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Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
die Isolierung und Charakterisierung einer Oligonukleotidsequenz, die
ein Ribosom-inaktivierendes Protein aus der Pflanze Bryonia dioica
kodiert. Die Erfindung betrifft auch die gereinigte Oligonukleotidsequenz
in operativer Verknüpfung
mit geeigneten transkriptionalen und translationalen Kontrollsequenzen
umfassende Expressionsvektoren, transformierte Wirtszellen und ein
rekombinant exprimiertes Ribosom-inaktivierendes Protein. Die Verwendung
der gereinigten, das Ribosom-inaktivierende Protein kodierenden
Oligonukleotide zur Expression eines Ribosom-inaktivierenden Proteins
(RIP) und zur Konstruktion von Fusionsproteinen ist ebenfalls als
Teil der vorliegenden Erfindung anzusehen.
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Hintergrund der Erfindung
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Proteine, die die Proteinsynthese
inhibieren, wurden aus verschiedenen Organismen isoliert, einschließlich Pflanzen,
Bakterien und Pilzen. Man nimmt an, dass diese Proteintoxine von
den Organismen produziert werden, um einen Selektionsvorteil für das Wachstum
der Organismen, die diese produzieren, zu gewinnen. Trotz des divergenten
Evolutionshintergrunds der Organismen, in denen diese Proteintoxine
gefunden werden, weisen die meisten Toxine auffallend ähnliche
Wirkmechanismen auf. Eine bestimmte Gruppe von Toxinen wirkt durch
Blockierung der Proteinsynthese, indem entweder der Elongationsfaktor
2 (EF-2) direkt modifiziert wird oder indem das Ribosom selbst modifiziert
wird, so dass EF-2 bei der Proteinsynthese nicht mehr funktionsfähig ist.
Diese Klasse von Toxinen, Ribosominaktivierende Proteine (RIPs),
kann aus Pflanzen verschiedener Familien isoliert werden.
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Ribosom-inaktivierende Proteine aus
Pflanzen sind auf Basis ihrer Struktur in zwei Gruppen gegliedert worden.
Ribosom-inaktivierende Proteine vom Typ I (RIPs vom Typ I) enthalten
eine Einzelkette, die Ribosom-inaktivierende Aktivität aufweist.
Zu RIPs vom Typ I gehören
beispielsweise Gelonin, Saporin, Trichosanthin und Bryodin. Ribosom-inaktivierende
Proteine vom Typ II (RIPs vom Typ II) umfassen zwei Ketten, eine A-Kette,
die befähigt
ist, EF-2 zu inaktivieren, und eine B-Kette, die eine Zellbindungsdomäne mit Lectin-artigen
Eigenschaften enthält.
Die Bindungsdomäne
befähigt
RIPs vom Typ II, viele Arten von Zellen zu binden und diese Zellen
zu töten.
Beispiele von RIPs vom Typ II sind Ricin und Abrin.
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Obwohl die zwei Arten Ribosom-inaktivierender
Proteine sich in ihren Strukturen unterscheiden, inhibieren beide
Arten die Proteinsynthese, indem sie die 60S-Untereinheit eukaryotischer
Ribosomen durch Spaltung der N-glycosidischen Bindung des Adeninrests
an der Position 4324 der 28S rRNA inaktivieren (Endo und Tsurugi
1987, J. Biol. Chem. 262: 8128–8130;
Stirpe, F. et al. 1988, Nucl. Acid Res. 16: 1349–1357).
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Ribosom-inaktivierende Proteine wurden
aus mehreren Pflanzenfamilien isoliert, einschließlich Cariophyllaceae,
Cucurbitaceae, Euphorbiaceae und Phytolaccaceae. Die Toxine wurden
insbesondere aus den Wurzeln, Samen und Blättern der Pflanzen isoliert.
Es wurden Vergleiche angestellt zwischen den N-terminalen Aminosäuresequenzen
von RIPs, die aus den Samen von Gelonium multiflorum (Euphorbiaceae),
Momordica charantia (Cucurbitaceae), Bnonia dioica (Cucurbitaceae),
Saponaria officinalis (Saporin-5a, Saporin-5b, Saporin-6a) (Cariophyllaceae)
und aus den Blättern
von Saponaria officinalis (Saporin-1) isoliert wurden. Die vollständigen Aminosäuresequenzen
wurden für
ein RIP vom Typ I aus Trichosanthes kirilowii maxim und aus Gerstensamen-Proteinsynthese-Inhibitor
bestimmt. Diese Vergleiche zeigen, dass mindestens die N-terminalen
Regionen der Toxine Bryodin und Momordin (Mitglieder der Familie
Curcurbitaceae) einen hohen Grad an Ähnlichkeit mit der Ricin-A-Kette
und mit Gelonin aufweisen, die Mitglieder der Familie Euphorbiaceae
sind. Man nimmt an, dass die Ähnlichkeit
die Konsequenz eines gleichen evolutionären Ursprungs ist. Eine sehr
geringe Ähnlichkeit
wurde zwischen RIPs der Familien Cucurbitaceae und Euphorbiaceae
sowie denjenigen der Familien Phytolaccaceae oder Cariophyllaceae
gefunden (Montecucchi et al., 1989, Int. J. Peptide Protein Res.
33: 263–267).
Obwohl Ähnlichkeiten
bezüglich
der Aminosäuresequenzen
der N-terminalen Regionen von RIPs, die aus derselben Pflanzenart
isoliert wurden, gefunden wurden, bestehen insbesondere zwischen Toxinen,
die aus unterschiedlichen Geweben derselben Pflanze isoliert wurden,
viele Unterschiede.
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Ein Pflanzenproteintoxin mit der
Bezeichnung Bryodin wurde ursprünglich
als ein 27–30
kDal-Protein, das aus der Wurzel von Bryonia dioica isoliert wurde,
identifiziert (Patentanmeldung in Großbritannien GB 2194948, veröffentlicht
am 23. März
1988). Das Toxin ist ein Ribosom-inaktivierendes Protein vom Typ
I mit einer Einzelkette und einem Wirkmechanismus, der Ribosomen
durch Blockierung produktiver Wechselwirkungen mit dem Elongationsfaktor-2
inaktiviert. Da Bryodin keine Zellbindungsdomäne aufweist, wie die anderen
RIPs vom Typ I, bindet es normalennreise nicht an Säugerzellen.
Es wurde gezeigt, dass das Protein ein Molekulargewicht von etwa
27.300 Dalton gemäß Gelfiltration
und von etwa 28.800 Dalton gemäß Polyacrylamidgelelektrophorese
sowie einen isoelektrischen Punkt von 9,5 aufweist. Es wurde gefunden,
dass dieses Toxin die Proteinsynthese im Kaninchen-Retikulozytenlysat-System
mit Weizenkeimribosomen bei 3,6 ng/ml (ID50)
inhibiert und eine LD50 in Mäusen von
14,5 mg/kg aufweist, wenn es intraperitoneal verabreicht wird. Eine vollständige Nukleotidsequenz
ist für
Bryodin 1 nicht bestimmt worden, es wurde nur eine teilweise N-terminale Aminosäuresequenz
erhalten. Es wurde bestimmt, dass die N-terminale Aminosäuresequenz
wie folgt lautet:
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Ein zweites Ribosom-inaktivierendes
Protein wurde aus den Blättern
von B. dioica isoliert (Europäische
Patentveröffentlichung
EP 0 390 040 , veröffentlicht
am 3. Oktober 1990). Dieses Molekül wurde so beschrieben, dass
es ein Molekulargewicht von 27.300 Dalton gemäß Gelfiltration und 28.800
Dalton gemäß Polyacrylamidgelelektrophorese
und einen isoelektrischen Punkt von 9,5 aufweist, und es wurde als
Bryodin-L bezeichnet. Es wurde gefunden, dass diese Form von Bryodin
die Proteinsynthese im Kaninchen-Retikulozytenlysat-System mit einer
EC
50 von 0,1 nM (3,6 ng/ml) inhibiert und
eine LD
50 in Mäusen von 10 mg/kg aufweist, wenn
es intraperitoneal verabreicht wird. Eine Aminosäureanalyse wurde ebenfalls
bereitgestellt, es wurde jedoch keine Aminosäuresequenz oder Nukleotidsequenz
für die
Moleküle
offenbart.
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Ribosom-inaktivierende Proteine sind
wegen ihrer Nützlichkeit
als Komponenten von „Immunotoxinen" von Interesse. Immunotoxine
sind Hybridmoleküle
aus einem toxischen Teil, der mit einem Antikörper verknüpft ist, der das Toxin selektiv
einer spezifischen Zielzelle zuzuführen vermag. Potentielle Zielzellen schließen schädliche Zellen
ein, d. h. neoplastische, viral infizierte, immunkompetente und
parasitäre
Zellen. Gemäß der Definition
der vorliegenden Erfindung können
Immunotoxine chemische Konjugate aus einem zellspezifischen Liganden
sein, der mit einem toxischen Molekül, wie etwa einem Ribosom-inaktivierenden
Protein, verknüpft
ist. Aufgrund der Tatsache, dass viele unterschiedliche Ribosominaktivierende
Proteine bekannt sind und dass neue Toxine entdeckt werden, steht
eine Reihe toxischer Einheiten zur Verfügung, die im unkonjugierten
Zustand verschiedene Grade intrinsischer Toxizität gegenüber ganzen Zellen aufweisen
und die eine verfügbare
Quelle alternativer Toxine darstellen, falls der Patient während einer
Langzeit-in-vivo-Behandlung eine Immunantwort gegenüber dem
ursprünglich
verabreichten Immunotoxin entwickeln sollte. Zusätzlich waren einige Immunotoxine,
Saporin 6 und ein Anti-Thy-1.1-Antikörper oder dessen F(ab')2-Fragment,
toxischer als das freie Toxin, woraus sich ein Bedürfnis nach
neuen und anderen Toxinmolekülen
ergibt.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
eine gereinigte Oligonukleotidsequenz, die ein aus Bryonia dioica isoliertes
Pflanzenproteintoxin kodiert. Die vorliegende Erfindung betrifft
auch Expressionsvektoren, bei denen die gereinigte Oligonukleotidsequenz
operativ mit geeigneten transkriptionalen und translationalen Kontrollsequenzen
von Wirtszellen verknüpft
ist, die große
Mengen des Pflanzenproteintoxins exprimieren, wenn sie zur Transformation
der geeigneten Wirtszellen verwendet werden. Des Weiteren kann die
Oligonukleotidsequenz zur Konstruktion von Oligonukleotidmolekülen verwendet
werden, die das Toxin und einen für eine Zielzelle spezifischen
Liganden umfassende Fusionsmoleküle
kodieren. Dieses Immunkonjugat ist für die Zielzelle toxisch und
stellt Zusammensetzungen bereit, die für ein zielgerichtetes Abtöten von
Zellen brauchbar sind.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die vollständige Nukleotidsequenz, die
das aus der Pflanze Bryonia dioica isolierte Ribosom-inaktivierende
Protein Bryodin 1 (BD1) kodiert, wird hier offenbart und ist Grundlage
der vorliegenden Erfindung dar. Die Erfindung umfasst Ausführungsformen,
die ein Bryodin-1-kodierendes gereinigtes Oligonukleotid offenbaren.
Auch gehören
Ausführungsformen
dazu, die Plasmide offenbaren, die die Bryodin-1-kodierende DNA-Sequenz
umfassen, sowie solche, die Expressionsvektoren offenbaren, die
die Bryodin-1-kodierende DNA-Sequenz in operativer Verknüpfung mit
geeigneten transkriptionalen Kontrollsequenzen und transformierte
Wirtszellen umfassen.
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Darüber hinaus betrifft die Erfindung
Verfahren zur Herstellung von Bryodin-1 durch rekombinante Mittel.
Bei dem rekombinant produzierten Protein kann es sich um Bryodin-1,
Fragmente oder Derivate von Bryodin-1 handeln, die auch als Fusionsproteine
eine Ribosom-inaktivierende Aktivität aufweisen. Fusionsproteine
können
einen für
eine bestimmte Zellart spezifischen Liganden und einen funktionalen
Anteil von Bryodin-1 umfassen, die befähigt sind, das Bryodin-1 spezifisch
der Zielzelle zuzuführen.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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1 stellt
die Ergebnisse der Absorptionsmessung aus der CM-Sepharose-Chromatographie eines aus
der Wurzel von Bryonia dioica isolierten Proteins dar.
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2 stellt
das Ergebnis der SDS-PAGE-Analyse der Fraktionen 9 bis 15 aus der
Trennung mittels CM-Sepharose-Chromatographie dar. Spur M enthält Molekulargewichtsstandards:
Ovalbumin (43.000 MW), Carboanhydrase oder Carbonat-Dehydratase
(29.000 MW), β-Lactoglobulin
(18.000 MW), Lysozym (14.000 MW), Rindertrypsininhibitor (6.000
MW) und Insulin (2.000 MW).
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3 stellt
ein aus einer TSK-3000 Größenausschlusssäule erhaltenes
Chromatogramm dar. Die das 29-kDa-Band enthaltenden Fraktionen wurden
aus der Auftrennung mittels CM-Sepharose-Chromatographie gepoolt
und auf weniger als 8 ml aufkonzentriert. Das Konzentrat wurde auf
die Säule
aufgetragen und die Absorption bei 280 nm verfolgt.
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4 veranschaulicht
das Ergebnis, das für
die SDS-PAGE-Analyse der Fraktionen 58 bis 64 aus der Größenausschlusschromatographie
des teilweise gereinigten Bryodins erhalten wurde. Spur M enthält Molekulargewichtstandards:
Ovalbumin (43.000 MW), Carboanhydrase (29.000 MW) und β-Lactoglobulin
(18.000 MW ).
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5 stellt
die Bryodin-1-kodierende DNA-Sequenz dar. Beginnend mit den 5'-nichtkodierenden
Sequenzen ist die Sequenz von den Resten 1–290 und Nukleotiden 1–1094 durchnummeriert.
Die Nukleotide 914–916
stehen für
das Stoppcodon, die Nukleotide 917–1094 sind 3'-nichtkodierende
Sequenzen. Die zwei unterstrichenen Hexanukleotidsequenzen in der
3'-nichtkodierenden
Region entsprechen Polyadenylierungssignalen, die in zwei einzelnen
Klonen gefunden wurden. Der Pfeil bei der Aminosäure 24 entspricht dem Start des
reifen BD1-Aminoterminus.
Die Pfeile bei den Aminosäureresten
271 und 290 entsprechen zwei Formen von BD1 (F2 beziehungsweise
F1), die das mutmaßlich
reife Protein (F2) und das vollständige Pro-Protein (F1) kodieren.
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Die 6A und 6B sind schematische Diagramme
der BD1-Expressionsplasmide pSE 13.0 und pSE 14.0.
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Die 7A, B und C stellen
ein CM-Sepharose-Chromatographie-Profil
(A), SDS-PAGE mit Coomassie-Blau-Einfärbung (B) und Western-Blot
unter Verwendung polyklonaler Anti-BD1-Antikörper (Kaninchen) (C) von rekombinantem
BD1 F1 (Aminosäurereste
24–290),
das denaturiert und erneut gefaltet wurde, dar. Die Fraktionen im
Chromatographieprofil entsprechen den Fraktionsnummern in den Gelen.
N = Natives BD1.
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Die 8A, B und C zeigen
die Ergebnisse der Reinigung von rekombinantem BD1 F2 (Aminosäurereste
24–270)
(A); CM-Sepharose-Chromatographie-Profil (B), SDS-PAGE angefärbt mit
Coomassie-Blau (C) und Western-Blot, angefärbt mit polyklonalem Anti-BD1-Antiserum.
N = Natives BD1.
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9 stellt
Daten zur Proteinsynthese-Inhibitionsaktivität von rekombinantem BD1 F1
und BD1 F2 gegenüber
nativem BD1 unter Verwendung eines in vitro-zellfreien-Kaninchen-Retikulozyt-Translationsassays dar.
Die Proteinsynthese wurde als [3H]-Leucin-Einbau
von mit Ribosom-inaktivierendem Protein behandelten und unbehandelten
Translationsprodukten gemessen.
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Ausführliche Beschreibung der spezifischen
Ausführungsformen
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Die vorliegende Ertindung betrifft
ein im Wesentlichen gereinigtes Oligonukleotid, das das aus der Pflanze
Bryonia dioica isolierte, Ribosominaktivierende Protein Bryodin-1
kodiert, oder dessen Komplement. Bei dem Oligonukleotid kann es
sich um eine cDNA, isolierte, gereinigte genomische DNA, RNA oder
Antisense-RNA handeln. Plasmide und Expressionsvektoren, die wenigstens
ein Bryodin-1-kodierendes Oligonukleotid oder biologisch aktive
Fragmente und Derivate davon umfassen, werden ebenfalls von der
vorliegenden Erfindung umfasst. Das Oligonukleotid ist operativ
mit einer transkriptionalen und translationalen Kontrollsequenz
in den Expressionsvektoren der vorliegenden Erfindung verknüpft. Mit
den Plasmiden und Expressionsvektoren transformierte Wirtszellen
sind ebenfalls als Teil der vorliegenden Erfindung anzusehen. Die
obigen Zusammensetzungen können
zur rekombinanten Expression großer Mengen Bryodin-1 oder biologisch
aktiver Fragmente oder Derivate durch die transformierten Wirtszellen
verwendet werden.
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Bryodin-1 (BD1), ein Ribosom-inaktivierendes
Protein, wird aus den Wurzeln von Bnonia dioica isoliert. BD1 weist
eine Toxizität
gegenüber
Zellen auf, die derjenigen anderer Pflanzen-Ribosom-inaktivierender Proteine ähnlich ist,
was darauf hindeutet, dass es bei der Abtötung von Zellen nützlich sein
kann, insbesondere wenn es durch den Liganden eines zellspezifischen
Moleküls
auf eine definierte Zellpopulation gerichtet wird. Solche Liganden
können
einen Antikörper
oder einen Liganden eines Zellobertlächenrezeptors (d. h. Transferrin,
Heregulin und weitere dem Fachmann bekannte) einschließen. BD1
kann auch bei der Konstruktion von Konjugaten oder Fusionsmolekülen, umfassend
den Liganden eines zellspezifischen Moleküls und das Toxin, verwendet
werden, die bei der Behandlung eines Krankheitszustands nützlich sein
können.
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Gereinigtes Bryodin-1 wurde sowohl
unter reduzierenden als auch nichtreduzierenden Bedingungen als
einzelnes Band mit einem Molekulargewicht von ungefähr 29.000
Dalton detektiert. Eine vollständige,
hier beschriebene Primärstruktur
von BD1 wurde mittels cDNA-Klonierung und Bestimmung einer mutmaßlichen Aminosäuresequenz
bestimmt. Die Sequenzanalyse zeigte auf, dass BD1 ein Ribosom-inaktivierendes
Protein vom Typ I ist, das eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Ribosom-inaktivierenden
Proteinen der Familie Cucurbitaceae, einschließlich Trichosanthin und α-Momorcharin,
aufweist (Montecucchi et al., 1989, Int. J. Peptide Protein Res.
33: 263–267),
von diesen jedoch verschieden ist. Alle diese Proteine weisen bestimmte
gemeinsame Eigenschaften auf, die für Ribosominaktivierende Proteine
vom Typ I charakteristisch sind, wie etwa, dass sie eine einzelne
Peptidkette umfassen, ein Molekulargewicht zwischen 25 und 30 kDa
und einen isoelektrischen Punkt von ungefähr 9,0–10,0 aufweisen (Stirpe und
Barbieri, 1986, FEBS Lett. 196: 1–8; Jimenez und Vasquez, D.,
1985, Ann. Rev. Microbiol. 39: 649-672).
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BD1 kann durch rekombinante DNA-Verfahren
oder chemischsynthetische Verfahren hergestellt werden. Um BD1 durch
rekombinante Verfahren herzustellen, ist Messenger-RNA (mRNA) zur
Herstellung komplementärer
DNA (cDNA) aus Zellquellen, die BD1 produzieren, erhältlich;
wohingegen genomische Sequenzen für BD1 aus allen Zellen von
Bnonia dioica erhältlich
sind, unabhängig
vom Gewebetyp. Zum Beispiel können
die Wurzeln von B. dioica entweder als die Quelle der kodierenden
Sequenzen für
BD1 und/oder zur Herstellung von cDNA- oder genomischen Bibliotheken verwendet
werden. Genetisch manipulierte Mikroorganismen oder mit der gesamten
DNA oder RNA aus einer Quelllinie transformierte oder transfizierte
Zelllinien können
als eine geeignete Quelle von DNA zum Screening verwendet werden.
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Sowohl cDNA- als auch genomische
Bibliotheken können
aus DNA-Fragmenten,
die durch im Fachgebiet bekannte Verfahren erzeugt wurden, hergestellt
werden. Die für
BD1 kodierenden Fragmente können identifiziert
werden, indem man die hergestellten Bibliotheken mit einer Nukleotidsonde
screent, die eine zu einem Teil der N-terminalen BD1-Aminosäuresequenz
(Seq. ID Nr. 2) homologe Aminosäuresequenz
kodieren würde.
Obwohl Teile der kodierenden Sequenz zur Klonierung und Expression
verwendet werden können, können Klone
von ganzer Länge,
d. h. solche, die die gesamte für
BD1 kodierende Region enthalten, zur Expression bevorzugt sein.
Zu diesen Zwecken können
dem Fachmann bekannte Verfahren zur Isolierung von DNA, Erzeugung
geeigneter Fragmente mittels verschiedener Verfahren, zur Konstruktion
von Klonen und Bibliotheken sowie zum Screenen von Rekombinanten
verwendet werden. Siehe zum Beispiel die in Sambrook et al., 1989,
Molecular Cloning, A Laboratory Manual, 2. Aufl., Cold Spring Harbor
Laboratory, NY, beschriebenen Verfahren.
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Aufgrund der Degeneration der kodierenden
Nukleotidsequenzen können
alternative DNA-Sequenzen, die zu dem BD1-Gen analoge Aminosäuresequenzen
kodieren, bei der praktischen Ausführung der vorliegenden Erfindung
zur Klonierung und Expression von BD1 verwendet werden. Solche Änderungen
schließen
Deletionen, Additionen oder Substitutionen verschiedener Nukleotidreste
ein, woraus eine Sequenz resultiert, die dasselbe oder ein funktional äquivalentes
Genprodukt kodiert. Das Genprodukt kann Deletionen, Additionen oder
Substitutionen von Aminosäureresten
innerhalb der Sequenz enthalten, die zu einer „stillen Änderung" führen
und somit ein bioaktives Produkt produzieren. In diesem Zusammenhang
wird Bioaktivität durch
die Fähigkeit
des Genprodukts, die Proteinsynthese zu inhibieren, gemessen.
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Alle Aminosäuresubstitutionen können auf
der Basis einer Ähnlichkeit
bezüglich
der Polarität,
Ladung, Löslichkeit,
Hydrophobizität/Hydrophilie
und/oder der amphipathischen Natur der beteiligten Reste vorgenommen
werden. Zum Beispiel schließen
negativ geladene Aminosäuren
Asparagin- und Glutaminsäure
ein; positiv geladene Aminosäuren
schließen
Lysin und Arginin ein; Aminosäuren
mit ungeladenen polaren Kopfgruppen, die ähnliche Werte der Hydrophilie
aufweisen, schließen
die folgenden ein: Leucin, Isoleucin, Valin; Glycin, Alanin; Asparagin,
Glutamin; Serin, Threonin; Phenylalanin, Tyrosin.
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Um ein biologisch aktives Bryodin
1 zu exprimieren, insertiert man die Bryodin-1-kodierende Nukleotidsequenz
oder eine funktional äquivalente
Nukleotidsequenz in einen geeigneten Vektor, d. h. einen Vektor, der
die zur Transkription und Translation der insertierten kodierenden
Sequenz benötigten
Elemente enthält. Die
BD1-Sequenz kann genetisch modifiziert werden, um die Stabilität, Produktion,
Reinigung, Ausbeute oder Toxizität
des exprimierten Produkts zu verbessern. Zum Beispiel kann die Expression
eines Fusionsproteins oder eines spaltbaren Fusionsproteins, das
BD1 und ein heterologes Protein umfasst, durch genetische Manipulation
erreicht werden. Solch ein Fusionsprotein kann so gestaltet werden,
dass das Fusionsprotein ohne weiteres mittels Affinitätschromatographie
isoliert werden kann; zum Beispiel durch Immobilisierung auf einer für das heterologe
Protein spezifischen Säule.
In den Fällen,
in denen eine Spaltstelle zwischen der BD1-Einheit und dem heterologen
Protein eingebaut ist, kann das BD1-Protein von der Chromatographiesäule durch Behandlung
mit einem geeigneten Enzym oder Mittel, das die Spaltstelle spaltet,
freigesetzt werden (siehe zum Beispiel Booth et al., 1988, Immunol.
Lett. 19: 65–70;
und Gardella et al., 1990, J. Biol. Chem., 265: 15854–15859).
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Dem Fachmann bekannte Verfahren können verwendet
werden, um Expressionsvektoren, die eine Bryodin-1-kodierende Sequenz
und geeignete transkriptionale/translationale Kontrollsignale enthalten,
zu konstruieren. Diese Verfahren schließen rekombinante in vitro-DNA-Verfahren,
synthetische Verfahren und in vivo-Rekombinations-/genetische Verfahren
ein. Siehe zum Beispiel die in Sambrook et al., 1989, Molecular
Cloning: A Laboratory Manual, 2. Aufl., Cold Spring Harbor Laboratory,
NY, beschriebenen Verfahren.
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Eine Reihe von Wirts-Expressionssystemen
kann verwendet werden, um die Bryodin-1-kodierende Sequenz zu exprimieren.
Diese schließen,
ohne darauf beschränkt
zu sein, Mikroorganismen, wie etwa Bakterien, die mit einem die
Bryodin-1-kodierende
Sequenz enthaltenden Bakteriophagen-DNA-, Plasmid-DNA- oder Cosmid-DNA-Expressionsvektor
transformiert wurden; Hefe, die mit rekombinanten, die Bryodin-1-kodierende
Sequenz enthaltenden Hefeexpressionsvektoren transformiert wurde;
Pflanzenzellsysteme, die mit rekombinanten Virusexpressionsvektoren
(z. B. Blumenkohlmosaikvirus, CaMV; Tabakmosaikvirus, TMV) infiziert
oder mit rekombinanten Plasmidexpressionsvektoren, wie etwa Ti-Plasmid, transformiert
wurden, die jeweils die Bryodin-1-kodierende Sequenz enthalten,
ein. Damit Expressionssysteme von Säugern verwendet werden können, müsste die
Ribosom-inaktivierende Aktivität
von BD1 bis zur Lysis der Wirtszelle oder bis zur Sekretion von
BD1 ins Kulturmedium blockiert oder maskiert werden, um die Wirtszelle
vor den Toxin-Wirkungen von BD1 zu schützen, oder eine gegen Bryodin
resistente Mutanten-Wirtszelle muss verwendet werden.
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In Abhängigkeit vom verwendeten Wirt/Vektor-System
kann jedes einer Reihe geeigneter Transkriptions- und Translationselemente
in dem Expressionsvektor verwendet werden, einschließlich konstitutiver
und induzierbarer Promotoren, Transkriptions-Enhancer-Elemente,
Transkriptions-Terminatoren, etc. (siehe zum Beispiel Bitter et
al., 1987, Methods in Enzymol. 153: 516–544). Wenn man zum Beispiel
in bakteriellen Systemen kloniert, können induzierbare Promotoren,
wie etwa pL des Bakteriophagen λ;
plac, ptrp, ptac (ptrp-lac-Hybrid-Promotor) und dergleichen, verwendet
werden. Durch rekombinante DNA- oder synthetische Verfahren produzierte
Promotoren können
ebenfalls verwendet werden, um eine kontrollierte und effiziente Transkription
der insertierten Bryodin-1-kodierenden Sequenz sicherzustellen.
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In bakteriellen Systemen kann eine
Reihe von Expressionsvektoren vorteilhaft in Abhängigkeit von der für das exprimierte
BD1 beabsichtigten Verwendung ausgewählt werden. Wenn zum Beispiel
große
Mengen an BD1 gewünscht
sind, können
Vektoren wünschenswert
sein, die eine effiziente Expression an Proteinprodukt veranlassen,
gegebenenfalls als Fusionsprodukt mit einer hydrophoben Signalsequenz,
die das exprimierte Produkt ins Periplasma der Bakterien oder in
das Kulturmedium lenkt, woraus das Proteinprodukt leicht gereinigt
werden kann. Bestimmte, durch Genmanipulation hergestellte Fusionsproteine
mit einer spezifischen Spaltstelle, die bei der Gewinnung des BD1
hilfreich sind, können
ebenfalls wünschenswert
sein. Solche Vektoren, die einer derartigen Manipulation zugänglich sind,
schließen,
ohne darauf beschränkt
zu sein, die Expressionsvektoren der pET-Serien von E. coli ein
(Studier et al., 1990, Methods in Enzymol. 185: 60-89).
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In Hefe kann eine Reihe von Vektoren
verwendet werden, die konstitutive oder induzierbare Promotoren
enthalten. Für
eine Übersicht
siehe Current Protocols in Molecular Biology, Bd. 2, 1988, Hg. Ausubel
et al., Greene Publish. Assoc. & Wiley
Interscience, Kap. 13; Grant et al., 1987, „Expression and Secretion
Vectors for Yeast," in
Methods in Enzymol. 153: 516–544;
Glover, 1986, DNA Cloning, Bd. II, IRL Press, Wash., D. C., Kap.
3; und Bitter, 1987, „Heterologous
Gene Expression in Yeast," in
Methods in Enzymol. 152: 673–684.
Es kann ein konstitutiver Hefe-Promotor,
wie etwa ADH oder Leu2, oder ein induzierbarer Promotor, wie etwa GAL,
vennrendet werden („Cloning
in Yeast," Kap.
3, R. Rothstein In: DNA Cloning, Bd. 11, A Practical Approach, Hg.
D. M. Glover, 1986, IRL Press, Wash. D. C.). Alternativ können Vektoren
verwendet werden, die die Integration fremder DNA-Sequenzen in das
Hefe-Chromosom fördern.
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In Fällen, in denen Pflanzen-Expressionsvektoren
verwendet werden, kann die Expression der Bryodin-1-kodierenden
Sequenz durch eine Reihe von Promotoren gesteuert werden. Zum Beispiel
können
virale Promotoren, wie etwa die 35S RNA- und 19S RNA-Promotoren
von CaMV (Brisson et al., 1984, Nature 310: 511-514), oder der Mantelprotein-Promotor
für TMV
(Takamatsu et al., 1987, EMBO J. 6: 307–311) verwendet werden. Alternativ
können
Pflanzen-Promotoren, wie etwa die kleine Untereinheit von RUBISCO
(Coruzzi et al., 1984, EMBO J. 3: 1671–1680; Brogli et al., 1984,
Science 224: 838–843);
oder Hitzeschock-Promotoren, z. B. Sojabohne hsp17.5-E oder hsp17.3-B
(Gurley et al., 1986, Mol. Cell. Biol. 6: 559-565) verwendet werden. Diese Konstrukte
können
unter Verwendung von Ti-Plasmid,
Ri-Plasmid, viraler Pflanzenvektoren, direkter DNA-Transformation,
Mikroinjektion, Elektroporation und weiterer dem Fachmann bekannter
Verfahren in die Pflanzenzellen eingeführt werden. Siehe zum Beispiel
Weissbach & Weissbach,
1988, Methods for Plant Molecular Biology, Academic Press, NY, Abschnitt
VIII, S. 421–463;
und Guerson & Corey,
1988, Plant Molecular Biology, 2. Aufl., Blackie, London, Kap. 7–9.
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Weitere Expressionssysteme, wie etwa
Wirtszellsysteme von Insekten und Säugern, sind im Fachgebiet bekannt,
müssten
aber modifiziert oder angepasst werden, um ein toxisches Molekül zu produzieren.
Ein möglicher
Weg zur Modifikation wäre,
wie oben erwähnt,
gegen BD1 resistente Mutanten-Zelllinien aus Insekten oder Säugern zu
isolieren.
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Zusätzlich zur Produktion von Bryodin
1 durch rekombinante DNA-Verfahren
kann BD1 auch als Ganzes oder in Teilen durch chemisch-synthetische
Festphasen-Verfahren auf Basis der bestimmten Aminosäuresequenz
hergestellt werden (siehe Creighton, 1983, Protein Structures and
Molecular Principles, W. H. Freeman und Co., N.Y., S. 50–60; Stewart
und Young, 1984, Peptide Synthesis, 2. Aufl. Pierce Chemical Co.).
Dieser Weg kann besonders brauchbar bei der Erzeugung von Segmenten
oder Fragmenten von BD1 sein, die einer oder mehrerer seiner biologisch
aktiven Regionen entsprechen.
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Entsprechend der vorliegenden Erfindung
kann des Weiteren das exprimierte rekombinante Bryodin 1 oder ein
funktionales Äquivalent
mit einem Liganden für
einen Zelloberflächenrezeptor
verwendet werden, um das Toxin als ein Toxin-Ligand-Konjugat auf
eine spezifische Zellpopulation zu richten.
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Der Fachmann versteht, dass der Ausdruck „Ligand" in seiner Tragweite
jedes Molekül
einschließt, das
einen Rezeptor oder eine andere rezeptive Einheit, die mit einer
gegebenen Zielzellpopulation assoziiert ist, spezifisch bindet oder
mit diesem reaktiv assoziiert oder einen Komplex mit diesem bildet.
Dieses zell-reaktive Molekül
oder dieser zell-reaktive Ligand, mit dem das Toxin über einen
Linker im Konjugat verbunden ist, kann jedes Molekül sein,
das die Zellpopulation, die therapeutisch oder in anderer Weise
biologisch beeinflusst werden soll, bindet, mit dieser einen Komplex
bildet oder mit ihr reagiert. Das zell-reaktive Molekül wirkt derart,
dass es das Toxin der bestimmten Zielzellpopulation zuführt, mit
der der Ligand reagiert. Solche Moleküle schließen, ohne darauf beschränkt zu sein,
Proteine von großem
Molekulargewicht (im Allgemeinen größer als 10.000 Dalton), wie
etwa zum Beispiel Antikörper
oder Adhäsionsmoleküle, Proteine
von geringerem Molekulargewicht (im Allgemeinen weniger als 10.000
Dalton), Polypeptide oder Peptidliganden und Nicht-Peptidyl-Liganden
ein.
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Die nicht-immunreaktiven Protein-,
Polypeptid- oder Peptidliganden, die zur Bildung der erfindungsgemäßen Konjugate
verwendbar sind, umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein, Transferrin, epidermale Wachstumsfaktoren,
Bombesin, Gastriin, Gastrin-freisetzendes Peptid, von Plättchen abgeleiteter
Wachstumsfaktor, IL-2, IL-6 oder Tumorwachstumsfaktoren, wie etwa
TGF-α und
TGF-β. Nicht-Peptidyl-Liganden umfassen
zum Beispiel Steroide, Kohlenhydrate und Lectine.
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Die immunreaktiven Liganden umfassen
ein Antigen-erkennendes Immunglobulin (oder einen Antikörper) oder
ein Antigen-erkennendes Fragment davon. Besonders bevorzugt sind
diejenigen Immunglobuline, die ein zur Internalisierung befähigtes Tumor-assoziiertes
Antigen erkennen können.
Wie verwendet, kann sich „Immunglobulin" auf jede erkannte
Klasse oder Unterklasse von Immunglobulinen, wie etwa IgG, IgA,
IgM, IgD oder IgE, beziehen. Bevorzugt sind diejenigen Immunglobuline,
die zur Klasse IgG der Immunglobuline gehören. Das Immunglobulin kann
von jeder Spezies abstammen. Bevorzugt ist das Immunglobulin jedoch
humanen oder murinen Ursprungs. Des Weiteren kann das Immunglobulin
polyklonal oder monoklonal, bevorzugt monoklonal, sein.
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Wie erwähnt, erkennt der Fachmann,
dass die Erfindung auch die Verwendung Antigen-erkennender Immunglobulin-Fragmente
umfasst. Solche Immunglobulin-Fragmente schließen zum Beispiel die Fab'-, F(ab')2-,
Fv- oder Fab-Fragmente
oder andere Antigen-erkennende Immunglobulin-Fragmente ein. Solche
Immunglobulin-Fragmente können
zum Beispiel durch proteolytischen Enzymverdau, zum Beispiel durch
Pepsin- oder Papain-Verdau, reduzierende Alkylierung oder rekombinante
Verfahren hergestellt werden. Die Materialien und Verfahren zur
Herstellung von Immunglobulin-Fragmenten sind dem Fachmann bekannt.
Siehe allgemein Parham, 1983, J. Immunol. 131: 2895; Lamoye et al.,
1983, J. Immunol. Methods 56: 235; Parham, 1982, J. Immunol. Methods
53: 133 und Matthew et al., 1982, J. Immunol. Methods 50: 239.
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Das Immunglobulin kann auch „chimär" sein, so wie der
Ausdruck im Fachgebiet bekannt ist. Das Immunglobulin kann auch
ein „bifunktionaler" oder „Hybrid"-Antikörper sein,
das heißt,
ein Antikörper,
der einen „Arm" mit einer Spezifität für eine antigene
Stelle, wie etwa ein Tumor-assoziiertes Antigen, aufweist, während der
andere Arm ein davon verschiedenes Ziel erkennt, zum Beispiel ein
zweites zelltypspezifisches Rezeptormolekül. In jedem Fall weisen die
Hybrid-Antikörper eine
duale Spezifität
auf, vorzugsweise mit einer oder mehreren für ein Zielantigen spezifischen
Bindungsstellen, zum Beispiel ein mit einem Tumor assoziiertes Antigen,
ein infektiöser
Organismus oder ein anderer Krankheitszustand.
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Bifunktionale Antikörper sind
zum Beispiel in der europäischen
Patentveröffentlichung
EPA 0 105 360 beschrieben. Wie erwähnt, können solche Hybrid- oder bifunktionalen
Antikörper
entweder biologisch mittels Zellfusionsverfahren oder chemisch,
insbesondere mit vernetzenden Mitteln oder Disulfidbrücken-bildenden Reagenzien
gewonnen werden; sie können
ganze Antikörper
und/oder Fragmente davon umfassen. Verfahren, um solche Hybrid-Antikörper zu
erhalten, sind zum Beispiel in der PCT-Anmeldung W083/03699, veröffentlicht
am 27. Oktober 1983, und der Europäischen Patentveröffentlichung
EPA 0 217 577, veröffentlicht
am B. April 1987, offenbart.
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Zusätzlich kann das Immunglobulin
ein Einzelketten-Antikörper
(„SCA") sein. Diese können aus
Einzelketten-Fv-Fragmenten („scFv") bestehen (Ward
et al., 1989, Nature 341: 544), bei denen die variablen leichten
(„VL")
und variablen schweren („VH")
Domänen
durch eine Peptidbrücke
oder durch Disulfidbindungen verbunden sind. Das Immunglobulin kann
auch aus einzelnen VH-Domänen (dAbs),
die Antigen-bindende Aktivität besitzen,
bestehen. Siehe zum Beispiel Winter und Milstein, 1991, Nature 349:
295 und Glockshaber et al., 1990, Biochemistry 29: 1362. Zusätzlich kann
das Immunglobulin aus Disulfid-stabilisierten Fvs bestehen (Brinkman
et al., 1993, Proc. Natl. Acad. Sci. 90: 7538.
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Eine bevorzugte Ausführungsform
eines immunologischen Liganden als Teil eines Ligand/Toxin-Konjugats
zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung betrifft einen chimären monoklonalen
Antikörper,
bevorzugt solche chimären
Antikörper,
die eine Spezifität
für ein
Tumor-assoziiertes Antigen aufweisen. Wie hier verwendet, bezieht
sich der Ausdruck „chimärer Antikörper" auf einen monoklonalen
Antikörper,
der eine variable Region, d. h. eine Bindungsregion, aus 1 Quelle
oder Spezies und mindestens einen Teil einer konstanten Region,
die von einer davon verschiedenen Quelle oder Spezies abstammt,
umfasst und der gewöhnlich
mittels rekombinanter DNA-Verfahren hergestellt wird. Chimäre Antikörper, die
eine murine variable Region und eine humane konstante Region umfassen,
sind für
bestimmte Anwendungen der vorliegenden Erfindung, insbesondere die
Humantherapie besonders bevorzugt. Solche murinen/humanen chimären Antikörper sind
das Produkt exprimierter Immunglobulin-Gene, die DNA-Segmente umfassen,
die variable Regionen muriner Immunglobuline kodieren, und DNA-Segmente
umfassen, die konstante Regionen humaner Immunglobuline kodieren.
Weitere Formen „chimäre" Antikörper", die durch die vorliegende
Erfindung umfasst werden, sind diejenigen, bei denen die Klasse
oder Unterklasse gegenüber
derjenigen des ursprünglichen
Antikörpers
modifiziert oder geändert
wurde. Solche „chimären" Antikörper werden
auch als „class-switched-Antikörper" bezeichnet. Verfahren
zur Herstellung chimärer
Antikörper
umfassen herkömmliche
rekombinante DNA- und Gen-Transfektions-Verfahren, die heutzutage
im Fachgebiet bekannt sind. Siehe zum Beispiel Morrison et al.,
1984, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81: 6851; U. S. Patent Nr. 5,202,238
und U. S. Patent Nr. 5,204,244.
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Der Ausdruck „chimäre Antikörper" umfasst das Konzept des „humanisierten
Antikörpers", das heißt, diejenigen
Antikörper,
bei denen das Gerüst
(framework) oder die „Komplementarität-bestimmenden
Regionen" (CDR)
modifiziert wurden, so dass sie die CDR eines Immunglobulins unterschiedlicher
Spezifität
im Vergleich zu derjenigen des Eltern-Immunglobulins umfassen. In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird eine murine CDR in die Gerüstregion
eines humanen Antikörpers
transplantiert, um den „humanisierten" Antikörper herzustellen.
Siehe z. B. Riechmann et al., 1988, Nature 332: 323; und Neuberer
et al., 1985, Nature 314: 268. Besonders bevorzugte CDRs entsprechen
denjenigen, die Sequenzen repräsentieren,
die die oben für
chimäre
und bifunktionale Antikörper
erwähnten
Antigene erkennen.
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Der Fachmann erkennt, dass ein bifunktionaler
chimärer
Antikörper
hergestellt werden kann, der die Vorteile geringerer Immunogenität des chimären oder
humanisierten Antikörpers
sowie die Flexibilität,
besonders für
therapeutische Anwendungen, des oben beschriebenen bifunktionalen
Antikörpers
aufweisen würde. Solche
bifunktional-chimären
Antikörper
können
zum Beispiel durch chemische Synthese unter Verwendung vernetzender
Mittel und/oder rekombinanter Verfahren der oben beschriebenen Art
hergestellt werden. In keinem Fall sollte die vorliegende Erfindung
dahingehend ausgelegt werden, dass sie in ihrer Tragweite durch irgendein
bestimmtes Herstellungsverfahren eines Antikörpers limitiert sei, sei es
ein bifunktionaler, chimärer, bifunktional-chimärer oder
humanisierter Antikörper
oder ein Antigen-erkennendes Fragment oder Derivat davon.
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Wie oben erwähnt, kann das in der vorliegenden
Erfindung verwendete Immunglobulin oder Fragment davon des Weiteren
polyklonaler oder monoklonaler Natur sein. Monoklonale Antikörper sind
jedoch die bevorzugten Immunglobuline. Die Herstellung solcher polyklonaler
oder monoklonaler Antikörper
ist dem Fachmann heutzutage bekannt, der vollständig in der Lage ist, brauchbare
Immunglobuline, die in der vorliegenden Erfindung verwendet werden
können,
herzustellen. Siehe zum Beispiel Kohlen und Milstein, 1975, Nature
256: 495. Zusätzlich
sind Hybridome und/oder von solchen Hybridomen produzierte monoklonale
Antikörper,
die für die
Ausführung
der vorliegenden Erfindung nützlich
sind, öffentlich
zugänglich
aus Quellen, wie etwa der American Type Culture Collection (ATCC),
12301 Parklawn Drive, Rockville, MD 20852, oder kommerziell, zum
Beispiel von Boehringer-Mannheim
Biochemicals, P. O. Box 50816, Indianapolis, IN 46250.
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Ein besonders bevorzugter erfindungsgemäßer monoklonaler
Antikörper
ist einer, der ein Tumor-assoziiertes Zelloberflächen-Antigen bindet und zur
Internalisierung befähigt
ist. In einer bestimmten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist das Toxin mit dem chimären Antikörper BR96
(„chiBR96") konjugiert, der
in der U. S. Serien-Nr. 07/544,246, eingereicht am 26. Juni 1990; äquivalent
zur veröffentlichten
PCT-Anmeldung WO 91/00295, veröffentlicht
am 10. Januar 1991, offenbart ist. ChiBR96 ist ein internalisierender
muriner/humaner chimärer
Antikörper
und reagiert mit einem fucosylierten Lewis-Y-Antigen, das von humanen Karzinomzellen,
wie etwa denjenigen, die von Brust-, Lungen-, Colon- und Eierstockkarzinomen
abstammen, exprimiert wird. Das chimären BR96 exprimierende und
als chiBR96 bezeichnete Hybridom wurde am 23. Mai 1990 entsprechend
dem Budapester Vertrag bei der American Type Culture Collection
hinterlegt und erhielt die Bezeichnung ATCC HB10460.
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Eines der bevorzugten Verfahren zur
Herstellung eines Immunotoxins der vorliegenden Erfindung ist die
chemische Konjugation des rekombinanten Bryodin-1-Toxins der vorliegenden
Erfindung mit dem Liganden, bevorzugt einem monoklonalen Antikörper oder
einem Fragment davon, wie oben beschrieben. Dem Fachmann sind viele
Verfahren zur chemischen Konjugation bekannt. Siehe zum Beispiel
Vitetta at al., 1987, Science 238: 1098; Pastan et al., 1986, Cell
47: 641; und Thorpe et al., 1987, Cancer Res. 47: 5924). Bei diesen
Verfahren werden das Toxin und der Antikörper im Allgemeinen durch vernetzende
Mittel konjugiert, die eine Disulfidbindung zwischen den zwei Proteinen
einführen.
Immuntoxine, die mit nichtreduzierbaren Bindungen hergestellt wurden,
erwiesen sich durchweg als weniger zytotoxisch als ähnliche
Toxine, die durch Disulfidbindungen vernetzt waren.
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Ein bevorzugtes Verfahren verwendet
N-Succinimidyl-3-(2-pyridyldithio)-propionat (SPDP) und 2-Iminothiolanhydrochlorid
(2IT). Weitere bevorzugte Reagenzien sind Natrium-S-4-succinimidyloxycarbonyl-α-methylbenzylthiosulfat
(SMBT) und 2IT oder Succinimidyloxycarbonyl-α-methyl-α(2-pyridyldithio)-toluol und
2IT. Jede Gruppe von Reagenzien führt eine Disulfidbindung zwischen
dem Toxin und dem Antikörper
ein, die reduzierbar ist, die Bindung ist aber auch gegen Aufbrechen
beständig,
so dass dem Konjugat Stabilität
in vitro und in vivo verliehen wird. Auf Internalisierung in die
Lysosomen oder Endosomen durch die Zielzellen hin wird die Bindung
reduziert und das Toxin gelangt ins Zytoplasma, bindet den Elongationsfaktor
2 und unterbricht dadurch die Proteinsynthese.
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Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung handelt es sich um rekombinante Immunotoxine,
insbesondere einkettige Immunotoxine. Diese Moleküle besitzen
gegenüber
Toxin-Antikörper-Konjugaten
(Immunotoxinen) den Vorteil, dass sie leichter hergestellt werden
können
als die Konjugate und dass homogene Populationen von Toxinmolekülen erzeugt
werden, d. h. Einzelpeptide, die aus denselben Aminosäureresten
aufgebaut sind.
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Die Verfahren zur Klonierung und
zum Exprimieren von DNA-Sequenzen, die die einem Einzelketten-Derivat
eines Eltern-Antikörpers
entsprechenden Aminosäuresequenzen
kodieren, sind dem Fachmann bekannt, wie oben diskutiert. Die Nukleotidsequenz
von Bryodin 1 wird durch die vorliegende Erfindung bereitgestellt
und verschiedene Verfahren zur Konstruktion rekombinanter Toxinfusionsproteine
sind in Pastan und Fitzgerald, 1991, Science 254, 1173; Siegall
et al., 1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 9738; Batra et al., 1991,
Mol. Cell Biol. 11: 2200; O'Hare
et al., 1990, FEBS Lett. 273: 200; Westby et al., 1992, Bioconj.
Chem. 3: 375 beschrieben.
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Das erfindungsgemäße rekombinante Ribosom-inaktivierende
Toxin Bryodin 1 ist sowohl in vitro als auch in vivo für therapeutische
Anwendungen brauchbar, und zwar in seiner isolierten Form wie auch
als Ligand-Toxin-Konjugat und als rekombinantes Toxinfusionsprotein.
Aus Cucurbitaceae-Pflanzen isolierte Ribosom-inaktivierende Proteine
haben unter anderem als Abortiva, Immunmodulatoren, Antitumor- und
antivirale Mittel (Ng et al., 1992, Gen. Pharmac. 23: 575–590) oder
als ein Antimalariamittel (Amorim et al., 1991, Mem. Insf. Oswaldo
Cruz 86: 177) Verwendung gefunden.
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Rekombinantes Bryodin 1 ist besonders
brauchbar als ein Ligand-Toxin-Konjugat
oder ein rekombinantes Toxinfusionsprotein, da BD1 weniger toxisch
als viele andere Proteintoxine und Ribosom-inaktivierende Proteine
ist, die zur Konstruktion von Immunotoxinen verwendet wurden; es
ist besonders wirksam bei der Inhibierung der Proteinsynthese, sobald
es sich im Inneren der Zelle befindet. Ligand-Toxin-Konjugate und
rekombinante Toxinfusionsproteine können entweder zur in-vivo-Behandlung
von Zellen, die dem Körper
oder einem Patienten entnommen wurden, verwendet werden, um eine
gewünschte
Zellpopulation vor Re- Infusion der
verbleibenden Zellen in den Patienten zu entfernen oder abzutöten, oder
sie können
dazu verwendet werden, die rekombinanten Toxinfusionsprodukte direkt
dem Patienten zu verabreichen.
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Für
ex-vivo-Anwendungen kann man Zellen, wie etwa Knochenmark, einem
unter Krebs leidenden Patienten entnehmen und das Mark durch Behandlung
mit dem Ligand-Toxin-Konjugat oder Fusionsprotein reinigen. Im Anschluss
an die Behandlung wird das Mark in den Patienten zurück infundiert
(siehe z. B. Ramsay et al., 1988, J. Clin. Immunol. 8: 81–88).
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Für
in-vivo-Anwendungen stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zum selektiven Abtöten
von Zellen bereit, d. h. von Tumorzellen, die das Antigen, das spezifisch
den Liganden oder das funktionale Äquivalent des Ligand-Toxin-Konjugats
oder Fusionsmoleküls
bindet, exprimieren. Dieses Verfahren umfasst das Umsetzen des rekombinanten
Toxin-Konjugats oder Fusionsmoleküls mit den Tumorzellen, indem
man einem Lebewesen eine pharmazeutisch wirksame Menge einer Zusammensetzung
verabreicht, die mindestens ein erfindungsgemäßes rekombinantes Ligand-Toxin-Konjugat
oder Fusionsmolekül
enthält.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
kann das Lebewesen ein Mensch, ein Pferd, ein Schwein, ein Rind,
eine Maus, ein Hund, eine Katze und ein Vogel sein. Weitere warmblütige Tiere
sind ebenfalls im Geltungsbereich der vorliegenden Erfindung eingeschlossen.
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Die beanspruchte Erfindung stellt
auch ein Verfahren zur Inhibierung der Proliferation von Tumorzellen in
Säugern
bereit. Dieses Verfahren umfasst das In-Kontakt-Bringen der Tumorsäugerzellen
mit einer die Proliferation inhibierenden Menge (d. h. einer wirksamen
Menge) eines auf einen Tumor gerichteten rekombinanten Toxins, das
mit einem für
ein Tumor-assoziiertes Antigen spezifischen Liganden verknüpft ist,
so dass die Proliferation der Tumorzellen in Säugern inhibiert wird.
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Die folgenden Beispiele dienen zur
Illustration der vorliegenden Erfindung und dazu, dem durchschnittlichen
Fachmann die Durchführung
und Verwendung derselben zu erleichtern. Es ist in keiner Weise
beabsichtigt, dass die Beispiele den Umfang der Erfindung in irgendeiner
anderen Weise limitieren.
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Beispiel 1
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Reinigung von Bryodin
1 aus Bryonia dioica
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Dieses Beispiel beschreibt die Herstellung
des Gesamtproteins aus der Wurzel von Bryonia dioica und die Abtrennung
der Ribosom-inaktivierenden Proteine einschließlich des neuartigen Proteins
Bryodin 1.
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Wurzeln von Bnonia dioica (Poyntzfield
Herb Nursery, Ross-shire, Schottland) wurden unter Verwendung eines
Waring-Mischers in Phosphatgepufferter Salzlösung (PBS, 1 Liter PBS: 550
g Wurzelmaterial) gereinigt, geschält, zerkleinert und homogenisiert.
Das erhaltene Slurry wurde 16 Stunden bei 4°C gerührt und durch ein Seihtuch
geseiht. Nach Entfernung des Pflanzenmaterials wurde das Filtrat
15 Minuten bei 4°C
mit 15 × g
zentrifugiert, um große
Partikel zu entfernen, und dann ein zweites Mal 20 Minuten bei 50 × g zentrifugiert,
um einen klaren Überstand
zu erhalten. Der Überstand
wurde anschließend
durch einen sterilen 0,22 Mikrometer-Filter filtriert und gegen
5 mM Natriumphosphatpuffer, pH 6,5, dialysiert.
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Die Pflanzenproteine wurden dann
auf Basis ihrer Ladung und Größe unter
Verwendung eines fünfschriittigen
Verfahrens getrennt. Zunächst
wurde der dialysierte Wurzelextrakt auf eine CM-Sepharose-Säule (Pharmacia,
Uppsala, Schweden), die auf 5 mM Natriumphosphat, pH 6,5 equilibriert
war, aufgebracht. Die Proteine wurden unter Verwendung eines Salzgradienten
von 0 bis 0,3 M NaCl von der Säule
eluiert. Zweitens wurden 4 ml Fraktionen gesammelt und die optische
Dichte des Eluats wurde bei 280 nm überwacht (1). Die Chromatographiefraktionen wurden
dann mittels Elektrophorese evaluiert. 15 μl Aliquote jeder gesammelten
Fraktion wurden zu SDS-PAGE-Probepuffer gegeben, 5 min. bei 100°C gekocht
und auf 4–12%
SDS-PAGE-Gradientengelen (Laemmili, 1970, Nature 227: 680685) getrennt.
Die Gele wurden dann mit Coomassie-Blau angefärbt, um die getrennten Proteine
zu markieren (2).
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Im dritten Schritt der Reinigung
wurden die Fraktionen 9 bis 15, die eine 29 kDa-Protein-Bande enthielten,
gepoolt und anschließend
auf ein Volumen von weniger als 8 ml unter Verwendung einer Centriprep 10
(Amincon, Bedford, MA) konzentriert. Im vierten Schritt wurde das
Konzentrat auf eine Größenausschlusssäule TSK-3000
(TosoHaas, Inc., Philadelphia, PA) aufgebracht und die Pflanzenproteine
wurden isokratisch eluiert. 3 ml Fraktionen wurden gesammelt und
das Eluat wurde bei 280 nm überwacht
(3). Im Anschluss an
die Größenausschluss-Chromatographie
wurden im fünften
Schritt des Reinigungsprozesses die Fraktionen durch SDS-PAGE analysiert,
wie oben beschrieben, mit der Ausnahme, dass ein 12%SDS-PAGE-Gel
verwendet wurde. Die Proteine wurden mittels Färbung durch Coomassie-Blau
markiert. Zwei diskrete Proteinbanden, die bei 29 kDa und 27 kDa
migrierten, wurden in den Peakfraktionen 58 bis 64 beobachtet (4). Diese Fraktionen wurden
getrennt gepoolt, dieses Material wurde zur weiteren Charakterisierung
verwendet.
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Beispiel 2
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N-terminate Aminosäuresequenz-Analyse
von Bryodin
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In diesem Beispiel wurde die N-terminate
Aminosäuresequenz
der 29 kDa-Proteine, die in den gepoolten Fraktionen enthalten waren,
bestimmt. Die ersten 32 Aminosäurereste
der 29 kDa-Protein-Bande wurden eindeutig bestimmt; es wurde gefunden,
dass sie mit dem von Stirpe beschriebenen Bryodin (Bryodin 1) identisch
waren.
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Die N-terminale Aminosäuresequenz
wurde unter Verwendung der folgenden Verfahren, die kurz beschrieben
werden, bestimmt. Die Proteinbande wurde einzeln aus den SDS-Polyacrylamidgelen
mittels Elektroblotting auf eine Problott-Membran (Applied Biosystems,
Foster City, CA) unter Verwendung einer Mini-transblot-Elektrophoresetransferzelle
(Bio Rad Laboratories, Richmond, CA) (Matsudaira, 1987, J. Biol. Chem.
262: 10035–10038)
gewonnen. Die Membran wurde mit Coomassie-Brilliantblau angefärbt, dann
entfärbt,
und die 29 kDa-Bande wurde für
die nachfolgende aminoterminale Sequenzanalyse ausgeschnitten.
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Die Probe wurde in einem gepulsten
Flüssigphasen-Proteinsequenzer
(Modell 476A, Applied Biosystems), der mit einer vertikalen Querstromreaktionspatrone
ausgestattet war, unter Verwendung der vom Hersteller angebotenen
Zyklusprogramme sequenziert. Phenylthiohydantoin-Aminosäurederivate
wurden durch reversed-phase-HPLC mit einer PTH-C18-Säule (Applied
Biosystems) unter Verwendung eines Natriumacetat/Tetrahydrofuran/Acetonitril-Gradienten
zur Elution (Tempst und Reviere, 1989, Anal. Biochem. 183: 290–300) analysiert.
Reduktion und Quantifizierung der Daten wurden unter Verwendung
von Modell-610A-Chromatographie-Analysesoftware
(Applied Biosystems) durchgeführt.
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Die aminoterminale Aminosäuresequenzierung
von BD1 wurde mit 47 pmol (auf Basis der ursprünglichen Ausbeute an identifiziertem
Val-1 ), auf eine Problott-Membran „elektrogeblottet", durchgeführt. Eine
einzelne Aminosäurese quenz
wurde erhalten und die eindeutige Identifizierung der PTH-Aminosäurederivate
war bis zum Rest 32 möglich
(Seq. I. D. Nr. 1).
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Beispiel 3
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cDNA-Klonierung von Bryodin
1
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In diesem Beispiel wurde die Gesamt-RNA
aus Bryonia-dioica-Blättern
zur cDNA-Klonierung von Bryodin 1 verwendet. Kurz dargestellt, wurde
die Gesamt-RNA aus 2,1 g Blattmaterial unter Verwendung von TRI-Reagenz
(Mofecular Research Center, Inc., Cincinnatti, OH) entsprechend
den Herstellerangaben extrahiert. Die gefrorenen Blätter wurden
pulverisiert, in TRI-Reagenz solubilisiert und homogenisiert. Die
RNA wurde mit Chloroform extrahiert, mit Isopropanol präzipitiert
und in Ethanol gewaschen. Die resultierende Gesamt-RNA wurde in
H2O resuspendiert, durch Elektrophorese
in Formaldehyd-Agarosegelen quantifiziert und analysiert und durch
Anfärbung
mit Ethidiumbromid sichtbar gemacht. Die ungefähre Ausbeute betrug 0,9 mg Gesamt-RNA/g
Blattmaterial.
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Oligo-(dT)-primed-cDNA (unter Verwendung
von Gesamt-RNA als Templat) wurde unter Verwendung der degenerierten
Oligonukleotid-Mischungen BD1-p20 (Seq. ID Nr. 3) und BD1-p22 (Seq.
ID Nr. 4) mittels PCR amplifiziert, um die exakte BD1-Sequenz zwischen
den Aminosäuren
7 und 30 zu isolieren. Die Produkte der PCR-Reaktion wurden in den
Vektor pCRII (Invitrogen Corp., San Diego, CA) entsprechend den
Herstellerangaben unter Verwendung des TA-Klonierungs-Kits subkloniert. Kurz dargestellt,
wurden die PCR-amplifizierten Produkte, enthaltend einzelne 3'-Desoxyadenosine,
in den pCRll-Vektor ligiert, der mit 3'dT-Überhängen an
der EcoRI-Stelle hergestellt wurde. Das Ligationsprodukt wurde in
DH5a E.-coli-Zellen transformiert (Sambrook et al., 1989, Moleculai-Cloning, A Laboraton
Manual, 2. Aufl., Cold Spring Harbor Laboratory, NY).
-
Rekombinante Klone wurden auf Basis
der Anwesenheit von Insertierungen von 100–120 Basenpaaren (bp), wie
durch Agarosegel-Elektrophorese bestimmt (Sambrook et al., siehe
oben), zur DNA-Sequenzanalyse ausgewählt. Die DNA-Sequenzierung
(Sangen et al., 1977, Proc. Nat'l.
Acad. Sci. 74, 5463) wurde unter Verwendung von Sequenase (United
States Biochemical Corp., Cleveland, OH) mittels Didesoxynucleotid-Termination
durchgeführt.
Ein Klon, der die richtige Nukleotidentsprechung zur aminoterminalen
Sequenz von BD1 enthielt, wurde nach Sequenzanalyse von 81 einzelnen
Klonen identifiziert.
-
Das 3'-Ende des BD1-Gens wurde mittels 3'-RACE wie folgt amplifiziert:
Man befolgte die cDNA-Amplifikation der Gesamt-RNA für den ersten
Strang mit dem Oligonukleotid XSC-T17 (Seq. ID Nr. 9), und XSC (Seq.
ID Nr. 10) und klonierte in pCRll, wie oben beschrieben. BD1-Sequenzen-enthaltende
Klone wurden durch Hybridisierung auf Nylonfiltern selektiert, die
mit [32P]-markiertem BD1-Ex4 (Seq. ID Nr.
6) sondiert wurden, einem Oligonukleotid, das die exakte Nukleotidsequenz
der Region des stromabwärts
vom PCR-Primer BD1-Ex2 lokalisierten BD1-Gens aufweist. Durch DNA-Sequenzierung
wurden zwei Klone identifiziert, die den offenen Leserahmen des
BD1-Gens kodierten.
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Zur Identifizierung des exakten 5'-Endes des BD1-Gens
wurde 5'-RACE unter
Verwendung des 5'-RACE-Systems
(Gibco BRL, Gaithersburg, MD) entsprechend den Herstellerangaben
durchgeführt.
Kurz dargestellt, wurde ein erster Strang cDNA unter Verwendung
des Oligonukleotid-Primers BD1-Full (Seq. ID Nr. 7), der einen dCTP-Schwanz
aufwies, synthetisiert, der resultierende erste Strang wurde mit
den Oligonukleotid-Primern BD1-p2 (Seq. ID Nr. 8, kodiert die Aminosäurereste
26–36)
und AP (Seq. ID Nr. 11, kodiert den Poly-G-Adaptor-Primer, der an
den Poly-C-Schwanz
bindet) PCR-amplifiziert. Die resultierenden amplifizierten DNA-Fragmente wurden,
wie oben beschrieben, in das Plasmid pCRII subkloniert. BD1-kodierende Klone
wurden durch Hybridisierung auf Nylonfiltern selektiert, die mit
[32P]-markiertem BD1-Ex2 (Seq. ID Nr. 5)
sondiert wurden. Zwei positive Klone, die BD1-kodierende cDNA enthielten,
pCRII BD1 c1.1 und pCRII BD1 c1.6 wurden zur DNA-Sequenzierung selektiert.
Die vollständige,
BD1-kodierende DNA-Sequenz ist in 5 gezeigt.
-
Die bei der cDNA-Klonierung von BD1
verwendeten Oligonukleotide lauteten wie folgt, wobei die Sequenzen
in eckigen Klammern die Nukleotiddegeneration kennzeichnen und die
Sequenzen in runden Klammern die entsprechenden Aminosäuresequenzen
kennzeichnen:
-
Beispiel 4
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Konstruktion der Expressionsplasmide
und Expression von rekombinantem BD1
-
In diesem Beispiel wurden zwei Plasmide
(pSE 14.0 und pSE 13.0) konstruiert, die rekombinantes Bryodin 1
kodierten und exprimierten (rBD1 F1 beziehungsweise rBD1 F2). Außerdem wurde
in diesem Beispiel durch die Plasmide exprimiertes Bryodin 1 gereinigt
und gezeigt, dass es die Proteinsynthese inhibiert.
-
Kurz dargestellt, wurde pSE 13.0
wie folgt konstruiert. Die durch das Plasmid pCRII BD1 c1.1 kodierte cDNA-Sequenz
wurde verwendet, um ein 770 bp DNA-Fragment mit Primer 1
und Primer 2
mittels PCR zu amplifizieren.
Der 5'-PCR-Primer
(Primer 1) wurde so gestaltet, dass er eine einem ATG-Initionationskodon
benachbarte, einzige NcoI-Restriktionsstelle und die ersten 14 Kodons
des BD1-Gens kodiert. Der 3'-PCR-Primer
(Primer 2) wurde so gestaltet, dass er sich an die letzten 9 Kodons
des BD1-Gens, die dem Carboxylterminus des reifen BD1-Proteins entsprechen,
anlagert. Der 3'-Primer
enthält
auch zwei konsekutive Stoppkodons und darauf folgend eine EcoRI-Restriktionsstelle.
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Nach PCR-Amplifikation und Verdau
mit NcoI und EcoRI wurde das 747 bp-NcoI-EcoRI-Fragment in ein 5465
bp NcoI-EcoRI-Vektorfragment ligiert, das aus dem Plasmid pET22b
(Novagen, Madison, WI), das unter der transkriptionalen Kontrolle
des T7-Promotors steht, hergestellt wurde. Das Produkt dieser Ligation war
ein Zwischenvektor mit der Bezeichnung pSE10.0, der den T7-Promotor,
die PeIB-Leadersequenz
und die BD1-kodierende cDNA-Sequenz enthielt.
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Der Expressionsvektor pSE13.0, enthaltend
die BD1-kodierende cDNA-Sequenz
ohne die PeIB-Leadersequenz, wurde durch Verdau des Expressionsvektors
pSE10.0 mit den Restriktionsenzymen XbaI und NcoI konstruiert. Im
Anschluss an den Verdau wurde das 6106 by Fragment mit dem durch
Annealing des Primers 3 und Primers 4 gebildeten Oligoduplex ligiert.
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Das Plasmid pSE14.0 wurde in ähnlicher
Weise wie pSE13.0 konstruiert. Die durch das Plasmid pCRII BD c1.1.1
kodierte cDNA-Sequenz wurde mit Primer 1 (Seq. ID Nr. 12) und Primer
5 PCR-amplifiziert.
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Der 3'-Primer (Primer 5) kodiert eine einzige
EcoRI-Restriktionsstelle und lagert sich an die letzten 17 Kodons
des BD1-Gens an, die dem Carboxylterminus des vollständigen BD1-Proteins
entsprechen. Der 3'-Primer
enthält
auch zwei Stoppkodons vor der EcoRI-Stelle. Nach PCR-Amplifikation
und NcoI-EcoRI-Verdau wurde das 807-bp-Fragment in pET22b ligiert,
exakt wie für
pSE13.0 beschrieben, woraus das Zwischenplasmid pSE11.0 resultierte.
Die PeIB-Leadersequenz von pSE11.0 wurde, exakt wie für pSE13.0
beschrieben, entfernt, was das Expressionsplasmid pSE14.0 ergab,
das die vollständige
BD1-Form (BD1 F1) kodiert.
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Die Expression von jedem der Plasmide
pSE14.0 und pSE13.0 wurde in Ein-Liter-Kulturen von E. coli BL21
(λDE3),
die in mit 50 μg/ml
Ampicillin versetzter T-Brühe bis zu
A650 = 0,6–0,8 gezüchtet wurden, mit Induktion
durch IPTG (1 mM) 1,5 Stunden bei 37°C durchgeführt. Zellpellets wurden durch
Zentrifugation gesammelt und nach einem von zwei Verfahren weiter
verarbeitet. Beim ersten Verfahren wurden die Zellen in 10 mM Tris,
pH 7,4, 100 mM KCl, 20 mM EDTA, 10 mM 2-Mercaptoethanol, 0,05% NP-40 und 5 mg
Lysozym/Liter Kultur 30 Minuten auf Eis lysiert. Die Zellsuspensionen
wurden anschließend
dreimal gefroren/aufgetaut, beschallt und bei 15.000 UPM 30 Minuten
zentrifugiert. Beim zweiten Verfahren wurden die Zellpellets in
20% Saccharose, 30 mM Tris NCl, pH 7,5, und 1 mM EDTA 10 min. auf
Eis resuspendiert und bei 8.000 UPM 15 Minuten zentrifugiert. Das
Pellet wurde in eiskaltem H2O 10 min. resuspendiert
und wie oben zentrifugiert. Das Pellet (oder die Sphäroplasten)
wurden in 50 mM Tris-HCl (pH 8,0) und 1 mM EDTA resuspendiert, beschallt und
45 Minuten bei 30 K zentrifugiert. Die durch die beiden Verfahren
gesammelten Pellets wurden anschließend in 7 M Guanidin-HCl, 100
mM Tris, pH 7,4, und 1 mM EDTA 1 Stunde gelöst, beschallt und bei 25 UPM 30
Minuten zentrifugiert.
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Das denaturierte rekombinante Bryodin-1(BD1)-Protein,
das aus pSE13.0 oder pSE14.0 exprimiert und isoliert wurde, wurde
in 0,4 M L-Arginin-PBS und 70 mM Guanidin-HCl bei einer Konzentration
von 80 μg/ml
Protein bei 4°C > 24 Stunden erneut
gefaltet. Das Protein wurde ausgiebig gegen 5 mM NaHP2O4 dialysiert und durch CM-Sepharose-(schwacher
Kationen-Austausch)-Chromatographie
unter Verwendung eines 0–0,3
M NaCl-Gradienten isoliert. Rekombinantes BD1 F1 und BD1 F2 wurden
durch SDS-PAGE und Westernblot-Analyse
unter Verwendung eines polyklonalen Anti-BD1-Kaninchen-Antikörpers analysiert
und mit nativem BD1 verglichen (7 und 8).
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Die Aktivität des durch beide Erntemethoden
1 und 2 gereinigten, rekombinanten BD1 wurde in zellfreiem Kaninchen-Retikulozytenassay
(Promega Biotec, Madison, WI) getestet, der folgt. Kurz dargestellt,
wurden die Toxinproteine in einem Volumen von 25 μl mit Kaninchen-Retikulozytenlysat
(70% des Reaktionsvolumens), einer Mischung aus allen Aminosäuren (minus
Leucin) bei 1 mM, 0,5 mCi/ml [3H-Leucin]
und Brome-Mosaik-Virus-RNA (Shih et al., 1973, Proc. Nat'l. Acad. Sci. USA
70: 1799-1803) als Substrat (0,5 μg)
gemischt. Die Reaktion wurde 30 min. bei 30°C inkubiert und durch Zugabe
von 1 M NaOH, 2% N2O2 abgebrochen.
Das Translationsprodukt wurde unter Venwendung eiskalter 25%iger
Trichloressigsäure
(TCA), 2% Casaminosäuren
auf Eis 30 min. gefällt.
Die radiomarkierten Proteine wurden auf Glasfaserfiltern gesammelt,
mit 5% TCA gespült,
mit Ethanol gespült,
getrocknet und unter Verwendung eines Szintillationszählers quantifiziert.
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Durch beide Erntemethoden isoliertes
rekombinantes BD1 erwies sich als leistungsstarker Inhibitor der
Proteinsynthese und im Wesentlichen äquivalent zur Inhibitionswirkung
von nativem BD1, mit EC50-Werten von 3–4 pM (9).
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