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Gärrohr Um den Zuckergehalt im Harn zu bestimmen, versetzt man denselben
mit etwas Hefe und mißt die entstandene Kohlensäuremenge. Die vorliegende Erfindung
bezieht sich auf einfach, bekannte Geräte, die im wesentlichen aus einem U-förmigen
Glasrohr bestehen und deren einer Schenkel oben geschlossen und mit einer Teilung
versehen ist. Der andere Schenkel ist oben ofen; durch ihn wird die zu untersuchende
Harnmenge eingefüllt. Sie kann in ihm ansteigen, wenn sie aus dem anderen Schenkel
durch die sich bildende Kohlensäure verdrängt wird. Diese bekannten Geräte haben
vor allen anderen Konstruktionen große Vorzüge, denn sie sind sehr einfach im Aufbau
und deshalb auch in der Handhabung. Sie besitzen keine schädlichen Rä. ume, die
bei Temperaturschwankungen zu erheblichen Fehlern Veranlassung geben, und sie weisen
keine Schliffe auf, wie dies bei anderen bekannten Apparaten der Fall ist, die aus
einem das Flüssiglceits-Hefe-Gemiscßh enthaltenden Glärzylinder bestehen, auf welchem
mit einem Schliff unter zwischenschaltung eines doppelt U-förmigen Rohres eine Gasauffangbürette
aufgesetzt ist, die an ihrem oberen Ende einen verschließbaren Hahn trägt. Diese
Schliffe bringen, besonders bei nicht ganz sachkundiger Behandlung, Undichtigkeiten
mit sich, durch welche die sich bildende Kohlensäure entweichen kanin. Der Gärprozeß
verläuft besonders bei geringer Zuckermenge und bei niederer Temperatur sehr langsam.
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Die geringste Undichtigkeit an einem Hahn oder sonstigen Glasschliffen
führt bei diesem langsamen Verlauf zu sehr unangenehmen Fehlergebnissen. Für die
Hand des ungeübten Laien bedeuten derartige Geräte eine Gefahr. Sie täuschen Zuckerfreiheit
vor, die nicht vorhanden ist. Die einfachen Geraute aber, die nicht undicht werden
können, liefern in ihrer bisherigen Form ebenfalls keine richtigen Ergebnisse. Dieses
ist vielfach festgestellt worden. Es sind auch öfters Vorschläge zur Abhilfe gemacht
worden. Bis jetzt jedoch ohne Erfolg, weil man die Ursache nicht richtig erkannt
hat. So nahm man an, daß bei dem aus einem U-Rohr bestehenden Gerät stets nur diejenige
Harnmenge an der Gasabscheidung in dem zur Messung dienenden geschlossenen Schenkel
beteiligt sei, die sich gerade noch in diesem Teil des Gerätes befindet. Die in
den offenen Schenkel verdrängte Harnmenge sei an dem Analysenergehnis nicht mehr
beteiligt, weil
die sich dort bildende KoMensäure in die Atmosphäre
entweicht, oder weil sie dort am Gärprozeß nicht beteiligt sei. Beide An@ nahmen
treffen jedoch nur zu für Gärröhrchen in die man etwas Quecksilber bringt, um mit
diesem den unteren Scheitelpunkt des Rohres zu verschließen. Die Verwendung von
Quecksilber aber kompliziert das einfache Gerät bzw. seine Handhabung. Das Quecksilber
muß nach beendeter Analyse von der Harn-He£e-Mischung durch Aus waschen getrennt
werden. Es gerät dabei meistens in Verlust und verteuert dadurch die Analyse erheblich.
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Es wurde nun gefunden und erkannt, daß sich der Gärvorgang immer
- nur in und an der Hefe abspielt und daß die Hefe auch bei guter Durchmischung
mit dem Harn sich in kürzester Frist am Boden der Gärgefäße absetzt, in einem U-förmigen
Gefäß am Scheitelpunkt der nach oben ansteigenden Schenkel. Infolgedessen ist in
derartigen Gärröhrchen die eingefüllte Harnmenge in weil selnden Anteilen an der
Analyse beteiligt.
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Die von der Hefe aufsteigende Kohlensiäure gelangt in beide Schenkel
und entweicht daher zum Teil.
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Gestaltet man das Gärrohr nun erfindangsgemäß so, daß unterhalb des
geschlossenen Schenkels, unmittelbar unter diesem oder seitlich angeordnet, sich
ein Absetzraum für die Hefe befindet, derart, daß die sich dort bildende Kohlensäure
beim Aufsteigen im wesentlichen nur in den geschlossenen Schenkel gelangen kann,
so nimmt die gesamte, in das Gärrohr eingefüllte Harnmenge, ganz gleich, wo sie
sich zeitweise befindet, an der Analyse teil. Der Zuckergehalt diffundiert stets
durch die ganze Flüssigkeitsmenge.
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Dler Gärvorgang spielt sich nur im Heferaum ab, und die gesamte gebildete
Kohlensaure wird infolge der Anordnung des Heferaumes unterhalb des geschlossenen
Schenkels und der seitlichen Abzweigung des offenen Schenkels nur in dem ersteren
aufgefangen.
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Die Abb. I und 2 der Zeichnung stellen Ausführungsbeispiele eines
Gärrohres nach der Erfindung dar. a ist in beiden Fällen der geschlossene Schenkel
des U-Rohres, b der offene Schenkel, c der Absietzraum für die Hefe. Bei der ersten
Ausführung liegt der Raum c senkrecht unter dem Schenkel a, während der So, Schenkel
b an einer kugelförmigen Erweiterung, die zwischen a und ci liegt, seitlich durch
ein etwa horizontales Rohrstück d angescilossen ist.
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Wird eine abgemessene, mit Hefe versetzte Harnmenge durch b nach
c und a eingefüllt. durch seitliches Neigen des Gärrohres, so daß, d und d, letzteres
Rohrstück bis zum aufsteigenden Teil, mit Harn angefüllt sind, so muß die sich an
der in c « gelagerten Hefe entwickelnde Kohlensäure -ich dem Schenkel a aufsteigen
und sich dort ansammeln, indem sie den Harn daselbst nach und nach in den Schenkel
b und seine kugelförmige Erweiterung verdrängt. Nach dem Rohrstück il und dem offenen
Schenkel b kann Kohlensäure nicht gelangen, da die senkrecht aus dem Raum c aufsteigenden
Bläschen ihren Weg nur nach a nehmen können.
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Bei der Ausführung nach Abb. 2 setzt sich die Hefe in dem schräg
nach unten geführten Sackrohr c ab, wenn durch den Schenkel b eine abgemessene Menge
mit Hefe versetzten Harns so eingefüllt wird, daß a und c sowie der untere Teil
von b damit angefüllt sind.
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Man erkennt, daß auch hier die sich an der Hefe in c entwickelnde
Kohlensäure ihren Weg nur nach a nehmen kann, da der Auftrieb der Kohlensäurebläschen
ein Abströmen nach b verhindert.
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Die sich im wesentlichen nur an der Hefe selbst abscheidende Kohlensäure
wird bei dem neuen Gerät vollständig in dem geschlossenen, mit keinem Schliff versehenen
Schenkel aufgefangen, sie kann durch Undichtigkeiten nicht entwiechen, und die gesamte
Harnmenge ist am Analysenergehnis beteiligt. Die Ungenauigkeiten, die mit den alten
Konstruktionen verbunden waren, sind beseitigt. Ihre einfache, absolut gasdichte
Form ist beibehalten, aber der lästige Quecksiiberverschluß ist vermieden. Die Herstellung
der neuen Gärrohre und ihre Eichung ist außerordentlich einfach. Die gleiche Genauigkeit
und Zuverlässigkeit konnte bisher mit solchen einfachen Geräten nicht erzielt werden.