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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Behandlung von Krebs durch Gentherapie. Sie hat insbesondere
die Verwendung eines viralen Vektors, um auf Ebene der Tumorzellen
ein Gen abzugeben, welches ein Mittel zur Modulierung der Immun-
und/oder Entzündungsantwort
kodiert, zum Gegenstand.
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Es ist allgemein anerkannt, dass
Krebs eine Krankheit ist, welche aus einem Verlust der Kontrolle der
Zellvermehrung resultiert. Es kann dafür mehrere Ursachen geben und
sie können
insbesondere auf ein fehlerhaftes Funktionieren von zellulären Genen (Aktivierung
von potentiellen Onkogenen, beispielsweise durch eine oder mehrere
somatische Mutationen) von normalen Genen; Deregulierung der Expression
von zellulären
Genen; Hemmung der Expression von Tumorsuppressorgenen) oder auf
die unerwünschte
Expression von viralen Genen zurückzuführen sein.
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Während
der letzten 20 Jahre ist gezeigt worden, dass die Hauptmenge der
Tumorzellen auf ihrer Oberfläche
spezifische Tumorantigene (Nicht-Selbst-Antigene) aufweist, zu denen
keine Äquivalente
in den normalen Zellen vorliegen. Diese tumorspezifischen Antigene
sind beispielsweise (i) zelluläre
Antigene, deren Expression die fötoembryonale
Periode überdauert
und bei der Geburt zurückgeht,
bis sie verschwindet, (ii) Antigene, die normalerweise in sehr geringem
Ausmaß exprimiert
werden und die, wenn sie in hohem Ausmaß exprimiert werden, für einen
Tumor charakteristisch werden, oder (iii) zelluläre Antigene, deren Struktur
oder Konformation modifiziert ist.
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Im Prinzip ist die aberrante Expression
dieser tumorspezifischen Antigene geeignet, eine Immunantwort des
gleichen Typs wie jene, die durch ein jegliches Nicht-Selbst-Antigen induziert
wird, auszulösen.
Diese bringt die Gesamtheit der Zellen des Immunsystems, darunter
die Neutrophilen, Lymphozyten, Monozyten und Makrophagen, zum Einsatz.
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Allgemein existieren zwei bedeutende
Kategorien der Immunantwort: die Antwort vom humoralen Typ, die
der Produktion von Antikörpern
durch die B-Lymphozyten entspricht, und die Immunantwort, welche
durch Zellen mit zytotoxischer Wirkung vermittelt wird, an welcher
Effektorzellen, im wesentlichen zytotoxische T-Lymphozyten (TC), NK (für "Natural Killer" im Englischen)-Zellen
und phagozytäre Zellen,
beteiligt sind. Regulatorische Zellen modulieren die beiden Arten
von Immunantworten: im wesentlichen die T-Helferlymphozyten (TH für "T-Helper" im Englischen) und
die T-Suppressorlymphozyten (TS).
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Eine Immunantwort ist ein extrem
komplexes Phänomen,
welches insbesondere die Kooperation von verschiedenen Zelltypen
erfordert. Diese Kooperation erfolgt durch das Zwischenglied der
Zytokine, die lösliche
Moleküle
sind, die sich als Vermittler von Zelle zu Zelle beteiligen.
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Was die humorale Immunität betrifft,
werden die B-Lymphozyten durch Nicht-Selbst-Antigene in deren nativer Konformation
stimuliert. In Reaktion auf diese Stimulation produzieren die B-Lymphozyten spezifische
Antikörper,
die gegen diese fremden Antigene gerichtet sind.
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Die T-Lymphozyten können im
Gegenzug lediglich durch Peptide, Abbauprodukte der Nicht-Selbst-Antigene,
welche auf der Oberfläche der
Antigen-präsentierenden
Zellen (APC) präsentiert
werden, in Kombination mit Antigenen des Haupthistokompatibilitätskomplexes
(MHC) stimuliert werden.
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Die Aktivierung der T-Lymphozyten
hat zur Folge, dass deren Amplifizierung und die Ausübung ihrer
Funktionen, insbesondere die Zerstörung der infizierten Zellen
oder Tumorzellen durch die zytotoxischen Lymphozyten, ausgelöst wird.
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Nur eine Klasse von Antigenen, welche
als Superantigene bezeichnet wird, wird nicht auf herkömmliche
Weise präsentiert.
Tatsächlich
sind die Superantigene in der Lage, sich an die Moleküle des MHC
zu binden, ohne vorab zu Peptiden abgebaut zu werden, und können gleichzeitig
eine größere Menge von
T-Lymphozyten stimulieren als jene, die dies auf dem Wege der klassischen
Antigene wird. Diese Superantigene sind dementsprechend in der Lage,
eine starke Immunantwort zu induzieren.
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Entzündungen werden durch die Reaktion des
Organismus auf eine Aggression, beispielsweise eine Verletzung oder
eine Infektion, ausgelöst.
Die Entzündungsantwort
umfasst eine ganze Reihe von Reaktionen, darunter insbesondere die
Freisetzung von chemotaktischen oder chemoattraktiven Molekülen (welche
gleichfalls mit dem Begriff Chemokine bezeichnet werden), die die
Zellen des Immunsystems zum Entzündungsort
selbst hin anziehen werden.
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Die aktivierten T-Lymphozyten produzieren unter
anderem Moleküle,
die die Zellwanderungs- oder -migrationsphänomene hemmen, wie MIF (für Migration
Inhibition Factor im Englischen). Wie sein Name angibt, besteht
die Rolle von MIF darin, die Wanderung oder Migration der Makrophagen
zu hemmen und folglich deren Aufkonzentrierung auf der Ebene des
Entzündungsorts
zu begünstigen,
damit sie ihre Phagozytosefunktion unter optimalen Bedingungen ausüben.
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Im Falle einer ausgebrochenen Krebserkrankung
ist die antitumorale Immunantwort schwach, entweder weil das Immunsystem
selbst schwach ist oder weil phänotypische
Veränderungen
der Tumorzellen die Immunantwort hemmen oder nicht ausreichen, um
die Immunantwort auszulösen.
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Um Krebserkrankungen zu behandeln,
ist bereits vorgeschlagen worden, die antitumorale Immunantwort
zu verstärken,
indem Patienten systemische und wiederholte Dosen von Zytokinen,
wie Interleukin-2 (IL-2), Interferon (INFγ) oder Tumornekrosefaktor (TNF) vom
Typ α verabreicht
werden (Rosenberg, 1992, J. Clin. Oncology, 10, 180–199). Unglücklicherweise
sind die Nebenwirkungen nicht zu vernachlässigen, welche von Übelkeit
bis sogar zum Tode gehen. Darüber
hinaus erweist sich eine solche Behandlung als extrem kostspielig.
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Mit derselben Absicht wurde auch
eine alternative Methode vorgeschlagen, welche auf dem Transfer
eines Gens, welches ein immunstimulierendes Molekül kodiert,
in die Zellen eines Patienten ex vivo basiert; dies zu Zwecken einer
Expression. Kurz zusammengefasst, (i) entnimmt man einem Patienten
Tumorzellen oder Lymphozyten, welche die Tumore infiltrieren (TIL
für Tumor
Infiltrating Lymphozyte im Englischen); (ii) man transfiziert sie
ex vivo durch einen Vektor, welcher ein Gen trägt, welches ein immunstimulierendes
Molekül,
wie IL-2, IL-4, IL-6 und TNFα,
kodiert; und (iii) man reimplantiert sie in den Patienten, von dem
sie stammen.
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Wie zuvor haben die klinischen Versuche
bis heute lediglich mäßige, ja
sogar enttäuschende
Ergebnisse geliefert. Zahlreiche Forscher erwägen eine geringe Expression
(Anderson, 1993, Science, 259, 1391–1392). Außerdem ist ein solches Protokoll
in großem
Maßstab
schwierig anzuwenden. Tatsächlich erfordert
es die massenhafte Kultur von Zellen für jeden zu behandelnden Kranken
mit den Nachteilen, die dies vom Gesichtspunkt der Kosten, Zeit
und Risiken impliziert. Außerdem
kann man das Ausbleiben einer Expression von neuen Tumorantigen-Varianten während der
Phase der in vitro-Kultur nicht garantieren.
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Erst unlängst haben Plautz et al. (1993,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 4645–4649) über die direkte Transfektion
von Tumorzellen von der Maus in vivo durch ein rekombinantes Retrovirus
berichtet. Dieses Letztere war modifiziert worden, um die Expression einer
komplementären
DNA (cDNA), welche ein Oberflächenantigen
des MHC aus der Maus kodiert, zu erlauben. Das herangezogene Antigen
ist allogen, d. h. es weist eine genetische Variation bezogen auf den
Maus-Wirtsorganismus auf, mit dem Ziel, die Immunantwort gegenüber den
Tumorzellen, die dieses Antigen-exprimieren, zu stimulieren. Wenn
diese Methode auch den Bedarf abschafft, für jeden Kranken eine Zelllinie
zu etablieren, ist sie indessen lediglich auf durch chirurgische
Eingriffe zugängliche
Tumore anwendbar.
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Es wurde jetzt gefunden, dass ein
Vakziniavirus, welches einer Maus, welche einen Tumor entwickelt,
verabreicht wird, präferentiell
die kanzerösen Gewebe
infiziert. Wenn das Vakziniavirus Träger eines Gens ist, welches
ein immunstimulierendes Molekül
kodiert, beobachtet man eine Hemmung des Wachstums der Tumore und
in bestimmten Fällen eine
vollständige
Regression.
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WO 92/20356 beschreibt die Verwendung von
Vakziniaviren, welche verschiedene Gene exprimieren, welche spezifische
Tumorantigene und Moleküle,
welche als Modulator der Immunantwort wirken, wie Zytokine oder
Antigene des Haupthistokompatibilitätskomplexes, kodieren, für die Behandlung von
Krebserkrankungen beim Menschen.
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Die Erfindung hat ihrerseits zum
Gegenstand die Verwendung eines von einem Vakziniavirus abgeleiteten
viralen Vektors, in dessen Genom ein DNA-Fragment insertiert ist,
das ein oder mehrere Gene, das bzw. die wenigstens ein Mittel, welches
an der Zerstörung
der Krebszellen teilnimmt, z. B. ein für die Krebszellen toxisches
Mittel, oder ein Mittel zur Modulierung der Immun- und/oder Entzündungsantwort
kodiert bzw. kodieren, umfasst, für die Herstellung eines Arzneimittels
für die
Behandlung von Krebs bei Säugetieren,
welches dazu bestimmt ist, auf intravenösem oder intramuskulärem Wege
verabreicht zu werden.
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Unter "viralem Vektor" versteht man ein Virus, dessen Genom
derart modifiziert worden ist, dass es den Transfer und die Expression
eines Gens von Interesse in eine(r) eukaryotische(n) Zelle erlaubt.
Ein viraler Vektor, welcher im Rahmen der Erfindung eingesetzt werden
kann, kann insbesondere von einem Pockenvirus, einem Herpes-Virus,
einem Retrovirus oder einem Adenovirus abgeleitet sein. Vorteilhafterweise
wird es sich um einen nicht-integrativen, nicht-replikativen Vektor,
bei dem die Herkunftswirtszelle nicht-menschlich ist, wie beispielsweise
das Pockenvirus der Kanarienvögel,
handeln. Solche Vektoren wie auch deren Herstellungstechniken sind
den Fachleuten auf diesem Gebiet bekannt.
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Wenn es sich um einen von einem Adenovirus
abgeleiteten viraler Vektor handelt, wird dieser vorzugsweise aus
dem vollständigen
Genom des Adenovirus gebildet, welchem wenigstens das E1A-Gen, welches
sich am 5'-Ende
befindet und ein für
die Replikation des Adenovirus essentielles transaktivierendes Protein
kodiert, fehlt. Er wird dementsprechend in einer Komplementationszelllinie
vermehrt, welche in trans das Expressionsprodukt des E1A-Gens liefert.
Es versteht sich von selbst, dass man andere Regionen des adenoviralen
Genoms modifizieren oder deletieren kann, insbesondere die nicht-essentielle Region
E3 und alternativ die anderen für
die virale Replikation essentiellen Regionen mit der Maßgabe, dass
die fehlenden Funktionen vollständig
in trans komplementiert oder ergänzt
werden. Ein solcher Vektor wird gleichwohl die für die Verkapselung essentiellen
Sequenzen, nämlich
die 5'- und 3'-ITR (Inverted Terminal
Repeat) und die Verkapselungsregion umfassen. Die verschiedenen adenoviralen
Vektoren wie auch Techniken zu deren Herstellung sind konventionell
und werden in Graham und Prevect (Methods in Molecular Biology, Band
7, S. 109–128;
Hrsg.: E. J. Murey, The Human Press, Inc.) präsentiert.
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Gemäß einer besonders bevorzugten
Weise wird ein für
die Zwecke der Erfindung nützlicher
viraler Vektor von einem Pockenvirus, insbesondere einem Vakziniaviras
oder einem Vogelpockenvirus, wie dem Pockenvirus der Kanarienvögel, abgeleitet,
wobei dieses letztere bevorzugt ist.
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Die allgemeinen Bedingungen zur Erzeugung
eines Vakziniavirus, welches in der Lage ist, ein heterologes Gen
zu exprimieren, sind in dem Europäischen Patent
EP 83 286 und der Anmeldung
EP 206 920 beschrieben. Gemäß einer
vorteilhaften Weise wird das DNA- Fragment
in das TK-Gen des Vakziniavirus derart insertiert werden, dass das
virale Gen inaktiviert wird und die Selektion der rekombinanten Vakziniaviren
erleichtert wird.
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Gemäß den durch die Erfindung verfolgten Zielen
kann ein viraler Vektor außerdem
eine Expressionseinheit eines Selektionsmarkergens umfassen, um
die Schritte der Isolierung und der Reinigung des rekombinanten
Virus zu erleichtern. Man kann insbesondere das Neo-Gen, welches
Resistenz gegen das Antibiotikum G418 verleiht, oder das TK-Gen
des Herpes simplex-Virus vom Typ 1 (HSV-1), das Empfindlichkeit
gegenüber
bestimmten Nukleosidanaloga, wie Ganciclovir oder Acyclovir, verleiht,
aufführen.
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Ein solcher viraler Vektor kann gleichfalls
ein anderes Gen als jene, die vorstehend definiert worden sind,
umfassen, das in kooperativer Weise auf die angestrebte Modulatorwirkung
der Immun- und/oder Entzündungsreaktion
einwirken kann. Es wird sich vorteilhafterweise um ein Gen handeln,
welches die Gesamtheit oder einen Teil eines tumorspezifischen Antigens
kodiert. Man kann insbesondere die Proteine E6, E7 des HPV-Virus insbesondere vom
Typ 16 oder 18, welche an den Krebserkrankungen der Gebärmutter
beteiligt sind, das MUC1-Protein und insbesondere die repetitive
Region von diesem, welches an den Krebserkrankungen der Brust beteiligt
ist, und schließlich
das Antigen GA. 733.2, welches an den kolorektalen Krebserkrankungen
beteiligt ist, aufführen.
Die Sequenzen, die diese Antigene kodieren, sind im Stand der Technik
beschrieben. Es liegt im Vermögen
eines Fachmanns auf diesem Gebiet, diese zu isolieren, beispielsweise
durch die PCR (Polymerase Chain Reaction)-Technik, indem man komplementäre Primer
einsetzt, diese in den herangezogenen viralen Vektor oberhalb oder unterhalb
von dem modulierenden Gen zu insertieren und diese unter die Kontrolle
der für
deren Expression erforderlichen Elemente zu stellen.
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Zu den Zwecken der Erfindung wird
ein DNA-Fragment, welches ein oder mehrere Gene, das bzw. die die
Gesamtheit oder einen Teil eines Mittels zur Modulierung der Immun- und/oder Entzündungsantwort,
welches nachfolgend als modulierendes Mittel bezeichnet wird, kodiert
bzw. kodieren, umfasst, in einen viralen Vektor, ein Vehikel zum Transfer
und zur Expression des(der) genannten Gens/Gene, eingeführt. Die
Methoden zum Insertieren eines DNA-Fragments in einen viralen Vektor sind
dem Fachmann auf diesem Gebiet bekannt.
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Außerdem kann das ein modulierendes
Mittel kodierende Gen vom genomischen Typ (indem es die Gesamtheit
oder einen Teil der Gesamtheit der Introns des natürlichen
Gens umfasst), vom Typ komplementärer DNA (cDNA), welcher Introns
fehlen, oder vom Typ Minigen, d. h. gemischt, indem es wenigstens
ein Intron umfasst, sein. Es kann ein natives modulierendes Mittel,
wie es in einem Säugetier
angetroffen wird, einen Teil davon, ein chimäres Molekül, welches aus der Fusion von
Sequenzen unterschiedlicher Herkunft hervorgeht, oder eine Mutante, welche
verbesserte oder modifizierte biologische Eigenschaften aufweist,
gleichwohl unter der Bedingung, dass diese Moleküle eine immunmodulierende oder
die Entzündungsantwort
modulierende Funktion ausüben,
kodieren. Eine solche Mutante kann durch Mutation, Deletion, Substitution
und/oder Hinzufügen von einem
oder mehreren Nukleotid(en) des Gens bzw. an das Gen, welches das
modulierende Mittel kodiert, erhalten werden. Das fragliche Gen
kann (i) ein lösliches
Molekül,
welches entweder intrazellulär vorliegt
oder in das äußere Medium
sekretiert wird, oder (ii) ein in der Membran verankertes Molekül, welches
dementsprechend auf der Oberfläche
der Zellen, die es exprimieren, vorliegt, kodieren.
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Die ein modulierendes Mittel kodierenden Gene
können
durch Klonierung, durch PCR oder durch chemische Synthese gemäß den herkömmlichen
Techniken, die allgemein eingesetzt werden, erhalten werden.
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Selbstverständlich kann das DNA-Fragment die
für die
Regulation der Transkription geeigneten Elemente wie auch Translationsinitiations-
und -terminationssignale umfassen, welche die Expression des oder
der Gen(e), welches bzw. welche ein modulierendes Mittel kodiert
bzw. kodieren, erlauben. Unter diesen Elementen kommt der Promotorregion eine
besondere Bedeutung zu.
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Allgemein wird man auf eine Promotorregion zurückgreifen,
die in den Säugetierzellen,
die man behandeln will, vorzugsweise in den menschlichen Zellen
funktionsfähig
ist. Es kann sich um die Promotorregion, die die Expression des
Gens natürlicherweise
steuert, oder eine Promotorregion unterschiedlicher Herkunft, welche
beispielsweise von eukaroytischen oder viralen Genen stammt, handeln.
Andererseits kann die Promotorregion derart modifiziert werden,
dass sie regulative Sequenzen, beispielsweise ein die Transkription
aktivierendes Element (Enhancer) oder Sequenzen, die auf bestimmte
zelluläre
Signale ansprechen, enthält.
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Die herangezogene Promotorregion
könnte konstitutiv
oder regulierbar sein und in diesem letzteren Falle regulierbar
in Reaktion auf bestimmte zelluläre,
gewebespezifische oder Ereignis-spezifische Signale. Es wird vorteilhaft
sein, eine gewebespezifische Promotorregion zu verwenden, wenn der
zu behandelnde Tumor aus einem bestimmten Zelltyp hervorgegangen
ist. Alternativ kann sich die Verwendung eines Promotors, welcher
auf spezifisch vom Tumor ausgesandte Signale anspricht (beispielsweise
regulierbar durch die Anwesenheit von Wachstumsfaktoren, welche
im allgemeinen durch die Tumorzellen freigesetzt werden), als vorteilhaft
erweisen, da die Expression ja auf die Tumorzellen beschränkt sein
wird.
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Solche Promotoren sind dem Fachmann
auf diesem Gebiet allgemein bekannt. Man kann insbesondere die Promotoren
SV40 (Simian Virus 40), HMG (Hydroxymethylglutaryl-Coenzym A), TK
(Thymidinkinase), dia LTRs (Long Terminal Repeat) des RSV (Rous-Sarkom-Virus),
des Mo-MLV (Moloney-Maus-Leukämievirus),
den MLP (Major Late Promotor) des Adenovirus, die 7,5K- und H5R-Promotoren
des Vakziniavirus, die leberspezifischen Promotoren der α1-Antitrypsin-,
Albumin-, Gerinnungsfaktor IX- und Transferrin-Gene und die Promotoren
der Immunglobulingene, die die Expression der Gene, die sie steuern,
in den Lymphozyten erlauben, aufführen. Diese Beispiele stellen
keine Einschränkung
dar.
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Im Rahmen der Erfindung kann ein DNA-Fragment
ein oder mehrere Gen(e), das bzw. die ein modulierendes Mittel kodiert
bzw. kodieren, die unabhängig
oder gemeinsam unter die Kontrolle von Elementen, die deren Expression
erlauben, gestellt sein können,
umfassen. In anderen Worten könnte
das DNA-Fragment eine oder mehrere Expressionskassetten von einem
oder mehreren Genen, das bzw. die ein modulierendes Mittel kodiert bzw.
kodieren, enthalten.
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Außerdem kann das DNA-Fragment
gleichfalls eine Signalsequenz umfassen, welche die Sekretion des
in Frage stehenden modulierenden Mittels aus der Zelle heraus erlaubt.
Es kann sich um die natürliche
Signalsequenz des das modulierende Mittel kodierenden Gens oder
ebenso um eine heterologe Signalsequenz, die in den eukaryotischen
Zellen funktionsfähig
ist, beispielsweise um die Signalsequenz des Transferrin oder α1-Antitrypsin kodierenden
Gens, handeln.
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Unter Mittel zur Modulierung der
Immun- und/oder Entzündungsantwort
versteht man ein jegliches Molekül,
welches insbesondere in der Lage ist:
- – eine humorale
Immunantwort zu stimulieren, indem die B-Lymphozyten aktiviert werden,
um die Produktion von gegen die tumorspezifischen Antigene gerichteten
Antikörpern
zu amplifizieren;
- – eine
zellulär-vermittelte
Immunantwort zu stimulieren, indem die T-Lymphozyten aktiviert werden, um
eine signifikante zytotoxische Reaktion oder Reaktion vom T-zellvermittelten Überempfindlichkeitstyp
(DTH; "delayed-type
hypersensitivity"), um
sich den Tumerzellen zu widersetzen, auszulösen;
- – eine
Entzündungsantwort
zu induzieren oder zu stimulieren, um die Zellen des Immunsystems
an den Ort Tumors zu ziehen; oder
- – die
Zellwanderungs- oder -migrationsphänomene zu hemmen, um die Zellen
des Immunsystems genau an dem Ort oder in der Nähe eines Tumororts zu halten.
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Ein Molekül, das eine oder mehrere der
oben definierten Funktionen aufweist, kann insbesondere ausgewählt werden
unter (I) den Zytokinen, (II) den costimulierenden Zelloberflächenmolekülen, (III)
den Chemokinen, (IV) den gegen lymphozytäre Oberflächenmarker gerichteten monoklonalen
Antikörpern, (V)
den Superantigenen, die für
einen infektiösen
Organismus (Bakterium, Virus oder Parasit) charakteristisch sind,
und (VI) den Polypeptiden mit Adjuvansfunktion.
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(I)
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Für
die Zwecke der Erfindung vorteilhafte Zytokine sind jene, die durch
die Zellen des Immunsystems, insbesondere die Lymphozyten und die
Makrophagen oder ebenso deren Vor läuferstammzellen produziert
werden und die an der Aktivierung der Zellen des Immunsystems, dem
Transport von Signalen zwischen den Zellen des Immunsystems und
der zellulären
Differenzierung der Stammzellen zu reifen Zellen des Blutkreislaufs
teilnehmen.
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Als für die Zwecke der Erfindung
nützliche Zytokine
kann man insbesondere aufführen:
- (1) Die Interleukine (IL). Bis zum jetzigen
Zeitpunkt wurden 16 Interleukine identifiziert. Es ist besonders
schwierig, diesen eine spezielle Funktion zuzuschreiben, denn sie üben pleiotrope
Wirkungen aus. Im Rahmen der Erfindung sind alle Interleukine von
Interesse, aber man wird inbesondere aufführen:
- – IL-1,
das durch die Makrophagen in Folge einer Stimulation durch bakterielle
Bestandteile produziert wird. Es übt seine Rolle auf der Ebene
der lymphozytären
Aktivierung aus. IL-1 ist auch ein proinflammatorisches oder entzündungsförderndes
Molekül
und induziert aus diesem Grunde die Produktion von Chemokinen.
- – IL-2,
das für
die Proliferation der aktivierten T-Lymphozyten verantwortlich ist
und das, in Kombination mit IFNγ,
die Produktion von Antikörpern
durch die B-Lymphozyten stimuliert. Außerdem gibt es in bestimmten
Studien die Tendenz, zu zeigen, dass dieses eine chemotaktische
Rolle für
die Lymphozyten spielt, wenn es im Bereich eines Tumors produziert
wird.
- – IL-4,
das durch die aktivierten T-Lymphozyten produziert wird und die
Vermehrung der B-Lymphozyten und, in bestimmten Fällen, der
T-Lymphozyten stimuliert.
- – IL-5,
das die Vermehrung und die Differenzierung der eosinophilen Leukozyten
wie auch, in einem geringeren Ausmaß, die Produktion der Antikörper begünstigt.
- – IL-6,
das durch die Makrophagen und die T-Lymphozyten produziert wird.
Es hat eine pleiotrope Wirkung und ist unter anderem als Stimulator
der zytotoxischen Aktivität
der T-Lymphozyten und der Produktion von Antikörpern beteiligt. Es handelt
sich gleichfalls um ein proinflammatorisches oder entzündungsförderndes
Molekül.
- – IL-7,
das durch die Stromazellen des Knochenmarks produziert wird und
an der Proliferation der PräB-
und -T-Lymphozyten beteiligt ist.
- – IL-12,
das durch die aktivierten Makrophagen produziert wird und die Produktion
von IFNγ induziert.
- (2) Die Interferone (IFN), die antivirale und immunmodulierende
Eigenschaften aufweisen. Sie können
die phagozytären
Zellen aktivieren und die Expression der Oberflächenantigene der Klasse I und
II des MHC erhöhen
und gleichfalls die Zytotoxizität
der NK-Zellen stimulieren,
um sich den Tumorzellen zu widersetzen. Es gibt drei Hauptklassen
von IFNs, wobei jede im Rahmen der Erfindung von Interesse ist.
Diese verschiedenen Klassen α, β bzw. γ umfassen
jeweils zahlreiche Subtypen.
- (3) Die kolonie-stimulierenden Faktoren CSF (für Colony
Stimulating Factor im Englischen), die auf der Ebene der Reifung
der hämopoetischen Stammzellen
und deren Differenzierung zu reifen Zellen des Blutkreislaufs beteiligt
sind. Man unterscheidet die GM-CSF, G-CSF und M-CSF (für Granulozyt-Makrophage,
Granulozyt bzw. Makrophage) gemäß dem Reifungsstadium
und dem Zelltyp, auf welchen diese Faktoren ihren Einfluss ausüben.
- (4) Die Tumornekrosefaktoren (TNF). Man unterscheidet TNFα, der durch
die Makrophagen produziert wird, und TNFβ, welcher durch die T-Lymphozyten
produziert wird. Alle beide sind für die antitumorale zytotoxische
Aktivität
der Makrophagen und Lymphozyten und die örtliche Gewebeveränderung,
die bei einer Entzündungsreaktion beobachtet
wird, verantwortlich.
- (5) Die MIF-Faktoren, die die Wanderung/Migration der Makrophagen
hemmen.
- (6) Das Komplement-Fragment C5a, das ein chemotaktischer Faktor
der Makrophagen ist.
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Für
die Zwecke der Erfindung sind besonders bevorzugt: IL-2, IL-4, IL-5,
IL-6, IL-7, IFNγ, GM-CSF
und TNFβ.
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(II)
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Die costimulierenden Moleküle sind
auf der Zelloberfläche
vorhandene Moleküle,
die auf indirekte Weise an der Immun- und/oder Entzündungsreaktion
teilnehmen, indem Moleküle
beispielsweise am Prozess der Antigenpräsentation in einer durch die Zellen
des Immunsystems erkennbaren Form teilnehmen.
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Als für die Zwecke der Erfindung
nützliche costimulierende
Moleküle
kann man insbesondere aufführen:
- (1) Die Antigene des Haupthistokompatibilitätskomplexes
(MHC). Beim Menschen exprimiert die Hauptzahl der zellkernhaltigen
Zellen auf ihrer Oberfläche
variable Mengen von Antigenen der Klasse I, wohingegen die Antigene
der Klasse II eine Verteilung aufweisen, die auf die B-Lymphozyten,
phagozytären
Zellen und aktivierten T-Lymphozyten begrenzt ist. Diese Zelloberflächenmarker
sind an den Phänomenen
der Immunerkennung, insbesondere, wie dies zuvor beschrieben worden
ist, an der Wechselwirkung zwischen T-Lymphozyten und APC-Zellen und zwischen TC-Lymphozyten und Zielzellen, die auf ihrer Oberfläche Nicht-Selbst-Antigene
präsentieren, beteiligt.
Man kann dementsprechend annehmen, dass die Intensität der Immunantwort
verbessert werden kann, indem die Expression der Antigene des MHC
am Tumorort erhöht
wird.
- (2) Die Liganden der humanen Marker CD27, CD28, CD30 und CD40.
Insbesondere befindet sich der Ligand des CD40-Markers auf der Oberfläche der
aktivierten T-Lymphozyten und ist an der Stimulierung und der Proliferation
der B-Lymphozyten beteiligt. Andererseits haben in vitro-Untersuchungen
gezeigt, dass die Liganden der CD27- und CD30-Marker die Proliferation der T-Lymphozyten
induzieren. Was den Ligand des CD28-Markers angeht, welcher von
bestimmten Autoren auch als Protein B7 bezeichnet wird, wird dieser
durch die APC synthetisiert und ist an der Erkennung der Zielzellen,
welche auf ihrer Oberfläche
Nicht-Selbst-Antigene präsentieren,
durch die NK-Zellen beteiligt, was so deren Zerstörung erlaubt.
- (3) Das Lymphozytenfunktions-Antigen vom Typ 1, LFA-1 (für Leukocyte
Function Antigen im Englischen). Es handelt sich um einen Oberflächenrezeptor,
der bei allen Leukozyten gleichermaßen vorhanden ist und gleichfalls
auf den Makrophagen vorkommt, der eine bedeutende Rolle bei den Phänomenen
der nicht-spezifischen Zellanheftung spielt. Diese sind an dem Chemotaxisprozess
beteiligt, indem sie an der Wanderung/Migration der Zellen des Immunsystems
in Richtung eines Entzündungsorts
teilnehmen.
- (4) Das interzelluläre
Adhäsionsmolekül vom Typ 1
(ICAM-1), das auf der Oberfläche
von zahlreichen Zelltypen vorkommt. ICAM-1 ist einer der Liganden
des LFA-1-Moleküls.
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(III)
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Wie zuvor angegeben, sind die Chemokine Moleküle, die
in der Nähe
oder an Ort und Stelle eines Entzündungsorts synthetisiert werden
und die die Zellen des Immunsystems in Richtung dieses Orts ziehen.
Allgemein wirken die Chemokine durch das Zwischenglied von Wechselwirkungen
zwischen einerseits Adhäsionsmolekülen, die
auf der Oberfläche
der Leukozyten vorhanden sind, und andererseits Adhäsionsmolekülen, die
auf der Oberfläche der
endothelialen Zellen vorhanden sind (beispielsweise LFA-1 und ICAM-1).
Der Anheftung der Leukozyten an die endothelialen Zellen der Gefäßwand folgt
deren Wanderung in Richtung des Entzündungsorts.
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Als für die Zwecke der Erfindung
nützliche Chemokine
kann man insbesondere aufführen:
- (1) PF-4 (für
Platelet Factor-4 im Englischen; Denel et al., 1977, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 74, 2256);
- (2) RANTES, ein chemotaktischer Faktor der verschiedenen Leukozytenarten
(Schall et al., 1988, J. Immunol., 141, 1018); und
- (3) ACT-2 (Ziptel et al., 1989, J. Immunol., 142, 1587). Es
handelt sich um ein Protein, welches die Anheftung der T-Lymphozyten,
welche an der Erkennung des mit den Molekülen der Klasse I des MHC verbundenen
Antigens beteiligt sind, begünstigt.
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(IV)
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Ein für die Zwecke der Erfindung
nützlicher monoklonaler
Antikörper
ist beispielsweise gegen den Zelloberflächenmarker CD2, CD3, CD28 oder CD40
gerichtet. Tatsächlich
haben bestimmte Untersuchungen die Rolle eines solchen Antikörpers bei der
Stimulierung der Proliferation der T-Lymphozyten nachgewiesen.
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(V)
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Ein für die Zwecke der Erfindung
nützliches Superantigen
ist beispielsweise das Nukleoprotein des Tollwutvirus oder ein bakterielles
Enterotoxin, welches insbesondere durch ein Bakterium der Gattung
Staphylococcus produziert wird.
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(VI)
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Ein Adjuvans von Polypeptid-Natur,
welches für
die Zwecke der Erfindung nützlich
ist, ist beispielsweise ein Expressionsprodukt eines bakteriellen "layer"-Gens 20S.
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Das aus der Erfindung hervorgehende
Arzneimittel ist für
die Behandlung einer Krebserkrankung bei Säugetieren, insbesondere beim
Menschen bestimmt. Die Krebserkrankungen, die auf diese Weise behandelt
werden könnten,
sind vorteilhafterweise solide oder feste Tumore, wie die Krebserkrankungen
der Brust, der Lunge oder des Kolons. Es wird angegeben, dass ein
solches Arzneimittel es insbesondere ermöglichen müsste, die sekundären Tumore
zu behandeln, die häufige
Komplikationen darstellen, denen man bei zahlreichen Krebsarten
begegnet und für
die es gegenwärtig
keine zufriedenstellende Therapie gibt.
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Das aus der Erfindung hervorgehende
Arzneimittel kann auf einem jeglichen Wege, der allgemein verwendet
wird, insbesondere auf parenteralem Wege, wie systemisch, auf intramuskulärem, subkutanem
oder intraperitonealem Wege verabreicht werden. Allgemein wird der
intravenöse
Weg als besonders vorteilhaft angegeben. Alternativ kann das Arzneimittel
im Falle eines zugänglichen
Tumors gleichfalls durch direkte Injektion in den Tumorort oder durch
topische Anwendung verabreicht werden. Allgemein kann die Verabreichung
in einer einzigen Dosis oder wiederholt, ein oder mehrmals nach
dem Verstreichen einer bestimmten Zeitspanne, stattfinden.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsweise
der Erfindung wird das Arzneimittel außer einer therapeutisch wirksamen
Menge des viralen Vektors einen aus pharmazeutischer Sicht annehmbaren
Träger
umfassen. Es kann gleichfalls ein Vehikel, ein Verdünnungsmittel
oder ein Adjuvans, welche aus pharmazeutischer Sicht annehmbar sind,
umfassen und in flüssiger
oder lyophilisierter Form vorliegen.
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Die geeignete Dosierung variiert
abhängig von
verschiedenen Parametern, beispielsweise dem Verabreichungsweg,
dem zu behandelnden Individuum, der Natur und der Schwere des Tumorzustands, dem
eingesetzten Typ von viralem Vektor oder ferner dem oder den Gen(en),
das bzw. die das modulierende Mittel kodiert bzw. kodieren. Eines
der Kriterien, das es erlaubt, die geeignete Dosierung zu evaluieren,
ist die Messung der Serumaktivität
des modulierenden Mittels. Diese Aktivitätstests sind Standardtests.
Man kann insbesondere den Bioaktivitätstest für IL-2 (Gillis et al., 1978,
J. Immunol., 120, 2027–2032)
aufführen.
Indessen wird die Dosis von viralem Vektor/Kilogramm Serum im allgemeinen
104 bis 1011, vorteilhafterweise
107 bis 1010 und
vorzugsweise 107 bis 109 plaque-bildende
Einheiten (pfu)/Kilogramm betragen.
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Schließlich hat die Erfindung gleichfalls
zum Gegenstand:
- (i) Die Verwendung eines viralen
Vektors, welcher einen positiven Tropismus für Krebszellen aufweist, in
dessen Genom ein DNA-Fragment, das ein oder mehrere Gene umfasst,
das bzw. die wenigstens ein Mittel, das an der Zerstörung der Krebszellen
beteiligt ist, z. B. ein Mittel zur Modulierung der Immun- und/oder
Entzündungsantwort,
kodiert bzw. kodieren, insertiert ist, welches unter die Kontrolle
der für
die Expression erforderlichen Elemente gestellt ist, insbesondere um
das Mittel auf spezifische Weise auf der Ebene eines krebsartigen
Tumors abzugeben;
- (ii) Ein Verfahren zur Behandlung von Krebs bei Säugetieren,
gemäß welchem
man einem Individuum, das einer solchen Behandlung bedarf, eine aus
pharmazeutischer Sicht wirksame Menge eines viralen Vektors injiziert,
in dessen Genom ein DNA-Fragment, das ein oder mehrere Gene umfasst,
das bzw. die wenigstens ein Mittel, das an der Zerstörung der
Krebszellen beteiligt ist, z. B. ein Mittel zur Modulierung der
Immun- und/oder Entzündungsantwort,
kodiert bzw. kodieren, insertiert ist; und
- (iii) Ein Verfahren, um ein Mittel, das an der Zerstörung der
Krebszellen beteiligt ist, z. B. ein Mittel zur Modulierung der
Immun- und/oder Entzündungsantwort,
auf spezifische Weise abzugeben, gemäß welchem man auf allgemeinem
Wege einen viralen Vektor verabreicht, in dessen Genom ein DNA-Fragment,
welches ein oder mehrere Gene umfasst, das bzw. die die Gesamtheit
oder einen Teil des Mittels kodiert bzw. kodieren, insertiert ist.
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Die Erfindung wird, ohne deswegen
beschränkt
zu werden, durch die folgenden Beispiele veranschaulicht.
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BEISPIELE
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BEISPIEL 1: Konstruktion
von rekombinanten Vakziniaviren welche ein ein Zytokin kodierendes
Gen tragen
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Die nachfolgend beschriebenen Konstruktionen
werden gemäß den allgemein
angewandten Techniken der Genetik und der molekularen Klonierung,
welche detailliert in Maniatis et al. (1989, Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, NY) erläutert werden,
ausgeführt.
Die Gesamtheit der unter Einsatz von bakteriellen Plasmiden ausgeführten Klonierungsschritte
erfolgt durch Passage in dem Stamm Escherichia coli (E. coli) 5K
oder XL1-Blue (Stratagene), wohingegen jene, die von dem Phagen
M13 abgeleitete Vektoren einsetzen, in E. coli NM522 ausgeführt werden.
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Was die durch synthetische Oligodesoxynukleotide
gesteuerten Mutagenesen angeht, wendet man das von Zoller und Smith
(1982, Nucleic Acids Res., 10, 6487) beschriebene Protokoll an oder
man setzt einen Kit kommerzieller Herkunft gemäß den Empfehlungen des Herstellers
ein.
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Die DNA-Fragmente, die die GM-CSF,
IL-4, IL-5, IL-6 und IL-7 kodierenden Gene umfassen, werden einem
Schritt einer gesteuerten Mutagenese unterworfen, um die in Hinblick
auf ihre Insertion in einen Transfervektor unterhalb des 7,5K-Promotors des
Vakziniavirus adäquaten
Restriktionsstellen einzuführen.
Es werden zwei Transfervektoren eingesetzt: pTG186-poly (beschrieben
in der Patentanmeldung
EP 206
920 ) und pTG194. Dieser Letztere unterscheidet sich von
pTG186-poly durch die Orientierung des Polylinkers.
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Genauer:
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Ein Fragment, welches die GM-CSF
aus der Maus kodierende cDNA, wie in Gough et al. (1984, Nature,
309, 763) beschrieben, trägt,
wird nach Klonierung in M13TG130 (Kieny et al., 1983, Gene, 26, 91)
einer gesteuerten Mutagenese unterworfen, um eine BamHI-Stelle in Position –17 bezogen
auf das ATG-Translationsstartkodon zu erzeugen. Das aus dem daraus
resultierenden Vektor isolierte BanHI-SalI-Fragment wird in die
gleichen Stellen von pTG194 insertiert.
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Ein EcoRI-BamHI-Fragment, welches
die IL-4 aus der Maus kodierende cDNA, wie in Lee et al. (1986,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 83, 2061) beschrieben, trägt, wird
in den Vektor M13TG130 eingeführt
und einer gesteuerten Mutagenese unterworfen, um eine BglII-Stelle unmittelbar
oberhalb des ATG-Translationsstartkodons zu erzeugen. Der so behandelte
Vektor wird durch EcoRI und BglII verdaut und das entsprechende
Fragment in die gleichen Stellen von pTG194 eingeführt.
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Ein EcoRI-BamHI-Fragment, welches
die IL-5 aus der Maus kodierende cDNA, wie in Kinashi et al. (1986,
Nature, 324, 70) beschrieben, trägt,
wird zuallererst in den Vektor M13TG130 subkloniert, dann einer
gesteuerten Mutagenese unterzogen, um eine PstI-Stelle an Position –10 und ein A an Position –3 bezogen
auf das ATG-Translationsstartkodon
einzuführen.
Der so behandelte Vektor wird durch EcoRI und PstI verdaut und das
entsprechende Fragment zwischen die gleichen Stellen von pTG186-poly
insertiert.
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Ein EcoR2-Fragment, welches die IL-6
aus der Maus kodierende cDNA, wie in Van Snick et al. (1988, Eur.
J. Immunol., 18, 193) beschrieben, trägt, wird in den Vektor M13TG131
(Kieny et al., a. a. O.) subkloniert und einer gesteuerten Mutagenese
unterzogen, um eine BamHI-Stelle an Position –9 und ein A an Position –3 bezogen
auf das ATG-Translationsstartkodon
einzuführen.
Der so behandelte Vektor wird durch EcoRI und BamHI verdaut und
das entsprechende Fragment zwischen die BamHI- und EcoRI-Stellen
von pTG194 insertiert.
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Ein SstI-HindIII-Fragment, welches
die IL-7 aus der Maus kodierende cDNA, wie in Naman et al. (1988,
Nature, 333, 571) beschrieben, trägt, wird in den Vektor M13TG130
subkloniert und einer gesteuerten Mutagenese unterzogen, um eine
EcoRV-Stelle an Position –11
und ein A an Position –3
bezogen auf das ATG-Translationsstartkodon zu erzeugen. Man isoliert
ein EcoRV-PstI-Fragment des so erhaltenen Vektors, das man zwischen
die SmaI- und PstI-Stellen von pTG194 kloniert.
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Mit Hilfe der vorstehend erhaltenen
Transfervektoren erzeugt man die entsprechenden Vakziniaviren gemäß der homologen
Rekombinationsmethode, die von Kieny et al. (1984, Nature, 312,
163) beschrieben worden ist. Die so erhaltenen rekombinanten Viren
werden als VV-GM-CSF, W-IL-4 u. s. w bezeichnet.
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Andere rekombinante Vakziniaviren
sind zuvor beschrieben worden, insbesondere jene, die die cDNA umfassen,
welche (i) menschliches IL-2 (Patentanmeldung
EP 206 939 ); (ii) menschliches IL-6 (Nakagawa
et al., 1991, Eur. Cytokine Net., 2, 11–16) und (iii) menschliches
INFγ (Patentanmeldung
EP 206 920 ) kodiert.
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BEISPIEL 2: Behandlung
von Tumore tragenden Swiss-Nacktmäusen durch ein Vakziniavirus
welches das IL-6 kodierende Gen trägt (VV-IL-6)
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1. Herstellung der Swiss-Nacktmäuse, die
Tumore tragen
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Die Zelllinie SW948 (ATCC CCL 237),
welche ausgehend von einem menschlichen Kolorektaltumor erzeugt
worden ist, wird gemäß den Empfehlungen
des Lieferanten kontinuierlich kultiviert. Die Zellen, die gesammelt
werden, werden mit Trypsin, dann mit Desoxyribonuklease (10 μg/ml) 5 min behandelt.
Sie werden dann in PBS (Phosphat-gepufferte Dulbecco-Kochsalzlösung; Sigma,
D5652) gewaschen und in dem gleichen Puffer zu einer Konzentration
von 107 Zellen/100 μl resuspendiert.
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Weibliche Swiss-Nacktmäuse (Iffa
Credo, Frankreich) mit Alter von 6 bis 8 Wochen erhielten jeweils
100 μl der
so erhaltenen Zellsuspension auf subkutanem Wege. Sieben Tage später wählt man die
Mäuse aus,
die tastbare Tumore tragen.
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2. Test
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Diese Mäuse werden in Gruppen von ungefähr 8 aufgeteilt.
Zwei Gruppen sind dazu bestimmt, als Kontrollgruppen zu dienen:
diese Mäuse
erhalten entweder 107 oder 108 pfu
nicht-rekombinantes Vakziniavirus, TK-, welches ausgehend von dem
Transfervektor pTG186-poly (VV-186) erzeugt worden ist. Die Mäuse einer
dritten Gruppe (negative Vergleichsgruppe) erhalten nur 100 μl PBS. Schließlich erhalten die
Mäuse der
beiden anderen Gruppen entweder 107 oder
108 pfu VV-IL-6 von der Maus, welches in Beispiel
1 erhalten worden ist.
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Die Viren werden in einer PBS-Lösung auf intravenösem Wege
auf der Ebene des Schwanzes verabreicht.
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Sieben Tage nach den Injektionen
entnimmt man aus jeder Gruppe 3 Mäuse und man tötet sie, um
den Virusgehalt ihres Bluts, ihrer Organe und Tumore, wie folgt,
zu analysieren.
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Die Tumore und verschiedene Organe
(Leber, Milz, Gehirn, u. s. w.) werden, sind sie einmal entnommen,
mit Trypsin behandelt und mechanisch zerkleinert, bis man eine Suspension
erhält.
Das entnommene Blut wird mit einem Volumen PBS-Puffer, welcher 20
mM EDTA enthält,
verdünnt.
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Die so erhaltenen Zellen werden zweimal
in PBS gewaschen, in Dulbecco-MEM-Kulturmedium (Modified Eagles
Medium; Gibco BRL), welches 10% fötales Kälberserum enthält, resuspendiert.
Die Anzahl der Zellen (lebensfähig
und nicht-lebensfähig) wird
durch Zählung
gemäß den klassischen
Methoden abgeschätzt.
Dann nimmt man Reihenverdünnungen
um den Faktor 10 in PBS-Puffer vor. Man setzt 1 μl, 10 μl oder 100 μl von jeder der Verdünnungen
zu BHK-Zellkulturen, die man in Petrischalen von 3 cm Durchmesser
(Falcon 3001) etabliert hat, zu. Die Schalen werden die ganze Nacht
bei 37°C
in 5% CO2 inkubiert und die Lyseplaques
am folgenden Tag gezählt.
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Was die nicht getöteten Mäuse angeht, registriert man
die Entwicklung des Wachstums der Tumore im Verlauf der Zeit, indem
man die Länge,
die Breite und die Tiefe der Tumore mit Hilfe eines Schieblehre
misst. Das Volumen jedes Tumors wird berechnet, indem man die Formel
für Ellipsoide 4/3πr1r2r3 ,
in welcher r1, r2 und
r3 die um die Hälfte verringerte Länge, Breite
bzw. Tiefe repräsentieren, anwendet.
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3. Ergebnisse
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Unabhängig von der Art des injizierten
Virus stellt man fest, dass der Infektionsgrad der Tumorzellen jenem
der gesunden Gewebe stark überlegen
ist.
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Das Wachstum der Tumore der Mäuse, welche
W-IL-6 erhalten haben, ist unabhängig
von der Dosis geringer bezogen auf jene der Vergleichsgruppen und
der Negativkontrolle. Mäuse
weisen eine vollständige
Regression der Tumore ungefähr
15 Tage nach der Verabreichung von W-IL-6 auf.
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BEISPIEL 3: Behandlung
von Tumore tragenden DBA/2-Mäusen
durch ein Vakziniavirus, welches das IL-2 kodierende Gen trägt (VV-IL-2
)
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Das Beispiel 2 wird wiederholt, indem
man einsetzt:
- (i) das Vakziniavirus, welches
das menschliches IL-2 kodierende Gen trägt, wie in der Patentanmeldung EP 206 939 beschrieben;
- (ii) die Maus-Zelllinie P815 (ATCC TIB 64), welche von einem
Mastozytom von DBA/2-Mäusen
abstammt; und
- (iii) weibliche DBA/2-Mäuse
(Iffa Credo, Frankreich) im Alter von 6 bis 8 Wochen.
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Die Varianten sind, wie folgt: den DBA/2-Mäusen werden
105 P815-Zellen in einem Volumen von 100 μl injiziert,
108 pfu Virus werden den Mäusen von
jeder der Gruppen injiziert. Die Mäuse, die für die biologischen Analysen
bestimmt sind, werden aus den Gruppen 3 Tage nach den Injektionen entnommen.
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Man beobachtet vergleichbare Ergebnisse zu
jenen, über
die in Beispiel 2 berichtet worden ist.
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BEISPIEL 4: Behandlung
von Tumore tragenden DBA/2-Mäusen
durch ein Vakziniavirus, welches das GM-CSF kodierende Gen trägt, (VV-GM-CSF)
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Das Beispiel 3 wird wiederholt unter
Verwendung von 108 pfu VV-GM-CSF. Man registriert
die Entwicklung des Wachstums des Tumors im Verlauf der Zeit, wie
in Beispiel 1 angegeben. Wie zuvor, beobachtet man bei bestimmten
Tieren der Testgruppe eine Verlangsamung des Wachstums der Tumore verglichen
mit den Vergleichsgruppen und der Negativkontrolle. Drei Mäuse von
10 zeigen eine vollständige
Regression der Tumore 15 Tage nach der Verabreichung des viralen
Vektors.