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Verfahren zur Herstellung von bituminösen Bindemitteln, insbesondere
für Straßenbauzwecke Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
von bituminösen Bindemitteln aus Destillaten der Steinkohle, die gegenüber dem Steinkohlenteer
bzw. den Straßenteeren, welche im Straßenbau, in der #Dachpappenindustrie u. dgl.
in beträchtlichen Mengen verwendet werden, den Vorteil haben, daß sie eine bedeutend
geringere Temperaturempfindlichkeit besitzen.
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Ein z. B. in eine Straßendecke eingebautes bituminöses Bindemittel
ist erheblichen Temperaturschwankungen unterworfen. Im Sommer erreicht die Temperatur
in der Straßendecke + 6o° C, bei welcher Temperatuf die Konsistenz des Bindemittels
noch nicht tropfflüssig sein darf, da die Straßendecke sonst weich werden und.schwitzen
würde, die winterliche Mindesttemperatur von - 2o° C darf das 43indemittel nicht
veranlassen, spröde und daher brüchig zu werden, was ebenfalls zur Zerstörung der
Straße unter den mechanischen Beanspruchungen führen würde.
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Während Asphalt und Bitumen der erwähnten Anforderung im großen und
ganzen entsprechen, ist dies bei Teer bisher bei weitem nicht der Fall, @sö daß
der Teer sowohl als Straßenteer als auch in Form veredelter Erzeugnisse noch nicht
mit gleichem Erfolge. an Stelle von Asphalt und Bitumen, welche zum größten Teil
aus dem Auslande kommen, verwendet werden konnte. Es ist ein gemeinsames Kennzeichen
aller Asphaltdeckenarten, daß das Bindemittel nicht nur einen kittenden, sondern
auch einen mittragenden Bestandteil der Decke darstellt; der prozentuelle Bindemittelgehalt
in der Decke kann daher im Gegensatz zur Teerdecke so hoch gehalten werden, wie
es für eine gute Haltbarkeit bzw. einen geringen Verschleiß der Decke günstig ist.
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Als man den Teer in den Straßenbau einzuführen begann, schlugen die
Versuche, ihn in gleicher Weise wie den Asphalt bzw. das Biturnen zu verwenden,
infolge seiner großen Temperaturempfindlichkeit fehl. Es wurden daher für den Teer
spezielle Bauweisen entwickelt, nach. welchen der Teer nunmehr lediglich als das
Mineralgerüst verkittender Bestandteil zur Verwendung gelangt.
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Ein das Verwendungsgebiet einschränkender Nachteil der Teerdecke ist
der Umstand, daß sie eines steten Verkehrsdruckes bedarf,
so daß
eine Teerdecke nur auf Straßen verlegt werden darf, die über ihre ganze Breite gleichmäßig
und durch Fahrzeuge aller Art befahren werden, so daß sie sich z. B. fitr: reine
Automobilstraßen (Autobahnen) nickit', eignet. Es ist auch nach wie vor sehr schwie=
rig, eine vollkommen zufriedenstellende Decke= herzustellen; je größer der Teeranteil
in der Decke ist, desto eher weicht sie an warmen Sommertagen auf, je kleiner er
ist, desto größer ist der Verschleiß der Straße.
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Aus diesen angeführten Gründen hat es daher nicht an Versuchen gefehlt,
die Eigenschaften ,des Teeres denen von Asphalt bzw. Biturnen anzugleichen, ohne
daß allerdings bisher in dieser Richtung ein nennenswerter Fortschritt bekanntgeworden
wäre.
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Es wurde nun gefunden, daß man durch die bekannte Halogenierung von
Straßenteer und anschließender Behandlung mit dehalogenierend wirkenden Mitteln,
wie Metallen (Zink, Eisen u. dgl.), Alkalien, Erdalkalien (gehr. Kalk) oder organischen
Verbindungen, wie Anilin, Pyridin u. dgl., eine bedeutende Verminderung der Temperaturempfindlichkeit
erreicht.
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Ein gleiches Ergebnis wird erreicht, wenn Anthrazenöl (Straßenteer
besteht aus Pech -1- Anthrazenöl) zunächst halogeniert, darauf dehalogeniert und
schließlich entsprechend der gewünschten Endkonsistenz mit Steinkohlenteerpech gemischt
wird.
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Schon die durch die Halogenbehandlung eingeleitete Polymerisation
(Verharzung) vermindert die Temperaturempfindlichkeit, allerdings in nur geringem
Maße. Durch entsprechende Wahl der Reaktionsbedingungen für die Halogenbehandlung
(Temperatur, Druck) hat man es in der Hand, diese so zu leiten, wie es für die Verringerung
der Temperaturempfindlichkeit am günstigsten ist. Die durch die-anschließende Dehalogenierung
hervorgerufene weitere Polymerisation verläuft für die Verminderung der Temperaturempfindlichkeit
sehr günstig. Auch diese läßt sich naturgemäß durch entsprechende Wahl der Reaktionsbedingungen
lenken.
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-Die Halogenbehandlung wird so vorgenomiÜe@i, daß in auf 8o bis 13o°
C erhitzten Teer -b^zw. auf 5o bis 9o° C erhitztes Öl einfach Halogen (Chlor oder
Brom) eingeleitet wird, wobei für mechanische Mischung Sorge getragen wird. Diese
wird durch Rührwerk oder durch Durchpumpen eines indifferenten Gases (Stickstoff)
gegebenenfalls im Kreislauf besorgt. Zur Dehalogenierung wird der Teer bzw. das
Öl bei ungefähr den gleichen Temperaturen mit dem Dehalogenierungsmittel versetzt
und einige Stunden gerührt. Bei Verwendung von Metallen, gehr. Kalk u. dgl. setzen
sich diese nach beendetem kühren anl-Boden ab, so daß der polymerisierte Teer bzw.
das, öl schließlich einfach (solange er heiß ist). abgezogen bzw. abgegossen
werden kann.
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Gemäß vorliegender Erfindung ist es nunmehr gegeben, aus Steinkohlenteer
bzw. dessen Fraktionen auf eine sehr einfache Weise bituminöse Bindemittel herzustellen,
die in der Temperaturfestigkeit nicht hinter Asphalt und Bitumen zurückstehen. Zerreißprüfungen
ergaben, daß auch die Zugfestigkeitswerte der neuen Bindemittel im Rahmen der Zugfestigkeitswerte
von Asphalten und Bitumina liegen. . Beispiel i In 30o Gewichtsteile Straßenteer
60/4o wurden bei i i o° C in beschriebener Weise in einer Zeit von 5 Stunden 22
Gewichtsteile Chlor eingeleitet. Um den gegen das Reaktionsende zu in zunehmender
Menge entstehenden Chlorwasserstoff auszutreiben, wurde gegen Ende der Reaktion-zusammen
mit dem Chlor Stickstoff durch den Teer geleitet (im Verhältnis 5 C12: i N2). Durch
diese Behandlung wurde die- Viscosität bereits-beträchtlich erhöht, die Temperaturfestigkeit
dagegen nur wenig. Eine Probe ergab:
Tropfpunkt (Ubbelohde) ...............................
q.1,2° C, |
Erweichungspunkt (Krämer-Sarnow) ...................
2o,9° C, |
Temperaturspanne somit .................................
2o,3° C. |
Nun wurden unter weiterem Rühren bei 5stündigem Rühren wurde absitzen gelassen der
gleichen Temperatur 25 Gewichtsteile und darauf der behandelte Teer abgezogen, wel-Eisenpulver
allmählich eingetragen. Nach cher nun folgende Konsistenzpunkte aufwies:
Tropfpunkt (Ubbelohde) ...............................
58,2° C, |
Erweichungspunkt (Krämer-Sarnow) ...................
29,o° C, |
Spanne Tropfpunkt-Erweichungspunkt ..................
2g,2° C. |
Brechpunkt (Fraas) ............ . ....................... -1q.,0° C, |
Spanne Tropfpunkt-Brechpunkt ........................
72,2° C. |
Beispiel: 3oo Gewichtsteile Straßenteer 60/4o wurden bei i oo°
C in oben geschilderter Weise init 18 Gewichtsteilen Brom. behandelt. Konsistenzpunkte
nach der Behandlung:
Tropfpunkt (Ub b e 1 o h d e) ...............................
¢6,2°- C, |
Erweichungspunkt (Krämer-Sarnow) ...................
22,2° C, |
Temperaturspanne...................................... 2q.,3°
C. |
Darauf wurde wie in Beispiel i mit 2o Gewichtsteilen Eisenpulver
behandelt: |
Tropfpunkt (Ubbelohde) ...... ..........................
-6z,3° C, |
Erweichungspunkt (Krämer-Sarnow) ...................
3o,2° C, |
Temperaturspanne ..........".......................... 31,1°
C. |
0 |
Brechpunkt (Fraas) ......................................
-13,g° C, |
Spanne Tropfpunkt-Erweichungspunkt ..................
7q.,8° C. |
Beispiel 3 30o Gewichtsteile Straßenteer 60/q.0 wurden wie in Beispiel@i mit Chlor
und darauf mit 26 Gewichtsteilen gebr. Kalk behandelt. Die Konsistenzpunkte des
Endproduktes waren folgende: -
Tropfpunkt (Ubbelohde)...............................
5o,6° C, |
Erweichungspunkt (Krämer-Sarnow) ...................
26,q.° C, |
Spanne ................................................
......................................... 2q-,2° C: |
Brechpunkt (Fraas) ....................................
-11,5° C, |
Spanne Tropfpunkt-Erweichungspunkt ..................
62,1° C. |
Be-ispiel4 In 30o Gewichtsteile Anthrazenöl wurde bei 8o° C Chlor eingeleitet, bis
das Öl 6o Gewichtsteile Chlor aufgenommen hatte. Darauf wurde mit 54 Gewichtsteilen
Eisenpulver behandelt. Die Viscosität des Öles hatte den i8fachen Wert der Viscosität
vor der Eisenbehandlung. Nun wurde das behandelte Anthrazenöl im Verhältnis 4o :
6o mit Steinkohlenteerpech gemischt, so daß schließlich ein Bindemittel mit folgenden
Kennzahlen vorlag:
Tropfpunkt (Ubbelohde) ............................... 6#,9°
C, |
Erweichungspunkt (Krämer=Sarnow) .....................
q.1,6° C, |
Temperaturspanne ...................................... 2q.,3°
C. |
Brechpunkt (Fraas) .....................................
+ 2,o° C, |
Spanne Tropfpunkt-Erweichungspunkt ..................
63,9°-C. |