-
HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
-
Gebiet der
Erfindung
-
Die
Erfindung betrifft im Allgemeinen Verfahren zur Aktivierung der
Rse- oder Mer-Tyrosinkinaserezeptoren.
Genauer gesagt betrifft die Erfindung Verfahren zur Förderung
des Überlebens,
der Proliferation und/oder der Differenzierung von Zellen, die den
Rse-Rezeptor (z. B. Gliazellen) oder Mer-Rezeptor (z. B. Monozyten)
umfassen, unter Verwendung von gas6. Die Erfindung betrifft außerdem gas6-Varianten,
insbesondere solche, die weniger γ-carboxyliert
sind als aus der Natur isoliertes gas6.
-
Beschreibung
verwandter Gebiete
-
Spezifische
Signale, die das Wachstum und die Differenzierung von Zellen in
sich entwickelndem und adultem Geweben regeln, üben ihre Wirkung aus, indem
sie an Zelloberflächenrezeptoren,
die intrinsische Tyrosinkinaseaktivität aufweisen, binden und diese
aktivieren. Mark et al. haben vor kurzem die komplementären DNA-Sequenzen
der Rezeptortyrosinkinase Rse von Menschen und Mäusen beschrieben, die vorzugsweise im
adulten Gehirn exprimiert wird (Mark et al., J. Biol. Chem. 269,
10720 (1994)). Die extrazelluläre
Domäne eines
Rse-Rezeptors besteht aus zwei immunglobulinähnlichen (Ig-L) Wiederholungen,
gefolgt von zwei Wiederholungen von Fibronectin Typ III. Komplementäre DNA-Sequenzen,
die für
Proteine kodieren, die identisch mit menschlichem (Ohashi et al.,
Oncogene 9, 699 (1994)) und murinem Rse (Lai et al., Oncogene 9,
2567 (1994)) sind, wurden unabhängig
voneinander beschrieben und Sky bzw. Tyro3 genannt. Siehe auch Fujimoto und
Yamamoto, Oncogene 9, 693 (1994), über das murine Äquivalent
zu Rse, das sie brt nennen, und Dai et al., Oncogene 9, 975 (1994),
zu dem menschlichen Molekül,
das sie tif nennen.
-
Die
Expression von Rse in verschiedenen Geweben wurde schon untersucht.
Lai et al., w. o., haben herausgefunden, dass sich im adulfen Gehirn
Rse-mRNA in Neuronen des Neocortex, Cerebellums und Hippocampus
befindet. Schulz et al. haben in diesem Zusammenhang herausgefunden,
dass Rse im Cortex cerebralis, lateralen Septum, Hippocampus, Bulbus
olfactorius und im Cerebellum stark exprimiert wird. Die höchsten Werte
der Rse-Expression im Gehirn wurden in Zusammenhang mit Neuronen
gemessen (Schulz et al., Molec. Brain Res. 28, 273–280 (1995)).
Im Zentralnervensystem (ZNS) von Mäusen tritt die stärkste Rse-Expression
in späten
embryonalen Phasen und nach der Geburt auf, was mit der Bildung
und Aufrechterhaltung von synaptischen Verbindungen in Cortex- und
Hippocampusneuronen zusammenfällt
(Lai et al., w. o., und Schneider et al., Cell 54, 787–793 (1988)).
Dieser Prozess wird vermutlich lokal gesteuert, und zwar von Zellen,
die in direktem Kontakt miteinander sind oder nahe beieinander positioniert
sind. Durch eine Northern-Blot-Analyse
haben Mark et al., w. o., herausgefunden, dass in RNA-Proben vom
Gehirn und von der Niere viel Rse-mRNA vorhanden ist. Dai et al.,
w. o., haben herausgefunden, dass Rse in menschlichen Ovarien und
Testes stark exprimiert wird. Die Expression von Rse in verschiedenen
menschlichen Zelllinien wurde ebenfalls von Mark et al., w. o.,
untersucht. Wenig oder keine Rse-mRNA wurde durch Northern-Blotting von mRNA-Proben
von der Monoxyten-Zelllinie THP-1 oder von lymphoblastenähnlichen
RAJI-Zellen detektiert. Das Rse-Transkript wurde jedoch in mehreren
hämatopoetischen
Zelllinien detektiert, einschließlich Knochenmarkszellen (d.
h. der myelogenen Leukämielinie
K562 und myelomonozytischen U937-Zellen) und der megakaryozytischen
Leukämielinien
DAMI und CMK11-5 sowie in der menschlichen Brustkarzinomzelllinie
MCF-7. Von den untersuchten Zelllinien wiesen Hep-3B-Zellen, eine
menschliche Hepatokarzinomzelllinie, die höchsten Expressionswerte auf.
-
Rse
ist strukturell mit Axl (auch als Ufo oder Ark bekannt) verwandt
und weist 43% Gesamtaminosäuresequenzidentität mit diesem
Tyrosinkinaserezeptor auf. Siehe O'Bryan et al., Mol. Cell. Biol. 11, 5016
(1991), Janssen et al., Oncogene 6, 2113 (1991), Rescigno et al.,
Oncogene 5, 1908 (1991), und Bellosta et al., 15, 614 (1995), über Axl.
Rse und Axl definieren zusammen mit Mer (Graham et al., Cell Growth
Differ. 5, 647 (1994)) eine Klasse von Rezeptortyrosinkinasen, deren
extrazelluläre
Domänen
neuraler Zellerkennung und Adhäsionsmolekülen ähneln (Ruitishauser,
U., Current Opin. Neurobiology 3, 709 (1993), und Brummendorf und
Rathjen, J. Neurochemistry 61, 1207 (1993)). Wie Rse wird auch Axl
im Nervensystem exprimiert, wird aber in peripherem Gewebe stärker exprimiert
als Rse.
-
Mer-mRNA
wird in mononuklearen peripheren Blutzellen, mononuklearen Knochenmarkzellen
und Monozyten detektiert, nicht jedoch in Granulozyten. Trotz der
Tatsache, dass Mer-mRNA in neoplastischen B- und T-Zelllinien exprimiert
wird, wird es in normalen B- oder T-Lymphozyten nicht detektiert
(Graham et al., Cell Growth Differ. 5, 647 (1994)). Mer wird in
menschlichem Gewebe weithin exprimiert, aber die höchsten Werte für Mer-mRNA
treten in den Testes, den Ovarien, der Prostata, der Lunge und der
Niere auf (Graham et al., Cell Growth Differ. 5, 647 (1994)).
-
Falsch
gesteuerte Expression von Mer, Rse und Axl wird mit zellulärer Transformation
in Zusammenhang gebracht. Axl wurde beispielsweise unter Verwendung
eines Transfektions-/Turmorgenitätstests
aus DNA von Patienten mit chronischer myelogener Leukämie (O'Brian et al., w.
o.) und chronischer myeloproliferativer Erkrankung (Janssen et al.,
w. o.) isoliert. Mer wurde aus einer neoplastischen B-Zelllinie
kloniert und in zahlreichen transformierten T-Zelllinien akuter
lymphozytischer Leukämie
exprimiert (Graham et al., w. o.). Rse und Axl führen bei Überexpression in Fibroblasten
zu zellulärer
Transformation (O'Brian
et al., w. o.; Ohashi et al., Oncogene 9, 669 (1994); Taylor et
al., J. Biol. Chem. 270, 6872–6880
(1995); und McCloskey et al., Cell Growth and Diff. 5, 1105–1117 (1994)).
Rse-mRNA und Proteine werden auch in Säugetiertumoren überexprimiert,
die von transgenen Tieren stammen, welche entweder wnt-1- oder fgf-3-Onkogene überexprimieren
(Taylor et al., J. Biol. Chem. 270, 6872–6880 (1994)).
-
Über mutmaßliche Liganden
für die
Rse- und Axl-Rezeptoren wurde berichtet. Varnum et al., Nature 373,
623 (1995), und Stitt et al., Cell 80, 661–670 (1995), haben vor kurzem
berichtet, dass gas6 (growth arrest-specific gene 6 – wachstumsarrest spezifisches
Gen 6) ein Ligand für
Axl ist. gas6 gehört
zu einer Reihe von murinen Genen, die bei Serumentzug in NIH-3T3-Zellen
stark exprimiert werden (Schneider et al., Cell 54, 787–793 (1988)).
Diese Gene wurden als Wachstumsarrest-spezifische Gene bezeichnet,
da ihre Expression während
der Wachstumsinduktion negativ gesteuert wird. Das menschliche Homolog
von murinem gas6 wurde ebenfalls von Manfioletti et al., Molec.
Cell. Biol 13(8), 4976–4985
(1993), kloniert und sequenziert. Sie kamen zu dem Schluss, dass
gas6 ein von Vitamin K abhängiges
Protein ist, und vermuteten, dass es bei der Steuerung einer Proteasenkaskade
eine Rolle spielen könnte,
die bei der Steuerung des Wachstums von Bedeutung ist. gas6 wird
in verschiedenen Geweben, einschließlich des Gehirns, exprimiert.
Siehe auch Colombo et al., Genome 2, 130–134 (1992), und Ferrero et
al., J. Cellular Physil. 158, 263–269 (1994), zu gas6.
-
Stitt
et al., w. o., berichteten außerdem,
dass das Protein S der Ligand für
Tyro3 ist. Protein S ist ein von Vitamin K abhängiges Plasmaprotein, das als
Antikoagulans fungiert, indem es als Cofaktor zur Stimulierung der
proteolytischen Inaktivierung der Faktoren Va und VIIIa durch aktiviertes
Protein C wirkt. Siehe Easmon et al., Aterioscler. Thromb. 12, 135
(1992). Demgemäß ist Protein
S ein wichtiger negativer Regulator der Blutgerinnungskaskade. Siehe
Walker et al., J. Biol. Chem. 255, 5521–5524 (1980), Walker et al.,
J. Biol. Chem. 256, 11128–11131
(1981), Walker et al., Arch. Biochem. Biophys. 252, 322–328 (1991),
Griffin et al., Blood 79, 3203 (1992), und Easmon, D., Arterioscler.
Thromb. 12, 135 (1992). Die Entdeckung, dass etwa die Hälfte des
Proteins S im menschlichen Plasma an C4BP gebunden ist, stützt weiter
die Annahme, dass das Protein S an der Komplementkaskade mitwirkt.
Dahlback et al., PNAS (USA) 78, 2512–2516 (1981). Die Rolle von
Protein S als Mitogen für
glatte Muskelzellen wurde ebenfalls beschrieben. Gasic et al., PNAS
(USA) 89, 2317–2320
(1992).
-
Protein
S kann in vier Domänen
unterteilt werden (siehe die 1A, 1C und 1D hierin).
Die Reste 1–52
(Region A) sind reich an γ-Carboxyglutaminsäure-(Gla-)Resten,
welche die Ca2+-abhängige Bindung von Protein S
an negativ geladene Phos pholipide vermittelt (Walker, J. Biol. Chem.
259, 10335 (1984)). Die Region B umfasst eine thrombinempfindliche
Schleife. Die Region C enthält
vier Epidermiswachstumsfaktor-(EGF-)ähnliche Wiederholungen. Die
Region D ist homolog zum steroidhormonbindenden Globulin-(SHBG-)Protein
(Hammond et al., FEBS Lett. 215, 100 (1987)). Wie Joseph und Baker
(FASER J. 6, 2477 (1994)) erläuterten,
ist diese Region homolog zu Domänen
in der A-Kette von Laminin (23% Identität) und Merosin (22% Identität) und zu
einer Domäne
in den Drosophila-Krumen (19%).
-
Murine
und menschliche gas6-cDNAs kodieren für Proteine mit 43 bzw. 44%
Aminosäuresequenzidentität zu menschlichem
Protein S.
-
ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
-
Die
vorangehende Erfindung betrifft gas6-Varianten, die im Wesentlichen
nicht γ-carboxyliert
sind oder im Wesentlichen weniger γ-carboxyliert sind als gas6
von einer endogenen Quelle des Moleküls. Beispiele für solche
Varianten umfassen gas6-Varianten, denen ein oder mehrere Glutaminsäurereste
von der A-Domäne von
gas6 fehlen, die normalerweise γ-carboxyliert
sind, Fragmente von gas6, denen die A-Domäne fehlt, sowie Fragmente,
die im Wesentlichen aus der D-Domäne von gas6 bestehen (oder
ein G-Domänenfragment
von gas6).
-
Die
Erfindung stellt außerdem
ein Verfahren zur Aktivierung eines Rse- oder Mer-Rezeptors bereit,
indem eine Zelle (vorzugsweise eine menschlichen Zelle), die den
Rse- oder Mer-Rezeptor umfasst, gas6-Varianten gemäß vorliegender
Erfindung in einer Menge ausgesetzt wird, die ausreicht, um den
Rse- oder Mer-Rezeptor zu aktivieren. Der Rse- oder Mer-Rezeptor
ist normalerweise zellgebunden, und das gas6 ist vorzugsweise menschliches
gas6. Die Erfindung stellt weiters ein Verfahren zur Förderung
des Überlebens,
der Proliferation und/oder der Differenzierung einer Zelle bereit,
in deren Zellmembran der Rse- oder Mer-Rezeptor inkorporiert ist,
indem die Zelle gas6-Varianten gemäß der Erfindung in einer Menge
ausgesetzt wird, die ausreicht, um das Überleben, die Proliferation
und/oder die Differenzierung der Zelle zu fördern. Die Zelle kann ein Neuron
oder eine Gliazelle, wie beispielsweise eine Schwann-Zelle, oder
ein Monozyt (z. B. ein Makrophage) sein. Die Zelle kann in einer
Zellkultur oder in einem Säugetier
(z. B. einem Menschen) vorhanden sein, das an einer neurologischen
Erkrankung oder Störung
leidet. Häufig
wird das gas6 in einem physiologisch annehmbaren Träger bereitgestellt.
-
Die
Erfindung stellt auch Sets und Gegenstände zur Herstellung bereit,
die gas6-Varianten gemäß vorliegender
Erfindung umfassen. Der Herstellungsgegenstand umfasst normalerweise
Anleitungen zur Verwendung der gas6-Variante in einer In-vitro-Zellkultur oder zur
Verabreichung der gas6-Variante an ein Säugetier.
-
KURZBESCHREIBUNG
DER ABBILDUNGEN
-
Die 1A–1D zeigen
eine schematische Darstellung der Struktur von Protein S und gas6 (1A) und einen Vergleich der Aminosäurehomologie
zwischen den bovinen (b) und menschlichen (h) Formen von Protein
S (1C bzw. 1D)
mit menschlichem gas6 (1B).
Bei h-gas6 stellen die Kästchen die
Gla-Region (d. h. die A-Domäne) der
Schleifenregion (d. h. der B-Domäne),
die 4 EGF-ähnlichen
Wiederholungen (C1–C4),
welche die C-Domäne
bilden, und die zum sexhormonbindenden Globulin homologe Region (d.
h. die D-Domäne)
dar, die ebenfalls mit den G-Domänen
einer Laminin-A-Kette und Merosin und mit Drosophila-Krumen-Protein
zusammenhängt.
Der Prozentsatz der Aminosäureidentität zwischen
h-gas6 und entweder b-Protein S oder h-Protein S ist innerhalb der
entsprechenden Kästchen
angegeben. Die Aminosäuren an
den Rändern
der einzelnen Regionen sind über
den Kästchen
angegeben.
-
2 zeigt einen Vergleich zwischen den Aminosäuresequenzen
von murinem gas6 (m-gas6) (Seq.-ID Nr. 1), h-gas6 (Seq.-ID Nr. 2)
und h-Protein S (Seq.-ID Nr. 3). Reste der "Prä-" und "Pro-"Sequenzen sind angegeben
(wobei der Pfeil den letzten Rest jeder Vorläufersequenz markiert). Die
A- bis D-Domänen
sind angeführt,
eben so wie die beiden G-Domänen,
die in den D-Domänen
liegen (d. h. G-Domäne
1 und G-Domäne
2).
-
Die 3A–3D sind
Diagramme, welche die Charakterisierung des Rse-L in fötalem Rinderserum
(FBS) zeigen. 3A zeigt die Bindung von 125I-Rse-IgG als Funktion der FBS-Konzentration.
Die Bindung, der Prozentsatz der gesamten addierten Counts, die
membranassoziiert sind (100 × B/T,
d. h. gebunden/gesamt („bound/total")), ist als Funktion
der FBS-Konzentration dargestellt. Die Daten wurden an ein 4-Parameter-Modell
angepasst, das eine EC50 von 0,58 Vol.-%
ergab. 3B zeigt die Bindung von 125I-Rse-IgG als Funktion der Ca2+-Konzentration
bei konstanter FBS-Konzentration. Die Bindung wurde wie in 3A entweder in Gegenwart eines 10% diafiltrierten
FBS oder in seiner Abwesenheit und bei variierender Konzentration
von zugesetztem Ca2+ durchgeführt. Die
EC50 von Ca2+ liegt
in einem 4-Parameter-Modell der Daten bei 0,18 mM. 3C ist eine Scatchard-Analyse von 125I-Rse-IgG-Bindung
an CMK11-5-Membranen, die durch FBS vermittelt ist. Eine einzelne
Konzentration von 125I-Rse-IgG, FBS und
Ca2+ wurde mit steigenden Konzentrationen
von unmarkiertem Rse-IgG verwendet, und die Bindung wurde gegen
das Verhältnis
zwischen gebunden und frei (B/F) nach der Korrektur für nichtspezifische
Bindung aufgetragen. Versuche mit sowohl 1% (Kd =
0,82 nM) und 10% (Kd = 2,2 nM) FBS sind
dargestellt. 3D ist eine KIRA-Analyse der
dosisabhängigen Aktivierung
von Rse-Phosphorylierung durch die Q-Sepharose-angereicherte (QSE-)Fraktion
von FBS. Das eingefügte
Diagramm zeigt, dass Rse-L-Aktivität spezifisch durch Inkubation
mit Rse-IgG neutralisiert wurde. Rse-Phosphorylierung ist in Zellen
mit Serumentzug (–)
dargestellt; oder in Zellen, die mit einer QSE-Fraktion in Abwesenheit
von zugesetzten IgG-Proteinen (QSE) behandelt wurden; oder mit QSE,
das wie angeführt
mit Rse-IgG oder CD4-IgG inkubiert wurde.
-
4 ist
ein Ablaufdiagramm des KIRA-ELISA für den Rse-Rezeptor, der in
Beispiel 4 beschrieben ist.
-
5 zeigt
die Hemmung der Bindung von 125I-Rse-IgG
an gas6 durch unmarkiertes Rse-IgG. Steigende Mengen von unmarkiertem
Rse-IgG wurden zu Röhrchen
mit konstantem 125I-Rse-IgG und gas6 zugesetzt.
Ein nichtlinearer Fit nach dem Verfahren des kleinsten Quadrats
ergab unter Verwendung einer einzigen Klasse von Stellen eine geschätzte Dissoziationsgleichgewichtskonstante
von 0,46 ± 0,04
nM. Das eingefügte Diagramm
zeigt einen Scatchard-Plot von gebunden (B) über gebunden/frei (B/F) nach
Korrektur für
nichtspezifische Bindung.
-
Die 6A–6C zeigen
Rse-L-Aktivität
in Astrozytenkulturen. Um zu bestimmen, ob Astrozyten einen Rse-Liganden
sekretieren, wurde ein serumfreies Medium, das 3 Tage lang konditioniert
worden war, in einer Zentrifugenultrafiltrationsvorrichtung Cetricon-10
10fach konzentriert und direkt zu Teströhrchen zugesetzt, um die angegebenen
Endkonzentrationen zu erhalten. In 6A wurde
die Bindung von 125I-Rse-IgG an CMK11-5-Membranen durch den Zusatz
eines durch Astrozyten konditionierten Mediums (ACM) ermöglicht,
wobei bei 13 Vol.-% ACM die halbe maximale Wirkung erzielt wurde. 6B ist eine KIRA-Analyse einer Phosphorylierung
von Rse durch ACM. 6C zeigt, dass die Phosphorylierung
von Rse durch ACM durch Inkubation mit Rse-IgG gehemmt wurde, durch
CD4-IgG jedoch nicht. Eine Neutralisierung wurde wie bei 3 beschrieben durchgeführt.
-
Wie
in 7 zu sehen ist, zeigte eine Deletionsanalyse von
gas6, dass die G-Domänen
für die
Bindung an Rse in vitro ausreichen. Epitopmarkiertes (gD) gas6 oder
Protein S oder N-terminale Trunkierungsvarianten von gas6 (welche
die angeführten
Reste enthaften) wurden konstruiert und vorübergehend in 293-Zellen exprimiert,
im Wesentlichen nach dem in Beispiel 6 beschriebenen Verfahren.
Proteine mit dem korrekten Molekulargewicht konnten in unfraktionierten
(Input-)Zellüberständen unter
Verwendung eines gegen die Epitopmarkierung gerichteten Antikörpers detektiert
werden. Im Gegensatz zu Protein S wurden die gas6-Derivate durch
Rse-IgG aus den Zellüberständen ausgefällt. Die
Bindung war spezifisch für
die extrazelluläre
Domäne
von Rse, weil Proteine durch das menschliche Kontroll-Fc nicht ausgefällt wur den.
Zu Quantifizierungszwecken stellen die unfraktionierten (Input-)Bahnen
20% des zur Ausfällung
verwendeten Materials dar.
-
8 zeigt,
dass gas6 die Proliferation von P45-Rattenzellen gemäß Schwann
in dosisabhängiger Form
auslöst.
Zellen wurden in den angegebenen Konzentrationen von rekombinantem
menschlichem gas6 in 24-Well-Platten in einem F12/DME-Medium mit
10 μg/ml
Insulin und Transferrin und 5 μg/ml
Vitamin E ausplattiert. Nach 48 Stunden wurden die Zellen mit einer
Coulter-Zähler
gezählt.
Dargestellt sind der Mittelwert und die Standardabweichung für sechs
Wells für
jede Behandlung.
-
9 zeigt,
dass durch gas6 ausgelöste
Proliferation von p45-Rattenzellen gemäß Schwann durch Rse-IgG neutralisiert
wird. Zellen wurden wie in 8 beschrieben
ausplattiert. Kontrollzellen wurde nichts weiter zugesetzt. Alle
anderen Zellen wurden mit zwei unterschiedlichen gas6-Raffinationen
(d. h. Charge Nr. 15 und Nr. 9) und 10 μg/ml entweder Rse-IgG (markiertes
Rse) oder CD4-IgG (markiertes CD4Fc) behandelt.
-
10 zeigt eine Dosis-WirkungsKurve der Aktivierung
von Rse-Phosphorylierung im KIRA-Test, wie er in Beispiel 10 beschrieben
ist.
-
11 zeigt eine Ionenaustauschchromatographie eines
Mediums, das durch menschliches rekombinantes gas6 exprimierende
Zellen konditioniert ist. Das Medium (700 ml) wurde gegen einen
Puffer A (50 mM Tris-HCl pH 7,5, 5 mM Benzamidin) dialysiert, auf
0,1% CHAPS eingestellt und bei 10 ml/min auf eine 6-ml-Resource-Q-Säule (Pharmacia)
gegeben. Die Säule
wurde mit dem Puffer A gewaschen und mit 70 ml linearem Gradient
von 0 bis 0,4 M NaCl in Puffer A mit einer Fließgeschwindigkeit von 1,0 ml/min
eluiert, wodurch Fraktionen von 2,0 ml gesammelt wurden. Die Fraktionen
wurde mithilfe des Bariumchloridbindeverfahrens, das in Beispiel
6 beschrieben ist, und des in Beispiel 4 beschriebenen KIRA-Tests
auf ihre Fähigkeit
analysiert, Rse zu binden und zu aktivieren. Die Bindeaktivität ist als
Prozentsatz der gesamten zugeführten
Radioaktivität ausgedrückt, die
durch Bariumchlorid ausgefällt wird.
Die KIRA-Aktivität
ist in Einheiten/ml (U/ml) bezogen auf einen Standard ausgedrückt.
-
Die 12A–12C zeigen die Wirkung von gas6 und anderen Wachstumsfaktoren
auf das Wachstum von menschlichen Schwann-Zellen und die DNA-Synthese.
Alle Daten sind als Mittel ± Standardfehler
(n = 4) angeführt. 12A zeigt Dosis-Wirkungs-Kurven von menschlichen
Schwann-Zellen auf gas6 unter verschiedenen Bedingungen. Die Zellenanzahl
wurde mit einem Coulter-Zähler
84 Stunden nach einer Kultivierung mit den angegebenen Konzentrationen
von gas6 bestimmt. 12B zeigt, dass gas6 die Thymidininkorporation
in Schwann-Zellen, die wie in 12A kultiviert
waren, in Gegenwart von verschiedenen Konzentrationen von gas6 erhöhte. 3H-Methyl]-thymidin
(0,5 μCi/ml)
wurde nach 48 Stunden Kultivierung zugesetzt. Nach 96 Stunden Kultivierung
wurden Zellen geerntet und zur Messung der in DNA inkorporierten
Radioaktivität
verarbeitet. 12C zeigt die Wirkung von Wachstumsfaktoren
auf das Wachstum von Schwann-Zellen in Gegenwart von 8F. Schwann-Zellen wurden mit
oder ohne PDGF (10 ng/ml), basischem FGF (20 ng/ml), IL-1α (1 ng/ml),
TGF-β1 (1
ng/ml) und gas6 (30 ng/ml) in 8F ausplattiert. Nach 108 Stunden
wurden Zellenanzahl gezählt.
-
13 zeigt den zeitlichen Verlauf des Wachstums
von menschlichen Schwann-Zellen in einer Kultur. Menschliche Schwann-Zellen
wurden bei 2 × 104 Zellen/Well in 24-Well-Multiplatten in
F12/DME (1 : 1) ergänzt mit
8F mit oder ohne gas6 oder 10% diafiltriertem fötalem Rinderserum (FBS) ausplattiert.
Alle 24 Stunden wurden vier Wells mit Kulturen von jeder Gruppe
zur Zellzählung
genommen. Die angeführten
Daten sind Mittel ± Standardfehler
(n = 4).
-
14 zeigt die Neutralisierung von durch gas6 ausgelöste Phosphorylierung
von Rse durch Rezeptor-Fc-Fusionsproteine, gemessen in einem KIRA-Test.
Der Prozentsatz der in CHO-Rse.gD-Zellen, die in Gegenwart der angegebenen
Konzentrationen von Rezeptorfusionsproteinen mit gereinigtem gas6
behandelt wurden, beob achteten Phosphorylierung bezogen auf jene
in Zellen, die nur mit gas6 behandelt wurden, ist dargestellt.
-
Die 15A–15D zeigen eine kinetische Analyse von Ligandenbindung
an Mer-Fc. Mer-Fc wurde an die carboxymethylierte Dextranschicht
auf der Oberfläche
eines BIAcoreTM-Biosensors gekoppelt. Gereinigtes
gas6 (15A, B und C) oder Protein S (15D)
bei einer Konzentration von entweder 100 nM (gestrichelte Linie)
oder 140 nM (durchgehende Linie) wurde bei 160 s über die
Oberfläche
des Biosensors injiziert. Bei 340 s wurde die Injektorschleife auf
Puffer umgestellt, um die Dissoziation. zu verfolgen. Die Bindung
von gas6 an Mer-Fc auf dem Chip wurde durch Vorinkubation mit löslichem
Mer-Fc blockiert (15B), mit CD4-Fc jedoch nicht
(15C). Keine Bindung von Protein S an Mer-Fc wurde
beobachtet (15D).
-
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
-
1. Definitionen
-
Die
Begriffe "gas6" und "gas6-Polypeptid" beziehen sich hierin
(sofern nicht anders angegeben) auf ein Polypeptid, das zur Aktivierung
des Rse-Rezeptors oder Mer-Rezeptors fähig ist und die reife, Prä-, Präpro- und
Pro-Formen des gas6-Polypeptids umfasst, die entweder aus einer
natürlichen
Quelle gereinigt, chemisch synthetisiert oder rekombinant hergestellt
ist. Konkret umfasst die vorliegende Definition ein "menschliches" gas6-Polypeptid,
das die in Manfioletti et al., Mol. Cell. Biol. 13 (8), 4976–4985 (1993),
veröffentlichte
Aminosäuresequenz
umfasst (erhältlich
von EMBL/GenBank/DDBJ unter der Zugangsnummer X59846) und gas6-Polypeptide
von anderen Säugetieren
(wie z. B. murines gas6, siehe Manfioletti et al., w. o.). Wenn
das gas6-Polypeptid die Aminosäuresequenz
des in der Natur vorkommenden gas6-Polypeptids aufweist, wird es hierin
als "natives Polypeptid" oder "Nativsequenzpolypeptid" bezeichnet, ungeachtet
des Verfahrens, nach dem es hergestellt wird (beispielsweise kann
es aus einer endogenen Quelle des Moleküls isoliert oder durch Syntheseverfahren
hergestellt werden).
-
Gas6
weist verschiedene Aminosäure"regionen" oder "-domänen" auf, die in den 1A–B und 2 dargestellt
sind. Die "A-Domäne", oder "Gla-Region" am Aminoterminus
des Polypeptids weist Reste auf, die reich an γ-Carboxyglutaminsäure (Gla-Resten) sind, die
anscheinend calciumabhängige
Bindung von gas6 an negativ geladene Phospholipide in Zellmembranen
vermitteln. Die A-Domäne
erstreckt sich etwa von Rest 46–86
von murinem gas6 und etwa von Rest 49–89 von menschlichem gas6.
Die darauf folgende "B-Domäne" umfasst eine thrombinempfindliche "Schleife" und erstreckt sich
etwa von Rest 87–114
von murinem gas6 und etwa von Rest 90–117 von menschlichem gas6.
Die dritte Domäne, "C-Domäne" genannt, weist hierin
vier Epidermiswachstumsfaktor-(EGF-)ähnliche Wiederholungen auf
(C1–C4 in 1B).
Diese C-Domäne
erstreckt sich etwa von Rest 115–275 von murinem gas6 und etwa
von Rest 118–278
von menschlichem gas6. Die verbleibende "D-Domäne" ist homolog zu einem steroidhormonbindenden
Globulin-(SHBG-)Protein und umfasst etwa die Reste 276–673 von
murinem gas6 und die Reste 279–678
von menschlichem gas6. Die D-Domäne umfasst
ein Paar von "G-Domänen", die als "G-Domäne 1" (d. h. etwa die
Reste 311–468
von murinem gas6 und etwa die Reste 314–471 von menschlichem gas6)
und "G-Domäne 2" (d. h. etwa die
Reste 500–666
von murinem gas6 und die Reste 503–671 von menschlichem gas6)
bezeichnet werden.
-
Die
Begriffe "gas6" und "gas6-Polypeptid" umfassen auch "Varianten" oder "Mutanten" von nativem gas6.
Solche Varianten umfassen Fragmente der menschlichen gas6-Sequenz;
Polypeptide, worin ein oder mehrere Aminosäurereste am N- oder C-Terminus oder innerhalb
der menschlichen gas6-Sequenz hinzugefügt werden; ein oder mehrere
Aminosäurereste
deletiert sind, gegebenenfalls mit einem oder mehreren Aminosäureresten
substituiert; und Derivate der obigen Proteine, Polypeptide oder
Fragmente davon, worin ein Aminosäurerest kovalent modifiziert
wurde, so dass das resultierende Produkt eine nicht natürlich vorkommende
Aminosäure
ist. gas6-Varianten können
synthetisch hergestellt werden, beispielsweise durch ortsgerichtete oder
PCR-Mutagenese, oder natürlich
vorkommen, wie beispielsweise im Falle von allelen Formen und anderen
natürlich
vorkommenden Varianten der translatierten Aminosäuresequenz, die in Manfioletti
et al. angeführt
sind und in Menschen und anderen Tierarten vorkommen können.
-
Der
Schutzumfang der vorliegenden Erfindung umfasst eine gas6-Variante,
vorausgesetzt, dass sie funktionell aktiv ist. "Funktionell aktiv" und "funktionelle Aktivität" in Bezug auf gas6 bedeutet hierin,
dass das gas6 zur Aktivierung des Rse-Rezeptors und/oder Mer-Rezeptors
und/oder zur Förderung
des Überlebens, der
Proliferation und/oder der Differenzierung von den Rse-Rezeptor
oder Mer-Rezeptor umfassenden Zellen, wie beispielsweise Neuronen,
Gliazellen oder monozytischen Zellen, fähig ist. Eine "Gliazelle" stammt vom zentralen
oder peripheren Nervensystem und kann aus Oligodendroglia-, Astrozyten,
Ependym- oder Mikrogliazellen sowie Satellitenzellen von Ganglia
und den Neurolemm- oder Schwann-Zellen um die peripheren Nervenfasern
ausgewählt
sein. Eine "monozytische
Zelle" ist ein mononuklearer
Leukozyt, wie z. B. ein Makrophage.
-
gas6-Varianten
gemäß vorliegender
Erfindung weisen zumindest 75% (vorzugsweise mehr als 80% und noch
bevorzugter mehr als 90%) Sequenzidentität mit der translatierten Aminosäuresequenz
auf, die für reifes
gas6 oder Fragmente davon kodiert, nachdem die Sequenzen zur Bereitstellung
von maximaler Homologie vergleichend angeordnet wurden, bestimmt
beispielsweise durch die von Fitch et al., PNAS (USA) 80, 1382–1386 (1983),
beschriebene Version des Algorithmus gemäß Needleman et al., J. Mol.
Biol 48, 443–453 (1970).
Um für
funktionelle aktive gas6-Varianten zu screenen, kann eine Variante
einem oder mehreren der folgenden funktionellen Aktivitätstests
unterzogen werden:
- (a) Rezeptoraktivierungstests
zur Messung der Down-Regulierung oder Aktivierung von Rezeptortyrosinkinaseaktivität (z. B.
Western-Blotting unter Verwendung eines Anti-Phosphotyrosin-Antikörpers zur
Bestimmung, ob die Variante zur Aktivierung eines Rse-Rezeptors
oder Mer-Rezeptors fähig
ist, siehe Beispiel 3 hierin).
- (b) KIRA-ELISA zur Bestimmung der Rse- oder Mer-Rezeptoraktivierungsfähigkeit
der Variante gemäß Beispiel
4 hierin.
- (c) Schwann-Zellenproliferationstest zur Bestimmung, ob die
Variante zur Förderung
von Schwann-Zellenproliferation in einer Zellkultur fähig ist
oder nicht. Siehe Beispiel 9 hierin.
-
Aminosäuresequenzvarianten
von gas6 können
hergestellt werden, indem geeignete Nucleotidveränderungen in gas6-DNA eingeführt werden
und danach die resultierende modifizierte DNA in einer Wirtszelle exprimierd
wird, oder durch In-vitro-Synthese. Solche Varianten umfassen beispielsweise
Deletionen aus oder Insertionen oder Substitutionen von Aminosäureresten
in der gas6-Aminosäuresequenz
gemäß Manfioletti
et al. Jede Kombination von Deletion, Insertion und Substitution
kann durch0geführt
werden, um eine Aminosäuresequenzvariante
von gas6 zu erhalten, unter der Bedingung, dass solch eine Variante
die gewünschten
hierin beschriebenen Merkmale aufweist. Veränderungen in der Aminosäuresequenz,
um eine Aminosäuresequenzvariante
von gas6 zu erhalten, können
auch zu weiteren Modifikationen von gas6 bei seiner Expression in
Wirtszellen führen,
beispielsweise aufgrund solcher Veränderungen, die zur Einbringung
oder Verschiebung von Glykosylierung führen.
-
Es
gibt zwei Hauptvariablen bei der Konstruktion von Aminosäuresequenzvarianten
von gas6: die Position der Mutationsstelle und die Art der Mutation.
Hierbei handelt es sich um Varianten der menschlichen gas6-Aminosäuresequenz,
die natürlich
vorkommende allele Formen von gas6 darstellen können, oder um vorgegebene Mutantenformen
von gas6, die durch Mutation von gas6-DNA erhalten werden, entweder
um ein nicht in der Natur vorkommendes Allel oder eine nicht in
der Natur vorkommende Variante herzustellen. Im Allgemeinen hängt die
Position und die Art der gewählten
Mutation von den Merkmalen des zu modifizierenden gas6 ab.
-
Aufgrund
der Degeneration von für
ein Nucleotid kodierenden Sequenzen können Mutationen in der menschlichen
gas6-Nucleotidsequenz vorgenommen werden, oh ne dass die dadurch
kodierte Aminosäuresequenz
des gas6 beeinflusst wird. Auch anderen Mutationen sind möglich, die
zu gas6 führen,
das eine andere Aminosäuresequenz
aufweist als die gemäß Manfioletti
et al., aber funktionell aktiv ist. Solche funktionell aktiven Aminosäuresequenzvarianten
von gas6 werden ausgewählt,
indem beispielsweise ein oder mehrere Aminosäurereste in der menschlichen
gas6-Aminosäuresequenz
mit anderen Aminosäureresten
mit ähnlicher oder
anderer Polarität
oder Ladung substituiert werden.
-
Ein
nützlicher
Ansatz ist die "Alanin-Scanning-Mutagenese". Hier wird ein Aminosäurerest
oder eine Gruppe von Zielresten identifiziert (beispielsweise geladene
Reste, wie z. B. arg, asp, his, lys und glu) und mithilfe eines
DNA-Rekombinationsverfahrens durch eine neutrale oder negativ geladene
Aminosäure
(insbesondere Alanin oder Polyalanin) ersetzt, um die Wechselwirkung
zwischen den Aminosäuren
und der umliegenden wässrigen
Umgebung innerhalb oder außerhalb
der Zelle zu beeinflussen. Cunningham et al., Science 244, 1081–1085 (1989).
Domänen,
die funktionelle Empfindlichkeit gegenüber den Substitutionen aufweisen,
werden dann raffiniert, indem weitere oder andere Varianten an oder
für die
Substitutionsstellen eingeführt
werden.
-
So
muss die Art der Mutation selbst nicht vorher bestimmt werden, während die
Einführungsstelle
einer Aminosäuresequenzvariation
vorgegeben ist. Um beispielsweise die Wirksamkeit einer Mutation
an einer gegebenen Stelle zu optimieren, wird ala-Scanning oder zufallsbestimmte
Mutagenese am Zielcodon oder an der Zielregion durchgeführt, und
die exprimierten gas6-Varianten werden wie oben beschrieben auf
funktionelle Aktivität
gescreent.
-
Aminosäuresequenzdeletionen
reichen im Allgemeinen von etwa 1 bis 30 Resten, noch bevorzugter etwa
1 bis 10 Resten, und sind typischerweise zusammenhängend. Deletionen
aus Regionen mit wesentlicher Homologie mit anderen Tyrosinkinaserezeptorliganden
wirken sich beispielsweise häufiger
auf die funktionelle Aktivität
von gas6 aus. Im Allgemeinen wird die Anzahl von aufeinander folgenden
Deletionen so gewählt,
dass die tertiäre
Struktur von gas6 in der betroffenen Domäne er halten bleibt, beispielsweise β-Faltblatt
oder α-Helix.
Den Varianten gemäß vorliegender
Erfindung fehlen ein oder mehrere Glutaminsäurereste in der A-Domäne von gas6
(d. h. jene E-Reste in der A-Domäne
von gas6, die in 2 zu sehen sind)
oder die gesamte A-Domäne.
Eine bevorzugte Deletionsmutante von gas6 ist die D-Domäne von gas6
oder besteht aus ihren G-Domänen.
-
Aminosäuresequenzinsertionen
umfassen amino- und/oder carboxyterminale Fusionen, deren Länge von
einem Aminosäurerest
bis zu Polypeptiden mit hundert oder mehr Resten reicht, sowie Intrasequenzinsertionen
einzelner oder mehrerer Aminosäurereste.
Intrasequenzinsertionen (d. h. Insertionen innerhalb der menschlichen
gas6-Aminosäuresequenz)
können
im Allgemeinen von etwa 1 bis 10 Resten, noch bevorzugter 1 bis
5 Resten, insbesondere 1 bis 3 Resten, reichen. Beispiele für terminale
Insertionen umfassen gas6 mit einem N-terminalen Methionylrest (wie
sie beispielsweise aus der direkten Expression von gas6 in einer
rekombinanten Zellkultur resultieren können) und gas6 mit einer heterologen
N-terminalen Signalsequenz zur Verbesserung der Sekretion von gas6
aus rekombinanten Wirtszellen. Andere Insertionen umfassen die Fusion
an den N- oder C-Terminus von gas6 von immunogenen Polypeptiden
(beispielsweise bakterielle Polypeptide, wie z. B. β-Lactamase
oder ein durch den E.-coli-trp-Locus kodiertes Enzym, oder ein Hefeprotein)
und C-terminale Fusionen mit Proteinen mit langer Halbwertszeit,
wie beispielsweise konstante Immunglobulinregionen, Albumin oder
Ferritin, wie in der PCT-Veröffentlichung
Nr. WO 89/02922 (veröffentlicht
am 6. April 1989) beschrieben ist.
-
Die
dritte Variantengruppe sind solche, bei denen zumindest ein Aminosäurerest
in der gas6-Aminosäuresequenz,
und vorzugsweise nur einer, entfernt und an seiner Stelle ein anderer
Rest eingebracht wurde. Die Stellen von größtem Interesse zur Herstellung
solcher Substitutionen befinden sich in den Regionen der gas6-Aminosäuresequenz,
welche die größte Homologie
mit anderen Tyrosinkinaserezeptorliganden aufweisen. Diese Stellen
sind wahrscheinlich für
die funktionelle Aktivität
von gas6 wichtig. Um die funktionelle Aktivität aufrechtzuerhalten, werden
demgemäß diese
Stellen, vor allem solche, die innerhalb einer Sequenz mit zumindest
drei anderen identischen konservierten Stellen liegen, auf relativ
konservative Weise substituiert. Solche konservativen Substitutionen
sind in Tabelle 1 unter "Bevorzugte
Substitution" zusammengefasst. Wenn
solche Substitutionen zu keiner Veränderung der funktionellen Aktivität führen, dann
können
weitere Veränderungen,
die in Tabelle 1 als "Substitutionsbeispiele" bezeichnet sind
oder weiter unten in Bezug auf Aminosäureklassen beschrieben sind,
vorgenommen werden, und die resultierende gas6-Variante kann auf funktionelle Aktivität analysiert
werden.
-
-
-
Insertions-,
Deletions- und Substitionsveränderungen
in der gas6-Aminosäuresequenz
können
vorgenommen werden, um die Stabilität von gas6 zu verbessern. Trypsin
oder andere Protease-Spaltstellen werden beispielsweise durch Untersuchung
der kodierten Aminosäuresequenz
auf Arginyl- oder Lysinylreste identifiziert. Diese werden gegenüber Proteasen
inaktiv gemacht, indem der Rest durch einen anderen Rest ausgetauscht
wird, vorzugsweise durch einen basischen Rest, wie z. B. Glutamin,
oder einen hydrophoben Rest, wie z. B. Serin; indem der Rest deletiert
wird; oder indem direkt nach dem Rest ein Prolylrest insertiert
wird. Außerdem
können
Cysteinreste, die nicht an der Aufrechterhaltung der geeigneten
Konformation von gas6 für funktionelle
Aktivität
mitwirken, substituiert werden, im Allgemeinen mit Serin, um die
Oxidationsbeständigkeit des
Moleküls
zu verbessern und eine abweichende Vernetzung zu verhindern.
-
DNA,
die für
Aminosäuresequenzvarianten
von gas6 kodiert, kann durch verschiedene auf dem Gebiet der Erfindung
bekannte Verfahren hergestellt werden. Diese Verfahren umfassen
Isolation aus einer natürlichen
Quellen (im Falle von natürlich
vorkommenden Aminosäuresequenzvarianten
von gas6) oder Herstellung durch ortsgerichtete (oder oligonucleotidvermittelte)
Mutagenese, PCR-Mutagenese und Kassettenmutagenese einer vorher
hergestellten DNA, die für
eine Variante oder eine Nichtvariante von gas6 kodiert, sind jedoch nicht
darauf eingeschränkt.
-
Ortsgerichtete
Mutagenese ist ein bevorzugtes Verfahren zur Herstellung von Substitutions-,
Deletions- und Insertionsvarianten von gas6-DNA. Dieses Verfahren
ist auf dem Gebiet der Erfindung allgemein bekannt (siehe beispielsweise
Zoller et al., Meth. Enz. 100, 4668–500 (1983); Zoller et al.,
Meth. Enz. 154, 329–350
(1987); Carter, Meth. Enz. 154, 382–403 (1987); und Horwitz et
al., Meth. Enz. 185, 599–611
(1990)) und wurde beispielsweise verwendet, um Aminosäuresequenzvarianten
von Trypsin und T4-Lysozym herzustellen, wobei die Varianten bestimmte
gewünschte funktionelle
Eigenschaften aufweisen. Perry et al., Science 226, 555–557 (1984);
und Craik et al., Science 228, 291–297 (1985).
-
Kurz
gesagt wird bei der Durchführung
einer ortsgerichteten Mutagenese von gas6-DNA die gas6-DNA verändert, indem zuerst ein für die gewünschte Mutation
kodierendes Oligonucleotid an einen Einzelstrang solch einer gas6-DNA
hybridisiert wird. Nach der Hybridisierung wird eine DNA-Polymerase
verwendet, um einen gesamten Zweitstrang zu synthetisieren, wobei
das hybridisierte Oligonucleotid als Primer und der gas6-DNA-Einzelstrang
als Matrize verwendet wird. So wird das für die gewünschte Mutation kodierende Oligonucleotid
in die resultierende doppelsträngige
DNA inkorporiert.
-
PCR-Mutagenese
ist ebenfalls geeignet, um Aminosäuresequenzvarianten von gas6
herzustellen. Siehe Higuchi, PCR Protocols, 177–183, Academic Press (1990);
und Vallette et al., Nuc. Acids Res. 17, 723–733 (1989). Kurz gesagt können, wenn
in einer PCR geringe Mengen Matrizen-DNA als Ausgangsmaterial verwendet
werden, Primer, deren Sequenz sich leicht von der entsprechenden
Region in einer Matrizen-DNA
unterscheidet, verwendet werden, um relativ große Mengen eines spezifischen
DNA-Fragments herzustellen, das sich von der Matrizensequenz nur
an den Positionen unterscheidet, an denen sich die Primer von der
Matrize unterscheiden.
-
Ein
weiteres Verfahren zur Herstellung von Varianten, Kassettenmutagenese,
basiert auf dem von Wells et a., Gene 34, 315–323 (1985), beschriebenen
Verfahren. Das Ausgangsmaterial ist das Plasmid (oder ein anderer
Vektor), das die zu mutierende gas6-DNA enthält. Das/die Codon(s) in der
zu mutierenden gas6-DNA werden identifiziert. Auf jeder Seite der
identifizierten Mutationsstelle(n) muss eine einzelne vorhandene
Restriktionsendonucleasestelle vorhanden sein. Wenn keine solchen
Restriktionsstellen vorhanden sind, müssen sie unter Verwendung des
oben beschriebenen oligonucleotidvermittelten Mutageneseverfahrens
geschaffen werden, um sie an geeigneten Stellen in die gas6-DNA
einzuführen.
Die Plasmid-DNA wird an diesen Stellen geschnitten, um sie zu linearisieren.
Ein doppelsträngiges
Oligonucleotid, das für
die Sequenz der DNA zwischen den Restriktionsstellen kodiert, aber
die gewünschte(n)
Mutationen) aufweist, wird unter Verwendung von Standardverfahren
synthetisiert, wobei die beiden Stränge des Oligonucleotids separat
synthetisiert und dann unter Verwendung von Standardverfahren aneinander
hybridisiert werden. Dieses doppelsträngige Oligonucleotid wird als
Kassette bezeichnet. Diese Kassette weist 5'- und 3'-Enden auf, die mit den Enden des linearisierten
Plasmids kompatibel sind, so dass sie direkt an das Plasmid ligiert
werden kann. Dieses Plasmid enthält
nun die mutierte gas6-DNA-Sequenz.
-
Kovalente
Modifikationen von gas6-Molekülen
liegen ebenfalls innerhalb des Schutzumfangs dieser Erfindung. Beispielsweise
werden kovalente Modifikationen in gas6 eingeführt, indem gewünschte Aminosäurereste
von gas6 mit einem organischen Derivatisierungsmittel umgesetzt
werden, das zu einer Reaktion mit ausgewählten Aminosäureseitenketten
oder den N- oder C-terminalen Resten fähig ist.
-
Cysteinylreste
werden häufig
mit α-Halogenacetaten
(und entsprechenden Aminen), wie z. B. Chloressigsäure oder
Chloracetamid, umgesetzt, um Carboxymethyl- oder Carboxyamidomethylderivate
zu erhalten. Cysteinylreste werden auch durch Umsetzung mit Bromtrifluoraceton, α-Brom-β-(5-imidozoyl)propionsäure, Chloracetylphosphat,
N-Alkylmaleinimiden, 3-Nitro-2-pyridyldisulfid, Methyl-2-pyridyldisulfid,
p-Chlorquecksilber(II)-benzoat, 2-Chlorquecksilber(II)-4-nitrophenol
oder Chlor-7-nitrobenzo-2-oxa-1,3-diazol
derivatisiert.
-
Histidylreste
werden durch Umsetzung mit Diethylpyrocarbonat mit pH 5,5–7,0 derivatisiert,
da dieses Agens relativ spezifisch für die Histidylseitenkette ist.
Parabromphenacylbromid ist ebenfalls zweckmäßig; die Reaktion wird vorzugsweise
in 0,1 M Natriumkakodylat bei pH 6,0 durchgeführt.
-
Lysinyl-
und aminoterminale Reste werden mit Bernsteinsäure- oder anderen Carbonsäureanhydriden umgesetzt.
Eine Derivatisierung mit diesen Stoffen kehrt die Ladung der Lysinylreste
um. Andere geeignete Reagenzien zur Derivatisierung von α- aminohältigen Resten
umfassen Imidoester, wie z. B. Methylpicolinimidat; Pyridoxalphosphat;
Pyridoxal; Chlorborhydrid; Trinitrobenzolsulfonsäure; O-Methylisoharnstoff; 2,4-Pentandion;
und Transaminase-katalysierte Umsetzung mit Glyoxylat.
-
Arginylreste
werden durch Umsetzung mit einem oder mehreren herkömmlichen
Reagenzien modifiziert, wozu Phenylglyoxal, 2,3-Butandion, 1,2-Cyclohexandion
und Ninhydrin gehören.
Eine Derivatisierung von Argininresten erfordert, dass die Umsetzung
aufgrund des hohen pKa der funktionellen
Guanidingruppe unter alkalischen Bedingungen durchgeführt wird.
Außerdem
können
diese Reagenzien mit den Gruppen von Lysin sowie den Arginin-ε-Aminogruppen
reagieren.
-
Die
spezifische Modifikation von Tyrosylresten kann unter besonderer
Berücksichtigung
der Einführung
von Spektralmarkierungen in Tyrosylreste durch Umsetzung mit aromatischen
Diazoniumverbindungen oder Tetranitromethan durchgeführt werden.
Meistens werden N-Acetylimidizol und Tetranitromethan verwendet,
um O-Acetyltyrosylspezies bzw. 3-Nitroderivate zu bilden. Tyrosylreste
werden unter Verwendung von 125I oder 131I jodiert, um markierte Proteine zur Verwendung
in Radioimmuntests herzustellen, wobei das oben beschriebene Chloramin-T-Verfahren
geeignet ist.
-
Carboxy-Nebengruppen
(Aspartyl oder Glutamyl) werden durch Umsetzung mit Carbodiimiden (R'-N=C=N-R') selektiv modifiziert,
worin R und R' unterschiedliche
Alkylgruppen sind, wie beispielsweise 1-Cyclohexyl-3-(2-mopholinyl-4-ethyl)carbodiimid
oder 1-Ethyl-3-(4-azonia-4,4-dimethylpentyl)carbodiimid. Darüber hinaus
werden Aspartyl- und Glutamylreste durch Umsetzung mit Ammoniumionen
in Asparaginyl- und Glutaminylreste übergeführt.
-
Eine
Derivatisierung mit bifunktionellen Agenzien ist nützlich zur
Vernetzung von gas6 mit einer wasserunlöslichen Trägermatrix oder Oberfläche für diagnostische
und/oder therapeutische Zwecke. Herkömmliche Vernetzer umfassen
beispielsweise 1,1-Bis(diazoacetyl)-2-phenylethan, Glutaraldehyd,
N-Hydroxysuccinimidester, z. B. Ester mit 4-Azidosalicylsäure, homobifunktionelle
Imidoester, einschließlich
Disuccin imidylester, wie z. B. 3,3'-Dithiobis(succinimidylpropionat), und
bifunktionelle Maleinimide, wie z. B. Bis-N-maleinimido-1,8-octan.
Derivatisierungsmittel, wie beispielsweise Methyl-3-[(p-azidophenyl)dithio]propioimidat,
ergeben photoaktivierbare Zwischenprodukte, die zur Bildung von
Vernetzungen in Gegenwart von Licht fähig sind. Alternativ dazu werden
reaktive wasserunlösliche
Matrizes, wie z. B. dicyanbromidaktivierte Kohlenhydrate, und die
in den US-Patenten Nr. 3.969.287; 3.691.016; 4.195.128; 4.247.642;
4.229.537; und 4.330.440 beschriebenen reaktiven Substrate für Proteinimmobilisierung
eingesetzt.
-
Glutaminyl-
und Asparaginylreste werden häufig
zu den entsprechenden Glutamyl- bzw.
Aspartylreste desamidiert. Alternativ dazu können diese Reste unter leicht
sauren Bedingungen desamidiert werden. Jede beliebige Form dieser
Reste fällt
in den Schutzumfang der vorliegenden Erfindung.
-
Andere
Modifikationen umfassen Hydroxylierung von Prolin und Lysin, Phosphorylierung
von Hydroxygruppen von Seryl- oder Threonylresten, Methylierung
der α-Aminogruppen
von Lysin-, Arginin- und Histidin-Seitenketten, Acetylierung des
N-terminalen Amins und Amidierung aller C-terminalen Carboxygruppen. Creighton,
Proteins: Structure and Molecular Properties, 79–86 (W. H. Freeman & Co., 1983). Gas6
ist auch kovalent an nicht proteinartige Polymeren gebunden, wie
beispielsweise Polyethylenglykol, Polypropylenglykol oder Polyoxyalkylene,
und zwar auf die in den US-Patenten Nr. 4.179.337; 4.301.144; 4.496.689;
4.640.835; 4.670.417; oder 4.791.192 beschriebene Weise.
-
Das
bevorzugte gas6 ist ein solches, das "in einem Menschen nicht immunogen" ist, was bedeutet, dass
bei Kontaktierung des Polypeptids mit dem geeigneten Gewebe eines
Menschen in einem pharmazeutisch annehmbaren Träger und in therapeutisch wirksamer
Menge beim Polypeptid nach der zweiten Verabreichung des Polypeptids
nach einer geeigneten Latenzzeit (z. B. 8 bis 14 Tage) kein Zustand
der Empfindlichkeit oder Resistenz nachweisbar ist.
-
Eine
gas6-Variante gemäß vorliegender
Erfindung ist eine solche, die im Wesentlichen nicht "γ-carboxyliert" oder weniger carboxyliert
ist als "natives" gas6, das von einer
endogenen Quelle des Moleküls
(z. B. Serum) stammt, oder natives gas6, das durch eine rekombinante
Zelle hergestellt wurde, worin die Bedingungen zur Kultivierung
solch einer Zelle die γ-Carboxylierung
des gas6 erleichtern (z. B. ist Vitamin K im Kulturmedium vorhanden).
Vitamin K ist ein Cofaktor für
das Carboxylaseenzym. Die A-Domäne
von nativem gas6 weist verschiedene Glutaminsäurereste auf, die normalerweise γ-carboxyliert
sind (siehe Manfioletti et al., w. o.). So fehlt den gas6-Varianten
gemäß vorliegender
Erfindung ein oder mehrere E-Reste der A-Domäne von nativem gas6 (siehe 2) oder die gesamte Domäne. Das
Ausmaß der γ-Carboxylierung
kann durch eine Aminosäuresequenzanalyse
oder den Bariumchloridtest aus Beispiel 11 gemessen werden.
-
"gas6-Antagonist" oder "Antagonist" bezieht sich auf
eine Substanz, die einer funktionellen Aktivität von gas6 entgegengerichtet
ist oder diese stört.
Beispiele für
gas6-Antagonisten
umfassen neutralisierende Antikörper,
Rse-IgG, extrazelluläre
Rse-Domäne
(Rse-ECD), Axl-IgG, Axl-ECD, Mer-IgG und Mer-ECD.
-
Der
Begriff "Antikörper" wird im weitesten
Sinne verwendet und umfasst genauer gesagt einzelne monoklonale
Anti-gas6-Antikörper
(einschließlich
Agonisten- und Antagonisten-Antikörper) und Anti-gas6-Antikörperzusammensetzungen
mit Polyepitopspezifität.
-
Der
Begriff "monoklonaler
Antikörper" bezieht sich hierin
auf einen Antikörper,
der aus einer Population von im Wesentlichen homogenen Antikörpern erhalten
wurde, d. h. die einzelnen Antikörper,
die die Population umfassen, sind identisch, mit der Ausnahme von
möglichen
natürlich
vorkommenden Mutationen, die in geringem Ausmaß vorhanden sein können. Monoklonale
Antikörper
sind äußerst spezifisch,
da sie gegen einen einzelnen antigenen Ort gerichtet sind. Darüber hinaus
ist, im Gegensatz zu herkömmlichen
(polyklonalen) Antikörperpräparaten,
die typischerweise unterschiedliche Antikörper umfassen, die gegen verschiedene
Determinanten (Epi tope) gerichtet sind, jeder monoklonale Antikörper gegen
eine einzelne Determinante auf dem Antigen gerichtet.
-
Die
monoklonalen Antikörper
hierin umfassen Hybrid- und rekombinante Antikörper, die durch Spleißen einer
variablen (einschließlich
hypervariablen) Domäne
eines Anti-gas6-Antikörpers
mit einer konstanten Domäne
(z. B. "humanisierte" Antikörper) oder
einer leichten Kette mit einer schweren Kette oder einer Kette von
einer Spezies mit einer Kette von einer anderen Spezies oder Fusionen
mit heterologen Proteinen hergestellt werden, ungeachtet der Ursprungsspezies
oder Immunglobulinklassen- oder -subklassebezeichnung, sowie Antikörperfragmente
(z. B. Fab, F(ab')2 und Fv), solange sie die gewünschte biologische
Aktivität
aufweisen. (Siehe beispielsweise US-Patent Nr. 4.816.566 und Mage & Lamoyi, Monoclonal
Antibody Production Techniques and Applications, 79–97, Marcel
Dekker, Inc., New York (1987)).
-
Somit
bezeichnet der Modifikator "monoklonal" den Charakter des
Antikörpers,
wie er aus einer im Wesentlichen homogenen Population von Antikörpern erhalten
wird, und ist nicht so auszulegen, dass er die Herstellung des Antikörpers durch
ein bestimmtes Verfahren erfordert. Die gemäß vorliegender Erfindung einzusetzenden
monoklonalen Antikörper
können
beispielsweise durch das Hybridomverfahren hergestellt werden, das
zum ersten Mal von Kohler & Milstein,
Nature 256, 495 (1975), beschrieben wurde, oder durch DNA-Rekombinationsverfahren
(US-Patent Nr. 4.816.567). Die "monoklonalen
Antikörper" können beispielsweise
auch aus Phagenbibliotheken isoliert werden, die unter Verwendung
der von McCafferty et al., Nature 348, 552–554 (1990), beschriebenen
Verfahren hergestellt wurden.
-
"Humanisiere" Formen von nichtmenschlichen
(z. B. murinen) Antikörpern
sind spezifische chimäre Immunglobuline,
Immunglobulinketten oder Fragmente davon (wie z. B. Fv, Fab, Fab', F(ab')2 oder
andere antigenbindende Subsequenzen von Antikörpern), die eine Minimalsequenz
von nichtmenschlichem Immunglobulin enthaften. Größtenteils
sind humanisierte Antikörper
menschliche Immunglobuline (Rezipientenantikörper), in denen Reste einer
komplementaritätsbestimmenden
Region (CDR) des Rezipienten durch Reste von einer CDR einer nichtmenschlichen
Spezies (Spenderantikörper),
wie beispielsweise einer Maus, einer Ratte oder eines Kaninchens,
mit der gewünschten
Spezifität,
Affinität
und Kapazität
ersetzt werden. In manchen Fällen
werden Fv-Gerüstregion-(FR-)Reste
vom menschlichen Immunglobulin durch entsprechende nichtmenschliche
Reste ersetzt. Außerdem
kann der humanisierte Antikörper
Reste umfassen, die weder im Rezipientenantikörper noch in den importierten
CDRs oder Rahmensequenzen vorhanden sind. Diese Modifikationen werden
durchgeführt,
um die Antikörperwirkung
weiter zu verfeinern und optimieren. Im Allgemeinen umfasst ein
humanisierter Antikörper
im Wesentlichen alle zumindest einer, typischerweise zweier, variabler
Domänen,
worin alle oder im Wesentlichen alle der CDR-Regionen jenen eines
nichtmenschlichen Immunglobulins entsprechen und alle oder im Wesentlichen
alle der FR-Regionen von einer menschlichen Immunglobulin-Consensus-Sequenz
sind. Der humanisierte Antikörper
umfasst optimalerweise auch zumindest einen Abschnitt einer konstanten
Immunglobulinregion (Fc), typischerweise den eines menschlichen
Immunglobulins.
-
Der
Begriff "neutralisierender
Antikörper" bezieht sich hierin
auf einen Antikörper,
der zur spezifischen Bindung an gas6 fähig ist und der die funktionelle
Aktivität
von gas6 in vivo und/oder in vitro im Wesentlichen hemmen oder aufheben
kann. Typischerweise hemmt ein neutralisierender Antikörper die
funktionelle Aktivität von
gas6 zu zumindest 50%, vorzugsweise zu mehr als 80%, wie beispielsweise
durch KIRA-ELISA
bestimmt werden kann (siehe Beispiel 4).
-
Polyklonale
Antikörper,
die gegen gas6 gerichtet sind, werden üblicherweise durch multiple
subkutane oder intraperitoneale Injektionen von gas6 und einem Adjuvans
in Tieren herangezogen. Es kann von Vorteil sein, gas6 oder ein
Peptidfragment davon an ein Trägerprotein
zu konjugieren, das in der zu immunisierenden Spezies immunogen
ist, wie beispielsweise Schlüsselloch-Napfschnecke-Hämocyanin,
Serumalbumin, Rinder-Thyroglobulin oder Sojabohnen-Trypsininhibitor,
wobei ein bifunktioneller Stoff oder ein Derivatisierungsmittel
verwendet wird, wie beispielsweise Maleinimidobenzoylsulfosuccinimidester
(Konjugation über
Cysteinreste), N-Hydroxysuccinimid (Konjugation über Lysinreste), Glutaraldehyd,
Bernsteinsäureanhydrid,
SOCl2 oder R'N=C=NR, worin R und R' unterschiedliche
Alkylgruppen sind.
-
Tiere
werden mit solchen gas6-Trägerproteinkonjugaten
immunisiert, indem 1 mg oder 1 μg
eines Konjugats (für
Kaninchen bzw. Mäuse)
mit 3 Volumina Komplettem Freundschen Adjuvans kombiniert wird und
die Lösung
an mehreren Stellen intradermal injiziert wird. Einen Monat später werden
die Tiere mit 1/5 bis 1/10 der ursprünglichen Mengen an Konjugat
in Komplettem Freundschem Adjuvans durch subkutane Injektion an mehreren
Stellen geboostet. Sieben bis 14 Tage später wird den Tieren Blut abgenommen,
und das Serum wird auf Anti-gas6-Antikörperfiter untersucht. Die Tiere
werden solange geboostet, bis der Antikörperfiter nicht mehr weiter
steigt. Vorzugsweise werden die Tiere durch Injektion eines Konjugats
desselben gas6 mit einem anderen Trägerprotein und/oder durch einen
anderen Vernetzer geboostet. Konjugate von gas6 und ein geeignetes
Trägerprotein
können
auch als Fusionsproteine in einer rekombinanten Zellkultur hergestellt
werden. Außerdem
werden Aggregationsmittel, wie beispielsweise Alum, verwendet, um
die Immunreaktion zu verstärken.
-
Monoklonale
Antikörper,
die gegen gas6 gerichtet sind, werden unter Verwendung eines beliebigen Verfahrens
hergestellt, das die Herstellung eines Antikörpermoleküls durch kontinuierliche Zelllinien
in einer Kultur ermöglicht.
Beispiele für
geeignete Verfahren zur Herstellung von monoklonalen Antikörpern umfassen das
ursprüngliche
Hybridomverfahren von Kohler et al., Nature 256, 495–497 (1975),
und das menschliche B-Zellhybridomverfahren, Kozbor, J. Immumol.
133, 3001 (1984); Brodeur et al., Monoclonal Antibody Production
Techniques and Applications, 51–63,
Marcel Dekker, Inc., New York (1987).
-
Verfahren
zur Humanisierung nichtmenschlicher Antikörper sind auf dem Gebiet der
Erfindung allgemein bekannt. Im Allgemeinen weist ein humanisierter
Antikörper
einen oder mehrere Aminosäurereste
auf, die aus einer nichtmenschlichen Quelle eingeführt wurden.
Diese nichtmenschlichen Aminosäurereste
werden oft als "Import reste" bezeichnet, weil
sie typischerweise von einer variablen "Importdomäne" stammen. Eine Humanisierung kann gemäß auf dem
Gebiet der Erfindung bekannten Verfahren durchgeführt werden
(Jones et al., Nature 321, 522–525
(1986); Riechmann et al., Nature 332, 323–327 (1988); und Verhoeyen
et al., Science 239, 1534–1536
(1988)), indem die entsprechenden Regionen eines menschlichen Antikörpers durch komplementariätsbestimmende
Regionen von Nagern (CDRs) ersetzt werden.
-
Alternativ
dazu ist es nun möglich,
transgene Tiere (z. B. Mäuse)
zu schaffen, die bei Immunisierung in Abwesenheit von endogener
Immunglobulinproduktion zur Produktion eines gesamten Repertoires
von menschlichen Antikörpern
fähig sind.
Beispielsweise wurde beschrieben, dass die homozytoge Deletion des Antikörperschwerkettenverbindungsregions-(JH-)Gens in chimären und keimbahnmutierten Mäusen in
kompletter Inhibition von endogener Antikörperproduktion resultiert.
Der Transfer der menschlichen Keimbahnimmunglobulingenanordnung
in solche keimbahnmutierte Mäuse
führt bei
Antigenanregung zur Produktion von menschlichen Antikörpern. Siehe
beispielsweise Jakobovits et al., PNAS 90, 2551–2555 (1993); Jakobovits et al.,
Nature 362, 255–258
(1993); und Bruggermann et al., Year in Immuo. 7, 33 (1993). Menschliche
Antikörper können auch
in Phagendisplay-Bibliotheken hergestellt werden. Hoogenboom et
al., J. Mol. Biol. 227, 381 (1991); und Marks et al., J. Mol. Biol.
222, 581 (1991).
-
Der
Begriff "Immunoadhäsin" wird austauschbar
mit den Ausdrücken "gas6-Immunglobulinchimäre" ("gast6-Ig"), "Rse-Immunglobulinchimäre" ("Rse-Ig") und "Mer-Immunglobulinchimäre" ("Mer-Ig") verwendet und bezieht
sich auf ein chimäres
Molekül,
das eine funktionell aktive gas6-Variante (z. B. seine D-Domäne), Rse
oder Mer (z. B. ihre ECDs) mit einer Immunglobulinsequenz kombiniert.
Die Immunglobulinsequenz ist vorzugsweise, aber nicht notwendigerweise,
eine konstante Immunglobulindomäne.
Die Immunglobulingruppierung in den Chimären gemäß vorliegender Erfindung können aus
IgG1-, IgG2-, IgG3- oder IgG4-Subtypen, IgA,
IgE, IgD oder IgM erhalten werden, vorzugsweise jedoch aus IgG1 oder IgG3.
-
Chimären, die
aus einer Proteinsequenz (z. B. Rse- oder Mer-Rezeptor-ECD) bestehen,
die an eine geeignete konstante Immunglobulindomänensequenz (Immunoadhäsine) gebunden
sind, sind auf dem Gebiet der Erfindung bekannt. Immunoadhäsine, die
in der Literatur beschrieben werden, umfassen Fusionen von T-Zellrezeptor
(Gascoigne et al., PNAS (USA) 84, 2936–2940 (1987)); CD4 (Capon et
al., Nature 337, 525–531 (1989);
Traunecker et al., Nature 339, 68–70 (1989); Zettmeissl et al.,
DNA Cell Biol. USA 9, 347–353
(1990); und Byrn et al., Nature 344, 667–670 (1990)); L-Selectin (Watson
et al., J. Cell. Biol. 110, 2221–2229 (1990); und Watson et
al., Nature 349, 164–167
(1991)); CD44 (Aruffo et al., Cell 61, 1303–1313 (1990)); CD28 und B7
(Linsley et al., J. Exp. Med. 173, 721–730 (1991)); CTLA-4 (Lisley
et al., J. Exp. Med. 174, 561–569
(1991)); CD22 (Stamenkovic et al., Cell 66, 1133–1144 (1991)); und TNF-Rezeptor
(Ashkenazi et al., PNAS (USA) 88, 10535–10539 (1991)).
-
Die
einfachste und direkteste Immunoadhäsinform kombiniert die funktionell
aktive(n) Regionen) des "Adhäsinproteins" mit den Gelenk-
und Fc-Regionen einer Immunglobulinschwerkette. Üblicherweise wird bei der Herstellung
der gas6-, Mer- oder Rse-Immunglobulinchimären gemäß vorliegender Erfindung Nucleinsäure, die
für die
extrazelluläre
Domäne
eines Rse- oder Mer-Rezeptors oder für gas6 (oder ein Fragment davon) kodiert,
C-terminal an Nucleinsäure
fusioniert, die für
den N-Terminus einer konstanten Immunglobulindomänensequenz kodiert, aber auch
N-terminale Fusionen sind möglich.
-
Typischerweise
behält
das kodierte chimäre
Polypeptid in solchen Fusionen zumindest funktionel aktive Gelenk-,
CH2- und CH3-Domänen der
konstanten Region einer Immunglobulinschwerkette bei. Fusionen werden
auch am C-Terminus des Fc-Abschnitts einer konstanten Domäne oder
direkt N-terminal zum CH1 der Schwerkette
oder der entsprechenden Region der Leichtkette vorgenommen.
-
Die
genaue Stelle, an der die Fusion vorgenommen wird, ist nicht entscheidend;
spezielle Stellen sind allgemein bekannt und können so gewählt werden, dass die biolo gische
Aktivität,
Sekretion oder Bindungscharakteristika der Rse-, Mer- oder gas6-Immunglobulinchimären optimiert
werden.
-
Rse-,
Mer- oder gas6-Immunglobulinchimären
können
als Monomere oder als Hetero- oder Homomultimere, insbesondere als
Dimere oder Tetramere, angeordnet sein, wie im Wesentlichen in der
WO 91/08298 beschrieben ist.
-
Die
gas6-Sequenz oder extrazelluläre
Rse- oder Mer-Rezeptordomänensequenz
kann an den N-Terminus der Fc-Domäne eines Immunglobulins G1 (IgG1) fusioniert
sein. Es ist möglich,
die gesamte konstante Schwerkettenregion an die gas6-, Mer- oder Rse-Rezeptorsequenz
zu fusionieren. Noch bevorzugter wird jedoch eine Sequenz, die in
der Gelenk-Region stromauf von der Papain-Spaltstelle beginnt, die
IgG-Fc chemisch definiert (d. h. Rest 216, wobei als erster Rest
der konstanten Schwerkettenregion 114 genommen wird), oder eine
analoge Stelle anderer Immunglobuline wird bei der Fusion verwendet.
Die Rse- oder Mer-Rezeptor- oder die gas6-Aminosäuresegeunz kann an (a) die
Gelenk-Region und CH2 und CH3
oder (b) die CH1-, Gelenk-, CH2-
und CH3-Domänen einer schweren IgG1-, IgG2- oder IgG3-Kette fusioniert werden. Die genaue Stelle,
an der die Fusion durchgeführt
wird, ist nicht entscheidend, und die optimale Stelle kann durch
Routineversuche bestimmt werden.
-
Die
Rse-, Mer- oder gas6-Immunglobulinchimären können als Multimere angeordnet
sein, insbesondere als Homodimere oder -tetramere. Im Allgemeinen
weisen diese zusammengesetzten Immunglobuline bekannte Struktureinheiten
auf. Eine grundlegende vierkettige Struktureinheit ist die Form,
in der IgG, IgD und IgE vorkommen. Eine vierkettige Einheit ist
in den Immunglobulinen mit höheren
Molekulargewicht wiederholt; IgM kommt im Allgemeinen als Pentamer
von vier Grundbausteinen vor, die durch Disulfidbindungen zusammengehalten
werden. IgA-Globulin, und gelegentlich IgG-Globulin, können auch
in Multimerform in einem Serum vorkommen. Im Falle eines Multimers
können
die vier Einheiten gleich oder unterschiedlich sein.
-
Alternativ
dazu können
die Rse-, Mer- oder gas6-Sequenzen zwischen Immunglobulinleichtketten- und
-schwerkettensequenzen insertiert werden, so dass ein Immunglobulin
erhalten wird, das eine chimäre Schwerkette
umfasst. Bei dieser Ausführungsform
werden die Rse-, Mer- oder gas6-Sequenzen in jedem Arm eines Immunglobulins
an das 3'-Ende einer
Immunglobulinschwerkette fusioniert, entweder zwischen der Gelenk-
und der CH2-Domäne oder zwischen der CH2- und der CH3-Domäne. Ähnliche
Konstrukte wurden von Hoogenboom et al., Mol. Immunol. 28, 1027–1037 (1991),
beschrieben.
-
Obwohl
die Gegenwart einer Immunglobulinleichtkette im Immunoadhäsin gemäß vorliegender
Erfindung nicht erforderlich ist, kann eine Immunglobulinleichtkette
entweder kovalent an ein Rse-, Mer- oder gas6-Immunglobulinschwerkettenfusionspalypeptid
gebunden oder direkt an den Rse- oder Mer-Rezeptor oder gas6 fusioniert
vorhanden sein. Im ersten Fall wird die DNA, die für eine Immunglobulinleichtkette
kodiert, typischerweise gemeinsam mit der DNA exprimiert, die für das Rse-,
Mer- oder gas6-Immunglobulinschwerkettenfusionsprotein
kodiert. Bei einer Sekretion werden die schwere und leichte Hybridkette
kovalent verbunden, um eine immunglobulinähnliche Struktur bereitzustellen,
die zwei disulfidverbundene Immunglobulin-Schwerketten-Leichtketten-Paare umfasst.
Verfahren, die zur Herstellung solcher Strukturen geeignet sind, sind
beispielsweise im US-Patent Nr. 4.816.567 offenbart.
-
Die
Immunglobulinsequenzen, die bei der Konstruktion des Immunoadhäsins gemäß vorliegender
Erfindung verwendet werden, können
von einer konstanten IgG-Immunglobulinschwerkettendomäne stammen. Bei
menschlichen Immunoadhäsinen
ist die Verwendung von menschlichen IgG1-
und IgG3-Immunglobulinsequenzen bevorzugt.
Ein Hauptvorteil der Verwendung von IgG1 ist,
dass IgG1-Immunoadhäsine effizient auf immobilisiertem
Protein A gereinigt werden können.
Im Gegensatz dazu erfordert die Reinigung von IgG3 Protein G,
was ein bedeutend weniger vielseitiges Medium ist. Aber auch andere
strukturelle und funktionelle Eigenschaften von Immunglobulinen
sollten in Betracht gezogen werden, wenn der Ig-Fusionspartner für eine bestimmte
Immunoadhäsionkonstruktion
gewählt
wird. Das IgG3-Gelenk ist beispiels weise
länger
und flexibler, so dass es größere "Adhäsindomänen" aufnehmen kann,
die bei einer Fusion an IgG eventuell nicht richtig gefaltet werden
oder funktionieren. Außerdem
sollte die Valenz beachtet werden; IgG-Immunoadhäsine sind zweiwertige Homodimere,
während
Ig-Subtypen, wie beispielsweise IgA und IgM, dimere bzw. pentamere Strukturen
der Ig-Homodimergrundeinheit ergeben können. Bei Rse-, Mer- oder gas6-Immunoadhäsinen, die für eine In-vivo-Anwendung
ausgerichtet sind, sind auch die pharmakokinetischen Eigenschaften
und die Effektorfunktionen, die durch die Fc-Region spezifiziert
werden, von Bedeutung. Obwohl IgG, IgG2 und
IgG4 alle In-vivo-Halbwertszeiten von 21
Tagen aufweisen, sind ihre relativen Wirkungsstärken bei der Aktivierung des Komplementsystems
unterschiedlich. IgG4 aktiviert kein Komplement,
und IgG2 weist bedeutend schwächere Komplementaktivierung
auf als IgG. Darüber
hinaus bindet IgG2, anders als IgG, nicht
an Fc-Rezeptoren auf mononuklearen Zellen oder Neutrophilen. Während IgG3 optimal für Komplementaktivierung ist,
beträgt
seine In-vivo-Halbwertszeit nur etwa ein Drittel der anderen IgG-Isotypen.
Eine weitere wichtige Überlegung
in Bezug auf Immunoadhäsine,
die als menschliche Therapeutika verwendet werden sollen, ist die
Anzahl von allotypischen Varianten des speziellen Isotyps. Im Allgemeinen
sind IgG-Isotypen mit weniger serologisch definierten Allotypen
bevorzugt. IgG weist beispielsweise nur vier serologisch definierte
allotypische Stellen auf, wovon sich zwei (G1m und 2) in der Fc-Region
befinden; und eine dieser Stellen, G1m1, ist nicht immunogen. Im Gegensatz
dazu gibt es in IgG3 12 serologisch definierte
Allotypen, von denen sich alle in der Fc-Region befinden; nur drei
dieser Stellen (G3m5, 11 und 21) weisen einen Allotyp auf, der nicht
immunogen ist. So ist die potentielle Immunogenität eines γ-3-Immunoadhäsins größer als
die eines γ-1-Immunoadhäsins.
-
Gas6-,
Mer- und Rse-Immunoadhäsine
werden am besten durch Fusion der cDNA-Sequenz, die für den gas6-, Mer- oder Rse-Abschnitt
kodiert, in-frame an eine Ig-cDNA-Sequenz
fusioniert. Eine Fusion an genomische Ig-Fragmente kann jedoch auch
durchgeführt
werden (siehe beispielsweise Gascoigne et al., w. o.; Aruffo et
al., Cell 61, 1303–1313
(1990); und Stamenkovic et al., Cell 66, 1133–1144 (1991)). Der letztere
Fusionstyp erfordert die Gegenwart von Ig-Regulationssequenzen zur
Ex pression. cDNAs, die für
konstante IgG-Schwerkettenregionen kodieren, können basierend auf veröffentlichten
Sequenzen von cDNA-Bibliotheken, die von Milz- oder peripheren Blutlymphozyten
stammen, isoliert werden, und zwar durch Hybridisierungs- oder Polymerasekettenreaktions-(PCR-)Verfahren.
Die für
das "Adhäsin" kodierenden cDNAs
und die Ig-Teile des Immunoadhäsins
werden hintereinander in einen Plasmidvektor insertiert, der eine
effiziente Expression in den gewählten
Wirtszellen auslöst.
Für eine
Expression in Säugetierzellen
sind auf pRK5 basierende Vektoren (Schall et al., Cell 61, 361–370 (1990))
und auf CDM8 basierende Vektoren (Seed, Nature 329, 840 (1989))
nützlich.
Die genaue Verbindung kann durch Entfernen der zusätzlichen
Sequenzen zwischen den bestimmten Verbindungscodons geschaffen werden,
wobei oligonucleotidgerichtete Deletionsmutagenese verwendet wird
(Zoller und Smith, Nucleic Acids Res. 10, 6487 (1982); und Capon
et al., Nature 337, 525–531 (1989)).
Synthetische Oligonucleotide können
verwendet werden, in denen jede Hälfte zu der Sequenz auf der jeweiligen
Seite der gewünschten
Verbindung komplementär
ist; idealerweise handelt es sich um 36- bis 48-mere. Alternativ
dazu können
PCR-Verfahren verwendet werden, um die beiden Teile des Moleküls in-frame
mit einem geeigneten Vektor zu verbinden.
-
Die
Wahl der Wirtszelllinie zur Expression des Immunoadhäsins hängt hauptsächlich vom
Expressionsvektor ab. Eine weitere Erwägung betrifft die erforderliche
Proteinmenge. Milligrammmengen können
oft durch vorübergehende
Transfektionen produziert werden. Die Adenovirus-EIA-transformierte
menschliche embryonale 293-Nierenzellfinie kann beispielsweise durch
eine Modifikation des Calciumphosphatverfahrens vorübergehend
mit auf pRK5 basierenden Vektoren transfiziert werden, um eine effiziente
Immunoadhäsinexpression
zu ermöglichen.
Auf CDM8 basierende Vektoren können
verwendet werden, um COS-Zellen durch das DEAE-Dextranverfahren
zu transfizieren (Aruffo et al., Cell 61, 1303–1313 (1990); und Zettmeissl
et al., DNA Cell Biol. (US) 9, 347–353 (1990)). Wenn größere Proteinmengen
gewünscht
sind, kann das Immunoadhäsin
nach stabiler Transfektion einer Wirtszelllinie exprimiert werden.
Beispielsweise kann ein auf pRK5 basierender Vektor in Gegenwart
eines zusätzlichen
Plasmids, das für
Dihydrofolatreduktase (DHFR) kodiert und Resistenz gegenüber G418
verleiht, in Chinahamster-Eierstockzellen (COS-Zellen) eingebracht
werden. Klone, die gegen G418 resistent sind, können in einer Kultur selektiert
werden. Diese Klone werden in Gegenwart von zunehmenden Gehalten
an DHFR-Inhibitor Methotrexat gezüchtet, und Klone werden ausgewählt, in
denen die Anzahl an Genkopien, die für DHFR und Immunoadhäsinsequenzen
kodieren, coamplifiziert ist. Wenn das Immunoadhäsin eine hydrophobe Leader-Sequenz
am N-Terminus enthält,
wird es wahrscheinlich von den transfizierten Zellen verarbeitet
und sekretiert. Die Expression von Immunoadhäsinen mit komplexeren Strukturen
kann einzigartig geeignete Wirtszellen erfordern. Komponenten, wie
beispielsweise eine Leichtkette oder J-Kette, können beispielsweise durch bestimmte
Myelom- oder Hybridomwirtszellen bereitgestellt werden (Gascoigne
et al., w. o.; und Martin et al., J. Virol. 67, 3561–3568 (1993)).
-
Immunoadhäsine können durch
Affinitätschromatographie
gut gereinigt werden. Die Eignung eines Proteins A als Affinitätsligand
hängt von
der Spezies und vom Isotyp der Immunglobulin-Fc-Domäne ab, die
in der Chimäre
verwendet wird. Protein A kann verwendet werden, um Immunoadhäsine zu
reinigen, die auf menschlichen γ1-, γ2- oder γ4-Schwerketten
basieren (Lindmark et al., J. Immunol. Meth. 62, 1–13 (1983)). Protein
G wird für
alle Mäuseisotypen
und für
menschliches γ3
empfohlen (Guss et al., EMBO J. 5, 1567–1575 (1986)). Die Matrix,
an die der Affinitätsligand
gebunden wird, ist meistens Agarose, aber auch andere Matrizen sind
verfügbar.
Mechanisch stabile Matrizen, wie beispielsweise Glas mit definierter
Porengröße öder Poly(styroldivinyl)benzol
ermöglichen
höhere
Strömungsgeschwindigkeiten
und kürzere
Processing-Zeiten als mit Agarose erzielt werden können. Die
Bedingungen zur Bindung eines Immunoadhäsins an die Protein-A- oder Protein-G-Affinitätssäule werden
vollkommen von den Eigenschaften der Fc-Domäne bestimmt; d. h. von ihrer Spezies
und ihrem Isotyp. Im Allgemeinen findet, wenn der geeignete Ligand
gewählt
wird, direkt vom unkonditionierten Kulturfluid aus eine effiziente
Bindung statt. Ein charakteristisches Merkmal von Immunoadhäsinen ist,
dass die Bindekapazität
für Protein
A bei menschlichen γ1-Molekülen im Vergleich
zu einem Antikörper desselben
Fc-Typs etwas verringert wird. Gebundenes Immunoadhäsin kann
entweder in einem Puffer mit saurem pH (von oder über 3,0)
oder mit neutralem pH, der ein mild chaotropes Salz enthält, effizient
eluiert werden. Dieser Affinitätschromatographieschritt
kann in einem Immunoadhäsinpräparat resultieren,
das > 95% rein ist.
-
Der
Ausdruck "extrazelluläre Rse-Domäne" oder "Rse-ECD" bezieht sich hierin
auf eine Polypeptidsequenz, die mit der extrazellulären Domäne eines
Rse-Rezeptors eine ligandenbindende Funktion teilt. "Ligandenbindende
Funktion" bezieht
sich auf die Fähigkeit
des Polypeptids, einen Rse-Liganden, wie beispielsweise gas6, zu
binden. Demgemäß ist es
häufig
nicht notwendig, die gesamte extrazelluläre Domäne aufzunehmen, da oft kleinere
Segmente zur Ligandenbindung geeignet sind. Der Begriff ECD umfasst
Polypeptidsequenzen, in denen die zytoplasmatische Domäne und die
hydrophobe Transmembransequenz (und gegebenenfalls 1–20 Aminosäuren, die
aminoterminal zur Transmembrandomäne liegen) des Rse-Rezeptors
deletiert wurden. Im Allgemeinen umfasst die ECD des Rse-Rezeptors
Aminosäurereste
von etwa 1–428
der in Mark et al., w. o., offenbarten reifen Rse-Rezeptorsequenz.
-
Der
Begriff "extrazelluläre Mer-Domäne" oder "Mer-ECD" bezieht sich hierin
auf eine Polypeptidsequenz, die mit der extrazellulären Domäne des Mer-Rezeptors
eine ligandenbindende Funktion teilt. "Ligandenbindende Funktion" bezieht sich auf
die Fähigkeit
des Polypeptids, einen Mer-Liganden, wie beispielsweise gas6, zu
binden. Demgemäß ist es
manchmal nicht notwendig, die gesamte extrazelluläre Domäne aufzunehmen,
da oft kleinere Segmente zur Ligandenbindung geeignet sind. Der
Begriff ECD umfasst Polypeptidsequenzen, in denen die zytoplasmatische
Domäne
und die hydrophobe Transmembransequenz (und gegebenenfalls 1–20 Aminosäuren, die
aminoterminal zur Transmembrandomäne liegen) des Mer-Rezeptors
deletiert wurden. Im Allgemeinen umfasst die ECD des Mer-Rezeptors
Aminosäurereste
von etwa 1–499
der in der GenBank-Dantenbank (Zugangsnummer U08023) offenbarten
reifen menschlichen Mer-Rezeptorsequenz.
-
Der
Ausdruck "epitopmarkiert" bezieht sich hierin
auf ein chimäres
Polypeptid, das funktionell aktives gas6 umfasst, das an ein "Markierungspolypeptid" fusioniert ist. Das
Markierungspolypeptid weist genug Reste auf, um ein Epitop bereitzustellen,
gegen das ein Antikörper
hergestellt werden kann, ist jedoch kurz genug, um die funktionelle
Aktivität
des gas6 nicht zu beeinträchtigen.
Das Markierungspolypeptid ist vorzugsweise auch ziemlich einzigartig,
sodass der Antikörper
dagegen mit anderen Epitopen im Wesentlichen nicht kreuzreagiert.
Geeignete Markierungspolypeptide weisen im Allgemeinen zumindest
6 Aminosäurereste
und üblicherweise
etwa 8–50
Aminosäurereste
(vorzugsweise etwa 9–30
Reste) auf. Die Epitopmarkierung wird im Allgemeinen am Amino- oder
Carboxyterminus des gas6 nachgewiesen. Solche epitopmarkierte Formen
von gas6 sind wünschenswert,
da ihre Gegenwart unter Verwendung eines markierten Antikörpers gegen
das Markierungspolypeptid detektiert werden kann. Außerdem ermöglicht die
Bereitstellung der Epitopmarkierung eine einfache Reinigung des
gas6 durch Affinitätsreinigung
unter Verwendung des Anti-Markierungsantikörpers.
-
Markierungspolypeptide
und ihre jeweiligen Antikörper
sind auf dem Gebiet der Erfindung allgemein bekannt. Beispiele umfassen
das flu-HA-Markierungspolypeptid und seinen Antikörper 12CA5
(Field et al., Mol. Cell. Biol. 8, 2159–2165 (1988)); die cmyc-Markierung
und die 8F9-, 3C7-, 6E10-, G4-, B7- und 9E10-Antikörper dagegen
(Evan et al., Molecular and Cellular Biology 5 (12), 3610–3616 (1985));
und die Herpes-Simplex-Virusglykoprotein-D-(gD-)Markierung und ihren
Antikörper
(Paborsky et al., Protein Engineering 3 (6), 547–553 (1990)). Andere Markierungspolypeptide
wurden ebenfalls offenbart. Beispiele umfassen das Flag-Peptid (Hopp
et al., BioTechnology 6, 1204–1210
(1988)); und das KT3-Epitoppeptid (Martin et al., Science 255, 192–194 (1992));
ein α-Tubulinepitoppeptid
(Skinner et al., J. Biol. Chem. 266, 15163–15166 (1991)); und die T7-Gen-10-Proteinpeptidmarkierung
(Lutz-Freyermuth et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87, 6393–6397 (1990)).
Sobald ein Markierungspolypeptid gewählt wurde, kann ein Antikörper dagegen
unter Verwendung der hierin offenbarten Verfahren hergestellt werden.
-
gas6-Markierungspolypeptidfusionen
werden am besten durch Fusionieren der cDNA-Sequenz, die für den gas6-Abschnitt
kodiert, in-frame an die Markierungspoly peptid-DNA-Sequenz und Exprimieren
des resultierenden DNA-Fusionskonstrukts in geeigneten Wirtszellen
hergestellt. Herkömmlicherweise
wird bei der Herstellung der gas6-Markierungspolypeptidchimären gemäß vorliegender
Erfindung Nucleinsäure,
die für
das gas6 (oder ein Fragment davon) kodiert, am 3'-Ende an Nucleinsäure fusioniert, die für den N-Terminus
des Markierungspolypeptids kodiert, aber auch 5'-Fusionen
sind möglich.
-
Epitopmarkiertes
gas6 kann leicht durch Affinitätschromatographie
unter Verwendung des Anti-Markierungsantikörpers gereinigt werden. Die
Matrix, an die der Affinitätsantikörper gebunden
ist, ist meistens Agarose, aber auch andere Matrizen sind verfügbar (z.
B. Glas mit definierter Porengröße oder
Poly(styroldivinyl)benzol). Das epitopmarkierte gas6 kann beispielsweise
aus der Affinitätssäule eluiert
werden, indem der Puffer-pH oder die Ionenstärke variiert oder Chaotrope
zugesetzt werden.
-
Eine "exogene" Verbindung ist hierin
eine Verbindung, die in einer Zelle und/oder einem Säugetier, die/das
mit der Verbindung behandelt werden soll, fremd ist oder zu einer
Verbindung homolog ist, die in der Zelle oder dem Säugetier
vorkommen, aber außerhalb
der Zelle oder des Säugetiers
produziert wird.
-
"Isoliert" in Bezug auf die
verschiedenen, hierin offenbarten Proteine bedeutet, dass ein Protein
identifiziert und von einer Komponente in seiner natürlichen
Umgebung abgetrennt und/oder gewonnen wurde. Verunreinigenden Komponenten
seiner natürlichen
Umgebung sind Materialien, welche die diagnostische oder therapeutische
Verwendungen des Proteins beeinträchtigen würden, und können Enzyme, Hormone und andere
proteinartige oder nichtproteinartige gelöste Stoffe umfassen. In bevorzugten
Ausführungsformen
wird das Protein (1) bis zu einem Grad, der ausreicht, um zumindest
15 Reste einer N-terminalen oder internen Aminosäuresequenz mithilfe eines Spinning-Cup-Sequenators
zu erhalten, oder (2) durch SDS-PAGE unter nichtreduzierenden oder
reduzierenden Bedingungen unter Verwendung von Coomassie-Blau- oder vorzugsweise Silberfärbung bis
zur Homogenität
gereinigt.
-
Ein "im Wesentlichen reines" Protein ist eine
Zusammensetzung, die, bezogen auf das Gesamtgewicht der Zusammensetzung,
zumindest etwa 90 Gew.-%, vorzugsweise zumindest etwa 95 Gew.-%,
des Proteins enthält.
Ein "im Wesentlichen
homogenes" Protein
ist eine Zusammensetzung, die, bezogen auf das Gesamtgewicht der
Zusammensetzung, zumindest etwa 99 Gew.-% des Proteins enthält.
-
"Rse-Rezeptoren" oder "Rse-Rezeptorproteintyrosinkinasen" (d. h. "rPTKs") von Säugetieren
wurden von Mark et al., J. Biol. Chem. 269, 10720 (1994), beschrieben.
In dieser Anmeldung steht der Begriff "Rse-Rezeptor" für
einen endogenen Rse-Rezeptor, der in einer Zelle von Interesse vorhanden
ist, sowie für
einen Rse-Rezeptor, der in einer Zelle vorhanden ist, weil die Zelle
beispielsweise mit Nucleinsäure
transformiert wurde, die für
den Rse-Rezeptor kodiert. Demgemäß kann der
Rse-Rezeptor eine Aminosäure
oder eine kovalente Variante eines der von Mark et al. beschriebenen
nativen Rse-Rezeptoren sein, solange diese immer noch "funktionell aktiv" ist (d. h. durch
einen Rse-Liganden, wie beispielsweise gas6, aktivierbar ist). Der
bevorzugte Rse-Rezeptor ist ein endogener menschlicher Rse-Rezeptor,
der in der Zellmembran einer menschlichen Zelle vorhanden ist.
-
Die
Bezeichnung "Aktivierung
eines Rse-Rezeptors" bezieht
sich auf den Schritt, bei dem die intrazelluläre Kinasedomäne des Rse-Rezeptors
die Phosphorylierung der Tyrosinreste in einem Substratpolypeptid verursacht.
Oft gehören
die Tyrosinreste zum Rse-Rezeptor (d. h. das "Substrat" umfasst die intrazelluläre Domäne des Rse-Rezeptors). Daher
hängt der
Aktivierungsgrad mit der "Autophosphorylierung" des Rse-Rezeptors
zusammen. Die Rse-Rezeptor-Autophosphorylierung kann durch Western-Blotting
unter Verwendung eines Antiphosphotyrosinantikörpers (siehe Beispiel 3) oder
durch KIRA-ELISA (siehe Beispiel 4) detektiert werden. Die Aktivierung
des Rse-Rezeptors kann jedoch mit der Phosphorylierung eines anderen
Substrats als der Rse-Rezeptor (beispielsweise Tyrosinkinase, die
neben dem Rse-Rezeptor vorhanden ist) korrelieren. Dies kann durch
Messen der Tyrosinphosphorylierung des Substrats (beispielsweise
durch Western-Blotting) detektiert werden.
-
"Mer-Rezeptoren" von Säugetieren
wurden von Graham et al., Cell Growth Differ. 5, 647 (1994) (siehe GenBank-Datenbank-Zugangsnummer
U08023 für
die korrekte menschliche Mer-Sequenz), und Graham et al., Oncogene
10 (12), 2349–2359
(1995), beschrieben. In dieser Anmeldung steht der Begriff "Mer-Rezeptor" für einen
endogenen Mer-Rezeptor, der in der in einer Zelle von Interesse
vorhanden ist, sowie für
einen Mer-Rezeptor, der in einer Zelle vorhanden ist, weil die Zelle
beispielsweise mit Nucleinsäure
transformiert wurde, die für
den Mer-Rezeptor kodiert. Der bevorzugte Mer-Rezeptor ist ein endogener
menschlicher Mer-Rezeptor, der in einer menschlichen Zelle vorhanden
ist.
-
Die
Bezeichnung "Aktivierung
eines Mer-Rezeptors" bezieht
sich auf den Schritt, bei dem die intrazelluläre Kinasedomäne des Mer-Rezeptors
die Phosphorylierung der Tyrosinreste in einem Substratpolypeptid verursacht.
Oft gehören
die Tyrosinreste zum Mer-Rezeptor (d. h. das "Substrat" umfasst die intrazelluläre Domäne des Mer-Rezeptors). Daher
hängt der
Aktivierungsgrad mit der "Autophosphorylierung" des Mer-Rezeptors
zusammen. Die Mer-Rezeptor-Autophosphorylierung kann durch Western-Blotting
unter Verwendung eines Anti-Phosphotyrosinantikörpers oder durch KIRA-ELISA
detektiert werden (siehe weiter unten). Die Aktivierung des Mer-Rezeptors kann jedoch
mit der Phosphorylierung eines anderen Substrats als der Mer-Rezeptor
(beispielsweise Tyrosinkinase, die neben dem Mer-Rezeptor vorhanden
ist) korrelieren. Dies kann durch Messen der Tyrosinphosphorylierung
des Substrats (beispielsweise durch Western-Blotting) detektiert werden.
-
Der
Ausdruck "Förderung
des Überlebens
einer Zelle" bezieht
sich auf die Verlängerung
der Dauer der Existenz einer Zelle im Vergleich mit einer unbehandelten
Zelle, die nicht gas6 ausgesetzt wurde, und zwar entweder in vitro
oder in vivo.
-
Der
Ausdruck "Förderung
der Proliferation einer Zelle" umfasst
den Schritt der Steigerung des Ausmaßes des Wachstums und/oder
der Reproduktion einer Zelle im Vergleich zu einer unbehandelten
Zelle, entweder in vivo oder in vitro. Eine Zunahme der Zellproliferation
in einer Zellkultur kann durch Zählen
der Anzahl an Zellen vor und nach dem Aussetzen gegenüber gas6
detektiert werden (siehe Beispiel 9). Das Ausmaß der Proliferation kann durch
mikroskopische Untersuchung des Konfluenzgrades quantifiziert werden.
Zellproliferation kann auch durch Messung von 3H-Aufnahme
von Zellen quantifiziert werden.
-
Unter "Förderung der Differenzierung
einer Zelle" versteht
sich die Steigerung des Ausmaßes
des Erwerbs oder des Besitzes eines oder mehrerer Merkmale oder
einer oder mehrerer Funktionen, die sich von denen der ursprünglichen
Zelle unterschieden (d. h. Zellspezialisierung). Dies kann durch
Screenen auf eine Veränderung
im Phänotypen
der Zelle detektiert werden (beispielsweise durch Identifikation
von morphologischen Veränderungen
in der Zelle, siehe Beispiel 9).
-
"Physiologisch annehmbare" Träger, Exzipienten
oder Stabilisatoren sind solche, die für die Zelle oder das Säugetier,
die diesen ausgesetzt werden, in den eingesetzten Dosen und Konzentrationen
nicht toxisch sind. Oft ist der physiologisch annehmbare Träger eine
wässrige
pH-gepufferte Lösung.
Beispiele für
physiologisch annehmbare Träger
umfassen Puffer, wie beispielsweise Phosphat, Citrat oder andere
organische Säuren;
Antioxidanzien, einschließlich
Ascorbinsäure;
Polypeptide mit geringem Molekulargewicht (weniger als etwa 10 Reste);
Proteine, wie beispielsweise Serumalbumin, Gelatine oder Immunglobuline;
hydrophile Polymere, wie beispielsweise Polyvinylpyrrolidon; Aminosäuren, wie
beispielsweise Glycin, Glutamin, Asparagin, Arginin oder Lysin;
Monosaccharide, Disaccharide und andere Kohlenhydrate, einschließlich Glucose,
Mannose oder Dextrine; Chelatbildner, wie beispielsweise EDTA; Zuckeralkohole,
wie beispielsweise Mannit oder Sorbit; salzbildende Gegenionen,
wie beispielsweise Natrium; und/oder nichtionische Tenside, wie
beispielsweise Tween, Pluronics oder Polyethylenglykol (PEG).
-
Die
Begriffe "behandeln", "Behandlung" und "Therapie" beziehen sich auf
Heiltherapien, prophylaktische Therapie und vorbeugende Therapien.
-
Der
Begriff "Säugetier" bezieht sich auf
jedes beliebige Säugetier,
das als Säugetier
klassifiziert wird, einschließlich
Menschen, Kühe,
Pferde, Hunde und Katzen. In einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist das Säugetier
ein Mensch.
-
Der
Ausdruck "Kontrollsequenzen" bezieht sich auf
DNA-Sequenzen, die für
die Expression einer operabel gebundenen kodierenden Sequenz in
einem bestimmen Wirtsorganismus notwendig sind. Die Kontrollsequenzen,
die beispielsweise für
Prokaryoten geeignet sind, umfassen einen Promotor, gegebenenfalls
eine Operatorsequenz, eine Ribosomenbindungsstelle und möglicherweise
andere, jetzt noch nicht eingehend untersuchte Sequenzen. Eukaryotische
Zellen verwenden bekannterweise Promotoren, Polyadenylierungssignale
und Enhancer.
-
Eine
Nucleinsäure
ist "operabel gebunden", wenn sie in eine
funktionelle Beziehung mit einer anderen Nucleinsäuresequenz
gebracht wird. DNA für
eine Präsequenz
oder einen sekretorischen Leader ist beispielsweise operabel an
DNA für
ein Polypeptid gebunden, wenn sie als Präprotein exprimiert wird, das
an der Sekretion des Polypeptids mitwirkt; ein Promotor oder Enhancer
ist operabel an eine kodierende Sequenz gebunden, wenn er die Transkription
der Sequenz beeinflusst; oder eine Ribosomenbindungsstelle ist operabel
an eine kodierende Sequenz gebunden, wenn sie so positioniert ist,
dass sie eine Translation vereinfacht. Im Allgemeinen bedeutet "operabel gebunden", dass die gebundenen
DNA-Sequenzen zusammenhängend
sind, und im Falle eines sekretorischen Leaders, dass sie zusammenhängend sind
und in Lesephase vorliegen. Enhancer müssen jedoch nicht zusammenhängend sein.
Das Binden kann auch durch Ligation an geeigneten Restriktionsstellen
erreicht werden. Wenn keine solchen Stellen vorhanden sind, werden
die synthetischen Oligonucleotidadapter oder -linker gemäß herkömmlicher
Verfahren verwendet.
-
2. gas6-Produktion
-
Verfahren,
die zur Herstellung von nativem gas6 oder gas6-Varianten geeignet
sind, sind auf dem Gebiet der Erfindung allgemein bekannt und umfassen
die Isolation von gas6 aus einer endogenen Quelle dieses Polypeptids
(z. B. Serum), Peptidsynthese (unter Verwendung eines Peptidsynthesegeräts) und
Rekombinationsverfahren (oder eine beliebige Kombination dieser
Verfahren). Das bevorzugte Verfahren für die Herstellung von nativem
gas6 oder gas6-Varianten ist ein Rekombinationsverfahren. Die gas6-Varianten
gemäß vorliegender
Erfindung sind solche, die im Wesentlichen nicht γ-carboxyliert
sind. Das umfasst die Schaffung eines Moleküls, dem ein oder mehrere Glutaminsäurereste
in der A-Domäne
des nativen gas6 fehlen, die normalerweise γ-carboxyliert sind. Gegebenenfalls
kann die gesamte A-Domäne
durch enzymatische Spaltung aus dem nativen Molekül entfernt
werden, aber normalerweise wird ein Nucleinsäuremolekül isoliert, das für das gewünschte Fragment
kodiert (z. B. die D-Domäne
oder eine G-Domäne
davon). Dieses Nucleinsäuremolekül kann von
der nativen gas6-Nucleinsäure
stammen.
-
Nucleinsäure, die
für natives
gas6 kodiert, kann aus einer cDNA-Bibliothek isoliert werden, die
aus Gewebe hergestellt wurde, das wahrscheinlich die Polypeptid-mRNA besitzt und
es in detektierbarem Ausmaß exprimiert
(z. B. Gehirngewebe, siehe Beispiel 6). Bibliotheken werden mit
Sonden (wie beispielsweise Antikörpern
oder Oligonucleotiden mit etwa 20–80 Basen) gescreent, die darauf
ausgerichtet sind, das gas6-Gen oder das dadurch kodierte Protein
zu identifizieren. Das Screenen der cDNA oder genomischen Bibliothek
mit der gewählten
Sonde kann unter Verwendung von herkömmlichen Verfahren, wie sie
in den Kapiteln 10–12 von
Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual, New York,
Cold Spring Harbor Laboratory Press (1989), beschrieben sind, durchgeführt werden.
-
Verfahren
zur Schaffung von gas6-Varianten durch Modifikation der Nucleinsäure vom
Wildtyp wurden oben beschrieben. Die Nucleinsäure (z. B. cDNA oder genomische
DNA), die für
die gas6-Variante kodiert, wird zum weiteren Klonieren (Amplifizieren
der DNA) oder zum Exprimieren in einen replizierbaren Vektor insertiert.
Viele Vektoren sind verfügbar.
Die Vektorkomponenten umfassen im Allgemeinen eines oder mehrere der
Folgenden, sind jedoch nicht auf diese eingeschränkt: eine Signal sequenz, einen
Replikationsstartpunkt, ein oder mehrere Markergene, ein Verstärkerelement,
einen Promotor und eine Transkriptionsterminationssequenz.
-
Die
gas6-Variante kann als Fusionspolypeptid mit einer Signalsequenz
oder als anderes Polypeptid mit einer spezifischen Spaltstelle am
N-Terminus des reifen Proteins oder Polypeptids hergestellt werden.
Im Allgemeinen kann die Signalsequenz eine Komponente des Vektors
sein, oder sie kann ein Teil der DNA sein, die in den Vektor insertiert
wird. Die bevorzugt ausgewählte
heterologe Signalsequenz ist eine solche, die durch die Wirtszelle
erkannt und bearbeitet (d. h. durch eine Signalpeptidase gespalten)
wird. Bei prokaryotischen Wirtszellen kann die Signalsequenz durch
eine prokaryotische Signalsequenz, ausgewählt beispielsweise aus der
aus Alkalischer Phosphatase, Penicillinase, Ipp oder wärmestabilen
Enterotoxin-II-Leadern bestehenden Gruppe, substituiert sein. Bei
Hefesekretion kann die native Signalsequenz durch beispielsweise
einen Hefeinvertaseleader, α-Faktorleader
(einschließlich
Saccharomyces- und Kluyveromyces-α-Faktorleader,
wobei Letzterer im US-Patent Nr. 5.010.182, erteilt am 23. April
1991, beschrieben ist) oder Säurephosphataseleader,
den C.-albicans-Glucoamylaseleader (
EP
362.179 , veröffentlicht
am 4. April 1990) oder das in der WO 90/13646, veröffentlicht
am 15. November 1990, beschriebene Signal substituiert sein. Bei
Säugetierzellexpression
ist die native gas6-Signalsequenz
zufrieden stellend, obwohl auch andere Säugetiersignalsequenzen als
virale sekretorische Leader geeignet sein können, wie beispielsweise das
Herpes-simplex-gD-Signal. Die DNA für solch eine Vorläuferregion
ist im Leseraster an DNA ligiert, die für das native gas6 oder eine
gas6-Variante kodiert.
-
Sowohl
Expressions- als auch Klonierungsvektoren enthalten eine Nucleinsäuresequenz,
die es dem Vektor ermöglicht,
in einer oder mehreren gewählten
Wirtszellen zu replizieren. Im Allgemeinen ist diese Sequenz in
Klonierungsvektoren eine solche, die es dem Vektor ermöglicht,
unabhängig
von der chromosomalen DNA des Wirts zu replizieren, und umfasst
Replikationsstartpunkt oder autonom replizierende Sequenzen. Solche
Sequenzen sind für
eine Reihe von Bakterien, Hefe und Viren bekannt. Der Replikationsstartpunkt
des Plasmids pBR322 ist für
die meisten gramne gativen Bakterien geeignet, der 2 μ-Plasmidursprung
ist für
Hefe geeignet, und verschiedene virale Startpunkte (SV40, Polyoma,
Adenovirus, VSV oder BPV) sind zur Klonierung von Vektoren in Säugetierzellen
geeignet. Im Allgemeinen ist die Replikationsstartpunktkomponente
für Säugetierexpressionsvektoren
nicht erforderlich (typischerweise wird nur der SV40-Startpunkt
verwendet, weil er den frühen
Promotor enthält).
-
Expressions-
und Klonierungsvektoren sollten ein Selektionsgen enthalten, das
auch als selektierbarer Marker bezeichnet wird. Typische Selektionsgene
kodieren für
Proteine, die (a) Resistenz gegen Antibiotika oder andere Toxine,
z. B. Ampicillin, Neomycin, Methotrexat oder Tetracyclin, verleihen,
(b) auxotrophe Mängel ausgleichen
oder (c) entscheidende Nährstoffe
bereitstellen, die in komplexen Medien nicht verfügbar sind,
z. B. das Gen, das für
D-Alaninracemase für
Bacilli kodiert. Ein Beispiel für
ein Selektionsschema basiert auf der Verwendung eines Arzneimittels,
um das Wachstum einer Wirtszelle zu arretieren. Diese Zellen, die
erfolgreich mit einem heterologen Gen transformiert sind, produzieren
ein Protein, das Arzneimittelresistenz verleiht und so das Selektionssystem überlebt.
Beispiele für
solch eine dominante Selektion nutzt die Arzneimittel Neomycin (Southern
et al., J. Molec. Appl. Genet. 1, 327 (1982)), Mycophenolsäure (Mulligan
et al., Science 209, 1422 (1980)) oder Hygromycin (Sugden et al.,
Mol. Cell. Biol. 5, 410–413
(1985)). Die drei oben angeführten Beispiele
nutzen Bakteriengene unter eukaryotischer Kontrolle, um Resistenz
gegenüber
dem geeigneten Arzneimittel G428 oder Neomycin (Geneticin), xgpt
(Mycophenolsäure)
bzw. Hygromycin zu verleihen.
-
Ein
weiteres Beispiel für
geeignete selektierbare Marker für
Säugetierzellen
sind solche, welche die Identifikation von Zellen ermöglichen,
die zur Aufnahme der gas6-Variantennucleinsäure fähig sind,
wie beispielsweise DHFR oder Thymidinkinase. Die Säugetierzelltransformanten
werden unter Selektionsdruck gesetzt, den nur die Transformanten,
die auf einzigartige Weise darauf eingestellt sind, überleben
können,
indem sie den Marker aufgenommen haben. Der Selektionsdruck wird
geschaffen, indem die Transformanten unter Bedingungen kultiviert
werden, in denen die Konzentration eines Selektionsmittels im Medium
immer wieder verändert
wird, wodurch es zur Amplifikation sowohl des Selektionsgens als
auch der DNA kommt, die für
die gas6-Variante kodiert. Steigende Mengen gas6 werden von der
amplifizierten DNA synthetisiert. Andere Beispiele für amplifizierbare
Gene umfassen Metallothionein-I und -II, vorzugsweise Metallothioneingene
von Primaten, Adenosindeaminase, Ornithindecarboxylase usw.
-
Zellen,
die mit dem DHFR-Selektionsgen transformiert sind, werden beispielsweise
zuerst identifiziert, indem alle Transformanten in einem Methotrexat
(Mtx) – ein
kompetitiver Antagonist von DHFR – enthaltenden Kulturmedium
kultiviert werden. Eine geeignete Wirtszelle bei Verwendung von
DHFR vom Wildtyp ist die Chinahamster-Eierstockzellenlinie (CHO-Zelllinie),
die geringe DHFR-Aktivität
aufweist und gemäß Urlaub
und Chasin, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 4216 (1980), hergestellt
und vermehrt sind. Die transformierten Zellen werden dann steigenden
Methotrexatwerten ausgesetzt. Das führt zur Synthese von mehreren
Kopien des DHFR-Gens und gleichzeitig von mehreren Kopien anderer
DNA, welche die Expressionsvektoren umfasst, wie beispielsweise
der DNA, die für
die gas6-Variante kodiert. Dieses Amplifizierungsverfahren kann
mit jedem beliebigen anderen geeigneten Wirt verwendet werden, wie
beispielsweise ATCC Nr. CCL61 CHO-K1, trotz des Vorhandenseins von
endogenem DHFR, wenn beispielsweise ein mutiertes DHFR-Gen, das äußerst resistent
gegen Mtx ist, eingesetzt wird (
EP
117.060 ).
-
Alternativ
dazu können
Wirtszellen (insbesondere Wirte vom Wildtyp, die endogenes DHFR
enthalten) mit DNA-Sequenzen transformiert oder cotransformiert
werden, die für
Wildtyp-gas6-Varianten-DHFR-Protein kodieren, und ein weiterer selektierbarer
Marker, wie beispielsweise Aminoglycosid-3'-phosphotransferase (APH), kann durch
Zellwachstum in einem Medium selektiert werden, das ein Selektionsmittel
für den
selektierbaren Marker enthält,
wie beispielsweise ein Aminoglycosidantibiotikum, z. B. Kanamycin,
Neomycin oder G418. Siehe US-Patent Nr. 4.965.199.
-
Ein
geeignetes Selektionsgen zur Verwendung in Hefe ist das trp1-Gen,
das im Hefeplasmid YRp7 vorhanden ist (Stinchcomb et al., Nature
282, 39 (1979); Kingsman et al., Gene 7, 141 (1979); oder Tschemper et
al., Gene 10, 157 (1980)). Das trp1-Gen stellt einen Selektionsmarker für einen
Mutantenstamm von Hefe bereit, dem die Fähigkeit fehlt, in Tryptophan
zu wachsen, wie beispielsweise ATCC Nr. 44076 oder PEP4-1 (Jones,
Genetics 85, 12 (1977)). Die Gegenwart einer trp1-Läsion im
Hefezellengenom stellt dann ein wirksames Umfeld bereit, um eine
Transformation durch Wachstum in Abwesenheit von Tryptophan zu detektieren. Auf ähnliche
Weise werden Leu2-arme Hefestämme
(ATCC 20.622 oder 38.626) durch bekannte Plasmide ergänzt, die
das Leu2-Gen enthalten.
-
Außerdem können Vektoren
vom 1,6 μm
großen
ringförmigen
Plasmid pKD1 zur Transformation von Kluyveromyces-Hefe verwendet
werden. Bianchi et al., Curr. Genet. 12, 185 (1987). Vor kurzem
wurde über ein
Expressionssystem für
K. lactis zur großtechnischen
Produktion von rekombinantem Kälberchymosin
berichtet. Van den Berg, Bio/Technology 8, 135 (1990). Stabile Expressionsvektoren
mit hoher Kopienzahl zur Sekretion von reifem rekombinantem Humanserumalbumin
durch industrielle Stämme
von Kluyveromyces wurden ebenfalls offenbart. Fleer et al., Bio/Technology
9, 968–975
(1991).
-
Expressions-
und Klonierungsvektoren enthalten üblicherweise einen Promotor,
der durch den Wirtsorganismus erkannt wird und operabel an die gas6-Nucleinsäure gebunden
ist. Eine große
Anzahl an Promotoren, die durch verschiedene mögliche Wirtszellen erkannt
werden, sind allgemein bekannt. Diese Promotoren werden operabel
an eine DNA gebunden, die für
eine gas6-Variante kodiert, indem der Promotor durch Restriktionsenzymverdauung
aus der Quellen-DNA entfernt und die isolierte Promotorsequenz in
den Vektor insertiert wird.
-
Promotoren,
die zur Verwendung mit prokaryotischen Wirten geeignet sind, umfassen
die β-Lactamase-
und Lactosepromotor-Systeme (Chang et al., Nature 275, 615 (1978);
und Goeddel et al., Nature 281, 544 (1979)), Alkalische Phosphatase,
ein Tryptophan-(trp-)Promotorsystem (Goeddel, Nucleic Acids Res.
8, 4057 (1980), und
EP 36.766 )
und Hybridpromotoren, wie z. B. den tac-Promotor (deBoer et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 80, 21–25 (1983)). Andere bekannte
Bakterienpromtoren sind aber auch geeignet. Ihre Nucleotidsequenzen
wurden veröffentlicht,
wodurch Fachleute auf dem Gebiet der Erfindung sie unter Verwendung
von Linkern oder Adaptern operabel an DNA binden kann, die für das gas6
kodiert (Siebenlist et al., Cell 20, 269 (1990)), um beliebige gewünschte Restriktionsstellen
bereitzustellen. Promotoren zur Verwendung in Bakteriensystemen
enthalten außerdem
eine Shine-Dalgarno-(S.
D.-)Sequenz, die operabel an die DNA gebunden ist, die für das gas6
kodiert.
-
Promotorsequenzen
sind für
Eukaryoten bekannt. Praktisch alle eukaryotische Gene weisen eine AT-reiche
Region auf, die sich etwa 25 bis 30 Basen stromauf von der Stelle
befindet, an der die Transkription gestartet wird. Eine weitere
Sequenz, die sich 70 bis 80 Basen stromauf vom Transkriptionsstartpunkt
vieler Gene befindet, ist eine CXCAAT-Region, worin X jedes beliebige
Nucleotid sein kann. Am 3'-Ende
der meisten eukaryotischen Gene befindet sich eine AATAAA-Sequenz,
die das Signal für
die Addition des Poly(A)-Schwanzes am 3'-Ende der kodierenden Sequenz sein kann.
Alle diese Sequenzen können
auf geeignete Weise in eukaryotische Expressionsvektoren insertiert
werden.
-
Beispiele
für geeignete
Promotorsequenzen zur Verwendung mit Hefewirten umfassen die Promotoren
für 3-Phosphoglyceratkinase
(Hitzeman et al., J. Biol. Chem. 255, 2073 (1980)) oder andere Glycolyseenzyme
(Ness et al., J. Adv. Enzyme Reg. 7, 149 (1968); und Holland, Biochemistry
17, 4900 (1978)), wie beispielsweise Enolase, Glycerinaldehyd-3-phosphatdehydrogenase,
Hexokinase, Pyruvatdecarboxylase, Phosphofructokinase, Glucose-6-phosphatisomerase,
3-Phosphoglyceratmutase, Pyruvatkinase, Triosephosphatisomerase,
Phosphoglucoseisomerase und Glucokinase.
-
Andere
Hefepromotoren, die induzierbare Promotoren mit dem zusätzlichen
Vorteil sind, dass ihre Transkription durch Wachstumsbedingungen
geregelt werden kann, sind die Promotorregionen für Alkoholdehydrogenase
2, Isocytochrom C, Saure Phosphatase, mit Stickstoffmetabolismus
assoziierte degradative Enzyme, Metallothionein, Glycerinaldehyd-3-phosphatdehydrogenase
und Enzyme, die für
Maltose- und Galactoseverwertung
verantwortlich sind. Geeignete Vektoren und Promotoren zur Verwendung
bei Hefeexpression sind in Hitzeman et al.,
EP 73.657A , genauer beschrieben.
Hefe-Enhancer können
auch mit Hefepromotoren vorteilhaft verwendet werden.
-
Gas6-Variantentranskription
von Vektoren in Säugetierwirtszellen
wird beispielsweise durch Promotoren geregelt, die von den Genomen
von Viren, wie z. B. Polyomaviren, Geflügelpockenviren (UK 2.211.504, veröffentlicht
am 5. Juli 1989), Adenoviren (wie z. B. Adenovirus 2), Rinder-Papillomavirus,
Vogel-Sarkomviren, Zytomegalie-Viren, Retroviren, Hepatitis-B-Viren
und insbesondere Affenvirus 40 (SV40), von heterologen Säugetierpromotoren,
z. B. dem Actinpromotor oder einem Immunglobulinpromotor, oder von
Hitzeschockpromotoren erhalten wurden.
-
Die
frühen
und späten
Promotoren des SV40-Virus können
leicht als SV40-Restriktionsfragment erhalten werden, das auch den
viralen SV40-Replikationsstartpunkt enthält. Fiers et al., Nature 273,
113 (1978); Mulligan und Berg, Science 209, 1422–1427 (1980); Pavlakis et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78, 7398–7402 (1981). Der unmittelbare
frühe Promotor
des menschlichen Zytomegalie-Virus kann leicht als HindIII-E-Restriktionsfragment
erhalten werden. Greenaway et al., Gene 18, 355–360 (1982). Ein System zur
Expression von DNA in Säugetierwirten
unter Verwendung des Rinder-Papillomavirus als Vektor ist im US-Patent
Nr. 4.419.446 offenbart. Eine Modifikation dieses Systems ist im
US-Patent Nr. 4.601.978 beschrieben. Siehe auch Gray et al., Nature
295, 503–508
(1982), zur Expression von cDNA, die für ein Immuninterferon in Affenzellen
kodiert; Reyes et al., Nature 297, 598–601 (1982), zur Expression
von menschlicher β-Interferon-cDNA in
Mäusezellen
unter der Kontrolle eines Thmyidinkinasepromotors vom Herpes-simplex-Virus;
Canani und Berg, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 79, 5166–5170 (1982),
zur Expression des menschlichen Interferon-β1-Gens in kultivierten Mäuse- und
Kaninchenzellen; und Gorman et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 79,
6777–6781 (1982),
zur Expression von bakteriellen CAT-Sequenzen in CV-1-Affennierenzellen,
Hühnerembryofibroblasten,
Chinahamster-Eierstockzellen, HeLa-Zellen und Mäuse-NIH-3T3-Zellen unter Verwendung
der langen terminalen Rous-Sarkomvirus-Wiederholung als Promotor.
-
Die
Transkription von DNA, die für
die gas6-Variante kodiert, durch höhere Eukaryoten wird oft durch Insertion
einer Verstärkersequenz
in den Vektor erhöht.
Enhancer sind relativ unabhängig
von Ausrichtung und Position und wurden 5' (Laimins et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 78, 993 (1981)) und 3' (Lusky
et al., Mol. Cell Bio. 3, 1108 (1983)) zur Transkriptionseinheit,
innerhalb eines Introns (Banerji et al., Cell 33, 729 (1983)) sowie innerhalb
der kodierenden Sequenz selbst (Osborne et al., Mol. Cell Bio. 4,
1293 (1984)) nachgewiesen. Heute sind viele Enhancersequenzen von
Säugetiergenen
bekannt (Globin, Elastase, Albumin, α-Fötoprotein und Insulin). Typischerweise
wird jedoch ein Enhancer von einem eukaryotischen Zellvirus verwendet.
Beispiele umfassen den SV40-Enhancer auf der späten Seite der Replikationsstartpunkts
(bp 100–270),
den frühen
Zytomegalie-Viruspromotorenhancer, den Polyomaenhancer auf der späten Seite
des Replikationsstartpunkts und Adenovirusenhancer. Siehe auch Yaniv,
Nature 297, 17–18
(1982), zur verstärkende
Elementen zur Aktivierung von eukaryotischen Promotoren. Der Enhancer
kann an einer Position 5' oder
3' zur für gas6 kodierenden Sequenz
in den Vektor gespleißt
werden, befindet sich jedoch vorzugsweise an einer Stelle 5' vom Promotor.
-
Expressionsvektoren,
die in eurkaryotischen Wirtszellen (Hefe-, Pilz-, Insekten-, Pflanzen-,
Tier-, Menschen- oder kernhaltige Zellen von anderen mehrzelligen
Organismen) verwendet werden, enthalten außerdem Sequenzen, die für die Termination
der Transkription und Stabilisierung der mRNA notwendig sind. Solche Sequenzen
sind im Allgemeinen von der 5'-
und gelegentlich von der 3'-untranslatierten
Region von eukaryotischen oder viralen DNAs oder cDNAS erhältlich.
Diese Regionen ent halten Nucleotidsegmente, die im untranslatierten
Abschnitt der mRNA, die für
die gas6-Variante kodiert, als polyadenylierte Fragmente transkribiert
sind.
-
Die
Konstruktion von geeigneten Vektoren, die eine oder mehrere der
oben genannten Komponenten enthalten, erfolgt unter Verwendung von
herkömmlichen
Ligationsverfahren. Isolierte Plasmide oder DNA-Fragmente werden
gespalten, zugeschneidert und in der gewünschten Form erneut ligiert,
um die erforderlichen Plasmide zu bilden.
-
Zur
Analyse zur Bestätigung
korrekter Sequenzen in konstruierten Plasmiden werden die Ligationsgemische
verwendet, um den E.-coli-K12-Stamm 294 (ATCC 31.446) und erfolgreiche
Transformanten zu transformieren, die durch Ampicillin- oder Tetracyclinresistenz
selektiert wurden, wenn geeignet. Plasmide von den Transformanten
werden hergestellt, durch Restriktionsendonukleaseverdau analysiert
und/oder durch das Verfahren gemäß Messing
et al., Nucleic Acids Res. 9, 309 (1981), oder das Verfahren gemäß Maxam
et al., Methods in Enzymology 65, 499 (1980), sequenziert.
-
Besonders
nützlich
bei der Umsetzung der vorliegenden Erfindung sind Expressionsvektoren,
die eine vorübergehende
Expression von DNA, die für
gas6-Varianten kodiert, in Säugetierzellen
ermöglichen.
Im Allgemeinen umfasst die vorübergehende
Expression die Verwendung eines Expressionsvektors, der zur effizienten
Replikation in einer Wirtszelle fähig ist, sodass die Wirtszelle
viele Kopien des Expressionsvektors anhäuft und wiederum große Mengen
eines gewünschten
Polypeptids synthetisiert, für
das der Expressionsvektor kodiert. Sambrook et al., w. o., 16.17–16.22.
Systeme für
vorübergehende
Expression, die einen geeigneten Expressionsvektor und eine Wirtszelle
umfassen, ermöglichen
eine bequeme positive Identifizierung von Polypeptiden, für die klonierte
DNAs kodieren, sowie das rasche Screenen von gas6-Varianten mit
den gewünschten
Bindungsspezifitäten/-affinitäten.
-
Andere
Verfahren, Vektoren und Wirtszellen, die zur Anpassung an die Synthese
der gas6-Varianten in rekombinanten Wirbeltierzellkulturen geeignet
sind, sind in Gething et al., Nature 293, 620–625 (1981); Mantei et al.,
Nature 281, 40–46
(1979); Levinson et al.;
EP 117.060 ;
und
EP 117.058 beschrieben.
Ein besonders nützliches
Plasmid für
die Säugetierzellkulturexpression
von gas6 ist pRK5 (
EP 307.247 )
oder pSV16B (PCT-Veröff.
Nr. WO 91/08291, veröffentlicht
am 13. Juni 1991).
-
Die
Wahl der Wirtszelllinie zur Expression einer gas6-Variante hängt vor
allem vom Expressionsvektor ab. Es kann wünschenswert sein, eine Wirtszelle
auszuwählen,
die kein γ-Carboxylaseenzym
aufweist. Ein häufig
nützlicher
Wirt für
diesen Zweck ist eine nicht von einem Säugetier stammende Zelle (z.
B. eine prokaryotische Zelle, der bekannterweise dieses Enzym fehlt).
Alternativ dazu kann eine Säugetierzelllinie
verwendet werden, aus der dieses Enzym entfernt wurde.
-
Geeignete
Wirtszellen zum Klonieren oder Exprimieren der Vektoren hierin sind
Prokaryoten-, Hefe- oder andere höhere Eukaryotenzellen, die
weiter oben beschrieben wurden. Zu diesem Zweck geeignete Prokaryoten
umfassen Eubakterien, wie beispielsweise gramnegative oder grampositive
Organismen, wie beispielsweise Enterobacteriaceae, wie z. B. Escherichia,
z. B. E. coli, Enterobacter, Erwinia, Klebsiella, Proteus, Salmonella,
z. B. Salmonella typhimurium, Serratia, z. B. Serratia marcescans,
und Shigella sowie Bacilli, wie z. B. B. subtilis und B. licheniformis
(z. B. B. licheniformis 41P, offenbart in DD 266.710, veröffentlicht
am 12. April 1989), Pseudomonas, wie z. B. P. aeruginosa, und Streptomyces.
Ein bevorzugte E.-coli-Klonierungswirt ist E. coli 294 (ATCC 31.446),
obwohl andere Stämme,
wie z. B. E. coli B, E. coli X1776 (ATCC 31.537) und E. coli W3110
(ATCC 27.325) ebenfalls geeignet sind. Diese Beispiele dienen zur
Veranschaulichung und nicht zur Einschränkung. Der Stamm W3110 ist
ein insbesondere bevorzugter Wirt oder Elternwirt, weil er ein herkömmlicher
Wirtsstamm für
rekombinante DNA-Produktfermentationen ist. Vorzugsweise sollte
die Wirtszelle minimale Mengen proteolytischer Enzyme sekretieren.
Der Stamm W3110 kann beispielsweise so modifiziert werden, dass
eine genetische Mutation in den für Proteine kodierenden Genen
erzielt wird, wobei Beispiele für solche
Wirte den E.-coli-W3110-Stamm 27C7 umfassen. Der komplette Genotyp
von 27C7 ist tonAΔ ptr3 phoAΔE15 Δ(argF-lac)169
ompTΔ degP41kanr. Der Stamm 27C7 wurden am 30. Oktober 1991
in der American Type Culture Collection als ATCC Nr. 55.244 hinterlegt.
Alternativ dazu kann der Stamm von E. coli mit mutierter periplasmatischer
Protease, der im US-Patent Nr. 4.946.783 vom 7. August 1990 offenbart
ist, verwendet werden. Alternativ dazu sind auch Klonierungsverfahren,
wie beispielsweise PCR oder andere Nucleinsäurepolymerasereaktionen, geeignet.
-
Neben
Prokaryoten sind auch eukaryotische Mikroben, wie beispielsweise
Fadenpilze oder Hefe, geeignete Klonierungs- oder Expressionswirte
für Vektoren,
die für
eine gas6-Variante kodieren. Saccharomyces cerevisiae, oder herkömmliche
Bäckerhefe,
ist der am häufigsten
verwendete niedere eukaryotische Wirtsmikroorganismus. Eine Reihe
von anderen Arten, Spezies und Stämmen ist jedoch ebenfalls verfügbar und
hierin verwendbar, wie beispielsweise Schizosaccharomyces pombe
(Beach und Nurse, Nature 290, 140 (1981);
EP 139.383 , veröffentlicht am 2. Mai 1985);
Kluyveromyces-Wirte (US-Patent Nr. 4.943.529; Fleer et al., w. o.), wie
beispielsweise K. lactis (MW98-8C, CBS683, CBS4574; Louvencourt
et al., J. Bacteriol. 737 (1983)), K. fragilis (ATCC 12.424); K.
bulgaricus (ATCC 16.045); K. wickeramii (ATCC 24.178), K. waltii
(ATCC 56.500), K. drosophilarum (ATCC 36.906; Van den Berg et al.,
w. o.), K. thermotolerans und K. marxianus; Yarrowia (
EP 402.226 ); Pichia pastoris (EP183.070;
Sreekrishna et al., J. Basic Microbiol. 28, 265–278 (1988)); Candida; Trichoderma
reesia (
EP 244.234 );
Neurospora crassa (Case et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 76, 5259–5263 (1979));
Schwanniomyces, wie z. B. Schwanniomyces occidentalis (
EP 394.538 , veröffentlicht am 31. Oktober 1990);
und Fadenpilze wie beispielsweise Neurospora, Penicillium, Tolypocladium
(WO 91/00357, veröffentlicht
am 10. Jänner
1991), und Aspergillus-Wirte, wie z. B. A. nidulans (Ballance et
al., Biochem, Biophys. Res. Commun. 112, 284–289 (1983); Tilburn et al.,
Gene 26, 205–221
(1983); Yelton et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 81, 1470–1474 (1984))
und A. niger (Kelly und Hynes, EMBO J. 4, 475–479 (1985)).
-
Geeignete
Wirtszellen zur Expression von glycosylierten gas6-Varianten stammen
von mehrzelligen Organismen. Solche Wirtszellen sind zu komplexen
Processing- und
Glycosylierungsaktivitäten
fähig.
Im Prinzip ist jede höhere
eukaryotische Zellkultur geeignet, egal ob sie von einer Wirbeltier-
oder Wirbellosenkultur stammt. Beispiele für Zellen von Wirbellosen umfassen
Pflanzen- und Insektenzellen. Zahlreiche Baculovirus-Stämme und
-Varianten sowie entsprechende geeignete Insektenwirtszellen von
Wirten, wie beispielsweise Spodoptera frugiperda (Raupe), Aedes
aegypti (Mücke),
Aedes albopictus (Mücke),
Drosophila melanogaster (Fruchtfliege) und Bombyx mori, wurden identifiziert.
Siehe beispielsweise Luckow et al., Bio/Technology 6, 47–55 (1988);
Miller et al., Genetic Engineering Bd. 8, 277–279, Setlow et al., Hrsg.,
Plenum Publishing (1986); und Maeda et al., Nature 315, 592–594 (1985).
Eine Reihe von Virusstämmen
zur Transfektion sind allgemein erhältlich, wie beispielsweise
die L-1-Variante von Autographa californica NPV und der Bm-5-Stamm
von Bombyx mori NPV, und solche Viren können als Viren gemäß vorliegender
Erfindung, insbesondere zur Transfektion von Spodoptera-frugiperda-Zellen,
verwendet werden.
-
Pflanzenzellkulturen
von Baumwolle, Kukuruz (Mais), Erdäpfel (Kartoffeln), Sojabohnen,
Petunien, Paradeiser (Tomaten) und Tabak können als Wirte verwendet werden.
Typischerweise werden Pflanzenzellen durch Inkubation mit bestimmten
Stämmen
des Bakteriums Agrobacterium tumefaciens transfiziert, das vorher so
manipuliert wurde, dass sie die gas6-Varianten-DNA enthält. Während der
Inkubation der Pflanzenzellkultur mit A. tumefaciens wird die DNA,
die für
die gas6-Variante kodiert, in den Pflanzenzellwirt transferiert,
sodass dieser transfiziert ist und unter geeigneten Bedingungen
die gas6-Varianten-DNA exprimiert. Außerdem sind Regulations- und
Signalsequenzen verfügbar,
die mit Pflanzenzellen kompatibel sind, wie beispielsweise der Nopalinsynthasepromotor
und Polyadenylierungssignalsequenzen. Depicker et al., J. Mol. Appl.
Gen. 1, 561 (1982). Darüber
hinaus sind DNA-Segmente, die aus der stromauf gelegenen Region
des T-DNA-780-Gens isoliert sind, zur Aktivierung oder Steigerung
der Transkription von pflanzenexprimierbaren Genen in re kombinantem
DNA-hältigen
Pflanzengewebe fähig.
EP 321.196 , veröffentlicht
am 21. Juni 1989.
-
Die
Vermehrung von Wirbeltierzellen in einer Kultur (Gewebekultur) ist
in den letzten Jahren zu einem Routineverfahren geworden (Tissue
Culture, Academic Press, Kruse and Patterson, Hrsg. (1973)). Beispiele für geeignete
Säugetierzelllinien
sind eine Affennieren-CV1-Linie, die durch SV40 (COS-7, ATCC CRL
1651) transformiert wurde; eine menschliche embryonale Nierenlinie
(293 oder 293-Zellen, die für
Wachstum in eines Suspensionskultur subkloniert wurden, Graham et
al., J. Gen Virol. 36, 59 (1977)); Babyhamster-Nierenzellen (BHK,
ATCC CCL 10); Chinahamster-Eierstockzellen vom Chinesischen Hamster/-DHFR
(CHO, Urlaub und Chasin, Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 77, 4216 (1980));
Mäuse-Sertolizellen
(TM4, Mather, Biol. Reprod. 23, 243–251 (1980)); Affen-Nierenzellen
(CV1 ATCC CCL 70); Nierenzellen von der Grünen Meerkatze (VERO-76, ATCC
CRL-1587); menschliche Zervixkarzinomzellen (HELA, ATCC CCL 2);
Hunde-Nierenzellen (MDCK, ATCC CCL 34); Büffelratten-Leberzehen (BRL
3A, ATCC CRL 1442); menschliche Lungenzellen (W138, ATCC CCL 75);
menschliche Leberzellen (HepG2, HB 8065); Mäuse-Brusttumoren (MMT 060562,
ATCC CCL 51); TR1-Zellen (Mather et al., Annals N. Y. Acad. Sci.
383, 44–68
(1982)); MRC-4-Zellen; FS4-Zellen; und eine menschliche Hepatomlinie
(Hep G2).
-
Wirtszellen
werden mit den oben beschriebenen Expressions- oder Klonierungsvektoren
gemäß vorliegender
Erfindung transfiziert und in herkömmlichen Nährmedien auf eine Art kultiviert,
wie sie zur Induktion von Promotoren, Selektion von Transformanten
oder Amplifikation der Gene, die für die gewünschten Sequenzen kodieren,
geeignet ist. Je nach verwendeter Wirtszelle wird die Transfektion
unter Verwendung von Standardverfahren durchgeführt, die für solche Zellen geeignet sind.
Im Allgemeinen wird für
Prokaryoten oder andere Zellen, die beträchtliche Zellwandbarrieren
aufweisen, Calciumbehandlung unter Verwendung von Calciumchlorid,
wie sie in Abschnitt 1.82 von Sambrook et al., w. o., beschrieben
ist, oder Elektroporation eingesetzt. Eine Infektion mit Agrobacterium
tumefaciens wird zur Transformation be stimmter Pflanzenzellen verwendet,
wie in Shaw et al., Gene 23, 315 (1983), und in der WO 89/05859,
veröffentlicht
am 29. Juni 1989, beschrieben ist. Außerdem können Pflanzen unter Verwendung
von Ultraschallbehandlung transfiziert werden, wie sie in der WO
91/00358, veröffentlicht
am 10. Jänner
1991, beschrieben ist.
-
Für Säugetierzellen
ohne solche Zellwände
ist das Calciumphosphatausfällungsverfahren
gemäß Graham
und van der Eb, Virology 52, 456–457 (1978), bevorzugt. Allgemeine
Aspekte der Säugetierwirtszellsystemtransformationen
wurden von Axel im US-Patent Nr. 4.399.216, erteilt am 16. August
1983, beschrieben. Transformationen in Hefe werden typischerweise
nach dem Verfahren gemäß Van Solingen
et al., J. Bact. 130, 946 (1977), und Hsiao et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. (USA) 76, 33829 (1979), durchgeführt. Aber auch andere Verfahren
zur Einführung
von DNA in Zellen, wie beispielsweise nukleare Mikroinjektion, Elektroporation, bakterielle
Protoplastenfusion mit intakten Zellen oder Polykationen, z. B.
Polybren, Polyornithin, usw. können verwendet
werden. Zu verschiedenen Verfahren zur Transformation von Säugetierzellen
siehe Keown et al., Methods in Enzymology (1989), Keown et al.,
Methods in Enzymology 185, 527–537
(1990), und Mansour et al., Nature 336, 348–352 (1988).
-
Prokaryotische
Zellen, die zur Herstellung der gas6-Variante gemäß vorliegender
Erfindung verwendet werden, werden in geeigneten Medien kultiviert,
wie in Sambrook et al., w. o., allgemein beschrieben ist.
-
Die
Säugetierwirtszellen,
die zur Herstellung der gas6-Variante gemäß vorliegender Erfindung verwendet
werden, können
in unterschiedlichen Medien kultiviert werden. Im Handel erhältliche
Medien, wie beispielsweise Ham's
F10 (Sigma), Minimal Essential Medium ((MEM), Sigma), RPMI-1640
(Sigma) und Dulbecco's
Modified Eagle's
Medium ((DMEM), Sigma) sind zur Kultivierung der Wirtszellen geeignet.
Außerdem kann
jedes der in Ham und Wallace, Meth. Enz. 58, 44 (1979), Barnes und
Sato, Anal. Biochem. 102, 255 (1980), in den US-Patenten Nr. 4.767.704;
4.657.866; 4.927.762; oder 4.560.655; in der WO 90/03430; in der WO
87/00195; im US-Patent Re. 30.985; oder im US-Patent 5.122.469,
die alle durch Verweis hierin aufgenommen sind, beschriebene Medium
als Kulturmedium für
die Wirtszellen verwendet werden. Jedes dieser Medien kann je nach
Bedarf mit Hormonen und/oder anderen Wachstumsfaktoren (z. B. Insulin,
Transferrin oder Epidermis-Wachstumsfaktor), Salzen (z. B. Natriumchlorid,
Calcium, Magnesium und Phosphat), Puffern (z. B. HEPES), Nucleosiden
(z. B. Adenosin und Thymidin), Antibiotika (z. B. das Arzneimittel
GentamycinTM), Spurenelementen (definiert
als anorganische Verbindungen, die üblicherweise in Endkonzentrationen
im Mikromolbereich vorhanden sind) und Glucose oder einer äquivalenten
Energiequelle ergänzt
werden. Auch jede beliebige andere Ergänzung kann in geeigneten Konzentrationen
zugeführt
werden, was Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt ist.
-
In
bestimmten Ausführungsformen
ist es wünschenswert,
die transformierte Wirtszelle in Abwesenheit von Vitamin K zu kultivieren,
da so die γ-Carboxylierung
der A-Domäne
des gas6-Polypeptids verringert werden kann. Alternativ dazu können die
transformierten Wirtszellen in Gegenwart eines Carboxylaseinhibitors, wie
z. B. Warfarin, kultiviert werden.
-
Die
Kultivierungsbedingungen, wie beispielsweise Temperatur, pH und
dergleichen, sind dieselben, wie sie vorher für die zur Expression gewählten Wirtszellen
verwendet wurden und sind Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung
hinreichend bekannt. Im Allgemeinen finden sich Grundlagen, Arbeitsvorschriften
und praktische Verfahren zur Maximierung der Produktivität von Säugetierzellkulturen
in M. Butler, Hrsg., Mammalian Cell Biotechnology: a Practical Approach,
IL Press (1991). Die in dieser Veröffentlichung genannten Wirtszellen
umfassen Zellen in Kultur sowie Zellen, die sich in einem Wirtstier
befinden.
-
Eine
gas6-Variante wird vorzugsweise als sekretiertes Polypeptid aus
dem Kulturmedium gewonnen, obwohl sie auch aus Wirtszelllysaten
gewonnen werden kann.
-
Wenn
eine gas6-Variante in einer rekombinante Zelle produziert wird,
die nicht menschlichen Ursprungs ist, ist sie vollkommen frei von
Proteinen oder Polypeptiden menschlichen Ursprungs. Es ist jedoch notwendig,
gas6 von Zellproteinen oder Polypeptiden zu reinigen, um Präparate zu
erhalten, die im Wesentlichen homogen in Bezug auf gas6 sind. Ein
erster Schritt umfasst das Entfernen von Teilchentrümmern, entweder
Wirtszellen oder lysierte Fragmente, beispielsweise durch Zentrifugation
oder Ultrafiltration; gegebenenfalls kann das Protein mit einem
im Handel erhältlichen
Proteinkonzentrationsfilter konzentriert werden, wonach das gas6
durch einen oder mehrere Schritte von anderen Verunreinigungen abgetrennt
wird, die aus Heparin-Sepharose-Chromatographie, Immunaffinitätschromatographie,
Ionenaustauschsäulenfraktionierung (z.
B. auf DEAE oder Carboxymethyl- oder Sulfopropylgruppen enthaltenden
Matrizen), Chromatographie auf Blue-Sepharose, CM-Blue-Sepharose, MONO-Q,
MONO-S, Linsen-Lectin-Sepharose, WGA-Sepharose, Con-A-Sepharose, Ether-Toyopearl,
Butyl-Toyopearl, Phenyl-Toyopearl oder Protein-A-Sepharose, SDS-PAGE-Chromatographie,
Silicachromatographie, Chromatofokussierung, Umkehrphasen-HPLC (z.
B. Silicagel mit angehängten
aliphatischen Gruppen), Gelfiltration unter Verwendung beispielsweise
eines Sephadex-Molekularsiebs oder Größenausschlusschromatographie,
Chromatographie auf Säulen,
die selektiv gs6 binden, und Ethanol- oder Ammoniumsulfatausfällung ausgewählt sind.
Ein Proteaseinhibitor kann in einem der vorangegangenen Schritte
inkkludiert sein, um die Proteolyse zu hemmen, und Antibiotika können inkludiert
sein, um das Wachstum von hinzukommenden Verunreinigungen zu verhindern.
Beispiele für
geeignete Proteaseinhibitor umfassen Phenylmethylsulfonylfluorid
(PMSF), Leupeptin, Pepstatin, Aprotinin, 4-(2-Aminoethyl)benzolsulfonylfluoridhydrochloridbestatin,
Chymostatin und Benzamidin.
-
Gas6-Varianten,
in denen Reste deletiert, insertiert oder substituiert wurden, werden
auf dieselbe Weise gewonnen wie natives gas6, wobei wesentliche
Veränderungen
der Eigenschaften durch die Variation bedacht werden. Die Herstellung
von "epitopmarkiertem" gas6 erleichtert
beispielsweise die Reinigung unter Verwendung einer Immunaffinitätssäule, die
Antikörper
gegen das Antigen enthält,
um das Fusionspoly peptid zu adsorbieren. Immunaffinitätssäulen, wie
beispielsweise eine polyklonale Kaninchen-Anti-gas6-Säule, können verwendet
werden, um die gas6-Variante durch Bindung an zumindest ein verbleibendes
Immunepitop zu absorbieren. Fachleute auf dem Gebiet der Erfindung
werden erkennen, dass Reinigungsverfahren für natives gas6 eventuelle eine
Modifikation erfordern können,
um den Veränderungen
im Charakter von gas6 oder seinen Varianten bei Produktion in einer
rekombinanten Zellkultur Rechnung zu tragen.
-
3. In-vitro- und In-vivo-Verwendungen
von gas6-Varianten
-
Die
vorliegende Erfindung stellt Verfahren zur Aktivierung eines Rse-Rezeptors
oder Mer-Rezeptors und/oder zur Förderung des Überlebens,
der Proliferation oder der Differenzierung von Zellen, die den Rse-Rezeptor
oder Mer-Rezeptor umfassen, unter Verwendung von gas6-Varianten
bereit. Die gas6-Varianten, die gemäß vorliegender Erfindung verwendet
werden können,
können
auf verschiedene Arten hergestellt werden, wie im vorigen Abschnitt
beschrieben wurde (siehe auch Beispiel 6).
-
Die
gas6-Variante kann von einer menschlichen oder nichtmenschlichen
Spezies stammen. Beispielsweise kann ein Säugetier mit Varianten von gas6
von einer anderen Säugetierspezies
behandelt werden (z. B. können
Mäuse mit
menschlichem gas6 behandelt werden). Zwischen murinem gas6 und menschlichem
gas6 besteht beträchtliche
Homologie (etwa 81% Aminosäureidentität), und
so wird erwartet, dass gas6 von verschiedenen Säugetierspezies verwendet werden
kann. Vorzugsweise wird das Säugetier
jedoch mit homologem gas6 behandelt (z. B. werden Menschen mit menschlichem
gas6 behandelt), um mögliche
Immunogenität des
gas6 im Säugetier
zu vermeiden.
-
Die
vorliegende Erfindung umfasst Verfahren zur Aktivierung eine Rse-
oder Mer-Rezeptors und/oder zur Förderung des Überlebens,
der Proliferation oder der Differenzierung von Zellen, die den Rse-
oder Mer-Rezeptor umfassen, in vivo und in vitro. Die Zellen werden
normalerweise mit dem gas6-Varianten-Polypeptid behandelt. Auf dem
Gebiet der Erfindung wurden jedoch schon gentherapeutische Ansätze beschrieben,
die in die vorliegende Erfindung aufgenommen sind. Diese Verfahren
umfassen Genverabreichung an eine Zelle unter Verwendung eines Adenovirus,
Herpes-simplex-1-Virus oder adenoassoziierten Virus sowie von auf
Lipid basierenden Verabreichungssystemen (z. B. Liposome). Retroviren
sind für
Ex-vivo-Gentherapieansätze
nützlich.
Demgemäß ist es
möglich,
die Nucleinsäure
zu verabreichen, die für
eine gas6-Variante kodiert, was zur Expression des gas6-Varianten-Polypeptids
im Patienten oder in einer Gewebekultur führt. Zu Beispielen für gentherapeutische
Verfahren siehe WO 93/25673 und die darin genannten Literaturverweise.
-
Gemäß den In-vitro-Verfahren
der vorliegenden Erfindung werden Zellen bereitgestellt, die den
Rse- oder Mer-Rezeptor umfassen, und in ein Zellkulturmedium gegeben.
Beispiele für
Rse-Rezeptor-hältige
Zellen umfassen Nervenzellen, z. B. Gehirnzellen (wie z. B. Neuronen
des Neocortex, Cerebellum und Hippocampus); Gliazellen (z. B. Schwann-Zellen
oder Astrozyten); von Niere oder Brust stammende Zellen; Zellen
von Ovarien oder Testes; Fibroblastenzellen, wie z. B. Mäuse-3T3-Zellen;
Zellen vom hämatopoetischen
System, wie z. B. CMK11-5. Beispiele für Mer-Rezeptor-hältige Zellen
umfassen mononukleare periphere Blutzellen, mononukleare Zellen
des Knochenmarks, Monozyten, primäre hämatopoetische Zeilen und Zellen
von Testes, Ovarien, Prostata, Lunge, Niere, Milz, Leukozyten des
peripheren Bluts, Plazenta, Thymus, Dünndarm, Dickdarm oder Leber.
Beispiele für
Zelllinien, die unter Verwendung von gas6 kultiviert werden sollen,
umfassen T-Lymphozytenleukämiezelllinien
(z. B. CCRF-HSB-2, JURKAT, HPB-ALL und Peer); die K-562-Zelllinie;
monozytische Leukämie-/Lymphomzelllinien
(z. B. U-937); megakaryoblastische Leukämiezelllinien (z. B. UT-7) und
andere Zelllinien, die einen Mer-Rezeptor exprimieren, wie sie in
Graham et al., Cell Growth Differ. 5, 647 (1994), beschrieben sind.
-
Geeignete
Gewebekulturmedien sind Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung
ausreichend bekannt und umfassen Minimal Essential Medium (MEM),
RPMI-1640 und Dulbecco's
Modified Eagle's
Medium (DMEM), sind jedoch nicht darauf eingeschränkt. Diese
Gewebekulturmedien sind im Handel von Sigma Chemical Company (St.
Louis, MO, USA) und GIBCO (Grand Island, NY, USA) erhältlich.
Die Zellen werden dann im Zellkulturmedium unter Bedingungen kultiviert,
die ausreichen, damit die Zellen lebensfähig bleiben und in Gegenwart
einer effektiven Menge gas6 wachsen. Die Zellen könne auf
verschiedene Arten kultiviert werden, einschließlich Kultivierung in einer
Koagulum-, Agar- oder Flüssigkeitskultur.
-
Die
Zellen werden bei physiologisch annehmbaren Temperaturen, wie beispielsweise
37°C, beispielsweise
in Gegenwart einer effektiven Menge gas6-Variante kultiviert. Die
Menge der gas6-Variante kann variieren, liegt jedoch vorzugsweise
im Bereich von etwa 10 ng/ml bis etwa 1 mg/ml. Die gas6-Variante
kann natürlich
in einer Dosis zur Kultur zugesetzt werden, die von einem Fachmann
auf dem Gebiet der Erfindung empirisch ohne übermäßiges Experimentieren bestimmt
wurde. Die Konzentration der gas6-Variante in der Kultur hängt von
verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise den Bedingungen, unter
denen die Zellen und gas6 kultiviert werden. Die spezifische Temperatur
und Dauer der Inkubation sowie andere Kultivierungsbedingungen können in
Abhängigkeit
von Faktoren variieren, wie beispielsweise der Konzentration der
gas6-Variante und der Art der Zellen und des Mediums. Fachleute
auf dem Gebiet der Erfindung können
operative und optimale Kultivierungsbedingungen ohne übermäßiges Experimentieren
bestimmen. Die Proliferation, die Differenzierung und/oder das Überleben
der Zellen (z. B. Nervenzellen oder mononukleare Zellen) in den
Kulturen kann durch verschiedene auf dem Gebiet der Erfindung bekannte
Tests bestimmt werden, z. B. durch die, die auch weiter oben beschrieben
sind.
-
Es
wird angenommen, dass die Verwendung einer gas6-Variante zur Förderung
des Überlebens,
der Proliferation und/oder der Differenzierung in vitro auf verschiedene
Arten nützlich
sein kann. Beispielsweise können
Nervenzellen, die in vitro in Gegenwart einer gas6-Variante kultiviert
wurden, in ein Säugetier
infundiert werden, das an verringerten Mengen der Zellen leidet.
In anderen Ausführungsformen
kann eine gas6-Variante verwendet werden, um hämatopoetische Zellen (wie z.
B. Monozyten/Makrophagen) ex vivo zu kultivieren, die dann einem
Patienten mit erhöhten Werten
dieser Blutzellen verabreicht werden kann (beispielsweise wenn der
Patient eine Chemo- oder Strahlentherapie durchlaufen hat). Stabile
In-vitro-Kulturen können
auch zur Isolation von zellspezifischen Faktoren und zur Expression
von endogenen oder rekombinant eingebrachten Proteinen in der Zelle
verwendet werden. gas6-Varianten können auch zur Förderung
des Überlebens,
der Proliferation und/oder der Differenzierung von Zellen verwendet
werden, die das Wachstum und/oder die Differenzierung anderer Zellen
in einer Zellkultur unterstützen
(z. B. Stromazellen zur Unterstützung
von nichtadhärenten
Knochenmarkszellen). Auf diese Weise können Schwann-Zellen das neuronale Überleben
in einer Zellkultur fördern.
-
Eine
gas6-Variante ist zur Züchtung
von Schwann-Zellen ex vivo insbesondere geeignet. Wünschenswerterweise
sollten solche Populationen von Zellen in einer Zellkultur zur Isolation
von zellspezifischen Faktoren, z. B. P75NGFR,
das ein Schwann-Zellen-spezifischer
Marker ist, vorhanden sein. Solche Faktoren sind nützliche
Dianosewerkzeuge oder können
wie etwa im Falle von P75NGFR, als Antigene
verwendet werden, um Antikörper
für diagnostische
Zwecke herzustellen. Außerdem
sind stabile Populationen von Schwann-Zellen in einer Zellkultur
wünschenswert,
um eine Charakterisierung anderer Mitogene und wachstumshemmender Faktoren
für diese
Zellen zu erleichtern.
-
Die
Erfindung stellt außerdem
In-vivo-Verwendungen für
gas6-Varianten bereit. Basierend auf der Fähigkeit von gas6, die Proliferation
von Gliazellen zu fördern
(siehe Beispiel 9), wird angenommen, dass dieses Molekül für die Behandlung
von Krankheiten besonders geeignet ist, die Demyelinisierung, Schädigung oder Verlust
von Gliazellen involvieren (z. B. Multiple Sklerose).
-
Außerdem wird
angenommen, dass gas6 nützlich
zur Förderung,
Aufrechterhaltung und/oder Regeneration von Neuronen in vivo ist,
einschließlich
zentraler (Gehirn und Rückenmark),
peripherer (Sympathikus-, Parasympathikus-, Sinnes- und Darmneuronen)
und Motorneuronen. Demgemäß können gas6-Varianten
in Verfahren zur Diagnose und/oder Behandlung verschiedener "neurologischer Erkrankungen
oder Störungen" verwendet werden,
welche sich auf das Nervensystem eines Säugetiers, wie beispielsweise
eines Menschen, auswirken.
-
Solche
Erkrankungen oder Störungen
können
in Patienten auftreten, deren Nervensystem durch beispielsweise
ein Trauma, eine Operation, einen Schlaganfall, eine Ischämie, eine
Infektion, eine Stoffwechselerkrankung, einen Nährstoffmangel, Malignität oder toxische
Stoffe geschädigt
ist. Der Wirkstoff ist so ausgerichtet, dass der das Überleben
oder Wachstum von Neuronen fördert.
Eine gas6-Variante kann beispielsweise verwendet werden, um das Überleben
oder Wachstum von Motorneuronen zu fördern, die durch ein Trauma
oder eine Operation geschädigt
wurden. Außerdem
kann eine gas6-Variante verwendet werden, um Motorneuronenstörungen,
wie beispielsweise amyotrophe Lateralsklerose (Lou-Gehrig-Syndrom),
Bell-Lähmung
und verschiedene Zustände,
die spinale Muskelatrophie oder Lähmung beinhalten, zu behandeln.
gas6 kann auch verwendet werden, um menschliche "neurodegenerative Störungen", wie beispielsweise die Alzheimer-Krankheit,
die Parkinson-Krankheit,
Epilepsie, Multiple Sklerose, Huntington-Chorea, das Down-Syndrom,
Nerventaubheit und die Menière-Krankheit,
zu behandeln.
-
Weiters
kann eine gas6-Variante verwendet werden, um Neuropathie, insbesondere
periphere Neuropathie, zu behandeln. "Periphere Neuropathie" bezieht sich auf
eine Störung,
die sich auf das periphere Nervensystem auswirkt und sich meist
als eine oder eine Kombination von motorischen, sensorischen, sensomotorischen
oder autonomen neuralen Funktionsstörungen zeigt. Die große Vielfalt
an durch periphere Neuropathien gezeigten Morphologien kann einzig
und allein auf eine gleichfalls große Vielfalt an Ursachen zurückgeführt werden.
Beispielsweise können
periphere Neuropathien genetisch bedingt sind, das Ergebnisse einer systemischen
Erkrankung sein oder durch einen toxischen Stoff verursacht worden
sein. Beispiele umfassen distale sensomotorische Neuropathie oder
autonome Neuropathien, wie z. B. verringerte Motilität des Magen-Darm-Trakts
oder Atonie der Harnblase, sind jedoch nicht darauf beschränkt. Beispiele
für Neuropathien in
Zusammenhang mit systemi schen Erkrankungen umfassen das Post-Polio-Syndrom;
Beispiele für
vererbte Neuropathien umfassen die Charcot-Marie-Tooth-Krankheit,
die Refsum-Krankheit, Abetalipoproteinämie, die Tangier-Krankheit,
das Krabbe-Syndrom, methachromatische Leukodystrophie, das Fabry-Syndrom
und das Dejerine-Sottas-Syndrom; und Beispiele für durch toxische Stoffe ausgelöste Neuropathien
umfassen solche, die durch Behandlung mit einem chemotherapeutischen
Wirkstoff, wie z. B. Vincristin, Cisplatin, Methotrexat oder 3'-Azido-3'-desoxythymidin,
ausgelöst
werden.
-
Aufgrund
der Expression eines Rse-Rezeptors und Mer-Rezeptors auf hämatopoetischen
Zellen kann eine gas6-Variante verwendet werden, um die Repopulation
von reifen Blutzelllinien in Patienten zu fördern, die eine Chemo- oder
Strahlungstherapie oder Knochenmarkstransplantationstherapie durchlaufen
haben. Es wird angenommen, dass gas6 durch die Förderung der Proliferation und/oder
Differenzierung von hämatopoetischen
Zellen (z. B. Monozyten und Megakaryozyten) wirkt. Auf ähnliche
Weise kann eine gas6-Variante verwendet werden, um Krankheiten zu
behandeln, die durch einen Rückgang
an Blutzellen charakterisiert sind. Beispiele für diese Krankheiten umfassen
Anämie
(einschließlich
makrozytischer und aplastischer Anämie); Thrombozytopenie; Monozytopenie;
Hypoplasie; immun-(automimmun-)thrombozytopenische Purpura (ITP); und
HIV-induzierte ITP. gas6 kann auch zur Förderung des Wachstums und/oder
der Reparatur von Gewebe (z. B. Testis, Ovarium, Prostata, Lunge
oder Niere), das einen oder beide der Rezeptoren exprimiert, verwendet
werden. Auch zur Verbesserung der Fortpflanzungsfunktion kann eine
gas6-Variante eingesetzt werden, wenn in den Testes und Ovarien
starke Expression von Mer-Rezeptoren vorhanden ist.
-
Da
Mer auf mononuklearen Zellen exprimiert wird, wird angenommen, dass
eine gas6-Variante zur Behandlung von Zuständen verwendet werden kann,
in denen die Proliferation und/oder Differenzierung dieser Zellen
gewünscht
ist. Beispielsweise kann eine gas6-Variante verwendet werden, um
die Monozyten-(z. B. Makrophagen-)Werte in einem Patienten zu erhöhen, wenn
dies erforderlich oder gewünscht
ist.
-
In
anderen Ausführungsformen
kann eine gas6-Variante verwendet werden, um die Funktion von Zellen
zu modulieren, die den Mer- oder Rse-Rezeptor aufweisen. Beispielsweise
kann eine gas6-Variante eingesetzt werden, um Monozyten/Makrophagen
in Situationen zu aktivieren, in denen solch eine Aktivierung gewünscht ist
(z. B. zur Behandlung von Infektionen).
-
Therapeutische
Formulierungen einer gas6-Variante werden durch Vermischen der gas6-Variante
mit dem gewünschten
Reinheitsgrad mit optionalen pharmazeutisch annehmbaren Trägern, Exzipienten
oder Stabilisatoren, die allgemein bekannt sind, hergestellt. Annehmbare
Träger,
Exzipienten oder Stabilisatoren sind für den Patienten in den eingesetzten
Dosen und Konzentrationen nicht toxisch und umfassen Puffer, wie
beispielsweise Phosphat, Citrat oder andere organische Säuren; Antioxidanzien,
einschließlich
Ascorbinsäure; Polypeptide
mit geringem Molekulargewicht (weniger als etwa 10 Reste); Proteine,
wie beispielsweise Serumalbumin, Gelatine oder Immunglobuline; hydrophile
Polymere, wie beispielsweise Polyvinylpyrrolidon; Aminosäuren, wie
beispielsweise Glycin, Glutamin, Asparagin, Arginin oder Lysin;
Monosaccharide, Disaccharide und andere Kohlenhydrate, einschließlich Glucose,
Mannose oder Dextrine; Chelatbildner, wie beispielsweise EDTA; Zuckeralkohole,
wie beispielsweise Mannit oder Sorbit; salzbildende Gegenionen,
wie beispielsweise Natrium; und/oder nichtionische Tenside, wie
beispielsweise Tween, Pluronics oder Polyethylenglykol (PEG).
-
Es
kann wünschenswert
sein, eine gas6-Variante an eine Membran, wie beispielsweise eine
Silicongummimembran, zu adsorbieren, die in der Nähe von geschädigtem Nervengewebe
implantiert werden kann, oder eine gas6-Variante in Liposome zu
inkorporieren. PCT Veröff.
Nr. WO 91/04014 (veröffentlicht
am 4. April 1991). In einer weiteren Ausführungsform ist die für therapeutische
Zwecke verwendete gas6-Variante
eine gas6-Variante, die kovalent an eine anderes Protein, wie z.
B. eine Immunglobulindomäne,
gebunden ist (z. B. um gas6-IgG herzustellen).
-
Eine
gas6-Variante wird gegebenenfalls mit anderen neurotrophen Faktoren
kombiniert oder zusammen mit diesen verabreicht, um eine gewünschte therapeutische
Wirkung zu erzielen. Beispielsweise kann eine gas6-Variante zusammen
mit einem Nervenwachstumsfaktor (NGF), mit Neurotrophinen (NT-3),
mit einem von einem Knochen stammenden Nervenfaktor (BDNF), mit
Neurotrophinen-4 und -5 (NT-4/5), einem insulinähnlichen Wachstumsfaktor (z.
B. IGF-1 oder IGF-2) oder einem anderen neurotrophen Faktor verwendet werden,
um eine synergistische Stimulationswirkung auf das Wachstum von
Sinnesneuronen zu erreichen, worin der Begriff "synergistisch" bedeutet, dass die Wirkung der Kombination
von gas6 mit einer zweiten Substanz stärker ist als die Wirkung einer
der beiden Substanzen alleine.
-
Zur
Verwendung bei der Hämatopoese
kann eine gas6-Variante zusammen mit einem oder mehreren Zytokinen
verabreicht werden. Zu den Zytokinen gehören Wachstumshormone, insulinähnliche
Wachstumsfaktoren, menschliche Wachstumshormone, menschliche N-Methionyl-Wachstumshormone,
Rinderwachstumshormone, Parathormone, Thyroxin, Insulin, Proinsulin,
Relaxin, Prorelaxin, Glykoproteinhormone, wie z. B. follikelstimulierende
Hormone (FSH), schilddrüsenstimulierende
Hormone (TSH) und luteinisierende Hormone (LH), hämatopoetische
Wachstumsfaktoren, hepatische Wachstumsfaktoren, Fibroblastenwachstumsfaktoren,
Prolactin, Plazentalaktogen, Tumornekrosefaktor-α und -β, Mullerian-Inhibiting-Substanz,
mäusegonadotropinassoziierte
Peptide, Inhibin, Activin, vaskuläre Endothelwachstumsfaktoren,
Integrin, Thrombopoietin, Nervenwachstumsfaktoren, wie z. B. NGF-β, Blutplättchenwachstumsfaktoren,
transformierende Wachstumsfaktoren (TGFs), wie z. B. TGF-α und TGF-β, insulinähnliche
Wachstumsfaktoren I und II, Erythropoietin (EPO), osteoinduktive
Faktoren, Interferonen, wie z. B. Interferon-α, -β und -γ, das Koloniewachstum stimulierenden
Faktoren (CSFs), wie z. B. Makrophage-CSF (M-CSF), Granulozyten-Makrophagen-CSF (GM-CSF) und
Granulozyten-CSF (G-CSF), Interleukine (ILs), wie z. B. IL-1, IL-1α, IL-2, IL-3,
IL-4, IL-5, IL-6, IL-7, IL-8, IL-9, IL-11, IL-12, und andere Polypeptidfaktoren,
einschließlich
LIF, SCF und Kit-Liganden. Die obigen Begriffe umfassen hierin Proteine
von natürlichen
Quellen oder von rekombinanten Zellkulturen. Auf ähnliche
Weise umfassen die Begriffe biologisch akti ve Äquivalente, deren Aminosäuresequenz
sich beispielsweise durch eine oder mehrere Aminosäuren oder
die sich in der Art oder im Ausmaß der Glykosylierung unterscheiden.
-
Eine
gas6-Variante, die zur In-vivo-Verabreichung verwendet wird, muss
steril sein. Dies kann leicht erreicht werden, indem eine Lösung einer
gas6-Variante durch sterile Filtrationsmembranen filtriert wird.
Danach kann die filtrierte Lösung
in einen Behälter
mit einer sterilen Zugangsöffnung
gegeben werden, beispielsweise in einen Beutel für intravenöse Lösungen oder ein Phiole mit
einem Stöpsel,
der mithilfe einer Nadel für subkutane
Injektionen durchstochen werden kann. Die filtrierte Lösung kann
auch gefriergetrocknet werden, um eine sterile gas6-Variante in
Pulverform herzustellen.
-
Verfahren
zur Verabreichung von gas6-Varianten in vivo umfassen Injektion
oder Infusion auf intravenösem,
intraperitonealem, intrazerebralem, intrathekalem, intramuskulärem, intraokulärem, intraarteriellem oder
intraläsionalem
Wege und mithilfe von Retardformulierungen.
-
Retardformulierungen
bestehen im Allgemeinen aus einer gas6-Variante und einer Matrix,
aus der das gas6 oder der gas6-Antagonist über einen Zeitraum abgegeben
wird. Geeignete Matrizen umfassen halbdurchlässige Polymermatrizes in Gestalt
von Formstücken,
beispielsweise Membranen, Fasern oder Mikrokapseln. Retardmatrizen
können
Polyester, Hydrogele, Polylactide, US-Pat. Nr. 3.773.919, Copolymere
aus L-Glutaminsäure
und γ-Ethyl-L-glutamat,
Sidman et al., Biopolymers 22, 547–556 (1983), Poly(2-hydroxyethylmethacrylat)
oder Ethylenvinylacetat, Langer et al., J. Biomed. Mater. Res. 15,
167–277
(1981), und Langer, Chem. Tech. 12, 98–105 (1982), sein.
-
In
einer Ausführungsform
der Erfindung umfasst die therapeutische Formulierung einer gas6-Variante, die
in Liposomen eingeschlossen oder damit komplexiert ist. Beispielsweise
kann eine kovalent an eine Glykophosphatidylinositolgruppierung
gebun dene gas6-Variante verwendet werden, um ein Liposom zu bilden,
das eine gas6-Variante
umfasst. In einer weiteren Ausführungsform
umfasst die therapeutische Formulierung Zellen, die aktiv eine gas6-Variante
produzieren. Solche Zellen können
direkt in das Gewebe eines Patienten eingebracht oder in porösen Membranen
eingeschlossen werden, die dann einem Patienten implantiert werden, wobei
in beiden Fällen
die Abgabe einer gas6-Variante in Bereichen im Körper des Patienten bereitgestellt wird,
die erhöhte
oder verringerte Konzentrationen von gas6 erfordern. Alternativ
dazu kann ein Expressionsvektor, der gas6-Varianten-DNA umfasst,
zur In-vivo-Transformation von Zellen eines Patienten verwendet werden,
um dasselbe Ergebnis zu erzielen.
-
Eine
wirksame Menge einer gas6-Variante, die therapeutisch eingesetzt
werden kann, hängt
beispielsweise von den Zielen der Therapie, vom Verabreichungsweg
und vom Zustand des Patienten ab. Demgemäß muss der Therapeut die Dosierung
titrieren und den Verabreichungsweg so anpassen, dass die optimale
therapeutische Wirkung erzielt wird. Eine typische Tagesdosis kann
im Bereich von etwa 1 μg/kg
bis zu 100 mg/kg oder mehr liegen, je nach den oben genannten Faktoren.
Wenn möglich
sollten die geeigneten Dosisbereiche zuerst in vitro, beispielsweise
durch Tests für
das Überleben
oder Wachstum von Zellen, die auf dem Gebiet der Erfindung allgemein
bekannt sind, und dann in geeigneten Tiermodellen bestimmt werden,
woraus dann Dosisbereiche für
menschliche Patienten extrapoliert werden können. In einer spezifischen
Ausführungsform der
Erfindung stellt eine pharmazeutische Zusammensetzung, die zur Förderung
des Überlebens
oder Wachstums von Neuronen wirksam ist, eine lokale gas6-Konzentration
in vivo von zwischen etwa 0,1 und 10 ng/ml bereit.
-
Die
Erfindung stellt außerdem
einen Herstellungsartikel und ein Set bereit, das Materialien enthält, die zur
Aktivierung eines Rse- oder Mer-Rezeptors oder zur Förderung
des Überlebens,
der Proliferation oder der Differenzierung von Zellen, die den Rse-
oder Mer-Rezeptor umfassen, nützlich
sind. Der Herstellungsartikel umfasst einen Behälter mit einem Etikett. Geeignete
Behälter
umfassen beispielsweise Fla schen, Phiolen und Reagenzgläser. Die
Behälter
können
aus verschiedenen Materialien bestehen, wie beispielsweise Glas
oder Kunststoff. Der Behälter
enthält
eine Zusammensetzung, die zur Aktivierung des Rse- oder Mer-Rezeptors und/oder
zur Förderung
des Überlebens,
der Proliferation und/oder der Differenzierung von Zellen, die den
Rezeptor von Interesse aufweisen, wirksam ist. Der aktive Wirkstoff
in der Zusammensetzung ist eine gas6-Variante. Das Etikett auf dem
Behälter
gibt an, dass die Zusammensetzung zur Aktivierung des Rse- oder
Mer-Rezeptors und/oder zur Förderung
des Überlebens,
der Proliferation und/oder der Differenzierung von Zellen, die diesen
Rezeptor aufweisen, verwendet wird, und kann außerdem Anleitungen zur Verwendung
in vivo oder in vitro umfassen, wie oben beschrieben ist.
-
Das
Set gemäß vorliegender
Erfindung umfasst den oben beschriebenen Behälter und einen zweiten Behälter, der
einen Puffer enthält.
Außerdem
kann er andere Materialien enthalten, die vom kommerziellen Standpunkt
und aus der Sicht des Verwenders wünschenswert sind, einschließlich anderer
Puffer, Verdünner, Filter,
Nadeln, Spritzen und Packungsbeilagen mit Gebrauchsanleitungen.
-
Einige
der folgenden Beispiele dienen zur Veranschaulichung der Erfindung;
andere stellen nützliche Hintergrundinformationen
bereit. Sie dienen jedoch keinesfalls zur Einschränkung des
Schutzumfangs der Erfindung.
-
Beispiel 1
-
Herstellung
eines Rse-IgG-Fusionsproteins
-
Um
eine Quelle eines Rse-Liganden (Rse-L) zu identifizieren, wurde
ein Fusionsprotein, das die extrazelluläre Domäne des menschlichen Rse gefolgt
von einem Fc-Abschnitt von menschlichem IgG (Rse-IgG) enthielt,
als Sonde verwendet, um Zellen unter Verwendung von Durchflusszytometrie
auf oberflächengebundene
Rse-L zu screenen (siehe Beispiel 2). Rse-IgG wurden durch Fusion
der Sequenz, die für
die extrazelluläre
Domäne
(Aminosäuren
1–428)
von menschlichem Rse kodiert (Mark et al., Journal of Biological
Chemistry 269 (14), 10720–10728
(1994), an die Amino säuren
216–443
von menschlichem IgGγ1 durch einen BstEII-Linker konstruiert (Hinzufügen von
Aminosäuren
Val und Thr). Der Linker wurde durch PCR unter Verwendung der Primer
(5'-TCAAGACAATGGAACCCAGG
(Seq.-ID Nr. 4) und 5'-CATGGAATTCGGTGACCGATGTGCGGCTGTGAGGAG
(Seq.-ID Nr. 5)) zu Rse-Sequenzen
hinzugefügt.
Die cDNA, die für
Rse-IgG kodiert, wurde in einen auf SV40 basierenden Expressionsvektor
transferiert und durch Elektroporation (250 Volt, 960 μF) in DHFR–-CHO-Zellen
eingebracht. DHFR+-Zellen wurden selektiert,
und die Rse-IgG-Expression in einzelnen Klonen wurde unter Verwendung
eines für
menschliches Fc spezifischen ELISA bestimmt. Rse-IgG wurde ein einer
Protein-A-Sepharose-Säule
(Pharmacia) gereinigt.
-
Beispiel 2
-
Bindungsanalyse
-
Eine
fluoreszenzaktivierte Zellsortier-(FACS-)Analyse wurde unter Verwendung
von Rse-IgG durchgeführt,
wie in Goodwin et al., Cell 73, 447 (1993), beschrieben ist. Die
Zellen der megakaryozytischen Leukämielinie CMK11-5 (Adachi et
al., Exp. Nematol. 19, 923 (1991)) banden spezifisch Rse-IgG, jedoch
keine Kontroll-Fusionsproteine, welche die identische Fc-Domäne enthielten,
wie z. B. HGFr-IgG (Mark et al., J. Biol. Chem. 267, 26166 (1992))
oder CD4-IgG (Capon et al., Nature 337, 525 (1989)). Die Bindung
von Rse-IgG wurde durch den Zusatz von Ca2+ erhöht und durch
Behandlung mit 2 mM EDTA aufgehoben.
-
Danach
wurde ein In-vitro-Bindungstest durchgeführt, um die Interaktion von 125I-Rse-IgG
mit dem mutmaßlich
oberflächengebundenen
Rse-L zu charakterisieren. CMK11-5-Zellen wurden in 10 mM TrisCl,
pH 7,5, 10 Minuten lang auf Eis suspendiert, durch ein Kombination
von Beschallung und Scheren lysiert, und ganze Membranen wurden
durch Zentrifugation entnommen und in 50 mM TrisCl, pH 7,5, 20%
Glycerin bei –80°C gelagert.
Membranen, die 200.000 Zellen entsprachen, wurden mit fötalem Rinderserum
(FBS) oder Säulenfraktionen,
Konkurrenten und 125I-Rse-IgG in einem Gesamtvolumen
von 0,1–0,12
ml kombiniert. Nach einer 30-minütigen Inkubation
bei Raumtemperatur wurde 1 ml eiskalter Testpuffer zu jedem Röhrchen zugesetzt. Dann
wurde die membranassoziierte Radioaktivität durch 4-minütige Zentrifugation
bei 15.000 g gesammelt, durch Absaugung der überstehenden Flüssigkeit
von ungebundener Radioaktivität
abgetrennt und in einem γ-Zähler gezählt. Der
Testpuffer war 50 mM Tris-HCl, 0,05% Tween-20, 0,1% BSA, 5 mM CaCl2.
-
Da
Durchflusszytometrieanalysen in Gegenwart eines Serums durchgeführt wurden,
wurde die Wirkung von FBS im Membranbindungstest bestimmt. Es zeigte
sich, dass die Bindung absolut von der FBS-Konzentration abhing;
in Abwesenheit von FBS trat keine verschiebbare Bindung auf, und
die Hälfte
der maximalen Bindung wurde mit 0,58% FBS beobachtet (3A).
-
Die
Bindung hing auch vom Ca2+ ab; die Hälfte der
maximalen Bindung wurde mit 0,18 mM Ca2+ erreicht
(3B). Obwohl die scheinbare Anzahl an Bindungsstellen
für Rse-IgG
von der FBS-Konzentration abhing, wurde die Affinität nicht
stark verändert
(Kd von 0,82 nM in 1% FBS vs. 2,2 nM in
10% FBS) (3C). Die Bindung war spezifisch;
andere rekombinante IgG-Fusionsproteine, wie z. B. CD4-IgG, konkurrierten
nicht um die Bindung mit 125I-Rse-IgG.
-
Beispiel 3
-
Epitopmarkierter
Rse-Rezeptor und seine Aktivierung
-
Chinahamster-Eierstockzellen
(CHO-Zellen), die eine Version eines Rse-Rezeptors mit einer C-terminalen
Glykoprotein-D-(gD-)Markierung eines Herpes-simplex-Virus Typ I
(HSV-1) exprimieren (Paborsky et al., Protein Engineering 3 (6),
547–553
(1990)) wurden hergestellt, um ein Rse-L weiter zu charakterisieren.
-
Synthetische
doppelsträngige
Oligonucleotide wurden verwendet, um die für die C-terminalen 10 Aminosäuren (880–890) kodierende Sequenz von
menschlichem Rse wiederherzustellen und zusätzliche 21 Aminosäuren hinzuzufügen, die
das gD-Epi top für
den Antikörper
5B6 (Paborsky et al., w. o.) und ein Stoppcodon enthielten. Die
endgültige
Sequenz des synthetischen Abschnitts des Fusionsgens war:
-
-
-
Die
synthetische DNA wurde mit der cDNA, die für die Aminosäuren 1–880 des
menschlichen Rse kodiert, an der PstI-Stelle, beginnend am Nucleotid
2644 der veröffentlichten
menschlichen Rse-cDNA-Sequenz (Mark et al., Journal of Biological
Chemistry 269 (14), 10720–10728
(1994)), und an HindIII-Stellen im Polylinker des Expressionsvektors
pSV17.ID.LL (siehe PCT/US84/13329) vom Vektor pRK (Suva et al.,
Science 237, 893–896
(1987)) ligiert, um das Expressionsplasmid pSV.ID.Rse.gD zu schaffen.
Kurz gesagt umfasst das Expressionsplasmid ein dicistronisches primäres Transkript,
das die für
DHFR kodierende Sequenz, begrenzt durch 5'-Spleißdonor- und 3'-Spleißakzeptor-Intronspleißstellen,
enthält,
gefolgt von einer Sequenz, die für Rse.gD
kodiert. Die Nachricht voller Länge
(nicht gespleißt)
enthält
DHFR als erstes offenes Leseraster und schafft so ein DHFR-Protein,
um eine Selektion von stabilen Transformanten zu ermöglichen.
-
dp12.CH0-Zellen
(
EP 307.247 , veröffentlicht
am 15. März
1989) wurden mit pSV.ID.Rse.gD elektroporiert, das an einer einzigartigen
NotI-Stelle im Plasmidrückgrat
linearisiert wurde. Die DNA wurde nach einer Extraktion mit Phenol/Chloroform
mit Ethanol gefällt
und in 10 μl
10/1 Tris/EDTA resuspendiert. Dann wurden 20 μg DNA 10 Minuten lang mit 10
7 CHO.dp12-Zellen in 1 ml PBS auf Eis inkubiert,
bevor eine Elektroporation bei 350 Volt und 330 μl durchgeführt wurde. Die Zellen wurde
weitere 10 Minuten auf Eis gegeben, bevor sie in ein nichtselektives
Medium ausplat tiert wurden. Nach 24 Stunden wurden die Zellen in
ein nucleosidfreies Medium gegeben, um nach stabilen DHFR
+-Klonen zu selektieren.
-
Um
eine Zelllinie zu identifizieren, die Rse.gD-Nucleinsäure exprimiert,
wurden Kandidatenklone durch eine FACS-Analyse unter Verwendung
des polyklonalen Antiserums 19B gescreent, das Epitope in der extrazellulären Domäne von Rse
erkennt. Um zu bestätigen,
dass Klone, die im FACS-Test positive Ergebnisse brachten, eine
Rse.gD-Nucleinsäure
voller Länge
exprimieren, wurden Zelllysate hergestellt (Lokker et al., EMBO
J. 11, 2503–2510
(1992)), und solubilisiertes Rse.gD wurde mit dem 19B-Antiserum
immungefällt.
Die immungefällten
Proteine wurden unter reduzierenden Bedingungen unter Verwendung
von 7% PAGE fraktioniert, auf Nitrozellulose geblottet und dann
mit dem Anti-gD-5B6-Antikörper
(Paborsky et al., w. o.) untersucht, das mit einem Meerrettichperoxidase-konjugiertem
Antimaus-IgG-Antikörper
detektiert wurde.
-
Die
Fähigkeit
von Rse.gD, in Zellklonen als Reaktion auf 20% FBS, teilweise gereinigte
Fraktionen von FBS mit der Rse-Rezeptorbindungsaktivität (d. h.
eine 1 : 10-Verdünnung
der QSE-Fraktion, erhalten in Beispiel 5) oder eine Kontrolle (d.
h. keine Zusätze)
eine Autophosphorylierung zu durchlaufen, wurde durch Western-Blotting
bestimmt. Kurz gesagt wurden 5 × 105 dp12.CHO-Zellen, die mit Rse.gD-Nucleinsäure wie
oben beschrieben transformiert worden waren, in Gegenwart eines
Serums 6 Stunden lang auf eine 60-mm-Schale ausgesät. Die Zellen
wurden dann in einer phosphatgepufferten Salzlösung (PBS) gewaschen und 16
Stunden lang Serumentzug ausgesetzt. Die Serumentzug ausgesetzten
Zellen wurden dann 10 Minuten lang der Probe ausgesetzt. Das Rse.gD-Protein
wurde unter Verwendung des monoklonalen Anti-gD-5B6-Antikörpers aus CHO-Zelllysaten
immungefällt.
Proteine wurden unter reduzierenden Bedingungen auf 7% SDS-PAGE
fraktioniert und auf Nitrocellulose transferiert. Eine Phosphorylierung
von Rse wurde mit einem markierten Antiphosphotyrosinantikörper 4G10
(im Handel erhältlich
von UBI, New York, USA) detektiert.
-
Der
Zusatz von entweder 20% FBS oder teilweise gereinigten Fraktionen
von FBS mit der Rse-IgG-Bindungsaktivität zu Serumentzug ausgesetzten
Zellen, die Rse-gD exprimieren, führte zur Phosphorylierung des
140-kDa-Rse-Rezeptors an Tyrosinresten. Der Rse-Rezeptor wurde durch
die Kontrolle nicht aktiviert.
-
Beispiel 4
-
KIRA-ELISA
-
Die
Aktivität
in FBS, die Rse.gD aktivierte, wurde unter Verwendung eines auf
ELISA basierenden "KIRA-"(Kinase-Rezeptor-Aktivierungs-)Tests
weiter charakterisiert, der eine Nochdurchsatzanalyse möglicher Rse-L-Quellen
ermöglicht.
Siehe 4 für eine schematische Darstellung
dieses Tests.
-
Rse.gD-transformierte
dp12.CHO-Zellen, die wie in Beispiel 3 beschrieben hergestellt worden
waren, wurden in 100 μl
Medium in die Wells einer 96-Well-Kulturplatte mit flachem Boden
geimpft (5 × 104 pro Well) und über Nacht bei 37°C in 5% CO2 kultiviert. Am folgenden Morgen wurden
die Well-Überstände dekantiert, und
die Platten wurden auf einem Papiertuch leicht gestopft. 50 μl eines Mediums,
das eine wie in Beispiel 5 beschrieben erhaltene QSE-Fraktion oder
eine Kontrolle (d. h. das Medium alleine) enthielt, wurden dann
zu jedem Well zugesetzt. Für
Neutralisierungsversuche wurden mögliche Ligandenquellen vor
ihrem Hinzufügen zu.
den Zellen 30 Minuten lang bei Raumtemperatur mit Rse-IgG oder CD4-IgG
(100 μg/ml)
behandelt. Die Zellen wurden 30 Minuten lang bei 37°C stimuliert,
die Well-Überstände wurden
dekantiert, und die Platten wurden erneut auf einem Papiertuch leicht
gestopft. Um die Zellen zu lysieren und die Rezeptoren zu solubilisieren,
wurden 100 μl
des Lysepuffers zu jedem Well zugesetzt. Der Lysepuffer bestand
aus 150 mM NaCl mit 50 mM HEPES (Gibco), 0,5% Triton-X 100 (Gibco),
0,01% Thimerosal, 30 KIU/ml Aprotinin (ICN Biochemicals, Aurora,
OH, USA), 1 mM 4-(2-Aminoethyl)benzolsulfonylfluoridhydrochlorid
(AEBSF; ICN Biochemicals), 50 μM
Leupeptin (ICN Biochemicals) und 2 mM Natriumorthovanadat (Na3VO4; Sigma Chemical
Co., St. Louis, MO, USA), pH 7,5. Die Platte wurde dann 60 Minuten
lang bei Raumtemperatur auf einem Plattenrüttler (Bellco Instruments,
Vineland, NJ, USA) leicht gerüttelt.
-
Während die
Zellen solubilisiert wurden, wurde eine ELISA-Mikrotiterplatte (Nunc
Maxisorp, Inter Med, Dänemark),
die über
Nacht bei 4°C
mit dem monoklonalen 5B6-Anti-gD-Antikörper (0,5 μg/ml in 50 mM Carbonatpuffer,
pH 9,6, 100 μl/Well)
beschichtet worden waren, dekantiert, auf einem Papiertuch gestopft
und mit 150 μl/Well
Blockpuffer (PBS mit 0,5% BSA (Intergen Company, Purchase, NY, USA)
und 0,01% Thimerosal) 60 Minuten lang bei Raumtemperatur blockiert,
wobei das Ganze leicht gerührt
wurde. Nach 60 Minuten wurde die mit Anti-gD-5B6 beschichtete Platte
6-mal mit einem Waschpuffer (PBS mit 0,05% Tween-20 und 0,01% Thimerosal)
unter Verwendung eines automatischen Plattenwaschgeräts (ScanWasher
300, Skatron Instruments, Inc., Sterling, VA, USA) gewaschen.
-
Das
Lysat, das solubilisiertes Rse.gD vom Zellkultur-Mikrotiterwell
enthält,
wurde in einen Anti-gD-5B6-beschichteten und blockierten ELISA-Well
transferiert (85 μl/Well)
und 2 Stunden bei Raumtemperatur unter leichtem Rühren inkubiert.
Das ungebundene Rse.gD wurde durch Waschen mit einem Waschpuffer
entfernt, und 100 μl
biotinyliertes 4G10 (Antiphosphotyrosin) wurde zu 0,15 μg/ml in einem
Puffer (PBS mit 0,5% BSA, 0,05% Tween-20, 5 mM EDTA und 0,01% Thimerosal)
zu jedem Well zugesetzt. Nach einer 2-stündigen Inkubation bei Raumtemperatur
wurde die Platte gewaschen, und 100 μl HRPO-konjugiertes Streptavidin
(Zymed Laboratories, S. San Francisco, CA, USA), das 1 : 6 × 104 in einem Verdünnungspuffer verdünnt war,
wurde zu jedem Well zugesetzt. Die Platte wurde unter leichtem Rühren 30
Minuten lang bei Raumtemperatur inkubiert. Das freie Avidinkonjugat
wurde weggewaschen, und 100 μl
einer frisch hergestellten Substratlösung (Tetramethylbenzidin (TMB);
2-Komponentensubstratset;
Kirkegard and Perry, Gaithersburg, MD, USA) wurden zu jedem Well
zugesetzt. Die Reaktion wurde 10 Minuten lang fortschreiten gelassen,
wonach die Farbentwicklung durch den Zusatz von 100 μl/Well 1,0
M H3PO4 gestoppt
wurde. Das Absorptionsvermögen
bei 450 nm wurde bei einer Referenzwellenlänge von 650 nm (ABS450/650) mithilfe eines νmax-Plattenlesegeräts (Molecular Devices,
Palo Alto, CA, USA) abgelesen und mit einem Macintosh Centris 650
(Apple Computers, Cupertino, CA, USA) und DeltaSoft-Software (BioMetallics,
Inc., Princeton, NJ, USA) kontrolliert.
-
Die
Phosphorylierung von Rse.gD wurde in dosisabhängiger Form stimuliert, und
diese Aktivität
wurde durch Rse-IgG, nicht jedoch durch das Kontroll-CD4-IgG neutralisiert
(3D). Diese Daten zeigen, dass ein Ligand in FBS
vorhanden ist, der zur Aktivierung von Rse fähig ist.
-
Beispiel 5
-
Rse-Ligandencharakterisierung
-
Der
Rse-L wurde durch Ionenaustausch- und Rse-Affinitätschromatographie
aus FBS gereinigt (siehe folgende Tabelle 2).
-
Tabelle
2
Reinigung eines Rse-Liganden von FBS
-
Fötales Rinderserum
(FBS) wurde gegen 50 mM Tris HCl pH 7,5 dialysiert (Molekulargewichts-Cutoff bei
6.000 Da) und sterilfiltriert (0,22 μ Cellulosenitrat, Corning),
bevor es auf eine Q-Sepharose-Säule
geladen wurde, die in Puffer A, 10 mM Tris HCl, pH 7,5, äquilibriert
war. Puffer B war Puffer A mit 1 M NaCl. Die Säule wurde mit einem Säulenvolumen
Gradient von 0 bis 18% B, dann mit 10 Säulenvolumina Gradient von 18
bis 60% B eluiert. Aktive Fraktionen, die um 0,4 M NaCl eluier ten,
wurden gepoolt und gegen 50 mM Tris HCl pH 7,5, 5 mM Benzamidin
dialysiert. Diese Q-Sepharose-angereicherte Fraktion (QSE) wurde
auf eine Rse-IgG-Affinitätssäule aufgetragen.
Die Säule
wurde mit 50 mM Tris HCl, pH 7,5, 5 mM Benzamidin gewaschen und
mit 4 M Harnstoff, 0,1 M Tris HCl, pH 7,5, 5 mM Benzamidin eluiert.
Das Eluat wurde konzentriert und durch Zentrifugenultrafiltration
(Centricon 10) dialysiert. Rse-IgG-Säulen wurden unter Verwendung
von 2 mg Rse-IgG pro ml Emphaseharz gemäß den Anleitungen des Herstellers
(Pierce) hergestellt. Die in der Tabelle angeführten Mengen beziehen sich
auf 100 ml FBS als Ausgangsmaterial. Eine Einheit Bindungsaktivität ist als
Menge definiert, die gemäß dem In-vitro-Bindungsaktivierungstest
aus Beispiel 2 in 1 ml einer Probe mit einem EC50 von
1 Vol.-% vorhanden ist.
-
Eine
Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-PAGE) des
affinitätsgereinigten Rse-L-Präparats ergab
eine breite Bande, die bei 60 kDa zentriert war, mit unreduzierten
Proben, die sich bei einer Reduktion in mehrere, eng beieinander
liegende Banden von 65 bis 68 kDa auflösten. Fraktionen wurden 10
Minuten lang in einem Probenpuffer auf 90°C erhitzt, auf einem 4–20% SDS-Polyacrylamidgel
(Novex) aufgelöst
und durch Silberfärbung
visualisiert. Das Eluat von Rse-IgG-affinitätsgereinigtem Rse-L wurde vor
der Elektrophorese mit 25 mM DTT reduziert.
-
Das
Rse-L-Präparat
wurde durch SDS-PAGE unter reduzierenden Bedingungen aufgetrennt,
elektrogeblottet und sequenziert. Elektroblotten auf Millipore-Immobilon-PSQ-Membranen wurde
1 Stunde lang wie beschrieben bei einer konstanten Stromstärke von
250 mA in einer Transblot-Transferzelle von Biorad durchgeführt (P.
Matsudaira, J. Biol. Chem. 262, 10035 (1987)). Die Membran wurde
30 s lang mit 0,1% Coomassie-Blau R-250 in 50% Methanol gefärbt, 2 bis
3 Minuten lang mit 10% Essigsäure
in 50% Methanol entfärbt, gründlich mit
destilliertem Wasser gewaschen, getrocknet und bei 4°C gelagert.
Eine automatische Proteinsequenzierung wurde auf Sequenatoren 473A
und 490A von Applied Biosystems, die mit Online-PTH-Analysatoren ausgestattet waren,
durchgeführt.
Peaks wurden mit Justice-Innovation-Software unter Verwendung von Nelson-Analytical-760-Schnittstellen
inte griert. Die Sequenzinterpretation wurde wie in Henzel et al.,
J. Chromatogr. 404, 41 (1987), beschrieben durchgeführt.
-
Die
Herstellung ergab eine aminoterminale Sequenz von XQVLIRRXRANTL
(Seq.-ID Nr. 8), die der vom bovinen Protein S entsprach. Protein-S-Sequenzen
wurden von verschiedenen unabhängigen
Herstellungen von Rse-L erhalten. Nach der SDS-PAGE wurden manche Präparate durch
die Gegenwart einer 14-kDa-Spezies mit einer N-terminalen Sequenz
von ANTL (Seq.-ID Nr. 9) charakterisiert, wie vorher für das bovine
Protein S berichtet worden war, zusammen mit 60- bis 70-kDa-Spezies
mit Sequenzen, die der Spaltung innerhalb der thrombinempfindlichen
Schleifenregion des bovinen Protein S entsprachen. Nach der CnBr-Spaltung
des Sequenzierungsfilters wurden > 99%
aller identifizierbaren Reste durch ein Gemisch aus Protein-S-CnBr-Fragmenten
ausgewiesen. Außerdem
konnte die Rse-L-Aktivität
nicht durch Anionenaustauschchromatographie in Gegenwart von Ca2+, Kationenaustauschchromatographie, Hydrophob-Chromatographie, Blue-Sepharose-Chromatographie
oder nichtdenaturierende Gelelektrophorese vom Protein S abgetrennt werden.
Die Rse-L-Aktivität
im FBS und in den gereinigten Fraktionen konnte durch polyklonale
Protein-S-Antiseren neutralisiert werden.
-
Menschliches
Serum oder rekombinantes menschliches Protein S, das in 293-Zellen
exprimiert wird, wies sowohl im KIRA- als auch im Rse-IgG-Bindungstest
geringe Aktivität
auf. Menschliches Serum wurde von Pierce und lokalen Blutbanken
bezogen. Menschliches Protein S (Calbiochem, Enzyme Research Labs
oder Celsus Labs) wies im Membranbindungstest einen EC50 von > 250 nM auf. Im Vergleich
dazu wies das gereinigte bovine Protein S in diesem Test einen EC50 von 1,2 nM auf. Beim KIRA-Test führten Konzentrationen
von bis zu 150 nM menschliches Protein S zu geringer Phosphorylierung
von Rse. cDNAs von menschlichem Protein S wurden durch PCR unter
Verwendung von 1 μg
menschlicher fötaler
Leber-cDNA (Clontech) als Matrize mit Pfu-DNA-Polymerase (Stratagene)
gemäß Mark et
al., w. o. (1992), erhalten. Menschliches Protein S wurde genau
wie für
menschliches gas6 oben beschrieben in 293-Zellen exprimiert, die
in Gegenwart von 2 μg/ml Vitamin
K gezüch tet
wurden, und die Expression wurde durch metabolische Markierung von
Kulturen und/oder durch Western-Blotting mit einem polyklonalen
Anti-Protein-S-Antiserum verifiziert. Gereinigtes menschliches Protein
S band an 1251-Rse-IgG, aber mit 200fach
geringerer Affinität
als gereinigtes bovines Protein S.
-
Die
Hypothese wurde aufgestellt, dass ein Homolog von Protein S eventuell
effektiver ist. Eine Suche der GenBank-Datenbank ergab wesentliche Ähnlichkeit
(44% Aminosäureidentität und eine ähnliche
Domänenstruktur)
zwischen der Aminosäuresequenz
von menschlichem Protein S und dem vorhergesagten Produkt eines
menschlichen wachstumsarrestspezifischen Gens 6 (gas6) (Manfioletti
et al., w. o.).
-
Beispiel 6
-
Rekombinante Produktion
von gas6
-
Es
wurde bestimmt, ob menschliches gas6 ein Ligand für Rse ist.
gas6-cDNA-Klone wurden durch Polymerasekettenreaktionsklonierung
von revers transkribierter menschlicher Gehirn-cDNA erhalten. Das menschliche
gas6-Klon voller Länge
wurde durch Binden von cDNAs konstruiert, die für die Aminosäuren 1–318 und
319–678
kodierten. gas6-cDNAs wurden wie beschrieben durch PCR unter Verwendung
von 1 μg menschlicher
fötaler
Gehirn-cDNA (Clontech) als Matrize mit Pfu-DNA-Polymerase erhalten
(Mark et al., J. Biol. Chem. 267, 26166 (1992)). Vorwärts- und
Rückwärts-Primer,
die zum Erhalt der 5'-
und 3'-Abschnitte
von hgas6 ausgerichtet waren, waren:
-
-
Menschliche
fötale
Nieren-293-Zellen wurden vorübergehend
wie in Mark et al., J. Biol. Chem. 267, 26166 (1992), beschrieben
transfiziert. Nach einer 4-stündigen
Inkubation wurde das Medium durch ein Wachstumsmedium plus Antibiotika
und 2 μg/ml
Vitamin K ersetzt. Die Bedingungen zur metabolischen Markierung
mit 35S-Cys und 35S-Met
waren wie in Mark et al. beschrieben. Zur Fällung mit IgG-Fusionsproteinen wurden
zuerst radioaktiv markierte Überstände mit
Pansorbin (Calbiochem) 30 Minuten lang bei Raumtemperatur vorgeklärt, dann
4 Stunden lang bei 4°C
mit 10 μg
des IgG-Fusionsproteins inkubiert. Fusionsproteine wurden mit 20 μl Pansorbin
gefällt,
die Komplexe wurden durch 1-minütige
Zentrifugation bei 14.000 × g
gesammelt und dann 3-mal mit PBS gewaschen, das 0,1% Triton-X 100
enthielt. Die Niederschläge
wurden durch SDS-PAGE unter reduzierenden Bedingungen analysiert
(Capon et al., Nature 337, 525 (1989)). Die Radioaktivität im getrockneten
Gel wurde mithilfe eines Fuji-Phosphoimagers analysiert.
-
Konditionierte
Medien von Zellen, die nach einer Transfektion mit einem gas6-Expressionsvektor
metabolisch markiert worden waren, enthielten ein 70-kDa-Protein,
das durch das Rse-IgG-Fusionsprotein selektiv gefällt werden
könnte,
nicht jedoch durch das Kontrollfusionsprotein CD4-IgG. Ein konditioniertes
Medium von unmarkierten Transfektionen förderte die Bindung von 125I-Rse-IgG an Membranen und löste eine
Phosphorylierung eines Rse-Rezeptors aus, der in CHO-Zellen exprimiert
wurde. Diese Daten zeigten, dass rekombinantes menschliches gas6
an einen menschlichen Rse-Rezeptor bindet und diesen aktiviert.
-
Rekombinantes
gas6 wurde durch Affinitätschromatographie
vom konditionierten Medium gereinigt. Menschliche fötale Nieren-293-Zellen
wurden vorübergehend
wie in Mark et al., w. o. (1992), beschrieben transfiziert. Nach
einer 4-stündigen
Inkubation wurde das Medium durch ein serumfreies Wachstumsmedium plus
Antibiotika und 2 μg/ml
Vitamin K ersetzt. Die konditionierten Medien wurden 2 und 4 Tage
nach der Transfektion gesammelt. Die konditionierten Medien der
transfizierten Zellen, nicht jedoch das von entweder nichttransfizierten
oder scheintransfizierten 293-Zellen, aktivierten die Bindung von 125I-Rse-IgG. Ein Liter gepooltes konditioniertes
Medium wurde durch Zentrifugation geklärt, mit 1 Volumen Puffer A
(50 mM Tris HCl, pH 7,5, 0,1% CHAPS, 5 mM Benzamidin) verdünnt und
auf eine 6-ml-Resource-Q-Säule (Pharmacia)
aufgetragen, die vorher mit Puffer A äquilibriert worden war. Die Säule wurde
mit 12 Säulenvolumina
Gradient von 0 bis 0,4 M NaCl in Puffer A eluiert. Die aktiven Fraktionen
wurden gepoolt und mit 1 Volumen Puffer A verdünnt, wonach sie auf eine Rse-IgG-Affintitätssäule aufgetragen
wurden, die gewaschen und wie beschrieben entwickelt wurde (siehe
Beispiel 5).
-
Die
Identität
von rekombinantem gas6 wurde durch eine aminoterminale Sequenz verifiziert.
Die Sequenz des rekombinanten Materials beginnt mit der Sequenz 49AFQVFEEA56Seq.-ID
Nr. 14). Das Signal von den Glutaminsäureresten in dieser Sequenz
war schwach, was mit γ-Carboxylierung übereinstimmte.
-
Ein
allgemein bekanntes Merkmal von Gla-hältigen Proteinen ist ihre Copräzipitation
mit unlöslichen Bariumsalzen
(Bahlbeck, Biochem. J. 209, 837 (1983); Discipio und Davie, Biochemistry
18, 899 (1979)). Ein Test, der auf diesem Merkmal basiert, ermöglicht die
Analyse der Bindung von gereinigtem gas6 an 125I-Rse-IgG
in Abwesenheit von Zellmembranen. Proben, die verschiedenen Verdünnungen
von Rse-L in 25 mM HEPES, pH 7,2, 0,1% BSA und 0,05% Tween-20 enthielten,
wurden kombiniert und mit 125I-Rse-IgG,
das im selben Puffer verdünnt
war, in einem Gesamtvolumen von 100–120 ml vermischt. Nach einer
45-minütigen Inkubation
bei Raumtemperatur wurde 1 ml einer frisch hergestellten eiskalten
Suspension von BaCl2 (10 mM) in einer phosphatgepufferten
Salzlösung
zu jedem Röhrchen
zugesetzt, und fällbare
Radioaktivität
wurde durch Zentrifugation und Absaugung des Überstandsfluids gesammelt.
Die Dissoziationskonstante für Rse-IgG
und gas6, die in diesem Test gemessen wurde, betrug 0,46 nM (5).
-
Gereinigtes
gas6 stimulierte die Phosphorylierung von Rse auf dosisabhängige Weise.
Ein Zeitablaufsversuch zeigte, dass die Phosphorylierung von Rse
innerhalb von zwei Minuten nach dem Zusatz von gereinigtem gas6
ausgelöst
wurde. Die Aktivierung der Rse-Phosphorylierung durch gas6 wurde
durch Rse-IgG, nicht aber durch CD4-IgG neutralisiert.
-
Beispiel 7
-
gas6-Expression und -Charakterisierung
-
gas6-
und Rse-Rezeptor-Expression in adultem menschlichem Gehirngewebe
wurde untersucht. Ein Blot mit 2 μg
polyadenylierter RNA von menschlichem Gehirngewebe (Clontech) wurde
mit willkürlich
geprimten markierten Sonden, die den Aminosäuren 1–420 von Rse oder den Aminosäuren 358–605 von
gas6 entsprachen, hybridisiert. Die Gewebe waren Amygdala, Nucleus
caudatus, Corpus callosum, Hippocampus, Hypathalaums, Substantia
nigra, Nucleus subthalamicus und Thalamus.
-
In Übereinstimmung
mit der Hypothese, dass gas6 ein Ligand für Rse sein könnte, zeigte
sich, dass gas6- und Rse-mRNA in jedem dieser adulten menschlichen
Gewebe coexprimiert werden.
-
Es
wurde berichtet, dass Astrozyten neurotrophe Faktoren synthetisieren,
die das Wachstum und Überleben
von Neuronen unterstützen.
Moretto et al., J. Neuropath. & Exp.
Neuro 53, 78 (1994), und Lin et al., Science 260, 1130 (1993). Es
wurde bestimmt, ob kultivierte Rattenastrozyten auch einen Liganden
für Rse synthetisieren.
Ein Northern-Blot wurde hergestellt, der 1 μg polyadenylierter RNA von 1
Tag alten postnatalen Astrozyten oder Hippocampus-Neuronen, die
aus E18-Rattenembryos hergestellt wurden, enthielten. Astrozyten
wurden wie beschrieben hergestellt (Banker und Goslin, Culturing
Nerve Cells, 260–261,
MIT Press, Cambridge (1991)) und dann 1 Tag, 3 Tage oder 5 Tage
lang in einem serumfreien Medium kultiviert. Hippocampus-Neuronen
wurden 0 Tage, 3 Tage oder 4 Tage lang in einem serumfreien Medium
kultiviert. Der Blot wurde mit einer 32P-markierten
Sonde hybridisiert, die den Aminosäuren 1–460 von murinem gas6 entsprach.
Der Blot wurde gestrippt und dann mit einer 32P-markierten
Actinsonde hybridisiert, um die Unversehrtheit der RNA-Proben zu
bestätigen.
-
gas6-mRNA
wurde in kultivierten Astrozyten vom Typ I, die aus 1 Tag alten
postnatalen Ratten hergestellt worden waren, detektiert, konnten
in E18-Hippocampus-Neuronen
jedoch nicht detektiert werden.
-
Hierin
und anderswo erhaltene Expressionsdaten für gas6 und Rse sind in der
folgenden Tabelle zusammengefasst.
-
Tabelle
3
Expression von gas6 und Rse in einer primären Zellkultur und in primären Zelllinien
-
Die
Fähigkeit
von kultivierten Rattenastrozyten, auch einen Liganden für den Rse-Rezeptor zu synthetisieren,
wurde untersucht. Siehe Legende für die 6A–6C.
Ein astrozytenkonditioniertes Medium enthielt einen Faktor, der 125I-Rse-IgG band (6A)
und Tyrosinphosphorylierung von Rse stimulierte (6B). Diese Aktivität wurde durch Rse-IgG, nicht
aber durch CD4-IgG neutralisiert (6C).
-
Beispiel 8
-
gas6-Varianten
-
Um
die Wechselwirkungen zwischen gas6 und Zellmembranen und Rse weiter
zu charakterisieren, wurde eine Reihe von N-terminalen Deletionsvarianten
hergestellt, die eine Epitopmarkierung aufwiesen.
-
Die
für die
gD-Signalsequenz und die Epitopmarkierung kodierenden Sequenzen
(Mark et al., w. o. (1992)) wurden über eine XhoI-Stelle fusioniert,
die durch PCR zu kodierenden Sequenzen hinzugefügt wurde, direkt vor der ersten
Aminosäure
von reifem gas6 (gD.gas6; Vorwärts-Primer
5'-AGCTGCTCGAGGCGCTGTTGCCGGCGC
(Seq.-ID Nr. 15)) oder Protein S (gD.Protein S; Vorwärts-Primer
5'-AGCTGCTCGAGGCAAATTCTTTACTTGAA
(Seq.-ID Nr. 16)) oder Aminosäuren
118 (gD.gas6.118-C; Vorwärts-Primer
5'-AGCTGCTCGAGGACCAGTGCACGCCCAACC
(Seq.-ID Nr. 17)) und 279 (gD.gas6.279-C; Vorwärts-Primer 5'-GCTGCTCGAGGACATCTTGCCGTGCGTG
(Seq.-ID Nr. 18)) von gas6. Der Rückwärts-Primer für gD.gas6 und
gD.gas6.118-C war 5'-CATGGATCCTACCGGAAGTCAAACTCAGCTA
(Seq.-ID Nr. 11). Die Rückwärts-Primer
für gD.gas6.279-C
und gD.Protein S waren 5'-GTCGGATCCGACAGAGACTGAGAAGCC (Seq.-ID
Nr. 13) bzw. 5'-CATTCATTTATGTCAAATTCA
(Seq.-ID Nr. 19). gas6.gD wurde durch Fusionieren der für gas6 kodierenden
Sequenzen an die C-terminale gD-Markierung, die für Rse-gD verwendet wurde, über eine
NheI-Stelle konstruiert, die durch PCR unter Verwendung der Primer
5'-ATGGAGATCAAGGTCTG (Seq.-ID
Nr. 20) bzw. 5'-CATCTTGAGGCTAGCGGCTGCGGCGGGCTCCAC
(Seq.-ID Nr. 21) hinzugefügt wurde.
Die Polypeptide wurden in 293-Zellen im Wesentlichen unter Verwendung
desselben Verfahrens exprimiert, das in Beispiel 6 für gas6 voller
Länge beschrieben
ist.
-
gD.gas6.118-C
und gD.gas6.279-C, welche die EGF-Wiederholungen und nebeneinander
liegende G-Domänen
in der D-Domäne
bzw. nur die G-Domänen
enthielten, wurden durch Rse-IgG (7) aus
Zellkulturüberständen gefällt. Menschliches
Protein S wurde in diesem Test nicht gefällt, das mit der oben genannte Beobachtung übereinstimmt,
dass menschliches Protein S Rse mit geringerer Affinität bindet
als menschliches gas6. Diese Derivate von gas6, die für die Gla-Domäne (d. h.
die A-Domäne)
trunkiert wurden, erreichen ebenfalls keine Assoziation mit Membranen
auf Ca2+-Weise.
-
Diese
Daten zeigen, dass gas6 über
die G-Domäne
an Rse bindet und dass die membranbindende und Rse-bindende Aktivität trennbar
sind und lassen vermuten, dass die Gla-Domäne für Ca2+-abhängige Assoziation
mit Zellmembranen erforderlich ist.
-
Die
in diesem Beispiel beschriebenen gas6-Varianten waren funktionell
aktiv. Vor allem aktivierten gD.gas6.118-C und gD.gas6.279-C die
Rse-Phosphorylierung im KIRA-Test gemäß Beispiel 4 genauso wirksam
wie gD-markiertes gas6 voller Länge
(7).
-
Beispiel 9
-
Schwann-Zellen-Proliferationstest
-
Rse-mRNA,
aber keine gas6-mRNA, wurde ebenfalls in der Ratten-Schwann-Zelllinie
rhESC detektiert, die von Ratten-E14-Dorszalwurzelganglien stammt.
Der Zusatz von gereinigtem gas6 zu diesen Zellen führte zur
einer dosisabhängigen
Steigerung der Zellzahl (50%ige Zunahme nach 48 Stunden) mit einem
EC50 von ~0,3 nM (8). Eine
gas6-Behandlung veränderte
außerdem
die Morphologie dieser Zellen; un behandelte Zellen waren multipolar
mit zahlreichen verzweigten Prozessen, während gas6-behandelte Zellen
spindelförmig
mit zwei glatten Hauptprozessen wurden und sich selbst parallel
anordneten. Außerdem
zeigte sich, dass gas6-induzierte Proliferation durch Rse-IgG, aber
nicht durch CD4-IgG neutralisiert wurde. Siehe 9.
-
Unter
Verwendung von Rse- und Axl-spezifischen Antikörpern wurden auch Rse- und Axl-Rezeptortyrosinkinasen
in menschlichen Schwann-Zellen detektiert. Die Fähigkeit von gas6, die Proliferation
von menschlichen Schwann-Zellen zu fördern, wurde bestimmt.
-
Peripheres
Nervengewebe wurde nach Zustimmung der betroffenen Patienten wie
beschrieben von der University of Miami School of Medicine erhalten
(Levi et al., J. Neuroscience 15 (2), 1329–1340 (1995)). Teile von peripheren
Nervenfasern wurden in eine Belzer-UW-Lösung gegeben und nach Kalifornien
geschickt. Nach Erhalt wurden die Nervenfasern mit frischem F12/DME
(1 : 1) gewaschen und mit 1% Collagenase/Dispase-Lösung (Boehringer)
30 Minuten lang bei 37°C
inkubiert. Dann wurde das Gewebe vorsichtig 3 × gewaschen, indem das Gewebe
in ein frisches Gewebekulturmedium gegeben wurde. Die Fasern wurden
in einem serumfreien Medium in 100-mm-Petrischalen ausplattiert,
das mit der folgenden Formel für
Ratten-Schwann-Zellen
ergänzt
war: F12/DME (1 : 1), ergänzt
mit Insulin (10 μg/ml),
Transferrin (10 μg/ml), α-Tocopherol (5 μg/ml), rekombinantem
menschlichem Heregulin-β1177–244,
hergestellt gemäß Holmes
et al., Science 256, 1205–1210
(1992), (10 nmol/l), Forskolin (5 μmolar), Progesteron (3 × 10–8 molar)
und Rinder-Hypophysenextrakt (BPE) (3 μl/ml). Die Schwann-Zellen wurden
48 Stunden lang in einer Suspension kultiviert, um eine teilweise
Demyelinisierung zu ermöglichen.
Die Nervenfasern wurden dann durch 5-minütige Zentrifugation bei 1.000
U/min gepoolt und durch vorsichtiges Pipettieren resuspendiert und
dispergiert.
-
Die
dispergierten Schwann-Zellen wurden auf lamininbeschichteten (Gibco
BRL) Gewebekultur-Multiplatten mit 48 Wells bei 8 × 103 Zellen/Well in einem definierten Medium
unter Zusatz von Aprotinin (25 μg/ml) und
50 μl/ml
chemisch definierten Lipiden (Sigma Kat.-Nr. 11905-015; Gibco BRL)
erneut ausplattiert. Diese Kulturen wurden als "Primärkulturen" bezeichnet. Das
Medium wurde alle 5 Tage gewechselt. Konfluente Kulturen von reinen
Schwann-Zellen konnten innerhalb von 2 Wochen erhalten werden. Bei
der ersten und zweiten Passage wurden Zellen unter Verwendung von
Collagenase/Dispase (Boehringer Mannheim) von der Platte entfernt,
mit einem 3 BSA enthaltenden Medium gewaschen und wie beschrieben
ausplattiert. Die verwendeten Medien waren "6F"-Medium:
F12/DME (1 : 1), ergänzt
mit Insulin (10 μg/ml),
Transferrin (10 μg/ml), α-Tocopherol
(5 μg/ml),
Progesteron (3 × 10–8 molar),
Aprotinin (25 μg/ml)
und chemisch definierten Lipiden (Sigma Kat.-Nr. 11905-015). Ein "8F-"Medium enthält die Ergänzungen
eines 6F-MEdiums sowie rekombinantes menschliches Heregulin-β1177–244 (10
nmol/l) und Forskolin (5 μM).
Die Wirkung von gas6 auf das Überleben und
die Proliferation von Schwann-Zellen wurde untersucht, indem gas6
zu einem dieser Kulturmedien zugesetzt wurde.
-
gas6
stimuliert das Wachstum von Schwann-Zellen auf dosisabhängig Weise
(12A), wobei bei 1 ng/ml (14 pM) eine beträchtliche
Wirkung und mit Dosen über
10 ng/ml die maximale Wirkung erzielt wird. gas6 alleine führt im Vergleich
zu einem Kontrollmedium zu einer beträchtlichen Steigerung der Schwann-Zellzahl. In
Gegenwart des cAMP-Aktivators Forskolin ist die Steigerung der gesamten
Zellzahl mit gas6 stärker
ausgeprägt.
Eine synergistische Wirkung tritt auch zwischen gas6 und Heregulin
auf gas6 erhöhte
sowohl die Zellzahl als auch die Thymidininkorporation, auch in
Gegenwart von bevorzugten Konzentrationen von Forskolin und Heregulin
(12B).
-
In
Gegenwart der bevorzugten Konzentrationen von Heregulin und Forskolin
zeigten andere Wachstumsfaktoren, die vorher das Wachstum von Schwann-Zellen
stimuliert hatten, keinerlei Wirkung (PDGF, FGF-β) oder verringerten die Zellzahl
(IL-1α und
TGF-β1)
(12C). Der Zusatz von 10 ng–5 μg menschliches oder bovines
Protein S führte
bei 5-tägiger
Kultivierung zu keiner Erhöhung
der Schwann-Zellzahl. Im Gegensatz dazu führten 30 μg/ml gas6 zu einer maximalen
Erhöhung
der Zellzahl. Die Kombination von gas6 mit Forskolin und Heregulin
führt in
einem Zeitraum von 5 Tagen zu maximalem Zellwachstum, das mit jenem
der Kombination von 6F + Forskolin + Heregulin + 5% FBS vergleichbar
ist.
-
gas6
weist beträchtliche
Wirkung auf die Zellmorphologie auf, die durch eine Untersuchung
der Phasenkontrastmikroaufnahmen von menschlichen Schwann-Zellen
bestimmt werden kann, die in 6F + Heregulin; 6F + Heregulin + gas6;
8F + gas6; und 8F + 10% fötales
Rinderserum gezüchtet
worden waren. Mikroaufnahmen wurden nach 96 Stunden Kultivierung
gemacht. Die Schwann-Zellen, die in Gegenwart von gas6 gezüchtet werden,
weisen Prozesse auf, die viel länger
sind als die in Zellen, die in Gegenwart von Heregulin oder Heregulin
mit Forskolin gezüchtet
werden. Mitotische Figuren können
auch in den 8F + gas6-Kulturen und sogar in Zellen mit voll entwickelter
spindelförmiger
Schwann-Zellen-Morphologie erkannt werden. Der Zusatz von Serum
zu den 8F-Kulturer verändert
die Zellmorphologie, was zu einem Abflachen, Ausbreiten und schließlich Vakuolisieren
der Zellen führt.
-
Zellen
wurden durch Immunfluoreszenz für
die Schwann-Zellenmarker GFAP und S100-Protein gefärbt. Kurz
gesagt wurden menschliche Passage-4-Schwann-Zellen, die in 8F +
gas6 gezüchtet
worden waren, 24 Stunden lang auf lamininbeschichteten Chamber-Trägern kultiviert
und in 10% Formalin in PBS fixiert. Fixierte Zellen wurden mit 10%
Ziegenserum blockiert und mit Kaninchen-Anti-GFAB (ICN) und -Anti-S-100-Protein (ICN)
inkubiert, und zwar in vom Hersteller empfohlenen Verdünnungen.
Spezifische Bindung der primären
Antikörper
wurde mit Ziegen-Antikaninchen-IgG-(Fab')2-FITC-Konjugaten
gefärbt.
Zellen wurde mit dem DNA-Farbstoff Propidiumiodid gegengefärbt. Negative
Kontrollen wurden auf WI-38-Zellen ausgeführt, die eine negative Färbung aufwiesen.
Gezüchtete
Zellen wiesen nach 4 Subkulturen 100% immunfluoreszente Färbung für die Schwann-Zellmarker
GFAB und S100-Protein
auf.
-
Die
Fähigkeit
von gas6, die Proliferation von menschlichen Schwann-Zellen durch
die Axl-Rse-Familie von Tyrosinkinaserezeptoren zu stimulieren,
wurde untersucht. Menschliche Schwann-Zellen wurden 15 Minuten lang
in einem Inkubator mit 37°C mit
0, 0,01, 0,1 oder 1 μg/ml
menschlichem gas6 (hgas6) stimuliert. Zelllysate wurden mit einem
Kaninchen-Anti-hRseFc-Fusionsproteinantikörper und einem Kaninchen-Anti-hAxl-Antikörper hergestellt
und immungefällt.
Tyrosinphosphorylierung eines hRSE- und hAxl-Rezeptors wurde mithilfe
eines 4G10-Antiphosphorylierungsantikörpers detektiert. 106 menschliche Schwann-Zellen wurden fast
bis zur Konfluenz in einem definierten Medium (8F + gas6) gezüchtet und
24 Stunden vor dem Experiment in 6F gegeben. Die Zellen wurden 15
Minuten lang in einem Inkubator mit 37°C mit gereinigtem rekombinantem
hgas6 behandelt und dann mit 1 ml Lysepuffer (20 mM HEPES, pH 7,4,
135 mM NaCl, 50 mM NaF, 1 mM Natriumvanadat und 1 mM Natriummolybdat,
2 mM EDTA und 2 mM EGTA, 10% Glycerin, 1% NP40, 1 μM Okadainsäure, 1 mM
PMSF und 1 mM AEBSF) auf Eis lysiert. Die Zelllysate wurden durch
Zentrifugation bei 14.000 × g
10 Minuten lang bei 4°C
geklärt.
Immunfällungen
wurden unter Verwendung von 1 μg
eines Kaninchen-Anti-hRseFc-Fusionsproteinantikörpers oder
2 μg eines
Kaninchen-Anti-hAxl-Antiserums,
das gegen die 10 Aminosäuren
am COOH-Terminus von hAxl gezüchtet
wurde, bei 4°C
2 Stunden lang durchgeführt.
Ein Immunkomplex wurde mit 10 μl
von Protein-A-Sepharose-CL-4B-Kügelchen
gewonnen. Proteine wurden auf einem 4- bis 12%igen Gradientengel
von Novex aufgetrennt und auf eine Nitrocellulosemembran transferiert. Anti-Phosphotyrosin-Immunblotting
wurde unter Verwendung eines 4G10-Mäuse-Antiphosphotyrosinantikörpers (UBI),
eines Ziegen-Anti-Mäuse-Meerrettich-Peroxidasekonjugats
und eines ECL-Entwicklungssets (Amersham) durchgeführt. Der
Zusatz von menschlichem gsa6 zu menschlichen Schwann-Zellen führt zu einer
Autophosphorylierung von sowohl Axl- als auch Rse-Rezeptoren auf (einem)
Tyrosinrest(en). Die Aktivierung von Axl und Rse konnte bei 1,4–14 μM gas6 detektiert
werden. Solche eine Phosphorylierung von Axl und Rse tritt in Kulturen,
die mit Heregulin stimuliert werden, nicht auf. gas6-Expression
in kultivierten Ratten-Schwann-Zellen wurde durch einen Northern-Blot
nicht nachgewiesen. Außerdem
trat keine gas6-Aktivität
im mit Ratten-Schwann-Zellen konditionierten Medium auf. Ohne sich
auf eine bestimmte Theorie festlegen zu wollen, scheint es doch
möglich,
dass gas6 durch die Züchtung
von Axonen oder durch nahe gelegene Fibroblastenzellen (aus denen
gas6 anfangs kloniert wurde) produziert wird. Diese Aktivierung
von Axl-Rse-Rezeptoren auf Schwann-Zellen durch gas6 ist äußerst spezifisch,
da Wachstumsfaktoren, die bekannterweise über andere Tyrosinkinaserezeptoren,
wie z. B. PDGF und FGF, wirken, die Proliferation von menschlichen
Schwann-Zellen unter diesen definierten Bedingungen nicht fördern. Die
Schwann-Zellen-Wachstumsfaktoren GGF/Heregulin, die unabhängig voneinander
durch die erbB-Rezeptorfamilie wirken, wirken in dieser Studie mit
gas6 zusammen.
-
Vorteilhafterweise
werden Populationen von Säugetier-Schwann-Zellen
(vorzugsweise menschliche Schwann-Zellen) als zelluläre Prosthese
zur Transplantation in Bereiche von geschädigtem Rückenmark verwendet, um die
Regeneration von unterbrochenen zentralen Axonen zu beeinflussen,
die Reparatur von peripheren Nervenverletzungen zu unterstützen und
Alternativen zu autogenetischen Transplantaten bereitzustellen.
Siehe Levi et al., J. Neuroscience 14 (3), 1309–1319 (1994). Die Verwendung
von Zellkulturverfahren, um eine reiche Quelle von autologem Transplantationsmaterial
durch geringe Biopsie zu erhalten, wurde bei der Bereitstellung
von menschlichen Epidermiszellen, um ausgedehnte Verbrennungen abzudecken,
schon klinisch erfolgreich umgesetzt (Gallico et al., N. Eng. J.
Med. 311, 337–451
(1984)). Außerdem
zeigte sich, dass Schwann-Zellen von menschlichen Xenotransplantaten
zur Myelinisation von regenerierenden peripheren Axonen von Mäusen fähig sind,
die immununterdrückt
wurden (Aguayo et al., Nature 268, 753–755. (1977), und Aguayo et
al., Soc. Neurosci. Symp. 4, 361–383 (1979)). Demgemäß ist zu
erwarten, dass der obige Ansatz in Säugetieren, einschließlich Menschen,
erfolgreich ist.
-
Beispiel 10
-
gas6-Immunoadhäsin
-
gD.gas6.279-C.IgG
wurde durch Fusionieren der für
gD.gas6.279-C kodierenden Sequenzen (siehe Beispiel 8) an die Aminosäuren 216–443 von
menschlichem IgGγ1 über einen
BstEII-Linker konstruiert (Hinzufügen der Aminosäuren Val
und Thr). Der Linker wurde durch PCR unter Verwendung der Primer
5'-ATGGAGATCAAGGTCTG (Seq.-ID
Nr. 20) und 5'-GTCGGTGACCGCTGCTGCGGGCTCCAC
(Seq.-ID Nr. 22) zu gD.gas6.279-C-Sequenzen hinzugefügt.
-
Das
so gebildete gas6-Immunoadhäsin
wurde dem in Beispiel 4 beschriebenen KIRA-Test unterzogen. Kurz
gesagt wurden verschiedene Verdünnungen
von konditionieren Medien von Zellen, die gD.gas6.279-C.IgG vorübergehend
exprimierten, einem KIRA-Test unterzogen. Das Ausgangsmaterial wies eine:
gD.gas6.279-C.IgG-Konzentration
von 230 ng/ml auf. Die EC50 für die Aktivierung
betrug etwa 0,4 nM. Siehe 10.
In konditionierten Medien von vorübergehend transfizierten Kontrollzelllinien
wurde keine Aktivität
beobachtet.
-
Beispiel 11
-
Aktivierung von Rse durch
nicht γ-carboxyliertes
gas6
-
Ein
Medium (700 ml), das 3 Tage lang durch 293-Zellen konditioniert
wurde, die mit menschlichem gas6 (hgas6.17) transfiziert waren,
wurde gegen 2 × 8
l 50 mM Tris-NCl,
pH 7,5, 5 mM Benzamidin (Puffer A) dialysiert. Das Dialysat wurde
auf 0,1% CHAPS eingestellt und bei 10 ml/min auf eine 6-ml-Resource-Q-Säule (Pharmacia)
geladen. Die Säule
wurde mit Puffer A gewaschen und mit 70 ml eines linearen Gradienten
von 0 bis 0,4 M NaCl in Puffer A bei einer Durchflussgeschwindigkeit
von 1,0 ml/min eluiert, wodurch 2,0-ml-Fraktionen gewonnen wurden.
-
Die
Fraktionen wurden durch das in Beispiel 6 beschriebene Bariumchloridbindungsverfahren
und den in Beispiel 4 beschriebenen KIRA-Test auf ihre Fähigkeit
analysiert, Rse zu binden und zu aktivieren. Der Bariumchloridtest
kann durch die Bindung von Gla-hältigen
Rse-Liganden detektieren, während
der KIRA-Test gegenüber
allen Rse-Aktivatoren empfindlich ist. Die Bindungsaktivität war bei
Fraktion 31 zentriert, während der
KIRA einen zusätzlichen
früheren
Elutionspeak aufwies, der bei Fraktion 24 zentriert war.
-
Aliquoten
(10 μl)
der Fraktionen 20 bis 44 wurden auf 8% Acrylamid-(Novex)SDS-Gelen analysiert, und
Proteine wurde durch Silberfärbung
visualisiert. In diesen Fraktionen comigrierte eine 75-kD-Bande
mit herkömmlichem
hgas6. Integrierte Intensitäten
der 75-kD-Bande wurden durch Laser-Scanning (Molecular Dynamics)
und Bildanalyse (NIH Image) gemessen. Peakintensitäten wurden
in den Fraktionen 24 und 31 gefunden, die den 2 Regionen der KIRA-Aktivität entsprachen.
Die Menge an hgas6 in den einzelnen Fraktionen wurde aus der Farbintensität einer
bekannten Menge (0,34 μg)
eines Standardpräparats
von hgas6 geschätzt, das
auf demselben Gel laufen gelassen wurde, wobei von einer linearen
Beziehung zwischen der Farbintensität und der Proteinladung ausgegangen
wurde.
-
Eine
Sequenzanalyse für
die 75-kD-Banden der Fraktionen 24 und 31 wurde nach einer SDS-PAGE und
einem elektrophoretischen Transfer zu PVDF-Membranen durchgeführt. Die
aminoterminale Sequenz beider Banden wurde eindeutig als die von
hgas6 identifiziert (AFQVF), aber die beiden könnten durch die Gegenwart oder
Abwesenheit von modifizierten Glutaminsäureresten in späteren Zyklen
unterschieden werden. Der Sequenz der Fraktion 31 fehlte ein Signal
von Glutaminsäure
in den Zyklen 6, 7, 14 und 16, was mit einer γ-Carboxymodifikation dieser
Reste übereinstimmte.
Die Sequenz der Fraktion 24 stimmte an all diesen Positionen mit
unmodifizierter Glutaminsäure überein.
-
Sowohl
die Sequenzanalyse als auch das Bindungsverhalten der frühen Elutionsform
von hgas6 stimmen mit seiner Identifikation als unmodifizierte Form
von hgas6 überein,
der die charakteristische γ-Carboxymodifikation
von Glutaminsäure
fehlt. Die zweite entdeckte Form von rekombinantem hgas6 scheint
aktiver zu sein als die zuerst beschriebene Gla-hältige Form.
Die spezifische Aktivität
der beiden Formen wurde aus den KIRA-Daten in 11 und der densitometrischen Quantifizierung von
hgas6 berechnet. Die spezifische Aktivität der Fraktion 31 (Form 1)
beträgt
1170 KIRA-Einheiten/mg P, während
die der Fraktion 24 (Form 2) 3158 beträgt. Das zeigt, dass die Form
2, der die Gla-Modifikation fehlt, bei der Aktivierung von Rse wirksamer
ist als die Gla-hältige
Form 1.
-
Beispiel 12
-
Aktivierung eines Mer-Rezeptors
durch gas6
-
Eine
für menschliches
Mer kodierende cDNA wurde durch Screenen einer menschlichen Testis-cDNA-Bibliothek
erhalten, die in λ-DR2
(Clontech, Palo Alto, CA, USA) mit den folgenden Oligonucleotidsonden hergestellt
worden war:
-
-
Ein
positiver Phage wurde gereinigt, und die Insertgrößen wurden
bestimmt. Drei überlappende
Klone, hMer.cl4, hMer.cl25 und hMer.cl6 (die nt 1–561, nt
223–2025
und nt 1902–3608
der jeweiligen veröffentlichten Sequenz
entsprachen), wurden kombiniert, um eine cDNA herzustellen, die
für das
gesamte offene Leseraster von menschlichem Mer kodiert.
-
Mer-Fc
wurde konstruiert, indem die für
die Aminosäuren
1–499
von menschlichem Mer kodierende Sequenz über einen NarI-BstEII-Linker
(5'-GCGCCTGGCAACGCG-3' (Seq.-ID Nr. 26), 5'-GTGACCGCGTTGCCAG-3' (Seq.-ID Nr. 27)) (Hinzufügen der
Aminosäuren
Glycin und Histidin) an die Aminosäuren 216–443 von menschlichem IgGγ1 fusioniert
wurde. Menschliche embrionale Nieren-(HEK-)293-Zellen, die Mer-Fc exprimierten,
wurden unter Verwendung eines für
menschliches Fc spezifischen ELISA gescreent. Mer-Fc wurde auf einer
Protein-A-Sepharose-Säule
(Pharmacia) gereinigt.
-
Epitopmarkiertes
gD.Mer wurde konstruiert, indem die für die Aminosäuren 1–53 des
Herpes-simplex-Virus-Typ-1-(HSV-1-)Glykoproteins D (gD) kodierenden
Sequenzen an die für
die Aminosäuren
36–961 von
menschlichem Mer kodierenden Sequenzen fusioniert wurden. Siehe
Beispiel 3. Oligos (5'-CGAATTCCTCGAGCCGGGACCTTTTCCAGGGAGC-3' (Seq.-ID Nr. 28)
und 5'- CCAACTGTGTGTTTGAAGGCAAGAGGCGG-3' (Seq.-ID Nr. 29))
wurden verwendet, um eine XhoI-Stelle durch PCR zur menschlichen
Mer-cDNA hinzuzufügen.
Die gD.Mer-cDNA wurde in einen auf CMV basierenden Expressionsvektor
insertiert, und HEK-293-Zellen wurden durch Western-Blotting und
fluoreszenzaktivierte Zellsortierung, wie in Beispiel 3 beschrieben,
transfiziert, selektiert und gescreent.
-
Rekombinantes
menschliches gas6 und Protein S wurden gemäß Godowski et al., Cell 82,
355–358 (1995),
exprimiert. Die Expression wurde durch metabolische Markierung von
Kulturen mit 35S-Cys und 35S-Met (Merk
et al., J. Biol. Chem. 267, 26166 (1992)) und/oder durch Western-Blotting
mit polyklonalem Kaninchen-Anti-gas6- oder -Anti-Protein-S-Antiserum (Sigma)
verifiziert. N-terminal markierte Versionen van Protein S oder gas6
wurden gemäß Godowski
et al., w. o. (1995), hergestellt.
-
Verfahren
zur Detektion von Rse-Phosphorylierung unter Verwendung von KIRA-ELISA und Western-Analyse
unter Verwendung von Antiphosphotyrosinantikörpern wurden in den Beispielen
3 und 4 erläutert. Für Neutralisierungsversuche
wurden mögliche
Ligandenquellen bei Raumtemperatur 30 Minuten lang mit dem angegebenen
Fc-Fusionsprotein behandelt, bevor sie zu Zellen zugesetzt wurden.
Um die Fähigkeit
möglicher
Liganden zu untersuchen, eine Phosphorylierung von gD.Mer auszulösen, wurden
500.000 Zellen in Gegenwart von Serum 6 Stunden lang auf eine 60-mm-Schale
geimpft. Die Zellen wurden dann zweimal in PBS gewaschen und 16
Stunden lang Serumentzug ausgesetzt. Mögliche Liganden wurden zu den
Zellen zugesetzt, und gD.Mer wurde unter Verwendung von 5B6 aus
Lysaten immungefällt,
durch SDS-PAGE unter reduzierenden Bedingungen untersucht und mit
einem Antiphosphotyrosinantikörper
(4G10) geblottet.
-
Zur
Bindung an Rse-Fc, Axl-Fc und Mer-Fc wurde ein konditioniertes Medium,
das 5–10
nM gas6 oder Protein S enthielt, mit Protein-A-Sepharose (Calbiochem)
30 Minuten lang bei Raumtemperatur vorgeklärt und dann 4 Stunden lang
bei 4°C
mit 5 μg
des Rezeptor-Fc-Fusionsproteins inkubiert. Fusionsproteine wurden
mit 20 μl
Protein-A-Sepharose immungefällt,
und die Komplexe wurden durch 1-minütige Zen trifugation bei 14.000 × g gesammelt
und 3-mal mit PBS, das 0,1% Triton X-100 enthielt, gewaschen. Präzipitate
wurden durch SDS-PAGE unter reduzierenden Bedingungen analysiert.
Western-Blots der SDS-PAGE-Gele wurden mit einem Antikörper 5B6
untersucht.
-
Eine
Proteinwechselwirkungsanalyse unter Verwendung von BIAcorTM-Instrumenten wurde mit an BIAcore-CM5-Sensorchips
gekoppeltem Mer-Fc durchgeführt,
wobei gereinigtes gas6 oder Protein S verwendet wurden. Für Neutralisierungsversuche
wurden 5 μg
von entweder Mer-Fc oder CD4-Fc 30 Minuten lang bei Raumtemperatur
mit gas6 vermischt, bevor es über
den Chip injiziert wurde. Sensogramme wurden mithilfe von BIA-Evaluierungssoftware
2.1 von Pharmacia Biosensor AB untersucht. Scheinbare Dissoziationsgeschwindigkeitskonstanten
(kd) und Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten (ka) wurden durch
Bewertung des Sensogramms mit A + B = AB-Typ-1-Anpassungen erhalten.
Eine Gleichgewichtsdissoziationskontante Kd wurde
als kd/ka berechnet.
-
Ergebnisse
-
Die
Fähigkeit
von Mer-Fc, gas6-induzierte Phosphorylierung von Rse im auf ELISA
basierenden KIRA-Test zu neutralisieren, wurde untersucht. Die Aktivierung
von RSE durch gas6 wurde durch Rse-Fc und Mer-Fc auf dosisabhängige Weise
blockiert (14). Die Neutralisierung war
spezifisch für
Rse-Fc und Mer-Fc, da das Kontrollprotein CD4-Fc in diesem Test
zu keiner Hemmung führte.
Rse-Fc war bei der Neutralisierung von gas6 etwas stärker als
Mer-Fc. Diese Daten lassen vermuten, dass Mer-Fc wie Rse-Fc die
Aktivierung von Rse durch Bindung an gas6 blockiert.
-
Die
Fähigkeit
von Axl-Fc, Rse-Fc und Mer-Fc, direkt an gas6 zu binden, wurde unter
Verwendung eines Copräzipitationstests
bestimmt. Die Fähigkeit
dieser Rezeptoren, Protein S zu binden, wurde ebenfalls bestimmt.
Um einen quantitativ besseren Vergleich der Bindungseigenschaften
zu ermöglichen,
wurden Versionen von gas6 und Protein S verwendet, die Epitopmarkierungen
aufwiesen. Ein konditioniertes Medium von Zellen, die für markiertes
gas6 oder Protein S exprimierten, wurden mit jedem der Rezeptorfusionsproteine
inkubiert. Die Fc-Fusionsproteine und die daran gebundenen Proteine
wurden mit Protein A gewonnen und gut gewaschen. Markierte Proteine,
die an die Fc-Fusionsproteine banden, wurden durch Western-Blotting
und Detektion mit einem Antikörper
bestimmt, der gegen die Epitopmarkierung gerichtet war. Sowohl Axl-Fc
als auch Rse-Fc banden markiertes gas6, nicht jedoch Protein S.
Das gleiche Ergebnis wurde mit Mer-Fc erhalten. Die Bindung war
insofern spezifisch, als weder gas6 noch Protein S das Kontroll-CD4-Fc
banden.
-
Die
Kinetik der Wechselwirkung von gas6 mit extrazellulären Domänen von
Mer und Rse wurde unter Verwendung eines BIAcore-Instruments verglichen.
Mer-Fc wurde auf einem Biosensorchip immobilisiert, und verschiedene
Konzentrationen von gas6 wurden über
den Chip fließen
gelassen. Ein repräsentatives
Sensogramm von solch einem Experiment ist in 15A zu
sehen. Keine Bindung an Protein S wurde beobachtet, und die Bindung
von gas6 an auf dem Chip immobilisiertes Mer-Fc wurde durch lösliches
Mer-Fc, nicht jedoch CD4-Fc blockiert (15).
Die Dissoziationskonstante (Kd) für die Wechselwirkung
von gas6 mit Mer-Fc betrug 6 nM. Die Kd für die Bindung
von gas6 an Rse-Fc betrug 4,2 nM.
-
HEK-293-Zellen
wurden mit einem Expressionsvektor transfiziert, der für eine Version
von Mer kodierte, die eine aminoterminale Epitopmarkierung aufwies.
Eine Kandidatenzelllinie (293.gD.Mer), die gD.Mer exprimierte, wurde
durch fluoreszenzaktivierte Zellsortierung unter Verwendung von
5B6, einem monoklonalen Antikörper,
der die Epitopmarkierung erkennt, identifiziert. Eine Inkubation
dieser Zellen mit dem Antikörper 5B6
führte
zu rascher Phosphorylierung von neuen Proteinen mit etwa 180 und
200 kDa, die in untransfizierten HEK-293-Kontrollzellen nicht vorhanden
waren. Wenn die Zellen mit einem Kontrollantikörper inkubiert wurden, trat
keine Rezeptorphosphorylierung auf. Diese Ergebnisse zeigen, dass
Mer für
eine funktionelle Tyrosinkinase kodiert.
-
Die
Fähigkeit
von menschlichem gas6 und Protein S, die Kinaseaktivität von Mer
zu aktivieren, wurde untersucht. Mer wurde nicht phosphoryliert,
wenn diese Zellen mit Protein S behandelt wurden. In Zellen, die mit
gas6 behandelt waren, wurde jedoch Rezeptorphosphorylierung detektiert.
Ein Zeitablaufsversuch zeigte, dass Mer innerhalb von Minuten nach
dem Zusatz von gas6 phosphoryliert wurde und dass die Phosphorylierung
nach Stimulierung der Zellen mit gas6 in Konzentrationen von 1–3 nM detektiert
werden konnte.
-
Die
Fähigkeit
von gas6, die Phosphorylierung von endogen exprimiertem Mer zu induzieren,
wurde untersucht. Mer-mRNA wurde durch reverse-Transkriptions-PCR
in der monozytischen Leukämiezellline
THP-1 detektiert. Unter Verwendung eines polyklonalen Antikörpers, der
gegen die extrazelluläre
Domäne
von. Mer gerichtet war, wurde die Expression von Mer auf der Oberfläche von
THP-1-Zellen bestätigt.
Eine Behandlung dieser Zellen mit gas6 löste die rasche Phosphorylierung
eines 180-kDa-Proteins
aus, das mit Antikörper
gegen Mer immungefällt
worden war. Diese Beobachtungen zeigen, dass gas6 ein funktioneller
Ligand für
Mer ist.
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-