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Das Konzept des Fluoreszenzenergietransfer-(FRET-)Substrats
für hydrolytische
Enzyme wurde erstmals von Carmel et al. (FEBS Lett., 30, 11–14(1973))
vorgeschlagen; darin wurde ein Trypsinsubstrat beschrieben, wobei
als Donor Naphthyl und als Akzeptor Anthracen verwendet wurde. Seither
sind mehrere Proteasesubstrate beschrieben worden, bei denen dieses
Prinzip angewendet wurde. Bei diesem Ansatz werden die Donorfluorophor-
und Akzeptormoleküle
auf beiden Seiten der zu spaltenden Bindung plaziert, wobei sie
hinreichend nahe beieinander liegen, so daß ein großer Teil der Fluoreszenz des
Donorfluorophors durch strahlungslosen Energietransfer auf den Akzeptor
gequencht wird. Durch die Spaltung wird der Abstand zwischen Donor
und Akzeptor stark vergrößert, was
sich in einem Fluoreszenzanstieg äußert. Der Akzeptorteil braucht hierbei
kein Fluorophor zu sein; die entscheidende Voraussetzung besteht
darin, daß das
Absorptionsmaximum identisch oder nahezu identisch mit dem Emissionsmaximum
des Donorfluorophors ist. Gegebenenfalls kann es sich bei dem Akzeptor
selbst um einen Fluorophor handeln, wobei in diesem Fall nach der
enzymatischen Reaktion eine Abnahme der Energietransferfluoreszenz
des Akzeptorfluorophors erfolgen kann. Verschiedene Donoren und
Akzeptoren wurden verwendet, wobei ein bekanntes Paar aus einem
"in sequence"-Tryptophan als Donor und Dansyl als Akzeptor besteht.
Energietransfersubstrate sind besonders geeignet für Proteasen,
die im nativen Substrat sich C-terminal von der Spaltstelle befindende
Aminosäuren
in signifikanter Weise erkennen können; andere Proteasen, die
solche Erkennungsstellen nicht besitzen, werden zweckmäßigerweise
unter Verwendung von Peptiden mit fluorgenen oder chromogenen Abgangsgruppen
gemessen.
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Derzeitige FRET-Substrate sind auf
Fluorophore beschränkt,
bei denen eine Anregung mit W-Licht erforderlich ist. Dadurch wird
ihre Verwendung insbesondere in Screening-Verfahren für Verbindungen
eingeschränkt.
Weiterhin werden die Donor- und/oder Akzeptorspezies während der
Synthese des Peptidsubstrats gebunden. Dies erfordert im allgemeinen
spezielle Reagentien sowie ein "know-how" hinsichtlich ihrer Verwendung.
Dementsprechend lassen sich bei einem gegebenen Substrat eine Reihe
von Donor- und Akzeptorspezies nicht leicht beurteilen.
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Von Wang et al. (Tet. Lett., 1990,
13, 6493-6496) wird
ein Verfahren zur Herstellung fluorgener HIV-Proteasensubstrate
beschrieben, bei dem eine Addition von Donor- und Akzeptorspezies
an die N- und C-Termini eines Peptidsubstrats erfolgt. Doch sind,
wie von den Autoren eingestanden wird, die dabei befolgten Verfahrensweisen,
zu denen die Bindung des Fluorophors an den C-Terminus gehört, nicht
einfach. Insgesamt wird in dieser Veröffentlichung kein allgemein
anwendbarer Ansatz offenbart.
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Von Maggiora et al. (J. Med. Chem.
1992, 35, 3727–3730)
wird ein Verfahren zur Synthese von FRET-Substraten beschrieben, bei dem ein
mit EDANS markiertes (Donor-)Glutaminsäurederivat eingesetzt wird,
das während
der Peptidsynthese eingeführt
wird. Der Nachteil dieses Ansatzes besteht darin, daß, falls beispielsweise
aufgrund einer schwachen Aktivität
das EDANS-Derivat kein geeignetes Substrat ergibt, ein anderes Aminosäurederivat
hergestellt und das Peptid erneut synthetisiert werden muß. Den optimalen
Donor auszuwählen,
ist daher nicht einfach.
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Aus der WO 91/16336 ist ebenfalls
eine Klasse von intramolekular gequenchten FRET-Substraten bekannt,
wobei die getrennten Donor- und Akzeptorteile durch Festphasen-Peptidsynthese
direkt in das synthetisierte Peptid eingebaut werden.
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Es wurde nun von uns ein neues und
vorteilhaftes Verfahren zur Herstellung von FRET-Proteasesubstraten gefunden,
wobei nach Synthese des Polypeptidsubstrats ein Donor oder Akzeptor über die
Seitenkette einer in dem Polypeptid enthaltenen Aminosäure gebunden
wird. Dadurch lassen sich viele verschiedene Donor- und Akzeptorpaare,
von denen ein großer
Teil kommerziell erhältlich
ist, an die Peptidstruktur binden. Dementsprechend können wünschenswerte
Donor- und Akzeptorkombinationen leicht ausgewählt werden.
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In einem ersten Aspekt der vorliegenden
Erfindung wird ein Verfahren zur Herstellung eines Polypeptids als
Fluoreszenzenergietransfer-(FRET-)Substrat für die proteolytische Spaltung,
das einander entsprechende reaktive Fluoreszenzdonor- und -akzeptorspezies
auf entgegengesetzten Seiten einer proteolytischen Spaltstelle aufweist,
bereitgestellt, wobei in dem Verfahren eine geeignete reaktive Donor-
oder Akzeptorspezies mit einem zuvor synthetisierten Polypeptidsubstrat,
bei dem eine reaktive Seitenkette einer Aminosäure oder eine reaktive Aminogruppe
der N-terminalen
Aminosäure
auf der zu der einer gebundenen, entsprechenden Donor- oder Akzeptorspezies
jeweils entgegengesetzten Seite einer proteolytischen Spaltstelle
liegt, so daß die
Bindung des reaktiven Donors oder Akzeptors an die Aminosäure erfolgen
kann, in Kontakt gebracht wird und die Lage der gebundenen Donor-
oder Akzeptorspezies auf dem Polypeptid so gewählt wird, daß die Spaltung
des hergestellten FRET-Substrats
an der Spaltstelle ermöglicht
wird, wodurch die Trennung der Donor- oder Akzeptorspezies erfolgt.
In einer Ausführungsform
handelt es sich bei der reaktiven Seitenkette der Aminosäure um eine
Thiolgruppe.
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Mit dem obigen Verfahren können FRET-Proteasesubstrate,
die geeignete Donor- und Akzeptorspezies auf entgegengesetzten Seiten
einer proteolytischen Spaltstelle aufweisen, hergestellt werden.
Dies wird entweder durch eine vorausgehende oder eine nachfolgende
Reaktion des Polypeptidsubstrats mit der entsprechenden reaktiven
Donor- oder Akzeptorspezies erreicht. Unter "entsprechend" ist zu
verstehen, daß,
falls zunächst
ein Donor gebunden wird, dann danach ein geeigneter Energietransferakzeptor
gebunden wird, oder umgekehrt. Falls gewünscht, können sowohl Donor- als auch
Akzeptorspezies über
die Seitenketten von darin vorhandenen Aminosäuren gebunden werden.
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In einem weiteren Aspekt der Erfindung
wird ein Verfahren zur Herstellung eines Polypeptids als Fluoreszenzenergietransfer-(FRET-)Substrat
für die
proteolytische Spaltung, das einander entsprechende Fluoreszenzdonor-
und -akzeptorspezies auf entgegengesetzten Seiten einer proteolytischen
Spaltstelle aufweist, bereitgestellt, wobei in dem Verfahren eine
sich jeweils entsprechende reaktive Donor- und Akzeptorspezies unabhängig voneinander
mit einem zuvor synthetisierten Polypeptid, bei dem Aminosäuren mit
einer reaktiven Amino- und einer reaktiven Thiolbindungsstelle auf
beiden Seiten einer proteolytischen Spaltstelle liegen, so daß die Bindung
des reaktiven Donors und Akzeptors zu beiden Seiten der proteolytischen
Spaltstelle erfolgen kann, in Kontakt gebracht wird und die Lage
der gebundenen Donor- und Akzeptorspezies auf dem auf diese Weise
hergestellten FRET-Substrat
so gewählt
wird, daß die
Spaltung an der Spaltstelle ermöglicht
wird, wodurch die Trennung der Donor- und Akzeptorspezies erfolgt.
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In einem weiteren Aspekt der Erfindung
wird ein Verfahren zur Herstellung eines Polypeptids als Fluoreszenzenergietransfer-(FRET-)Substrat
für die
proteolytische Spaltung, das einander entsprechende Fluoreszenzdonor-
und -akzeptorspezies auf entgegengesetzten Seiten einer proteolytischen
Spaltstelle aufweist, bereitgestellt, wobei in dem Verfahren ein
Polypeptid, das eine freie Aminogruppe auf der einen Seite und eine freie
Thiolgruppe auf der anderen Seite einer proteolytischen Spaltstellt
enthält,
synthetisiert wird; eine thiolreaktive Donor- oder Akzeptorspezies
mit dem Polypeptid in Kontakt gebracht wird, um die Donor- bzw.
Akzeptorspezies an das Polypeptid zu binden; ein entsprechender
aminoreaktiver Donor oder Akzeptor mit dem Polypeptid in Kontakt
gebracht wird, um die entsprechende Donor- bzw. Akzeptorspezies
an das Polypeptid zu binden; wobei die Lage der gebundenen Donor-
und Akzeptorspezies auf dem Polypeptid so gewählt wird, daß die Spaltung
des hergestellten FRET-Substrats an der Spaltstelle ermöglicht wird,
wodurch die Trennung der Donor- und Akzeptorspezies erfolgt.
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Das Polypeptidsubstrat wird zweckmäßigerweise
durch direkte Synthese hergestellt, wie beispielsweise zusammenfassend
dargestellt in Solid Phase Peptide Synthesis, E Atherton und R C
Sheppard, IRL Press, 1989. Das Polypeptidsubstrat kann natürliche oder
nicht natürliche
(z. B. D-)Aminosäuren,
die durch natürliche oder
modifizierte Peptidverknüpfungen
verbunden sind, bzw. eine beliebige Kombination daraus enthalten.
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Die Bindungsstellen auf dem Polypeptidsubstrat
für die
reaktiven Donor- und Akzeptorspezies werden zweckmäßigerweise
von Amino- und Thiolgruppen bereitgestellt. Besonders zweckmäßigerweise
sind diese Gruppen im N-Terminus bzw. der Seitenkette eines Cysteinrests
enthalten. Ist natürlicherweise
keine geeignete Gruppe in der Sequenz vorhanden, so kann diese an
einer günstigen
Stelle eingefügt
werden, vorzugsweise indem ein nicht kritischer Rest ersetzt wird.
Beispielsweise läßt sich
die Thiolgruppe einführen,
indem ein nicht kritischer Rest durch Cystein ersetzt wird. Es versteht
sich, daß der
Begriff "an die Reaktion angepaßt"
sowohl Aminosäuren,
die von Natur aus an die Reaktion angepaßt sind, als auch chemisch
modifizierte Aminosäuren einschließt.
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Andererseits lassen sich die Stellen
auf dem Polypeptidsubstrat auch durch Einführung chemisch modifizierter
Reste während
der Peptidsynthese bereitstellen. Der Ausdruck "Bindung über die
Seitenkette einer Aminosäure"
umfaßt
daher die Bindung über
eine Seitenkette einer beliebigen Aminosäure, gleichgültig ob
modifiziert oder durch eine geeignete chemische Verknüpfung ersetzt.
Eine Bindung über
eine beliebige geeignete Verknüpfung,
durch die das Wasserstoffatom am α-Kohlenstoff
des Aminosäurerests
ersetzt wird, ist dabei nicht ausgeschlossen.
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Es ist ersichtlich, daß die Donor-
und Akzeptorspezies sowie die Art und Weise ihrer Bindung so ausgewählt werden,
daß sie
keine signifikante Auswirkung auf die proteolytische Spaltung des
Substrats haben.
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Im allgemeinen wird der N-Terminus
des ausgewählten
Peptids so gewählt,
daß er
einen ausreichenden Abstand zu der proteolytischen Spaltstelle aufweist,
so daß seine
Modifikation keine signifikante Auswirkung auf die Aktivität hat. Dies
variiert jedoch von Enzym zu Enzym, so daß als Beispiel der N-Terminus
zweckmäßigerweise
wenigstens 3 Aminosäuren
und in besonders zweckmäßiger Weise
mehr als 5 Aminosäuren von
der Spaltstelle entfernt ist. Ebenso wird der Bindungsort des Donor/Akzeptors
auf der Seitenkette so ausgewählt,
daß dies
keine signifikante Auswirkung auf die Aktivität hat. Dies variiert ebenfalls
entsprechend dem Enzym, doch sollte er, als Beispiel, wenigstens
3, vorzugsweise 5 Aminosäuren,
von der proteolytischen Spaltstelle entfernt sein. Der Gesamtabstand
zwischen den Bindungsstellen muß so
groß sein,
daß eine
sinnvolle Menge an Energietransfer stattfinden kann. Zwar möchten wir
nicht an theoretische Betrachtungen gebunden sein, doch hängt dies
von der vom Peptid in Lösung
angenommenen 3-dimensionalen Konformation ab. Für den schlimmsten vorhersehbaren
Fall wird angenommen, daß sowohl
eine lineare Struktur vorliegt als auch daß jede Aminosäure zu 3,8
Angström
berechnet wird. Daher sollte bei 50% Energietransfer und Annahme einer
günstigen
Dipolanordnung die Anzahl an Aminosäuren, die den Donor vom Akzeptor
trennen, weniger als Ro/3,8 betragen, wobei Ro derjenige Abstand
ist, der zu 50% Transfer führt.
Für eine
ausführlichere
Erläuterung,
siehe beispielsweise J. R. Lakowicz, Principles of Fluorescence
Spectroscopy, Plenum, 1983. Geeignete Experimente zur Bestimmung
der optimalen Positionen für
die Bindung der Donor- und Akzeptorspezies sind dem Durchschnittswissenschaftler
bekannt.
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Zu den für die Umsetzung an Thiolgruppen
geeigneten Reagentien gehören
mit Maleimid- oder Halogenacetylgruppen derivatisierte Donoren/Akzeptoren.
Diese können
typischerweise bei neutralem oder mäßig alkalischem pH-Wert und
zweckmäßigerweise
in stöchiometrischen
Mengen umgesetzt werden. Die Reinigung des Peptidderivats von überschüssigem Reagens,
falls vorhanden, läßt sich
zweckmäßigerweise
durch z. B. Gelfiltration oder Reverse-Phase-HPLC erreichen. Andere
Verfahren, beispielsweise Extraktion, können eingesetzt werden.
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Zu den für die Umsetzung an Aminogruppen
geeigneten Reagentien gehören
mit Isothiocyanaten, aktiven Carbonsäureestern, wie beispielsweise
Carbonsäuresuccinimidylestern,
oder Sulfonylhalogeniden derivatisierte Donoren/Akzeptoren. Diese
werden im allgemeinen bei mäßig alkalischem
pH in einem Überschuß gegenüber dem
Peptid umgesetzt. Die Reinigung läßt sich beispielsweise durch
Gelfiltration oder Reverse-Phase-HPLC erreichen. Andere Verfahren,
beispielsweise Extraktion, können
vom Durchschnittsfachmann eingesetzt werden.
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Zur Verwendung in den erfindungsgemäßen Verfahren
geeignete Donor- und Akzeptorreagentien sind dem Durchschnittschemiker
bekannt. Zu solchen Spezies gehören
die in "Molecular Probes: Handbook of Fluorescent Probes and Research
Chemicals" – Richard
P. Haughland – Molecular
Probes Inc. offenbarten. Falls ein gewünschtes Reagens kommerziell
nicht erhältlich
ist, so ist seine Synthese dem obenerwähnten Durchschnittschemiker
geläufig.
In einer Ausführungsform
handelt es sich bei der Donor- bzw. Akzeptorspezies um einen Fluorophor
im sichtbaren Bereich.
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Falls gewünscht, ist nur eine Art von
Gruppe notwendig, um die Bindung von Donor- und Akzeptorspezies
durchzuführen.
So werden beispielshalber nur Amino- oder Thiolgruppen, zweckmäßigerweise
Thiolgrup pen, benötigt.
Durch Zugabe von ungefähr äquimolaren
Mengen an entsprechenden Donor- und Akzeptorreagentien ergibt sich
ein Reaktionsgemisch, das etwa 50% des gewünschten Substrats enthält.
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Die obigen Verfahren lassen sich
auf jedes zur proteolytischen Spaltung geeignete Substrat anwenden.
Ein besonderes Substrat ist Big-Endothelin. Es ist ersichtlich,
daß jeder
geeignete Teil einer Substratsequenz verwendet werden kann, vorausgesetzt
daß die
Erkennungsstelle(n) und die proteolytische Spaltstelle vorhanden
sind. Als geeignetes Beispiel dient Big-Endothelin [16–38].
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Die obigen Verfahren lassen sich
auf die Synthese von Substraten für geeignete Proteasen, beispielsweise
Trypsin, Chymotrypsin, Elastase, Thrombin, Endothelin umsetzendes
Enzym, Angiotensin umsetzendes Enzym, HIV-Protease, Matrix abbauende
Proteasen, Kollagenasen, Pro-Hormone verarbeitende Enzyme, Pro-Zytokin
1, Wachstumsfaktor verarbeitende Enzyme und Signalpeptidasen, anwenden.
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Es versteht sich, daß mehr als
eine Donor- und Akzeptorspezies auf der FRET-Protease vorgesehen sein
kann, obwohl in der Praxis mehr als zwei Paare weniger zweckmäßig sind.
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In einem weiteren Aspekt der vorliegenden
Erfindung wird ein FRET-Proteasesubstrat bereitgestellt, wenn dieses
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt wurde.
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Aus dem oben Gesagten wird deutlich,
daß die
folgende Erfindung die Bindung vieler verschiedener Donor- und Akzeptorpaare
an die Peptidstruktur in einfacher Weise ermöglicht, so daß das am
besten geeignete Paar ausgewählt
werden kann. Zu den Faktoren, die bei dieser Auswahl zu berücksichtigen
sind, gehören das
erzielte Aktivitätsniveau,
das Ausmaß des
Energietransfers (durch das das Anfangsniveau der Substratfluoreszenz
bestimmt wird) sowie die Exzitations- und Emissionswellenlängen des
Donors bzw. Akzeptors.
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Eine besondere Verwendung der vorliegenden
Erfindung liegt in der Bereitstellung von FRET-Proteasesubstraten für das Screening von Verbindungen,
beispielsweise auf den Gebieten der Pharmazie und Agrochemie ebenso
wie in der allgemeineren Forschung. Bei diesen Verfahren werden
die Absorptionswellenlängen
der Mehrzahl der Testverbindungen vorzugsweise umgangen.
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Es ist ersichtlich, daß die erfindungsgemäßen FRET-Proteasesubstrate
in verschiedenen homogenen und heterogenen Assays zum Austesten
von Verbindungen einzeln oder als Gemische verwendet werden können.
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In einem weiteren Aspekt der vorliegenden
Erfindung wird ein FRET-Proteasesubstrat, das einen Fluorophor im
sichtbaren Bereich enthält,
bereitgestellt. Der Fluorophor wird vorzugsweise nach Synthese der
Polypeptidkette des Proteasesubstrats gebunden. Der Fluorophor im
sichtbaren Bereich wird besonders bevorzugt über eine Seitenkette einer
in der Polypeptidkette enthaltenen Aminosäure gebunden. Als Fluorophor
im sichtbaren Bereich (Exzitationsmaximum des Donors über etwa
350 nm) sind Fluorescein, Lucifer-Yellow, Acridinorange, Rhodamin
und seine Derivate, beispielsweise Tetramethylrhodamin und Texas-Rot,
sowie Fluoreszenzchelate bzw. -cryptate von Europium. Ein bevorzugter
Fluorophor ist Fluorescein.
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Geeignete Energietransferpaare finden
sich in der Literatur, beispielsweise in Applications of Fluorescence
in immunoassays (I. A. Hemmila, Wiley Interscience, 1991), oder
können
vom Durchschnittsfachmann gemäß den Prinzipien
des Energietransfers, wie sie beispielsweise in J. R. Lakowicz,
Principles of Fluorescence Spectroscopy, Plenum, 1983 zusammengefaßt sind,
eingesetzt werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird nun unter
Bezugnahme auf das folgende, ohne jedoch darauf beschränkt zu sein,
erläutert:
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- 1. Es wird eine gewünschte Peptidsequenz ausgewählt, die
die proteolytische Spaltungsstelle umfaßt.
- 2. Es wird eine sich C-terminal von der Spaltstelle befindende
Position ausgewählt,
die zu Cystein mutiert und als Bindungsstelle ohne Verlust der Substrataktivität verwendet
werden kann.
- 3. Das obige Peptid wird mit:
- (a) einem freien N-Terminus (der C-Terminus kann je nach Bedarf
frei oder aminiert sein) synthetisiert;
- (b) alle sich C-terminal von der proteolytischen Spaltstelle
befindenden Lysine oder Lysine, die bezüglich der Enzymaktivität als nicht
tolerant gelten, werden entweder zu einem nichtreaktiven Analog
(z. B. Arginin oder Dimethyllysin) "mutiert" oder reversibel geschützt;
- (c) alle sich N-terminal von der proteolytischen Spaltstelle
befindenden Lysine können
wie oben behandelt, oder, falls sie als tolerant gegenüber der
Konjugation eingestuft werden, an Ort und Stelle belassen werden (wobei
hier, falls gewünscht,
der N-Terminus modifiziert werden kann).
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Das Peptid weist nun eine oder mehrere
Aminogruppen auf einer Seite der Spaltstelle sowie ein einziges
Thiol auf der anderen Seite auf. Viele verschiedene thiolreaktive
und aminoreaktive Derivate von Fluorophoren und Akzeptormolekülen sind
kommerziell erhältlich,
einschließlich
vieler Moleküle,
die im sichtbaren Bereich des Spektrums arbeiten. Mit dem obigen
Peptid ist es daher möglich,
eine Reihe von geeigneten Energietransfersubstraten mit unterschiedlichen
Paaren und unterschiedlichen Orientierungen zu synthetisieren.
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Wird Big-Endothelin [16–38] als
das FRET-Proteasesubstrat
verwendet, gelten die obigen Komplikationen nicht, da keine Lysine
vorhanden sind. Wir haben Hinweise darauf erhalten, daß die Wahl
des Donor-Akzeptor-Paars
bei diesem Substrat einen signifikanten Effekt auf die Aktivität hat und
es daher sehr nützlich
ist, ein Screening von unterschiedlichen Paaren und Orientierungen
durchführen
zu können.
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Es ist unwahrscheinlich, daß Peptide
mit freien Cysteinen häufig
vorkommen, doch es wird erwartet, daß diesen in einer zu dem oben
für Lysin
beschriebenen Ansatz analogen Weise Rechnung getragen werden kann.
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Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme
auf die folgenden Beispiele und Figuren erläutert, ohne jedoch darauf beschränkt zu sein.
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In 1 ist
der Verlauf von zwei Reaktionen gezeigt, wie sie bezüglich Zeit
(x-Achse) und Fluoreszenzeinheiten (y-Achse) gemessen wurden. In
der ersten Reaktion wird nur das Substrat A zu dem Reaktionsansatz
gegeben, während
in der zweiten Reaktion sowohl Substrat A als auch Enzym zugegeben
werden. Zum Stoppen dieser zweiten, enzymkatalysierten Reaktion
wird Phosphoramidon zugegeben.
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In 2 ist
der im Zeitverlauf erhaltene Fluoreszenzanstieg unter Verwendung
des Substrats D als Substrat für
die Staphylokokkus-V8-Protease gezeigt (vgl. Beispiel 2). Die Reaktion
pendelt sich auf einem Niveau ein, das ca. 6,3fach höher als
das Startniveau liegt. Unter der Annahme, daß das Substrat während der Inkubation
vollständig
umgesetzt wurde, deutet dies darauf hin, daß das Substrat D zu ca. 84%
gequencht wurde.
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Beispiel 1
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Herstellung
des Ausgangspeptids
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Die ausgewählte Peptidsequenz wurde von
der des menschlichen Big-Endothelin-1, 16–37, abgeleitet, wobei Glu-26
zu Cys geändert
wurde:
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Dieses Peptid (Peptid I) wurde auf
einem Polyamidträger
mittels herkömmlicher
Fmoc-Chemie synthetisiert, wie in Solid Phase Peptide Synthesis,
E Atherton und R C Sheppard, IRL Press, 1989 beschrieben.
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Herstellung von ([Cys-26]Fluoresceinyl) – Peptid
I
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Zu einer Lösung von Peptid I in Wasser
(2 mg/ml) wurde eine äquimolare
Menge 5-Maleimidofluorescein (Molecular Probes, zugegeben als 5
mM-Lösung
in DMSO) zugegeben. Nach 10 Minuten wurden 0,3 Volumen 0,1 M NaHCO3,
0,9% NaCl-Puffer, pH 8,5 zugegeben. Nach weiteren 10 Minuten wurde
die Probe auf ihren Thiolgehalt mit Ellmans-Reagens getestet. Es
stellte sich heraus, daß der
Thiolgehalt gleich null war, was auf eine vollständige Kopplung hindeutet.
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Herstellung von Tetramethyrhodaminyl
([Cys-26]Fluoresceinyl)-Peptid (Substrat A)
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Zu ([Cys-26]Fluoresceinyl)-Peptid
I wurde 20 mM Tetramethylrhodaminisothiocyanat (Molecular Probes,
R-oder G-Isomer
oder Gemisch davon) in DMSO mit einer Endkonzentration von 2 mM
zugegeben und die Reaktion bei Raumtemperatur über Nacht im Dunkeln inkubiert.
Das Gemisch wurde auf einer Säule
mit in Wasser äquilibriertem
Sephadex G15 entsalzt. Das W-/sichtbare Spektrum zeigte Peaks von ähnlicher
Größe bei 495
nm und 553 nm, was auf die Anwesenheit ungefähr äquimolarer Mengen von sowohl
Fluorescein als auch Tetramethylrhodaminanteilen im Peptid hindeutet.
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Herstellung von Dimethoxyfluorescein
([Cys-26]Fluoresceinyl)-Peptid (Substrat B)
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Zu ([Cys-26]Fluoresceinyl)-Peptid
I (0,58 ml) wurden 0,116 ml 50 mM Dimethoxyfluorescein-N-hydroxysuccinimidester
(hergestellt nach dem in Anal. Biochem. 108, 156–161 beschriebenen Verfahren)
in DMSO zugegeben. Nach 2 Stunden wurden 0,5 ml DM zugegeben, um
das teilweise ausgefallene Material wieder aufzulösen, wonach
weitere 2,0 mg des Dimethoxyfluoresceinreagens in DMSO (0,15 ml)
zugegeben wurden. Nach weiteren 2 Stunden wurde das Produkt isoliert,
indem es durch eine Sephadex-Gl5-Säule (ca. 10 ml), die mit 0,2M
Tris-HCl-Puffer, pH 7,2: DMSO, 4 : 1, äquilibriert worden war, geleitet
wurde. Zusätzlich
zu einer Fluoresceinabsorption bei 495 nm war in dem W-Spektrum
eine Absorption bei 518 nm zu sehen, was mit ca. 1 Mol/Mol Dimethoxyfluorescein übereinstimmt.
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Herstellung von [Cys-26]Eosinyl)-Peptid
I
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Zu einer Lösung von Peptid I in Wasser
(2 mg/ml) wurden 1,1 Äquivalente
5-Maleimidoeosin (Molecular Probes, zugegeben als 5 mM-Lösung in
DMSO) zugegeben. Nach 15 Minuten wurden 0,3 Volumen 0,1 M NaHCO3,
0,9% NaCl-Puffer, pH B.5 zugegeben. Nach weiteren 15 Minuten wurde
eine Probe auf ihren Thiolgehalt mit Ellmans-Reagens getestet. Da etwas freies Thiol
nachgewiesen wurde, wurden weitere 0,16 Äquivalente 5-Maleimidoeosin
zugegeben. Nach einer weiteren Reaktionszeit von ungefähr 0,5 Stunden
stellte sich heraus, daß der
Thiolgehalt gleich null war, was auf die vollständige Kupplung hindeutet.
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Herstellung von Fluoresceinyl [Cys-26]Eosinyl)-Peptid
I (Substrat C)
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Zu ([Cys-26]Eosinyl)-Peptid I wurde
Fluorescein-5-isothiocyanat
(Molecular Probes) in DMSO mit einer Endkonzentration von 2,5 mg/ml
gegeben und die Reaktion bei Raumtemperatur über Nacht im Dunkeln inkubiert.
Das Gemisch wurde auf einer in 0,2M Tris-HCl-Puffer, pH 7,2, äquilibrierten
Sephadex-Gl5-Säule entsalzt.
Das UV-/sichtbare Spektrum zeigte Peaks von ähnlicher Größe bei 495 nm und 553 nm, was
auf die Anwesenheit ungefähr äquimolarer
Mengen von sowohl Fluorescein als auch Tetramethylrhodaminanteilen
im Peptid hindeutet.
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Substratauswertung
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Proben von Endothelin-umsetzendem
Enzym (Endothelin converting enzyme, ECE) wurden nach dem Verfahren
von Okada et al., Biochem. Biophys. Res. Comm., 3, 1192–1198 erhalten.
Eine höher
gereinigte Probe, die zur Auswertung des Substrats C verwendet wurde,
war ein Geschenk von M Abbott (Zeneca).
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Substrate wurden bei ca. 10μM in 0,2M
Tris-HCl-Puffer,
pH 7,2, inkubiert und mit ECE bei 37 Grad C in den Vertiefungen
von schwarzen Mikrotiterplatten (Labsystems) inkubiert. Die Fluoresceinfluoreszenz
wurde in verschiedenen Zeitabständen
auf einem Labsystems-Fluoroskan-Fluoreszenzplatten-Ablesegerät mit auf 490
bzw. 535 nm eingestellten Exzitations- bzw. Emissionsfiltern gemessen.
Nach einer ersten Inkubation von ca. 0,5 Stunden (um, so wird vermutet,
die Bildung eines stabilen Meniskus zu gestatten) wurde ein linearer Fluoreszenzanstieg
erhalten. Dies ist für
Substrat A in 1 dargestellt.
Ebenfalls gezeigt ist hier eine Kontrolle, in der kein Enzym vorhanden
war. Und ebenso die Auswirkung der Zugabe von Phosphoramidon, einem bekannten
Inhibitor von ECE, mit einer Endkonzentration von 0,3 mM.
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Die Umsetzung in Prozent pro Zeiteinheit
wurde für
jedes Substrat berechnet, und die Ergebnisse wurden mit der Umsetzung
dieser ECE-Präparation
von Big-ET verglichen, die typischerweise eine Umsetzung von ca.
25% pro Stunde ergab, wie mittels Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie
(High Pressure Liquid Chromatography – HPLC) geschätzt wurde.
Die Aktivitäten
der drei Substrate ergaben sich dadurch wie folgt:
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Die drei Substrate zeigen sehr unterschiedliche
Aktivitätsniveaus.
Das deutet darauf hin, daß das
erfindungsgemäße Verfahren
leicht zur Untersuchung der Aktivität von FRET-Proteasesubstraten,
bei denen unterschiedliche Fluorophore und Akzeptoren eingesetzt
werden, verwendet werden können.
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Beispiel 2
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Herstellung von Ausgangspeptiden
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Die ausgewählten Peptidsequenzen waren
wie folgt
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- 1. Für
das Endothelin-umsetzende Enzym, menschliches Big-Endothelin-1,
mit Änderung
von Glu-26 zu Cys:
- 2. Für
die Staphylokokkus-V8-Protease:
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Die obigen Peptide I und II wurden
auf Polyamidträgern
mit herkömmlicher
Fmoc-Chemie syntheti siert, wie in Solid Phase Peptide Synthesis,
E Atherton und R C Sheppard, IRL Press, 1989 beschrieben.
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Herstellung von [Cys-13]Fluoresceinyl – Peptid
II
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Zu einer Lösung von Peptid II in Wasser
(2,5 mg/ml) wurde eine äquimolare
Menge 5-Maleimidofluorescein (Molecular Probes, zugegeben als 13,3
mM-Lösung
in DMSO) zugegeben. Nach 10 Minuten bei Raumtemperatur wurden 0,3
Volumen 0,1M NaHCO3, pH 8,5, zugegeben und
die Lösung
weitere 15 Minuten inkubiert. Es wurde eine Probe auf ihren Thiolgehalt
unter Verwendung von Ellmans-Reagentien getestet: Dies ergab einen
98%igen Verlust an Thiol, was auf eine im wesentlichen vollständige Kupplung
hindeutet.
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Herstellung von Tetramethylrhodaminyl
[Cys-13]Fluoresceinyl-Peptid II (Substrat D)
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Zu [Cys-13]Fluoresceinyl-Peptid II
wurde 40 mM Tetramethylrhodaminisothiocyanat (Molecular Probes,
G-Isomer) in DMSO
unter Erhalt einer Endkonzentration von 4,3 mM gegeben und das Reaktionsgemisch bei
Raumtemperatur über
Nacht im Dunkeln inkubiert. Das Gemisch wurde dann auf einer in
Wasser äquilibrierten
Sephadex-G15-Säule entsalzt.
Das W-/sichtbare Spektrum zeigte Peaks von ähnlicher Größe bei 495 nm und 553 nm, was
auf die Anwesenheit ungefähr äquimolarer
Mengen von sowohl Fluorescein als auch Tetramethylrhodaminanteilen
im Peptid hindeutet.
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Auswertung der Substrate
für Endothelin-umsetzendes
Enzym (Substrate A, B und C)
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Dies wurde gemäß der in Beispiel 1 dargelegten
Vorschrift ausgeführt.
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Auswertung des Substrats für Staphylokokkus-V8-Protease
(Substrat D)
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Die Staphylokokkus-V8-Protease wurde
von Pierce Chemicals Co. bezogen.
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Zu einer Lösung von Substrat D (ca. 0,5
mikromolar in 0,2M Tris-HCl-Puffer, pH 7,2, 0,6 ml) in einer Fluoreszenzküvette wurde
V8-Protease (0,04 ml, 300 Einheiten) gegeben und der Fluoreszenzanstieg
in einem Spex-Fluoromax-Fluorimeter mit einer Exzitation bei 495
nm und einer Emission bei 515 nm sowie mit einem Graufilter von
OD 1,0 und Spaltbreiten von 5 nm verfolgt. Die Inkubation wurde
bei Umgebungstemperatur durchgeführt.
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In 2 ist
der erhaltene Fluoreszenzanstieg gezeigt. Die Reaktion pendelt sich
bei einem Niveau ein, das ca. 6,3fach höher als das Ausgangsniveau
ist. Unter der Annahme, daß das
Substrat während
der Inkubation vollständig
umgesetzt wurde, deutet dies darauf hin, daß das Substrat D zu ca. 84%
gequencht wurde.
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Dies zeigt, daß es sich bei dem Substrat
D um ein zur Einschätzung
der Staphylokokkus-V8-Protease geeignetes Substrat handelt.