DE69404353T2 - Verfahren zur Herstellung von halbsynthetischen Glykosaminoglykanen, die in 3-Position mit nukleophilen Radikalen substituierte alpha-L-Galakturonsäure enthalten - Google Patents

Verfahren zur Herstellung von halbsynthetischen Glykosaminoglykanen, die in 3-Position mit nukleophilen Radikalen substituierte alpha-L-Galakturonsäure enthalten

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Description

    Hintergrund der Erfindung
  • In der US-Patentschrift 5 010 063 wird die strukturelle Modifizierung in basischem Medium von Glykosaminoglykanen mit Heparin- und Heparanstruktur mit der nachfolgenden Isolierung aus dem Reaktionsgemisch der neuen Derivate, bezogen auf den Stand der Technik, beschrieben, was fehlerfrei durch die chemischen und physikalischen Eigenschaften und insbesondere durch das ¹³C-NMR-Spektrum gezeigt wird.
  • In der darauffolgenden US-Patentschrift 5 104 360 wird eine weitere strukturelle Modifizierung in basischem oder neutralem Medium beschrieben, wobei, ausgehend von den Produkten, die bei den Reaktionsbedingungen, die in der US-Patentschrift 5 010 063 beschrieben werden und von den Glykosaminoglykanen mit Heparin- oder Heparanstruktur, die als Ausgangsmaterialien in derselben Patentschrift verwendet werden, eine Reihe von neuen Produkten erhalten werden, die sich von denen, die in der Patentschrift beschrieben sind, unterscheiden und die neu sind, verglichen mit dem Stand der Technik, was fehlerfrei durch die chemischen und physikalischen Eigenschaften und insbesondere durch das ¹³C-NMR-Spektrum gezeigt wird.
  • Die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Produkte, die in der US-Patentschrift 5 010 063 beschrieben werden und die Ergebnisse der darauffolgenden strukturellen Untersuchung, die von Jaseia M., Rej R., Sauriol F., Perlin A.S. in Can. J. Chem 67, 1449-56 (1989) beschrieben werden, mit dem spezifischen Ziel, den Mechanismus der Reaktion bei der strukturellen Modifizierung in einem basischem Medium zu erklären, haben gezeigt, daß diese Derivate eine Modifizierung zeigen, die gerade eine der Saccharideinheiten betrifft, die für Glykosaminoglykane mit Heparin- oder Heparanstruktur charakteristisch sind, genauer gesagt, betrifft es die Einheit der α-L-Iduronsäure, sulfatiert in Stellung 2 und ihre Umwandlung in eine 2,3-Epoxygulonsäureeinheit. Die so erhaltenen Epoxide werden durch die folgende allgemeine Formel IV dargestellt:
  • Ähnlich konnte gezeigt werden, daß semisynthetische Glykosaminoglykane mit einer 2,3-Epoxygulonsäureeinheit und ebenfalls Glykosaminoglykane mit Heparin- oder Heparanstruktur bei den Bedingungen, die ähnlich waren, wie sie in der US-Patentschrift 5 104 860 beschrieben werden, strukturell modifiziert werden, wobei dies ebenfalls die Saccharideinheit von α-L-Iduronsäure, sulfatiert in 2-Stellung, betrifft und wobei eine Umwandlung dieser Saccharideinheit in eine Einheit der nichtsulfatierten α-L-Iduronsäure oder α-L-Galacturonsäure entsprechend der verwendeten Reaktionsbedingungen stattfindet. So werden in der US-Patentschrift 5 010 063 semisynthetische Glykosaminoglykane, die zwischen den Stellungen 2 und 3 der α-L-Iduron-2-O-schwefelsäure eine Epoxyfunktion enthalten, die als Ausgangspunkt dient, die Reaktionsbedingungen, die erforderlich sind, um sie herzustellen, beschrieben, während in der US-Patentschrift 5 104 860 Produkte, die sich von der weiteren Umwandlung des Epoxids ableiten und von denen bestimmt wurde, daß sie eine Einheit einer nichtsulfatierten α-L-Iduronsäure oder α-L-Galacturonsäure enthalten und die Reaktionsbedingungen, die erforderlich sind, um sie unter Verwendung des Epoxids selbst als Ausgangsmaterial oder als Alternative aus den Glykosaminoglykanen mit Heparin- oder Heparanstruktur, die als Ausgangsprodukte in der US-Patentschrift 5 010 063 beschrieben werden, herzustellen, beschrieben.
  • Darauffolgend werden in der publizierten europäischen Patentanmeldung EP 565 862 semisynthetische Glykosaminoglykane beschrieben, bei denen eine der Saccharideinheiten, die für Glykosaminoglykane mit Heparin- oder Heparanstruktur charakteristisch ist, spezifischer gesagt, die, die eine α-L-Iduron-2-O-schwefelsäure enthält, vollständig oder teilweise eine strukturelle Modifizierung erlitten hat, mit Umwandlung in eine α-L- Galacturonsäure mit einer nucleophilen Gruppe in der Stellung 3 substituiert ist. Das Verfahren, das in der publizierten europäischen Patentanmeldung beschrieben wird, betrifft die Herstellung semisynthetischer Glykosaminoglykane der allgemeinen Formel III
  • durch Behandlung der Epoxide der Formel IV, die in der US-Patentschrift 5 010 063 beschrieben werden, mit einem nucleophilen Reagens.
  • In Carbohydrate Research, Bd. 200 (1990), S. 437-447 wird beschrieben, daß Reste von α-L-Idopyranosyluronsäure-2-sulfat in Heparin einen Verlust der Sulfatgruppe durch intramolekularen Verschiebung in Natriumcarbonatlösung bei 100º erleiden, was zur Bildung eines Heparinanalogen führt, welches Reste von α-L-Galactopyranosyluronsäure enthält. Diese Bildung ist auf die selektive Hydrolyse des Oxiranrings von 2,3-Anhydro-α-L-guluronsäure, ein vergängliches Zwischenprodukt, das während der Entsulfatierungsstufe gebildet wird, zurückzuführen. Somit wird in dieser Literaturstelle beschrieben, daß wäßrige Lösungen, die ein nucleophiles Reagens enthalten, mit 2,3-Anhydro-α-L-guluronsäure unter Bildung des Hydrolyseprodukts, d.h. einer α-L-Galactopyranosyluronsäure reagieren, während keine andere nucleophile Gruppe mit dem 2,3-Epoxidzwischenprodukt reagiert.
  • Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein neues Verfahren zur Herstellung semisynthetischer Glykosaminoglykane der allgemeinen Formel III unter direkter Verwendung von Glykosaminoglykanen mit Heparin- oder Heparanstruktur der allgemeinen Formel I als Ausgangsmaterial zur Verfügung zu stellen.
  • Die Konfiguration des Uronsäurerests unterscheidet sich von der der Glykosaminoglykane mit Heparin- oder Heparanstruktur, was auf der Basis der chemisch-physikalischen Werte, insbesondere auf der Basis des ¹³C- NMR-Spektrums bestimmt wurde.
  • Das neue Verfahren betrifft eine Verbesserung des Verfahrens, das in der publizierten europäischen Patentanmeldung EP 565 862 beschrieben wird, weil in ihm als Ausgangsmaterial das Glykosaminoglykan der Formel I verwendet wird, während in der genannten europäischen Patentanmeldung das Ausgangsmaterial das Epoxyderivat der Formel IV ist, was seinerseits aus dem Glykosaminoglykan der Formel I gemäß dem Verfahren, wie es in der US- Patentschrift 5 010 063 beschrieben wurde, erhalten wurde. Der Vorteil der direkten Herstellung des Produkts der Formel III in nur einer Reaktionsstufe ausgehend von dem Glykosaminoglykan der Formel I anstelle seiner Herstellung mittels zwei aufeinanderfolgender Reaktionsstufen, wovon die erste das Syntheseverfahren, die Isolierung und Reinigung des Epoxids der Formel IV ausgehend von dem Glykosaminoglykan der Formel I umfaßt, ist offensichtlich im Hinblick auf die Gesamtausbeute und die industriellen Kosten.
  • Zur besseren Definition des Gebiets der vorliegenden Erfindung soll bemerkt werden, daß der Ausdruck Glykosaminoglykane mit Heparin- oder Heparanstruktur Polysaccharide bezeichnen soll mit einem Molekulargewicht zwischen etwa 3000 und etwa 50000 Dalton und die durch die Tatsache charakterisiert sind, daß sie eine Disaccharideinheit besitzen, die aus einer Uronsäure (welche eine α-L-Iduronsäure oder β-D-Glukuronsäure sein kann) und aus einem α-D-Glukosamin bestehen, die in alternierenden Sequenzen durch 1,4-glykosidische Bindungen verbunden sind, wie es von Gallagher J.T. und Walker A. in Biochem. J., 230, 665-674 (1985), Lindhal U., Kjellen L. in Thrombosis and Haemostasis 66, 44-48 (1991) und von Turnbull J.E., Gallagher J.T. in Biochem. J. 273, 553-559 (1991) beschrieben wird. Da die α-L-Iduronsäure in 2-Stellung sulfatiert sein kann und da das Glukosamin N-acetyliert, N-sulfatiert, 6-O-sulfatiert, 3-O- sulfatiert gemäß den variablen Stellungen der Substituenten sein kann, sind mindestens 10 unterschiedliche Disaccharideinheiten möglich, deren Kombination eine große Zahl unterschiedlicher Sequenzen ergibt. Beachtet man die am häufigsten dargestellten Disaccharideinheiten und die am häufigsten dargestellten Sequenzen, kann man mit sinnvoller Annäherung sagen, daß die allgemeine Formel I Glykosaminoglykane mit Heparin- oder Heparanstruktur
  • zugeordnet werden kann, worin R Wasserstoff oder den Sulfatrest (SO&sub3;&supmin;) bedeutet und worin m und n ganze Zahlen zwischen 1 und 100 sind.
  • In heparinstrukturierten Glykosaminoglykanen natürlichen Ursprungs ist der Wert von m hoch und die Disaccharideinheit A stellt etwa 80 % der Disaccharideinheiten dar; Im Gegensatz ist in heparanstrukturierten Glykosaminoglykanen natürlichen Ursprungs der Wert von n hoch, und die Disaccharideinheit B stellt etwa 80 % der Disaccharideinheiten dar. Die allgemeinen Formeln I und II sollen Zusammensetzungen der Hauptsaccharideinheiten bezeichnen, aber geben keinen Hinweis auf ihre Sequenz. Wie es dem Fachmann geläufig ist, ist es möglich, chemische Modifizierungen der Glykosaminoglykane natürlichen Ursprungs durchzuführen, beispielsweise durch Reaktionen der N-Entsulfatisierung, möglicherweise gefolgt durch Reaktionen der N-Acetylierung, wobei semisynthetische N-entsulfatierte Heparine oder N-entsulfatierte-N-acetylierte Heparine erhalten werden. Weiterhin können diese Glykosaminoglykane natürlichen oder semisynthetischen Ursprungs Entpolymerisationsverfahren unterworfen werden, wobei das Molekulargewicht auf Werte allgemein zwischen 3000 und 10000 Dalton gebracht wird.
  • Die strukturelle Modifizierung, die in der vorliegenden Anmeldung zur Herstellung neuer semisynthetischer Glykosaminoglykane beschrieben wird, umfaßt die partielle oder Gesamtumwandlung der Saccharideinheit von α-L-Iduron-2-O-schwefelsäure in eine Saccharideinheit der α-L-Galacturonsäure, substituiert durch eine nucleophile Gruppe in 3-Stellung mit dem darauffolgenden Verschwinden der Heparin- oder Heparanstruktur. Die strukturelle Modifizierung kann mit irgendeinem Typ von Verbindung mit Heparin- oder Heparanstruktur durchgeführt werden. Außer der Tatsache, daß sie selektiv ist, kann in der Tat das chemische Verfahren, das in der vorliegenden Anmeldung beschrieben wird, mit Glykosaminoglykanen mit Heparin- oder Heparanstruktur, die alle möglichen Sequenzen darstellen, durchgeführt werden; d.h. es ist unabhängig von dem Typ und dem Gehalt der Funktionalisierung der Saccharideinheit, die der Sequenz der Einheit der α-L-Iduron-2-O-schwefelsäure vorhergeht oder folgt, die das Reaktionsziel der strukturellen Modifizierung ist.
  • Die Struktur der neuen Produkte wird durch die allgemeine Formel III dargestellt
  • worin p + q = m bedeuten, wobei p eine andere Bedeutung als 0 besitzt, und m, n und R die oben gegebene Bedeutung besitzen und wobei -Z(R&sub2;)R&sub1; die nucleophile Gruppe bedeutet, die durch das erfindungsgemäße Verfahren eingeführt wurde. Die auf diese Art erhaltenen Verbindungen werden als "semisynthetische Glykosaminoglykane der allgemeinen Formel IV, worin -Z(R&sub2;)R&sub1; ... entspricht" beschrieben.
  • Die strukturelle Modifizierung, welche die Modifizierung der Saccharideinheit der α-L-Iduron-2-O-schwefelsäure in die Saccharideinheit der α-L-Galacturonsäure mit der Einführung der nucleophilen Gruppe in die Stellung 3 der α-L-Galacturonsäure umfaßt, führt nicht zu einer Entpolymerisierung der Glykosaminoglykane oder einer Änderung in der Verteilung des Molekulargewichts der Polysaccharidketten, die sie bilden, und aus diesem Grund kann die erfindungsgemäße Reaktion mit Glykosaminoglykanen mit Heparin- oder Heparanstruktur mit irgendeinem Molekulargewicht durchgeführt werden. Die erhaltenen Produkte können jedoch bekannten Verfahren für die chemische oder enzymatische Entpolymerisierung unterworfen werden.
  • Genaue Beschreibung der Erfindung
  • Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein neues Verfahren zur Herstellung semisynthetischer Glykosaminoglykane zur Verfügung zu stellen, wobei eine der Saccharideinheiten, die charakteristisch ist für Glykosaminoglykane mit Heparin- oder Heparanstruktur der allgemeinen Formel I
  • worin R Wasserstoff oder den Sulfatrest (SO&sub3;&supmin;) bedeutet und m und n ganze Zahlen mit Werten zwischen 1 und 100 bedeuten, eine strukturelle Modifizierung mit partieller oder gesamter Umwandlung der α-L-Iduron-2-O- schwefelsäure in α-L-Galacturonsäure, substituiert in 3-Stellung mit einer nucleophilen Gruppe der allgemeinen Formel II
  • R&sub1;-Z-R&sub2;
  • II
  • unter Bildung neuer semisynthetischer Glykosaminoglykane der allgemeinen Formel III
  • worin p + q = m bedeuten, und wobei p eine andere Bedeutung als 0 besitzt, und m, n und R die oben gegebene Definition besitzen und Z Sauerstoff, Schwefel oder Stickstoff bedeutet, R&sub1; eine geradkettige oder verzweigtkettige (C&sub1;&submin;&sub1;&sub2;)-Alkyl, Amin-, aromatische, Diazo- oder Hydroxylgruppe, substituiert oder nichtsubstituiert, bedeutet und R&sub2; nicht vorhanden ist oder Wasserstoff oder eine geradekettige oder verzweigtkettige (C&sub1;&submin;&sub6;)-Alkylgruppe bedeutet oder zusammen mit R&sub1; einen heterocyclischen Ring bildet, erlitten hat.
  • Die Gruppen, die sich von primären oder sekundären Aminen, sekundären heterocyclischen Aminen, Aminoalkoholen, Aminothiolen, Aminosäuren, Aminoestern, Peptiden, Alkoholen, Phenolen, Mercaptanen, Dithiolen, Thiophenolen, Hydroxylaminen, Hydrazinen, Hydraziden und Natriumazid ableiten, sind bei der Durchführung der vorliegenden Erfindung bevorzugt.
  • Besonders bevorzugt sind bei der Durchführung der vorliegenden Erfindung die Gruppen -Z(R&sub2;)R&sub1;, die von den folgenden nucleophilen Reagentien stammen: Glycin, Glycidylglycin, L-Cystein, Acetyl-L-cystein, L- Cysteinethylester, 2-Aminothiphenol, 1,3-Propandithiol, Cysteamin, Natriumazid, 2-Aminoethylbisulfat, Taurin, Thioglykolsäure, β-Alaninethylester, L-Cystin, Hydroxylamin, Glycyltaurin, Cysteinyltaurin, Glycylcystein, Glycylphenylalanin, Glycyltyrosin, 2-Aminoethanol, Glycinester mit 2-Aminoethanol, Glycinamid mit 2-Aminoethanol, Arginyllysin, Arginin, Lysin, 2-Aminoethanolester mit Essigsäure, Salicylsäure, Methionin, Glycylprolin, γ-Aminobuttersäure, Lysylprolylarginin, Threonyllysylprolin, Threonyllysin, Prolylarginin, Lysylprolin, Cholin, 4-(3-Aminopropyl)-2-hydroxybenzoesäure und 4-(2-Aminoethyl)-2-hydroxybenzoesäure.
  • Das Verfahren zur Herstellung der semisynthetischen Glykosaminoglykane der allgemeinen Formel III umfaßt die Umsetzung eines Glykosaminoglykans mit Heparin- oder Heparanstruktur der allgemeinen Formel I mit einem nucleophilen Reagens, dessen Gruppe von der allgemeinen Formel II mit umfaßt wird, in wäßriger Lösung und in Anwesenheit einer Menge einer anorganischen oder organischen Base, die ausreicht, irgendwelche sauren Gruppen, die in den nucleophilen Reagentien vorhanden sind in Salzform zu überführen und/oder die gleichen nucleophilen Reagentien aus irgendwelchen Salzen, die sie mit Substanzen saurer Natur bilden, freizusetzen und einen Überschuß an Alkalinität zu ergeben, daß das Reaktionsgemisch zwischen 0,5 und 6 N ist, bezogen auf die verwendete Base, bevorzugt zwischen 1 und 3 N. Die Reaktion erfolgt durch Zugabe des Glykosaminoglykans der Formel I in einer Menge zwischen 1 und 5 %, bezogen auf das Endvolumen der Lösung, zu einer wäßrigen Lösung, die das nucleophile Reagens und die anorganische oder organische Base enthält; das gleiche nucleophile Reagens kann als Base wirken, wenn es eine starke Base ist.
  • Die Menge an nucleophilem Agens liegt zwischen 1 und 200 Moläquivalenten, bevorzugt zwischen 10 und 100 Moläquivalenten, bezogen auf die dimere Einheit des Glykosaminoglykans der Formel I. Alkali- oder Erdalkalihydroxide, bevorzugt Natrium- oder Kaliumhydroxid, werden als anorganische Basen verwendet, wohingegen tertiäre Amine, wie Triethylamin, bevorzugt als organische Basen verwendet werden.
  • Das Reaktionsgemisch wird unter Rühren, möglicherweise in einer Inertgasatmosphäre, bevorzugt Stickstoff, wenn das nucleophile Reagens leicht oxidierbar ist, bei einer Temperatur zwischen 45ºC und 95ºC, bevorzugt zwischen 50ºC und 70ºC, während einer Zeit zwischen 30 min und 24 h, bevorzugt zwischen 2 und 6 h, gehalten.
  • Gegen Ende der Reaktion nach den Abkühlen wird das Reaktionsgemisch durch Zugabe einer wäßrigen Lösung aus Chlorwasserstoffsäure auf neutralen pH eingestellt. Der Überschuß an nucleophilen Reagens kann ggf. beispielsweise durch Extraktion mit einem Lösungsmittel, welches mit Wasser nichtmischbar ist, mit Chloroform oder Diethylether, oder durch Filtration, wenn es in wäßrigem Medium mit neutralen pH nicht löslich ist, entfernt werden. Die klare wäßrige Lösung kann weiter zu einem späteren Zeitpunkt durch Dialyse zuerst in fließendem Wasser und dann in destilliertem Wasser zum Abschneiden von 3000 Dalton gereinigt werden. Schließlich wird das semisynthetische Glykosaminoglykan der allgemeinen Formel III durch Lyophilisierung der wäßrigen Lösung, die es enthält, oder durch Präzipitation unter Zugabe eines geeigneten Lösungsmittels isoliert.
  • Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung, ohne sie zu beschränken.
  • Beispiel 1 Semisynthetisches Glykosaminoglykan der allgemeinen Formel III, worin -Z(R&sub2;)R&sub1; Glycyl entspricht.
  • 400 mg Heparinnatriumsalz werden zu 20 ml einer wäßrigen Lösung, welche 4500 mg Glycin und 4000 mg Natriumhydroxid enthält und die bei 60ºC in einem Thermostaten gehalten wird, zugegeben. Das Reaktionsgemisch wird bei 60ºC 3 h gerührt. Es wird dann auf Raumtemperatur abgekühlt, und der pH wird durch Zugabe einer verdünnten wäßrigen Lösung aus Chlorwasserstoffsäure neutralisiert. Die Lösung wird dann der Dialyse während 12 h in fließendem Wasser und 6 h in destilliertem Wasser zum Abschneiden von 3000 Dalton unterworfen, und sie wird schließlich lyophilisiert, wobei 380 mg des Produkts erhalten werden.
  • Beispiel 2 Semisynthetisches Glykosaminoglykan der allgemeinen Formel III, worin -Z(R&sub2;)R&sub1; Taurinyl entspricht.
  • Die Reaktion wird bei den gleichen Bedingungen, wie in Beispiel 1 beschrieben, unter Verwendung von 3750 mg Taurin anstelle von 4500 mg Glycin durchgeführt, wobei 400 mg Produkt erhalten werden.
  • Beispiel 3 Semisynthetisches Glykosaminoglykan der allgemeinen Formel III, worin -Z(R&sub2;)R&sub1; 1-Amino-3-carboxypropan entspricht.
  • Die Reaktion wird bei den gleichen Bedingungen, wie in Beispiel 1 beschrieben, unter Verwendung von 6200 mg 4-Aminobutansäure anstelle von 4500 mg Glycin und 3200 mg Natriumyhydroxid anstelle von 4000 mg durchgeführt, wobei die Reaktionszeit auf 4 h ausgedehnt wird.
  • Es werden 390 mg Produkt erhalten.

Claims (5)

1. Verfahren zur Synthese der semisynthetischen Glykosaminoglykane der allgemeinen Formel III
worin p + q = m, wobei p eine andere Bedeutung als 0 besitzt und m und n ganze Zahlen bedeuten, deren Wert zwischen 1 und 100 liegt, R Wasserstoff oder den Sulfatrest (SO&supmin;&sub3;) bedeutet und -Z(R&sub2;)R&sub1; eine nucleophile Gruppe bedeutet, worin Z Sauerstoff, Schwefel oder Stickstoff bedeutet, R&sub1; eine geradkettige oder verzweigtkettige (C&sub1;&submin;&sub1;&sub2;)-Alkylgruppe, Aminogruppe, eine aromatische Gruppe, eine Diazo- oder Hydroxylgruppe, substituiert oder nichtsubstituiert, bedeutet, R&sub2; nicht vorhanden ist oder eine geradkettige oder verzweigtkettige (C&sub1;&submin;&sub6;)-Alkylgruppe bedeutet oder zusammen mit R&sub1; einen heterocyclischen Ring bildet, umfassend die Umsetzung eines Glykosaminoglykans mit Heparin- oder Heparanstruktur der allgemeinen Formel I
mit 1 bis 200 Moläquivalenten, bezogen auf die dimere Einheit des Glykosaminoglykans mit Heparin- oder Heparanstruktur der allgemeinen Formel I, eines nucleophilen Reagenses, dessen Gruppe von der allgemeinen Formel II
R&sub1;-Z-R&sub2;
II
mit umfaßt wird, in wäßriger Lösung, die eine Menge einer anorganischen oder organischen Base enthält, die ausreicht, irgendwelche in den nucleophilen Reagentien vorhandenen sauren Gruppen in Salzform zu überführen und/oder die gleichen nucleophilen Reagentien aus irgendwelchen Salzen, die sie mit Substanzen saurer Natur bilden, freizusetzen und einen Überschuß an Alkalität so zu ergeben, daß das Reaktionsgemisch von 0,5 bis 6 N ist, bezogen auf die verwendete Base, ggf. in Inertgasatmosphäre, unter Rühren während einer Zeit von 30 min und 24 h bei einer Temperatur zwischen 45ºC und 95ºC, Neutralisation des pHs der kalten wäßrigen Lösung durch Zugabe einer wäßrigen Lösung aus Chlorwasserstoffsäure, ggf. Entfernung des Überschusses an nucleophilem Reagens durch Extraktion mit einem mit Wasser nichtmischbaren Lösungsmittel oder durch Filtration, Unterwerfen der wäßrigen Lösung der Dialyse mit fließendem Wasser und destilliertem Wasser und Isolieren des Produkts mittels Lyophilisierung der wäßrigen Lösung, die es enthält, oder durch Präzipitation durch Zugabe eines geeigneten Lösungsmittels.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge an nucleophilem Reagens zwischen 10 und 100 Moläquivalenten, bezogen auf die dimere Einheit des Glykosaminoglykans der allgemeinen Formel I, liegt und daß die Konzentration des Glykosaminoglykans in wäßriger Lösung zwischen 1 % und 5 % liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die verwendete Base ausgewählt wird aus Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid und Triethylamin und daß der Überschuß an Alkalinität so ist, daß das Reaktionsgemisch von 1 N bis 3 N, bezogen auf die verwendete Base, ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Gruppe -Z(R&sub2;)R&sub1; von primären oder sekundären Aminen, sekundären heterocyclischen Aminen, Aminoalkoholen, Aminothiolen, Aminosäuren, Aminoestern, Peptiden, Alkoholen, Phenolen, Mercaptanen, Dithiolen, Thiophenolen, Hydroxylaminen, Hydrazinen, Hydraziden und Natriumazid ableitet.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Gruppe -Z(R&sub2;)R&sub1; von Glycin, Glycylglycin, L-Cystein, Acetyl-L-cystein, L-Cysteinethylester, 2-Aminothiophenol, 1,3-Propandithiol, Cysteamin, Natriumazid, 2-Aminoethylbisulfat, Taurin, Thioglykolsäure, β-Alaninethylester, L-Cystin, Hydroxylamin, Glycyltaurin, Cysteinyltaurin, Glycylcystein, Glycylphenylalanin, Glycyltyrosin, 2-Aminoethanol, Glycinester mit 2-Aminoethanol, Glycinamid mit 2-Aminoethanol, Arginyllysin, Arginin, Lysin, 2-Aminoethanolester mit Essigsäure, Salicylsäure, Methionin, Glycylprolin, γ-Aminobuttersäure, Lysylprolylarginin, Threonyllysylprolin, Threonyllysin, Prolylarginin, Lysylprolin, Cholin, 4-(3-Aminopropyl)-2-hydroxybenzoesäure und 4-(2-Aminoethyl)-2-hydroxybenzoesäure.
DE69404353T 1993-03-29 1994-03-18 Verfahren zur Herstellung von halbsynthetischen Glykosaminoglykanen, die in 3-Position mit nukleophilen Radikalen substituierte alpha-L-Galakturonsäure enthalten Expired - Fee Related DE69404353T2 (de)

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