen
liegt, einen Serumspiegel von IGF-I aufweist, der unter dem normalen
Mittelwert für
Menschen liegt, und einen mittleren oder maximalen stimulierten
Serumspiegel von GH aufweist, der zumindest normal für Menschen
ist. Mittlere Serumspiegel beziehen sich auf den Durchschnitt der
im Patienten gemessenen Werte.
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„Nicht-GH-defiziente Kleinwüchsigkeit" bezieht sich hierin
auf einen Patienten, der einen Körpergrößen-SDS
von etwa = 2 SD unter dem Normalwert für sein Alter und Geschlecht
und keine klassische GHD aufweist (definiert auf der Basis der sekretierten
Mengen an GH unter einem minimalen Schwellenwert).
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„Wachstumshormon" oder „GH" bezieht sich hierin
auf Wachstumshormon in Form nativer Sequenz oder in Variantenform,
das aus jeder beliebigen Quelle (natürlich, synthetisch oder rekombinant)
stammt. Beispiele sind hGH, das natürliches oder rekombinantes
GH mit der nativen Humansequenz ist (Somatotropin oder Somatro pin),
und rekombinantes GH (rGH), das sich auf jedes GH oder jede GH-Variante
bezieht, das/die mittels DNA-Rekombinationstechnologie produziert
wird, z. B. Somatrem, Somatotropin und Somatropin. Für die Verwendung
mit dem Menschen ist hierin rekombinante native Humansequenz, reifes
GH mit oder ohne ein Methionin an seinem N-Terminus, vorzuziehen.
Noch bevorzugter ist Methionyl-hGH (met-hGH), das in E. coli produziert
wird, z. B. durch das in US-Patent 4.755.465, veröffentlicht
am 5. Juli 1988, und von Goeddel et al., Nature 282, 544 (1979)
geoffenbarte Verfahren. Met-hGH, das unter dem Markennamen Protropin® von Genentech,
Inc. vertrieben wird, ist mit dem natürlichen Polypeptid identisch – mit Ausnahme
der Gegenwart eines N-terminalen Methioninrests. Diese zusätzliche
Aminosäure
ist das Ergebnis des bakteriellen Proteinsynthese-Prozesses. Ferner
vorzuziehen ist rekombinantes hGH, das von Genentech, Inc. unter
dem Markennamen Nutropin® vertrieben wird. Dieses
hGH besitzt diesen Methioninrest nicht, weist aber eine Aminosäuresequenz
auf, die mit jener des natürlichen
Hormons identisch ist. Siehe Gray et al., Biochemistry 2, 161 (1984). Sowohl
met-hGH als auch hGH besitzen gleiche Wirksamkeit und pharmakokinetische
Werte. Moore et al., Endocrinology 122, 2920– 2926 (1988). Ein weiterer
geeigneter hGH-Kandidat ist eine hGH-Variante, die eine Plazentaform
von GH mit reiner somatogener, aber ohne laktogene Aktivität ist (siehe
US-Patent 4.670.393 vom 2. Juni 1987). Hierin enthalten sind auch
GH-Varianten, die in WO 90/04788 vom 3. Mai 1990 und in WO 92/09690
vom 11. Juni 1992 beschrieben sind.
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„IGF-I" beschreibt hierin Insulin-ähnlichen
Wachstumsfaktor 1 aus jeder beliebigen Spezies, z. B. aus Rindern,
Schafen, Schweinen, Pferden, Vögeln
und vorzugsweise aus Menschen, in Form nativer Sequenz oder in Variantenform,
aus jeder beliebigen Quelle (natürlich,
synthetisch oder rekombinant). IGF-I wurde aus Humanserum isoliert
und rekombinant produziert. Siehe z. B.
EP 123.228 und 128.733.
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Bevorzugt hierin für die Verwendung
mit dem Menschen ist native Humansequenz, reifes IGF-1, noch bevorzugter
ohne N-terminales Methionin, hergestellt z. B. durch das Verfahren
aus
EP 230.869 , veröffentlicht am
5. August 1987;
EP 128.733 ,
veröffentlicht
am 19. Dezember 1984; oder
EP
288.451 , veröffentlicht
am 26. Oktober 1988. Noch bevorzugter wird dieser Nativsequenz-IGF-I
rekombinant produziert, stammt von Genentech, Inc., South San Francisco,
CA, USA und eignet sich für
klinische Untersuchungen.
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Die bevorzugten IGF-I-Varianten sind
in US-Patent 5.077.276 vom 31. Dezember 1991, in WO 87/01038 vom
26. Februar 1987 und in WO 89/05822 vom 29. Juni 1989 beschrieben,
d. h. jene, worin zumindest der Glutaminsäurerest an Position 3 im N-Terminus
des reifen Moleküls
fehlt, oder jene mit einer Deletion von bis zu fünf Aminosäuren am N-Terminus. In der
bevorzugtesten Variante sind die ersten drei Aminosäuren aus
dem N-Terminus deletiert (als Hirn-IGF, tIGF-I, des(1-3)-IGF-I oder
des-IGF-I bezeichnet).
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„Hochaffines" Wachstumshormon-Bindungsprotein
oder „hochaffines
GHBP" bezieht sich
hierin auf die extrazelluläre
Domäne
des GHR, die im Blut zirkuliert und in mehreren Spezies als GHBP
dient (Ymer und Herington, Mol. Cell. Encodrino. 41, 153 (1985);
Smith und Talamantes, Endocrinology 123, 1489–1494 (1988); Emtner und Roos,
Acta Endocrinologica (Copenh.) 122, 296–302 (1990)), z. B. beim Menschen.
Baumann et al., J. Clin. Endocrinol. Metab. (J. C. E. M.) 62, 134–141 (1986);
EP 366.710 , veröffentlicht
am 9. Mai 1990; Herington et al., J. Clin. Invest. 77, 1817– 1823 (1986);
Leung et al., Nature 330, 537–543
(1987). Ein zweites BP mit geringerer Affinität für GH wurde ebenfalls beschrieben,
wobei es mit dem GHR strukturell nicht verwandt zu sein scheint.
Baumann und Shaw, J. C. E. M. 70, 680–686 (1990). Es gibt verschiedene
Verfahren zur Messung von funktionellem GHBP in Serum, wobei das
bevorzugteste der Liganden-mediierte immunfunktionelle Assay (LIFA)
ist, der von Carlsson et al., J. C. E. M. 73, 1216 (1991) und in
US-Patent 5.210.017 erläutert
ist.
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Durchführungsarten
der Erfindung
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Die Subpopulation von Patienten,
die für
die Behandlung gemäß der vorliegenden
Erfindung ausgewählt
wurde, besteht aus den oben definierten Patienten mit partiellem
GHIS. Der Patient muss jedes der klinischen Symptome aufweisen,
die durch das hierin beanspruchte Verfahren behandelt werden können.
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GH und/oder IGF-I wird mittels eines
geeigneten Verfahrens direkt an den Patienten verabreicht, z. B. parenteral,
intranasal, intrapulmonal, oral oder durch Absorption durch die
Haut. Wenn sie gemeinsam verabreicht werden, müssen sie nicht auf gleichem
Wege verabreicht werden. Sie können
auch lokal oder systemisch zugeführt
werden. Beispiele für
die parenterale Verabreichung sind subkutane, intramuskuläre, intravenöse, intraarterielle
und intraperitoneale Verabreichung. Vorzugsweise werden sie durch
tägliche
subkutane Injektion verabreicht.
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Das in der Therapie zu verwendende
GH und/oder IGF-I wird gemäß der bewährten medizinischer Praxis
formuliert und dosiert, wobei insbesondere der klinische Zustand
des Patienten (vor allem die Nebenwirkungen der Behandlung mit GH
oder IGF-1 alleine), die Verabreichungsstelle der IGF-I- und GH-Zusammensetzung(en),
das Verabreichungsverfahren, der Verabreichungszeitplan und andere
Fachleuten bekannte Faktoren zu berücksichtigen sind. Die „wirksamen
Mengen" jeder Komponente
werden hierin durch dieser Überlegungen
bestimmt; es sind Mengen, die die Wachstumsraten der Patienten steigern.
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Wenn GH alleine verabreicht wird,
verwendet man vorzugsweise eine Dosis von mehr als etwa 0,2 mg/kg/Woche,
noch bevorzugter von mehr als etwa 0,25 mg/kg/ Woche, am bevorzugtesten
von etwa 0,3 mg/kg/Woche oder mehr. In einer Ausführungsform
reicht die GH-Dosis von etwa 0,3 bis 1,0 mg/kg/Woche, in einer anderen
von 0,35 bis 1,0 mg/kg/Woche. Vorzugsweise wird GH einmal täglich subkutan
verabreicht.
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Das GH wird günstigerweise kontinuierlich
oder nicht-kontinuierlich verabreicht, z. B. zu bestimmten Zeitpunkten
(z. B. einmal täglich),
in Form einer Injektion einer bestimmten Dosis, wobei ein Anstieg
der Plasma-GH-Konzentration zum Zeitpunkt der Injektion und dann
ein Abfall der Plasma-GH-Konzentration bis zur nächsten Injektion zu beobachten
ist. Ein weiteres nicht-kontinuierliches Verabreichungsverfahren
ergibt sich aus der Verwendung von PLGA-Mikrokügelchen und vieler Implantationsvorrichtungen,
die für
diskontinuierliche Freisetzung von Wirkstoff sorgen, z. B. für ein anfängliches
Aufplatzen und eine anschließende
zeitliche Verzögerung
bis zur Freisetzung des Wirkstoffs; siehe z. B. US-Patent 4.767.628,
Spalte 2, Zeilen 19–37.
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Das GH kann auch solcherart verabreicht
werden, dass es kontinuierlich im Blut vorhanden ist und dass diese
Gegenwart während
der Dauer der GH-Verabreichung aufrechterhalten wird. Dies erfolgt
am bevorzugtesten mittels Dauerinfusion, z. B. mittels Minipumpen
wie etwa osmotische Minipumpen. Alternativ dazu erfolgt dies durch
häufige
GH-Injektionen (d. h. mehr als einmal täglich, z. B. zwei- oder dreimal
täglich).
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In einer weiteren Ausführungsform
kann GH unter Verwendung von GH-Formulierungen mit Langzeitwirkung
verabreicht werden, die entweder die Clearance von GH aus dem Blut
verzögern
oder eine langsame Freisetzung von GH aus z. B. einer Injektionsstelle
bewirken. Die Formulierung mit Langzeitwirkung, die die GH-Plasma-Clearance verzögert, kann
in Form von GH vorliegen, das mit einem Makromolekül komplexiert oder
kovalent konjugiert ist (durch reversible oder irreversible Bindung);
Beispiele dafür
sind eines oder mehrere seiner Bindungsproteine (WO 92/08985, veröffentlicht
am 29. Mai 1992) oder ein wasserlösliches Polymer, ausgewählt aus
PEG und Polypropylenglykol-Homopolymeren und Polyoxyethylenpolyolen,
d. h. aus jenen, die in Wasser bei Raumtemperatur löslich sind.
Alternativ dazu kann das GH mit einem Polymer komplexiert oder daran
gebunden sein, um seine Halbwertszeit im Blutstrom zu verlängern. Beispiele
für Polyethylenpolyole
und Polyoxyethylenpolyole, die sich zu diesem Zweck eignen, sind
Polyoxyethylenglycerin, Polyethylenglykol, Polyoxyethylensorbit,
Polyoxyethylenglucose o.dgl. Das Glycerin-Rückgrat von Polyoxyethylenglycerin
ist das gleiche Rückgrat,
das z. B. in Tieren und Menschen in Mono-, Di- und Triglyceriden
vorkommt.
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Das Polymer muss kein bestimmtes
Molekulargewicht aufweisen, aber es ist vorzuziehen, dass das Molekulargewicht
zwischen etwa 3.500 und 100.000, noch bevorzugter zwischen 5.000
und 40.000, reicht. Vorzugsweise ist das PEG-Homopolymer unsubstituiert,
doch es kann auch an einem Ende mit einer Alkylgruppe substituiert
sein. Vorzugsweise ist die Alkylgruppe eine C1-C4-Alkylgruppe, am
bevorzugtesten eine Methylgruppe. Am bevorzugtesten ist das Polymer
ein unsubstituiertes Homopolymer von PEG, ein Monomethyl-substituiertes
Homopolymer von PEG (mPEG) oder Polyoxyethylenglycerin (POG) und
besitzt ein Molekulargewicht von etwa 5.000 bis 40.000.
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Das GH ist über einen oder mehrere der
Aminosäurereste
des GH kovalent an eine endständige
reaktive Gruppe auf dem Polymer gebunden; dies hängt hauptsächlich von den Reaktionsbedingungen,
dem Molekulargewicht des Polymers usw. ab. Das Polymer mit der bzw.
den reaktiven Gruppe(n) wird hierin als aktives Polymer bezeichnet.
Die reaktive Gruppe reagiert selektiv mit freien Amino- oder anderen
reaktiven Gruppen auf dem GH. Es ist jedoch zu beachten, dass die
Art und Menge der ausgewählten
reaktiven Gruppe sowie die Art des verwendeten Polymers zwecks Erreichung
optimaler Ergebnisse vom jeweils verwendeten GH abhängt, um
zu vermeiden, dass die reaktive Gruppe mit zu vielen besonders aktiven
Gruppen auf dem GH reagiert. Da man dies möglicherweise nicht vollständig vermeiden
kann, ist es zu empfehlen, dass im Allgemeinen je nach Proteinkonzentration
von etwa 0,1 bis 1.000 Mol, vorzugsweise von 2 bis 200 Mol, aktiviertes
Polymer pro Mol Protein verwendet wird. Die endgültige Menge an aktiviertem
Polymer pro Mol Protein ist ein Kompromiss – einerseits optimale Aktivität, andererseits
die Optimierung der Halbwertszeit des Proteins im Blutstrom.
-
Während
die Reste jede reaktive Aminosäure
auf dem Protein sein können,
z. B. ein oder zwei Cysteine auf der N-terminalen Aminosäuregruppe,
ist die reaktive Aminosäure
vorzugsweise Lysin, das mit der reaktiven Gruppe des aktivierten
Polymers über
seine freie ε-Aminogruppe
verbunden ist, oder Glutamin- oder Asparaginsäure, die mit dem Polymer über eine
Amidbindung verbunden ist.
-
Die kovalente Modifikationsreaktion
kann durch jedes zweckmäßige Verfahren
stattfinden, das im Allgemeinen durch Umsetzung biologisch aktiver
Materialien mit inerten Polymeren angewendet wird; es erfolgt vorzugsweise
bei einem pH-Wert von 5– 9,
noch bevorzugter bei einem pH-Wert von 7–9, wenn die reaktiven Gruppen
auf dem GH Lysingruppen sind. Im Allgemeinen umfasst das Verfahren
die Herstellung eines aktivierten Polymers (mit zumindest einer
endständigen
Hydroxylgruppe), die Herstellung eines aktiven Substrats aus diesem
Polymer und danach das Umsetzen des GH mit dem aktiven Substrat,
um das für
die Formulierung in Frage kommende GH zu erzeugen. Die obige Modifikationsreaktion
kann unter Anwendung mehrerer Verfahren durchgeführt werden, die einen oder
mehrere Schritte umfassen können.
Beispiele für
in Frage kommende Modifikatoren zur Bildung des aktivierten Polymers
in einer aus einem Schritt bestehenden Reaktion sind Cyanursäurechlorid
(2,4,6-Trichlor-S-triazin) und Cyanursäurefluorid.
-
In einer Ausführungsform findet die Modifikationsreaktion
in zwei Schritten statt, worin das Polymer zunächst mit einem Säureanhydrid
wie z. B. Bernsteinsäure-
oder Glutarsäureanhydrid
umgesetzt wird, um eine Carbonsäure
zu bilden, und die Carbonsäure
dann mit einer Verbindung umgesetzt wird, die zur Reaktion mit der
Carbonsäure
fähig ist,
um ein aktiviertes Polymer mit einer reaktiven Estergruppe zu bilden,
die zur Reaktion mit dem GH fähig
ist. Beispiele für
solche Verbindungen sind N-Hydroxysuccinimid, 4-Hydroxy-3-nitrobenzolsulfonsäure u. dgl.
vorzugsweise wird N-Hydroxysuccinimid oder 4-Hydroxy-3-nitrobenzolsulfonsäure verwendet.
Beispielsweise kann Monomethyl-substituiertes PEG bei erhöhten Temperaturen,
vorzugsweise bei etwa 100°C–110°C, vier Stunden
lang mit Glutarsäureanhydrid
umgesetzt werden. Die somit produzierte Monomethyl-PEG-Glutarsäure wird
dann mit N-Hydroxysuccinimid in der Gegenwart eines Carbodiimidreagens wie
z. B. Dicyclohexyl- oder
Isopropylcarbodiimid umgesetzt, um das aktivierte Polymer, Methoxypolyethylenglykolyl-N-succinimidylglutarat,
zu bilden, das dann mit dem GH umgesetzt werden kann. Dieses Verfahren
ist ausführlich
in Abuchowski et al., Cancer Biochem. Biophys. 7, 175–186 (1984)
beschrieben. In einem weiteren Beispiel kann das Monomethyl-substituierte
PEG mit Glutarsäureanhydrid
umgesetzt werden, gefolgt von der Reaktion mit 4-Hydroxy-3-nitrobenzolsulfonsäure (HNSA)
in Gegenwart von Dicyclohexylcarbodiimid, um das aktivierte Polymer
zu schaffen. HNSA wird von Bhatnagar et al., Peptides: Synthesis-Structure-Function,
Proceedings of the Seventh American Peptide Symposium, Rich et al.
(Hrsg.) (Pierce Chemical Co., Rockford, IL, USA, 1981), S. 97–100, und
Nitecki et al., High-Technology Route to Virus Vaccines (American
Society for Microbiology, 1986), Novel Agent for Coupling Synthetic
Peptides to Carriers and Its Applications.
-
Spezifische Verfahren zur Erzeugung
von an PEG konjugiertem GH sind z. B. die Verfahren von US-Patent
4.179.337 über
PEG-GH und von US-Patent 4.935.465, die PEG geoffenbart, das reversibel,
aber kovalent mit GH verbunden ist. Andere spezifische Verfahren
zur Erzeugung von PEG-GH sind die Folgenden:
PEGylierung mit
Methoxypolyethylenglykolaldehyd (Me-PEG-Aldehyd) durch reduktive
Alkylierung und Reinigung erfolgt durch Zugabe von GH in Phosphat-gepufferter
Salzlösung
(PBS), pH 7,0, 5 mM Me-PEG-Aldehyd-5000 (Molekulargewicht 5.000
Da) und 20 mM NaCNBH3 zu 2 mg/ml und vorsichtiges Vermischen bei Raumtemperatur über den
Zeitraum von 3 Stunden. Dann wird Ethanolamin 50 mM zugegeben, um
das verbleibende nicht umgesetzte Me-PEG reduktiv zu amidieren.
Das Gemisch wird auf einer Anionenaustausch-Säule, FPLC Mono Q, getrennt.
Das überschüssige nicht
umgesetzte Me-PEG bindet sich nicht an die Säule und kann dann vom Gemisch
abgetrennt werden. Zwei wichtige PEGylierte GH-Fraktionen werden
mit scheinbaren Molekulargewichten von 30 K und 40 K auf reduzierter
SDS-PAGE im Vergleich zu 20 K des nicht umgesetzten GH erhalten.
GH-GHBP-Komplex wird in gleicher Weise PEGyliert, um ein Derivat
von 150 K durch Gelfiltration zu liefern.
-
Die PEGylierung mit N-Hydroxysuccinimidyl-PEG
(NHS-PEG) und die Reinigung erfolgen durch Zugabe von NHS-PEG in
einem fünffachen
Molüberschuss
der Gesamt-Lysinkonzentration von GH zu einer Lösung, die 2 mg/ml GH in 50
mM Natriumboratpuffer, pH 8,5, oder PBS, pH 7, enthält, und
einstündiges
Mischen bei Raumtemperatur. Die Produkte werden auf einer Superose
12-Größenausschlusssäule und/oder
Mono Q von FPLC getrennt. Das PEGylierte GH variiert hinsichtlich
der Größe je nach
pH-Wert der Reaktion und reicht von etwa 300 K für den Reaktionslauf bei pH
8,5 bis zu 40 K für
pH 7,0 (gemessen durch Gelfiltration). Der GH-GHBP-Komplex wird in gleicher Weise
PEGyliert, wobei das resultierende Molekulargewicht von 400 bis 600
Kd (gemessen durch Gelfiltration) reicht.
-
Die PEGylierung der Cysteinmutanten
von GH mit PEG-Maleimid erfolgt durch Bildung einer einzelnen Cysteinmutante
von GH durch stellengerichtete Mutagenese, deren Sekretieren aus
einem E. coli 16C9-Stamm (W3110 ΔE15 Δ(argF-lac)169
deoC2, der das deoC-Protein nicht produziert) und Reinigen auf einer
Anionenaustausch-Säule.
-
Stamm 16C wurde genetisch konstruiert,
indem das deoC2-Allel von Stamm CGSC#6092 (Nr. 6092, erhältlich beim
E. coli Genetic Stock Center, New Haven, CN, USA; beschrieben von
Mark et al., Molec. Gen. Genet. 155, 145–152 (1977)) mit Genotyp trxA1
recA1 ilvE720::tn5 met E70 deoC2 lacZ53 rha5 malB45 rpsL151) in
einen als 7C1 bezeichneten stamm übertragen wurde.
-
Stamm 7C1 (mit dem Genotyp W3110 ΔtonA phoA ΔE15 Δ(argF-lac)169)
wurde in verschiedenen Schritten unter Anwendung von Techniken,
die Transduktionen mit Phage P1kc, abgeleitet aus P1 (J. Miller, Experiments
in Molecular Genetics (Cold Spring Harbor, NY, USA: Cold Spring
Harbor Laboratory, 1972)), beinhalteten, und unter Anwendung von
Transposon-Genetik (Kleckner et al., J. Mol. Biol. 116, 125– 159 (1977)) konstruiert.
E. coli K12 W3110, das ein K12-Stamm ist, der F-, λ– ist (die
Wildform ist F+ λ+)
(Bachmann, Bact. Rev. 36, 525–557
(1972)) wurde als Anfangswirt verwendet.
-
Zunächst wurde das tonA-Gen (fhuA)
(Kadner et al., J. Bact. 143, 256–264 (1980; Bachmann, Microbiol.
Rev. 47, 180–230
(1983)) durch Insertion und anschließende unpräzise Exzision eines Tn10-Transposons in
das tonA-Gen deletiert. Im ersten Schritt dieses Verfahrens wurde
E. coli W3110 mit λ::Tn10
transduziert, um einen Tn10 Hop-Pool von E. coli W3110 zu erzeugen
(Kleckner et al., J. Mol. Biol., s. o.).
-
Der E. coli W3110::Tn10 Hop Pool
wurde in L-Brühe
bei 37°C
bis zu einer Zelldichte von etwa 1 × 109/ml
gezüchtet.
Eine Gesamtmenge von 0,5 ml der Kultur wurde zentrifugiert und das
Pellet in 0,2 ml eines λphi80-Lysats
mit 7,0 × 109 pfu resuspendiert. Der Phage wurde 30 Minuten
lang bei 37°C
adsorbiert. Die Suspension wurde dann auf EMB-Platten ausgebreitet,
die mit Tetracyclin ergänzt
waren (15 μg/ml).
Nach der Inkubation über
Nacht bei 37°C
wurden die Kolonien in 3 ml L-Brühe
gepoolt, über
Nacht bei 37°C
gezüchtet, zweimal
gewaschen und in L-Brühe
resuspendiert. Ein Bakteriphage-P1kc-Lysat wurde auf dieser Kultur
gebildet (Miller, J. H., Experiments in Molecular Biology, s. o.,
S. 304).
-
E. coli AT982 (Nr. 4546, E. coli
Genetic Stock Center, New Haven, CN, USA) wurde durch dieses P1kc-Lysat
in Tetracyclin-Resistenz transduziert. Transduktanten wurden auf
L-Brühe-Platten,
ergänzt
mit Tetracyclin (15 μg/ml
und 40 ug/ml Diaminopimelinsäure
(dap), ausgewählt.
Die resultierenden Transduktanten wurden auf Tetracyclin-Resistenz
und die Regeneration des dap-Gens (dap+,
tetR) gescreent. dap+,
tetR Transduktanten wurden dann auf λphi80-Resistenz
getestet.
-
P1kc-Lysate wurden dann auf verschiedenen
dap+, tetR, λphi80-resistenten
Stämmen
gebildet. Die Lysate dienten dazu, E. coli W3110 in Tetracyclin-Resistenz
zu transduzieren. Die Transduktanten wurden auf λphi80-Resistenz gescreent und
selektiert.
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Tetracyclin-sensitive Isolate wurden
aus W"3110 tonA::Tn10-λphi80R-Transduktanten
selektiert. Maloy und Nunn, J. Bacteriol. 145, 1110 (1981). Diese
Isolate wurden auf λ80phi80-Resistenz
und Tetracyclin-Sensitivität
nach Einzelkoloniereinigung überprüft.
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DNA wurde aus mehreren Tetracyclin-sensitiven λphi80-resistenten
Mutanten isoliert und mit SstII verdaut. Die mit SstII-verdaute
DNA wurde durch das Southern Blot-Verfahren unter Verwendung von radioaktiv markierter
und mit SstII verdauter λ::Tn10-DNA
als Sonde charakterisiert, um zu bestimmen, ob Tn10 exzidiert worden
war. Davis et al., Advances Bacterial Genetics (Gold Spring Harbor
Laboratory, NY, USA, 1980). Es wurde aufgezeigt, dass eines der
Tetracyclin-sensitiven Isolate zwei der Tn10-Hybridisierungsbanden
im Vergleich zur Hybridisierung zwischen DNA aus λ::Tn10 und
dem Elternstamm W3110tonA::Tn10 λphi80R
verloren hatte. Eine dritte Hybridisierungsbande besaß veränderte Mobilität – ein Indikator
dafür,
dass die durch unpräzise
Exzision von Tn10 bewirkte Deletion eingetreten war.
-
SDS-Gel-Elektrophorese von äußeren Membranpräparaten
aus dem Stamm mit einer unpräzisen Tn10-Exzision
deckte auf, dass die Bande, von der man annahm, sie sei das TonA-Protein,
geänderte
elektrophonetische Mobilität
im Vergleich zum TonA-Protein der Wildform aufwies. Das resultierende
Protein war als λphi80-Phage-Rezeptorprotein nicht-funktionell.
Ein zweiter unabhängiger
Stamm, der ebenfalls unpräzise
Exzision von Tn10 erfahren hatte, wies kein TonA-Protein auf dem
SDS-Gel auf.
-
Keiner dieser Stämme wies Umkehr zur Tetracyclin-Resistenz
oder λ80phi80-Suszeptibilität auf, was darauf
schließen
lässt,
dass eine unpräzise
Exzision des gesamten oder eines Teils des Tn10-Transposons gemeinsam
mit partieller oder kompletter Deletion des tonA-Gens erfolgt war.
Somit wurde das TonA-Protein (Molekulargewicht 78.000) aus der äußeren Membran
eliminiert, wodurch der W3110 tonA-Stamm gegenüber verschiedenen Bakteriophagen
resistent wurde.
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Dann wurden zwei weitere Deletionsmutanten,
phoA ΔE
15 (Sarthy et al., J. Bact. 145, 288–292 (1981) und Δ (argF-lac)-169
(Schweizer et al., Mol. Gen. Genet. 192, 293–294 (1983) durch genetische
Verbindung mit einem Kanamycin-Resistenz-Transposon (insertiert in ein biosynthetisches
Prolin-Gen (proC::Tn5)), gleichzeitig in W3110 tonA übertragen.
-
Das Transposon wurde durch Selektieren
hinsichtlich einer spontanen prototrophen (pro+)
Revertante auf auf Glucose-minimalen Agarplatten eliminiert. Die
Einführung
der phoA-Mutation wurde als Transduktanten erkannt, die weiße Kolonien
auf Glucose-minimalen Agarplatten mit 0,2 mM Phosphat und 20 mg/l 5-Brom-4-chlor-3-indolylphosphat
bilden. Ebenso bewirkt die Δ(argF-lac)169-Mutation
den Verlust des Enzyms β-Galactosidase
und führt
zu Zellen, die weiße
Kolonien auf MacConkey-1% Lactose-Agarplatten bilden. Das Ergebnis
war Stamm 7C1.
-
Schließlich wurde die deoC-Mutatin
(Bachmann, s. o.) unter Entfernung der Aldolase in 7C1 eingeführt, wobei
dies mittels eines aus mehreren Schritten bestehenden Verfahrens
von Transduktionen unter Verwendung von Phage-P1kc erfolgte. Es
wurden Standardverfahren zur Transduktion angewendet. Zunächst wurde
Threonin-Auxotrophie in 7C1 eingeführt, um ein Mittel zur positiven
Selektion transduzierter chromosomaler Segmente in der Region des
doC-Gens bereitzustellen; dies fand wie folgt statt:
P1kc wurde
auf einem Threonin-Auxotrophen gezüchtet, z. B. auf den Auxotrophen,
die von Clare N. Berg und Douglas E. Berg, Microbiology-1981, Bacterial
Transposons, Amer. Soc. for Microbiology, Washington, DC, USA, 107–116 (1981))
beschrieben sind.
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Das resultierende Lysat diente zum
Transduzieren von Stamm 7C1 zu Tetracyclin-Resistenz, wobei auf Transduktanten
auf LB-Platten selektiert wurde, die 25 μg/ml Tetracyclin enthielten.
Der resultierende Stamm mit der Bezeichnung 14A9 (tonAΔ, phoAΔE15 Δ(argF-lac)169
thr::tn10) revertierte spontan und mit hoher Frequenz zu Prototrophie,
sodass Fusarsäureplatten
(J. Bact. 145, 1110 (1981)) dazu dienen, einen stabilen Tetracyclin-sensitiven
Threonin-Auxotrophen, den Stamm 16C4, zu selektieren.
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P1kc wurde auf Stamm CGSC#6092, s.
o., gezüchtet.
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Das resultierende Lysat diente dazu,
Stamm 16C4 zu Prototrophie zu transduzieren, wobei hier hinsichtlich
Wachstum auf Glucose-minimalen Agarplatten selektiert wurde. Um
ein mit hoher Frequenz transduzierendes Lysat aus dem Stamm 2D4
zu erhalten, musste der P1kC-Phage hinsichtlich Wachstum zweimal
auf diesem Wirt zykliert werden. Fünf prototrophe Transduktanten
des Stamms 16C4 wurden isoliert, gereinigt und auf Wachstum auf
Thymidin-minimalen Agarplatten getestet. Vier von fünf dieser
Isolate konnte auf Thymidin nicht wachsen und erhielt daher die
deoC2-Mutation,
die Synthese des deoC-Proteins eliminiert. Eines dieser vier Isolate
wurde gerettet und als Stamm 16C9 bezeichnet (ΔtonA, phoA, ΔE15, Δ(argF-lac)169, deoC2).
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PEG-Maleimid wird durch Umsetzen
von Monomethoxy-PEG-amin mit Sulfo-MBs in 0,1 M Natriumphosphat,
pH 7,5, eine Stunde lang bei Raumtemperatur und Pufferaustausch
zu Phosphatpuffer, pH 6,2, hergestellt. Als nächstes wird GH mit einem freien
zusätzlichen
Cystein eine Stunde lang beigegeben und das Endgemisch auf einer
Mono Q-Säule
wie beim mit Me-PEG-aldehyd PEGylierten GH getrennt.
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Da Esterbindungen chemisch und physiologisch
labil sind, kann es vorzuziehen sein, ein PEG-Reagens in der Konjugationsreaktion
zu verwenden, das keine Esterfunktionalität enthält. Beispielsweise kann eine
Carbamat-Bindung gebildet werden, in dem PEG-Monomethylether mit
Phosgen umesetzt wird, um das PEG-Chlorformiat zu ergeben. Dieses
Reagens könnte
dann in glicher Weise wie der NHS-Ester verwendet werden, um Lysin-Seitenkettenamine
zu funktionalisieren. In einem weiteren Beispiel wird eine Harnstoffbindung
durch Umsetzen eines Amino-PEG-monomethylethers mit Phosgen geschaffen.
Dies würde
ein PEG-Isocyanat bilden, das mit Lysinaminen reagiert.
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Eine bevorzugte Methode zur Herstellung
von PEG-GH, das keinen spaltbaren Ester im PEG-Reagens enthält, ist
die folgende: Methoxypoly(ethylenglykol) wird durch Titration mit
Natriumnaphthalin in Carbonsäure
umgewandelt, um das Alkoxid zu erzeugen, gefolgt von der Behandlung
mit Bromethylacetat zur Bildung des Ethylesters, gefolgt von der
Hydrolyse zur entsprechenden Carbonsäure durch Behandlung mit Natriumhydroxid
und Wasser; siehe Brückmann
et al., Macromol. Chem. 182, 1379–1384 (1981). Die resultierende Carbonsäure wird
dann in einen für
die Acylierung von GH geeigneten PEG-N-hydroxysuccinimidylester
umgewandelt; dies erfolgt durch Reaktion der resultierenden Carbonsäure mit
Dicyclohexylcarbodiimid und NHS in Ethylacetat.
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Das resultierende NHS-PEG-Reagens
wird dann mit 12 mg/ml GH unter Verwendung eines 30fachen Molüberschusses
gegenüber
GH in einem Natriumboratpuffer, pH 8,5, bei Raumtemperatur eine
Stunde lang umgesetzt, auf eine Q Sepharose-Säule
in Tris-Puffer aufgebracht und mit einem Salzgradienten eluiert.
Dann wird es auf eine zweite Säule
(Phenyl-Toyopearl), äquilibriert
in 0,3 M Natriumcitratpuffer, pH 7,8, geladen. Das PEGylierte GH
wird dann mit einem reversen Salzgradienten eluiert, gepoolt und
mittels einer G25-Entsalzungssäule
in einen Mannit-, Glycin- und Natriumphosphatpuffer, pH 7,4, pufferausgetauscht,
um ein in geeigneter Weise formuliertes PEG7-GH zu erhalten.
-
Die PEGylierten GH-Moleküle und der
GH-GHBP-Komplex können
durch SDS-PAGE, Gelfiltration, NMR, tryptisches Kartieren, Flüssigchromatographie-Massenspek trophotometrie
und biologischen in vitro-Test charakterisiert werden. Das Ausmaß der PEGylierung
wird günstigerweise
zuerst durch SDS-PAGE und Gelfiltration aufgezeigt und dann durch
NMR analysiert (besitzt einen spezifischen Resonanzpeak für die Methylenwasserstoffe
von PEG). Die Anzahl an PEG-Gruppen auf jedem Molekül kann anhand
des NMR-Spektrums oder Massenspektrometrie errechnet werden. Polyacrylamidgel-Elektrophorese
in 10% SDS erfolgt günstigerweise
in 10 mM Tris-HCl, pH 8,0, 100 mM NaCl als Elutionspuffer. Um aufzuzeigen,
welcher Rest PEGyliert ist, kann Trypsin-Kartierung durchgeführt werden.
Somit wird PEGyliertes GH mit Trypsin bei einem Protein-Enzym-Verhältnis von
100 : 1 auf mg-Basis bei 37°C
vier Stunden lang in 100 mM Natriumacetat, 10 mM Tris-HCl, 1 mM
Calciumchlorid, pH 8,3, verdaut und auf pH < 4 angesäuert, um Verdau vor dem Trennen
auf HPLC Nucleosil C-18 (4,6 × 150
mm, 5 μ,
100 Å)
zu stoppen. Das Chromatogramm wird mit jenem des nicht-PEGylierten
Ausgangsmaterials verglichen. Jeder Peak kann dann durch Massenspektrometrie
analysiert werden, um die Größe des Fragments
im Peak zu verifizieren. Das bzw. die Fragmente) mit PEG-Gruppen
bleibt bzw. bleiben nach der Injektion üblicherweise nicht auf der
HPLC-Säule
und verschwindet bzw. verschwinden aus dem Chromatogramm. Ein solches
Verschwinden aus dem Chromatogramm ist ein Indikator für die PEGylierung
auf diesem bestimmten Fragment, das zumindest einen Lysinrest enthalten
sollte. PEGyliertes GH kann dann mittels herkömmlicher Verfahren auf seine
Fähigkeit
untersucht werden, sich an den GHBP zu binden.
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Die verschiedenen PEGylierungsverfahren
erzeugten verschiedene Arten von PEGyliertem GH der Wildform mit
scheinbaren Molekulargewichten von 35 K, 51 K, 250 K und 300 K durch
Größenausschluss-Chromatographie
(sollten an ihr natives hydrodynamisches Volumen heranreichen).
Sie wurden als PEG1-GH, PEG2-GH, PEG3-GH bzw. PEG7-GH bezeichnet.
Anhand der Ergebnisse der Trypsin-Kartierung erkannte man, dass
in PEG-1-GH und PEG-2-GN das aus 9 Aminosäuren bestehende N-terminale
Fragment aus dem Chromatogramm fehlte und möglicherweise PEGyliert war,
was durch die Massenspektrometrie der großen molekularen Spe zies bestätigt werden
konnte, die sich im Durchfluss des Flüssigchromatographen befanden.
Anhand der Molekulargewichte auf SDS-PAGE kann PEG1-GH ein PEG auf
dem N-terminalen Amin und das PEG2-GH zwei PEG-Moleküle auf dem
N-terminalen Amin aufweisen, wodurch ein tertiäres Amid entsteht. Das PEG3-GH
besitzt etwa fünf
PEG-Gruppen pro Molekül
(basierend auf dem NMR-Ergebnis) und auf der tryptischen Karte fehlten
zumindest fünf
Peptidfragmente, was den Schluss zulässt, dass sie PEGyliert sind.
Man geht anhand der Massenspektrometrie davon aus, dass das PEG7-GH-Molekül sechs
bis sieben PEG-Gruppen pro Molekül
besitzt.
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Die Stellen für die Zugabe von PEG-Gruppen
zum GH – es
handelt sich hier um bevorzugte Reste für eine derartige Konjugation – sind N-terminales
Methionin oder Phenylalanin, Lysin 38, Lysin 41, Lysin 70, Lysin 140,
Lysin 145, Lysin 158 und Lysin 168. Zwei Lysine, die nicht PEGyliert
zu sein schienen, waren Lysin 115 und Lysin 172.
-
Das GH wird durch günstigerweise
durch Retardsysteme verabreicht. Beispiele für hierin geeignete Depot- bzw.
Retardzusammsnesetzungen sind halbdurchlässige Polymermatrizen in der
Gestalt von Formteilen, z. B. Filme oder Mikrokapseln. Depotmatrizen
sind z. B. Polylactide (US-Patent 3.773.919,
EP 58.481 ), Copolymere von L-Glutaminsäure und γ-Ethyl-L-glutamat
(Sidman et al., Biopolymers 22, 547–556 (1983), Poly(2-hydroxyethylmethacrylat)
(Langer et al., J. Biomed. Mater. Res. 15, 167–277 (1981); Langer, Chem.
Tech. 12, 98–105
(1982)), Ethylenvinylacetat (Langer et al., s. o.) oder Poly-D-(–)-3-hydroxybuttersäure (
EP 133.988 ) oder PLGA-Mikrokügelchen.
-
Depot-GH-Zusammensetzungen enthalten
auch liposomal eingeschlossenes GH. Liposome mit GH werden durch
an sich bekannte Verfahren hergestellt:
DE 3.218.121 ; Epstein et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 82, 3688–3692
(1985); Hwang et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 4030–4034 (1980);
EP 52.322 ; EP 313.676;
EP 88.046 ;
EP 143.949 ;
EP 142.641 ; JP-A 83-118008; US-Patente
4.485.045 und 4.544.545; und
EP
102.324. Üblicherweise
sind Liposome vom kleinen unilamellaren Typ (etwa 200–800 Å), worin
der Lipidanteil mehr als etwa 30 Mol-% Cholesterin beträgt, wobei
der ausgewählte
Anteil so eingestellt ist, dass die Therapie optimiert werden kann.
Außerdem
kann eine biologisch aktive Depotformulierung aus einem Addukt des
GH hergestellt werden, das kovalent an aktiviertes Polysaccharid
gebunden ist (siehe US-Patent 4.857.505 vom 15. August 1989). US-Patent
4.837.381 beschreibt eine Mikrokügelchen-Zusammensetzung aus
Fett oder Wachs oder ein Gemisch davon sowie GH für Retardzwecke.
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In einer weiteren Ausführungsform
werden die oben identifizierten Patienten mit einer wirksamen Menge
an IGF-1 behandelt. Im Allgemeinen liegt die gesamte pharmazeutisch
wirksame Menge an parenteral verabreichtem ITG-I pro Dosis im Bereich
von etwa 50 bis 240 μg/kg/Tag,
vorzugsweise 100 bis 200 μg/kg/Tag, Patientenkörpergewicht,
obwohl – wie
oben erwähnt – der therapeutische
Handlungsspielraum des behandelnden Arztes sehr groß ist. Vorzugsweise
wird IGF-I einmal oder zweimal pro Tag durch subkutane Injektion
verabreicht.
-
Der IGF-1 kann durch jedes beliebige
Mittel verabreicht werden, z. B. durch Injektionen (einzelne oder mehrere,
z. B. 1-4/Tag) oder Infusionen. Wie im Fall von GH kann der IGF-I
solcherart formuliert sein, dass er kontinuierlich im Behandlungsverlauf
im Blut vorhanden ist. Er kann somit an einem Polymer befestigt
oder zu einer Depotformulierung gebildet sein (s. o.).
-
Außerdem wird der IGF-I günstigerweise
gemeinsam mit einem oder mehreren seiner Bindungsproteine verabreicht,
z. B. mit den derzeit bekannten, d. h. IGFBP-1, IGFBP-2, IGFBP-3,
IGFBP-4, IGFBP-5 oder IGFBP-6. Der IGF-I kann zwecks Verabreichung
auch an einen Rezeptor oder Antikörper oder Antikörperfragment
gekoppelt sein. Das bevorzugte Bindungsprotein für IGF-I ist hierin IGFBP-3,
das in US-Patent 5 258.287 sowie von Martin und Baxter, J. Biol.
Chem. 261, 8754–8760
(1986) beschrieben ist. Dieses glykosylierte IGFBP-3-Protein ist
eine säurestabile
Komponen te von etwa 53 Kd auf einem nicht-reduzierenden SDS-PAGe-Gel eines
125–150
Kd-Glykoprotein-Komplex,
der sich in menschlichem Plasma befindet, die meisten endogenen IGF
aufweist und auch durch GH reguliert wird.
-
Die Verabreichung des IGF-Bindungsproteins
mit IGF-I kann gemäß dem Verfahren
von US-Patent 5.187.151 erfolgen. Zusammenfassend gesagt werden
IGF-I und IGFBP in wirksamen Mengen durch subkutane Bolusinjektion
in einem Molverhältnis
von etwa 0,5 : 1 bis etwa 3 : 1, vorzugsweise von etwa 1 : 1, verabreicht.
-
In einer weiteren Ausführungsform
können
sowohl IGF-I als auch GH an den Patienten in wirksamen Mengen oder
jeweils in Mengen, die suboptimal, aber in Kombination wirksam sind,
verabreicht werden. Vorzugsweise betragen solche Mengen etwa 50
bis 100 μg/kg/Tag
IGF-1 und etwa 0,3 mg/kg/Woche GH. Vorzugsweise erfolgt die Verabreichung
von IGF-I und GH über
Injektion, z. B. auf intravenösem
oder subkutanem Weg. Noch bevorzugter erfolgt die Verabreichung
sowohl für
IGF-I als auch für
GH durch subkutane Injektion, vorzugsweise durch tägliche Injektionen.
-
Es ist zu beachten, dass Praktiker,
die Dosen von IGF-I und GH festlegen, die bekannten Nebenwirkungen
der Behandlung mit diesen Hormonen berücksichtigen sollten. Im Fall
von GH umfassen die Nebenwirkungen Natriumretention und Expansion
des extrazellulären
Volumens (Ikkos et al., Acta Endocrinol. (Copenhagen) 32, 341–361 (1959);
Biglieri et al., J. C. E. M. 21, 361–370 (1961)) sowie Hyperinsulinämie und
Hyperglykämie.
Die auffälligste
Nebenwirkung von IGF-1 ist Hypoglykämie. Guler et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 86, 2868–2872
(1989). Die Kombination von IGF-1 und GH kann zu einer Verringerung
unerwünschter Nebenwirkungen
beider Mittel (z. B. Hypoglykämie
für IGF-I
und Hyperinsulinämie
für GH)
und zu einer Wiederherstellung der Blutspiegel von GH, dessen Sekretion
durch IGF-I unterdrückt
wird, führen.
-
Für
die parenterale Verabreichung werden in einer Ausführungsform
IGF-1 und GH im Allgemeinen formuliert, indem beide im erwünschten
Reinheitsgrad in einer in Dosierungseinheiten injizierbaren Form
(Lösung,
Suspension oder Emulsion) mit einem pharmazeutisch annehmbaren Träger vermischt
werden, d. h. einem, der für
die Rezipienten in den verwendeten Dosierungen und Konzentrationen
nicht-toxisch ist und mit den anderen Komponenten der Formulierung
verträglich
ist. Beispielsweise enthält
die Formulierung vor keine Oxidationsmittel und andere Verbindungen,
die bekanntermaßen
für Polypeptide
schädlich
sind.
-
Im Allgemeinen werden die Formulierungen
durch gleichmäßiges und
enges In-Kontakt-Bringen des IGF-I und GH mit flüssigen Trägern und/oder feinteiligen
festen Trägern
hergestellt. Falls erforderlich, wird das Produkt zur erwünschten
Formulierung geformt. Vorzugsweise ist der Träger ein parenteraler Träger, noch
bevorzugter eine Lösung,
die mit dem Blut des Rezipienten isotonisch ist. Beispiele für solche
Trägervehikel
sind Wasser, Salzlösung,
Ringer-Lösung
und Dextroselösung.
Nichtwässrige
Vehikel wie z. B. fixierte Öle
und Ethyloleat sind hierin ebenso wie Liposomen auch geeignet.
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Der Träger enthält günstigerweise kleine Mengen
an Additiven wie z. B. Substanzen, die die Isotonie und chemische
Stabilität
steigern. Solche Materialien sind für Rezipienten bei den verwendeten
Dosierungen und Konzentrationen nicht-toxisch und enthalten Puffer
wie z. B. Phosphat, Citrat, Succinat, Essigsäure und andere organische Säuren oder
ihre Salze; Antioxidanzien wie z. B. Ascorbinsäure; niedermolekulare (d. h. weniger
als etwa zehn Reste umfassende) Polypeptide, z. B. Polyarginin oder
Tripeptide; Proteine wie z. B. Serumalbumin, Gelatine oder Immunglobuline;
hydrophile Polymere wie z. B. Polyvinylpyrrolidon; Aminosäuren wie
z. B. Glycin, Glutaminsäure,
Asparaginsäure
oder Argini; Monosaccharide, Disaccharide und andere Kohlenhydrate,
z. B. Cellulose oder ihre Derivate, Glucos, Mannose oder Dextrine;
Chelatbildner wie z. B. EDTA; Zuckeralkohole wie z. B. Mannit oder
Sorbit; Gegenio nen wie z. B. Natrium; und/oder nicht-ionische Tenside
wie z. B. Polysorbate, Poloxamere oder PEG.
-
IGF-I und GH werden typischerweise
individuell in solchen Vehikeln in einer Konzentration von etwa 0,1
mg/ml bis 100 mg/ml, vorzugsweise 1–10 mg/ml, mit einem pH-Wert von etwa 4,5–8 formuliert.
IGF-1 voller Länge
wird vorzugsweise mit einem pH-Wert
von etwa 5–6
formuliert, und des(1-3)-IGF-I wird vorzugsweise mit einem pH-Wert von etwa 3,2–5 formuliert.
GH wird vorzugsweise mit einem pH-Wert von 7,4– 7,8 formuliert. Es ist zu
beachten, dass die Verwendung bestimmter der obigen Exzipienten,
Träger
oder Stabilisatoren zur Bildung von IGF-I- oder GH-Salzen führt.
-
Während
GH durch jedes zweckmäßige Verfahren
formuliert werden kann, sind die bevorzugten Formulierungen für GH wie
folgt: Für
met-GH (Markenname Protropin®) enthält die vorlyophilisierte Gesamtlösung 2,0
mg/ml met-GH, 16,0 mg/ml Mannit, 0,14 mg/ml Natriumphosphat und
1,6 mg/ml Natriumphosphat (einbasiges Monohydrat), pH 7,8. Das 5
mg-Fläschchen
met-GH enthält
5 mg met-GH, 40 mg Mannit und 1,7 mg Gesamt-Natriumphosphat (Trockengewicht)
(zweibasig wasserfrei), pH 7,8. Das 10 mg-Fläschchen enthält 10 mg
met-GH, 80 mg Mannit und 3,4 mg Gesamt-Natriumphosphat (Trockengewicht)
(zweibasig wasserfrei), pH 7,8. Für metloses GH (Markenname Nutropin®)
enthält
die vorlyophilisierte Gesamtlösung
2,0 mg/ml GH, 18,0 mg/ml Mannit, 0,68 mg/ml Glyin, 0,45 mg/ml Natriumphosphat
und 1,3 mg/ml Natriumphosphat (einbasiges Monohydrat), pH 7,4. Das
5 mg-Fläschchen
enthält
5 mg GH, 45 mg Mannit, 1,7 mg Glycin und 1,7 mg Gesamt-Natriumphosphate
(Trockengewicht) (zweibasig wasserfrei), pH 7,4. Das 10 mg-Fläschchen
enthält
10 mg GH, 90 mg Mannit, 3,4 mg Glycin und 3,4 mg Gesamt-Natriumphosphate
(Trockengewicht) (zweibasig wasserfrei).
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Alternativ dazu kann eine flüssige Formulierung
für Nutropin®-hGH
verwendet werden, z. B.: 5,0 ± 0,5 mg/ml
rhGH; 8,8 ± 0,9
mg/ml Natriumchlorid; 2,0 ± 0,2
mg/ml Polysorbat 20; 2,5 ± 0,3
mg/ml Phenol; 2,68 ± 0,3
mg/ml Natriumcitratdihydrat; und 0,17 ± 0,02 mg/ml Citronensäure wasserfrei
(die Gesamtmenge von wasserfreiem Natriumcitrat/Citronensäure beträgt 2,5 mg/ml
oder 10 mM); pH 6,0 ± 0,3.
Diese Formulierung wird günstigerweise
in ein 10 mg-Fläschchen
gefüllt,
das eine 2,0 ml-Füllung
der obigen Formulierung in einem 3 cm3-Glasfläschchen
ist. Alternativ dazu kann eine 10 mg-Patrone (2 ml) mit der obigen
Formulierung in einen Injektionsstift gesetzt werden, damit dem
Patienten flüssiges
GH injiziert werden kann.
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Während
IGF-I in jeder zur Verabreichung geeigneten Weise formuliert sein
kann, enthält
die bevorzugte Formulierung etwa 2–20 mg/ml IGF-1, etwa 2–50 mg/ml
eines Osmolyten, etwa 1–15
mg/ml eines Stabilisators und eine gepufferte Lösung mit einem pH-Wert von
etwa 5–5,5.
Vorzugsweise ist der Osmolyt ein anorganisches Salz bei einer Konzentration
von etwa 2–10
mg/ml oder ein Zuckeralkohol bei einer Konzentration von etwa 40–50 mg/ml,
der Stabilisator ist Benzylalkohol oder Phenol oder beides, und
die gepufferte Lösung
ist eine Essigsäuresalz-gepufferte
Lösung.
Noch bevorzugter ist der Osmolyt Natriumchlorid und das Essigsäuresalz
Natriumacetat. Noch bevorzugter beträgt die Menge an IGF-1 etwa
8–12 mg/ml,
die Menge an Natriumchlorid etwa 5–6 mg/ml, die Menge an Benzylalkohol
etwa 8–10
mg/ml, die Menge an Phenol etwa 2–3 mg/ml und die Menge an Natriumacetat
etwa 50 mM, so dass der pH-Wert etwa 5,4 beträgt. Außerdem kann die Formulierung
etwa 1–5
mg/ ml eines Tensids, vorzugsweise Polysorbat oder Poloxamer, in
einer Menge von etwa 1–3
mg/ml enthalten.
-
Überdies
kann IGF-I und GH, vorzugsweise IGF-I voller Länge, gemeinsam in einem geeigneten
Trägervehikel
formuliert sein, um eine pharmazeutische Zusammensetzung zu bilden,
die vorzugsweise keine Zellen enthält. In einer Ausführungsform
hängt der
für die
Formulierung verwendete Puffer davon ab, ob die Zusammensetzung
unmittelbar nach dem Mischen verwendet oder zwecks späterer Verwendung
gelagert wird.
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Wenn das Gemisch von IGF-I voller
Länge und
GH unmittelbar nach dem Vermischen verwendet wird, kann es in Mannit,
Glycin und Phosphat, pH 7,4, formuliert sein. Wenn das Gemisch gelagert
werden soll, ist es in einem Puffer mit einem pH-Wert von etwa 6, z. B. Citrat, mit einem
Tensid formuliert, das die Löslichkeit des
GH bei diesem pH-Wert erhöht,
z. B. 0,1% Polysorbat 20 oder Poloxamer 188. Das Endpräparat kann
eine stabile Flüssigkeit
oder ein lyophilisierter Feststoff sein.
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Die bevorzugte kombinierte Zusammensetzung
umfasst IGF-I und GH in einem Gewichtsverhältnis von IGF-I : GH von zwischen
1 : 1 und 100 : 1 (w/w), etwa 0,05–0,3 mM eines Osmolyten, etwa
0,1–10
mg/ml eines Stabilisators, etwa 1–5 mg/ml eines Tensids und
etwa 5–100
mM eines Puffers mit einem pH-Wert von etwa 1–5. Vorzugsweise ist der Osmolyt
ein anorganisches Salz und das Tensid nicht-ionisch. Noch bevorzugter
ist das anorganische Salz Natriumchlorid oder Kaliumchlorid, der
Stabilisator ist Phenol oder Benzylalkohol, das Tensid ist Polysorbat
oder Poloxamer, der Puffer ist Natriumacetat oder Natriumcitrat
oder beides, und die Mengen an IGF-I und GH betragen etwa 2–20 mg/ml
bzw. 0,2–10
mg/ml, wobei das Gewichtsverhältnis
zwischen IGF-I und GH von etwa 1 : 1 bis 50 : 1 reicht. Noch bevorzugter
beträgt
die Menge an IGF-1 etwa 5–10 mg/ml,
die Menge an GH beträgt
etwa 1–5
mg/ml, das Gewichtsverhältnis
zwischen IGF-I und GH reicht von etwa 1 : 1 bis 4 : 1, die Menge
an Natriumchlorid beträgt
etwa 5–7
mg/ml, die Menge an Phenol beträgt
etwa 0,1–3
mg/ ml, die Menge an Benzylalkohol beträgt etwa 6–10 mg/ml, das Tensid ist Polysorbat
und liegt in einer Menge von etwa 1–3 mg/ml vor, die Menge an
Natriumacetat beträgt
etwa 2,5–4
mg/ml, und die Menge an Natriumcitrat beträgt etwa 0,1–1 mg/ml.
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Zur therapeutischen Verabreichung
zu verwendender IGF-I und GH sind vorzugsweise steril. Die Sterilität wird durch
Filtration durch sterile Filtrationsmembranen (z. B. 0,2 μm-Membranen)
erreicht. Therapeutische IGF-1- und GH-Zusammensetzungen werden
im Allgemeinen in einen Behälter
mit steriler Zugangsöffnung
gefüllt,
z. B. einen Beutel für
intravenöse
Lösungen
oder ein Fläschchen
mit einem Stopfen, den eine Nadel zur subkutanen Injektion durchstechen
kann.
-
IGF-1 und GH werden üblicherweise
in Einzel- oder Mehrfachdosisbehältern,
z. B. in abgedichteten Ampullen oder Fläschchen, als wässrige Lösung oder
als lyophilisierte Formulierung zur Rekonstitution gelagert. Als
Beispiel einer lyophilisierten Formulierung werden 10 ml-Fläschchen
mit 5 ml sterilfiltrierten 1% (w/v) wässrigen IGF- und GH-Lösungen befällt und
das resultierende Gemisch lyophilisiert. Die Infusionslösung wird durch
Rekonstituieren des lyophilisierten IGF-1 und GH unter Verwendung
von bakteriostatischem Water-for-Injection hergestellt.
-
Die Erfindung wird nun unter Bezugnahm
auf die folgenden Beispiele näher
erläutert.
Sie schränken allerdings
den erfindungsgemäßen Schutzumfang
keinesfalls ein. Alle Literatur- und Patentangaben sind hierin ausdrücklich durch
Verweis aufgenommen.
-
Beispiel 1
-
In diesem Beispiel wurden die Serumkonzentrationen
von GHBP in einer großen
Anzahl an Proben aus kleinwüchsigen
Kindern mit definierter Ätiologie
ihres Wachstumsversagens (GHD oder TS) oder ISS gemessen und mit
den GHBP-Spiegeln in normalen Vergleichspersonen verglichen.
-
Vergleichspersonen
-
Um den normalen Bereich für GHBP in
Serum festzulegen, wurden die Proben aus 773 Kindern, 366 Mädchen und
407 Jungen, analysiert. Das Alter reichte von 3 bis 16 Jahren; in
einigen Fällen
wurde das Alter eines bestimmten Probanden auf- bzw. abgerundet.
Die Mehrheit der Proben stammten aus einer normalen Population im
Schulkinderalter; die Proben wurden durch ein Screening-Programm
für die
Detektion von Antikörpern
gegenüber β-Zellen gezogen
(Pasco Co. School System, FL, USA), und weitere Proben wurden freundlicherweise
von Dr. Juan Sotos vom Children's
Hospital of Columbus, OH, USA sowie von Dr. Rebecca Kirkland vom
Baylor College of Medicine, Houston, TX, USA zur Verfügung gestellt.
Die Kinder waren gesund, und man kann davon ausgehen, dass sie einen
Querschnitt der amerikanischen Bevölkerung in Hinblick auf Körperwuchs
darstellen.
-
Probanden
mit Wachstumsverlangsamung
-
Serumproben aus Kindern mit Wachstumsverlangsamung
(1 bis 17 Jahre alt) wurden anlässlich
einer Anfangsbewertung von 776 Probanden gezogen, die an der Kontrollstudie
nach der Vermarktungsphase, der NCGS, teilnahmen. Die Proben stammten
von 106 der an dieser Studie beteiligten Zentren.
-
Alle analysierten Kinder mit GHD
und ISS besaßen
eine Körpergröße, die
2 oder mehr SDS unter dem Mittel für ihr Alter und Geschlecht
lag. Die Probanden wurden von ihrem behandelnden Arzt als GHD-Patienten eingestuft.
Keines der Kinder mit GHD wies maximale stimulierte oder endogene
GH-Spiegel über
10 μg/l
auf (Daten vom behandelnden Arzt mittels eines unspezifierten Tests
erhoben oder bei Genentech, Inc. mittels eines doppelten monoklonalen
immunradiometrischen Tests (Tandem-R HGH, Hybritech, San Diego,
CA, USA) gemessen). Probanden mit organischer Ursache für GHD, z.
B. mit Tumoren des Zentralnervensystems (ZNS), waren ausgeschlossen.
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Als ISS in der NCGS-Datenbank klassifizierte
Patienten wurden entweder vom behandelnden Arzt als solches bezeichnet
(unter Angabe verschiedener Ausdrücke), oder sie besaßen einen
stimulierten oder endogenen GH-Spiegel > 10 μg/l
ohne organische Ätiologie
der Kleinwüchsigkeit.
Patienten mit TS wurden vom behandelnden Arzt als solches identifiziert,
wobei diese Gruppe Patienten mit verschiedenen Formen von Mosaizismus
umfasst. Keiner der in der Studie aufgenommenen Probanden hatte
vorher eine Art der GH-Therapie erfahren.
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GHBP-Messungen
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GHBP wurde wie oben beschrieben durch
LIFA gemessen. Zusammenfassend gesagt wurden 96-Napf-Mikrotiterplatten
(Corning Glass Works, Corning, NY, USA) mit einem gegen GHBP gerichteten
monoklonalen Antikörper
(MAb 263, Agen, Australien) bestrichen, indem über Nacht Inkubation bei 4°C mit 100 μl/Napf Antikörper bei
10 g/ml in 50 mMol/l Carbonatpufter, pH 9,6, erfolgteμ. Die bestrichenen
Näpfe wurden mit
150 μl PBS,
pH 7,2, umfassend Rinderserumalbumin (BSA) (5 g/l), blockiert und
gewaschen. Standards (rekombinantes hGHBP) oder Proben (50 μl/Napf) wurden
gemeinsam mit 50 μl/Napf
rekombinantem hGH (200 μg/l;
Genentech, Inc.) und Mäuse-Immunglobulin
G (10 g/l; Fitzgerald Industries, Chelmsford, MA, USA) in die beschichteten
Näpfe eingebracht.
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Die Platten wurden abgedichtet, bei
Raumtemperatur 2 h lang unter leichtem Schütteln inkubiert und vor der
Zugabe eines mit Meerrettich-Peroxidase konjugierten monoklonalen
Anti-GH-Antikörpers
(MAb MCB, Genentech, Inc.; 100 μl/Napf)
gewaschen. Nach einer weiteren zweistündigen Inkubation bei Raumtemperatur wurden
die Platten sechs Mal mit Waschpuffer gewaschen. Frisch gebildete
Substratlösung
(0,4 g o-Phenylendiamindihydrochlorid in 1 l PBS plus 0,4 ml 30%
Wasserstoffperoxid) wurde den Platten zugesetzt (100 μl/Napf) und
die Inkubation im Dunkeln 15 min lang bei Raumtemperatur durchgeführt. Die
Reaktion wurde durch die Zugabe von 100 μl 2,25 Mol/l Schwefelsäure abgebrochen
und die Extinktion bei 490 nm bestimmt. Der Detektionsbereich im
LIFA betrug 15,6–1000
pMol/l. Die Intra- und Interassay-Variationskoeffizienten betrugen
etwa 7 bzw. 11%. Ale Proben wurden in Doppelbestimmungen gemessen.
-
GH-Messungen
-
Um spontane GH-Sekretion in unterschiedlichen
Gruppen zu bewerten, wurden GH-Konzentrationen in
Serumproben gemessen, die in 20-Minuten-Intervallen 12 h lang (8:00
bis 20:00) aus 851 Kindern gezogen wurden. Es wurden die Mittelwerte
für jeden
Probanden errechnet. GH-Konzentrationen wurden unter Anwendung des
Antikörperbasierten
immuniadiometrischen Assays (IRMA) mit einer Detektionsgrenze von
0,5 ug/l gemessen (Tandem-R, HGH, Hybritech).
-
IGF-I-Messungen
-
Die IGF-I-Konzentrationen wurden
in Serumproben gemessen, die aus 858 Kindern zu Beginn während der über Nacht
durchgeführten
GH-Probenentnahme gezogen wurden; dabei kam ein RIA nach Säureethanol-Extraktion
(IGF-I RIA Kit, Nichols Institute, San Juan Capistrano, CA, USA)
zur Anwendung.
-
Statistische
Analyse
-
Der standardisierte Körpergrößen-Score
(SDS) wurde anhand des alters- und geschlechtsspezifischen Mittelwerts
und der Standardabweichungen errechnet, die aus den normativen Daten
für amerikanische Kinder
des National Center for Health Statistics (HCHS) abgeleitet sind.
Hamill et al., Am. J. Clin. Nutrition 32, 607–629 (1979). Der Body Mass
Index (BMI) wurde unter Heranziehung der folgenden Formel errechnet:
Gewicht (kg)/[Körpergröße (m)]2. Die Mittel- und SD-Werte für Alter,
Körpergrößen-SDS
und BMI für
Kinder mit Wachstumsverzögerung
wurden anhand der in den NCGS-Studienaufnahmeblättern erhobenen Daten errechnet.
-
Die Mittelwerte und Standardabweichungen
für GHBP-Konzentrationen
(Tabellen 1 und III) sowie für mittlere
12-Stunden-GH-Konzentrationen (Tabelle IV) wurden nach log-Transformation
infolge der Datenverzerrung errechnet. Die Antilog-Werte des Mittelwerts,
des Mittelwerts ±2
SD (GHBP, Tabelle I) und des Mittelwerts ±1 SD (GHBP, Tabelle III sowie
mittleres 12-h-GH, Tabelle IV) wurden dann errechnet, um die angeführten Werte
zu ergeben. Die Einflüsse
von Alter und Geschlecht auf log- GHBP-Konzentrationen
in der Vergleichsgruppe wurden durch Varianzanalyse ermittelt (ANOVA).
-
Die Berechnung standardisierter GHBP-Werte
(SDS) basierte auf den Mittelwerten und assoziierten SD-Werten aus
den Daten der Vergleichsprobanden, gruppiert nach Geschlecht und
Alter, und erfolgte mittels der unten angeführten Formel. Für eine GHBP-Konzentration
in einem Individuum im Alter von 3–15 Jahren (der Altersbereich,
für den
die Vergleichsproben zur Verfügung
standen)
worin
Mittelwert (log (GHBP) | Alter, Geschlecht) der durchschnittliche
log-Wert von GHBP für
Vergleichspersonen des gleichen Alters und Geschlechts wie das Individuum
ist und SD (log (GHBP) | Alter, Geschlecht) der assoziierte SD-Wert
ist. Nach der Umwandlung in SDS wurden die GHBP-Konzentrationen
in Kindern mit GHD-, ISS- und TS-Diagnose miteinander und mit Vergleichspersonen
des gleichen Geschlechts mittels ANOVA verglichen. Der GHBP-SDS
wurde auch auf der Basis des Knochenalters anstelle des chronologischen
Alters errechnet.
-
Beim Vergleichen zwischen den Gruppen
bezüglich
verschiedener Variablen wurden Bonferroni-Einstellungen der p-Werte
für die
statistische Signifikanz durchgeführt, um einen Gesamtwert der
Signifikanz von 0,05 für
den Test aufrechtzuerhalten. Nominale p-Werte für die signifikanten statistischen
Vergleiche sind im Text enthalten.
-
Ergebnisse
-
Der normale Bereich (Mittlwert ± 2 SD)
für Serum-GHBP-Konzentrationen
in Kindern zwischen 3 und 15 Jahren ist aus Tabelle I ersichtlich.
Infolge technischer Probleme stehen die Daten für Kinder von 5 Jahren nicht
zur Verfügung.
Sowohl das After als auch das Geschlecht hatte auf die GHBP-Konzentrationen
eine maßgebliche
Auswir kung. Mädchen
hatten höhere
GHBP-Konzentrationen als Jungen (p < 0,0001). Bei beiden Geschlechtern
nahmen die GHBP-Konzentrationen mit dem Alter zu (p < 0,0001).
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Tabelle
1
Normaler Bereich für
Serum-GHBP-Konzentration (pMol/l)
-
Tabelle II zeigt die Mittelwerte
(±SD)
für das
Alter, den Körpergrößen-SDS
und den BMI für
jede Gruppe von Probanden (die Daten betreffend die Körpergröße und BMI
standen nicht für
alle Vergleichsprobanden zur Verfügung). Das mittlere Alter war
in allen Gruppen ähnlich
(etwa 11 Jahre). Die mittleren Körpergrößen-SDS-Werte
waren unter den weiblichen GHD-, ISS- und TS-Testpersonen oder den
männlichen
GHD- und ISS-Testpersonen statistisch nicht unterschiedlich. Die
mittleren BMI-Werte waren in den ISS-Gruppen im Vergleich zu den
anderen Gruppen mit Wachstumsverzögerung sowohl bei den Mädchen (p
= 0,0137) als auch bei den Jungen (p < 0,0001) signifikant niedriger.
-
Tabelle
II
Alter, Körpergrößen-SDS
und BMI (Mittelwert ± SD)
-
Die 1A–1E zeigen die Serum-GHBP-Konzentrationen
in einzelnen Kindern mit GHD, ISS und TS im Vergleich zum normalen
Bereich für
das gleiche Geschlecht (–2SD
bis +2SD). Die entsprechenden mittleren GHBP-Konzentrationen und
mittleren SDS-Werte in allen Gruppen sind in Tabelle III angeführt.
-
Im Fall von Jungen mit GHD oder ISS
war der mittlere GHBP-SDS niedriger als jener der männlichen Vergleichsprobanden
(beide Male p < 0,0001),
und der mittlere SDS war bei Jungen mit ISS niedriger als jener von
Jungen mit GHD (p < 0,0001).
Der mittlere SDS für
Mädchen
mit ISS und GHD war niedriger als jener von weiblichen Vergleichsprobanden
(p < 0,0001 bzw.
p = 0,0046). Außerdem
war der mittlere SDS bei Mädchen mit
ISS niedriger als bei Mädchen
mit GHD (p = 0,0039). Wenn die GHD-Gruppen auf Probanden mit maximal stimulierten
GH-Spiegeln = 5 μg/l
beschränkt
waren (n = 23), war der GHBP-SDS vom Vergleichsmittel nicht deutlich
unterschiedlich.
-
Aufgrund von Differenzen im BMI zwischen
den GHD- und ISS-Gruppen und der anerkannten Beziehung zwischen
BMI- und GHBP-Werten erfolgte eine ANCOVA unter Verwendung von BMI
als Co-Variante, um zu bestimmen, ob die Unterschiede der GHBP-Werte
zwischen den Gruppen von den BMI-Differenzen abhängen oder nicht. Sowohl bei
Jungen als auch bei Mädchen
blieben die Differenzen des GHBP zwischen den GHD- und der ISS-Gruppen
signifikant (p < 0,02).
-
In 91% der männlichen ISS-Versuchspersonen
und 92% der weiblichen (SS-Versuchspersonen lagen die GHBP-Konzentrationen
unter dem Mittelwert von Vergleichspersonen des gleichen Alters
und Geschlechts. Die Differenz zwischen ISS- und GHD-Probanden war besonders bei
Jungen auffällig,
wo 79 von 394 (20,1%) der Jungen mit ISS Werte > 2 SDS unter dem Mittel aufwiesen (gegenüber nur
6 von 69 (8,7%) Jungen mit GHD).
-
Im Gegensatz zu den Mädchen mit
GHD oder ISS unterschied sich der mittlere GHBP-SDS in Kindern mit
TS nicht signifikant von jenem der weiblichen Vergleichspersonen.
GHBP-SDS, errechnet für
alle Gruppen mit Wachstumsverzögerung
auf Basis des Knochenalters und nicht des chronologischen Alters,
zeigte geringe Unterschiede (Tabelle III).
-
Tabelle
III
Serum-GHBP-Konzentrationen (pMol/l)
-
- n/a
- keine Daten
- CA
- chronologisches Alter
- BA
- Knochenalter
-
Für
mittlere GH-Konzentrationen, erhalten während 12-stündiger GH-Probennahme über Nacht
(Tabelle IV), zeigte ANCOVA mit Ätiologie,
Geschlecht und Alter, dass nur die Ätiologie einen signifikanten
Einfluss auf den mittleren 12-stündigen
GH-Spiegel hat.
Wie erwartet, war der Mittelwert bei Kindern mit GHD signifikant
niedriger als jener von Vergleichspersonen (p < 0,0001). Der Wert für Mädchen mit
TS war höher
als jener für
Mädchen
mit GHD (p < 0,001)
und niedriger als jener für
Mäd chen
mit ISS oder weibliche Vergleichspersonen (jeweils p < 0,002). Die mittlere
12-Stunden-GH-Konzentration
in Probanden mit ISS unterschied sich statistisch nicht von jenem
der Vergleichspersonen. Doch ISS-Probanden mit GHBP-Werten > 2SD unter dem Mittelwert
besaßen
höhere
mittlere 12-Stunden-GH-Werte als jene mit normalen GHBP-Spigel (2,8
gegenüber
2,3 μg/l,
p < 0,005). Die
mittleren IGF-I-Werte waren in GHD-Patienten am niedrigsten und
waren niedriger als die Vergleichswerte für ISS- und TS-Patienten.
-
Tabelle
IV
Mittlere 12-Stunden-GH- und IGF-I-Konzentrationen (μg/l)
-
Die Serum-GHBP-Konzentrationen sind
bei einigen Kindern mit ISS niedriger als jene bei Vergleichspersonen
des gleichen Altern. Im Vergleich zu den Vergleichspersonen wiesen
Kinder mit GHD auch niedrigere GHBP-Konzentrationen auf, doch die
Reduktion war weniger stark ausgeprägt als bei Kindern mit ISS.
Bei Mädchen
mit TS, einem Zustand, dessen Diagnose auf der Gegenwart einer chromosomalen
Anomalie beruht und daher absolut ist, warn die GHBP-Werte von jenen
der Vergleichsgruppe nicht unterschiedlich – ein Indikator dafür, dass
die GHBP-Werte nicht einfach mit Kleinwüchsigkeit korrelieren.
-
Zusätzlich zu geografisch und genetisch
gut definierten Populationen mit eingeschränkter peripherer GH-Wirkung,
z. B. Patienten mit Laron-Syndrom und afrikanische Pygmäen, gibt
es Probanden mit subtileren Formen von GH-Unempfindlichkeit, die
am wahrscheinlichsten eine Vielzahl molekularer Defekte darstellen. Trotz
der wahrscheinlichen Heterogenität
der Ursachen für
die Wachstumsverzögerung
bei Kindern mit ISS zeigen die obigen Ergebnisse, dass sie als Gruppe
reduzierte Serum-GHBP-Konzentrationen aufweisen, wobei eine signifikante
Untergruppe (20 %) GHBP-Werte von 2 SD oder mehr unter dem normalen
Mittel für
ihr Alter und Geschlecht aufweist.
-
Die untersuchten Kinder mit ISS unterschieden
sich hinsichtlich der GH-Sekretion nicht von der Vergleichsgruppe
und besaßen
deutlich niedrigere GHBP-Konzentrationen als die Gruppe mit GHD.
Als GHD definierte Patienten (die Basis dafür war ein willkürlicher
Cutoff von maximalem GH < 10 μg/l) wiesen
einen niedrigeren GHBP-Spiegel
auf als Vergleichsprobanden. Doch bei GHD-Patienten mit maximalem
GH = 5 μg/l
war der mittlere GHBP-SDS höher
als jener in der GHD-Gruppe mit GH > 5 μg/l
und unterschied sich nicht von jenem der Vergleichsprobanden.
-
Beispiel 2
-
Die Patienten, die in einer nach
der Vermarktung durchgeführten
Kontrollstudie, der National Cooperative Growth Study (NCGS), beobachtet
wurden, wurden untersucht, um die Wachstumsraten von GHD-Patienten
mit jenen von ISS-Patienten zu vergleichen, die man mit verschiedenen
GH-Dosen behandelte. Die ISS-Patienten umfas sen sowohl jene mit
normalem GHBP-Spiegel als auch jene mit niedrigem GHBP-Spiegel. Die rgebnisse
der ISS-Patienten (siehe 2)
zeigen, dass eine deutlich höhere
Wachstumsrate bei Kindern erzielt wurde, die mit 0,25 ± 0,025
mg/kg/Woche GH behandelt wurden, als bei jenen, die mit 0,20 mg/kg/Woche
oder weniger behandelt wurden. Der Vergleich mit den GHD-Patienten
macht deutlich, dass die normalen GH-Dosen von bis zu 0,20 mg/kg/Woche
nicht ausreichten, um den Patienten einen mittleren Wachstumsraten-Bereich
zu ermöglichen,
der an jenen der GHD-Patienten heranreicht. Dosen von 0,25 ± 0,025/mg/kg/Woche
führten
jedoch zu einer mittleren Wachstumsrate, die näher an den Bereich bei GHD-Patienten
heranreicht (etwa 10 cm/Jahr). Somit ist die GH-Dosis von mehr als
etwa 0,20 mg/kg/Woche für
zumindest einige der hierin identifizierten Patienten günstig.
-
Beispiel 3
-
Patienten mit ISS (definiert durch
einen maximalen GH-Spiegel > 10 μg/l und einen
Körpergrößen-SDS < –2) besitzen
gegenüber
normalen Vergleichsprobanden einen niedrigen GHBP-Spiegel (bestimmt durch
LIFA). Dies war bei kleinwüchsigen
Kindern mit GHD oder TS nicht der Fall.
-
Um die Nützlichkeit des GHBP-Tests bei
der Klassifizierung kleinwüchsiger
Kinder zu beurteilen, wurden ISS-Patienten je nach ihrem GHBP-SDS
gruppiert. Patienten mit niedrigem GHBP-SDS, definiert als < –2, wurden
mit Patienten mit normalem GHBP-Spiegel (GHBP-SDS > –2) verglichen, um zu bestimmen,
ob Hinweise auf beeinträchtigte
Empfindlichkeit gegenüber
GH-Behandlung in der ersteren Gruppe vorliegen.
-
Patientenpopulation
-
Es wurden Serumproben an 96 Stellen
aus 511 Kindern mit ISS gezogen, die anschließend mit Protropin®-hGH
behandelt wurden (die mittlere ± SD-Dosis von GH betrug 0,26 ± 0,07
mg/kg/Woche und wurde durch parenterale Injektion an Patienten mit
1-Jahres-Wachstumsdaten verabreicht, wobei die GH-Dosierung und
deren Zeitplan im Ermessensspielraum des jeweiligen klinischen Forschers
liegt) und Aufnahme in die NCGS fanden. Um in diese Studie aufgenommen
zu werden, mussten die Patienten einen maximal stimulierten GH-Spiegel > 10 μg/l, einen
Körpergrößen-SDS
= –2 besitzen
und durften keine andere bekannte Ätiologie von Kleinwüchsigkeit
aufweisen. Die Ergebnisse der GHBP-Messungen waren vor dem Einsetzen
der GH-Therapie
nicht bekannt. Für
Analysen mit Wachstumsreaktionen, die während der GH-Behandlung zu
beobachten waren, wurden nur präpubertäre Patienten
zugelassen.
-
Testverfahren
-
GHBP wurde unter Einsatz des LIFA
untersucht, wie dies von Carlsson et al., s. o., beschrieben ist.
Es wurden monoklonale Antikörper
gegen GHBP (MAb 263) und GH (MAb MCB) verwendet. Die GHBP-Werte wurden
unter Einsatz normativer Daten für
den LIFA nach Alter und Geschlecht standardisiert; dies erfolgte
auf der Basis von Proben, die von Dr. Thomas Merimee von der University
of Florida, Division of Endocrinology and Metabolism, Health Science
Center, P.O. Box 100226, Gainesville, FL, USA, 32610–0226 und
von Dr. Sotos und Dr. Kirkland, s. o., stammten. Diese Werte wurden
bereits früher
in der Literatur angeführt.
Carlsson et al., J. C. E. M. 78, 1325– 1330 (1994). Über Nacht
gezogene Proben für
GH wurden unter Anwendung des doppelten monoklonalen immunradiometrischen
Assays (Tandem-R HGH, Hybritech, San Diego, CA, USA) untersucht.
Die für
die GH-Stimulationstests erfassten Werte wurden mittels verschiedener
GH-Tests gemessen.
-
IGF-I wurde durch Radioimmunassay
nach Säureethanol-Extraktion
(IGF-I by Extraction, Nichols Institute, San Juan Capistrano, CA,
USA) gemessen und mittels der zur Verfügung gestellten normativen
Daten nach Alter und Geschlecht standardisiert.
-
Statistische
Verfahren
-
Die Körpergrößen wurden nach Alter und Geschlecht
standardisiert und die Gewichte auf Basis von Normen, die aus veröffentlichten
Daten über
amerikanische Kinder stammen, ebenfalls nach Körpergröße und Geschlecht standardisiert.
Hamill et al., Am. J. Clin. Nutrition 32, 607–629 (1979). Der Körpergrößen-SDS
der Mütter
und Väter
wurden auf der Basis von Körpergrößen-Percentilen
normaler Erwachsene berechnet. Hamill et al., s. o.
-
Multiple lineare Regression diente
zur Bestimmung, welche erklärenden
Variablen allenfalls linear mit GHBP-SDS assoziiert waren. Außerdem wurden
die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt (auf der Basis ihrer GHBP-SDS-Werte
(= –2SD
und > –2SD)),
um die allfällige
Signifikanz von GHBP-Werten zu bestimmen, die unter dem normalen
Bereich liegen. Die zwei Gruppen wurden hinsichtlich der Mittel-
oder Medianwerte mehrerer Co-Variate miteinander verglichen (siehe
Tabelle VI). Univariate Tests der Signifikanz zwischen den Gruppen
erfolgten unter Einsatz von einem von drei Tests: des t-Tests (für Gauss-verteilte
Variablen), des Wilcoxon-Rangsummentests (für Nicht-Gauss-verteilte Variablen)
oder des Chi-Quadrattests (für
kategorische Variablen). Um mehrere Vergleiche zu ermöglichen,
wurden p-Werte < 0,005
als statistisch signifikant eingestuft. ANCOVA diente dazu, Differenzen
zwischen den zwei GHBP-Gruppen zu untersuchen, nachdem bezüglich anderer
signifikanter Variablen korrigiert worden waren.
-
Ergebnisse
-
Patienten in der Gruppe mit niedrigem
GHBP-Spiegel waren jünger
und hatten einen niedrigeren Gewicht-Körpergrößen-SDS und BMI als die normale
GHBP-Gruppe (Tabelle V). Der mittlere SDS betrug in beiden Gruppen –2,9, wobei
die Werte von –5,8
bis zu –2,0
reichten. Etwa ¾ der
Patienten waren männlich;
eine ähnliche
Geschlechterverteilung lässt
sich bei Durchsicht der gesamten NCGS-Datenbank erkennen. August et
al., J. Pediatr. 116, 899–903
(1990). 72% der Patienten waren zu Beginn präpubertär.
-
Tabelle
V
Patienteneigenschaften zu Beginn
-
Es gab 101 Patienten mit GHBP-SDS
= –2 (Mittel –2,5) und
410 Patienten mit GHBP-SDS > –2 (Mittel –0,9) (Tabelle VI). Die zwei
Gruppen wiesen vergleichbare mediane GH-Maximalwerte auf; diese
Werte sind jedoch aufgrund der Durchführung verschiedener GH-Tests
schwierig auszuwerten. Der Durchschnitt für die mittleren 12-Stunden-GH-Konzentrationen
(unter Verwendung des Hybritech-Tests) war signifikant höher als die
Gruppe mit niedrigem GHBP-Spiegel, während der IGF-I-SDS in dieser
Gruppe signifikant niedriger war (jeweils p = 0,0001, Tabelle VI).
-
3 zeigt,
dass jene mit niedrigem GHBP-SDS niedrigere IGF-I-SDS-Werte ( 3A) und höhere mittlere
12-Stunden-GH-Werte (3B)
aufwiesen. Von allen ISS-Patienten
korrelierte GHBP-SDS positiv mit IGF-I-SDS (r = 0,285, p = 0,0001)
und negativ mit dem mittleren 12-Stunden-GH-Spiegel (r = –0,17, p
= 0,0001).
-
ANCOVA, die bezüglich des Alters, des Gewicht-Körpergrößen-SDS
und des mittleren 12-Stunden-GH-Spiegels korrigiert, zeigte, dass
Patienten mit GHBP-SDS = –2
einen signifikant niedrigeren IGF-I-SDS aufwiesen als jene mit GBHP-SDS > –2 (p = 0,0001). Ebenso besaß die Gruppe
mit niedrigem GHBP-Spiegel einen signifikant höheren mittleren 12-Stunden-GH-Wert
als die Gruppe mit normalem GHBP (p = 0,0001) (nach Korrektur bezüglich Alter,
Gewicht-Körpergrößen-SDS
und IGF-I-SDS).
-
Tabelle
VI
Ausgangs-GHBP-, IGF-I- und GH-Konzentrationen (Mittelwert ± SD)
-
Die Analysen der Wachstumsraten waren
auf Patienten beschränkt,
die während
der in Betracht gezogenen Behandlungsdauer präpubertär blieben. Es bestand keine
signifikante lineare Korrelation von GHBP-SDS und der Wachstumsrate
oder der Veränderung
des Körpergrößen-SDS
während
jedes der ersten drei Behandlungsjahre. Die mittlere Wachstumsrate
vor der Behandlung betrug ungeachtet des GHBP-SDS etwa 4 cm/Jahr.
Die mittlere Wachstumsrate während
des ersten Jahrs der GH-Therapie betrug etwa 8 cm/Jahr. 4 zeigt die Wachstumsraten
des ersten Jahrs für
mit GH behandelte präpubertäre Patienten,
aufgetragen über
ihren GHBP-SDS-Werten.
Es bestand keine statistisch signifikante Korrelation zwischen den beiden
(r = 0,047, p = 0,55, n = 166). Die Abbildung zeigt, dass die Patienten,
die gemäß der Erfindung
behandelt werden können,
jene unterhalb des schraffierten Bereichs sind, sofern sie auch
den GH-, IGF-I- und Körpergrößenanforderungen
entsprechen, die für
diese Subpopulation gelten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Patienten
mit niedrigen GHBP-SDS-Werten, die auch den Kriterien der vorliegenden
Endung entsprachen, auf die pharmakologische Verabreichung von GH
ansprachen.
-
Die 5 und 6 vergleichen die Wachstumsraten
der Patienten vor der Behandlung und während des ersten Jahres der
Patienten (und in 5 auch
die das zweite Jahr betreffenden Wachstumsraten). Diese Abbildungen
lassen erkennen, dass es einen klaren Anstieg des Wachstums in mit
GH behandelten Patienten gibt – gleichgültig ob
der GHBP-SDS des jeweiligen Patienten –2 oder > –2
beträgt.
-
Tabelle VII zeigt die Wachstumsreaktions-Daten
für die
Gruppe mit niedrigem GHBP-SDS im Vergleich zur Gruppe mit normalem
GHBP-SDS. Die zwei Gruppe besaßen
während
des ersten Therapiejahrs ähnliche mittlere
GH-Dosis- und Injektions-Zeitpläne.
Es bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen
hinsichtlich der Wachstumsrate vor der Behandlung oder der Wachstumsraten
während
der ersten 4 Jahre der GH-Therapie. Die mittlere Veränderung
des Körpergrößen-SDS
war zwischen den beiden Gruppen statistisch ebenfalls nicht unter schiedlich;
die mittlere Zunahme in den 4 Jahre lang beobachteten Personen betrug
1,5 ± 0,6
(n = 13) in der Gruppe mit niedrigem GHBP-Spiegel und 1,7 ± 0,6 (n
= 21) in der Gruppe mit normalem GHBP-Spiegel.
-
Tabelle
VII
Wachstumsrate und Veränderung
des Körpergrößen-SDS
ab dem Beginn der GH-Therapie in präpubertären Patienten
-
Obwohl Kleinwüchsigkeit in unterschiedlicher
Wese definierbar ist, z. B. dass der betreffende Patient unterhalb
eines bestimmten Percentils für
Standardkörpergrößen liegt,
repräsentieren
die Patienten in dieser Studie eine eingeschränktere Gruppe. Sie erhielten
alle GH-Therapie verschrieben und durchliefen demnach ein von den
behandelnden Ärzten
durchgeführtes
Screening- und Auswahlverfahren. Außerdem wurden Patienten mit
Körpergrößen-SDS
von über –2 in diese
Studie nicht aufgenommen. Die resultierende Gruppe besaß einen
mittleren SDS von –2,9,
eine mittlere Knochenalterverzögerung
von 2,4 Jahren und eine mittlere Wachstumsrate von 4,2 cm/Jahr (diese
Werte ähneln
anderen ebenfalls in der Literatur beschriebenen und mit GH behandelten
ISS-Patienten). Hopwood et al., J. Pediatr. 123, 215–222 (1993);
Albertsson-Wikland, Acta Paediatr. Scand. Suppl. 343, 77–84 (1988).
In dieser ausgewählten
Gruppe stellte man fest, dass einige einen niedrigen GHBP-Spiegel
besaßen
(nach Standardisierung nach Alter und Geschlecht und Korrektur bezüglich Knochenafter).
Carlsson et al., J. C. E. M., 78, s. o.
-
Es wurde aufgezeigt, dass GHBP aus
dem gleichen Gen stammt wie GHR und Sequenzhomologie mit seiner
extrauzellulären
Domäne
besitzt. Leung et al., Nature 330, 537–543 (1987). Die unter Anwendung
des funktionellen Tests gemessenen Serum-GHBP-Werte waren bei Patienten
mit komplettem GHIS niedrig oder undetektierbar. Fielder et al.,
J. C. E. M. 74, 743–750
(1992). In diesem Beispiel wurde der normale Bereich von GHBP-Werten
in Kindern anhand von Alter und Geschlecht bestimmt, wobei ermittelt
wurde, dass die niedrigen GHBP-Werte bei Patienten mit ISS deutlich
niedriger waren als jene bei normalen oder GH-defizienten Personen
oder im Fall von TS. Carlsson et al., J. C. E. M., 78, s. o.
-
12-Stunden-über-Nacht-Reihenprobenentnahme-Profile
für GH
wurden von allen Kindern in dieser Studie erhalten, wobei die Mittelwerte
normal waren. Dies lässt – ohne sich
auf eine bestimmte Theorie beschränken zu wollen – schließen, dass
neurosekretorische Dysfunktion in den meisten der Patienten nicht
vorhanden war. Die mittleren 12-Stunden-GH-Werte zeigten eine negative
Korrelation mit mittleren GHBP-SDS, wie dies für normale Individuen beschrieben
wurde. Martha et al., J. C. E. M. 73, 175–181 (1991) : IGF-I-SDS korrelierte
hingegen positiv mit GHBP- SDS.
Somit besaßen
die Patienten mit niedrigerem GHBP-Spiegel höhere GH-, jedoch niedriger
IGF-I-Werte, was mit der GH-Unempfindlichkeit übereinstimmt.
-
Ein signifikanter Prognosefaktor
der GHBP-Konzentration ist die Körperzusammensetzung,
die sowohl unter Heranziehung von BMI als auch von Gewichtsstandards
für Körpergröße und Alter
bewertet wurde. In einer ANCOVA stellte man fest, dass GHBP ein
signifikanter Prognosefaktor von mittlerem 12-Stunden-GH-Wert und
IGF-I-SDS nach der
Korrektur bezüglich
Alter und Gewicht-Körpergrößen-SDS
blieb.
-
Die für präpubertäre Patienten in der NCGS-Datenbank
zur Verfügung
stehenden Wachstumsdaten zeigten keine signifikante lineare Korrelation
zwischen Ausgangs-GHBP-SDS
und der Wachstumsrate vor der Behandlung oder dem Ausgangs-Körpergrößen-SDS.
Ohne sich auf eine bestimmte Theorie beschränken zu wollen, liegt eine
mögliche
Erklärung
darin, dass die Wachstumsrate und das Gewicht üblicherweise dazu dienen, Patienten
für die
Behandlung mit GH auszuwählen,
und somit in dieser Patientenpopulation einheitlich niedrig sind.
-
Eine interessante Beobchtung ist
der Mangel an Korrelation von GHBP-SDS und Wachstumsreaktion auf
GH-Therapie. Da die GH-Sekretion und die GHBP-Werte bei normal wachsenden
Kindern offenbar negativ korrelieren (Martha et al., s. o.), kann
ein normaler Bereich vorgeschlagen werden (siehe 7). Man kann erwarten, dass jene mit übermäßigem GH
im Verhältnis
zu ihrem GHBP-Spiegel übermäßiges Wachstum
aufweisen und jene, deren GH-Spiegel für ihren GHBP-Spiegel zu niedrig
ist, mangelhaftes Wachstum aufweisen. Derzeit ist GHD willkürlich definiert
und beruht lediglich auf Messungen der GH-Sekretion; es ist denkbar,
dass einige Patienten mit GH-Werten oberhalb dieses willkürlichen
Schwellenwerts (und innerhalb des Schutzbereichs der Erfindung)
inadäquate
Mengen an GH im Verhältnis
zu ihrem GHBP-Spiegel aufweisen, was zu mangelhaftem Wachstum führt. Man
könnte
erwarten, dass die Verabreichung von exogenem GH an diese Untergruppe
von Patienten (mit niedrigeren GHBP- und IGF-I-Werten und höheren mittleren
12-Stunden- GH-Werten
als normale Patienten, was partielle GH-Unempfindlichkeit vermuten
lässt)
ihren GH-Spiegel im Blutkreislauf auf Werte ansteigen lässt, die
für ihre
niedrigen GHBP-Werte angemessener sind, wodurch ihr partiell resistenter
Zustand überwunden
werden kann.
-
Beispiel 4
-
Einleitung
-
Die Ätiologie des Wachstumsversagens
in der Mehrzahl kleinwüchsiger
Kinder ohne GHD (nicht-GH-defiziente Kinder mit Kleinwüchsigkeit)
ist nur mangelhaft definiert. Diese ansonsten normalen Kinder mit
ISS produzieren normale Mengen an GH als Reaktion auf pharmakologische
Stimulation, verzeichnen aber kein normales Wachstumsmuster. Lippe
und Nakamoto, Rec. Prog. Norm. Res. 48, 179–235 (1993). Einige mit GH
verbundene Defekte wurden als Erklärung für ihr Wachstumsversagen vorgeschlagen,
z. B. neurosekretorische Dysfunktion (Spiliotis et al., J. Am. Med.
Assoc. 251, 2223–2230
(1984); Zadik et al., Pediatrics 76, 355–360 (1985)) und immunologisch
reaktives, doch biologisch inaktives GH. Kowarski et al., J. C.
E. M. 47, 461-464
(1978); Valenta et al., N. Engl. J. Med. 31, 214–217 (1985). Während diese
Mechanismen möglicherweise
für das
Fehlen von normalem Wachstum in einigen ISS-Patienten verantwortlich sind, scheinen
die meisten Patienten keine auffälligen
Defekte der GH-Sekretion oder -Funktion aufzuweisen. Lanes, Am.
J. Dis. Child. 143, 1284–1286
(1989; Ilondo et al., J. C. E. M. 70, 1445–1451 (1990).
-
Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass
ISS-Patienten normale Sekretionsmuster von bioaktivem GH aufweisen
und dass der Defekt die Fähigkeit
von Zielzellen betrifft, auf GH zu reagieren. Solche Defekte könnten auch
die Menge an GHR oder die Mediatoren der GH-Signalisierung betreffen,
z. B. IGF-1 oder IGF-I-Rezeptor. Änderungen im IGF-I-Gen sind
in Wachstumsstörungen
ungewöhnlich.
Lajara et al., J. C. E. M. 70, 687–692 (1990). Die Resistenz
gegenüber
GH könnte
auf die Reduktion der Affinität
des GHR für
GH, die eingeschränkte
Fähigkeit,
ein Signal als Reaktion auf die Bindung von GH zu verbreiten, oder
auf Defekte zurückzuführen sein,
die eine reduzierte Zahl an Zelloberflächenrezeptoren verursachen.
Das im Humanserum vorhandene hochaffine GHBP ist mit der extrazellulären Domäne des GHF
identisch, und man geht davon aus, dass es aus durch proteolytische
Spaltung aus dem Rezeptor produziert wird. Sotiropoulos et al.,
Endobrinol. 132, 1863–1865
(1993). Immunfunktionelle GHBP-Spiegel (Carlsson et al., J. C. E.
M. 73, s. o.) liegen bei 90 % der ISS-Patienten unter dem Mittel
und bei 20% dieser Kinder mehr als 2 SDs unter dem Mittel. Carlsson
et al., J. C. E. M. 78, s. o.; Mauras et al., Metabolism 43, 357–359 (1994).
Ohne sich auf eine bestimmte Theorie beschränken zu wollen, ist zu beachten,
dass Anomalien bezüglich
des GHR, die die Menge an funktionellem GHBP reduzieren, in ISS-Patienten
vorhanden sein können.
-
Ein Phänotyp von partiellem GHIS in
ISS wird durch die Beobachtung in Beispiel 3 festgelegt, wonach ISS-Patienten
mit niedrigerem GHBP-Spiegel niedrigere IGF-I-Werte und höhere 12-Stunden-GH-Werte als jene
mit normalem GHBP-Spiegel aufweisen. Ohne sich auf eine bestimmte
Theorie beschränken
zu wollen, legt dies eine Defizienz der Signalisierung über GHR
nahe, was zu reduzierter IGF-I-Produktion und reduziertem negativen
Feedback von IGF-I auf GH-Sekretion führt. Die meisten ISS-Kinder
sprechen auf GH-Rekombinationsbehandlung mit einer steigenden Wachstumsrate
an (Hopwood et al., s. o.); doch diese Reaktion ist weniger ausgeprägt als jene,
die hierin bei mit der gleichen GH-Dosis behandelten Patienten mit
GHD (GH-defizienten Patienten) auftritt, was wiederum, ohne sich
auf eine Theorie beschränken
zu wollen, partielle Inempfindlichkeit gegenüber GH bei ISS-Patienten nahe
legt.
-
Die hohe Frequenz inaktivierender
Mutationen im GHF-Gen in komplettem GHIS oder Laron-Syndrom (LS)
zeigt auf, dass die meisten Fälle
von komplettem GHIS durch einen Mangel an funktionellem GHR erklärbar sind.
Den meisten LS-Patienten besitzen einen Mangel an detektierbarer
GHBP-Aktivität
in ihrem Blut (Baumann et al., J. C. E. M. 65, 814–816 (1987);
Daughaday et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84, 4636–4640 (1987)),
und bei der Messung wird festgestellt, dass sie keine oder sehr
niedrige Werte spezifischer GH-Bindung an hepatische Mikrosome aufweisen.
Eshet et al., Isr. J. Med. Sci. 20, 8–11 (1984). Es gibt 17 charakterisierte
GHR-Mutationen, die mit in der extrazellulären Domäne des Proteins konzentriertem
LS assoziiert sind (ein Überblick
wird von Rosenfeld et al., Endocrinol. Rev. 15, 359–390 (1994)
gegeben).
-
Um zu bestimmen, ob der mildere Phänotyp von
partiellem GHIS durch disruptive Mutationen in GHR verursacht werden
könnte
und ob die reduzierten Mengen an zirkulierendem GHBP in der ISS-Population
als Marker für
partielles GHIS dienen und Mutationen im GHR anzeigen könnten, wurde
eine Untergruppe von ISS-Patienten mit höherem GHBP-Spiegel als 2 SD
unter dem Mittelwert ausgewählt
und die Kodierregion des GHR-Gens auf Mutationen analysiert. Unter
Anwendung von Einzelstrang-Konformationsanalyse (SSCA) und Sequenzieren
von Polymerase-Kettenreaktions- (PCR-) Produkten mit geänderter
Mobilität
wurden Mutationen in 4 von 14 Patienten in der extrazellulären Domäne des Rezeptors
detektiert.
-
Probanden
-
14 ISS-Patienten wurden aus zwei
Teilstudien der NCGS ausgewählt,
und sie wiesen einige oder alle der folgenden Kriterien auf: 1)
Körpergrößen-SDS < –2,5; 2)
Serum-IGF-I-Spiegel unter normalem Mittelwert (gemessen durch Säure-Ethanol-Extraktion,
Nichols Institute); 3) Serum-GH > 10 μg/l (bestimmt
mit einem oder mehreren provokativen Tests); 4) maximaler Serum-GHBP-SDS
= –2 (gemessen
durch LIFA, beschrieben in Carlsson et al., J. C. E. M. 73, s. o.,
oder durch Holzkohletrennung, beschrieben in Amit et al., J. C.
E. M. 71, 474–479
(1990)) im Fall von Patient 1); 5) Wachstumsrate vor der Behandlung < 4 cm/Jahr; und
6) Fehlen von zugrunde liegender systemischer Krankheit. Weitere
Informationen wurden – falls
sie verfügbar waren – ebenfalls
berücksichtigt,
z. B. mittlerer 12-Stunden-GH-Spiegel (Hybritech-Assay), Wachstumsrate während des
ersten Jahrs mit GH-Behandlung und IGFBP-3-Werte (Endocrine Sciences). Das Scoring-System,
das zur Auswahl der Patienten aus der NCGS-Datenbank zur Anwendung
kam, ist aus Tabelle VIII ersichtlich. Von einem maximalen Score
von 12 erzielten die Patienten 4–10, und alle besaßen GHBP-SDS
= –2.
Verwandte von zwei Patienten (Nr. 2 und NR. 4) wurden untersucht,
um die Vererbbarkeit der Mutationen zu bestätigen. 24 normale erwachsene
Freiwillige, deren Körpergrößen-SDS
in den normalen Bereich fiel oder darüber lag (–2,0 bis +3,5 SDS) dienten
als Vergleich. Die statistische Signifikanz von Populationsdifferenzen
wurde mit einem Fischer Exact-Test berechnet.
-
Tabelle
VIII
Kriterien zur Patientenauswahl
-
Die mit hGH behandelten Patienten
(jene in Tabelle IX, die in der „GH-reaktiv"-Spalte nicht als „na" angeführt sind),
wurden mit Protropin®-GH (alle behandelten
Patienten mit Ausnahme von Patient 2) und Nutropin®-GH
(Patient 2) mit ewt 0,3 mg/kg/Woche zumindest 6 Monate lang subkutan
injiziert.
-
Probenvorbereitung
und PCR-Amplifikation
-
Lymphozyten wurden aus 1,5–10 ml Blut
von jedem Patienten entweder mittels LeucoPREP-Zelltrennungsröhrchen (Becton
Dickenson) oder LSM-Lymphozyten-Trennungsmedium
(Organon Teknika) isoliert und durch Epstein-Bari-Virus (EBV) transformiert.
Katz et al., J. Infect. Dis. 160, 589–598 (1989). DNA wurde aus
EBV-transformierten
Lymphozyten oder direkt aus frischen Lymphozyten isoliert; dies
erfolgte mit dem QIAamp Blood Kit (Quiagen, Inc.). Genomische Fragmente
des GHR, spezifisch für
die kodierenden Exons 2 bis 9 und ihre flankierenden Spleißstellen,
wurden durch PCR mittels intronischer Primer amplifiziert. Der Kodierabschnitt
von Exon 10 wurde in 3 überlappenden
Fragmenten amplifiziert, um die Fragmentgröße auf weniger als 400 Basenpaare
(bp) einzuschränken.
-
Die Position und Sequenz der intronischen
Primer sind wie folgt:
-
-
DNA (100 ng) wurde in 50 μl, umfassend
0,2 mM dNTPs, 2 Einheiten Taq Polymerase (Perkin Elmer Corp.), 1,5
mM MgCl2, 7 μCi 33P-α-dATP (duPont
New England Nuclear) und 15 ng jedes Primers über 40 Zyklen amplifiziert
(1 min, 94°C;
1 min 55°C;
1 min 72°C
mit 5 s pro Zyklus hinzugefügt).
An den Endzyklus schloss sich 1 min bei 94°C und Abkühlen auf 22°C über den Zeitraum von 30 min.
PCR-Produkte wurden in 2% Agarose elektrophoresiert, um auf Kontaminierung
zu untersuchen und die Fragmentgröße zu bestätigen.
-
Voll-RNA (5–10 μg) wurde aus den EBV-transformierten
Lymphozyten durch das Säure-Phenol-Verfahren
(Chomczynski und Sasshi, Anal. Biochem. 162, 156–159 (1987) produziert und
revers transkribiert (Perkin Elmer Corp., RT-Set), wobei hier zufallsverteilt
bindende Primer (Promega Corp.) zum Einsatz kamen. Die PCR-Amplifikation
der GHF-cDNA erfolgte durch eine ineinander geschachtelte PCR-Strategie.
Exons 3–10
wurden in 3 Fragmenten amplifiziert. Verschachtelte Primer dienten
dazu, kleinere Fragmente (220–415 bp)
zu erzeugen. Die Zyklusbedingungen waren wie folgt: Denaturieren
bei 95°C
1 min lang; bei 72°C
1 min lang; und schließlich
bei 72°C
10 min lang. Die Sequenzen der in der verschachtelten Primer-Technik
verwendeten Primer waren wie folgt:
-
3
RT-PCR-Fragmente (5' bis
3'):
-
Interne
verschachtelte PCR-Produkte
-
-
Interne
verschachtelte PCR-Produkte
-
Interne
verschachtelte PCR-Produkte
-
Einzelstrang-Konformationsanalyse
-
Es wurde SSCA auf den Produkten jeder
PCR-Reaktion durchgeführt.
2–4 μl des Reaktionsgemisches wurden
mit einem gleichen Volumen Ladungspuffer vermischt, bei 100°C 2 min lang
denaturiert und auf Eis gelegt. Proben wurden bei Raumtemperatur
in 0,5 × MDE-Gelen
(AT Biochem Inc.) mit 1 oder 10% Glycerin gemäß den Anweisungen des Herstellers
elektrophoresiert. Die Gele wurden auf Filterpapier getrocknet und ein
Autoradiogramm angefertigt.
-
DNA-Sequenzierung
-
Als abweichende Banden durch SSCA
detektierte Mutationen wurden durch Sequenzierung bestätigt. Direktes
Zyklussequenzieren der PCR-Produkte erfolgte mit den Amplifikationsprimern
oder den oben beschriebenen internen (verschachtelten) Primern und
mittels Farbstoff-Terminator-Chemie auf dem ABI373-Sequenzierer
(Applied Biosystems Division von Perkin Elmer Corp.) gemäß herkömmlicher
Arbeitsvorschriften oder unter Anwendung des Ampli-Cycle-Sets (Perkin
Elmer Corp.) und 33P-α-dATP
(duPont New England Nuclear). Außerdem wurden mehrere Subklone
aus jedem Fragment, die vermutlich eine Mutation enthielten, in M13mp19
oder pBluescript KD+ erzeugt, mit dem M13-21-Farbstoffprimer sequenziert
und auf dem ABI373-Sequenzierer analysiert.
-
GH-Bindungstest
-
Um die Bindung von GH an die Rezeptormutanten
zu untersuchen, wurden rekombinante extrazelluläre GHR-Domänen erzeugt, die die Mutationen
umfassten. Dies erfolgte mittels Oligonucleotid-mediierter stellengerichteter
Mutagenese, Expression in E. coli und Reinigung. Clackson und Wells,
Science 267, 383–386, 1995;
Fuh et al., J. Biol. Chem. 265, 3111–3115 (1990); Bass et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88, 4498–4502 (1991). Affinität für GH wurde
durch kompetitive Verlagerung von GH aus den Rezeptormutanten mittels
radiojodiertem GH als Tracer bestimmt. Spencer et al., J. Biol.
Chem. 263, 7862–7867
(1988). Die Dissoziationskonstanten (Kds) wurden durch Scatchard-Analyse
berechnet. Monoklonaler Anti-GHR-Antikörper (Mab) 5 (Barnard et al.,
Endocrinology 115, 1805 (1984); Cunningham et al., Science 254,
821 (1991)) diente dazu, den GHR:GH-Komplex zu fällen. Mab 5 verhindert die
Rezeptor-Homodimerisierung, wodurch die Kd für die anfängliche 1 : 1-Wechselwirkung
frei von den Auswirkungen der Dimerisierung bestimmt werden kann.
Clackson und Wells, s. o., Cunningham et al., s. o.
-
14 Kinder mit ISS wurden mit einem
Kernscore von 4 oder darüber
gemäß den Selektionskriterien
ausgewählt
(Tabelle VIII). Die klinischen Daten betreffend diese Patienten
sind aus Tabelle IX ersichtlich. Der niedrige funktionelle Serum-GHBP-Spiegel
in diesen Patienten führte
zur Suche nach subtilen Mutationen im GHR-Gen durch eine Kombination
von PCR-Amplifikation und SSCA. Fragmente, die mit veränderter
Mobilität wandern,
wurden in vier Patienten festgestellt – 1, 2, 4 und 7 -, während keine
Anomalien im GHR-Locus von 24 normalen erwachsenen Vergleichspersonen
detektiert wurden (mit Ausnahme bekannter Polymorphismen in Exons
6 und 10; siehe Leung et al., Nature 330, 537–543 (1987); Godowski et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, 8083–8087 (1989)): Somit lag eine
signifikante Zunahme der Veränderungen
im GHR-Gen bei ISS-Patienten mit reduziertem GHBP-Spiegel gegenüber einer
normalen Population statt (p = 0,014). Jedes der genomischen PCR-Fragmente,
das vermutlich eine Mutation trug, wurde sequenziert, um die die
aberrante Bande bewirkende Änderung
zu charakterisieren. Siehe 8-11. Patienten 1 bis 9 wurden
auch durch RT-PCR (Exons 3–10)
analysiert, und alle Fragmente besaßen die vorhergesagte Größe , wodurch
das Spleißen
von Änderungen
ausgeschlossen wurde.
-
Patient 4 wies abnormale Banden von
SSCA-Gelen auf, als Exons 4 und 6 oder RT-PCR-Fragmente (bedeckten diese Region)
analysiert wurden. Die DNA wurde sequenziert, und man stellte fest,
dass das Kind kombiniert-heterozygot bezüglich eines Guanosin-Adenosin-Übergangs
in Exon 4 (führte
ein Lysin anstelle einer Glutaminsäure an Position 44 (E44K) im
reifen Protein ein (8,
Allel 2 und Tabelle X)) und eines Cytosin-Thymidin-Übergangs
in Exon 6 (bewirkte eine Arginin-Cystein-Substitution an Rest 161 (R161C; 8, Allel 1 und Tabelle
X) war. Exons 4–6 überspannende
RT-PCR-Produkte wurden subkloniert und sequenziert. Die zwei Mutationen
befanden sich in unterschiedlichen Subklonen; somit wurde eine Mutation
in jedem der zwei Allele festgestellt. Außerdem ergab die genetische
Analyse von Familienmitgliedern, dass die Exon 4-Modifikation von
der väterlichen
Seite der Familie und die Exon 6-Mutation von der mütterlichen
Verwandtschaft vererbt worden war.
-
Der Vater und die Großmutter
väterlicherseits
wiesen beide die gleiche SSCA-Bandenverschiebung für Exon 4
auf wie der Proband, und das Sequenzieren bestätigte, dass beide die identische
E44K-Mutation trugen. Ebenso bestätigten SSCA und Sequenzieren
die Gegenwart der Exon 6-Punktmutation, die zur R161C-Veränderung
in der Mutter und einem Onkel mütterlicherseits
führte.
Patient 4 sprach auf exogenes GH nicht mit einer signifikanten Steigerung
der Wachstumsrate an; seine Wachstumsrate vor der Behandlung betrug
5,5 cm/Jahr und seine Wachstumsrate nach GH-Behandlung 5,8 cm/Jahr.
-
Die Einflüsse dieser Aminosäuresubstitutionen
auf die Fähigkeit
des Rezeptors, GH in einem 1 : 1-Komplex zu binden, wurden unter
Verwendung der extrazellulären
und in E. coli exprimierten Rezeptormutanten-Domäne untersucht. Rest E44 ist
an direkten Kontakten mit GH beteiligt (deVos et al., Science 255, 306–312 (1992),
und die Mutation zu Alanin reduzierte die Ligandenbindung (KdMUT/KdWT = 17,4).
Clackson und Wells, s. o. Es wurde festgestellt, dass die Einführung eines
Lysins an Position 44 die Bindung um das 330fache in Bezug auf die
extrazelluläre
Rezeptordomäne
der Wildform reduziert (Tabelle X). Im Gegensatz dazu befindet sich
Rest 161 an keiner intermolekularen Grenzfläche im Human-GH-GHR-Komplex
(deVos et al., s. o.), und seine Mutation zu Cystein bewirkte eine
2,1fache Reduktion der Bindung (Tabelle X).
-
DNA aus Patient 2 wies eine SSCA-Bandenverschiebung
mit genomischen Exon 5-PCR-Fragmenten auf.
Das DNA-Sequenzieren identifizierte eine Thymidin-Adenosin-Transversion an Position
418 in der cDNA, wodurch ein Stopcodon anstelle von Cystein 122
eingesetzt wurde (C122X). Siehe 9.
Das Subklonieren und Sequenzieren mehrerer genomischer PCR-Produkte
aus allen Exons von Patient 2 ergab nur die Sequenz der Wildform,
und das Gleicht trifft auf direktes Sequenzieren der genomischen
PCR-Fragmente zu. Die Wahrscheinlichkit, dass dieser Patient eine
zweite Mutation trägt,
die nicht detektiert werden konnte, ist daher gering. Die Analyse
der DNA der Mutter und des Vaters von Patient 2 zeigte, dass er
die Stopcodon-Muta tion von seiner Mutter geerbt hatte. Während des
ersten Behandlungsjahrs mit GH nahm seine Wachstumsrate von 4,1 cm/Jahr
auf 5,7 cm/Jahr zu (Tabelle IX) – ein Anzeichen für die Reaktion
auf exogenes GH. Ein mit der Pubertät assoziierter Wachstumsschub
von 10,3 cm/Jahr trat während
des zweiten Behandlungsjahrs mit exogenem GH ein.
-
Die Patienten 1 und 7 tragen beide
heterozygote Einzelbasenpaar-Veränderungen,
die Aminosäure-Modifikationen
im GHR gegenüber
einem Allel bewirken. In Patient 1 wurde eine aberrante Bande mit
genomischen Exon 7-PCR-Fragmenten beobachtet. Ein Guaunosin-Adenosin-Übergang
an Basenpaar 686 bewirkte, dass ein Argininrest mit einem Histidin
an Aminosäure
211 ersetzt wurde (R211H). Siehe 10,
Allel 2. Patient 1 sprach auf GH an; er erzielte ein positives Ergebnis
auf den IGF-I-Produktionstest
(IGF-1 betrug zu Beginn 56 μg/l
und stieg nach viertägiger
Behandlung mit 0,1 Einheiten GH/kg/Injektion auf einen Peak von 179 μg/l an).
Außerdem
nahm seine Wachstumsrae von 2,0 cm/Jahr auf 3,0 cm/Jahr bei Gabe
von 0,03 mg GH/kg/Tag und auf 6,0 cm/Jahr bei Gabe von 0,05 mg GH/kg/Tag
zu (Tabelle IX).
-
Patient 7 wird ebenfalls durch die
Veränderung
in einem einzigen Allel beeinflusst. Eine Guanosin-Cytosin-Transversion
an Basenpaar 726 führt
eine Asparaginsäure
anstelle der Glutaminsäure
der Wildform an Position 224 ein (E224D). Siehe 11, Allel 2. Patient 7 war niemals mit
GH behandelt wurden. Weder SSCA noch direktes Sequenzieren der extrazellulären Domäne des GHR
detekierte eine zweite Veränderung
in diesen Patienten.
-
Rest R211 liegt an der Rezeptoroberfläche weg
von der molekularen Grenzfläche
frei. deVos et al., s. o. Die Histidinmutante produzierte ein Potein
mit einer Affinität,
die mit Rezeptor der Wildform vergleichbar ist (KdMUT/KdWT = 1,4). Es trat jedoch eine auffällige Reduktion
des Expressionsausmaßes
der Proteinmutante ein; sie wurde in einem Ausmaß von etwa 10–4 gegenüber der
Wildform exprimiert. Die LS-assoziierte
Arginin-211-Glycin-Mutation (siehe Amselem et al., Hum. Mol. Genet.
2, 355–359
(1993)) führt
zu einem undetektierbaren Expressionsniveau. Eine ähnliche
Wirkung auf die Affinität
des Rezeptors für
GH wurde für
die R224D-Substitution beobachtet (Tabelle X). Man erwartete nicht,
dass die konservative E224D-Substitution die GH-Bindung beeinträchtigen
würde;
es stellte sich heraus, dass die Substitution mit Asparaginsäure (KdMUT/KdWT = 1,6) einen
sehr geringen Einfluss auf die Affinität hatte.
-
Tabelle
X
Mutationen im GHR-Gen
-
Beispiel 5
-
Die Ätiologie des Wachstumsversagens
ist bei vielen Kindern mit auffällig
kleiner Statur unbekannt. Daten aus letzter Zeit lassen erkennen,
dass heterozygote extrazelluläre
GHR-Gen-Mutationen in einigen aufgrund ihres niedrigen GHBP-Spiegels
ausgewählten
Kindern mit ISS möglicherweise
partielles GHIS bewirkt; NEJM 333, 1093–1098 (1995). Um zu bewerten,
ob partielles GHIS infolge heterozygoter GHR-Gen-Mutationen in einer weniger selektiven
Population von ISS-Kindern vorliegt, analysierten die Anmelder das
GHR-Gen in 34 von 121 ISS-Kindern, die an einem Langzeitversuch über die
TH-Therapie teilnahmen. Alle Kinder in der Studie besaßen stimuliertes
GH > 100 μg/l; die
mittlere Körpergröße betrug
zu Studienbeginn –2,8
SDS und der IGF-I-Spiegel –0,9.,
Diese Patienten waren bis zu 9 Jahre lang mit GH behandelt worden
(0,3 mg/kg/Woche). Die Anmelder analysierten zusätzliche 11 Patienten mit ISS,
die nicht Teil des klinischen Versuchs waren und zu denen weniger
Wachstumsdaten zur Verfügung
standen. Keines dieser Kinder besaß die phänotypischen Merkmale von Laron-Syndrom.
-
Es wurde genomische DNA aus mit Epstein-Barr-Virus
transformierten Lymphozyten extrahiert, und es wurden die Exons
2–10 des
GHR-Gens durch PCR amplifiziert. Die amplifizierten Sequenzen wurden
mittels Einzelstrang-Konformationspolymorphismus- (SSCP-) Analyse
auf MDE-Gelen mit 0 oder 10% Glycerin auf subtile Mutationen untersucht.
Orita et al., Genomics 5, 874–879
(1989); Soto und Sukamar, PCR Meth. Appl. 2, 96–98 (1992). Aberrante SSCP-Banden
wurden reamplifiziert und die DNA-Sequenz durch Standard-Farbstoff-Terminator-Chemie
und Trennung auf dem ABD373- oder ABD377-Automatiksequenzierer bestimmt.
Die SSCP-Analyse beruht auf Differenzen der Sekundärstruktur
einzelstrangiger DNA-Moleküle,
die sich nur um eine einzige Basenänderung unterscheiden. Diese
Differenzen der Sekundärstruktur
führen
zur Variation der elektrophoretische Mobilität in nicht-denaturierenden
Acrylamid-basierten Gelen. Der Wirkungsgrad des Detektierens von
Mutationen mit SSCP-Analyse variiert zwischen etwa 90% für Fragmente
unter 200 by und 70–80
für den
Größenbereich
von 200–400
bp. Prosser, Tibtech 11, 238–246
(1993). 9 der 44 Kinder mit ISS in dieser weniger selektierten Population
trugen Mutationen im GHR-Gen. Keine Anomalien wurden im GHR-Locus
in 7 Vergleichskindern und 34 Vergleichserwachsenen detektiert.
-
3 ISS-Patienten besaßen Mutationen
der extrazellulären
Domäne,
und 6 trugen Mutationen in der intrazellulären Domäne des GH-Rezeptors (Tabelle
1).
-
Patient 13 besaß mit 6 10/12 Jahren schwere
Wachstumsverzögerung
(–4 SDS),
verzögertes
Knochenalter (4 6/12 Jahre) und eine Wachstumsrate von 3,8 cm/Jahr.
Der GH-Spiegel war ebenso normal wie der IGF-BP3- und der GHBP-Spiegel.
Seine IGF-I-Werte waren allerdings niedrig und stiegen im IGF-I-Produktionstest
(GH bei 0,06 mg/kg/Tag 5 Tage lang) nicht an (Tabelle 1). GH wurde
mit einer Dosis von 0,6 mg/kg/Woche versuchsweise verabreicht. Der
Patient reagierte mit einer Wachstumsrate während des ersten Jahrs von
10 cm/Jahr, und seine IGF-I-Werte nahmen signifikant zu (57 ng/ml
auf 339 ng/ml; normaler Bereich 88–474). Die Analyse des GHR-Gens
zeigte, dass er zwei Einzelbasenpaar-Veränderungen trug – eine in
jedem Allel des GHR-Gens: eine stille Basenpaarveränderung
in Codon 473 (kodiert für
einen Serinrest; 12) und
eine G-zu-A-Substitution in Codon 478 (führt ein Threonin anstelle des
normalen Alanins ein (Ala478Thr); 14).
Der Ser473-Polymorphismus wurde in 3 anderen kleinwüchsigen
Individuen beobachtet (bei einem IUGR-Patienten, einem ISS-Patienten
und einem kleinwüchsigen
Erwachsenen, der Großtante
mütterlicherseits
des Probanden) und bei keiner der Vergleichspersonen mit normaler
Statur. Es muss noch ermittelt werden, ob dies eine Auswirkung auf
die GHR-mRNA-Prozessierung oder -Stabilität hat.
-
Patienten 27 und 32 trugen beide
zwei Einzelbasenpaar-Veränderungen
in Exon 10. Eine ändert
Cystein 422 in Phenylalanin um (Cys422Phe; 15), die zweite ersetzt Prolin 561 mit
Threonin (Pro561Thr; 16).
Patient 27 ist für
diese zwei Änderungen
homozygot oder hemizygot, sodass beide Mutationen im gleichen Allel
des Gens vorliegen. Patient 32 ist für die zwei Veränderungen
heterozygot. Den Anmeldern ist nicht bekannt, ob diese zwei Mutationen
im gleichen Allel liegen oder nicht. Es stehen für Patient 27 keine Wachstumsdaten
zur Verfügung.
Patient 32 wies schwere Kleinwüchsigkeit
(Körpergröße –3,4 SDS),
normalen GH-Spiegel sowie GHBP-, IGF-I- und IGF-BP3-Werte auf, die
an das Mittel heranreichen (Tabelle 1). Patient 32 sprach gut auf
die GH-Therapie an, seine Wachstumsrate vor der Behandlung betrug
4,4 cm/Jahr und verbesserte sich während des ersten auf 9,1 cm/
Jahr während
des ersten Therapiejahrs; sein Wachstumsdiagramm (17) zeigt sein langfristiges Ansprechen
auf GH-Therapie. Die Kombination dieser zwei Mutationen wurde bereits
für einen
Patienten mit Wachstumsversagen und niedrigem GHBP-Spiegel sowie
inkonistenter Reaktion auf GH berichtet. J. C. E. M. 76, 54–59 (1993).
-
Patient 44 trägt zwei Einzelbasenpaar-Veränderungen.
Threonin 306 ist infolge einer Einzelbasenpaar-Mutation durch ein
Prolin ersetzt (18).
Dieser Patient trägt
auch den bei Patient 13 beobachteten Ser473-Polymorphismus (1). Es stehen den Anmeldern
keine klinischen oder die Wachstumsreaktion betreffenden Daten zu
diesem Patienten zur Verfügung.
Patient 48 ist bezüglich
einer Aminosäuresubstitution
heterozygot; Cystein 422 ist durch Phenylalanin ersetzt (Cys422Phe; 15). Dies ist auf die gleiche
Basenpaarsubstitution wie bei Patienten 27 und 32 zurückzuführen. Die
klinischen Daten (Tabelle 1) zeigen, dass dieses Mädchen Kleinwüchsigkeit
(–2,8
SDS), einen niedrigen GHBP- und IGF-I-Spiegel sowie einen normalen IGF-BP3-Spiegel
aufwies. Es sprach auf die GH-Therapie mit einer Zunahme der Wachstumsrate
von 4,1 cm/Jahr vor der Behandlung auf 8,2 cm/Jahr während des
ersten Therapiejahrs an. Seine Wachstumskurve (19) zeigt seine kontinuierliche Reaktion
auf GH und das Erreichen einer endgültigen Körpergröße innerhalb des Bereichs,
den man anhand der Körpergröße der Eltern
des Mädchens
vorhersagen konnte.
-
Das GHR-Gen in Patient 49 ist durch
zwei Einzelbasenpaar-Mutationen beeinträchtigt. Eine führt zum Ersetzen
des Threonins 306 mit einem Prolin (Thr306Pro; 18); dies ist die gleiche Mutation wie
bei Patient 44. Die zweite Mutation bewirkt, dass Cystein 518 mit
einem Stopcodon (Cys518Stop) ersetzt ist (20), was zu einem gekürzten Protein
ohne die Carboxy-terminalen 107 Aminosäuren führt. Dieser Patient besaß –1,9 SDS,
einen normalen GH- und einen niedrigen GHBP-, IGF-I- und IGF-BP3-Spiegel
(Tabelle 1). Seine Wachstumskurve (21)
spiegelt seine verbesserte Wachstumsrate nach GH-Therapie (von 4,7
cm/Jahr auf 9,0 cm/Jahr während
des ersten Therapiejahrs) sowie das Erreichen einer endgültigen Körper größe wider,
die innerhalb des Bereichs liegt, den man aufgrund der Körpergröße seiner
Eltern vorhersagen konnte.
-
Diese Daten legen nahe, dass heterogene
intrazelluläre
GH-Rezeptordefekte möglicherweise
die Ursache für
mangelhaftes Wachstum in einer Untergruppe nicht-GH-defizienter Patienten
mit Kleinwüchsigkeit sind.
Diese GH-Rezeptordefekte unterscheiden sich von den extrazellulären Mutationen,
die man bei kompletter GH-Unempfindlichkeit (Laron-Syndrom) beobachtet,
da sie die intrazelluläre
Domäne
des Proteins betreffen.
-
Tabelle
1
ISS-Patienten mit intrazellulären Mutationen
-
- na
- nicht verfügbar
- het
- heterozygot
- hom
- homozygot
- hem
- hemizygot
-
Laron-Syndrom (LS) ist ein seltener
autosomaler rezessiver Zustand, der durch schwere GH-Resistenz gekennzeichnet
ist (1). Die klinischen Hauptmerkmale dieses Syndroms sind extremes
postnatales Wachstumsversagen, kombiniert mit einem typischen Gesichtserscheinungsbild,
das durch Hypoplasie im mittleren Gesichtsbereich und eine flache
Nasenbrücke
gekennzeichnet ist. Kleinkinder können auch an Hypoglykämie-Episoden
leiden (1, 2). Biochemisch manifestiert sich die GH-Resistenz in
erhöhten
GH-Werten im Blutstrom, kombiniert mit niedrigem oder undetektierbarem
IGF-1- und niedrigem IGFBP-3-Spiegel, die beide nicht auf exogenes
Human-GH ansprechen
(1).
-
Der Defekt bei LS liegt im GHR-Spiegel
(3–9).
Dieser Rezeptor gehört
der GH-Prolactin-Cytokin-Rezeptor-Überfamilie an und besteht aus
3 Domänen:
einer extrazellulären
Domäne,
die für
Hormonbindung und Rezeptordimerisierung verantwortlich ist, einer
transmembranen Domäne
und einer intrazellulären
Domäne, die
intrazelluläres
Signalisieren initiiert (10, 11). Obwohl der erste bei LS identifizierte
Defekt im GHR eine komplexe Gen-Deletion war (3), waren alle später identifizierten
signifikanten Defekte das Ergebnis von Punktmutationen, die auf
die extrazelluläre
Domäne
des Rezeptors beschränkt
waren (4–9).
Kou et al. beschrieben einen LS-Patienten mit 2 heterozygoten DNA-Polymorphismen
innerhalb der intrazellulären
Domäne
auf dem gleichen Allel, doch die funktionelle Signifikanz dieser
Varianten muss noch bestimmt werden (12).
-
Eine lösliche Form des GHR (GHBP hoher
Affinität)
ist im Blutstrom normaler Individuen vorhanden und dient als Reservoir
und Puffer für
zirkulierendes GH (10, 13, 14). Man geht davon aus, dass es beim
Menschen infolge der proteolytischen Spaltung der extrazellulären Domäne aus dem
Rest des Rezeptorproteins produziert wird, obwohl er Berichten zufolge
bei Nagetieren aufgrund alternativen Spleißens produziert wird (15, 16).
Die Anfangsmessung von GHBP in LS-Probanden zeigte fehlende oder
extrem niedrige Werte, was mit der Hypothese übereinstimmt, dass die molekularen
Defekte im Rezeptor die Bindung von GH schwächten (17).
-
Es wurde in letzter Zeit bewiesen,
dass bis zu 20% ansonsten klassischer LS-Patienten mit normalem oder
sogar erhöhtem
GHBP-Spiegel GHBP-„positiv" sind (1, 18). In
dieser Untergruppe wurde nur eine GHR-Mutation identifiziert, die
die homozygote Substitution eines hochkonservierten Aspartatrests
durch ein Histidin an einer Position in der extrazellulären Domäne des Rezeptors
umfasst, das bekanntermaßen
für die Rezeptor-Homodimerisierung
entscheidend ist (D152H). Duquesnoy et al. zeigten, dass das Versagen
der Rezeptor-Dimerisierung der Wirkmechanismus dieser Mutation ist
und dass GH-Bindung davon nicht betroffen wurde, was den normalen
GHBP-Spiegel erklärt
(9).
-
Kein LS-Individuum mit einem funktionell
signifikanten Defekt außerhalb
der extrazellulären
Domäne des
GHR wurde beschrieben, obwohl Mutagenese-Experimente belegten, dass
der Großteil
der intrazellulären Domäne des GHR
erforderlich ist, um die volle zelluläre Reaktionsfähigkeit
auf GH zu mediieren (19–22).
Daher kann man erwarten, dass natürlich vorkommende Mutationen,
die zur Deletion oder schweren Beeinträchtigung der intrazellulären Domäne des Rezeptors
führen,
hohe GH-Resistenz unter Beibehaltung von GHB-Aktivität bewirken.
-
Die Anmelden beschreiben hierin zwei
verwandte LS-Patienten, die hohe GH-Resistenz und überhöhte GHBP-Aktivität aufweisen.
Die Analyse des GHR beider Individuen zeigte, dass sie für eine Arginin-Threonin-Substitution
am N-terminalen Ende der intrazellulären Domäne des GHR homozygot sind.
Da die Nucleotidsubstitution an einer kritischen Position in der
5'-Spleißdonorstelle
von Exon 8 vorliegt, führt
die Mutation zum Überspringen
von Exon 8, was eine GHR-Mutante ohne funktionelle transmembrane
oder intrazelluläre Domäne schafft.
-
Verfahren
-
Patienten: Patienten 1 und 2 sind
Kusinen ersten Grades aus einer aus Kaschmir (Pakistan) stammenden
Familie mit einem hohen Ausmaß an
Blutsverwandtschaft.
-
NS manifestierte sich im alter von
2,5 Jahren mit starker Kleinwüchsigkeit
(Körpergrößen-SDS –5,4) und
einem typischen Gesichtsphänotyp.
Der GH-Spiegel war deutlich erhöht
(Basalwert 638 mU/l). Die IGF-I-Basalwerte waren bei < 20 ng/ml (NR 40–150 ng/ml)
undetektierbar, und die IGFBP-3-Werte lagen mit 180 ng/ml unter
dem 5. Percentil (NR 1410–297
ng/ml) (23). Die Verabreichung von exogenem hGN (0,1 IU/kg/Tag subkutan
4 Tage lang) lieferte weder betreffend den IGF-1- noch den IGFBP-3-Spiegel
eine signifikante Response, was die schwere GH-Resistenz bestätigte. GHBP
war mit 78,2% (mit normaler GH-Bindungsaffinität) > 95. Percentil für das betreffende Alter (1).
Die erneute Messung von GHBP nach 6 Monaten IGF-I-Therapie zeigte keine
Veränderung
(der Wert betrug 82,1%), obwohl die Patientin gut auf die Therapie ansprach
(die Wachstumsrate nahm auf 8,7 cm/Jahr zu). Ihre Eltern waren Cousins
ersten Grades mit normaler Körpergröße. Ihre
Mutter gebar kürzlich
eine weitere Tochter, die in diesem Stadium normalwüchsig ist.
Patient 2, ein Cousin ersten Grades, weist Wachstumsversagen (Körpergrößen-SDS –5,2), die
typischen Gesichtsmerkmale von LS und – im Alter von 2,2 Jahren – einen
Mikropenis auf. Die ersten Untersuchungen ergaben einen GH-Basalwert
von 810 mU/l und IGF-I-Basalwerte von < 20 ng/ml.
-
Amplifikation genomischer DNA durch
PCR und DNA-Sequenzieren: Genomische Leukozyten-DNA wurde aus Patienten
und Familienmitgliedern mittels Standardverfahren produziert. In
Patient 1 wurden Exons 4–10
(einschließlich
der Intron-Exon-Grenzen)
durch PCR mittels Primerpaaren (der Antisese war biotiniliert), abgeleitet
aus der veröffentlichten
DNA-Sequenz, individuell amplifiziert (3) (Sequenzen auf Anfrage
verfügbar).
Die PCR-Produkte wurden direktem genomischen Festphasen-Sequenzieren mittels
Streptavidin-beschichteter paramagentischer Perlen (Dynal, Oslo,
Norwegen) und einzelstrangiger Sequenaee-Technologie (U.S. Biochemical
Corp., Cleveland, OH, USA) unterzogen. DNA-Sequenzen aus der 35S-Autoradiographie wurden mit der veröffentlichten
GHR-Sequenz verglichen (3).
-
Restriktionsenzym-Analyse: Die Mutation
R274T schafft eine Restriktinsstelle für Mae II. Oligonucleotidprimer
8a und 8b dienten dazu, Exon 8 des GHR von Patienten 1 und 2 sowie
von den Eltern von Patient 1 aus genomischer Leukozyten-DNA mittels
PCR zu amplifizieren (die Primersequenzen sind in Tabelle 1 aufgelistet).
Die Plazenta-DNA der neugeborenen Schwester von Patient 1 wurde
mittels der gleichen Primer ebenfalls amplifiziert. 10 μl dieses
PCr-Produkts wurden dann mit Mae II verdaut und auf einem 6% Polyacrylamidgel
getrennt. DNA wurde durch Ethidiumbromid-Einfärbung visualisiert.
-
cDNA-Analyse
-
Lymphoblasten-Zelllinien wurden aus
den Lymphozyten von Patient 1 durch Epstein-Barr-Virus- (EBV-) Transformation unter
Anwendung von Standardverfahren erzeugt. Zelluläre RNA wurde von diesen mit EBV
transformierten Lymphozyten isoliert und Vergleichslymphozyten aus
peripherem Blut eines normalen Probanden unter Anwendung eines aus
einem Schritt bestehenden Verfahrens entnommen (Biogenesis, Bournemouth,
England). 15 μg
dieser RNA wurde dann in einer durch Zufallshexamere geprimten reversen
Transkriptionsreaktion in cDNA umgewandelt. GHR-cDNA (überspannt
Exons 7–10)
wurde mittels der ineinander geschachtelten PCR-Technik (siehe 3a) amplifiziert. Die Sequenz
von PCR-Primern ist in Tabelle A angeführt. In der letzten PCR-Runde
wurde Primer P6 biotiniliert, und man erhielt einzelne Stränge für das direkte Sequenzieren,
das wie oben erfolgte.
-
GH-, IGF-1-, IGFBP-3 und GHBP-Analyse:
GH wurde durch ELISA bestimmt. IGF-1 wurde durch spezifischen Radioimmunassay
(RIA) Nach Säure-Ethanol-Extraktion
gemessen (24). IGFBP-3 wurde auch unter Anwendung eines spezifischen
RIA gemessen (25). GHBP wurde durch HPLC-Gelfiltration gemäß dem von Postel-Vinay
et al. (26) beschriebenen Verfahrens gemessen. Es erfolgte keine
Korrektur bezüglich
hoher GH-Konzentration.
-
Messung der
GHBP-Bindungsaffinität
-
Ein Scatchard-Graph wurde aus Kompetitionsbindungs-Versuchen
unter Verwendung von 50 μl
Plasma erhalten. Die Analyse erfolgte mittels des Programms Ligand
(27).
-
Ergebnisse
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Identifikation einer Missense-Mutation
an der -1-Position der 5'-Donorspleißstelle
von Exon 8 des GHR: Das Sequenzieren des GHR in Patienten 1 und
2 ergab die homozygote Substitution eines G durch ein C an Nucleotid
91 von Exon 8 (22; befindet sich an
der -1-Position der 5'-Spleißdonorstelle).
DNA-Sequenzieren zeigte keine weitere Veränderung gegenüber der
veröffentlichten
Sequenz oder geegenüber
jener einer Vergleichsperson. Die Eltern von Patient 1 waren bezüglich dieser
Mutation heterozygot.
-
Diese Nucleotidsubstitution führt zur
Ersetzung von Arginin (ARG) durch Threonin (ACG) an Aminosäure 274
des reifen GHR (R274T), der vorhergesagten 4. Aminosäure der
intrazellulären
Domäne
des Rezeptorproteins (10).
-
Restriktionsenzym-Kartierung
-
Die Mutation schafft eine Erkennungsstelle
für das
Restriktionsenzym Mae II. Die Amplifikation eines 199 bp-Fragments
von Exon 8-GHR (umfasst diese Mutation), gefolgt von Verdau mit
Mae II, liefert 154 und 45 by große Fragmente, während das
normale Fragment ungeschnitten bleibt. Wie aus 23 ersichtlich, ergab die Restriktionsenzym-Analyse
der Eltern von Patient 1 ein gemischtes Verdaumuster, was ihren
heterozygoten Status bestätigte,
während
betreffend Patienten 1 und 2 nur das kürzere 154 bp-Fragment ihre
Homozygosität
für die
Mutation aufzeigt. Verdau von GHR Exon 8 aus der Plazenta-DNA des
neugeborenen Bruders von Patient 1 deckt auf, dass er bezüglich der
Mutation heterozygot ist.
-
cDNA-Analyse
-
Die cDNA-Amplifikation aus Vergleichslymphozyten
mit Primern P4 und P5 erzeugte wie erwartet eine Bande von 267 bp.
Aus den mit EBV transformierten Lymphozyten von Patient 1 wurde
nur ein kleineres Produkt von 176 by erhalten. Das direkte Sequenzieren
dieser RT-PCR-Produkte zeigte, dass in der aus Patient 1 erhaltenen
GHR-mRNA Exon 8 übersprungen
wird, was dazu führt,
dass Exon 7 in Exon 9 spleißt
(24), während die GHR-mRNA aus den
Vergleichslymphozyten normal mit Exon 8 nach Exon 7 gespleißt war.
-
Eigenschaften
des Serum-GHBP
-
Die GH-Bindungsaffinität des GHBP
von Patient 1 lag innerhalb normaler Grenzen, wobei die Assoziationskonstante
(Ka) 3,09 × 10–8 M
betrug (normaler Bereich bei Erwachsenen: 3,6–7,4 × 10–8 M).
Die maximale Bindungskapazität
von Plasma für
GH (Bmax) war deutlich erhöht
(317 ng/ml Plasma; normaler Bereich bei Erwachsenen: 24–86 ng/ml).
Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Zunahme des messbaren GHBP
ein absolute Zunahme des im Blutstrom befindlichen Bndungsprotens
widerspiegelt. Der 125I-hGH-GHBP-Komplex eluierte
zum erwarteten Zeitpunkt aus der HPLC-Säule, was nahe legt, dass das
Molekulargewicht des GHBP im Plasma von Patient 1 mit jenem normaler
Probanden vergleichbar ist.
-
Diskussion
-
Die vorliegenden Ergebnisse dokumentieren
zum ersten Mal LS in Assoziation mit einem homozygoten Defekt in
der intrazellulären
Domäne
des GHR. Diese Mutation an der 5'-Donorspleißstelle
von Exon 8 führt zum Überspringen
von Exon 8, das für die
transmembrane Domäne
des GHR kodiert. Die betroffenen Kinder besitzen abgesehen vom GHBP
im Probanden, der deutlich über
dem normalen Bereich liegt, einen klassischen Phänotyp. Die Eltern, deren Heterozygosität die Anmelder
belegten, sind von normaler Statur.
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Die Beobachtung der Anmelder, dass
diese G-C-Transvesion an der -1-Position der 5'-Donorspleißstelle zum Überspringen
des Exons führt,
kam nicht überraschend.
Das Nucleotid G an der -1-Position ist in 78% aller 5'-Donorstellen konserviert,
und man kann davon ausgehen, dass es für normales Spleißen entscheidend
ist. Shapiro und Senapathy (28) verglichen Daten von 62 anderen
Punktmutationen an 5'-Spleißstellen
in anderen Genen: In mehr als der Hälfte dieser Arbeiten, die Daten über ihre
Auswirkung auf mRNA enthalten, war das Exon-Überspringen das einzige aberrante
Transkriptionsprodukt (28). Die einzige andere Konsequenz einer
solchen Mutation ist die kryptische Spleißstellen-Verwendung, doch dies
scheint bei dieser Mutation nicht der Fall gewesen zu sein, da die
Anmelder keine anderen abnormalen RT-PCR-Fragmente detektieren konnten.
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Das Überspringen von Exon 8 in der
GHR-mRNA führt
auch dazu, dass Exon 9 (das für
den Beginn der intrazellulären
Domäne
kodiert) außerhalb
des Rahmens mit einem Stopcodon 5 Aminosäuren stromab transkribiert
ist. Daher sagen die Anmelder voraus, dass die durch diese Individuen
produzierte GHR-Proteinmutante keine transmembrane Domäne und keine
funktionelle intrazelluläre
Domäne
besitzen würde.
Diese Erkenntnis stimmt mit der hohen GH-Resistenz überein,
die man bei den Patienten vorfindet, da ein derartiges Molekül zur Signaltransduktion
nicht in der Lage wäre.
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Der Mangel einer transmembranen Domäne würde dazu
führen,
dass der Rezeptor nicht mehr in der Zellmembran verankert ist, doch
mit einer normalen extrazellulären
Domäne
sollte er zur GH-Bindung fähig sein.
Der erhöhte
GHBP-Spiegel in Patient 1 kann daher insofern erklärt werden,
als das gesamte von ihr produzierte GHR-Pro tein in den Blutstrom
freigesetzt wird und als GHBP messbar ist. Die Entdeckung normaler GH-Bindungsaffinität im Serum
legt nahe, dass dieser erhöhte
Wert an GHBP nicht auf eine Zunahme der Affinität der Rezptormutante, sondern
auf eine absolute Zunahme im Blutstrom befindlicher Rezeptoren zurückzuführen ist,
die zur Bindung von GH zur Verfügung
stehen.
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Diese direkte Beziehung zwischen
Rezeptorzahl und gemessenem GHBP bietet die einzigartige Möglichkeit,
die Wirkung von IGF-I auf das Ausmaß der GHR-Gen-Expression zu
bewerten. In normalen Probanden wurde vorgeschlagen, dass eine Veränderung
des GHBP-Serumspiegels auf Veränderungen
zellulärer GHR-Werte,
der Rezeptorproteolyse oder der GHBP-Clearance schließen lässt (29).
In letzter Zeit berichteten Silbergeld et al. über einen Abfall des Serum-GHBP
nach IGF-I-Therapie in 3 LS-Probanden mit einem möglichen
Postrezeptor-Defekt, wobei diese Erkenntnis als Beweis interpretiert
wurde, dass IGF-1 ein Regulationsfaktor für Serum-GHBP sein könnte (30).
Im Fall der vorliegenden Patientin jedoch fiel trotz des guten Ansprechens
auf die IGF-I-Therapie in Bezug auf die Wachstumsrate ihr GHBP-Wert
nur geringfügig
und liegt nach wie vor deutlich über
dem für
ihr Alter normalen Bereich.
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Zusammenfassend gesagt wurde hierin
die erste homozygote Mutation beschrieben, die die intrazelluläre Domäne des Rezeptors
im GHR von 2 Patienten mit LS betraf; dadurch kommt es offenbar
zur Überspringung
von Exon 8 und zur Produktion eines GHR ohne transmembrane oder
intrazelluläre
Domäne.
Die Anmelder legten dar, dass sie in homozygoter Form deutlich mit
dem Krankheitsphänotyp
segregiert und sie wahrscheinlich die Ursache für den Defekt im GHR dieser
Variante von LS mit erhöhtem
GHBP-Spiegel ist. Die einzige andere Mutation, die in dieser GHBP-„positiven" Variante von LS
zu identifizieren ist, wurde in der extrazellulären Domäne des Rezeptors lokalisiert,
wodurch sich die molekulare Heterogenität dieser Form von LS zeigt.
Weitere Studien über
Patienten mit diesem Phänotyp
werden wahrscheinlich wichtige Einblicke in die GHR-Funktion geben.
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Schlussfolgerungen
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Eine Untergruppe von Kindern mit
ISS besitzen Phänotypen,
die partielles GHIS in der Ätiologie
ihrer Kleinwüchsigkeit
nahe legen. Die hierin aufgestellte Hypothese reduzierter GHR-Signalisierung,
die sich in niedrigerem IGF-1-Spiegel und höheren GH-Konzentrationen mit
höheren
GHBP-Werten äußert, wurde
durch Identifikation von GHR-Mutationen in kleinwüchsigen
nicht-GH-defizienten Patienten (ausgewählt hinsichtlich niedrigem
GHBP- und IGF-I-Spiegel) bestätigt.
Keine der 24 normalen Vergleichspersonen wies durch SSCA detektierbare
Sequenzveränderungen
auf, während
4 von 14 ausgewählten
ISS-Patienten identifizierbare Einzelbasenpaar-Veränderungen
besaßen
(p = 0,014). Da SSCA etwa 80 % bekannter Mutationen in Modellsystemen
detektieren kann (Vidal-Puig und Moller, Biotechniques 17, 490–496 (1994);
Ravnik-Glavac et al., Hum. Mol. Genet. 3, 801–807 (1994), sind möglicherweise
zusätzliche
Mutationen in diesen ISS-Patienten vorhanden, die nicht beachtet
wurden.
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2 der 4 ISS-Patienten mit GHR-Mutationen
sprachen auf exogenes GH an (Patienten 1 und 2 in Tabelle IX). Die
Gegenwart von Mutationen und das Ansprechen auf GH legen nahe, dass
diese Patienten infolge von dysfunktionellem GHF partiell GN-unempfindlich
sein können.
Ohne sich auf eine bestimmte Theorie beschränken zu wollen, kann man davon
ausgehen, dass die Unfähigkeit
von Patient 4, auf GH anzusprechen, am wahrscheinlichsten die Beschaffenheit
der zwei Mutationen in seinen GHR-Allelen widerspiegelt. Eine Änderung
reduziert die Rezeptoraffinität
für GH
um das 330fache, wodurch dieser Rezeptor gegenüber physiologischen oder pharmakologischen
GH-Mengen vermutlich unempfindlich wird. Die Auswirkung der zweiten Veränderung,
R161C, ist unbekannt, doch ist diese Mutation sehr schwer; im homo zygoten
Zustand bewirkt sie komplettes GHIS. Amselem et al., s. o. Der 4.
Patient (Patient 7) war noch nicht mit GH behandelt worden. Es geht
aus den vorliegenden Ergebnissen klar hervor, dass sich ein Kontinuum
der Empfänglichkeit
für GH von
komplettem GHIS (wie bei LS erkennbar) über schwer unempfindliche ISS-Patienten
ohne die phänotypischen
Eigenschaften von LS, die aber möglicherweise
nicht auf GH-Standarddosen ansprechen, ISS-Patienten mit partiellem
GHIS, die auf Standard-GH-Therapie ansprechen, bis zu Personen mit
normalem Phänotyp erstreckt.
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Patient 4 ist kombiniert-heterozygot
bezüglich
der E44K- und R161C-Substitutionen, wobei jeder Elternteil bezüglich einer
der zwei Mutationen heterozygot ist. Die Körpergrößen der Eltern und Großeltern
liegen alle im normalen Bereich für die Erwachsenenbevölkerung;
die Körpergrößen bekannter
Träger
einer einzelnen Mutationen liegen jedoch unter dem Mittel. Patient
2 ist heterozygot für
die Cystein-Stop-Mutation an Position 122 und besitzt somit ein
Allel, das ein gekürztes – vermutlich
instabiles – Protein
produziert. Sein Mutter trägt
die gleiche Mutation. Patient 2, der nun 19 Jahre alt ist, ist von
dieser Mutation schwerer betroffen (Körpergrößen-SDS –3,2) als seine Mutter (Körpergrößen-SDS –1,4). Ohne
sich auf eine bestimmte Theorie beschränken zu wollen, könnte man
festhalten, dass ein Proband eine noch undefinierte Mutation von
seinem Vater (Körpergrößen-SDS –1,4) geerbt
haben könnte,
die die Expression des strukturell normalen GHR-Allels oder einen
anderen Schritt entlang der GH-Achse beeinflusst hat. Familie 2 ähnelt einem
mutmaßlichen LS-Patienten
und seiner nicht betroffenen Mutter, von denen beide zwei Mutationen
auf einem Allel des GHR-Locus trugen. Kou et al., J. C. E. M. 76,
54–59
(1993). Die Ähnlichkeit
zwischen diesem Patienten und Patienten 2 legt gemäß einer
Theorie nahe, dass beide die Träger
einer unidentifizierten zweiten Mutation sein könnten – analog zu zahlreichen Insulin-unempfindlichen
Patienten, bei denen reduzierte Mengen an Insulinrezeptor-mRNA trotz
des Fehlens einer Mutation in einem Exon beobachtet wurden (einen Überblick
gibt Taylor et al., Endocrine Rev. 13, 566–595 (1992)).
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Zwei andere Patienten tragen heterozygote
Mutationen, die zu Aminosäuresubstitutionen
führen (R211
N in Patient 1 und E224D in Patient 7). Die Eltern von Patient 1
besaßen
beide Körpergrößen im normalen
Bereich für
die erwachsene Bevölkerung.
Hamill et al., Am. J. Clin. Nutrition 32, 607–629 (1979). Der Vater von
Patient 7 besaß einen
Körpergrößen-SDS
von –0,43
und seine Mutter von +1,4.
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LS ist ein autosomaler rezessiver
Krankheitszustand. Die betroffenen Individuen erben üblicherweise die
gleiche Mutation von blutsverwandten Eltern. Heterozygote für GHR-Mutationen
(Eltern und Geschwister von LS-Patienten) weisen möglicherweise
schwache Wachstumsanomalien auf. Laron, The Endocrinologist 3, 21–28 (1993);
Rosenbloom et al., Acta Paediatr. Suppl. 399, 125–127 (1994).
Etwa die Hälfte
von heterozygoten Trägern
besitzen einen GHBP-Spiegel von mehr als 2 SD unter dem Mittel für das Alter.
Aguirre et al., Norm Res. 34, 4–8
(1990); Laron et al., Acta Endocrinol. 121, 603–608 (1989). Außerdem berichtete
Laron, The Endocrinologist, s. o., dass die Körpergrößen von Eltern und klinisch
normalen Geschwistern von LS-Patienten typischerweise unter dem
50. Percentil für
ihr Geschlecht und ihren ethnischen Ursprung liegen. Ohne sich auf eine
bestimmte Theorie beschränken
zu wollen, könnte
partielles GHIS, das zu einem Körpergrößen-SDS
von weniger als –2
führt,
in Trägern
heterozygoter Mutationen des GHR unter dem Einfluss bestimmter Genotypen an
noch nicht identifizierten Modifikatorloci oder dann auftreten,
wenn die Veränderungen
einen dominanten negativen Phänotyp
verleihen, wie dies im Fall von heterozygoten Insulinrezeptor-Mutationen
in mehreren Insulin-unempfindlichen Patienten vorgeschlagen wurde.
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Die 5 in den 4 Patienten identifizierten
Mutationen (E44K, C11X, R161C, R211H, E224D) sind auf die extrazelluläre Domäne des Rezeptors
beschränkt.
Die E44K-Substitution
bewirkt eine 330fache Reduktion der GH-Affinität, während Änderungen der R161-, R211-
oder E224-Reste subtile Auswirkungen auf die Ligandenbindung hatten
(Tabelle X).
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Rest R211 ist zur Ligandenbindungs-
und Dimerisierungsstelle von GHR distal gelegen. Er grenzt jedoch
an das „WS-ähnliche" Motiv an, das in
der gesamten Cytokinrezeptor-Überfamilie
konserviert ist. Reste aus dem WS-ähnlichen Motiv sind liegen
eng an R211 und anderen Aminosäure-Seitenketten
an, um einen Stapel abwechselnder aromatischer und basischer Seitenketten
zu bilden.
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Rest E224 entspricht dem variablen
Rest des WS-ähnlichen
Motivs. Wie R211 liegt er außerhalb
der bekannten Bindungsstellen auf dem GHR-Molekül, und die Mutationen ändern die
GH-Bindung nicht signifikant (Tabelle X). Eine in Säugetierzellen
in Kultur exprimierte E224A-Substitution hatte die subzelluläre Lokalisierung
modifiziert. Baumgartner et al., J. Biol. Chem. 269, 29094–29101 (1994).
Ein größerer Anteil
des gesamten Rezeptors wurde an einer kernproximalen Position beobachtet.
Es ist nicht bekannt, ob dies auf Akkumulierung von neu synthetisiertem
Rezeptor oder erhöhte
Rezeptor-Internalisierung schließen lässt. Ohne sich auf eine bestimmte
Theorie festlegen zu wollen, könnte
Folgendes festgehalten werden: Wenn die E224D-Muation eine ähnliche
Wirkung hat, könnte
die unkorrekte Verarbeitung zu reduzierten Rezeptorzahlen auf der
Zelloberfläche
und einer damit einhergehenden Reduktion des Serum-GHBP-Spiegels
führen.
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Mit dieser Studie wird gezeigt, dass
die Selektion einer Untergruppe von ISS-Kindern mit klinischen Parametern,
die partielle Unempfindlichkeit gegenüber GH nahe legen, Patienten
identifiziert, die GHR-Mutationen tragen, die GHR-Funktion beeinflussen
können.
Da die untersuchten Patienten auf der Basis von reduziertem zirkulierendem
funktionellem GHBP ausgewählt
wurden, müssen
die Mutationen die Ligandenbindung direkt betreffen (E44K) oder
eine Reduktion der Verfügbarkeit
des Zelloberflächenrezeptors
verursachen (R161C, R211H und E224D), wodurch zu partiellem GHIS
beigetragen wird. 2 der 3 ISS-Patienten mit GHR-Mutationen, die
mit exogenem GH behandelt wurden, wiesen GN-reaktives partielles
GHIS auf.
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Beispiel 6
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80 präpubertäre Kinder im Alter von 5–12, deren
Diagnose auf eine durchschnittliche Körpergröße von weniger als –2 SD unter
normaler Körpergröße, einen
Serumspiegel von GHBP von zumindest 2 SD unter dem normalen Wert
und einen Serumspiegel von IGF-I unter dem normalen Mittel sowie
einen zumindest normalen mittleren oder maximalen stimulierten Serumspiegel
von GH lautet, werden wie folg behandelt: 20 mit IGF-1 alleine,
20 mit GH alleine, 20 mit GH und IGF-1 gemeinsam und 20 mit Plazebo.
Wenn die Medikamente alleine verabreicht werden, wird IGF-1 einmal
täglich
durch subkutane Injektion in einer Dosis von 150 μg/kg/Tag
und GH einmal täglich
durch subkutane Injektion in einer Dosis von 0,70 mg/kg/Woche verabreicht.
Im Fall einer Kombination von Medikamenten, wird IGF-1 einmal täglich durch
subkutane Injektion in einer Dosis von 75 μg/kg/Tag und GH einmal täglich durch
subkutane Injektion in einer Dosis von 0,35 mg/kg/Woche verabreicht. Die
IGF-I-Formulierung ist entweder (a) 10 mg/ml IGF-1 in 20 mM Natriumacetatpuffer,
2,5 mg/ml (0,25 %) Phenol, 45 mg/ml Mannit, pH 5,0; oder (b) 10
mg/ml IGF-1 in 50 mM Natriumacetatpuffer, 2,5 mg/ml Phenol, 5,84
mg/ml NaCl un d9 mg/ml Benzylalkohol, pH 5,4. Die GH-Formulierung
ist entweder Nutropin® oder Protropin® GH
von Genentech, Inc. Die Patienten werden gemäß dieser Arbeitsvorschrift
6 Monate behandelt. Es wird die Körpergrößenzunahmefedes Patienten gemessen.
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In dieser Studie kann man erwarten,
dass IGF-I, GH oder die Kombination die Wachstumsraten aller Patienten
gegenüber
den mit Placebo behandelten Patienten erhöht.
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Alernative Designs für klinische
Versuche sind wie folgt: Die gleichen Gruppen und Untergruppen von Kindern
werden in der gleichen Weise mit GH alleine mit 0,35 mg/kg/Woche
oder 0,70 mg/kg/Woche oder mit IGF-I alleine mit 75, 100, 150 oder
200 μg/kg/Tag
behandelt. Für
die Kombinationsbehandlung wird GH zu 0,35 mg/kg/ Woche und IGF-I
zu 75 oder 100 μg/kg/Tag
mit oder ohne Verwendung eines Placebo zu Vergleichszwecken verwendet.
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SEQUENZPROTOKOLL
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