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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Molekularbiologie und die Virologie
des Hepatitis C-Virus
(HCV). Konkreter hat die Erfindung als Gegenstand einen enzymatischen
Assay, welcher zur Selektion, für
therapeutische Zwecke, von Verbindungen, welche die mit NS3 assoziierte
Enzymaktivität
inhibieren, in der Lage ist.
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Bekanntermaßen ist
das Hepatitis C-Virus (HCV) der hauptsächliche ätiologische Erreger von Nicht-A-Nicht-B-Hepatitis
(NANB). Es wird geschätzt,
daß HCV
mindestens 90% von posttransfusionaler NANB-Virushepatitis und 50%
von sporadischer NANB-Hepatitis verursacht. Obwohl große Fortschritte
bei der Auswahl von Blutspendern und bei der immunologischen Charakterisierung
von Blut, das für
Transfusionen verwendet wird, gemacht wurden, gibt es immer noch
eine große
Anzahl von HCV-Infektionen bei Empfängern von Bluttransfusionen
(eine Million oder mehr Infektionen jährlich auf der ganzen Welt).
Etwa 50% der HCV-infizierten Individuen entwickeln Leberzirrhose
innerhalb eines Zeitraums, der im Bereich von 5 bis 40 Jahren liegen
kann. Ferner legen jüngere
klinische Studien nahe, daß es
eine Korrelation zwischen chronischer HCV-Infektion und der Entwicklung
eines hepatozellulären
Karzinoms gibt.
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HCV
ist ein umhülltes
Virus, welches ein Genom positiver RNA von etwa 9,4 kb enthält. Dieses
Virus ist ein Vertreter der Flaviviridae-Familie, deren andere Vertreter
die Flaviviren und die Pestiviren sind.
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Das
RNA-Genom von HCV wurde kürzlich
kartiert. Ein Vergleich von Sequenzen der HCV-Genome, die in verschiedenen
Teilen der Welt isoliert wurden, hat gezeigt, daß diese Sequenzen extrem heterogen
sein können.
Der Großteil
des HCV-Genoms wird von einem offenen Leserahmen (ORF) eingenommen,
welcher zwischen 9030 und 9099 Nukleotiden variieren kann. Dieser
ORF kodiert für
ein einzelnes virales Polyprotein, dessen Länge von 3010 bis 3033 Aminosäuren variieren
kann. Während
des Zyklus der viralen Infektion wird das Polyprotein proteolytisch
in die individuellen Genprodukte prozessiert, welche zur Replikation
des Virus erforderlich sind.
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Die
Gene, welche für
HCV-Strukturproteine kodieren, befinden sich am 5'-Ende des ORF, wohingegen der
Bereich, der für
die Nicht-Strukturproteine kodiert, den Rest des ORF einnimmt.
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Die
Strukturproteine bestehen aus C (Kern, 21 kD), E1 (Hülle, gp37)
und E2 (NS1, gp61). C ist ein unglycosyliertes Protein von 21 kD,
welches wahrscheinlich das virale Nukleokapsid bildet. Das Protein
E1 ist ein Glycoprotein von etwa 37 kD, von dem angenommen wird,
daß es
ein Strukturprotein für
die äußere virale Hülle ist.
E2, ein weiteres Membran-Glycoprotein von 61 kD, ist wahrscheinlich
ein zweites Strukturprotein in der äußeren Hülle des Virus.
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Der
nicht-strukturelle Bereich beginnt mit NS2 (p24), einem hydrophoben
Protein von 24 kD, dessen Funktion unbekannt ist.
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Von
NS3, einem Protein von 68 kD, welches NS2 in dem Polyprotein folgt,
wird vorausgesagt, daß es zwei
funktionelle Domänen
aufweist: eine Serinprotease-Domäne
in den ersten 200 aminoterminalen Aminosäuren und ein RNA-abhängige ATPase-Domäne am Carboxyterminus.
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Der
NS4-Genbereich kodiert für
NS4A (p6) und NS4B (p26), zwei hydrophobe Proteine von 6 bzw. 26 kD,
deren Funktionen noch nicht aufgeklärt wurden.
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Der
NS5-Genbereich kodiert ebenfalls für zwei Proteine, NS5A (p56)
und NS5B (p65), von 56 bzw. 65 kD. Aminosäuresequenzen, die in allen
RNA-abhängigen
RNA-Polymerasen vorliegen, sind in der NS5-Region zu erkennen. Dies
legt nahe, dass die NS5-Region Komponenten der viralen Replikationsmaschinerie
enthält.
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Verschiedene
molekularbiologische Studien weisen darauf hin, daß die Signalpeptidase,
eine Protease, welche mit dem endoplasmatischen Retikulum der Wirtszelle
assoziiert ist, für
die proteolytische Prozessierung in dem nicht-strukturellen Bereich
verantwortlich ist, d.h. an den Stellen C/E1, E1/E2 und E2/NS2.
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Die
Serinprotease in NS3 ist für
die Spaltung an den Verbindungsstellen zwischen NS3 und NS4A, zwischen
NS4A und NS4B, zwischen NS4B und NS5A und zwischen NS5A und NS5B
verantwortlich. Insbesondere wurde festgestellt, dass die von dieser
Serinprotease vorgenommene Spaltung einen Cystein- oder einen Threoninrest
auf der aminoterminalen Seite (Position P1) und einen Alanin- oder
Serinrest auf der carboxyterminalen Seite (Position P1') der Spaltstelle
zurücklässt. Es
wurde gezeigt, dass die in NS3 enthaltene Protease ein heterodimeres
Protein in vivo ist, welches einen Komplex mit dem Protein NS4A
bildet. Die Bildung dieses Komplexes erhöht die proteolytische Aktivität an den
Stellen NS4A/NS4B und NS5A/NS5B und ist eine notwendige Voraussetzung
für die
proteolytische Prozessierung der Stelle NS4B/NS5A.
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Eine
zweite Proteaseaktivität
von HCV scheint für
die Spaltung zwischen NS2 und NS3 verantwortlich zu sein. Diese
Proteaseaktivität
ist in einem Bereich enthalten, der sowohl einen Teil von NS2 als
auch den Teil von NS3, der die Serinprotease-Domäne enthält, umfasst, bedient sich jedoch
nicht desselben katalytischen Mechanismus wie die letztere.
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Eine
Substanz, welche zur Störung
der mit dem Protein NS3 assoziierten proteolytischen Aktivität in der
Lage ist, könnte
ein neues therapeutisches Mittel darstellen. Tatsächlich würde die
Inhibierung dieser Proteaseaktivität die Beendigung der proteolytischen Prozessierung
des nicht-strukturellen Bereichs des HCV-Polyproteins beinhalten
und folglich die virale Replikation der infizierten Zellen verhindern.
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Diese
Folge von Ereignissen wurde für
den homologen Flavivirus verifiziert, welcher im Gegensatz zu HCV
Zelllinienkulturen infiziert. In diesem Fall wurde gezeigt, dass
genetische Manipulationen, welche die Bildung einer Protease, die
nicht länger
zur Ausübung
ihrer katalytischen Aktivität
in der Lage ist, beinhalten, das Vermögen des Virus zur Replikation
eliminiert (1).
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Ferner
wurde allgemein gezeigt, sowohl in vitro als auch in klinischen
Studien, dass Verbindungen, welche zur Störung der HIV-Proteaseaktivität in der
Lage sind, zur Hemmung der Replikation dieses Virus in der Lage
sind (2).
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Die
verwendeten Verfahren zur Erzeugung von Molekülen mit therapeutischem Potential
sind Fachleuten auf diesem Gebiet bekannt. Allgemein gesprochen,
werden Kollektionen von Verbindungen, die eine große Anzahl
einzelner chemischer Gruppierungen mit einer hohen molekularen Vielfalt
enthalten, einem automatisierten Assay unterworfen, um einzelne
aktive Agenzien zu identifizieren, welche dann weitere chemische
Modifizierungen erfahren, um ihr therapeutisches Potential zu verbessern.
Andere Ansätze
können
eine rationale Modifizierung von Substraten oder Liganden eines
spezifischen Zielproteins beinhalten, mit dem Ziel, Verbindungen
mit hoher Bindungsaffinität
zu entwickeln, welche in der Lage sind, die biologische Aktivität des untersuchten
Proteins zu verändern
oder zu eliminieren. Die Bestimmung der dreidimensionalen Struktur
eines Zielproteins mit Hilfe von auf dem Gebiet bekannten Verfahren,
wie z.B. Röntgenkristallographie
oder kernmagnetische Resonanz (NMR), erlaubt ein rationales Design
von Molekülen,
welche zur spezifischen Bindung an das Protein in der Lage sind
und als Folge davon die Fähigkeit
zur Beeinträchtigung
der biologischen Eigenschaften dieses Proteins aufweisen.
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Die
Forschung hinsichtlich Verbindungen, welche zur Störung der
biologischen Aktivität
der Protease, welche in dem Hepatitis C-Virus-NS3-Protein enthalten
ist, in der Lage sind, wird behindert durch die Schwierigkeit bei
der Herstellung ausreichender Mengen an gereinigtem Protein mit
unveränderten
katalytischen Eigenschaften und das Erfordernis, Cofaktoren zu verwenden,
um die Aktivität
des Enzyms in vitro zu erhöhen.
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Deshalb
besteht auf diesem speziellen Gebiet Bedarf für ein Verfahren zur Herstellung
von NS3 oder ähnlichen
Produkten in größeren Mengen
als in der Vergangenheit möglich
war und mit einer ausreichenden in vitro-Aktivität, um Inhibitoren auszuwählen.
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Die
vorliegende Patentbeschreibung offenbart isolierte und gereinigte
Polypeptide mit der proteolytischen Aktivität des HCV-Proteins NS3, gekennzeichnet
durch die Tatsache, dass sie eine Aminosäuresequenz aufweisen, welche
aus den Sequenzen SEQ-ID-Nr. 1, SEQ-ID-Nr. 2, SEQ-ID-Nr. 3, SEQ-ID-Nr.
4 und SEQ-ID-Nr. 5 ausgewählt
sind.
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Ebenfalls
offenbart werden Expressionsvektoren – zur Herstellung der Polypeptide,
welche durch die Sequenzen SEQ-ID-Nr. 1, SEQ-ID-Nr. 2, SEQ-ID-Nr.
3, SEQ-ID-Nr. 4 und SEQ-ID-Nr. 5 repräsentiert werden, welche die
proteolytische Aktivität
von HCV-NS3 aufweisen –,
umfassend
- – ein
Polynukleotid, kodierend für
eines der genannten Polypeptide;
- – funktionelle
Regulations-, Transkriptions- und Translationssequenzen in der Wirtszelle,
operativ mit dem Polynukleotid verbunden, welches für eines
dieser Polypeptide kodiert; und
- – gegebenenfalls
einen selektierbaren Marker.
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Ebenfalls
offenbart wird eine Wirtszelle, entweder eukaryotisch oder prokaryotisch,
welche unter Verwendung eines Expressionsvektors, der eine für SEQ-ID-Nr.
1, SEQ-ID-Nr. 2, SEQ-ID-Nr. 3, SEQ-ID-Nr. 4 oder SEQ-ID-Nr. 5 kodierende
DNA-Sequenz enthält,
in einer solchen Weise transformiert wurde, um der Wirtszelle die
Expression des speziellen kodierten Polypeptids in der gewählten Sequenz
zu erlauben. Ebenfalls offenbart wird ein Verfahren zur Herstellung
von Polypeptiden mit einer Sequenz, welche aus der Gruppe, umfassend
SEQ-ID-Nr. 1, SEQ-ID-Nr. 2, SEQ-ID-Nr. 3, SEQ-ID-Nr. 4 und SEQ-ID-Nr.
5, ausgewählt
ist, dadurch gekennzeichnet, dass es in Kombination die folgenden
Vorgänge
umfasst:
- – Transformation
einer Wirtszelle, entweder eukaryotisch oder prokaryotisch, unter
Verwendung eines der obengenannten Expressionsvektoren, und
- – Expression
der gewünschten
Nukleotidsequenz zur Herstellung des gewählten Polypeptids, und
- – Reinigung
des so erhaltenen Polypeptids unter Vermeidung von Protokollen zur
Resolubilisierung.
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Ebenfalls
offenbart wird ein Verfahren zur Reproduktion der proteolytischen
Aktivität
der HCV-NS3-Protease in vitro, gekennzeichnet durch die Tatsache,
dass die Aktivität
von gereinigten Polypeptiden mit Sequenzen, ausgewählt aus
der Gruppe, die SEQ-ID-Nr. 1, SEQ-ID-Nr. 2, SEQ-ID-Nr. 3, SEQ-ID-Nr. 4
und SEQ-ID-Nr. 5 umfasst, ähnlich
NS3, in einer Lösung,
die 30–70
mM Tris, pH 6,5–8,5,
3–30 mM
Dithiothreitol (DTT), 0,5–3%
3-[(3-Cholamidopropyl)dimethylammonium]-1-propansulfonat (CHAPS)
und 30–70% Glycerin
enthält,
bei Temperaturen zwischen 20 und 25°C reproduziert wird, und die
Tatsache, dass unter diesen Bedingungen die Aktivität der obengenannten
Polypeptide kinetisch bestimmt und mit Peptidsubstraten sogar in
Abwesenheit von Cofaktoren quantitativ bestimmt werden kann.
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Die
vorliegende Erfindung hat als Gegenstand einen Assay der Proteaseaktivität der Polypeptide SEQ-ID-Nr.
1, SEQ-ID-Nr. 2, SEQ-ID-Nr. 3, SEQ-ID-Nr. 4 und SEQ-ID-Nr. 5. Der
Assay kann durchgeführt
werden durch Spaltung eines Substrats, welches nachweis bare Produkte
ergibt. Die Spaltung wird vorzugsweise nachgewiesen unter Verwendung
von Verfahren, die auf radioaktiven, colorimetrischen oder fluorimetrischen Signalen
basieren. Verfahren wie HPLC und dgl. sind ebenfalls geeignet. Gemäß der vorliegenden
Erfindung sind die verwendeten Substrate synthetische Peptide, die
der HCV-Polyprotein-NS4A/4B-Verbindungsstelle entsprechen.
Erforderlichenfalls können
Peptide, welche die Aminosäuresequenz
SEQ-ID-Nr. 6 oder Teile davon enthalten, als Cofaktor der NS3-Protease
verwendet werden.
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Peptide,
die zur Verwendung als Substrate geeignet sind, sind die Peptide,
welche durch die Sequenz SEQ-ID-Nr. 7 repräsentiert werden, und Derivate
davon mit N- und/oder C-terminalen Deletionen (SEQ-ID-Nrn. 8–12, 14,
18–20)
und das durch die Sequenz SEQ-ID-Nr.
47 repräsentierte
Peptid. Besonders geeignet sind die Decapeptide, welche durch die
Sequenzen SEQ-ID-Nrn. 18–20
repräsentiert
werden, insbesondere SEQ-ID-Nr. 18 und die davon abgeleiteten Sequenzen
SEQ-ID-Nrn. 29–32,
35.
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Diese
Peptide können
für einen
Assay der NS3-Proteaseaktivität
mit hohem Durchsatz bei einer Konzentration der letzteren von zwischen
100–200
nM verwendet werden.
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Gemäß der Erfindung
können
Depsipeptid-Substrate (Peptide mit mindestens einer Esterbindung
in den Sequenzen) ebenfalls vorteilhaft für einen Assay der Aktivität der NS3-Protease mit hohem
Durchsatz eingesetzt werden. In der Tat ist bekannt, dass es wünschenswert
ist, den Assay bei der niedrigstmöglichen Enzymkonzentration,
die mit einem ausreichenden Substratumsatz vereinbar ist, durchzuführen. Dies
maximiert die Sensitivität
für die
Inhibierung und erlaubt das Screenen hinsichtlich Inhibitoren, welche
in sehr niedrigen Konzentrationen in Verbindungsmischungen oder
Kombinationsbanken vorliegen. Substrate für die NS3-Protease mit einem
Standard-Amid an der spaltbaren Bindung zwischen den Resten P1 und
P1' haben Kcat/Km-Werte zwischen
30–100
M–1s–1.
Dies gibt einen praktischen Bereich der Enzymkonzentration für einen Assay
mit hohem Durchsatz von 100–200
nM. Zur Verringerung dieser Konzentration ist es erforderlich, Substrate
mit höheren
Kcat/Km-Werten zu
verwenden. Substrate, die eine Esterbindung zwischen P1 und P1' enthalten, sind
dafür ideal
geeignet, da die Bildung des Acyl-Enzym-Zwischenprodukts aufgrund
der thermodynamisch günstigeren
Umesterungsreaktion viel leichter erreicht wird (8). Die Depsipeptid-Substrate gemäß der Erfindung
haben sehr hohe Kcat/Km-Werte
und dies bringt den brauchbaren Bereich der NS3-Konzentration in dem
Assay mit hohem Durchsatz auf 0,5–2 nM. Diese Substrate können in
hoher Ausbeute auf fester Phase nach chemischen Standardmethoden
synthetisiert werden.
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Herkömmliche
Assays sind für
das Screenen mit hohem Durchsatz geeignet, sie erfordern jedoch
die Hydrolyse von mindestens 10% des Substrats, bevor das Produkt
bequem nachgewiesen werden kann. Dies schließt die Bestimmung echter Anfangs geschwindigkeiten
aus, welche für
genaue kinetische Studien von Bedeutung sind. Zur Bewältigung
dieser Schwierigkeiten wurde ein Assay entwickelt, welcher ein kontinuierliches Überwachen
der Proteaseaktivität
erlaubt. Der Assay beruht auf speziell angepassten synthetischen
Substraten, welche zu einer direkten kontinuierlichen Signalerzeugung,
die direkt proportional zum Ausmaß der Substrat-Hydrolyse ist,
in der Lage sind, und vermeidet somit die Notwendigkeit der Abtrennung
des Substrats von dem Reaktionsprodukt. Die verwendeten Depsipeptide
(SEQ-ID-Nrn. 45 und 46), deren chemische Formeln in 12 angegeben
sind, sind intern gequenchte fluorogene Substrate auf der Grundlage
von Resonanzenergietransfer (RET). Sie enthalten einen Fluoreszenzdonor,
5-[(2'-Aminoethyl)amino]naphthalinsulfonsäure (EDANS),
nahe einem Ende des Peptids und eine Akzeptorgruppe, 4-[[4'-(Dimethylamino)phenyl]azo]benzoesäure (DABCYL)
in der Nähe
des anderen Endes. Die Fluoreszenz dieses Substrattyps wird anfangs
durch intramolekulare RET zwischen dem Donor und dem Akzeptor gequencht,
wenn das Enzym das Substrat spaltet, nimmt jedoch die Fluoreszenz
zu. EDANS und DABCYL wurden aufgrund der ausgezeichneten spektralen Überlappung
zwischen der Fluoreszenzemission des ersteren und der Absorption
des letzteren (13–17)
als Donor/Akzeptor-Paar ausgewählt.
Die RET-Effizienz hängt
von der Entfernung zwischen dem Donor und dem Akzeptor ab, d.h.
je näher
die beiden sind, desto höher
die Quenchung. Für
das EDANS/DABCYL-Paar beträgt die
Förster-Distanz für einen
50%igen Energietransfer (R0) 33 Ǻ.
Die maximale Distanz zwischen EDANS/DABCYL, über die in einem Substrat berichtet
wurde, beträgt
11 Aminosäuren
(19), welche unter der Annahme einer ausgestreckten Konformation
für das
Peptid R = 39,8 Ǻ entspricht, mit einer berechneten RET-Effizienz von
24,5%. Dies entspricht einer 10fachen Erhöhung der Fluoreszenz nach Substratspaltung.
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Bis
zu diesem Punkt wurde eine allgemeine Beschreibung der vorliegenden
Erfindung gegeben. Mit Hilfe der folgenden Beispiele wird nunmehr
eine detailliertere Beschreibung spezifischer Ausführungsformen davon
gegeben, um ein besseres Verständnis
der Ziele, charakteristischen Eigenschaften, Vorteile und Durchführungsverfahren
der Erfindung zu geben.
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1 zeigt
den Plasmidvektor, der für
den Transfer und die Expression des Polypeptids, welches durch SEQ-ID-Nr.
1 repräsentiert
wird, in Spodoptera frugiperda-Klon 9-Zellen verwendet wurde.
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Die 2A und 2B zeigen
die Plasmidvektoren für
den Transfer und die Expression der Polypeptide, welche durch die
Sequenzen SEQ-ID-Nr. 2, SEQ-ID-Nr. 3, SEQ-ID-Nr. 4 bzw. SEQ-ID-Nr. 5 repräsentiert werden,
in E. coli.
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3 zeigt
die NS3-Aktivität
als Funktion der Konzentration von Glycerin.
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4 zeigt
die NS3-Aktivität
als Funktion der Konzentration von CHAPS, 3-[(3-Cholamidopropyl)dimethylammonium]-1-propansulfonat.
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5 zeigt
die NS3-Aktivität
als Funktion des pH-Werts.
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6 zeigt
die NS3-Aktivität
als Funktion der Ionenstärke.
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7 zeigt
ein Diagramm des enzymatischen Assays zur Messung der NS3-Aktivität unter
Verwendung eines Peptids Ac-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Cys-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Lys-ε-(3H)-Ac
(SEQ-ID-Nr. 47) als Substrat.
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8 zeigt
das Reaktionsdiagramm für
die Synthese des Depsipeptid-Substrats S1, repräsentiert durch die Sequenz
SEQ-ID-Nr. 42.
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9 zeigt
das Reaktionsdiagramm für
die Synthese des Depsipeptid-Substrats S2, repräsentiert durch die Sequenz
SEQ-ID-Nr. 43.
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10 zeigt
das Reaktionsdiagramm für
die Synthese des radioaktiven Depsipeptid-Substrats S1, repräsentiert durch die Sequenz
SEQ-ID-Nr. 44.
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11 zeigt
einen Assay mit hohem Durchsatz auf Basis radioaktiver Signale,
um die NS3-Protease-Aktivität
zu bestimmen.
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12 zeigt
die chemische Formel der Depsipeptid-Substrate (SEQ-ID-Nr. 45 und
SEQ-ID-Nr. 46) für einen
kontinuierlichen Assay der NS3-Aktivität auf Basis der intramolekularen
RET-Fluoreszenzquenchung.
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13 zeigt
das Reaktionsdiagramm für
die Synthese des Depsipeptid-Substrats S3 (SEQ-ID-Nr. 45).
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Die 14A bzw. 14B zeigen
die kinetischen Parameter für
die NS3-Protease mit dem Substrat S3 (SEQ-ID-Nr. 45) und die Fluoreszenz
als Funktion der Zeit in dem relevanten Assay.
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BEISPIEL 1
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Verfahren zur Expression
von HCV-NS3-Protease in kultivierten Spodoptera frugiperda-Klon
9-Zellen
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Systeme
zur Expression fremder Gene in kultivierten Insektenzellen, wie
z.B. Zellen des Spodoptera frugiperda-Klons 9 (Sf9), die mit Baculovirus-Vektoren
infiziert sind, sind im Stand der Technik bekannt (3). Heterologe
Gene sind gewöhnlich
unter die Kontrolle des starken Polyhedrin-Promoters des Autographa
californica-Kern-Polyhedrosis-Virus oder des Bombix mori-Kern-Polyhedrosis-Virus
gestellt. Verfahren zur Einführung
heterologer DNA in die gewünschte
Stelle in den Baculovirus-Vektoren durch homologe Rekombination sind
ebenfalls im Stand der Technik bekannt (4).
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Der
Plasmidvektor pBacNS3 (1039-1226) ist ein Derivat von pBlueBacIII
(Invitrogen) und wurde für den
Transfer eines Gens, das für
ein Polypeptid mit der Aktivität
von NS3 kodiert (1039-1226), konstruiert. Für diesen Zweck wurde die für dieses
Polypeptid kodierende, in SEQ-ID-Nr. 1 beschriebene Nukleotidsequenz erhalten
durch PCR unter Verwendung von Oligonukleotiden, welche ein ATG-Codon
5' und ein TAG-Stopcodon
3' in der Sequenz
einführen.
Das auf diese Weise erhaltene Fragment wurde an der BamH1-Stelle
des Vektors pBlueBacIII, nach Behandlung mit dem Klenow-DNA-Polymerasefragment,
eingeführt.
Das Plasmid ist in 1 dargestellt.
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Zellen
des Spodoptera frugiperda-Klons 9 (Sf9) und Baculovirus-Rekombinationskits
wurden von Invitrogen bezogen. Zellen wurden auf Schalen oder in
Suspension bei 27°C
in vollständigem
Graces-Insektenmedium (Gibco), enthaltend 10% fötales Rinderserum (Gibco),
gezüchtet.
Transfektion, Rekombination und Selektion von Baculovirus-Konstrukten
wurden wie vom Hersteller empfohlen durchgeführt.
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Zur
Proteinexpression wurden Sf9-Zellen mit dem rekombinanten Baculovirus
in einer Dichte von 2 × 106-Zellen pro ml in einem Verhältnis von
etwa 5 Viruspartikeln pro Zelle infiziert. Die Zellen wurden in
Suspension 72 h lang bei 23°C
kultiviert. Eine Erniedrigung der Temperatur von 27°C, welches
normalerweise der optimalen Wachstumstemperatur entspricht, auf
23°C ist
essentiell, um ein lösliches
und aktives Protein zu erhalten.
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Nach
Ernten der Zellen durch Zentrifugation und Waschen mit PBS (20 mM
Natriumphosphat, pH 7,4, 140 mM NaCl) wurde das Pellet in 25 mM
Natriumphosphat, pH 6,5, 20% Glycerin, 0,5% 3-[(3-Cholamidopropyl)dimethylammonium]-1-propansulfonat
(CHAPS), 10 mM Dithiothreit (DTT), 1 mM Ethylendiaminotetraessigsäure (EDTA)
resuspendiert. Die Zellen wurden bei 4°C mittels vier Beschallungszyklen
bei 10 W mit einer Dauer von jeweils 30 Sekunden unter Verwendung
eines Branson 250-Instruments aufgebrochen. Das auf diese Weise
erhaltene Homogenat wurde durch Zentrifugation bei 120.000 × g für 1 h pelletiert
und der Überstand wurde
auf eine HR26/10 S-Sepharose-Säule
(Pharmacia), die mit 25 mM Natriumphosphat, pH 6,5, 10% Glycerin,
2 mM DTT, 1 mM EDTA, 0,1% CHAPS äquilibriert
war, mit einer Flussrate von 2 ml/Min. aufgetragen. Nach Waschen
mit zwei Säulenvolumina
wurde die Protease mit einem NaCl-Gradienten zwischen 0 und 1 M eluiert.
Die Fraktionen, welche die Protease enthielten, wurden unter Anwendung
von Westernblot-Methoden mit
NS3-spezifischen polyklonalen Antikörpern identifiziert, unter
Verwendung einer Amicon Ultrafiltrationszelle, die mit einer Ym10-Membran
ausgerüstet
war, auf 3 ml konzentriert und auf einer Superdex 75 HR26/60-Säule (Pharmacia),
die mit 50 mM Natriumphosphat, pH 7,5, 10% Glycerin, 2 mM DTT, 0,1% CHAPS,
1 mM ESTA äquilibriert
war, mit einer Durchflussrate von 1 ml/Min. einer Chromatographie
unterworfen. Die Fraktionen, welche die Protease enthielten, wurden
gepoolt und einer weiteren Chromatographie auf einer Mono-S HR5/5-Säule (Pharmacia), äquilibriert
mit dem gleichen Puffer, der bei der vorherigen Säule verwendet
worden war, unterworfen. Die Protease wurde in reiner Form aus dieser
Säule eluiert,
wobei ein linearer NaCl-Gradient zwischen 0 und 0,5 M angelegt wurde.
Die Protease wurde bei –80°C in 50%
Glycerin, 0,5% CHAPS, 10 mM DTT und 50 mM Natriumphosphat, pH 7,5,
gelagert. Die Ausbeute des Verfahrens beträgt 0,5 mg/l Zellen. Das gereinigte
Protein besitzt eine katalytische Aktivität Kcat/Km = 120–200
M–1s–1,
gemessen in 50 mM Tris, pH 7,5, 50% Glycerin, 2% CHAPS, 30 mM DTT
bei 23°C
unter Verwendung des Peptidsubstrats Fmoc-Tyr-Gln-Glu-Phe-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Cys-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Ile-Glu-Gln-Gly
(SEQ-ID-Nr. 7), abgeleitet von der Polyprotein-Spaltstelle zwischen
NS4A und NS4B. Die aus dieser Reaktion erhaltenen Spaltprodukte
wurden mittels HPLC aufgetrennt, isoliert und identifiziert mittels
Massenspektroskopie, welche bestätigte,
dass die proteolytische Spaltung zwischen Cystein und Alanin stattfand.
Die Konzentration an Protease, welche zur Bestimmung der Aktivität erforderlich
war, lag zwischen 100 nM und 1,6 μM.
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BEISPIEL 2
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Verfahren zur Expression
von HCV-NS3-Protease in E. coli
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Die
Plasmide pT7-7 (NS3 1039-1226), pT7-7 (NS3 1039-1206), pT7-7 (NS3
1027-1206) und pT7-7 (NS3 1033-1206), in den 2A und 2B beschrieben,
wurden konstruiert, um die Expression der in SEQ-ID-Nr. 2 und SEQ-ID-Nr.
3 und SEQ-ID-Nr. 4 bzw. SEQ-ID-Nr. 5 angegebenen Polypeptide in
E. coli zu erlauben. Die Proteinfragmente enthalten Varianten der
Proteasedomäne
des HCV-NS3-Proteins. Die jeweiligen Fragmente von HCV-cDNA wurden
stromabwärts
des Bakteriophagen T7-Φ10
Promoters und im Leserahmen mit dem ersten ATG-Codon des Gen 10-Proteins
des Phagen T7 kloniert, unter Anwendung von Verfahren, die dem Praktiker
bekannt sind. Die pT7-7-Plasmide, die NS3-Sequenzen enthalten, enthalten
auch das Gen für
das β-Lactamase-Enzym,
welches als Marker einer Selektion von E. coli-Zellen, die mit diesen Plasmiden
transformiert sind, verwendet werden kann.
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Die
Plasmide wurden dann in den E. coli-Stamm BL21(DE53) transformiert,
welcher normalerweise für
eine hohe Expression von Genen eingesetzt wird, die in Expressionsvektoren
mit dem T7-Promoter kloniert sind. In diesem Stamm von E. coli wird
das T7-Polymerasegen
von dem Bakteriophagen λ DE53
getragen, welcher in das Chromosom von BL21-Zellen integriert ist
(5). Die Expression von dem Gen von Interesse wird induziert durch
Zugabe von Isopropylthiogalactosid (IPTG) zu dem Wachstumsmedium
gemäß einem
bereits beschriebenen Verfahren (5). Über 90% der Proteine, welche
unter Verwendung eines der obengenannten Plasmide exprimiert werden,
werden in einer unlöslichen
Form in Einschlusskörpern
gefunden, woraus es möglich
ist, ein lösliches
und aktives Protein unter Anwendung von Rückfaltungsverfahren, die auf
dem Gebiet bekannt sind (siehe beispielsweise (6)), zu erhalten.
Rückfaltungsprotokolle
haben oft variable Ausbeuten an katalytisch aktivem Protein und
sie erfordern äußerst kontrollierte
Bedingungen oder sie verursachen irreversible Modifikationen des
Proteins (wie z.B. Carbamylierung in Gegenwart von Harnstoff) oder
erfordern unpraktische Prozeduren, wie die Verwendung von äußerst verdünnten Proteinlösungen oder
Dialyse von außerordentlich
großen
Probenvolumina.
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Zur
Vermeidung dieser Probleme wurde ein im folgenden beschriebenes
Verfahren zur Produktion der HCV-Protease in einer löslichen
und aktiven Form und somit unter Vermeidung von Resolubilisierungs-Protokollen
entwickelt: E. coli BL21 (DE53), transformiert unter Verwendung
eines der obengenannten Plasmide, wurden bei 37°C gezüchtet, bis eine Zelldichte
erreicht wurde, welche eine Absorption von 0,8 OD (OD bedeutet die
optische Dichte) bei 600 nm verursacht. Zu diesem Zeitpunkt wurde
die Temperatur in 15–20
Minuten auf 30°C
abgesenkt und 400 μM
IPTG wurden zugegeben, um die Expression des Proteins zu induzieren.
Die Temperatur wurde dann weiter auf 22–24°C innerhalb einer Zeitspanne
von 20–30
Minuten verringert. Die Kulturen wurden weitere 4 h lang bei dieser
Temperatur gerührt.
Zu diesem Zeitpunkt wurden die Zellen durch Zentrifugation geerntet
und unter Verwendung von PBS gewaschen.
-
Reinigungsverfahren
-
Die
aus den oben beschriebenen Vorgängen
resultierenden Pellets wurden 5 Minuten lang auf Eis inkubiert und
in 25 mM Natriumphosphat, pH 6,5, 50% Glycerin, 0,5% CHAPS, 10 mM
DTT, 1 mM EDTA (Puffer A), vorgekühlt auf 4°C, resuspendiert. 10 ml dieses
Puffers wurden für
jeden Liter Bakterienkultur verwendet. Nach weiteren 5–10 Minuten
Inkubation auf Eis wurde die Zellsuspension mit Hilfe einer French-Presse
homogenisiert. Das resultierende Homogenat wurde mit 120.000 × g zentrifugiert.
Die Überstände aus
dieser Zentrifugation wurden auf Eis konserviert, während die
Pellets in Puffer A (1 ml auf jeden Liter Bakterienkultur) resuspendiert
wurden. Nach Zugabe von 1 mM MgCl2 und DNase
I wurde die Suspension 10 Minuten lang bei 20°C inkubiert und erneut 1 h lang
bei 120.000 × g
zentrifugiert. Der Überstand
aus dieser zweiten Zentrifugation wurde mit dem ersten Überstand
vereinigt und die resultierende Proteinlösung auf S-Sepharose(oder SP-Sepharose)-Harz
(Pharmacia), äquilibriert
mit 25 mM Natriumphosphat, pH 6,5, 10% Glycerin, 0,5% CHAPS, 3 mM
DTT, 1 mM EDTA (Puffer B), adsorbiert. 10 ml Harz, suspendiert in
5 ml Puffer B, wurden für jeden
Liter Bakterienkultur verwendet. Das Harz wurde 1 h lang bei 4°C gerührt, durch
Filtration gewonnen, mit Puffer B gewaschen und in eine geeignete
Chromatographiesäule gegossen.
Die Protease wurde mit einem NaCl-Gradienten zwischen 0 und 1 M
eluiert. Fraktionen, welche die Protease enthielten, wurden mittels Westernblots
identifiziert, vereinigt und mittels Centriprep 10-Konzentratoren
(Amicon) konzentriert, bis eine Konzentration von 6–10 mg/ml
an Protein erreicht wurde, bestimmt unter Anwendung des BIORAD-Verfahrens.
Bis zu 3 ml dieser Lösung
wurden auf HR 26/60 Superdex 75 aufgetragen oder bis zu 20 ml wurden
auf HR 60/600 Superdex 75 (beide Pharmacia), äquilibriert mit 50 mM Natriumphosphat,
pH 7,5, 10% Glycerin, 3 mM DTT, 0,5% CHAPS (Puffer C), aufgetragen
und eine Chromatographie wurde mit 1 ml/Min. (HR 26/60) oder 5 ml/Min.
(HR 60/600) durchgeführt.
Die Fraktionen, welche die Protease enthielten, wurden vereinigt
und mittels Chromatographie auf HR 5/5 Mono S (Pharmacia), äquilibriert
mit Puffer C, weiter gereinigt. Die Protease wurde von dieser Säule mit
einem NaCl-Gradienten zwischen 0 und 0,5 M eluiert. Eine Reinigung
bis zur Homogenität
war ebenfalls möglich
mit der folgenden Modifikation: Nach Elution von S-Sepharose wurden
die Protease enthaltenden Fraktionen 1:4 in Puffer C verdünnt und
auf Heparin-Sepharose aufgetragen. Eine Elution von diesem Harz
wurde mit einem NaCl-Gradienten zwischen 0 und 0,5 M erhalten. Das
Protein wurde dann einer Chromatographie auf Hydroxylapatit oder
Superdex 75 wie oben beschrieben unterworfen. Die Ausbeute beträgt 1–2 mg gereinigtes
Protein pro Liter Bakterienkultur.
-
Charakterisierung des
gereinigten Proteins
-
Das
gereinigte Protein wurde mittels Gelfiltration, Umkehrphasen-HPLC,
Massenspektroskopie und N-terminaler Sequenzanalyse charakterisiert.
-
Analytische
Gelfiltrationsversuche zeigten, dass das Protein monomer ist. Das
unter Verwendung von pT7-7 (NS3 1027-1026) exprimierte Protein zeigt
drei Peaks nach Umkehrphasen-HPLC-Chromatographie. Eine Massenspektroskopie-Analyse
und Bestimmung der N-terminalen Sequenz zeigte eine Heterogenität des N-terminalen
Abschnitts des Moleküls.
Drei Formen wurden gefunden, mit den folgenden N-terminalen Sequenzen:
Met-Ala-Pro-Ile-Thr-Ala-Tyr-Ser-Gln-Gln-Thr
(Form 1)
Pro-Ile-Thr-Ala-Tyr-Ser-Gln-Gln-Thr (Form 2)
Ser-Gln-Gln-Thr
(Form 3)
-
Zur
Vermeidung dieses Problems wurden zwei experimentelle Strategien
angewandt:
- 1. Homogenisierung in Gegenwart
von 100 μg/ml
des Protease-Inhibitors Chymostatin. Dieser Inhibitor inhibiert
nicht HCV-Protease-Aktivität,
sondern inhibiert die Proteasen vom Chymotrypsin-Typ, die für aromatische
Reste wie Phenylalanin und Tyrosin spezifisch sind. Auf diese Weise
war es möglich,
eine einzige Molekülspezies
mit mehr als 95% von Form 2 aufzureinigen.
- 2. Herstellung einer Protease, die Form 3 entspricht, mittels
des Plasmids pT7-7 (NS3 1033-1206). Auf diese Weise wurde ein Protein
mit mehr als 95% Form 3 aufgereinigt.
-
BEISPIEL 3
-
Verfahren zur Reproduktion
der Aktivität
der HCV-NS3-Protease in vitro
-
Bestimmung der chemischen
und physikalischen Bedingungen für
die Reproduktion der Aktivität
-
Das
Vermögen
der gereinigten Protease zur Katalyse der Spaltung des Peptids Fmoc-Tyr-Gln-Glu-Phe-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Cys-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Ile-Glu-Gln-Gly
(SEQ-ID-Nr. 7) wurde zur Bestimmung der optimalen Bedingungen für die Aktivität verwendet.
Eine Spaltung wurde nachgewiesen durch Trennung des Substrats von
den Hydrolyseprodukten durch Umkehrphasen-HPLC. Für diesen Zweck
wurde die Mischung, welche den Puffer und das Peptid mit der Protease
inkubiert enthielt, in eine Umkehrphasen-Lichrospher RP-18-Säule (Merck) eingespritzt und
mit einem Acetonitril-Gradienten, enthaltend 0,1% Trifluoressigsäure, eluiert.
Die Spaltprodukte wurden durch Coinjektion geeigneter Standards
und durch Massenspektrometrie identifiziert. Für diese Experimente wurden
Proteine verwendet, die nach einem der in den Beispielen 1 und 2
beschriebenen Verfahren hergestellt worden waren.
-
Die
Abhängigkeit
der Aktivität
von der Glycerinkonzentration wurde in einem Puffer bestimmt, der
50 mM Tris, pH 7,5, 2% CHAPS, 30 mM DTT, enthielt. Zunehmende Konzentrationen
an Glycerin wurden diesem Puffer zugegeben und die relative Proteaseaktivität wurde
bestimmt. 3 zeigt die Ergebnisse dieses
Experiments und zeigt an, dass 50% (Vol./Vol.) Glycerin das optimale
Niveau ist. In einem nachfolgenden Experiment wurde diese Konzentration
konstant bei 50% gehalten und die Konzentration an CHAPS wurde variiert (4).
Ein Niveau von 2% CHAPS (Gew./Vol.) wurde auf diese Weise befunden,
die optimale Konzentration zu sein. Es war möglich, CHAPS durch andere Detergenzien
zu ersetzen, welche mit dem Erfordernis, die katalytische Aktivität in den
erfindungsgemäßen Polypeptiden
aufrechtzuerhalten, vereinbar waren. Einige dieser Detergenzien
sind: Heptyl-β-D-glucopyranosid,
Decyl-β-D-glucopyranosid,
Decyl-β-D-glucomaltosid,
Nonyl-β-D-glucopyranosid, N-Hexyl-β-D-glucopyranosid,
Octyl-β-D-glucopyranosid,
Octyl-β-D-thioglucopyranosid,
Nonidet P-40, Tween-20.
-
Bei
optimalen CHAPS- und Glycerin-Konzentrationen zeigt die Protease
eine optimale Aktivität
bei pH 8,5 (5). Bei diesem pH-Wert ist die
Stabilität über die
Zeit jedoch niedriger als die bei pH 7,5 beobachtete. Zur Bestimmung
der Wirkung der Ionenstärke
auf die Aktivität
wurde eine Titration unter Verwendung von NaCl durchgeführt. Dieses
Experiment zeigte, dass die Proteaseaktivität bei einer hohen Ionenstärke inhibiert
wird (9). Eine kinetische Analyse der Daten zeigte,
dass Chloridionen kompetitive Inhibitoren bei Konzentrationen bis
zu 100 mM sind.
-
Es
war somit möglich,
die folgenden optimalen Bedingungen für einen in vitro-Assay von
gereinigter HCV-Protease-Aktivität
zu bestimmen: 50 mM Tris, pH 7,5, 3–30 mM DTT, 2% CHAPS, 50% Glycerin.
Die Abhängigkeit
der Aktivität
von der Temperatur wurde mittels eines Arrhenius-Plots analysiert,
bei dem der Logarithmus der kinetischen Konstante Kcat als
inverse Funktion der Temperatur angegeben ist. Dieser Graph zeigt eine
Diskontinuität
bei Temperaturen oberhalb von 25°C,
was Veränderungen
in der Konformation parallel zur Abnahme der Aktivität anzeigt.
Die optimale Temperatur wurde somit als etwa 22–23°C bestimmt.
-
Wie
oben erwähnt,
ist das Protein NS4A ein Cofaktor der HCV-Protease. N- und C-terminale Deletionsexperimente
definierten das Peptid Pep4A mit der in SEQ-ID-Nr. 6 angegebenen
Sequenz als die minimale Domäne,
die immer noch zur Induktion einer optimalen Aktivierung in der
Lage ist. Bei Transfektions- oder in vitro-Translationsexperimenten
ist die Zugabe von Polypeptiden, welche die minimale NS4A-Sequenz
enthalten, essentiell, um eine effektive Spaltung zu ergeben. Die
Zugabe von Pep4A ist in der Lage, eine signifikante Erhöhung der
Aktivität
von gereinigter Protease unter den oben beschriebenen Assaybedingungen
zu induzieren. Die kinetischen Eigenschaften dieser Aktivität werden
im folgenden beschrieben. Mit einem Titrationsexperiment wurde eine
Stöchiometrie
von 1:1 für
diese Wechselwirkung bei einer Konzentration von 300 nM Protease
bestimmt, was einen Kd-Wert < 300
nM anzeigt.
-
Bestimmung des optimalen
Substrats für
den Aktivitäts-Assay
-
Zur
Bestimmung des minimalen Substrats, dessen Spaltung immer noch mit
Hilfe des oben beschriebenen HPLC-Verfahrens nachgewiesen werden
kann, wurden Derivate des oben beschriebenen Peptids Fmoc-Tyr-Gln-Glu-Phe-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Cys-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Ile-Glu-Gln-Gly
(SEQ-ID-Nr. 7) mit N- und/oder C-terminalen Deletionen synthetisiert.
Diese Peptide wurden unter den Bedingungen, die im vorhergehenden
Kapitel definiert wurden, in Gegenwart von 100 nM–1,6 μM Protease
inkubiert. Die Nomenklatur für
die Aminosäurereste
der als Substrate eingesetzten Peptide, welche im folgenden verwendet
wird, ist die von Schechter und Berger in (7) angegebene. Die Reste
sind definiert als Pn ... P3, P2, P1, P1', P2',
P3' ... Pn', wobei die hydrolysierte
Bindung P1–P1' (Bindung zwischen
Cys und Ala) ist. Tabelle 1 zeigt die kinetischen Daten für dieses
Experiment, welche P6 und P3' oder
P4' als die äußersten
Grenzen eines Substrats definieren, welches immer noch effektiv
gespalten wird. Deletionen jenseits P6 oder P3' verursachen eine drastische Abnahme
der Wirksamkeit, gemessen als kcat/Km, mit der das jeweilige Peptid immer noch
als Substrat wirken kann. Eine Deletion von P4' verursacht eine weniger ausgeprägte Abnahme
von kcat/Km, jedoch
ist die Trennung von Substrat und Spaltprodukt mittels HPLC für ein Decapeptid
P6–P4' signifikant besser
als für
ein Nonapeptid P6–P3', so dass das Decapeptid
P6–P4' als das optimale
Substrat bestimmt wurde.
-
Tabelle
1: Charakterisierung von Substraten
-
Die
kinetischen Parameter Km, kcat und
kcat/Km wurden für die Decapeptide
P6–P4', entsprechend den anderen
beiden intermolekularen Spaltstellen NS4B/5A und NS5A/5B, bestimmt
und diese Daten wurden mit den Daten verglichen, welche unter Verwendung
des Peptids P6–P4', entsprechend der
Stelle NS4A/4B, erhalten wurden (Tabelle 2). Diese Kinetiken wurden
sowohl in Abwesenheit als auch in Anwesenheit von stöchiometrischen
Konzentrationen an Pep4A erhalten. Eine Analyse der auf diese Weise
erhaltenen kinetischen Daten weist darauf hin, dass Pep4A überwiegend
kcat beeinflusst. Wenn die Km-Werte
für die
einzelnen Substrate verglichen werden, wird ersichtlich, dass die
Anwesenheit von zwei negativen Ladungen in P5 und P6 die Bindungswirksamkeit
eines Peptidsubstrats bestimmte. In der Tat haben Decapeptide, welche
den Stellen NS4A/4B und NS5A/5B mit Asp- oder Glu-Resten in Position
P6 und P5 entsprechen, ähnliche
Km-Werte und signifikant niedriger als das
Peptid, welches der Stelle NS4B/5A mit einer einzigen Ladung in
Position P6 entspricht.
-
Tabelle
2: Aktivität
gegenüber
Peptiden, die Spaltstellen in trans entsprechen
-
Eine
weitere Untersuchung wurde hinsichtlich der relativen Bedeutung
einzelner Reste innerhalb der Sequenz P6–P4', entsprechend der Spaltstelle NS4A/4B,
durchgeführt,
indem jede Aminosäure
einzeln zu Alanin mutiert wurde und dann die kinetischen Parameter
für die
auf diese Weise erhaltenen Mutantenpeptide bestimmt wurden. Die
Ergebnisse sind in Tabelle 3 beschrieben. Dieses Experiment identifiziert
die folgende Bedeutungsskala einzelner Reste für eine effektive Spaltung:
P1>>P3=P5=P6>P2=P4. Eine Modifizierung
des P'-Teils hat
keine signifikante Wirkung auf die Spaltgeschwindigkeit. Diese Information
wurde dazu verwendet, um Proteaseaktivitäts-Assayverfahren zu entwickeln,
welche für
die Identifizierung von Inhibitoren von Nutzen sind. Diese Verfahren
werden im folgenden beschrieben werden.
-
Tabelle
3: Ersatz der Reste P6–P4' des Peptidsubstrats
durch Alanin
-
Für eine detailliertere
Bestimmung der Bedeutung der Reste in P6 und P1' wurde eine Reihe von Peptiden P6–P4' synthetisiert, bei
denen Modifizierungen an diesen Positionen eingeführt wurden.
Die Ergebnisse dieser Experimente sind in Tabelle 4 beschrieben.
Die Ergebnisse dieser Experimente unterstreichen die Bedeutung einer
negativen Ladung in Position P6. In der Tat werden Asp oder Glu
in dieser Position mit einem nicht unterscheidbaren Km-Wert
akzeptiert. Eine Neutralisierung der Ladung durch Einführung von
Asn verursacht eine signifikante Erhöhung von Km,
wohingegen eine Umkehrung der Ladung durch Einführung eines Lys-Rests eine
extrem ausgeprägte
Zunahme von Km verursacht.
-
Tabelle
4: Ersatz der Reste P6 und P1' in
dem Peptidsubstrat
-
Die
Substitution von Ala in Position P1' durch Ser hat keine signifikante Auswirkung,
wohingegen eine Substitution durch Phe eine Verringerung der Spaltungsgeschwindigkeit
des resultierenden Substrats, gemessen als kcat/Km, verursacht.
-
Eine
Analyse wurde mit einer Reihe von Mutationen der Position P1 durchgeführt, beschrieben
in Tabelle 5. Eine Substitution von Cystein in dieser Position durch
Threonin, Alylglycin, α-Aminobuttersäure, Norvalin
und Valin werden akzeptiert, obwohl die resultierenden Substrate
mit einer Effizienz, ausgedrückt
als k
cat/K
m, gespalten
werden, welche signifikant niedriger liegt als die des unmodifizierten
Substrats. Tabelle
5: Substitution des Peptidsubstrat-Rests P1
Alg, Alylglycin; Abu, α-Aminobuttersäure; Nva,
Norvalin
-
Die
Information bezüglich
der Substratspezifität
kann sowohl zur Entwicklung von Enzym-Assays als auch zur Synthese von Inhibitoren,
die auf modifizierten Substratsequenzen basieren, verwendet werden.
Beispielsweise sind Substratpeptide mit modifizierten P1-Resten kompetitive
Inhibitoren von Protease mit Inhibierungskonstanten Ki von zwischen
350 und 90 μM
(Tabelle 6). Diese Peptide können
durch Einführung
von Aldehyd-, Trifluormethylketon-, Difluormethylenketon-, Diketon-,
Ketoester-, Ketoamid- oder α-Ketoheterocyclen-,
Boronsäure-
und Monohalogenmethylketon-Gruppen weiter modifiziert werden, um
ihr Inhibierungsvermögen
zu erhöhen.
Die Information bezüglich
der Spezifität
kann auch eine Synthese von Inhibitoren erlauben, welche nicht auf
Peptiden basieren, wie z.B. Halogen-Enolactone, Isocumarine, β-Lactame,
Succinimide, Pyrone, Bezoxyazinone, Bezoisothiazoline oder latente
Isocyanate. Tabelle
6: Inhibierungswirkung von Decapeptiden P6–P4', die an Position P1 modifiziert sind
Abu, α-Aminobuttersäure; Alg,
Alylglycin; Cha, Cyclohexylalanin.
-
BEISPIEL 4
-
Verfahren zum Einsatz
der in vitro-Proteaseaktivität
bei der Suche nach Inhibitoren
-
Automatisierter Assay
unter Verwendung eines Amid-Substrats
-
Das
Peptid Ac-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Cys-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Lys-ε-(3H)Ac, (SEQ-ID-Nr. 47), abgeleitet von der
Spaltstelle NS4A/NS4B, wird von der NS3-Protease mit den folgenden
kinetischen Parametern gespalten: Km = 79 μM, kcat = 0,49 Min.–1 und
kcat/Km = 103 M–1s–1.
400.000 CpM des markierten Peptids mit einer spezifischen Aktivität von 2–10 Ci/mmol
wurden 3 h lang bei 23°C
zusammen mit 40 μM
(Km/2) unmarkiertem Peptid in Gegenwart
von 200 nM Protease und 1 μM
Pep4A in 50 mM Tris, pH 7,5, 50% Glycerin, 3% CHAPS, 10 mM DTT inkubiert.
Während
dieses Zeitraums wurden 20% des Peptidsubstrats gespalten. Das Spaltprodukt
kann unter Befolgung des unten beschriebenen und in 7 zusammengefassten
Verfahrens quantitativ bestimmt werden. Wie aus der Figur ersichtlich,
wird die Mischung in Kontakt mit einem TSK-DEAE-Anionenaustauscher
gebracht. Die Fraktion, welche aus dem Anionenaustauscher kommt,
wird filtriert und sedimentieren gelassen oder zentrifugiert. Die
Radioaktivität
wird mit der klaren Fraktion gemessen, deren Menge ausschließlich in
Beziehung zu dem rechten Fragment (C-terminalen Fragment) steht,
vorausgesetzt, dass das Amidsubstrat und das linke Fragment an den
Anionenaustauscher gebunden bleiben. Die Zugabe von Inhibitoren
verursacht eine Abnahme der Freisetzungsrate des markierten gespaltenen
Fragments. Je effektiver der Inhibitor ist, desto niedriger wird
die Radioaktivität
sein, die in der Fraktion gemessen wird, welche aus dem Anionenaustauscher
austritt.
-
BEISPIEL 5
-
Synthese des Depsipeptid-Substrats
S1:
-
Ac-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Abu-ψ(COO)-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Lys(Nε-Ac)-NH2 (SEQ-ID-Nr. 42)
-
Die
Synthese wurde vollständig
in fester Phase durchgeführt
unter Anwendung des Fmoc-Polyamid-Verfahrens
mit kontinuierlichem Fluss (9). Die Schutzgruppenkombination war:
basenlabiles Nα-Fmoc
für die α-Aminogruppe
und säurelabiler
Schutz für
die Seitenketten: Asp(Ot-Bu), Glu(Ot-Bu), Tyr(t-Bu) und His(trt). Das
verwendete Polymer war ein Verbund von Kieselgur-Polyamid (9), derivatisiert
mit einem modifizierten Rink-Amid-Linker (10), p-[(R,S)-a-[1-(9H-Fluoren-9-yl)methoxyformamido]-2,4-dimethoxybenzyl]phenoxyessigsäure (11)
(NovaSyn® KR
125, 0,1 mmol/g). Das Harz, Aminosäure-Derivate, Aktivierungsmittel
und alle anderen Reagenzien waren vom höchsten erhältlichen Reinheitsgrad aus
kommerziellen Quellen. Die Synthese wurde nach dem in 8 angegebenen
Schema durchgeführt.
Kopplungen wurden mit einem fünffachen Überschuss
an aktivierter Aminosäure
gegenüber
den freien Aminogruppen des Harzes durchgeführt, unter Einsatz von Fmoc-Aminosäure/PyBOP/HOBt/DIEA(1:1:1:2)-Aktivierung,
außer
für L-(+)-Milchsäure, bei
der Fmoc-Aminosäure/DIPC/HOBt(1:1:1:1)-Aktivierung
eingesetzt wurde. Die Veresterung von Abu mit der freien Hydroxylgruppe
von Milchsäure
erfolgte unter Verwendung des symmetrischen Anhydrids (Fmoc-Abu)2O in Gegenwart einer katalytischen Menge
(0,1 Äquivalente)
DMAP für
30 Minuten bei Raumtemperatur (12): die Reaktion wurde zweimal wiederholt,
um 90% Ausbeute zu erzielen; in Abwesenheit von Katalysator reagieren die
verbleibenden freien Hydroxylgruppen nicht in nachfolgenden Syntheseschritten.
Am Ende der Assemblierung wurde das Harz mit DMF, Methanol und CH2Cl2 gewaschen, dann
16 h lang im Vakuum getrocknet. Das trockene Peptid-Harz wurde mit
TFA/Wasser/Triisopropylsilan (92,5:5:2,5) 1,5 h lang bei Raumtemperatur
behandelt; das Harz wurde ausfiltriert und das Peptid mit kalten
Methyl-t-Butylether präzipitiert;
das Präzipitat wurde
erneut in 50% Wasser/Acetonitril mit 0,1% TFA gelöst und lyophilisiert.
-
Eine
Reinigung auf > 98%
Homogenität
wurde durch präparative
HPLC auf einer Nucleosyl C-18-Säule
(250 × 21
mm, 7 μM)
erzielt, wobei als Elutionsmittel (A) Wasser und (B) Acetonitril
mit 0,1% TFA und ein Stufengradient von 22% B über 5 Minuten, dann 22–27% B über 25 Minuten,
mit einer Durchflussrate von 12 ml/Min. verwendet wurde. Unter diesen
Bedingungen eluiert das Peptid bei 21, 9 Minuten. Die Fraktionen,
welche das reine Material enthalten, wurden vereinigt und lyophilisiert:
Ausbeute 35%.
-
BEISPIEL 6
-
Chemische Synthese des
Depsipeptid-Substrats S2:
-
Ac-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Thr-ψ[COO]-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Lys(Nε-Ac)-NH2 (SEQ-ID-Nr. 43)
-
Die
Synthese wurde durchgeführt
wie im vorherigen Beispiel beschrieben. Die Veresterung von Thr mit
Milchsäure
erforderte drei Wiederholungen, um eine 70%ige Ausbeute zu erhalten,
welche auch von 3% Racemisierung des Thr-Rests begleitet war. Das
D-Thr-Diastereoisomer
wurde jedoch chromatographisch gut von dem L-Isomer abgetrennt und
leicht mittels präparativer
HPLC abgetrennt. Der verwendete Gradient war 21% B über 5 Minuten,
dann 21–22%
B über
20 Minuten, wobei das gewünschte
Peptid nach 19,7 Minuten eluierte: Ausbeute 24%.
-
BEISPIEL 7
-
Synthese des radioaktiven
Depsipeptid-Substrats S1:
-
Ac-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Abu-ψ[COO]-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Lys(Nε-[3H]-CH3CO)-NH2 (SEQ-ID-Nr. 44)
-
Zur
selektiven Markierung des Peptids S1 an der Nε-Aminogruppe
des C-terminalen Lysins wurde der geschützte Vorläufer Ac-Asp(Ot-Bu)-Glu(Ot-Bu)-Met-Glu(Ot-Bu)-Glu(Ot-Bu)-Abu-ψ[COO]-Ala-Ser(t-Bu)-His(Trt)-Leu-Pro-Tyr(t-Bu)-Lys-CONH2 auf dem Harz gemäß dem Schema von 10 zusammengesetzt.
Die einzige Variation bezüglich
der Synthese von (Nε-Ac)-S1 war die Verwendung
von Fmoc-Lys(Alloc)-OH anstelle von Fmoc-Lys(Nε-Ac)-OH.
Der Alloc-Schutz ist orthogonal bezüglich Schutzgruppen auf Fmoc-
und t-Bu-Basis, und wird mit einer zweistündigen Behandlung mit (0) PdP[(Ph3)4] in einer Lösung von
CHCl3, enthaltend 5% Essigsäure und
2,5% N-Methylmorpholin, entfernt.
-
Das
trockene Peptid-Harz (0,07 mmol/g, 60 mg) wurde mit [3H]-Essigsäureanhydrid
(25 mCi, 5,7 mCi/mmol) 16 h lang bei Raumtemperatur umgesetzt. Ein
10facher Überschuss
des nicht-radioaktiven Essigsäureanhydrids
wurde dann zum Abschluss der Reaktion verwendet. Das Harz wurde
dann mit DMF gewaschen und wie zuvor beschrieben behandelt. Nach
präparativer
HPLC wurde > 98% reines
Peptid Ac-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Abu-ψ[COO]-Ala-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Lys(Nε-[3H]-CH3CO)-NH2 mit einer spezifischen Aktivität von 0,68
mCi/mmol erhalten.
-
Unter
Verwendung des Assays auf HPLC-Basis wurden die folgenden kinetischen
Parameter für
das radioaktive Depsipeptid-Substrat S1 (SEQ-ID-Nr. 44) erhalten:
Kcat (Min.–1)
= 9
Km (μM) = 11
Kcat/Km (M–1s–1)
= 13.636
-
Unter
Verwendung desselben Assays sind die kinetischen Parameter für das radioaktive
Substrat S2
Kcat (Min.–1)
= 16
Km (μM) = 96
Kcat/Km (M–1s–1)
= 2.780.
-
Eine
Synthese der radioaktiven Depsipeptid-Substrate erlaubt die Entwicklung
eines Assays mit hohem Durchsatz für die Bestimmung der NS3-Proteaseaktivität wie in 11 schematisch
dargestellt. Das Prinzip ist das folgende: Sowohl das intakte Substrat
als auch das N-terminale
Fragment, das sich aus der Enzymspaltung ergibt (Ac-Asp-Glu-Met-Glu-Glu-Abu-OH), sind extrem
sauer, wohingegen das C-terminale Fragment [HO-CH(CH3)CO-Ser-His-Leu-Pro-Tyr-Lys(Nε-[3H]-CH3CO)-NH2] gemäß pH-Wert
neutral oder basisch ist. Es ist deshalb möglich, die beiden sauren Spezies
auf einer Anionenaustauschersäule
festzuhalten, während
das C-terminale Fragment in Lösung
belassen wird. Falls das C-terminale Fragment einen radioaktiven
Marker enthält
(in diesem Fall das tritiierte Acetat, das kovalent an die ε-Aminogruppe
des C-terminalen Lysins gebunden ist), wird das Harz in der Lage
sein, prozessiertes Substrat von unprozessiertem Substrat zu unterscheiden, und
ermöglicht
es somit, eine proteolytische Aktivität durch Messung der in Lösung verbleibenden
Menge an Radioaktivität
nach Inkubation mit dem Enzym und Behandlung mit dem Ionenaustauscher
quantitativ zu bestimmen. Das Gesamtverfahren ist im wesentlichen
dasselbe, welches in dem Assay mit hohem Durchsatz angewandt wird,
basierend auf dem Amid-Substrat von Beispiel 4, jedoch beträgt der angewandte
pH-Wert in diesem Fall 7,0 anstatt 7,5, um eine spontane Hydrolyse
der Esterbindung zu minimieren (0,6%/h bei 23°C).
-
BEISPIEL 8
-
Synthese der Depsipeptid-Substrate
S3 und S4:
-
Ac-Asp-Glu-Asp-(EDANS)-Glu-Glu-Abu-ψ[COO]-Ala-Ser-Lys-(DABCYL)-NH2 (SEQ-ID-Nr. 45) und Ac-Asp-Asp-(EDANS)-Met-Glu-Glu-Abu-ψ[COO]-Ala-Ser-Lys(DABCYL)-NH2 (SEQ-ID-Nr. 46)
-
Die
chemische Formel der beiden Substrate S3 und S4 ist in 12 gezeigt.
-
Die
Synthese wurde in fester Phase durchgeführt wie im Schema von 13 für S3 (SEQ-ID-Nr.
45) detailliert angegeben, wobei die beiden speziellen Derivate
Fmoc-Asp-(EDANS)-OH
und Fmoc-Lys-(DABCYL)-OH, hergestellt nach bekannten Verfahren (16–17), verwendet
wurden. Alle Kopplungen, einschließlich Asp-(EDANS) und Lys-(DABCYL),
wurden mit einem fünffachen Überschuss
von aktivierter Aminosäure
gegenüber
den freien Aminogruppen des Harzes durchgeführt, unter Einsatz von Fmoc-Aminosäure/PyBOP/HOBt/DIEA(1:1:1:2)-Aktivierung,
außer
für L-(+)-Milchsäure, bei
der Fmoc-Aminosäure/DIPC/HOBt(1:1:1:1)-Aktivierung
eingesetzt wurde. Die Veresterung von Abu mit der freien Hydroxylgruppe von
Milchsäure
erfolgte unter Verwendung des symmetrischen Anhydrids (Fmoc-Abu)2O in Gegenwart einer katalytischen Menge
(0–1 Äquivalente)
DMAP für
30 Minuten bei Raumtemperatur (12): die Reaktion wurde zweimal wiederholt,
um 92% Ausbeute zu erzielen. Am Ende der Assemblierung wurde das
Peptid-Harz gewaschen und das Peptid wie für das Substrat S1 beschrieben
gespalten.
-
Eine
Reinigung auf > 98%
Homogenität
wurde durch präparative
HPLC auf einer Nucleosyl C-18-Säule
(250 × 21
mm, 7 μm)
erzielt, wobei als Elutionsmittel (A) 50 mM Ammoniumacetat, pH 6,
und (B) Acetonitril verwendet wurde. Der für sowohl S3 als auch S4 verwendete
Gradient war 20% B über
5 Minuten, dann 20–40%
B über
20 Minuten, Flussrate 20 ml/Min.; die Fraktionen, welche das reine
Material enthielten, wurden vereinigt und lyophilisiert: Ausbeute
45% und 35% für
S3 bzw. S4. Die kinetischen Parameter für dieses Substrat, mit dem
HPLC-basierten Assay beurteilt (siehe 14A),
waren die folgenden:
Kcat (Min.–1)
= 3,51
Km (μM) = 10,95
Kcat/Km (M–1s–1)
= 5.342.
-
Der
für diesen
Assay verwendete Puffer ist der folgende: 33 mM DTT, 50 mM Tris,
pH 7, 50% Glycerin, 2% CHAPS. Die Inkubation wird bei pH 7,0 durchgeführt, um
eine spontane Hydrolyse der Esterbindung zu minimieren. Der Assay
kann in einer Küvette
oder in einer (96-Mulden-)Mikrotiterplatte durchgeführt werden, wobei
die Fluoreszenz als Funktion der Zeit überwacht wird (Anregungswellenlänge 355
nm, Emissionswellenlänge
495 nm). Die Erhöhung
der Fluoreszenz nach Substratspaltung ist 13fach. Die Reaktion ist
linear, wie in 14B gezeigt (festgelegte Substratkonzentration
= 2 μM).
Die Nachweisgrenze wurde als 1 nM für den Hochdurchsatz-Mikroplatten-Assay
und 520 pM für
den Assay auf HPLC-Basis
etabliert. Wenn ein kontinuierlicher (Küvetten)-Assay durchgeführt wird,
um Anfangsgeschwindigkeiten für
die enzymatische Reaktion zu etablieren, ist die untere Grenze für die Enzymkonzentration
80 nM, aufgrund von Fluoreszenz-Quenchung des gespaltenen Substrats
bei höheren
Substratkonzentrationen als 10 μM.
-
HINTERLEGUNGEN
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Stämme von
E. coli DH1 – transformiert
unter Verwendung der Plasmide pBac (1039-1226), pT7-7 (1039-1226),
pT7-7 (1039-1206), pT7-7 (1027-1206) und pT7-7 (1033-1206), kodierend
für die
Polypeptide mit der Aminosäuresequenz
SEQ-ID-Nr. 1, SEQ-ID-Nr. 2, SEQ-ID-Nr. 3, SEQ-ID-Nr. 4 bzw. SEQ-ID-Nr.
5 – wurden am
14. August 1995 bei der National Collections of Industrial and Marine
Bacteria Ltd. (NCIMB), Aberdeen, Schottland, U.K., mit den Hinterlegungsnummern
NCIMB 40761, NCIMB 40762, NCIMB 40763, NCIMB 40764 und NCIMB 40765
hinterlegt.
-
REFERENZEN
-
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that the N-terminal domain of non structural protein NS3 from yellow fever
virus is serine protease responsible for site specific cleavages
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148.
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IM TEXT VERWENDETE
ABKÜRZUNGEN
UND SYMBOLE
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- Abu
- = 2-Aminobuttersäure;
- CHAPS
- = 3-[(3-Cholamidopropyl)dimethylammonium]-1-propansulfonat;
- DABCYL
- = 4-[[4'-(Dimethylaminophenyl]aza]benzoesäure;
- Depsipeptid
- = ein Peptid, bei
dem mindestens eine Peptidbindung durch die entsprechende Esterbindung ersetzt
ist (wobei die Lage(n) der Esterbindung(en) innerhalb des Moleküls gewöhnlich als ψ[COO] – zwischen
den beteiligten Aminosäureresten
angezeigt ist/sind);
- DIEA
- = N,N-Diisopropylethylamin;
- DIPC
- = N,N'-Diisopropylcarbodiimid;
- DMAP
- = 4-Dimethylaminopyridin;
- DMF
- = N,N-Dimethylformamid;
- DTT
- = Dithiothreit;
- EDANS
- = 5-[(2'-Aminoethyl)amino]naphthalinsulfonsäure;
- EDTA
- = Ethylendiaminotetraessigsäure;
- HOBt
- = N-Hydroxybenzotriazol;
- HPLC
- = Hochleistungsflüssigkeitschromatographie;
- PyBOP
- = Benzotriazol-1-yl-oxy-tris-pyrrolidinophosphoniumhexafluorphosphat;
- RET
- = Resonanzenergietransfer;
- t-Bu
- = Tertiärbutyl;
- TFA
- = Trifluoressigsäure;
- Trt (Trityl)
- = Triphenylmethyl
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